Ein Einblick in den Umgang mit der Orthographie in den neuen Medien am Beispiel der Rechtschreibung in Kurznachrichten (SMS)


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einblick in die Geschichte der deutschen Rechtschreibung
2.1. Die deutschen Schriften im 8. bis 11. Jahrhundert
2.2. Die deutschen Schreibungen im 11. bis 13. Jahrhundert
2.3. Entwicklungen im 14. bis 16. Jahrhundert
2.4. Der weitere Entwicklungsprozess im 16. Jahrhundert
2.5. Durchsetzung von Rechtschreibmodellen im 17. Jahrhundert
2.6. Die Herausbildung einer Literatursprache im 18. Jahrhundert
2.7. Der Weg zur einheitlichen Orthographie im 19. Jahrhundert
2.8. Vereinheitlichung und Reform im 20. Jahrhundert

3. Die Rechtschreibung in den neuen Medien
3.1. Eine neue Kommunikationsform: Kurznachrichten
3.1.1. Nutzung von Kurznachrichten
3.1.2. Funktionen der Kommunikation durch Kurznachrichten

4. Die Orthographie in Kurznachrichten
4.1. Die Schreibung in Kurznachrichten
4.2. Kurzformen und Abkürzungen in Kurznachrichten
4.3. Tilgungen und Assimilationen in Kurznachrichten

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Rechtschreibung oder auch Orthographie (die Begriffe werden in dieser Arbeit synonym verwendet) ist die Norm der Schreibung, eine Nichtbefolgung dieser Norm zieht immer Sanktionen nach sich, damit ist sie im höchsten Grade verbindlich. „Weil sie so verbindlich ist, weist die Orthographie von allen Teilsystemen der Sprache den höchsten Grad an Invarianz auf, an ´Starrheit`, bedingt durch die Anforderungen der gesellschaftlichen Kommunikation.“[1]

Trotz dieser Starrheit ist in manchen Bereichen der Kommunikation ein besonderer Umgang mit der Rechtschreibung zu bemerken. Dazu gehören der Briefverkehr, die Kommunikation per Telegramm und seit einigen Jahren auch die Kommunikation mit Hilfe der neuen Medien, wie Internet oder Mobiltelefon.

Die Kommunikation durch Kurznachrichten, die mit dem Mobiltelefon gesendet und empfangen werden können, hat einen zentralen Stellenwert in der Gesellschaft erlangt, „so versendete im Jahr 2000 der durchschnittliche Handybesitzer rund 35 dieser Kurzmitteilungen pro Monat.“[2]

In dieser Arbeit wird zum einen ein Abriss der Geschichte der deutschen Rechtschreibung geliefert, zum anderen wird die Rechtschreibung in Kurznachrichten, als ein aktueller Gesichtspunkt der Rechtschreibgeschichte, genauer betrachtet.

2. Einblick in die Geschichte der deutschen Rechtschreibung

Die Geschichte der Rechtschreibung ist im Deutschen sehr eng mit der politischen Geschichte verknüpft. „Gerade in den Diskussionen der letzten Jahre wurde wieder spürbar, daß für sehr viele die Rechtschreibung ein Wert für sich ist, ein Kulturgut, versehen mit Emotionen und mit Traditionen, die man liebgewonnen hat und nicht mehr aufgeben möchte.“[3] Einen Überblick über die Geschichte der Rechtschreibung - und damit also auch ein Stück Kulturgeschichte - wird nun gegeben.

2. 1. Die deutschen Schriften im 8. bis 11. Jahrhundert

Die ersten Formen des Deutschen wurden nicht verschriftlicht, beziehungsweise sind nicht in schriftlicher Form erhalten. Erst ab dem 8. Jahrhundert liegen Hinweise für Aufzeichnungen von Wörtern und Texte in deutscher Sprache vor. Es entstanden handgeschriebene Texte in Schulen, Klöstern und Schreibstuben, die in Dialekten verfasst wurden. Mönche übersetzten anfangs lediglich einige Wörter eines lateinischen Textes, die sie zur Erläuterung neben den lateinischen Text schrieben. Später entstanden dann auch eigene Dichtungen in deutscher Sprache.

Zu den bekanntesten Schreibstätten zählen unter anderem „die Klöster Fulda (ostfränkisch), Weißenburg (rheinfränkisch), St. Gallen, Reichenau (alemannisch) und die Bischofssitze Regensburg, Freising und Salzburg (bairisch).“[4] An dieser Stelle soll Karl der Große erwähnt werden: er förderte nicht nur das Übersetzen der lateinischen Texte, er regte auch die Verfassung einer deutschen Grammatik an.

Den Mönchen stand im Grunde genommen nur das lateinische Alphabet zur Verfügung, um das Deutsche zu übersetzen. Gleichzeitig sahen sich die Schreiber jedoch vor verschiedene Probleme gestellt, da „sich der Phonembestand des Althochdeutschen und des Lateinischen erheblich unterschieden.“[5] Die Schreiber waren also gezwungen eigene Markierungen für verschiedene Kennzeichnungen zu wählen. Durch die Vielfalt dieser Markierungen erscheint die althochdeutsche Schreibung uneinheitlich, die Uneinheitlichkeit wurde durch die Schreibung in den Dialekten noch verstärkt.

2. 2. Die deutschen Schreibungen im 11. bis 13. Jahrhundert

Die deutsche Schriftsprache gewann in den Jahren 1000 bis 1200 durch steigenden Handels- und Geschäftsverkehr an Bedeutung. Im Jahr 1253 entstand außerdem das erste Reichsgesetz in deutscher Sprache. Die ersten bekannten Urkunden in deutscher Sprache stammen ebenfalls aus diesem Zeitraum. Durch diese Begebenheiten entwickelten sich neben den Klöstern – die immer noch eine Vorrangstellung im Bildungsbereich besaßen - adlige Höfe zu geistig-kulturellen Zentren.

Nerius fasst zusammen: „Die Schreibung des Deutschen hat sich in dieser Zeit kontinuierlich weiterentwickelt. Während für die althochdeutsche Periode die Entwicklung eines deutschen Graphemsystems das wichtigste Merkmal war, ist für das Mittelhochdeutsche die weitere Stabilisierung und Verbreitung der geschriebenen deutschen Sprache kennzeichnend.“[6]

2. 3. Entwicklungen im 14. bis 16. Jahrhundert

Das Vordringen der geschriebenen deutschen Sprache in neue Bereiche setzt sich in diesem Zeitraum fort. Eine extrem wichtige Rolle für die Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache spielte die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg um 1450. Da die Buchdrucker daran interessiert waren, dass ihre gedruckten Bücher in allen deutschen Sprachräumen gelesen werden konnten, bemühten sie sich um eine Vereinheitlichung der deutschen Orthographie.

Immer mehr Menschen kamen mit der Schriftsprache in Kontakt: durch den günstiger gewordenen Buchdruck konnten nun erstmals Menschen aus Bevölkerungsschichten Bücher kaufen, die sich den Zugang zur Schriftsprache bisher nicht leisten konnten. Es entstanden immer mehr Publikationen in der deutschen Sprache: Prosa, Lieder, Versdialoge, Reisebeschreibungen und Sprichwortsammlungen wurden veröffentlicht.

Kaiser Maximilian (1459-1519) führte 1495 ein neues Rechtssystem („Ewiger Landfriede“) ein. Ab diesem Zeitpunkt waren schriftliche Verhandlungen und Zeugenaussagen zugelassen.

Während der Reformation und des Bauernkrieges wurden in Deutsch geschriebene Flugschriften zu einem wichtigen Instrument des Kampfes. Eine wichtige Rolle für die wachsende Wertschätzung der deutschen Sprache spielte auch Martin Luther (1438-1546). Er verfasste umfangreiche Reformliteratur und andere Schriften in deutscher Sprache. Luthers Schreibgewohnheiten spiegeln die Besonderheiten der Entstehungsphase einer nationalen Norm der Literatursprache wieder: noch konkurrieren verschiedene Schreibungen miteinander, Autoren können zwischen zahlreichen Schreibvarianten wählen. Luther selbst stellte in seinen Tischreden fest: „Deutschland hat so viele Dialekte, dass die Leute im Abstand von 30 Meilen einander nicht verstehen.“[7]

[...]


[1] Scheuringer, Hermann 1996: Geschichte der deutschen Rechtschreibung: ein Überblick, Studienausgabe, Wien: Verlag Ed. Praesens, S. 10 - Diese Hausarbeit ist in der neuen Rechtschreibung verfasst, die Zitate stammen aus zum Teil in alter Rechtschreibung verfassten Texten.

[2] Schlobinski, Peter 2002: Sprachliche Aspekte in der SMS-Kommunikation. In. Wermke, Jutta (Hg.): Medien im Deutschunterricht 2002 Jahrbuch. München: Kopaed, S. 187

[3] Scheuringer 1996, S. 13

[4] Nerius, Dieter (Hg.) 1989: Deutsche Orthographie, 2. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, S. 222

[5] Nerius 1989, S. 223

[6] Nerius 1989, S. 225

[7] Bünting, Karl-Dieter 2000: Handbuch der deutschen Rechtschreibung, Berlin: Cornelson Scriptor, S. 12

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Ein Einblick in den Umgang mit der Orthographie in den neuen Medien am Beispiel der Rechtschreibung in Kurznachrichten (SMS)
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Die deutsche Rechtschreibung
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V34389
ISBN (eBook)
9783638346184
ISBN (Buch)
9783638931625
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einblick, Umgang, Orthographie, Medien, Beispiel, Rechtschreibung, Kurznachrichten, Rechtschreibung
Arbeit zitieren
Angela Köhler (Autor:in), 2004, Ein Einblick in den Umgang mit der Orthographie in den neuen Medien am Beispiel der Rechtschreibung in Kurznachrichten (SMS), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34389

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