"Der Freund" ist trotz seines nicht namhaften Alters bereits ein Relikt. Im Folgenden wird es die Aufgabe sein, das quasi intelligible Sujet, des im Jahr 2004 von Christian Kracht als "Magazin“ gegründetem "Werk“, zu bestimmen. "Der Freund" ist zwar als Magazin gedacht, aber in einiger Hinsicht nichts anderes als ein Teil im Werk Krachts. Hier beginnt die Suche nach Details. Denn gerade weil es so scheint, dass sich bei Kracht das einzelne Werk, und sei es auf den ersten Blick noch so different gegenüber den Vorgängern, lückenlos in das große Ganze einfügt, muss es kritisch betrachtet werden.
"Der Freund" entsteht in einer Phase, in der man den gewohnten Impetus des Autors ein wenig vermisste. Nach dem Erfolg seines Romans 1979 und dem aus ihm evozierten Ende der Popliteratur, das zeitgleich mit den Terroranschlägen des 11. September 2001 zusammenfiel, entstand lange Zeit nichts. Nachdem der amerikanische Schriftsteller und Herausgeber Dave Eggers 2003, in der San Francisco Bay Area, das Literaturmagazin "The Believer" gründet, formiert sich plötzlich auch um Kracht die Idee eine Zeitschrift herauszugeben. Innerhalb eines Jahres entsteht mit Der Freund eine unübersehbare Kopie des Believer.
Grundsätzlich erkennt man die Kopie auf den ersten Blick an der paratextuellen Oberfläche. Unter aufgreifen Gerard Genettes Theorie des Paratext, sollen im ersten Drittel der Arbeit mehrere paratextuelle Aspekte beleuchtet und miteinander verglichen werden. Denn besonders Magazine sind reich an Paratext: Zwischentitel, Überschriften, Widmungen, Motti, Cover, Waschzettel, Leserbriefe. All das ist ein großes Beiwerk zum eigentlichen Text. Ein Magazin ist quasi ein Paratext, der sich in periodischen Abständen, da heißt mit jeder neuen Ausgabe, erneuert. "The Believer" dient den Machern des "Freund" dabei als Blaupause. Kracht kopiert ganz eindeutig große paratextuelle Strukturen aus The Believer. Dabei wird allerdings weder vom deutschen Feuilleton, noch von Seiten des Believer Aufklärung betrieben. Erst lange Zeit nach dem Erscheinen der letzten Ausgabe des "Freund", erwähnen einige wissenschaftliche Aufsätze das Thema – wenn auch nur dezent.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehung der Magazine
- Paratextuelle Parallelen
- Der verlegerische Peritext und der Aufbau
- Motti & Widmungen
- Zwischentitel
- Das Verschweigen der Anknüpfung im öffentlichen Epitext
- Inhaltliche Strukturen
- Herausgeber-Camp
- Neue Ernsthaftigkeit
- Serie Antiserie
- Der Freund als Konstruktion
- Das Kunstkonzept des Freund
- Der Freund: Selbstinszenierung und paratextuelle Pastiche
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und die Konzeption des Magazins "Der Freund" von Christian Kracht, mit besonderem Fokus auf seine paratextuelle Beziehung zum amerikanischen Literaturmagazin "The Believer". Ziel ist es, die Rolle des Freunds im Kontext der zeitgenössischen Literatur und Kultur zu analysieren und seine Positionierung als Kunstprojekt, ironische Geste und Selbstinszenierung des Autors zu beleuchten.
- Paratextuelle Analyse: Die Arbeit untersucht die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Der Freund und The Believer auf der Ebene der Paratexte, einschließlich Titel, Motti, Widmungen und Gestaltungselemente.
- Inhaltliche Strukturen: Die Arbeit analysiert die inhaltlichen Schwerpunkte und Themen von Der Freund, insbesondere im Vergleich zu The Believer, und untersucht die Rolle von Ironie, Ernsthaftigkeit und der Herausgeberschaft.
- Kunstkonzept und Konstruktion: Die Arbeit beleuchtet das Kunstkonzept des Freund und untersucht dessen Selbstinszenierung als paratextuelle Pastiche von The Believer.
- Medienfigur Kracht: Die Arbeit analysiert die Rolle der Medienfigur Christian Kracht in der Konstruktion des Freund und untersucht die Verbindung zwischen dem Magazin und seinem literarischen Werk.
- Kritik und Positionierung: Die Arbeit analysiert die Kritik an Der Freund als Kopie von The Believer und untersucht dessen Positionierung im Kontext der zeitgenössischen Literatur und Kultur.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit vor und skizziert die Entstehung des Magazins Der Freund im Kontext des amerikanischen Literaturmagazins The Believer. Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung der beiden Magazine und die Rolle von Christian Kracht und Dave Eggers als Herausgeber. Kapitel 3 analysiert die paratextuellen Parallelen zwischen den Magazinen, insbesondere im Hinblick auf Titel, Motti, Widmungen und Gestaltungselemente. Kapitel 4 untersucht die inhaltlichen Strukturen der Magazine, wobei die Themen der neuen Ernsthaftigkeit, des Herausgeber-Camps und der Antiserie im Fokus stehen. Kapitel 5 analysiert Der Freund als Kunstprojekt und beleuchtet dessen Selbstinszenierung als paratextuelle Pastiche von The Believer.
Schlüsselwörter
Der Freund, The Believer, Christian Kracht, Dave Eggers, Paratext, Herausgeber-Camp, Neue Ernsthaftigkeit, Ironie, Selbstinszenierung, Pastiche, Kunstprojekt, Zeitgeist, Literaturmagazin, Medienfigur.
- Arbeit zitieren
- Leonhard Hieronymi (Autor:in), 2012, Christian Krachts Zeitgeist-Magazin "Der Freund" als paratextuelle Kopie des Literaturmagazins "The Believer", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343842