Der Adolf-Hitler-Code

Hitlers größte Verunsicherung


Fachbuch, 2016

605 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

VORWORT

ADOLF HITLER, MEIN GROßVATER? EIN LEBEN IM SCHATTEN DER GESCHICHTE

HITLER UND GENEALOGIE
DIE BEDEUTUNG VON HITLERS AHNEN- UND STAMMTAFEL
DER KULT UM HITLERS FAMILIE NACH DEM ANSCHLUß 1938
Braunau
Hitlers Geburtshaus und die NS-Propaganda
Die NSDAP kauft das Haus
Sprengung wird verhindert
Die Nutzung nach 1945
Das Mahnmahl vor dem Haus
Das Haus wird unter Denkmalschutz gestellt
Die „Zeitgeschichte-Tage“ und das „Haus der Verantwortung“
Hitler verliert Heimat- und Ehrenbürgerrecht
Die Kehrtwende
Das Bundesministerium des Inneren will aus dem Mietvertrag heraus
Frau Pommer soll enteignet werden
Die Kommission zum historisch-korrekten Umgang mit dem Hitler-Haus
Auftrag
Fragestellungen an die Kommission
Mitglieder der Expertenkommission
Kritik an der Kommission
Kommissionsmitglieder lehnen Abriß ab
Ergebnisse der Expertenkommission
Der Innenminister will das Haus abreißen
Die „Lex Hitler-Haus“
Der Innenminister will einen Architektenwettbewerb
Der Innenausschuß vertagt das Problem
Ein Abriß löscht die Geschichte nicht aus
Denkmalschützer wollen das Hitler-Haus erhalten
Die Diskussion geht weiter
Die Eigentümer des Hauses
Lambach
Hafeld
Fischlham
Leonding
Das „Elternhaus des Führers in Leonding“
Der Tod von Hitlers Vater
Der Tod von Hitlers Mutter
Das „Grab der Eltern des Führers“
Die Auflassung des Grabes am 29.03.2012
Strones
Spital
Walterschlag
Döllersheim
Linz
Hitlers Ahnentafeln im Waldviertel
Das „Döllersheimer Ländchen“
Die „ rbeitsgemeinschaft Waldviertel“ und die hnen des „Führers“
Hitlers Ahnentafel im Schulunterricht

HITLERS FAMILIENNAME
HÄUFIGKEIT
DIE ERSTE ERWÄHNUNG EINES HYDLER (HITLER)
ADOLF HITTLER - EIN BELASTETER NAME

DIE LEGITIMIERUNG VON HITLERS VATER
MARIA SCHICKLGRUBER UND DIE FRAGE DES VATERS IHRES KINDES
NOTARIATSURKUNDE
TAUFBUCH
ALOIS DISTANZIERT SICH VON SEINEN FAMILIÄREN WURZELN

BIOLOGISCHE UND MEDIZINISCHE ASPEKTE
BIOLOGISCHE ASPEKTE
INZUCHT UND AHNENGLEICHHEIT
INZUCHT IM HAUSE HITLER
Heiratdispens wegen zu naher Verwandtschaft
Die Ehe von Hitlers Eltern
Hitler und Braunau
Hitler fürchtete sich, Vater zu werden
OTTO HITLER
ALOISIA VEIT
HITLERS PERSÖNLICHKEITSMERKMALE
WAR HITLER VERRÜCKT?
Was sagen Hitlers Ärzte zu seinem psychischen Verhalten?
Das „Morell-Protokoll“

HITLERS ANGEBLICHE JÜDISCHE ABSTAMMUNG
ERSTE GERÜCHTE
VERGLEICHSFÄLLE
Vergleichsfall Duesterberg
Vergleichsfall Csanád Szegedi in Ungarn
HITLER ÜBER SEINE HERKUNFT
EIN „ CHTELJUDE“ ALS VERLOBTER VON HITLERS NICHTE

DIE SS UND IHR MENSCHENZUCHTPROGRAMM
„VERLOBUNGS- UND HEIRATSBEFEHL DER SS“
DIE „RASSEGRUPPEN“
REINHARD HEYDRICH UND DIE GERÜCHTE ÜBER SEINE ABSTAMMUNG

HITLERS ANTISEMITISMUS
DAS MILIEU DES ELTERNHAUSES
EINWIRKUNGEN IN LINZ
EINWIRKUNGEN IN WIEN
EINWIRKUNGEN WÄHREND DES ERSTEN WELTKRIEGES
EINWIRKUNGEN IN MÜNCHEN
Hitlers Eintritt in die Politik
War Hitler Soldatenrat?
Aus Hitlers latentem Antisemitismus wird radikaler Judenhaß
Hitler wird Mitglied der Untersuchungs- und Entlassungskommission
Hitler wird Propaganda- und Vertrauensmann
Teilnehmer an antibolschewistischen Aufklärungskursen
Hitlers obsessiver Judenhaß entsteht
Hitlers „Judengutachten“ 1919
Hitlers Beitritt zur DAP
GEISTIGE WEGBEREITER
Die „Judenfrage“ und ihre „Endlösung“
Eugen Dühring fordert die „Vernichtung des Judenvolkes“ (1890)
ntisemitische Partei fordert „Vernichtung des Judenvolkes“ (1899)
lfred Ploetz fordert die „ usrottung minderwertiger Bevölkerungselemente“ (1895)
Der Einfluß von „Baur-Fischer-Lenz“: Der NS als „angewandte Biologie“
Fritz Lenz (1887-1976)
Erwin Baur (1875-1933)
Eugen Fischer (1874-1967)

HITLER - EIN ENKEL FRANKENBERGERS?
HITLER, ALS DIE „FRANKENBERGER-GESCHICHTE“ AUFKAM
SCHWERE INNERE KRISE DER NSDAP 1932/33
DIE ANGEBLICHE VORFAHRIN KATHARINA SALOMON
DIE JÜDISCHEN HITLERS
DIE ROTHSCHILD-HYPOTHESE
„Inside ihe Gestapo“
Der OSS-Bericht
DIE FRANKENBERGER-THESE VON HANS FRANK
Der Jude Frankenberger in Graz und Hitlers Großmutter
Jetzinger übernimmt die Frankberger-These
Die Widerlegung der Frankberger-These
Juden in Graz und den Alpenländern
Kommentare zur Frank-These
Gratzen statt Graz?
Rechtsextreme Verschwörungstheoretiker
Die Frankenberger-Geschichte als publizistische Waffe
Die Theorie von Frau Dr. Krumpöck
Die Freiherren von Pereira-Arnstein
Schloß Wetzlas
Ist die Frankenberger-Geschichte verschlüsselt?
Die Erpressung durch den Neffen
WARUM ERSCHEINT JOHANN GEORG HIEDLER ALS GROßVATER?

DIE NATIONALSOZIALISTISCHE SIPPENFORSCHUNG
DAS SIPPEN- UND DAS AHNENTAFELAMT DER SS
DER REICHSNÄHRSTAND WILL DORFSIPPENBÜCHER
DAS RASSENPOLITISCHE AMT DER NSDAP
DIE „NS-AUSKUNFT“
Dr. Achim Gercke
Das Amt für Sippenforschung in der Reichsleitung der NSDAP
DAS REICHSSIPPENAMT
„Sachverständiger für Rasseforschung“ beim Reichsminister des Innern
Der Fall Erhard Milch
Dr. Kurt Mayer als Leiter des Reichssippenamtes
FAMILIENKUNDLICHE ARBEIT IN DER SCHULE
ERB- UND RASSEKUNDLICHE GUTACHTEN

DER EINFLUß VON HITLERS ABKUNFT AUF SEINE POLITIK
DIE BEDEUTUNG VON HITLERS ABSTAMMUNG UND DIE NS-RASSEGESETZGEBUNG
HITLER WUßTE NICHT, WER SEIN GROßVATER WAR
HITLER 1919-1929
GLAUBHAFTE GERÜCHTE ÜBER EINE ANGEBLICHE JÜDISCHE ABSTAMMUNG HITLERS
HITLERS AHNENTAFEL WIRD ERFORSCHT
DIE VORFAHRIN SALOMON BRINGT EINE LAWINE INS ROLLEN
DIE SS UNTERSUCHT HITLERS ABSTAMMUNG
DIE GROßE BEDEUTUNG DER ABSTAMMUNGSFRAGE FÜR HITLERS „MISCHLINGSPOLITIK“
1929-1932: DER ANTISEMITISMUS TRITT BEI HITLER IN DEN HINTERGRUND
DER ANTISEMITISMUS DES NS-REGIMES 1933-1935
Normenstaat und Maßnahmenstaat
Taktische Gründe zur Mäßigung
Die drei Verfolgungswellen
Hitler hält sich offiziell zurück
DER BEGRIFF DES „ RIERS“
„artverwandten Blutes“
„RASSE“ - DER GRUNDPFEILER NATIONALSOZIALISTISCHER WELTANSCHAUUNG
„Rasse“ und Nationalsozialismus
Hitler - „rassisch“ begutachtet
Die Uneinigkeit bei der Definition des Wortes „Rasse“
Die „Rassenkunde des deutschen Volkes“ von Hans F.K. Günther
Die „Rassenkunde des deutschen Volkes“ im „Handbuch der Judenfrage“
Der Rassismus
Der Sozialdarwinismus
Hitler vermengt die Begriffe „Jude“ und „Rasse“
Der „wissenschaftliche ntisemitismus“
Die Willkür der nationalsozialistischen „Rasseprüfung“
Moderne Wissenschaftler lehnen die Einteilung der Menschen in „Rassen“ ab
DIE NÜRNBERGER RASSENGESETZE
DIE „MISCHLINGSPOLITIK“
Wer ist nun eigentlich ein Jude?
„Halbjuden“ sind „Mischlinge“und keine „Juden“
Bestimmung der „Rasse“ durch die Religion
Der Globke-Kommentar
Die Diktatur der Ahnentafel
nsichten über „Mischlinge“
Hitler überprüft persönlich alle Anträge auf Ausnahme von den Rassegesetzen
Die „Mischlingsgruppen“ der „Halbjuden“ und „Vierteljuden“
Status und Schicksal der „Mischlinge“
Hitler neigt eher zum Abwarten und Zaudern
VON DER ENTRECHTUNG DER JUDEN ZUM VÖLKERMORD
HÄRTERE PHASE DER NS-JUDENPOLITIK NACH VERÖFFENTLICHUNG VON KOPPENSTEINERS AHNENTAFEL
Koppensteiner erforscht Hitlers Genealogie: Keine Juden!
Die Juden sollen möglichst schnell aus dem Land getrieben werden
Die systematische Eingrenzung des jüdischen Lebensraumes
Die ndrohng der „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“
Der Zweite Weltkrieg und die Vernichtung der Juden
Ghettos und Deportationen
Massentötungen
„Krieg gegen die Juden“
Gab es einen schriftlichen Befehl Hitlers zur Ausrottung der Juden?
Der „Führer“ war über den Völkermord an den Juden bestens informiert
Konzentrations- und Vernichtungslager
DIE ISR ELISCHEN „HITLERS“ ODER D S „WEIßE SCH F“ DER F MILIE
(Johannes Theodor) Hans Hitler

JEAN LORET - HITLERS SOHN ?
DIE MASER-HYPOTHESE
DAS ANGEBLICHE HITLER-GEMÄLDE
LORETS WERDEGANG
DIE BESTELLUNG IN DAS HOTEL LUTETIA
DER ANONYME BRIEF UND LORETS ERSTE BEGEGNUNG MIT SEINER MUTTER
LORET KONTAKTIERT MASER
DAS ERBBIOLOGISCHE GUTACHTEN UND ANDERE BESTÄTIGUNGEN
HITLERS ERSATZFAMILIE
WER WAREN HITLERS KRIEGSKAMERADEN?
WAS SAGTEN HITLERS KRIEGSKAMERADEN?
WAS SAGEN PERSONEN AUS HITLERS „ENGEREM KREIS“?
MASERS RUF WIRD RAMPONIERT
CHARLOTTES SCHWESTER BESTREITET
WEITERE RÜCKSCHLÄGE FÜR MASER
ANDERE MALER IM LIST-REGIMENT
NEUE ERKENNTNISSE
LORETS KINDER SUCHEN WEITER
HITLER ALS SOLDAT IM ERSTEN WELTKRIEG
HITLERS MILITÄRISCHE LAUFBAHN
DIE HITLER-DNS
VERWANDTSCHAFTSARTEN
1 Genetische Verwandtschaft
2 Genealogische / Rechtliche Verwandtschaft
3 Verwandtschaft nach Kirchenrecht
EIN DNS-TEST KÖNNTE DAS RÄTSEL LORET LÖSEN (MULDERS 2008)
DIE DNS-ANALYSE 2014
Das Y-Chromosom der Hitlers, Hiedlers und Hüttlers:
Genetische Distanz
Y-DNS Standard Y-STR Werte
Zusammenfassung
Einführung: Haplogruppe und Haplotyp
Das „Urvolk“
E1b1b
„Jüdische Wurzeln? Zu welchem Prozentsatz ist man jüdisch?“
Ist Hitlers Haplogruppe E1b1b1 (E-M35) jüdisch?
Die Herkunftsgeschichte der Haplogruppe E
Verteilung der Subclades (Untergruppen):
Die Wanderungsgeschichte der Haplogruppe
Wie kam die Haplogruppe E1b1b nach Europa?
Die genetische Geschichte der Menschheit
Die Verteilung der Haplogruppe E1b1b (Y-DNS)
Prominente der Haplogruppe E1b1b
Interpretation
E1b1b oder E1b1b1?
Hitler und Klonen
Die „mutmaßliche Hitler-Schädeldecke“
Semenowski untersucht die „mutmaßliche Hitler-Schädeldecke“
Zjagin untersucht die „mutmaßliche Hitler-Schädeldecke“
Prokop untersucht die „mutmaßliche Hitler-Schädeldecke“
Die „mutmaßliche Hitler-Schädeldecke“ in Moskau
Bellantoni untersucht die „mutmaßliche Hitler-Schädeldecke“ (2009)
Meine Stellungnahme zur Bellantoni-These:

DIE DNS DER EVA BRAUN
War Eva Braun jüdischer Abstammung?
Die Ahnentafel der Eva Braun
Die DNS von Eva Braun
Haplogruppe N1b1 (mtDNS)
SCHLUßFOLGERUNG
QUELLEN UND LITERATUR
MATRIKEN
SAMMLUNGEN UND ARCHIVE
ENDNOTEN

Vorwort

Das Thema Adolf Hitler ist anhand der unzähligen Tonnen von schriftlichem Quellenmaterial natürlich nicht von einem einzelnen Historiker umfassend behandelbar. Daher muß hier naturgemäß eine Beschränkung stattfinden.

Longerichs Hitler-Biographie fußt auf dem Ansatz, daß Hitler wie jeder Mensch eine Persönlichkeit besaß, daß diese Persönlichkeit bestimmte Konstanten, Entwicklungslinien und Brüche aufweist, die sich beschreiben und analysieren lassen, und daß diese Analyse der Persönlichkeit für eine Erklärung seiner politischen Karriere fruchtbar gemacht werden kann. Hitlers Psyche, sein Gefühlsleben, seine körperliche Existenz, sein Lebensstil, sein Umgang mit anderen etc. - diese Aspekte gilt es als integralen Bestandteil dieser Persönlichkeit zu betrachten und da, wo es fruchtbar ist, in die Darstellung einzubeziehen.1 Dies gilt auch hier!

Der Nationalsozialismus sah sich selbst als "angewandte Biologie", das Dritte Reich war eine "Diktatur der Ahnentafel". Hitler und Himmler hatten einen Abstammungswahn und waren von dem Thema geradezu besessen. Ein weit zurückliegender jüdischer Vorfahre - und schon war eine Karriere in NSDAP oder SS ausgeschlossen. Umso mehr mußte es Hitler verunsichern, daß sein Großvater väterlicherseits letztlich unsicher ist. Es gab Gerüchte einer jüdischen Abstammung, die politisch gegen ihn in Stellung gebracht wurden und die ihn auch stark verunsicherten.

Im vorliegenden Werk geht es um Hitlers Abstammungswahn, die Bedeutung von Hitlers Vorfahren für die "Diktatur der Ahnentafel" der Nationalsozialisten. Da es im biologischen Sinne eine "jüdische Rasse" nicht gibt, mußte die Religionszugehörigkeit der Vorfahren als „Rassemerkmal“ herhalten, was absurd ist. Bei den Vorfahren geht es um Genealogie und Genetik. Hitlers größte Verunsicherung war die wahre Abstammung seines unehelich geborenen Vaters. Die neue These, daß nämlich Hitlers relativ "gemäßigte" Phase der Jahre 1930 bis 1937/38 vor allem auf seine Unsicherheit bezüglich seiner eigenen Abstammung zurückgeführt werden muß, stammt vom Verfasser, wurde im Film "Adolf Hitler - Mein Großvater?" grob präsentiert und wird in vorliegendem Buch breit dargestellt. Die Hitler-DNS wird vorgestellt, analysiert und in den großen Zusammenhang gebracht. Hatte er einen unehelichen Sohn? Ist die Hitler-Schädeldecke echt? Wie war das mit einer möglichen jüdischen Abstammung? Das Ergebnis hätte dem "Führer" zutiefst mißfallen!

Der Autor ist promovierter Historiker und wissenschaftlicher Genealoge, Spezialist des interdisziplinären Bereichs Genealogie & Genetik, Wissenschaftlicher Berater und Protagonist der Fernsehdokumentation "Adolf Hitler - mein Großvater?" sowie auch Berater bei "Dead Famous DNA" (Part 3 - Adolf Hitler and Eva Braun) von Double Act TV mit Mark Evans.

Einige Kapitel beruhen auf neue Forschungen, die hier erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Anderes hingegen ist die Zusammenfassung von Fakten, die der Wissenschaft gut bekannt ist, aber nicht dem interessierten Laien. Da die diesbezüglichen Publikationen viel zu verstreut sind, wird der Forschungsstand hier knapp zusammengefaßt. In diesem Fall wurde zuweilen auf die Endnoten verzichtet - nicht zuletzt aus Platzgründen.

Konstruktive Kritik ist immer willkommen!

Zum Schluß, aber nicht zuletzt möchte ich mich bei folgenden Personen bedanken:

- Mag. Nikolaus Wisiak von pre-tv sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
- Frau Dr. Ute Gebhardt, Regisseurin und Drehbuchautorin von "Adolf Hitler - mein Großvater?" sowie ihrem Filmteam (Werner Veits, René Schuh, Antonia Fritz),
- Herrn David Korn-Brzoza, Regisseur und Drehbuchautor von "Adolf Hitler - mein Großvater?" sowie seinem Filmteam,
- Herrn Dr. Philippe Charlier, Gerichtsmediziner, Paris,
- Herrn Prof. David Balding, Professor für genetische Statistik in London,
- Herrn a.Univ.Prof. Dr. Walther Parson, Leiter Forensische Molekularbiologie des Instituts für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck,
- Herrn Dr. Herbert Ullrich, Anthropologe, Berlin,
- Herrn Dr. Andreas Maislinger, "Haus der Verantwortung", Braunau;
- den Betreibern der Internetseite braunau-history.at ,
- Herrn Dr. Rudolf Maurer vom Rollettmuseum Baden;
- Herrn Dipl.-Soz. Sven Hartwig von der Nationalbibliothek Wien;
- Herrn Franz Kotzian vom Diözesanarchiv St. Pölten;
- Herrn Dkfm. Helmut Marchherndl, Leonding,
- den Geschwistern Frau Elisabeth und Herrn Philippe Loret,
- den Herren Roman und René Hiedler,
- Frau Anika Pilnei, Produktionsassistentin von Double Act,
- dem Team von Double Act TV, insbesondere Herrn Marc Evans mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
- Frau Britta von Eitzen M.A.,
- Herrn Peter Birrer-Ludin aus Reiden in der Schweiz,
- Herrn Prof. Dr. Jürgen Udolph, Zentrum für Namenforschung,
- und insbesondere meiner Frau Professoressa Dott.ssa N.D. Maria Triestina Jahn, geb. Morelli

für die Überlassungen von Materialen, Fotos, Finanzierung, Ermöglichen von Recherchen, Weitergabe von interessanten Informationen und Hinweisen. etc.

Adolf Hitler, mein Großvater? Ein Leben im Schatten der Geschichte

„1973 ist Elisabeth 20 Jahre alt, als ihr Vater, Jean-Marie Loret, dieses schwerwiegende Familiengeheimnis enthüllt. An jenem schicksalhaften Tag fühlt sich Elisabeth von einem der düstersten Bereiche der Geschichte eingeholt. Hin und her gerissen zwischen der Ablehnung dieses Vorfahrens und der Überzeugung ihres Vaters, beschließt sie schließlich daran zu glauben. Entgegen der Meinung der Mehrheit der Verwandtschaft akzeptiert sie ihren Vater bei seiner Suche nach seiner Identität zu begleiten. Dieser Vater, der während seiner ganzen Jugend versuchte zu wissen woher er kam. Der heute verstorbene Jean-Marie Loret hat als einzige Erbschaft eine unvollendete Suche und die Heftigkeit dieser Enthüllung, die Elisabeth Tag für Tag verfolgt. 37 Jahre später ist es an der Zeit mit den Zweifeln abzuschließen und das Schweigen über ihre Wurzeln zu brechen.“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Projektart: Dokumentation

Produktionsgesellschaft: pre tv Gesellschaft für Film- und Videoproduktion mbH Infolink: www.pretv.at

Regie: David Korn-Brzoza, Dr. Ute Gebhardt

Drehbuch: David Korn-Brzoza, Dr. Ute Gebhardt

Wissenschaftliche Beratung: Dr. Ralf G. Jahn, Dr. Philippe Charlier, Prof. David Balding Kamera: Charles Sautreuil, Walter Reichl

Ton: Nicolas Klein, Rene Schuh Kostüm: Veronika Albert Maske: Claudia Herold

Szenenbild: Matthias Götzelmann Schnitt: Paul Le Grouyer

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

"Adolf Hitler ist Euer Großvater?" Die Enthüllung fällt wie ein Schwert auf den Nacken von Elisabeth Loret und auf denjenigen ihrer Geschwister. Ihr Leben kippt. 1973 ist Elisabeth 20 Jahre alt, als ihr Vater, Jean-Marie Loret, dieses schwerwiegende Familiengeheimnis enthüllt. Dieser Dokumentarfilm ist eine historische Untersuchung über drei Generationen. Elisabeth Loret nimmt die Recherchen ihres Vaters Jean-Marie Loret - vermutlicher Sohn von Hitler - wieder auf, und begibt sich zurück auf die Spuren ihrer Großmutter Charlotte Lobjoie, die am Sterbebett ihrem Sohn gesteht, dass sein Vater Adolf Hitler ist. Dieser Film führt von 1917 bis heute die drei Schicksale vor Augen, von dem Augenblick an, wo sie den Weg Adolf Hitlers, den Soldaten, Führer, und schließlich einem der düstersten historischen Figur der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts kreuzen. Gespräche mit Historikern, Überprüfung der Chronologie, Erinnerungen, alle erstaunlichen Dokumente, die schon von Jean-Marie Loret während seiner Identitätssuche gesammelt wurden, werden zusammen getragen, um das Familienpuzzle zu rekonstruieren. Aber es ist die genetische Analyse, die es ermöglichen wird, die Zweifel aus dem Weg zu räumen. Zwei Mitglieder der mit Hitler verwandten österreichischen Familie haben zugestimmt, Proben zur Verfügung zu stellen, um DNS Tests durchzuführen.

Die pre tv Gesellschaft für Film- und Videoproduktion mbH in Wien (Mag. Nikolaus Wisiak) ist mit seinen Koproduktionspartnern Touch Films und Programm 33 (Paris) Initiator der DNSUntersuchungen.

Die von der pre tv Gesellschaft für Film- und Videoproduktion m.b.H. hergestellte Dokumentation "Adolf Hitler - Mein Großvater?" wurde am Dienstag, dem 24. Mai 2016, um 00:40 Uhr auf PULS 4 erstmals ausgestrahlt.

Die französische Filmfassung konzentriert sich auf den Fall Loret, die österreichische Version ist in Teilen neu gedreht. Hier steht insbesondere Hitlers Abstammungswahn im Vordergrund, die Bedeutung von Hitlers hnentafel für die „Diktatur der hnentafel“ der Nationalsozialisten.

Hitler und Genealogie

„Von Familiengeschichte habe ich gar keine Ahnung. Auf dem Gebiet bin ich der Allerbeschränkteste. Ich habe auch früher nicht gewußt, daß ich Verwandte habe. Erst seit ich Reichskanzler bin, habe ich das erfahren. Ich bin ein vollkommen unfamiliäres Wesen, ein unsippisch veranlagtes Wesen. Das liegt mir nicht. Ich gehöre nur meiner Volksgemeinschaft an.“2

Nach Barbara Hamann sah sich Hitler wahrscheinlich erst als Politiker gezwungen, sich für seine verwickelten Familienverhältnisse zu interessieren: als sie nämlich 1932 als gefährliche Wahlkampfmunition gegen ihn verwendet wurden. Dabei argumentierten seine Gegner überzeugend, ein Politiker, der der Abstammung eines Menschen einen so entscheidenden Wert beimesse wie er, müsse es sich gefallen lassen, daß auch seine eigene Abstammung untersucht werde.3

Hitler war bezüglich seiner Herkunft im allgemeinen sehr zurückhaltend.4 Viele peinliche Geschichten über seine Verwandten suchte er zu verbergen, und er verbot Veröffentlichungen über seine Familie oder seine Jugend.5 Hitler erfand seine eigene Geschichte und veränderte dabei seine soziale Herkunft. Menschen, die zu viel über seine Vergangenheit wußten, ließ er - angeblich - sogar beseitigen, so wird es zumindest behauptet.6 Konkrete Angaben dazu fehlen aber!

Zu seinem Neffen William Patrick soll der „Führer“ im Jahre 1930 gesagt haben: „Die Leute dürfen nicht wissen, wer ich bin. Sie dürfen nicht wissen, woher ich komme und aus welcher Familie ich stamme.“7

ls Hitler in seinen „Tischgesprächen“ über „Napoleons politische Fehler“ referierte, äußerte er sich auch zum Thema „Familiensinn“: Wenn einer eine Stellung wie Napoleon bekleide, müsse er seinen Familiensinn ausschalten. Überall, wo Vetternwirtschaft im staatlichen Leben auftreten, seien Schwäche und Untergang ihre Folgen. Mit ihrem Erscheinen höre das Leistungsprinzip auf.8 Offenbar verabscheute Hitler Nepotismus und die Übervorteilung von Familienmitgliedern.

Historische Quellen lassen aber erkennen, daß Hitler durchaus einen gewissen Familiensinn besaß, über das Wohl seiner Blutsverwandtschaft informiert war und sich darum manchmal auch sorgte. Regelmäßig lud er Familienmitglieder zu besonderen Festen und Ereignissen ein. So verschenkte er Eintrittskarten für die Festspiele in Bayreuth oder für die Olympischen Spiele in Berlin und in Garmisch-Partenkirchen. 1930 nutzte er angeblich eine Parteiversammlung als Gelegenheit für ein Familienfest.9

Zugunsten seiner Geschwister verfügte Hitler im Mai 1938 in seinem Testament. Darin versprach er Paula und ngela „auf Lebenszeit monatlich“ einen Betrag von 1000 Reichsmark und seinem „Stiefbruder Alois einen einmaligen Betrag von 60 000 (sechzigtausend) Mark“. uch seine entfernte Familie im Waldviertel hatte er nicht vergessen: „Für meine Verwandten in Spital Niederösterreich den einmaligen Betrag von 30 000 (dreißigtausend) Mark.“ Hitler entschied: „Die Verteilung dieses Betrages bestimmt meine Schwester Paula in Wien.“

Bis an sein Lebensende schien er sich gewisser familiärer Verpflichtungen bewußt gewesen zu sein. Seinen beiden Schwestern Paula und Angela half er immer wieder dabei, den Unterhalt zu finanzieren, und gegen Ende des Krieges kümmerte er sich um ihren Schutz und ließ Gelder für die Flucht überbringen. Mitte April 1945, als das Reich zusammenbrach, befahl er dem SS-Kommando

Obersalzberg, seine beiden Schwestern nach Berchtesgaden zu evakuieren: Angela befand sich im zerbombten Dresden und Paula in ihrem Sommerhaus im Waldviertel. Als Hitler selbst keine Möglichkeit mehr sah, sich von Berlin aus in Sicherheit zu bringen, diktierte er im Bunker der Reichskanzlei ein zweites Testament. Bei der Aufteilung seines Vermögens verfügte er, „alles das, was persönlichen Erinnerungswert besitzt oder zur Einhaltung eines kleinen, bürgerlichen Lebens notwendig ist, meinen Geschwistern abzutreten“.

Zur gleichen Zeit war sein persönlicher Adjutant Julius Schaub offenbar mit einer halben Million Reichsmark nach Berchtesgaden unterwegs. Hunderttausend Mark davon sollte er unter seinen Geschwistern Angela und Paula aufteilen. Wenig später beging Hitler Selbstmord. Das Foto seiner Mutter behandelte er stets wie ein Heiligtum.

Adolf Hitler hat später in seinem Buch „Mein Kampf“ seine Geschwister mit keinem Wort erwähnt. Er wollte darüber auch nicht befragt werden. Daher wollte er auch nicht, daß Angela oder Paula über das Elternhaus und die Geschwister Auskunft geben. Adolf Hitler wollte nicht, daß die Version seiner Biographie, die er in „Mein Kampf“ festgeschrieben hatte, von anderen, selbst nicht von den eigenen Geschwistern ergänzt und verbessert wird.10

Mit seiner älteren Halbschwester Angela verstand sich Adolf am besten von allen Familienangehörigen. Bis zur ihrer Heirat 1903 war sie die beste Freundin, die einmalige Haus- und Nachhilfelehrerin ihres Bruders. Für ihn war sie eine respektierte Autorität, während er gleichzeitig der allzu nachgiebigen Mutter vieles abbettelte.11

Doch der Mythos vom Führer ohne Familiensinn lebt fort. Auch neuere Biographien behandeln die Familie Hitlers bestenfalls am Rande. Es herrscht die Behauptung vor, daß es kaum möglich oder unbedeutend sei, in Hitlers Privatleben vorzudringen. In mehr als siebzig Jahren Geschichtsschreibung haben Historiker wenig dazu beigetragen, seine wahre familiäre Einbindung zu beleuchten und damit einen grundsätzlichen menschlichen Aspekt des Mannes in ihre Analysen mit einzubeziehen.

Weiterhin scheint die Vorstellung verbreitet, Hitler sei eine ahnenlose Gestalt, eine einmalige historische Erscheinung ohne Blutsverwandtschaft gewesen - so einmalig wie der Schrecken und die Gewalt, die der Diktator in der Welt anrichtete. Richtig ist: Der singuläre Schrecken des Holocaust wurde von einem Mann verursacht, der Bruder, Halbbruder, Neffe, Cousin, Onkel und sogar Großonkel war.12

Im August 1908 brach Hitler mit seiner Familie, nachdem diese ihn immer wieder bedrängt haben sollen, endlich einen „ordentlichen Beruf“ zu ergreifen.13 Seine Schwestern Angela und Paula traf er erst 1920 bzw. 1921 wieder. Der Kontakt der Hitler-Geschwister intensivierte sich nun von Jahr zu Jahr. Gegen Ende der 1920er Jahre lebte Angela mit ihrer Tochter Elfriede als Wirtschafterin im Haus Wachenfeld auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden. Angelas ältere Tochter Geli war inzwischen in die Wohnung ihres Onkels Adolf am Prinzregentenplatz in München eingezogen.

Zweifelsohne widmete Hitler seiner Nichte Geli die größte Aufmerksamkeit, doch auch seine Neffen vergaß er nicht. In den 1920er und frühen 1930er Jahren ließ er lois’ Sohn Heinz immer wieder Geschenke zukommen. Einem anderen Neffen versuchte Hitler gar das Leben zu retten: Als Angelas Sohn Leo 1943 während der Schlacht von Stalingrad in Gefangenschaft geriet, schlug Hitler vor, Leo gegen Stalins Sohn Jakob auszutauschen, den die Deutschen außerhalb von Leningrad festgenommen hatten und seitdem gefangenhielten. Stalin aber lehnte Hitlers Vorschlag ab.

Die Einblicke in den Quellen geben Zeugnis von einem Diktator, der sich familiären Verpflichtungen hingab. Er war ein Leitwolf innerhalb seines Familienrudels, der das soziale Gefüge aktiv förderte und mitunter sogar für die Verwandten sorgte.14

Die Bedeutung von Hitlers Ahnen- und Stammtafel

Adolf Hitler wußte nicht, wer sein Großvater väterlicherseits war.15 Daß sein Vater nachträglich (nach dem Tode des angegebenen Erzeugers) legitimiert wurde, war noch kein hundertprozentiger Beweis dafür, daß der Müllergeselle Johann Georg Hiedler auch der biologische Großvater väterlicherseits von Adolf Hitler war.

Der österreichische Genealoge Karl Friedrich von Frank bot seine Dienste an. In seinen monatelangen Forschungen wertete er Kirchenbücher und Akten aus, insgesamt 1200 Dokumente trug er akribisch zusammen. Frank übergab 1932 Hitler nur die fertige Ahnentafel, behielt aber das gesamte Grundlagenmaterial für den persönlichen Gebrauch zurück, das er in seinem Schloß Senftenberg aufbewahrte. Der Historiker Florian Beierl hat dieses Material, das lange als verschollen galt, vor einigen Jahren wiederentdeckt.16

Die von Frank erstellte hnentafel lieferte Hitler die dringend benötigte „saubere“ Herkunft, und in einem Dankesschreiben an den Genealogen schrieb der „Führer“: „Soweit meine Schwester und ich es beurteilen können, stimmt sie durchaus.“ Endlich, davon war Hitler überzeugt, konnte er die Zweifler zum Verstimmen bringen, und ließ die Ahnentafel veröffentlichen.

Verdächtig war aber Hitlers Gegnern, daß unter der Nr. 45 eine „Katharina Salomon“ aufgeführt wird.„Der wiederholt 17

„Das Auftauchen dieses jüdisch klingenden Namens war der Auftakt zu heftigsten Spekulationen über eine angebliche jüdische Abstammung Hitlers. Ausgerechnet aber in diesem Punkt“, so die Historikerin Brigitte Hamann, „machte der Genealoge offenbar einen Fehler.“18 Zwar korrigierte Frank seinen „Fehler“ umgehend und ersetzte im Sonderdruck „ hnentafel berühmter Deutscher“ (1932)19 die Katharina Salomon durch eine „Maria Hamberger“. Doch die Untersuchungen des Genealogen Karl Friedrich von Frank hatten aufgrund der für einen Außenstehenden schwer nachvollziehbaren nachträglichen Streichung der Salomon-Vorfahrin für die Öffentlichkeit an Glaubwürdigkeit eingebüßt. „Als endlich 1933 die von Frank korrigierte und erweiterte Ahnentafel erschien - ohne den Namen Salomon -, verstärkte dies nur die Vermutungen, daß hier etwas absichtlich vertuscht werde“.20

Ein Gefälligkeits-Gutachten sei es, vermutete mancher.

Tatsächlich war der österreichische Ahnenforscher Karl Friedrich von Frank ein NS-Sympathisant. In einem Brief an den „Führer“-Stellvertreter Rudolf Heß schrieb er: „Es gereicht mir zur außerordentlichen Genugtuung, daß ich durch diese meine Arbeit die einwandfreie Widerlegung der verschiedenen böswilligen Ausstreuungen über die Abstammung des Herrn Reichskanzlers der breiteren Öffentlichkeit bekanntmachen konnte.“21

Eine Wiener Zeitung aus dem damals noch unabhängigen Österreich kündigte im Juli 1933 unter der Schlagzeile „Sensationelle Spuren der Juden Hitler in Wien“ neue Enthüllungen an und zeigte Photographien von jüdischen Grabsteinen mit Namen wie Hüttler oder Hiedler. Wenig später druckte dieselbe Zeitung unter der Überschrift „Hitlers Judentum notariell bestätigt!“ den Stammbaum einer Familie Hiedler aus Polna in der Tschechoslowakei ab. Sie betrafen zwar keineswegs Hitlers eigene Verwandtschaft, aber Hitler bereiteten diese Artikel doch Kopfschmerzen, denn sie sorgten für reichlich Wirbel und bereiteten ihm Schwierigkeiten. Jüdische Hitlers aus Österreich finden sich auf zahlreichen Passagierlisten der Auswandererschiffe, die zwischen 1895 und 1923 New York erreichten. Aber auch zwischen diesen Hitler-Namensträgern und dem „Führer“ ließen sich keine verwandtschaftlichen Beziehungen herstellen.22

Erst durch die Forschungen von Hofrat Rudolf Koppensteiner (1937)23 konnte Hitler beruhigt sein und brauchte sich nicht mehr als mutmaßlichen „Vierteljuden“ sehen. Einher ging eine drastische Verschärfung seiner antisemitischen Politik („Reichsprogromnacht“ 9.11.1938) von der Diskriminierung einschließlich gelegentlicher Terrorisierung hin zum totalen Völkermord.

Merkwürdig ist: Hitler hat sich für seine eigene Ahnenliste wenig interessiert und - im Unterschied zu Himmler (dieser hatte am 17.02.1938 die Reichsstelle für Sippenforschung besucht) - das Reichssippenamt oder die Ahnenstammkartei niemals persönlich besucht. Im allgemeinen war Hitler hinsichtlich seiner Herkunft sehr zurückhaltend.24

Viele peinliche Geschichten über seine Verwandten (aus seiner Sicht) versuchte er zu verbergen, und er verbot Veröffentlichungen über seine Familie oder seine Jugend.25 Gründe dafür gab es genug:

- In Hitlers Familie gab es Geisteskrankheit26 und Inzucht;27
- sein Vater hatte in dritter Ehe die Tochter einer Cousine 1. Grades geheiratet (falls Masers These von Johann Nepomuk Hüttler als lois’ Vater zutreffen sollte, war sie sogar die Tochter seiner Halbschwester).28
- Hitlers Vater war dreimal verheiratet,
- noch zu Lebzeiten seiner ersten Frau erwartete er ein Kind von der späteren zweiten, und zu Lebzeiten von der zweiten eines von der dritten. Während die erste Frau, Anna Glassl, 14 Jahre älter war als er, war die letzte, Klara Pölzl, 23 Jahre jünger.
- Hitlers Nichte Geli Raubal beging Selbstmord;
- sein Halbbruder, Alois jun., geriet auf die schiefe Bahn und war Bigamist;  eine von Hitlers Verwandten heiratete einen Juden;29
- seine Tante Johanna war bucklig;30
- sein Vater war unehelich geboren;
- sein Vater schlug nicht nur ihn, sondern auch seine Mutter;31
- sein Vater hatte außerehelichen Geschlechtsverkehr32 und war ein Trinker.33

In seiner Hitlers weitläufiger Verwandtschaft gab es Geisteskrankheit: Josef Veit, der Sohn von Maria Schicklgrubers Schwester Josefa und damit ein Cousin von Hitlers Vater, hatte einige geisteskranke und geistesschwache Nachkommen: Ein 21 Jahre alter Sohn beging Selbstmord, eine Tochter war Patientin in einer Irrenanstalt, eine zweite Tochter war geistig zurückgeblieben und eine dritte halb zurückgeblieben.34

Hitler wollte in „Mein Kampf“ nur ausgewählte Details aus seiner frühen Biographie preisgeben und seine Familiengeschichte verschleiern. Dieser Absicht war auch Hitlers Entscheidung geduldet, Freunde und Weggefährten in seinem Buch ebenfalls auszusparen.35

Hitler war peinlich darum bemüht, die große Anonymität, aus der er kam, in seinem Buch, wie überhaupt zeit seines Lebens, so weit wie möglich zu wahren. Wenn überhaupt, greift Hitler in „Mein Kampf“ Informationen und Legenden zu seinem Werdegang auf, die bereits zuvor in rechten Kreisen kursierten, um das wenige, bereits „Bekannte zu strukturieren, zu gewichten, und nicht zuletzt falsche oder gelegentlich ins Groteske gesteigerte Darstellungen zu widerlegen“.36

Die Zurückhaltung Hitlers in Bezug auf seine Herkunft ist um so bemerkenswerter, da die Genealogie sich im Nationalsozialismus als „Hilfswissenschaft der Humangenetik“ hatte mißbrauchen lassen. Im Dienste der „Rassenhygiene“ durchsuchten dolf Hitlers Sippenforscher nicht nur die Stammbäume der Volksgenossen nach jüdischen Vorfahren. Die braunen Genealogen trugen auch dazu bei, Daten über die erbliche Belastung von Geisteskranken und Epileptikern, Mißgebildeten und Kriminellen zu erfassen - am Ende stand der als Euthanasie etikettierte Massenmord an mehr als 100.000 Menschen. Ein Opfer war Hitlers Verwandte Aloisia Veit, eine Tochter seines Cousins 2. Grades. Nach den Regeln der nationalsozialistischen Rassehygiene wurde diese Verwandte Hitlers als „lebensunwertes Leben“ eingestuft. Pikant: dolf Hitler hatte persönlich diesen Massenmord angeordnet.

Hitlers Stammbaum besaß nicht gerade einen Vorbildcharakter im Hinblick auf seine Ideologie.

Kein Wunder, daß er seine eigene Ahnentafel nicht gerade präsentieren wollte. Es gab da keine Verwandten, die den eigenen nsprüchen als „Führer“ genügen konnten. Er konnte es aber nicht verhindern. Die Kirchenbücher waren nicht aus der Welt und seine Ahnentafel wurde - wenn auch nicht vollständig - immer wieder abgedruckt, ja sie diente sogar im Schulunterricht als vorbildliches Beispiel. Das war insofern relativ ungefährlich, da ab der Großelterngeneration keine persönlichen Schriftstücke existieren, nur Kirchenbucheintragungen und Vermögensverzeichnisse. Vielleicht wußte Hitler selbst nicht, daß ein weitläufiger Cousin ebenfalls ein hoher NSDAP-Funktionär war und sogar dem Reichstag als Mitglied angehörte.

Nach Maser fürchtete sich Hitler, Vater zu werden. Die Vorstellung, womöglich ein Kind zu haben, das infolge seiner Inzucht-Abstammung nicht normal sein könnte, quälte ihn.37 Schließlich war Adolf Hitlers Mutter zugleich seine Cousine 2. Grades.

Besonders aber: Er, der im Sinne des NSDAP-Parteiprogramms38 von jedem Deutschen verlangte, daß er dokumentarisch nachweise, wer seine hnen seien, was bei „jüdischer Versippung“ tragische Folgen hatte, blieb diese Antwort letztlich schuldig. Die nachträgliche Legitimation erlaubte zwar Hitler den Johann Georg Hiedler als seinen Großvater väterlicherseits zu bezeichnen, aber ob das auch biologisch zutrifft, ist damit noch lange nicht gesagt. Zweifel bleiben!

Um sich die Tragweite besser vorzustellen, was das alles bedeutet: Für den „Führer“ einer antisemitischen Bewegung ist eine zumindest teilweise jüdische Abstammung in etwa so, als würde man nachweisen, daß der Papst gar nicht getauft ist!

Nur zu gern hätten die Gegner und Feinde des fanatischen Antisemiten Hitler stichhaltige Beweise für die Vermutungen und Behauptungen gefunden, daß Adolf Hitlers Vater von einem Juden abstammte. Da Belege jedoch nicht existierten, wurden allerlei Legenden ersonnen und zu möglichen Geschichten zusammengefügt.

Fritz Redlich, Psychiater und Verfasser von „Hitler: Diagnosis of a Destructive Prophet“, sagte: „Hitler hatte Zweifel an seiner Abstammung. Er war offenkundig entsetzt über die Möglichkeit, er könnte einen jüdischen Großvater haben.“ Es sind jedoch keine Dokumente überliefert, die diese Behauptung bestätigen oder widerlegen.39

Hitler befürchtete zumindest zeitweilig, das Gerücht über seine jüdische Herkunft könnte wahr sein. Indirekt hatte er das während des Ersten Weltkrieges zu Hauptmann Schuh in seinem Regiment gesagt, und später, nach der „Machtergreifung“, äußerte er gegenüber Speer gewisse Zweifel an seiner Abstammung.40 „Diese persönliche Identitätskrise veranlaßte ihn vielleicht, so viele Ausnahmen von den NS-Rassegesetzen zu genehmigen.“41

Der Kult um Hitlers Familie nach dem Anschluß 1938

Gleich nach dem nschluß im März 1938 kündigte der „Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich“, Josef Bürckel, an, „dem Führer zu seinem Geburtstag das Geburtshaus in Braunau und die Anwesen, in denen die Eltern des Führers in Leonding und Lambach wohnten, zum Geschenk zu machen.“42

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Waldviertel avancierte zum „ hnengau des Führers“ und huldigte dem „Führer“ mit Hitler- Eichen und Ehrenbürgerschaften. Auch seine Vorfahren wurden geehrt: Der Kirchplatz in Döllersheim wurde in „ lois Hitler-Platz“ umbenannt. Die angeblichen, gar nicht mehr identifizierbaren Geburtshäuser von Hitlers Vater und Großmutter in Strones wurden zu Wallfahrtszielen herausgeputzt. Da auf dem Döllersheimer Friedhof keine Gräber von Hitler-Vorfahren mehr gefunden wurden, erhielt die „Großmutter des Führers“, also Maria nna Schicklgruber, ein nachträgliches Ehrengrab.43

Zum „Führerkult“ gehörte auch der „Mutterkult“, worin Hitler öffentlich die Liebe zu seiner Mutter kultivierte und Klara als ideale Frau darstellte: liebevoll, opferbereit, geduldig, tapfer auch in Krisenzeiten. Auf dem Reichsparteitag 1937 hatte er Klara bereits öffentlich geehrt und ihren Geburtstag, den 12. ugust, zum „Tag der deutschen Mutter“ erhoben.44

Auf dem Reichsparteitag 1938 stiftete Hitler am Geburtstag seiner Mutter, das „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter“, kurz „Mutterkreuz“ genannt. Mit der viel beschworenen Mutter Klara erhöhte Hitler gleichzeitig seine Familie und seine Person, aber auch seine Heimat. Der winzige Friedhof von Leonding, gleich neben dem ehemaligen Elternhaus des „Führers“ wurde zu einem berühmten Wallfahrtsort für Hitler-Anhänger und war bis 2012 eine Tourismusattraktion.45

In wenigen Monaten entstand in Oberösterreich eine Hitler-Erinnerungsstätte nach der anderen.

ls eines der ersten neuen Gesetze erließ Hitler in der „Ostmark“ das zur Entschuldung der Kleinbauern und der kleinen Geschäftsleute, was ihm viele Sympathien einbrachte.46

Braunau

Die oberösterreichische Stadt Braunau am Inn ist der breiten Weltöffentlichkeit als die Geburtsstadt Adolf Hitlers bekannt. Die Hitlers waren aber alles andere als eine alteingesessene Innviertler oder gar Braunauer Familie. Alois Hitler, Adolfs Vater, wurde erst 1871 als Kontrolleur der Zollverwaltung nach Braunau versetzt. Erst damit begann die Verbindung zwischen den Hitlers und der späteren „Führer-Geburtsstadt“.

Die Hitlers bewohnten mit ihrer Haushälterin im 2. Stock des späteren Gasthauses „Pommer“ eine kleine Wohnung mit Loggia auf der Hofseite, in dem auch Adolf geboren wurde, wechselten aber bald (Juni 1889) das Quartier und mieteten sich in einem bis heute weitgehend unbeachteten Haus in der Linzer Straße 47 in Braunau ein. In seinem Geburtstagshaus hatte Hitler gerade einmal die „Windeln vollgeschissen“, wie der Braunauer Bezirkshauptmann Georg Wojak zu sagen pflegt.47 Adolf war gerade einmal drei Jahre alt, als die Familie Hitler ins gut 50 Kilometer innabwärts gelegene Passau zog, wo Familienvater Alois Hitler ab 1892 Dienst als Zöllner tat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Hitlerwohnungen in Braunau

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hitlers Geburtshaus und die NS-Propaganda

Hitler verband nur wenig mit seinem Geburtsort. Auch in nationalsozialistischen Propagandaschriften, die in den 1930er Jahren über Adolf Hitler verbreitet wurden, wurde der Zeit in Braunau wenig bis keine Bedeutung eingeräumt.

Im Juni 1936 kam Hitlers Schwester, Angela Hammitzsch, vormals Raubal, zu den Pommers und besichtigt das Geburtshaus ihres berühmten Bruders. Ein reger Hitler-Tourismus setzte ein. Das „Gasthaus des Pommer“ wurde zu einer Pilgerstätte für betuchte Hitler-Anhänger. Pommer wandelte das Geburtszimmer des „Führers“ im zweiten Stock des Hauses zu einem kleinen Museum um. Wie aus dem amtlichen Schriftverkehr hervorgeht, waren die österreichischen Behörden ratlos. Die NSDAP war in Österreich eine verbotene Partei, aber durfte man die offiziellen Symbole eines Nachbarlandes verbieten?48

Im Mai 1937 bekam Pommer das offizielle Placet: Er durfte das „Führerzimmer“ deutschen sowie anderen ausländischen Touristen zeigen, jedoch nicht Österreichern. Für seine Landsleute sei das „weiterhin unstatthaft“, so die oberösterreichische Sicherheitsdirektion.49

Im Januar 1938, zwei Monate vor dem Anschluß, ließ Pommer an seinem Gasthaus eine Ehrentafel für Hitler anbringen.50

In Hitlers „Mein Kampf“ bezeichnete Hitler es als „glückliche Bestimmung“, daß er in Braunau und somit direkt an der Grenze zu Deutschland geboren wurde: „Als glückliche Bestimmung gilt es mir heute, daß das Schicksal mir zum Geburtsort gerade Braunau am Inn zuwies. Liegt doch dieses Städtchen an der Grenze jener zwei deutschen Staaten, deren Wiedervereinigung mindestens uns Jüngeren als eine mit allen Mitteln durchzuführende Lebensaufgabe erscheint. 51 Hitler sah sich vom Schicksal auserwählt, die Wiedervereinigung von Österreich und Deutschland zu erreichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hitler selbst hatte keine besondere Beziehung zu Braunau. Er besuchte die Stadt in seinem Leben nur ein- oder zweimal. Beim Einmarsch, am 12. März 1938, wollte Hitler angeblich nicht einmal sein Geburtshaus sehen: Er kam am frühen Nachmittag des 12. März 1938 nach Braunau, passierte sein Geburtshaus und fuhr ohne Aufenthalt in Braunau nach Linz weiter.

"Wenn ein Waldviertler und eine Waldviertlerin einen Sohn bekommen, wird nie und nimmer ein Innviertler draus - Adolf Hitler ist demzufolge trotz seines zufälligen Geburtsortes kein Braunauer", prologiert der Künstler Rainer Reinisch, der aus Kärnten stammt, in Braunau arbeitet(e) und lebt seinen Essay.52

Die NS-Frauenschaft aus Braunau ließ ein Keramikmodell der Stadt anfertigen und schickte es nach Berlin. Doch Hitler nahm es nicht an. Die Kiste samt Modell und Holzwolle wurde nach Braunau zurückgesandt.53

Nach der Annexion Österreichs wurde die Rolle, die seine Geburtsstadt in Adolf Hitlers Leben gespielt hat, hochstilisiert und ein verzerrtes Bild erschaffen. So schreibt etwa Karl Bartz in den Bildtexten zu seinem Raumbildband „Großdeutschlands Wiedergeburt“, daß dolf Hitler in Braunau jede Gasse und fast jedes Haus gekannt habe und der Liebling der dortigen Kinder gewesen sei. Daß sich ein nicht einmal Dreijähriger die Straßenzüge einer ganzen Stadt einprägen konnte, muß aber bezweifelt werden. Und wie „genau“ die Erinnerung der Bevölkerung an das Kind Adolf Hitler war, belegen Aussagen etlicher Braunauer und Braunauerinnen, die sich anläßlich des Einmarsches mit Freude an die gemeinsame Schulzeit [sic!] mit Adolf Hitler erinnerten. Viele Einwohner der Stadt wußten fortan von Geschichten aus der Kindheit des Führers zu berichten. Franz Jetzinger berichtet sogar davon, daß findige Braunauer den aus dem ganzen Deutschen Reich anreisenden Gästen um 20 Reichsmark Splitter vom angeblichen Geburtsbett des „Führers“ verkauften.

Die NSDAP kauft das Haus

Im Gefolge des „ nschlusses“ von Österreich an das Deutsche Reich erwarb Martin Bormann im Mai 1938 das Geburtshaus des „Führers“ dolf Hitler in der Salzburger Vorstadt Nr. 15 für die NSD P für 150.000 Reichsmark, etwa das Vierfache des damaligen Verkehrswertes. Die dazugehörigen Grundstücke verblieben im Eigentum der Pommers.54 In der NS-Lokalpresse ist zu lesen, daß sich die Verhandlungen in die Länge zogen, weil die Pommers den Kaufpreis in die Höhe trieben.55

Mit Schreiben vom 20. Juli 1938 teilte die „Zentralstelle für Denkmalschutz im Ministerium für innere und kulturelle ngelegenheiten“ trotz des inzwischen erfolgten Verkaufs an Martin Bormann den Vorbesitzern Josef und Maria Pommer mit, daß das Haus Nr. 219 unter Denkmalschutz gestellt sei:

„Für diese Stellung unter Denkmalschutz ist maßgebend, daß die unveränderte Erhaltung dieses Hauses als der Geburtsstätte des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler für das deutsche Volk von höchster öffentlicher Bedeutung ist.“56

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Pommers erwarben mit dem Geld ein anderes Haus in Braunau. Das Wirtsgeschäft hingen sie an den Nagel.57

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Betreuung von Hitlers Geburtshaus erfolgte durch die Kreisleitung der NSDAP Braunau. Die Kaufliegenschaft umfaßte sämtliche Gebäude einschließlich des Sommerkellers, nicht aber die bisher zum Hause gehörigen landwirtschaftlichen Gründe. Das Gebäude wurde auf Kosten der NSDAP aufwendig saniert und für weitere 150.000 Reichsmark der Nutzung als Kulturzentrum mit einer Galerie und einer Volksbücherei (3.000 Bände) zugeführt; die Scheunen und Ställe im hinteren Bereich wurden abgerissen. Von Frühjahr 1943 bis Herbst 1944 wurden in der sogenannten Braunauer Galerie im Führer-Geburtshaus Bilder und Plastiken von Künstlern der Region ausgestellt.58

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mithilfe der Haushälterin der Hitlers, Rosalia Hörl, richtete man das Geburtszimmer Hitlers originalgetreu wieder ein, massenhaft wurden nsichtskarten von Haus und „Kinderzimmer“ unters Volk gebracht.

Sprengung wird verhindert

Der Krieg in Braunau und seinem Hinterland endete bereits am 2. Mai 1945, um 12 Uhr. Im US Generalstab wurde Braunau als Geburtsstadt Hitlers als wichtiges Kriegsziel gesehen. So wurde mit der 13. US- Panzerdivision "Black Cats" eine etwa 25.000 Mann starke Einheit damit beauftragt, sich nach Braunau durchzukämpfen und die Stadt einzunehmen. Als die Hauptmacht unter General John B. Wogan Simbach erreichte, wurde an Braunaus Stadtkommandanten Major Grünwaldt das Ultimatum überreicht, die Stadt bis zum 2. Mai kampflos zu übergeben. Ansonsten werde sie dem Erdboden gleich gemacht.

Das Ultimatum der Amerikaner an Braunau hing wie ein Damoklesschwert über der Stadt. Im Büro des Majors Grünwaldt jagte eine Krisensitzung die andere. Am frühen Vormittag gab er schließlich die Entscheidung bekannt, Braunau kampflos zu übergeben. Es wurde eine Parlamentärsgruppe zusammengestellt, die mit zwei Zillen über den Inn nach Simbach rudern und die Übergabe Braunau durchführen sollte.General Wogan nahm das Übergabeangebot an und nannte seine Bedingungen: alle Waffen abgeben und keine Angriffe auf US- Soldaten, alle Nazifahnen und Embleme abliefern und Rückzug aller Wehrmachtsangehörigen.

Am 2. Mai 1945, unmittelbar nachdem Braunau von US-amerikanischen Truppen besetzt wurde, versuchte ein deutscher Stoßtrupp, Hitlers Geburtshaus in die Luft zu sprengen. Die US-Soldaten verhinderten dieses Vorhaben.

Gauleiter August Eigruber (1907-1947) hatte nämlich am 2. Mai 1945 einer kleinen Kampfgruppe befohlen, in die Stadt Braunau einzudringen und Hitlers Geburtshaus in die Luft zu sprengen. Der Wagen wurde, als er um die Kurve bei der Arbeiterkammer bog, von einem an der Ecke Ring- Salzburger Straße stehenden amerikanischen Posten unter MG-Feuer genommen. Der Wagen kehrte um und flüchtete stadtauswärts. Durch den Beschuß waren zwei Mann des Stoßtrupps getötet und einer schwer verletzt worden. Die Überlebenden warfen bei der Straßenkreuzung in Lach die beiden Toten aus dem Wagen und legten den Schwerverwundeten darauf. Der Bauer Metz wollte den Schwerverwundeten in sein Haus führen. Auf dem Weg dahin erschoß sich dieser aber mit seiner Pistole. Daraufhin legte Metz den Toten zu den anderen beiden Leichen. Bei den Toten handelte es sich um den HJ-Führer Hans Hellwagner aus Ried, um den SS--Scharführer König aus Niederösterreich und Johann Schutz aus Wimsbach.59

Ein US-Soldat jüdischer Abstammung war der erste Soldat, der Hitlers Geburtszimmer betrat und den Stadtvätern das Versprechen abring, dieses Haus zu einer „ewigen Erinnerung“ werden zu lassen. Es solle niemals leer stehen, damit es „nicht zu einem Schrein“ werde. Im November 1945 wurde hier eine Ausstellung über das Grauen in den Konzentrationslagern gezeigt. Dann quartierte sich der amerikanische Geheimdienst CIC dort ein.60

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zwei US-Soldaten schreiben ihre Namen auf die Wände von Hitlers Geburtszimmer.

Joseph W. Eaton (1919-2012), geboren als Josef Wechsler in Nürnberg, orthodoxer Jude, in die USA emigriert, erzählt über Braunau 1945: „Das Geburtshaus Hitlers ist unversehrt. Es steht leer und unbemerkt. [͙΁ Das erste Ausstellungsstück eines amerikanisch-jüdischen Sergeanten wurde in Hitlers Geburtszimmer aufgehängt. Er war einer von jenen Menschen, die 1934 aus Deutschland flohen; seine Eltern waren von Hitlers SS-Truppen ermordet worden.

Als der Sergeant Hitlers Geburtshaus betrat, war er verstört über die Leere des Hauses. Er äußerte seine Bedenken, daß, wenn das Haus leer stünde, es zu einem Schrein werden würde, in dem des Führers „Ruhm“ nicht nur bewahrt, sondern sogar vergrößert werden würde. Daher rang er den Stadtvätern das Versprechen ab, das Haus zu einer ewigen Erinnerung daran werden zu lassen, was Hitlers Taten Deutschland und der Welt eingebracht haben.

Als persönlichen Beitrag ließ der Sergeant drei Zitate aus dem Alten Testament, dem Buch, von dem Hitler glaubte, er könne es durch „Mein Kampf“ ersetzen, drucken und rahmen. Bei der uswahl der Bibelstellen wurde er von katholischen Priestern beraten. Diese Drucke wurden dann in jenem Raum aufgehängt, in dem Hitler geboren wurde.61

Die Nutzung nach 1945

1946 wurde die „Bank für Oberösterreich und Salzburg“ von der US-Militärregierung zur Verwalterin des Hauses bestellt. 1947 ging es in die Verfügung der Gemeinde Braunau über. 1947 klagte die Witwe Pommer auf Rückstellung des Hauses: Maria Pommer, damals schon eine betagte Frau, argumentierte in diesem Verfahren, sie und ihr Mann seien niemals Mitglieder der NSDAP gewesen und ihr Mann sei „aus Kränkung“ über den Verlust des Gasthauses schon 1942 verstorben. Die Nationalsozialisten hätten sie als „unwürdig“ erachtet, das Gasthaus weiter zu betreiben. Schließlich bekam ihre Tochter Kreszenzia Pommer 1952 das Haus für eine Abschlagszahlung von 150.000 Schilling von der Republik zurück. Ihr Bruder Josef hatte zu ihren Gunsten verzichtet.62

Die Stadt Braunau mietete das Haus in den 1950-Jahren zur Unterbringung von Schulklassen an. Es herrschte Schulraumnot, man wollte aber auch nicht, daß das Gebäude zu einer Nazi-Kultstätte werde. Eine Zeitlang war dort die Stadtbücherei untergebracht. Zwischenzeitlich vermietete Frau Pommer es an eine Bank, wandte sich aber immer wieder an die Gemeinde und lancierte, daß es auch andere Interessenten gebe, die sie jedoch nicht namentlich nannte.63

Ende der 1960er-Jahre kündigte der Braunauer Tourismusobmann an, das Hitlerhaus kommerziell nutzen zu wollen. Ihm schwebte eine Art Museum vor. Kernstück sollte die Privatsammlung Kronberger sein, das Hobby eines Braunauer Bürgers, der alles gesammelt hatte, was ihm vom Dritten Reich in die Finger geraten war: Hitler-Bilder, Hakenkreuze, Orden, Waffen, Fahnen. Die Sammlung befindet sich heute im Keller des Bezirksmuseums unter Verschluß. Das Vorhaben führte zu weltweiten Schlagzeilen und wurde abgeblasen.64

So entschloß sich 1971 das Bundesinnenministerium, das Haus selbst anzumieten. „Die Mietverhandlungen gestalteten sich schwierig, weil Kreszenzia Pommer einerseits einen möglichst hohen Mietpreis erzielen und andererseits möglichst viele Betriebskosten und Erhaltungslasten dem Mieter überwälzen wollte“. Die öffentliche Hand dachte damals nicht daran, das Haus zu einer Gedenkstätte zu machen oder es in seiner historischen Bedeutung zu kennzeichnen. Man wollte es „totschweigen“. Von 1970 bis 1976 war die Dependance der Höheren Technischen Lehranstalt Braunau, eine berufsbildende höhere Schule, darin untergebracht.65

1976 zog die Lebenshilfe mit einer Behindertentagesstätte ein. Alle waren erleichtert. Das schien ein richtiges Symbol zu sein: Menschen mit Down-Syndrom in einem Haus unterzubringen, in dem einer geboren wurde, der solche Menschen ermorden ließ. Im Erdgeschoß befand sich der "Aktivshop", ein kleiner Verkaufsraum, es gab bunte Filztaschen, filigrane Ketten, robustes Holzspielzeug - alles handgefertigt. Oben, in dem Raum, in dem Hitler wohl geboren wurde, saßen die Behinderten, sie malten, sie nähten, sie fügten für einen großen Bettenhersteller Gelenke für die Lattenroste zusammen. Doch die Lebenshilfe brauchte barrierefreie Zugänge, und die Eigentümerin, nunmehr schon die Pommer-Enkelin, verweigerte den Umbau.66

Das Mahnmahl vor dem Haus

1983 wollte der Braunauer Gemeinderat eine Tafel mit der ufschrift „Nie wieder Faschismus - Millionen Tote mahnen“ auf der Fassade anbringen. Doch am Morgen des 6. Oktober 1983, als Arbeiter anrückten, um eine entsprechende Ausnehmung in die Mauer zu meißeln, wurde eine einstweilige Verfügung des Bezirksgerichts zugestellt. Die Eigentümerin hatte eine Besitzstörungsklage gegen die Republik eingebracht, und sie hatte Recht bekommen. Der Zweck des Mietvertrages könne „nicht darin bestehen, gut sichtbar politische Erklärungen abzugeben, die mit dem Mietzweck nichts zu tun haben“, entschied der Richter nach gründlichem Studium des Mietvertrags.67

1989 wurde ein Mahnmal auf Gemeindegrund vor das Haus gestellt. Dagegen konnte Gerlinde Pommer nichts unternehmen.68

Anläßlich des 100. Geburtstags von Adolf Hitler wurde im Jahre 1989 von der Stadt Braunau am Inn unter Bürgermeister Gerhard Skiba (SPÖ) auf dem Gehsteig vor dem Haus ein Mahnstein gegen Krieg und Faschismus als Steinmetzarbeit aus Mauthausner Granit aufgestellt. Die rautenähnliche Ansichtsfläche des freistehenden Blocks ist etwa 160 cm breit und 115 cm hoch. Auf der Vorder- und Rückseite befinden sich Inschriften: „Für Frieden, Freiheit und Demokratie - Nie wieder Faschismus! - Millionen Tote mahnen“ und „Stein aus dem Konzentrationslager Mauthausen“.

Die gesamte Weltpresse richtete ihre Aufmerksamkeit auf Braunau am Inn. Die Aufschrift auf dem Stein, der aus dem ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen stammt, verdeutlichte unmißverständlich, wie die Stadt und ihre Bürger zur Vergangenheit stehen. Bürgermeister Gerhard Skiba damals in Presse-Zitaten: "Ausgehend davon, daß wir hier in Braunau geschichtliche Tatsachen zur Kenntnis nehmen, darf gerade das Tragische nicht verdrängt werden." Und weiter: "Mit diesem Schritt wird ein deutliches äußeres Zeichen gesetzt, wie wir in Braunau zur Vergangenheit stehen ... Dem Mahnstein wird nur der Platz vor dem Hitler Geburtshaus gerecht ... Nur auf diesen Ort konzentriert sich die Aufmerksamkeit." (Die Opposition hätte den Mahnstein lieber beim Kriegerdenkmal oder in einer Krypta gesehen).

Die Stadt distanzierte sich damit erstmals eindeutig von dem „Hitlertourismus“, der uswüchse bis hin zum ortsüblichen Verkauf von Souvenirs mit der ufschrift „Hitler“ angenommen hatte. Denn „bis die Stadt dieses Zeichen setzte, gab es im Ort immer noch gewissenlose Ladenbesitzer, die mit dem zweifelhaften Andenken an den berühmtesten Braunauer Geschäfte machten: Es gab HitlerAschenbecher, Hitler-Tassen, sogar Hitler-Wein“.69

Das Haus wird unter Denkmalschutz gestellt

Im Oktober 1993 erging ein Bescheid, der die Erhaltung als Ensemble zum Inhalt hatte, da die historische Bausubstanz bis in das 15./16. Jahrhundert zurückreicht: „Es wird gemäß § 3 Abs.1 des Bundegesetzes vom 25. September 1923, BGBL.Nr.533/23 (Denkmalschutz), in der Fassung der Bundesgesetze BGBL. Nr. 92/1959, 167/1978 und 473/1990, festgestellt, daß die Erhaltung des Ensembles "Salzburger Vorstadt" in Braunau am Inn, ger.- und pol. Bezirk Braunau am Inn Oberösterreich, bestehend aus folgenden Gebäuden, im Sinne des § 1 Abs.1 des zitierten Gesetzes als Einheit im öffentlichen Interesse gelegen ist: ͙“ Im zwölfseitigen Bescheid begründet das Bundesdenkmalamt die "Unterschutzstellung" unter anderem damit, daß das Ensemble des Braunau- Straßenzugs "Salzburger Vorstadt" ein in sich geschlossenes Denkmal einer spätmittelalterlich- frühneuzeitlichen Vorstadtsiedlung und ihrer Weiterentwicklung in den nachfolgenden Jahrhunderten repräsentiere.

Ein Abbruch des Hitler-Geburtshauses als Teil dieses denkmalgeschützten Ensembles ist auf Basis dieses gültigen Bescheides des Bundesdenkmalamtes gesetzlich nicht möglich. Dafür müßte man extra das Gesetz ändern.

Die „Zeitgeschichte-Tage“ und das „Haus der Verantwortung“

„Braunau, das ist immer auch gleichzeitig irgendwie Adolf Hitler, er ist immer da, unsichtbar zwar, aber doch allgegenwärtig. In seinem dunklen Schatten leben die 16.000 Einwohner Braunaus - trotz all der idyllischen Gäßchen und historischen Gebäude, die Braunau zu bieten hat, trotz der Tatsache, daß die NSDAP hier bei den Wahlen 1931 nur auf 8 Prozent kam, während im nahen Innsbruck schon 30 Prozent den Nationalsozialisten zustimmten und ihnen begeistert Beifall klatschten. Der Name Hitler klebt an Braunau, zäh und fest. Wie ein eingebranntes Mal ist er unwiderruflich mit dem kleinen Ort verbunden.“70

Lange beherrschten Verdrängung, Unbehagen und Nicht-mehr-hören-Können das Verhältnis der Braunauer zu ihrem ungeliebten Mitbürger. Wo immer auf der Welt ein Braunauer sich zu erkennen gab - immer wurde er sofort auf Adolf Hitler angesprochen. Zu allem Überfluß hat Braunau auch noch einen "etwas unglücklichen Namen". (Braun war die Parteifarbe der NSDAP).

"Es hat lange gedauert, bis es gelang, die Stadt mit anderen Konnotationen zu versehen". Dazu gehörte auch, den eigenen Blick auf die Geschichte zu verändern. "Wir mußten einen Kontrapunkt gegen die ständig negative Berichterstattung setzen", sagt Schuldirektor Florian Kotanko. Irgendwann gründete er mit Kollegen den Verein für Zeitgeschichte.

Die Braunauer Zeitgeschichte-Tage sind eine Tagung zur Zeitgeschichte in der Stadt Braunau am Inn. Jährlich wird ein zeitgeschichtliches Thema mit Vorträgen und Diskussionen verhandelt. Historiker, Soziologen und Zeitzeugen kommen von überall nach Braunau, um zu diskutieren - über Zwangsarbeit, über die Besatzungszeit, über das Kriegsende. Bei einer Veranstaltung diskutierten ein Herr Hitler aus Tirol und ein Herr Himmler aus der Nähe von Braunau über die Last, einen solchen Namen zu tragen.

Die Zeitgeschichte-Tage in Braunau am Inn entstanden über eine Initiative des Politikwissenschaftlers Dr. Andreas Maislinger, welcher 1992 die erste Tagung veranstalten konnte und danach bis 2012 die wissenschaftliche Leitung innehatte. Unmittelbar nach der ersten Tagung kam es zur Bildung des Vereins für Zeitgeschichte Braunau, welcher seit 1993 die Organisation der Tagung durchführt. Seine Aufgabe sieht er in der Förderung des Geschichtsbewußtseins durch die Organisation von eigenen Veranstaltungen und durch die Mitwirkung bei Veranstaltungen, die ähnlichen Zwecken dienen.

Nach Tagungen über „Vergangenheitsbewältigung“, Widerstand in Diktaturen und andere allgemeine zeitgeschichtliche Themen will der „Verein für Zeitgeschichte“ mit den Themen der Tagungen seit 2004 zur stärkeren Beschäftigung mit dem Innviertel und dem angrenzenden Bayern anregen.

Seit 2013 ist der „Verein für Zeitgeschichte“ nicht nur für die Organisation, sondern auch für die inhaltliche Positionierung allein verantwortlich. Thematisiert wurden die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die Zeit zwischen dem "Anschluß" Österreichs und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, die Rolle von und das Leben in Lagern, wobei die Aktualität gerade dieses Themas durch den Blick auf Flüchtlingslager besonders betont wurde.

Seit dem Jahr 2000 gibt es Bestrebungen des „Vereins für Zeitgeschichte“, das Geburtshaus Hitlers von der öffentlichen Hand ankaufen zu lassen und dem Holocaustgedenken zuzuführen.

Das ungeliebte Erbe habe die Stadt inzwischen als Chance begriffen, selber "einen Beitrag zu leisten" zur Bewältigung der NS-Vergangenheit - und sei es durch Historikertreffen und den Gedenkstein, so Altbürgrmeister Skiba.71

2006 wird ein Park nach dem von den Nationalsozialisten ermordeten Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter benannt. Im Bezirk werden mehrere „Stolpersteine“ angebracht und Straßen umbenannt - in Andenken an die Opfer der Nationalsozialisten: Juden, Kommunisten, Behinderte, Sinti und Roma.

Der SPIEGEL vom 4.10.2008 kommentierte: „Dort, am Block aus Mauthausener Granit vor dem Hitler- Haus, versammeln sich dann und wann Stadtobere und Bürger Braunaus, um etwa zum Jahrestag der Befreiung des nahen KZs oder des Kriegsendes der Vergangenheit zu gedenken. An solchen Tagen sind dann mehr Polizeipatrouillen auf den Straßen unterwegs, doch Aufmärsche von Neonazis waren in all der Zeit niemals ein Problem. Es scheint, als habe das kleine Braunau das Gespenst aus seiner Vergangenheit gebannt. Nicht ganz vielleicht. Aber doch, soweit es menschenmöglich ist.“72

Der Chefredakteur der „Braunauer Rundschau“, Reinhard Klika, gründete 2000 die Initiative „Braunau setzt ein Zeichen“. m 7. Februar 2000 ist die „Initiative Braunau setzt ein Zeichen“ von allen Gemeinderatsfraktionen in Braunau unterschrieben worden - bewußt drei Tage nach Angelobung der umstrittenen ÖVP-FPÖ-Regierung von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) und der in Braunau am Inn geborenen Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (FPÖ). Das Wichtigste bei dieser Initiative war, daß sich Braunau besonders mit der NS- Vergangenheit auseinandersetzen will und daß Braunau ein Zeichen setzen will, daß es sich besonders verantwortlich fühlt, daß Österreich sich mit dieser NS-Vergangenheit auseinandersetzt. Diese Initiative von Reinhold Klika wurde auch von über 1000 Menschen Braunaus und der Braunauer Umgebung unterschrieben. In dieser Initiative steht wortwörtlich, daß die Braunauer fordern, daß die Republik Österreich das Geburtshaus von Adolf Hitler kaufen soll und man es als „internationale Stätte der Verständigung und der Begegnung“ einrichtet.

Seit Abschluß der von der Braunauer Rundschau initiierten, von Bürgermeister Gerhard Skiba, dem Verein für Zeitgeschichte und allen Fraktionen des Braunauer Gemeinderates mitgetragenen Aktion "Braunau setzt ein Zeichen" (Februar 2000) wurden Bemühungen in die Wege geleitet, den Ankauf des Hauses Salzburger Vorstadt 15 durch die öffentliche Hand im Zusammenwirken von Bund, Land und Gemeinde sowie, wenn möglich, mit Unterstützung der EU zu realisieren.

Die Bemühungen der Stadt, den Ankauf zustande zu bringen, konnten bisher mit noch keinem entsprechenden Ergebnis abgeschlossen werden.

Später, wenn es einmal von der Lebenshilfe wegen des Umzuges in den Neubau nicht mehr zur Gänze verwendet wird, soll das Haus als "Haus der Verantwortung"73 eingerichtet und genutzt werden. Der "Verein für Zeitgeschichte" beauftragte den Innsbrucker Politikwissenschafter und Gedenkdienst-Gründer Dr. Andreas Maislinger mit der Erstellung eines Konzeptes für die künftige Nutzung von Hitlers Geburtshaus als "Haus der Verantwortung": Freiwillige aus EU-Ländern, österreichische Zivildiener und ehemalige Auslandsdiener sollen im Haus nach dem Konzept Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft, zusammen arbeiten und leben. So soll ein ständiger ustausch von Ideen stattfinden. Das „Haus der Verantwortung“ soll etwas völlig Neues werden, aufgeteilt in drei Stockwerke. Das unerwünschte Erbe und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit haben im Erdgeschoß Platz. Der erste Stock ist der Gegenwart gewidmet und bietet den Menschen konkrete Hilfe an, etwa durch den Österreichischen Auslandsdienst, aber auch durch Menschenrechts-und Dritte-Welt-Projekte. Im zweiten Stock werden Ideen für eine friedlichere Zukunft erarbeitet werden. Mit anderen Worten: Im Erdgeschoß ein Gedenkdienst, in der Mitte der Sozialdienst für das Leben in der Gegenwart und ganz oben im dritten Stock macht sich der Friedensdienst Gedanken um die Zukunft. Die Fassade des Hauses solle unverändert bleiben. Philosophische Grundlage des Projektes Haus der Verantwortung ist das Buch „Das Prinzip Verantwortung“ von Hans Jonas aus dem Jahr 1979. Das Projekt konnte bislang nicht verwirklicht werden.

Die Eigentümerin lehnt bis heute jede Nutzung mit historischem Bezug mit Verweis auf den Mietvertrag ab. Sie ist gegen das Projekt „Haus der Verantwortung“. 2005 hat der Eigentümer eines Hauses in der unmittelbaren Nähe des Geburtshauses in der Salzburger Vorstadt 5 (früher Kaufhaus Brandmayr) Andreas Maislinger angeboten, in seinem Haus das Projekt zu verwirklichen.

Am 11. Oktober 2009 sprach sich Bürgermeister Gerhard Skiba öffentlich für ein "Haus des Friedens" oder ein "Haus der Verantwortung" aus. Aber nicht jeder ist dafür: In den „Braunauer Stadtnachrichten“ vom 8. Mai 2011 schrieben Vertreter der FPÖ-Fraktion, daß die Stadtgemeinde für die Kosten des geplanten Hauses der Verantwortung aufzukommen hätte und daß diese aber nicht dafür verantwortlich sei, daß Hitler dort geboren wurde.

Hitler verliert Heimat- und Ehrenbürgerrecht

In der Sitzung des Gemeinderates vom 7.07.2011 wurde einstimmig u.a. folgendes beschlossen:

1) Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Braunau am Inn bekennt sich dazu, daß die schrecklichen Ereignisse der NS-Vergangenheit nicht vergessen werden dürfen. Er unterstützt die Bestrebungen, verantwortungsvoll mit der Vergangenheit umzugehen.
2) Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Braunau am Inn distanziert sich klar und ausdrücklich von jedem nationalsozialistischen Gedankengut und allen einschlägigen Verwaltungsakten, die von der Stadtgemeinde Braunau am Inn und der Ortsgemeinde Ranshofen in der NS-Zeit gesetzt wurden.
3) Insbesondere wird daher das an Adolf Hitler am 30.03.1938 verliehene Heimatrecht der Stadt Braunau am Inn aberkannt und widerrufen.
4) Ebenso wird das vom kommissarischen Bürgermeister der Ortsgemeinde Ranshofen am 04.04.1938 Adolf Hitler angetragene bzw. verliehene Ehrenbürgerrecht aberkannt und widerrufen.
5) Obwohl kein archivarischer Beleg für eine Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadtgemeinde Braunau am Inn an Adolf Hitler gefunden werden konnte, wird symbolisch und vorsorglich auch eine Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadtgemeinde Braunau am Inn an Adolf Hitler aberkannt und widerrufen."

Die Kehrtwende

Nachdem der Aufruf von Reinhold Klika weltweit positive Aufmerksamkeit erregte, war es über mehr als ein Jahrzehnt für alle klar, daß von der Stadt Braunau am Inn nach der Errichtung des Mahnsteines durch Bürgermeister Gerhard Skiba 1989, der Gründung der Braunauer Zeitgeschichte- Tage 1992, der Verlegung der Stolpersteine durch Gunter Demnig 2006 und der Eröffnung des Jägerstätter-Parkes 2007 mit dem „Haus der Verantwortung“ ein weiteres, sogar noch stärkeres Zeichen gesetzt werden sollte.

Bis dann 2012 ohne Begründung alles anders kam. Der neue ÖVP-Bürgermeister Johannes Waidbacher wollte plötzlich im "Hitler-Haus" Wohnungen einrichten. Der Vorschlag des Bürgermeisters, ein normales Wohnhaus daraus zu machen, stieß aber auf Widerstand. Die Braunauer sorgten sich, daß dies eine „falsche Klientel“ ansprechen könnte. Nach heftigem Widerspruch von den Grünen und der SPÖ waren sich dann plötzlich fast alle einig, daß für das "Haus der Verantwortung" jetzt nicht mehr die richtige Zeit wäre.

„Oberste Prämisse bleibt, daß wir mit Vehemenz dafür sorgen müssen, daß das Haus nicht zu einer Pilgerstätte für Neonazis wird“, sagt Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP). Braunau habe als Signal auch einen Park und mehrere Straßen nach Widerstandskämpfern und Nazi-Opfern benannt. Doch die Bürde, die Geburtsstadt Hitlers zu sein, bleibe. „In der Wahrnehmung der Stadt spielt das immer noch eine sehr große Rolle“, räumt Waidbacher ein.74

ndreas Maislinger dazu: „Aber warum überhaupt diese Aufregung um "das Haus" und die Stadt Braunau am Inn? Es handelt sich nicht um einen der Täterorte wie den Obersalzberg, das Braune Haus in München oder das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Braunau am Inn ist auch kein Opferort wie Mauthausen, Hartheim, Dachau oder Auschwitz. Im Geburtshaus von Adolf Hitler haben die Nationalsozialisten weder Verbrechen geplant noch vollzogen.

Braunau als Geburtsort des Jahrhundertverbrechers Adolf Hitler gilt für viele Menschen jedoch als Geburtsort des Bösen. Und genau das ist das besondere Problem, für dessen Bewältigung es im Gegensatz zu den Opfer- und Täterorten noch kein Modell gibt.

Was macht man mit einem Haus in einer Kleinstadt, in dem es weniger um die Aufarbeitung von Verbrechen und das Erinnern an unfaßbares Leid, sondern um den Umgang mit einem Mythos geht? Dem Mythos, daß genau an dieser Stelle vor 125 Jahren „das Böse“ auf die Welt gekommen ist?“

Zum Thema Braunau und Neonazis sagte Maislinger: „Wenn auch oft übertrieben dargestellt, hat das Hitler-Geburtshaus natürlich auch für Neonazis eine magische Bedeutung. Der Gründer von exit Deutschland, Bernd Wagner, hat dies in Gesprächen mit ehemaligen Neonazis bestätigt bekommen. Die Neonazi-Aussteiger haben aber auch klar gemacht, was mit dem "Hitler-Haus" gemacht werden muß, damit es diese magische Aufladung verliert: Es muß klar definiert werden! Und genau hier setzt das Projekt "Haus der Verantwortung" an.“

Der Verein "Exit Deutschland", der aussteigewillige Rechtsextreme unterstützt, hat Interesse bekundet, dort eine Zweigstelle einzurichten. Eine vergleichbare Organisation, die Neonazi- ussteigern Hilfe anbietet, gibt es in Österreich noch nicht. „Exit“ unterstützt das Projekt „Haus der Verantwortung“.75

Maislinger sammelt indes unermüdlich Unterstützungsunterschriften für sein Projekt. Er ist überzeugt, daß es kaum ein NS-Erinnerungskonzept gibt, das eine derart breite Zustimmung erhält. "Ich bin der festen Überzeugung, daß es für Gespräche noch immer nicht zu spät ist und eine Lösung gefunden werden kann."76

Das Bundesministerium des Inneren will aus dem Mietvertrag heraus

Seit die Lebenshilfe 2011 ausgezogen ist, steht das Haus leer. Über die zukünftige Nutzung des Hitler- Hauses wird seit Jahren diskutiert. Das führte zu skurrilen Ideen. Der russische Duma-Abgeordnete Franz damowitsch Klinzewitsch (Partei „Einiges Rußland“) wollte 2012 rund zwei Millionen Euro sammeln, um das Haus zu kaufen und abzureißen.77

Als im Frühjahr 2013 alle schon glücklich waren, mit Volkshilfe und Volkshochschule einen neuen Untermieter für das Haus gefunden zu haben, lehnte Frau Pommer wiederum ab. Auch dafür hätte man nämlich die Räume herrichten müssen (Einbau von Fahrstühlen bzw. Rollstuhlrampen).78

Die Eigentümerin wolle weder umbauen lassen noch eine Gedenkstätte für die Opfer, und sie wolle das Haus auch nicht zu einem angemessenen Preis an die Republik verkaufen. Einen „Liebhaberpreis“ werde man sicher nicht zahlen, sagte der zuständige Sektionschef im Innenministerin, Hermann Feiner. Im Oktober 2014 hat Feiner bei sämtlichen Stellen des Bundes angefragt, ob es eine neue Idee für die Nutzung gebe. Zeitgleich hat er ein Gutachten in Auftrag gegeben, ob eine Enteignung im öffentlichen Interesse möglich wäre. Es wird auch geprüft, „ob aus dem langjährigen Mietvertrag eigentumsähnliche Rechte aus öffentlichem Interesse abzuleiten sind“. Bisher wurden Enteignungen nur durchjudiziert, wenn es um den Bau von Straßen oder Eisenbahnstrecken ging. Es wäre ein Präzedenzfall. „Bei so einem Objekt gibt es nicht nur staatsbürgerliche Rechte, sondern auch staatsbürgerliche Pflichten. Wenn ein Haus so belastet ist, muß sich auch die Eigentümerin andere Fragen stellen als jeder andere Hauseigentümer“, sagt Feiner in Richtung Pommer.79

Florian Kotanko, pensionierter Gymnasialdirektor und Obmann des Braunauer „Vereins für Zeitgeschichte“, der die Website „braunauhistory.at“ betreibt, versteht ebenfalls nicht, was in Frau Pommer vorgeht. „Ob es ein Museum wird, ein ‚Haus der Verantwortung‘ oder eine soziale Institution dort einzieht - es sollte unbedingt einen Hinweis auf den historischen Bezug geben. Was geschehen ist, soll dokumentiert werden“, sagt Kotanko.80

Das sogenannte Adolf-Hitler-Geburtshaus (auch Hitler-Geburtshaus) steht wegen seiner Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert unter Denkmalschutz. Das ehemalige Braugasthaus mit Nebengebäuden (Stall, Stadel, Sudhaus) und Mietwohnungen wird derzeit nicht genutzt.

„In dem dreistöckigen Haus mit den vergitterten Fenstern im Erdgeschoß hat Hitler zwar nur wenige Monate gelebt, doch das reicht offensichtlich schon für eine pseudoreligiöse Aufladung der Immobilie. Denn die 17.000 Einwohner werden den Fluch der zufälligen Geburt des Diktators in ihrem Städtchen einfach nicht los.“81

Im Schnitt gehen pro Tag rund 50 Fremde an der Adresse vorbei, viele mit auffällig verstohlenen Blicken in Richtung des „bösen Hauses“. Manche machen ein Selfie und verschwinden dann schnell, was etwas Klammheimliches hat. Andere kratzen etwas Putz von der Fassade ab. Hitler- Devotionalien, die nichts kosten. Selbst denen, die kommen, um zu sehen, wo Hitler in die Windeln gemacht hat, ist es offenkundig peinlich nach der Adresse zu fragen. Die Braunauer kennen das schon, wenn sich Besucher als Geschichtslehrer ausgeben, um ihrer Neugierde eine berufliche Legitimität zu geben.82

Florian Kotanko, Obmann des Braunauer Vereins für Zeitgeschichte, kann sich gut vorstellen, daß dem Innenministerium und der Stadtgemeinde Braunau der Rechnungshof im Nacken sitzt. „Was man zurecht bekritteln kann, ist, daß seit dem Auszug der Lebenshilfe rund 240.000 Euro bezahlt worden sind, ohne daß eine Nutzung gegeben ist“, sagt Kotanko. Laut Einschätzung des Finanzrechts-Experten Werner Doralt ist die Miete über monatlich knapp 4.700 Euro, die sich Innenministerium und Stadtgemeinde im Verhältnis 60:40 brüderlich teilen, mehrfach überhöht. Der Immobilien- und Finanzexperte Michael Kordovsky, ein gebürtiger Braunauer, hat sich vergleichbare Immobilienobjekte in der Bezirkshauptstadt angesehen und kommt zum Schluß, daß die derzeitige Miete für das Hitler-Haus drei- bis vierfach überhöht ist. Dennoch hält das Innenministerium als Hauptmieter daran fest, daß ortsübliche Preise gezahlt werden, eine Überhöhung sei nicht gegeben, so BMI-Sprecher Grundböck.83

Nachdem die Republik der Eigentümerin Ende 2014 den Kauf des Gebäudes anbot, sprach diese die Kündigung des Mietvertrages aus, deutete Verkaufsabsichten - an wen auch immer - an. Zwar war die Kündigung wegen formaler Fehler unwirksam, dennoch stieg bei den verantwortlichen Beamten der Blutdruck: Wie könne man zuverlässig verhindern, daß die Immobilie in die falschen Hände gerät?

Für den renommierten Verfassungsrechtler Heinz Mayer ist der Fall klar (11.02.2015): „Man kann nicht so einfach enteignen. Es müßte eine eigene gesetzliche Regelung für das Haus geschaffen werden.“ Eine „Lex Hitlerhaus“ also, die juristisch und politisch jedoch schwer zu argumentieren wäre. Eine Enteignung („Entzug privaten Eigentums durch den Staat im öffentlichen Interesse“) wäre nur denkbar, wenn die Besitzerin der Liegenschaft dort z. B. eine „Hitler-Gedenkstätte“ planen würde.84

Wie geht es nach dem Scheitern der Enteignungs-Variante weiter? Der kostspielige Mietvertrag - den der Bundesrechnungshof bereits kritisch beäugt hat - kann am 1. März mit einjähriger Kündigungsfrist aufgelöst werden. Die wahrscheinliche Variante ist, daß die Republik - sie ist Mieterin seit 1972 - von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch macht. In den folgenden zwölf Monaten könnte dann über eine niedrigere Miete, über eine Adaptierung des Hauses oder über einen Verkauf verhandelt werden. Die Alternative zu einem neuen Mietvertrag wäre ein Kaufanbot der öffentlichen Hand. Der Wert der leerstehenden, desolaten Liegenschaft würde geschätzt, wobei die Eigentümerin mit wenig Erlös rechnen könnte. Das nährt im Innenministerium die Hoffnung auf einen neuen, „billigeren“ Mietvertrag, der die sinnvolle Nutzung der Räumlichkeiten erlaubt.

Mitte 2015 und Anfang 2016 folgten zwei weitere Kaufangebote, die beide unbeantwortet blieben. Seither arbeiten das Innenministerium und der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts an der Enteignung.

Eine noch von Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) eingesetzte interdisziplinäre Kommission forderte in ihrem im November 2015 vorgelegten Abschlußbericht eine dauerhafte und endgültige Unterbindung „nationalsozialistischer Wiederbetätigung und bejahende Gedenkpflege an den Nationalsozialismus“. Und zwar „unter Ausschöpfung aller rechtlichen Mittel“.85

Es war lange Zeit still um das Geburtshaus von Adolf Hitler. Jetzt aber berichten wieder nationale und internationale Medien über das ehemalige Braugasthaus in der Salzburger Vorstadt Nr. 15. "Riesen Ärger um Hitlers Geburtshaus" titelte etwa die BILD-Zeitung. Auch die britische Daily Mail, die israelische Tageszeitung Haaretz und die drittgrößte türkische Tageszeitung Hürriyet schrieben über das "Geisterhaus", wie es in einem großen Profilbericht genannt wurde.

Frau Pommer soll enteignet werden

Im Juli 2016 forderte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) einen Abriß, da keine Denkmalwürdigkeit gegeben sei. Auch Grün-Mandatar Harald Walser sah in der Schleifung des Gebäudes „die beste Variante“. Zuletzt sprach sich dafür auch Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer (FPÖ) aus.

Am 12. Juli 2016 entschied die österreichische Regierungskoalition, die Eigentümerin aufgrund des öffentlichen Interesses zu enteignen und zu entschädigen, da man sich nicht auf eine Nutzung des Gebäudes hatte einigen können. Rechtfertigen lasse sich das nur damit, Braunau und das Haus vor „Pilgerfahrten der rechten Szene“ zu schützen. Derzeit ist der Staat Österreich Mieter des Objekts. Die aktuelle Monatsmiete für die 800 qm große Immobilie beträgt 4.700 Euro - im Kostenverteilungsschlüssel von 60 (Bundesinnenministerium) zu 40 (Stadt). Der geltende Mietvertrag schränkt die Nutzung stark ein. Das Haus, das in schlechtem Zustand ist, dürfte allein für öffentliche Verwaltungseinrichtungen oder „sozio-edukative“ Zwecke genutzt werden. Der Mietvertrag untersagt jede Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes „im historischen Kontext“.

Ursprünglich wollte die Eigentümerin wohl verkaufen, änderte dann aber ihre Meinung als politisch fragwürdige Kaufinteressenten vorstellig wurden. Nötige Renovierungen lehnte sie stets ab, Umbauten ebenso. Zudem gab es seit langem schon keinen Konsens darüber, wie denn nun das Objekt zukünftig genutzt werden soll.86

Der Entscheidung, erstmalig einer Privatperson nicht aus baulichen, sondern historischen und sicherheitspolitischen Gründen den Besitz zu entziehen, ist ein jahrelanges Geplänkel mit der Eigentümerin vorangegangen, die es dem Innenministerium offensichtlich nicht leicht macht, bis heute nicht. Frau Pommer spricht nicht mit Medien, auch ihr Wiener Anwalt Franz Nistelberger teilt nur mit, daß es nichts zu sagen gebe. Im Ort kursieren viele Gerüchte. Laut einem Vertrauten verweigert die Besitzerin alle Umbaumaßnahmen, weil die öffentliche Hand sie nie in die Planungsphase mit einbezogen und stets vor vollendete Tatsachen gestellt haben soll. Das Innenministerium habe zudem mehrere Kaufangebote gemacht, die aber von der Eigentümerin stets ignoriert wurden. Ein Bekannter von Pommer, der anonym bleiben will, sagt, daß niemand mit einer Kaufabsicht an sie herangetreten sei und sie sogar über die geplante Enteignung keinerlei Schriftverkehr erhalten und davon nur aus den Medien erfahren habe.87

Pommer war allerdings geschäftstüchtig genug, über ihren Anwalt, der auf Immobilien spezialisiert ist, eine Teilung ihres Grundstückes anzustreben. Sie wollte die Arkade und die kleine Parkmöglichkeit hinter dem Haus als eigene Liegenschaft eintragen. Damit wären zukünftig zwei Mietverträge nötig gewesen. Der Gemeinderat verhinderte die Teilung.88

Die Braunauer Stadtpolitiker sind gespalten. Laut dem Grünen Stögmüller wurde die Entscheidung der Enteignung als große Erleichterung in Braunau aufgenommen. Glaubt man jedoch FPÖ- Vizebürgermeister Christian Schilcher, dann überwiege unter den Braunauern die Empörung darüber, daß die Hitlerhaus-Besitzerin enteignet werden soll. „Die Enteignung hat uns überrascht, das sage ich ganz ehrlich. Ich hätte nicht geglaubt, daß die Republik so weit geht“, sagt Schilcher.89

Außerdem besteht bisher kein Gesetz, auf Basis dessen die Enteignung des Hauses durchgesetzt werden könnte. Es soll jedoch extra eines geschaffen werden.

Denkmalschützern, denen es um den Erhalt historischer Baudenkmäler und nicht um deren einstige Bewohner geht, schwante Ungemach. Denn die erstmalige Unterschutzstellung des Gebäudes erfolgte kurz nachdem es der damalige NSDAP-Reichsleiter und spätere Reichsminister Martin Bormann erworben hatte (1938), aus rein ideologischen Gründen. Im Oktober 1993 erging ein weiterer Bescheid, der die Erhaltung als Ensemble zum Inhalt hatte, da die historische Bausubstanz bis in das 15./16. Jahrhundert zurückreicht.

Die Kommission zum historisch-korrekten Umgang mit dem Hitler-Haus

Das Wiener Innenministerium setzte eine Kommission ein, um über die Zukunft der heiklen Adresse final zu entscheiden.

Auftrag

Auf der Liegenschaft mit der Adresse Salzburger Vorstadt 15, Braunau am Inn, wurde am 20. April 1889 Adolf Hitler geboren. Bereits die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war seit 1938 bestrebt, das Geburtshaus Adolf Hitlers für propagandistische Zwecke zu mißbrauchen. Es wurde 1938 erworben, saniert und 1943-1944 als „Braunauer Galerie im Führer-Geburtshaus“ betrieben. Diese Tatsache macht es trotz Restitution 1952 zu einem der zentralen Objekte neonazistischer „Gedenkpflege“ und einem auch für die internationale rechtsextreme Ideologie identitätsstiftenden Ort. Die Republik Österreich trifft eine besondere staatspolitische und historische Verpflichtung dafür Sorge zu tragen, daß das Objekt nicht zu neonazistischer Agitation und bejahendem Gedenken mißbraucht wird.

Vor diesem Hintergrund entschloß sich das Bundesministerium für Inneres im Jahr 1972 das Haus mit der Adresse Salzburger Vorstadt 15, Braunau am Inn, anzumieten, um eine verpönte Nutzung zu verhindern. Das Haus konnte in den vergangenen Jahrzehnten zu wechselnden karitativen oder sozialen Zwecken genutzt werden. Seit der Beendigung des letzten Untermietverhältnisses mit der Lebenshilfe Oberösterreich im Jahr 2011 steht das Haus, unter Beibehaltung des Hauptmietverhältnisses mit dem Bundesministerium für Inneres, leer.

Vor allem durch den Kündigungsversuch des Mietvertrages durch die Eigentümerin sowie potentielle Eigentumsübertragungen an Dritte ist das Bestreben der Republik Österreich gefährdet, sicherzustellen, daß mit dem Objekts in einer Weise verfahren wird, die auf Dauer einer nationalsozialistisch geprägten Vereinnahmung entgegen wirkt.

Das Geburtshaus Adolf Hitlers soll daher zur dauerhaften Unterbindung jeglicher nationalsozialistischer Wiederbetätigung und eines bejahenden Gedenkens an den Nationalsozialismus mit Gesetz enteignet werden und ins Eigentum der Republik Österreich übergehen.

Der Bundesminister für Inneres hat nach der mit dem „Bundesgesetz über die Enteignung der Liegenschaft Salzburger Vorstadt Nr. 15, Braunau am Inn“ erfolgenden Enteignung über die historisch korrekte Nutzung durch die Republik Österreich zu entscheiden. Die grundlegende Frage in diesem Zusammenhang ist, in welcher Art und Weise die Republik Österreich mit dem Objekt in historisch korrekter Weise verfahren kann.

Aus diesem Grund setzte Herr Bundesminister für Inneres, Mag. Wolfgang Sobotka, im Juni 2016 eine „Kommission zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus dolf Hitlers“ ein. In diese Kommission wurden Experten - Zeithistoriker, Juristen, Vertreter der Verwaltung, der Zivilgesellschaft und Politik - berufen, um sowohl die rechtlichen, historischen als auch sicherheitspolitischen Fragen zum Umgang mit dem Geburtshaus Hitlers zu erörtern und eine Empfehlung an den Herrn Bundesminister abzugeben.

Fragestellungen an die Kommission

Wie ist mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers in historisch korrekter Weise zu verfahren, so daß sichergestellt werden kann, daß

- an diesem Ort bzw. in diesem Haus keine Pflege, Forderung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts oder eines bejahenden Gedenkens an den Nationalsozialismus stattfindet und
- einer nationalsozialistisch gepragten Vereinnahmung sowie einer Begünstigung der weiteren Assoziierung oder dauerhaft betonten Verbindung mit der Person Hitlers entgegengewirkt wird?

Insbesondere wurden durch die Kommission folgende Handlungsoptionen gewürdigt:

- Museale Nutzung
- Nutzung fur sozial-karitative Zwecke
- Nutzung fur edukative Zwecke
- Nutzung fur behördlich - administrative Zwecke
- Abriß des Objekts

Mitglieder der Expertenkommission

- Mag. Dr. Gerhard Baumgartner (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes)
- Präsident Oskar Deutsch (Israelitischen Kultusgemeinde)
- Univ. Prof. Dr. Stefan Karner (Universität Graz), ÖVP
- Mag. Dominik Fasching (Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, BMI)
- Sektionschef Hermann Feiner (Vorsitz; Sektion IV, BMI)
- Prof. Herwig Hösele (Zukunftsfonds der Republik Österreich), ÖVP
- Univ. Prof. Dr. Clemens Jabloner (Universität Wien)
- Mag. Michaela Jana Löff (Berichterstattung; Sektion IV, BMI)
- Andreas Pilsl MA BA (Landespolizeidirektion Oberösterreich, BMI)
- Univ. Prof. DDr. Oliver Rathkolb (Universität Wien), SPÖ-nahe
- Dr. Elisabeth Sleha (Sektion IV, BMI)
- Dr. Cornelia Sulzbacher (Land Oberösterreich)
- Mag. Johannes Waidbacher (Bürgermeister von Braunau), ÖVP

Kritik an der Kommission

Unter den Mitgliedern sucht man z.B. einen Vertreter aus dem Bundeskanzleramt vergeblich. Warum niemand aus der Kunst-Kultur-Sektion, etwa aus dem Bereich Denkmalschutz oder Baukultur, in die Kommission berufen wurde, bleibt ein Rätsel.90

Der Sprecher des Innenministers hat auch nur bedingt eine Erklärung parat. Man habe sich am "Positivansatz orientiert, also wer zur Fragestellung bezüglich der Nachnutzung etwas beitragen" könne. Um politische Winkelzüge sei es jedenfalls nicht gegangen.91

Kritik kommt hier jetzt auch vom internationalen Denkmalpflege-Beirat Icomos, der das Fehlen internationaler Experten moniert, die langjährige Erfahrung im praktischen Umgang mit nationalsozialistischem Erbe vorweisen kann. Abrißgegner Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lipp, Präsident von

Icomos Österreich, betont, daß eine sorgsamere Abwägung von Experten wünschenswert geween wäre, und daß die Liquidation unbequemer Denkmale nicht zur deren Entmystifizierung beiträgt. Kritisiert wird außerdem, daß die Vertreter der Kommission die seit den späten 1960er-Jahren darüber geführte wissenschaftliche Diskussion offensichtlich ignoriert haben. Lipp bringt es auf den Punkt. Die "Liquidierung belastender Zeugnisse" entspreche einer "naiven Leugnung der Erblast". Experten nennen es auch vorgestrige Verdrängungspraxis.92

Am Weitesten hat sich im "Abriß-Lager" Mag. Dr. Gerhard Baumgartner aus dem Fenster gelehnt. Der Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands hatte vorgeschlagen einen Supermarkt an Ort und Stelle zu errichten. Sein Ziel: Die völlige Entpolitisierung des Ortes.93

Als "peinlich" definiert der Stadtverein Braunau die vielen, "unüberlegten" Nutzungsideen für das Hitler-Geburtshaus. "Als dann der Vorschlag auftauchte, das Haus abzureißen und dafür einen Supermarkt zu errichten, ist für uns die Schmerzgrenze an Peinlichkeit überschritten worden", so Obmann Ingo Engel. Für ihn ist klar: "Abgesehen davon, daß man historische Tatsachen - und daß Hitler in diesem Haus geboren wurde, ist eine historische Tatsache - nicht abreißen könne, scheint Innenminister Sobotka die rechtliche Grundlage offensichtlich und erstaunlicherweise nicht zu kennen." Auf der Website braunau-history.at hätte der Politiker sich umfassend informieren können." Engel, ehemaliger Braunauer Baudirektor, zitiert den Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 11. Oktober 1993, in dem eindeutig festgestellt wurde, daß die Erhaltung des Ensembles "Salzburger Vorstadt" in Braunau zu gewährleisten sei.94

Auf der Schlußgeraden vor der Veröffentlichung ihres Abschlußberichts scheinen einige Kommissionsmitglieder umgeschwenkt zu sein. Im September 2016 berichteten zwei Mitglieder der Kommission der "Welt" unabhängig voneinander, daß die Fachleute aus Politik- und Geschichtswissenschaft empfehlen, das Haus nicht abzureißen. Ein Kommissionsmitglied sagte damals der "Welt": „Man kann nicht die Geschichte auslöschen, indem man ein Gebäude abreißt. Aus geschichtspolitischen Gründen ist das keine Option“.95

Die Initiative für Denkmalschutz wähnt darin ein politisches Täuschungsmanöver, da sich sowohl Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) als auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) am Rande des Ministerrates unter Verweis auf die Unterschutzstellung gegen einen Abriß ausgesprochen hatten.96

Politikwissenschaftler Andreas Maislinger, dessen für dort vorgesehenes Projekt "Haus der Verantwortung" auf breite internationale Unterstützung stößt, befürchtet sogar den gegenteiligen Effekt. Demnach würde das auf Braunau lastende Stigma als Geburtsstadt Adolf Hitlers auch noch befeuert.

Kommissionsmitglieder lehnen Abriß ab

Der Zeithistoriker Oliver Rathkolb, der ebenfalls in der Kommission saß, sagte noch im Sommer, man müsse das Gebäude zwar „vom Nimbus des Geburtshauses Hitlers wegführen“, ein briß sei aber „keine Option. Das hätten die Amerikaner 1945 machen müssen. Heute geht das nicht mehr.“97

Oliver Rathkolb lehnt die Idee einer Erinnerungsstätte ab. Er fürchtet, daß sie sich zum Pilgerort für rechtsextreme Gruppierungen entwickeln könnte: „Es gibt diese irrationale Aufladung von Geburtsorten. Das hat wirklich etwas pseudo-religiöses.“ ufgrund dieser Wahrnehmung könne man in diesem Falle auch z.B. nicht das NS-Dokumentationszentrum in München oder auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg zum Vorbild nehmen. „Dieses Geburtshaus kann man nicht mit irgendwelchen Parteihäusern vergleichen.“ Den Rechten sei die didaktische ufarbeitung egal, so der Historiker, „denen geht es vielmehr um die Aura des Ortes.“ Er würde am liebsten eine karitative Einrichtung oder eine Polizeistation unterbringen. „Dadurch würde die Attraktivität dieses Geburtshauses gebrochen werden. Es geht darum diesen vollkommen absurden Geburtshaus-Mythos, den vor allem die österreichischen Nationalsozialisten dort gespielt haben, endgültig zu dekonstruieren.“ Ein Abriß würde "einer Verleugnung der NS-Geschichte in Österreich gleichkommen", so Rathkolb.98

In der Kommission saß auch Oberösterreichs Landespolizeidirektor ndreas Pilsl. „Das Gebäude muß das Gesicht verlieren, damit man es nicht wiedererkennen kann. Es muß etwas Triviales sein, schlicht und unbedeutend.“ Die Entscheidung der Kommission lasse viele Varianten offen, darunter auch den Abriß. Er sei froh, daß sie so gefallen sei, sagt Pilsl. Eine museale Nutzung wäre falsch gewesen. Davon rät die Kommission in ihrer Empfehlung auch ab.99

Cornelia Sulzbacher, die Leiterin des oberösterreichischen Landesarchivs, zeigt sich überrascht von der Abriß-Interpretation des Innenministers: „Wir haben empfohlen, das Geburtshaus in seinem Aussehen so zu verändern, daß es nicht mehr als Symbol verwendet werden kann und zu keiner Pilgerstätte wird.“ Wenn Innenminister Sobotka daraus einen briß ableite, stehe ihm das frei. Wichtig sei ihr eine karitative oder administrative Nutzung des Gebäudes, sagt Sulzbacher.100

Auch die vom Innenminister berufene Expertenkommission beurteilt das Gebäude als einen „auch für die internationale rechtsextreme Ideologie identitätsstiftenden Ort“. Österreich müsse dafür sorgen, daß es nicht zu „neonazistischer Agitation“ mißbraucht werde. Deshalb solle es „ins Eigentum der Republik Österreich übergehen“.

llerdings empfiehlt die Expertenkommission offensichtlich keinen briß. „In der Empfehlung steht nichts von einem Abriß“, sagt Bürgermeister Hannes Waidbacher (ÖVP), ebenfals Mitglied der Kommission. Tatsächlich empfehle die Kommission "eine tiefgreifende architektonische Umgestaltung", die den "Wiedererkennungswert und die Symbolkraft des Gebäudes dauerhaft unterbinden" soll, so Waidbauer in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 18. Oktober 2016.

Für Bürgermeister Johannes Waidbacher galt in der Nutzungsdiskussion immer der Grundsatz: "Wir wollen einen historisch korrekten Umgang mit dem Hitler-Haus."

„Die Expertenkommission empfiehlt, Hitlers Geburtshaus nicht abzureißen“, erklärte auch der ExVerwaltungsgerichtshofpräsident Clemens Jabloner, als er den Bericht seiner Kommission vorstellte. „Österreich würde seine Geschichte verleugnen“, brachte er kurz und klar das Votum der 13 Fachleute aus der Runde aus Historikern und Politikern auf den Punkt.

Ziel sei es, eine Pilgerstätte für Neonazis zu verhindern. Mehrere Kommissionsmitglieder erklärten, sie hätten zwar mehrere Vorschläge zur Entmystifizierung des Ortes gemacht, eine Schleifung des Gebäudes werde aber nicht befürwortet.

Ergebnisse der Expertenkommission

Die Ergebnisse der Expertenkommission im ungekürzten Wortlaut:

Ergebnisse

In der Regierungsvorlage des Bundesgesetzes über die Enteignung der Liegenschaft Salzburger Vorstadt Nr. 15, Braunau am Inn (1250 d.B.), verpflichtet sich die Republik Österreich einerseits das Objekt in ihrem Eigentum zu behalten und andererseits dieses so zu nutzen, daß die Pflege, Förderung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts oder eines bejahenden Gedenkens an den Nationalsozialismus an diesem Ort dauerhaft unterbunden wird (§ 2).

Die Kommission fokussierte daher ihre Beratungen vor dem Hintergrund dieser gesetzlichen Verpflichtung auf die im Auftrag umrissenen Handlungsoptionen. Von einer Prüfung konkreter Einzelprojekte wurde Abstand genommen, um Gestaltungsspielraum für die konkrete Nutzung zuzulassen.

Museale Nutzung

Führermythos und Führerkult gehörten und gehören zum Kernbestand der Narration über Hitler. Charakteristisch für den gegenwärtigen Neonazismus ist, daß die Geschichte als ideologische Legitimation für Handlungen und Zukunftsvisionen mißbraucht wird. Dieser mißbräuchliche Umgang mit der NS-Vergangenheit durch neonazistische Gruppierungen läßt diesen Kult bis in die Gegenwart wirken. Die Symbolik und Aura seines Geburtsortes dient der Identifikation mit der nationalsozialistischen Ideologie und der Person Hitlers. Darüber hinaus besteht die Gefahr, daß die Intention z.B. einer zeitgeschichtlichen Ausstellung die Symbole der NS-Zeit zeigt, von Besuchern mißbräuchlich verkehrt wird.

Ein museales oder edukatives Projekt - auch wenn es sich mit der Aufarbeitung der NS-Zeit „beschäftigt“ - führt nach Ansicht der Kommission zu einer weiteren Assoziierung des Ortes mit der Person Hitlers und birgt deshalb die Gefahr, auf verpönte Personen und Gruppierungen weiterhin unerwünschte Anziehungskraft auszuüben.

Die Nutzung muß nach Ansicht der Kommission daher darauf gerichtet sein, die Symbolik des Ortes zu durchbrechen, indem ein gegenteiliges Zeichen gesetzt wird.

Nutzung für edukative Zwecke

Eine Nutzung mit edukativer Zielrichtung wird von der Kommission als ungeeignet angesehen. Schon aufgrund des gesetzlich festgelegten Enteignungszwecks muß absolut sichergestellt werden, daß sowohl Besucher von Veranstaltungen als auch die vermittelten Inhalte den Enteignungszweck nicht konterkarieren.

Nutzung für sozial-karitative Zwecke

Eine sozial-karitative Nutzung (z.B. eine Tagesstätte für Menschen mit Behinderungen), wie sie bereits an diesem Ort über viele Jahre stattgefunden hat, würde ein lebensbejahendes Zeichen und einen Kontrapunkt zu den von Hitler begangenen Verbrechen setzen. Eine lebensbejahende und alltagsbezogene Nutzung ist nach Ansicht der Kommission geeignet die bisherige Symbolik dieses Ortes zu durchbrechen.

Eine Einrichtung, der diese Aufgabe übertragen wird, sollte sich durch Beständigkeit und ein hohes Maß an Vertrauen der Öffentlichkeit auszeichnen, um sicherzustellen, daß weitere mediale Aufmerksamkeit unterbleibt.

Nutzung für behördlich-administrative Zwecke

Eine Nutzung für behördlich-administrative Zwecke wäre alltagsbezogen und ließe sich unauffällig ins gesellschaftliche Leben integrieren.

Die Nutzung durch eine Behörde z.B. als Amtsräume für das Finanzamt oder als Polizeiinspektion wäre aufgrund des beschränkten Zutritts für die Öffentlichkeit und der Präsenz der staatlichen Hoheitsgewalt gut geeignet, die Zielsetzung des Enteignungszwecks zu erfüllen. Darüber hinaus wäre bei einer staatlichen Institution auch eine hohe Beständigkeit und Vertrauen der Öffentlichkeit gegeben.

[...]


[1] Longerich, Hitler, S. 13f.

[2] Hitler am 21.08.1942 in FHQ Werwolf, Heinrich Heim, a.a.O., S. 357. Zitat bei Joachimsthaler, München, S. 157. Daß Hitler mit dieser Äußerung seinem Gast Rudolf Gercke, dem Chef der Transportabteilung des Generalstabes des Heeres (1939-45 Chef des Wehrmachttransportwesens) auf Umwegen seine grundsätzliche Mißachtung der Vetternwirtschaft deutlich machen wollte, war offensichtlich. (Maser, Fälschung, S. 82). Als er 1927 Haus Wachenfeld auf dem Obersalzberg gepachtet hatte, ließ er Angela Raubal, seine Halbschwester und Mutter Geli Raubals, als Wirtschafterin zu sich kommen. 1938 verfügte er in seinem Testament, daß die Partei Angela „auf Lebenszeit monatlich 1.000 Mark“ zu überweisen habe. Und jährlich 12.000 Mark sollten zeitlebens auch seine Vollschwester Paula und Eva Braun bekommen. Insgesamt nicht viel bei seinem Millionenvermögen!

[3] Hamann, Hitlers Wien, S. 68.

[4] Kershaw, Hitler 1889-1936, S. 22; Rosenbaum, S. 10f.

[5] Hamann, Hitlers Wien, S. 8, 73-76; Redlich, S. 6-8, 11, 223f., 255; Robert G. L. Waite: The Psychopatic God: Adolf Hitler. New York 1977, S. 131.

[6] Victor, S. 8; Redlich, S. 34, 43, 46, 82, 99; Lang, Der Sekretär, S. 112.

[7] Zitiert bei Hamann, Hitlers Wien, S. 76; Maser, Adolf Hitler, S. 19; Rosenbaum, S. 4, 19.

[8] Picker, S. 169f.

[9] Zitiert bei: Timothy W. Ryback: Hitlers Familienbande. Auf: http://www.cicero.de/salon/hitlers-familienbande/37891 [2. Mai 2004].

[10] Läpple, S. 72.

[11] Läpple, S. 73f.

[12] Zitiert bei: Timothy W. Ryback: Hitlers Familienbande. Auf: http://www.cicero.de/salon/hitlers-familienbande/37891 [2. Mai 2004].

[13] Aussage von Paula Hitler, CIC-Einvernahme am 5.06.1946, US-Army Military History Resarch Collection, Charlisle Baracks, Pa.

[14] Timothy W. Ryback: Hitlers Familienbande. Auf: http://www.cicero.de/salon/hitlers-familienbande/37891 [2. Mai 2004].

[15] Fest, S. 44.

[16] Knopp / Staehler, S. 16f.

[17] Knopp / Staehler, S. 18.

[18] Knopp / Staehler, S. 18.

[19] Karl Friedrich von Frank: Die Ahnentafel von Adolf Hitler. In: „Ahnentafeln berühmter Deutscher“. Neue Folge, 1935, Lieferung 3, S. 33-35, 295-296.

[20] Knopp / Staehler, S. 20.

[21] Knopp / Staehler, S. 16.

[22] Knopp / Staehler, S. 20.

[23] Rudolf Koppensteiner: Die Ahnentafel des Führers, in: Ahnentafeln berühmter Deutscher, Leipzig 1937. Koppensteiners Ahnentafel weicht an mancherlei Stelle von der Frankes ab, so bei Nr. 26/27, 34/35, 51-55, 61, 64-67, 83-87, 100, 104-111, 122/123, 216-223 und 348-351. Entweder sind bei den einzelnen Personen abweichende Daten und Namen genannt, oder es handelt sich um gänzlich andere Personen. Koppensteiner war Hofrat sowie 1934 und 1941-1945 Burghauptmann, d.h. Leiter der Verwaltung der Hofburg.

[24] Kershaw, Hitler 1889-1936, S. 22; Rosenbaum, S. 10f.

[25] Hamann, Hitlers Wien, S. 8, 73-76; Redlich, S. 6-8, 11, 223f., 255; Waite, S. 131.

[26] Redlich, S. 11, 224, 255.

[27] Maser, Adolf Hitler, S. 15, 34-36; Redlich, S. 6. Biologische Inzucht wird bei Abgeschlossenheit einer Bevölkerung, z.B. auf einer Insel, in einem Gebirgstal oder in einem sozialen Ghetto, beobachtet. Die Gefahr bei Inzucht (Ahnengleichheit) und Inzest liegt in dem Auftreten von Erbkrankheiten. Unter Inzest wird der Beischlaf zwischen engen Blutsverwandtschaft verstanden, z.B. zwischen Vater und Tochter sowie unter leiblichen Geschwistern. Abwegig wären Erbkrankheiten in Hitlers Familie nicht gewesen, weil das österreichische Waldviertel, dem er entstammte, eine in sich geschlossene Population mit einem geringen Heiratsradius war. Oft entstammten beide Ehepartner ein und demselben Ort wie z.B. Hitlers Eltern, die beide in Spital aufwuchsen.

[28] Maser, Adolf Hitler, S. 15; Redlich, S. 7f.; Heiden, S. 20; Victor, S. 20.

[29] Waite, S. 33, 127-137.

[30] Kershaw, Hitler 1889-1936, S. 39; Redlich, S. 10, 255f.

[31] Kershaw, Hitler 1889-1936, S. 43; Hamann, Hitlers Wien, S. 16; Redlich, S. 258.

[32] Victor, S. 20, 22.

[33] Redlich, S. 7f., 223, 256, 281; Victor, S. 20.

[34] Redlich, S. 223f.

[35] MK, Bd. 1, S. 33.

[36] MK, Bd. 1, S. 33.

[37] Maser, Adolf Hitler, S. 36.

[38] Vgl. dazu die Punkte 5, 6 und 7 des NSDAP-Programms und Maser, Sturm, S. 468ff.

[39] Rigg, S. 232.

[40] Redlich, S. 11f., 72.

[41] Redlich, S. 11f., 72; Giordano, S. 103; Rigg, S. 235. „Besonders schwer ist es zu glauben, daß der Erz-Antisemit Hitler persönlich auch nur eine einzige Ausnahmegenehmigung von den Rassegesetzen gewährte. In Wirklichkeit erteilte er viele“ (Rigg, S. 331). Im Laufe seiner Herrschaft erteilte Hitler Tausende von Genehmigungen und „Deutschblütigkeitserklärungen“. Etliche „Mischlinge“, d.h. „Halb- und Vierteljuden“ (= Deutsche mit einem oder zwei jüdischen Großelternteilen), waren hohe Offiziere, die zum Teil den Generals- oder Admiralsrang erreichten. Mindestens 150.000 „Mischlinge“ dienten – so Rigg, S. 329 – in der Wehrmacht.

[42] Zitiert bei: Hamann, Hitlers Edeljude, S. 314.

[43] Hamann, Hitlers Wien, S. 71.

[44] Hamann, Hitlers Edeljude, S. 315.

[45] Hamann, Hitlers Edeljude, S. 315.

[46] Hamann, Hitlers Edeljude, S. 316.

[47] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[48] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[49] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[50] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[51] Mein Kampf, S. 1f.

[52] http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/Reinisch-Essay-Hitler-war-gar-kein-Innviertler;art70,2295278

[53] http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/Reinisch-Essay-Hitler-war-gar-kein-Innviertler;art70,2295278

[54] Kaufvertrag vom 23. Mai 1938 zwischen "Martin Bormann, Reichsleiter der N.S.D.A.P. im Obersalzberg als Käufer einerseits und Josef Pommer, Gastwirt und Hausbesitzer in Braunau am Inn No. 219 und Frau Maria Pommer, dessen Gattin ebenda als Verkäufer andererseits". Der beiderseits vereinbarte Kaufschilling betrug 150.000 RM, wovon bei Vertragsunterzeichnung RM 100.000 in bar bezahlt wurden; der Rest von RM 50.000 war "nach ausgewiesener Bezahlung einer allfällig vorgeschriebenen Wertzuwachsabgabe beziehungsweise des Landeszuschlages oder amtlichen Ausweis der Freiheit von einer solchen Abgabe an die Verkäufer je zur Hälfte zu entrichten". Gemäß Punkt V. des Kaufvertrages hatte der Käufer sämtliche Kosten für die Errichtung des Vertrages, dessen Intabulation und die Übertragungsgebühren zu berichtigen, die Wertzuwachsabgabe beziehungsweise der Landeszuschlag war von den Verkäufern zu ungeteilter Hand zu tragen.

[55] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[56] Schreiben der Zentralstelle für Denkmalschutz im Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten, Wien, 20. Juli 1938, Z. 22178/Dsch/1938, unter demselbem Datum dem Landeskonservator in Linz zur Kenntnisnahme übermittelt.

[57] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[58] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[59] Hans Fink: Das Kriegsende 1945 am Inn. Erinnerungen an das Kriegsende in Braunau und Simbach am 2. Mai 1945. Heimat am Inn Band 1, Simbach am Inn 1972, S. 100-113.

[60] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[61] http://braunau-history.at/w/?title=Kriegsende

[62] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[63] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[64] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[65] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[66] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[67] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[68] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[69] http://www.spiegel.de/einestages/braunaus-vergangenheit-a-947935.html

[70] http://www.spiegel.de/einestages/braunaus-vergangenheit-a-947935.html

[71] http://www.spiegel.de/einestages/braunaus-vergangenheit-a-947935.html

[72] http://www.spiegel.de/einestages/braunaus-vergangenheit-a-947935.html

[73] Der Autor unterstützt öffentlich (Brief vom 7. Juli 2015) die Vision der Realisierung eines internationalen Gedenk- und Friedensprojektes: „Das Haus der Verantwortung“: Lieber Herr Dr. Maislinger, "Haus der Verantwortung" hört sich sehr gut an! Braunau ist als Geburtsort Hitlers weltbekannt und kann sich nicht aus der Geschichte stehlen. Verschweigen ist daher nicht drin. Ein Abreißen des denkmalgeschützten Gebäudes würde einen Hitler-Mythos nur vergrößern, ist daher auch abzulehnen. "Braunau" ist nicht der "Quell des Bösen". Hier wurde ein Baby geboren, das als Kleinkind mit den Eltern wegzog und anderswo aufwuchs. Es hat viele Jahre gebraucht, bis Hitler so böse geworden ist. Da waren seine Eltern schon lange tot. Erst im September 1919 war der Prozeß weitgehend abgeschlossen. Hitlers Bindung an Braunau war marginal. Ich bin Historiker, kein Hysteriker! Daher bin nicht für eine Dämonisierung, sondern Rationalisierung. Hitler war einer der größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte, aber er war es als Mensch und nicht als Dämon. Andere Menschen haben ihn dabei unterstützt, sogar "entgegen gearbeitet". Ohne diese Helfer wäre die Judenvernichtung nicht möglich geworden. Die Mittäter und Beteiligten waren nicht "verhext", sie sind für ihre Taten selbst verantwortlich. Auch Hitler und die Nationalsozialisten wußten am Anfang nicht, was sie dereinst tun würden. Aber sie haben bewußt und gewollt die Weichenstellungen vorgenommen. Sie hätten auch anders handeln können. Sie sind voll für ihre Verbrechen verantwortlich. Dies gilt es darzustellen. Hitler ist die Person der Geschichte des 20. Jahrhunderts, die man am wenigsten ignorieren kann. Was soll man nun aus dem Haus machen? Ein Museum, aber weit mehr als das! Man sollte auf jeden Fall zeigen, welche Rolle Braunau bei Hitler und im Nationalsozialismus gespielt hat. Inwieweit sich das Leben der Menschen dadurch verändert hatte, weil es einen A.H. gab und dieser Schicksal spielte. Auch das Leben der Menschen in Braunau. Selbstverständlich sollte/könnte man sich in so einem Zentrum mit Hitlers Weltanschauung beschäftigen, mit deren negativen Folgeerscheinungen in Vergangenheit und Gegenwart. Man könnte/sollte auch die NS-Irrlehren mit den heutigen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen vergleichen. Hitlers Rassebegriff hält z.B. der heutigen Genetik nicht stand. Auch die Eugenik ("Rassenhygiene") gilt als wissenschaftlich widerlegt. Aloisia Veit, Tochter von Hitlers Cousin 2. Grades, galt als geisteskrank und wurde im Zusammenhang mit der Aktion T4 ("Euthanasie") ermordet. Interessant ist, daß Hitler keinen biologischen Rassebegriff hatte, sondern einen genealogischen. Eine "jüdische Rasse" gibt es nicht, und man kann auch nicht durch einen Gentest z.B. herausfinden, ob jemand Jude ist oder nicht, geschweige denn einen Juden an seinem Aussehen erkennen. Nein, der "Jude" wurde - abgesehen von den jüdischen Religionsangehörigen - anhand seiner Ahnentafel definiert. Daher schuf man 1935 auch die willkürlichen Kategorien der "Vierteljuden" und "Halbjuden". Wenn Juden beschnitten sind, sind dann "Vierteljuden" "viertelbeschnitten"??? Dieses Beispiel zeigt, wie irrsinnig das Ganze war. Aber leider mit mörderischen Folgen! Auf der Wannseekonferenz kannten die Anwesenden überhaupt keine Skrupel, den Tod von 11 Millionen europäischen Juden einfach so zu beschließen [die Judenvernichtung war vorher schon beschlossen worden, hier ging es um die praktische Durchführung, Organisation und Koordinierung], aber über das Schicksal der geschätzten 200.000 "Halb- und Vierteljuden" wurde kontrovers und erbittert gestritten, eine Folgekonferenz nach der anderen eingesetzt. Bis zuletzt konnte man sich nicht einigen. Der Abstammungswahn war nach meiner Auffassung Hitlers zentrale Triebfeder. Ohne diesen ist er nicht zu verstehen. Aufgrund der Mendelschen Erbregeln könne eine einzige jüdische Ururgroßmutter der Grund dafür sein, daß die Person XY für eine internationale Weltanschauung anfällig wäre (Ultramontanismus, Marxismus, "Wallstreet" usw.), so glaubte Hitler wirklich. Das Dritte Reich war eine "Diktatur der Ahnentafel". Dabei haben die Diplom-Landwirte Himmler und Darré von der Tierzucht auf die "Menschenzucht" geschlossen. Der Nationalsozialismus war letztlich ein gigantisches "Menschenzuchtprogramm", bei dem "wertloses Leben" gnadenlos vernichtet werden sollte. Das könnte man z.B. in einem solchen Zentrum anschaulich machen. Wechselausstellungen könnten jeweils andere Aspekte beleuchten. Sie sollten aber schon irgendetwas mit der Geschichte des Ortes und Hauses, mit Hitler, Nationalsozialismus, Drittes Reich, Rassismus, Antisemitismus etc. zu tun haben. FAZIT: Das "Haus der Verantwortung" ist eine hervorragende Idee. Nun gilt es, sie umzusetzen. Viel Erfolg dabei! Herzliche Grüße Ralf G. Jahn https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1024727940894811&set=o.1382429972045046&type=3&theater

[74] http://www.nwzonline.de/hitlers-geburtshaus-steht-leer_a_6,0,2182812394.html

[75] http://www.meinbezirk.at/braunau/lokales/hitlerhaus-es-droht-nun-die-enteignung-d1217234.html

[76] http://www.meinbezirk.at/braunau/lokales/hitlerhaus-es-droht-nun-die-enteignung-d1217234.html

[77] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[78] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[79] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[80] Profil 46 vom 10. November 2014, S. 18..

[81] http://www.dw.com/de/adolf-hitlers-geburtshaus-wird-abgerissen/a-36061760

[82] http://www.dw.com/de/adolf-hitlers-geburtshaus-wird-abgerissen/a-36061760

[83] http://www.vice.com/alps/read/der-kampf-um-das-hitler-haus-in-braunau-928

[84] http://www.nwzonline.de/hitlers-geburtshaus-steht-leer_a_6,0,2182812394.html

[85] http://derstandard.at/2000044622258/Denkmalschuetzer-wollen-Hitler-Haus-erhalten

[86] http://www.dw.com/de/adolf-hitlers-geburtshaus-wird-abgerissen/a-36061760

[87] http://www.berliner-zeitung.de/panorama/hitlers-geburtshaus-belastende-vergangenheit--ungewisse-zukunft-24946876-seite2

[88] http://www.berliner-zeitung.de/panorama/hitlers-geburtshaus-belastende-vergangenheit--ungewisse-zukunft-24946876-seite2

[89] http://www.vice.com/alps/read/hier-wurde-doch-unser-fuehrer-geboren-ein-besuch-in-braunau-am-inn

[90] http://derstandard.at/2000046127319/Hitler-GeburtshausFachleute-fordern-Aussetzung-der-Entscheidung

[91] http://derstandard.at/2000046127319/Hitler-GeburtshausFachleute-fordern-Aussetzung-der-Entscheidung

[92] http://derstandard.at/2000046127319/Hitler-GeburtshausFachleute-fordern-Aussetzung-der-Entscheidung

[93] http://www.dw.com/de/hitlers-geburtshaus-den-mythos-brechen/a-19564556

[94] http://www.meinbezirk.at/braunau/lokales/hitlerhaus-gesetzesentwurf-fuer-enteignung-beschlossen-d1800366.html

[95] http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Panorama/d/9293860/hitlers-geburtshaus-wird-abgerissen.html

[96] http://derstandard.at/2000044622258/Denkmalschuetzer-wollen-Hitler-Haus-erhalten

[97] http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/In-der-Empfehlung-steht-nichts-von-einem-Abriss;art4,2376434

[98] http://www.dw.com/de/hitlers-geburtshaus-den-mythos-brechen/a-19564556

[99] http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/In-der-Empfehlung-steht-nichts-von-einem-Abriss;art4,2376434

[100] http://ooe.orf.at/news/stories/2803576/

Ende der Leseprobe aus 605 Seiten

Details

Titel
Der Adolf-Hitler-Code
Untertitel
Hitlers größte Verunsicherung
Autor
Jahr
2016
Seiten
605
Katalognummer
V343571
ISBN (eBook)
9783668349445
ISBN (Buch)
9783668349452
Dateigröße
42672 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hitler, Ahnentafel, Stammbaum, Ariernachweis, Juden, Halbjuden, Vierteljuden, Rassismus, Braunau, Linz, Wien, München, Berlin, Nationalsozialismus, Genealogie, Genetik, Loret, Himmler, SS, NSDAP, Rassengesetze, Euthanasie, Biologie, Waldviertel, DNS, DNA, Gefreiter, Erster Weltkrieg, Soldat, Führerkult, Grab, Leonding, Arier, Germanen, nordisch, ostisch, westisch, dinarisch, Vorfahren, Familiengeschichte, Legitimierung, Adoption, Taufbuch, Inzucht, T 4, geisteskrank, Soldatenrat, Räterepublik, Drittes Reich, Geschichte, Antisemitismus, Politik, Ausrottung, Holocaust, Shoa, Volksliste, Waffen-SS, Wehrmacht, Frankenberger, Heydrich
Arbeit zitieren
Dr. Ralf G. Jahn (Autor:in), 2016, Der Adolf-Hitler-Code, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343571

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Adolf-Hitler-Code



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden