Die allgemeine Fragestellung dieser Arbeit ist es, ob es möglich ist, das 'Deutsche' mit einer festen Identität zu verknüpfen, die es erlaubt, propositionelle Aussagen darüber zu machen. Gibt es so etwas wie ein 'deutsches Gemüt', das im Lichte der Einbindung in nationale Strukturen Rückschlüsse über einen Volkscharakter zulässt? Oder läuft jede Aussage über das spezifisch 'Deutsche' unwiderruflich auf verfängliche Generalisierungen hinaus? Als Ausgangspunkt habe ich die Untersuchung von Rüdiger Safranski zur Romantik genommen, in der er prinzipiell das 'Deutsche' mit einem nationalen Bewusstsein verbindet.
Der Titel von Safranskis Buch, Romantik Eine deutsche Affäre, scheint schon etwas über den Inhalt zu verraten. Der Untertitel ist nicht mit einem Fragezeichen versehen worden, was die Frage aufwirft, ob die Romantik als geistesgeschichtliche Strömung als eine typisch deutsche Bewegung in der Literatur und Geistesgeschichte auf diese Weise abzugrenzen ist. Hier könnte die einigermaßen polemische Klassifizierung von Nietzsche vielsagend gewesen sein: er nannte die Deutschen 'von vorgestern' und 'von übermorgen'. Es ist die Frage, ob es Safranski gelungen ist, die angedeutete Verbindung zwischen Nationalität und romantischer Schule aufzudecken.
Inhaltsverzeichnis
- Benutzte Abkürzungen im Text
- 0. Vorwort: Die Romantik: eine deutsche Affäre?
- 1.0 Der Wendepunkt: die Französische Revolution und die ästhetische Erziehung; Kritik am Rationalismus und Glaube an die Kontingenz
- 1.1 Das Subjektive und die Herausbildung einer Universalpoesie; der deutsche Einfallsreichtum und Tiefsinn
- 1.2 Ein Mangel an nationalem Bewusstsein; der deutsche Idealismus als Suche nach neuen Formen der Transzendenz
- 1.3 Die organische Gesellschaft, die nach Freiheit strebt
- 1.4 Patriotismus und romantische Verklärung; Gleichförmigkeit statt Eigensinn
- 1.5 Radikalisierung der politischen' Romantik
- 1.6 Neue Formen des romantischen Ausdrucks: Wagners Gesamtkunstwerk und Nietzsche als Verteidiger des Mythischen
- 1.7 Die Wilhelminische Ära: Nominalismus und Militarismus
- 1.8 Eine Zwischenbilanz; der deutsche Provinzialismus und die damit einhergehende Weltabgewandtheit
- 2.0 Herder in der Darstellung Safranskis: die lebendige Vernunft, geschichtlich gedacht
- 2.1 Zur sprachlichen Transzendenz bei Herder
- 2.2 Sprache als 'Schauplatz der Geschichte' (JGH, S. 16); die diachrone Entwicklung der Sprachen; das sinnliche Erfassen der Welt
- 2.3 Herders anthropologische Ansätze; der Volksgeist als identitätsstiftender Faktor
- 2.4 Herder im Spiegel des 20. Jahrhunderts; Wertepluralismus
- 2.5 Die Utopie der historischen Progression und des Endpunkts der Geschichte; `das Deutsche als Minderwertigkeitskomplex; Antagonismus der Neuzeit
- 2.6 Ein Zeitenbruch: Das Tragische als Pendant zum geistigen Universalismus; die Geburt des `Anti-Helden' und einer deutschen Gegenkultur
- 2.7 Die Apotheose des Ichs: eine `Fußnote' zu Kant
- 2.8 Zwischenbilanz: moderne Kulturkritik an einer verhinderten Transzendenz im intermenschlichen Bereich
- 3.0 Ausblick: das Deutsche' als Destillat der Geschichte und der Geistesgeschichte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob sich das `Deutscheʻ mit einer festen Identität verknüpfen lässt, die propositionelle Aussagen ermöglicht. Sie befasst sich mit der Frage, ob es ein `deutsches Gemütʻ gibt, das Rückschlüsse auf einen Volkscharakter zulässt, oder ob jede Aussage über das `spezifisch Deutscheʻ zu unzutreffenden Generalisierungen führt. Die Arbeit analysiert Rüdiger Safranskis Untersuchung zur Romantik, in der er das `Deutscheʻ mit einem nationalen Bewusstsein verbindet.
- Die Verbindung zwischen Nationalität und romantischer Schule
- Das Verständnis der Entstehungsweise romantischer Formen im Kontext einer geistigen Verfassung
- Der universalistische Anspruch der Romantiker und seine Verbindung zu einer typisch deutschen Geisteshaltung
- Die Rolle der Sprache als kulturtragendes Element in der nationalen Identitätsbildung
- Der Volksgeist als identitätsstiftender Faktor
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: die Verbindung zwischen dem `Deutschenʻ und einer festen Identität. Es werden Safranskis Ausführungen zur Romantik als Ausgangspunkt der Untersuchung vorgestellt.
Kapitel 1.0 beleuchtet die Bedeutung der Französischen Revolution und die Kritik am Rationalismus als Ausgangspunkt der Romantik. Es werden die Herausbildung einer Universalpoesie und die Suche nach neuen Formen der Transzendenz im deutschen Idealismus behandelt.
Kapitel 2.0 analysiert Herders Darstellung der lebendigen Vernunft und die Rolle der Sprache als `Schauplatz der Geschichteʻ. Herders anthropologische Ansätze und die Bedeutung des Volksgeists für die nationale Identität werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Deutsche Identität, Romantik, Volksgeist, Nationalbewusstsein, Universalpoesie, Sprache, Geschichte, Transzendenz, Herder, Safranski, Nietzsche.
- Arbeit zitieren
- Ralph Wallenborn (Autor:in), 2011, Zur Bedeutung des "Nationalen" in der Romantik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343822