Im Mittelpunkt dieses Referats steht die Analyse von Texten, die von oder für Studenten im 19. Jahrhundert geschrieben wurden.
Als Quellentexte habe ich ausgewählt:
• Einen Ausschnitt aus den Grundsätzen und Beschlüssen des Wartburgfestes von 1817. (Text 1),
• Dazu ein (gekürztes) Gedicht von August Daniel von Binzer mit dem Titel „Stoßt an!“ und dem Refrain „Frei ist der Bursch!“, ebenfalls von 1817. (Text 2),
• Zwei Lieder aus einem Kommersbuch (Studentenliederbuch) aus dem 19. Jahrhundert. (Texte 3a und 3b),
• Ein Dokument über die Zielvorstellungen neugegründeter Burschenschaften von 1885. (Text 4). Die Studentensprache im 19. Jahrhundert ist vor allem von Friedrich Kluge, dem führenden Sach- und Sondersprachenforscher um 1900 in einem 1895 erschienenen Buch untersucht worden (s. Literaturverzeichnis).
Erwähnen möchte ich dazu auch die Studie von John Meier über die Hallische Studentensprache (1894) und die 1928 in Berlin erschienene Schrift von Alfred Götze mit dem Titel: Deutsche Studentensprache.
Die Studentensprache ist eine Sondersprache, die sich in der inneren Kommunikation so-wohl von der Sprache der „Philister“ (ich gehe auf diesen Begriff noch ein) deutlich unter-schied, als auch reichliches Sprachmaterial in die Standardsprache eingeführt hat.
Nach einer zusammenfassenden Darstellung der Sondersprachenforschung von Hermann Hirt in seiner 1909 erschienen Monographie „Etymologie der neuhochdeutschen Sprache“
ist die Studentensprache deshalb eine Sondersprache und damit umfassender als eine reine Standessprache, weil es auch eine Sprache der Geschlechter und Altersklassen ist. Somit ist die Studentensprache einerseits als Standessprache zu klassifizieren, andererseits aber auch als Jugendsprache und eine Männersprache (denn Frauen gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Studierende noch nicht).
Wohl keine andere Standes- (oder Sondersprache) hat auf unsere heutige Schriftsprache einen so großen Einfluss gehabt wie die Sprache der Studenten. Das mag sowohl daran gelegen haben, dass weite studentische Kreise souverän mit der Sprache umzugehen verstanden, als auch daran, dass aus diesen Kreisen eben auch die Leute hervorgingen, die später den Literaturbetrieb darstellten.
[...]
Inhalt
1. Vorwort
2. Zum historischen Hintergrund
3. Zur Geschichte der Studentenverbindungen
4. Quellentexte
4.1. Ausschnitt aus den Grundsätzen und Beschlüssen des Wartburgfestes 1817.
Text 1
4.2. Stoßt an! Text 2
4.3. Hinaus, hinaus! es ruft das Vaterland! Text 3 a
4.3. Es braust ein Ruf wie Donnerhall. Text 3 b
4.4. Aus der Zielformulierung eines Zusammenschlusses von 42 Burschenschaften Text 4
5. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Quellennachweis
Anhang: Quellentexte zum Referat
1. Vorwort
Im Mittelpunkt dieses Referats steht die Analyse von Texten, die von oder für Studenten im 19. Jahrhundert geschrieben wurden.
Als Quellentexte habe ich ausgewählt:
- Einen Ausschnitt aus den Grundsätzen und Beschlüssen des Wartburgfestes von 1817. (Text 1)
- Dazu ein (gekürztes) Gedicht von August Daniel von Binzer mit dem Titel „Stoßt an!“ und dem Refrain „Frei ist der Bursch!“, ebenfalls von 1817. (Text 2)
- Zwei Lieder aus einem Kommersbuch (Studentenliederbuch) aus dem 19. Jahrhundert. (Texte 3a und 3b)
- Ein Dokument über die Zielvorstellungen neugegründeter Burschenschaften von 1885. (Text 4)
Die Studentensprache im 19. Jahrhundert ist vor allem von Friedrich Kluge, dem führenden Sach- und Sondersprachenforscher um 1900 in einem 1895 erschienenen Buch untersucht worden (s. Literaturverzeichnis).
Erwähnen möchte ich dazu auch die Studie von John Meier über die Hallische Studentensprache (1894) und die 1928 in Berlin erschienene Schrift von Alfred Götze mit dem Titel: Deutsche Studentensprache.
Die Studentensprache ist eine Sondersprache, die sich in der inneren Kommunikation sowohl von der Sprache der „Philister“ (ich gehe auf diesen Begriff noch ein) deutlich unterschied, als auch reichliches Sprachmaterial in die Standardsprache eingeführt hat.
Nach einer zusammenfassenden Darstellung der Sondersprachenforschung von Hermann Hirt in seiner 1909 erschienen Monographie „Etymologie der neuhochdeutschen Sprache“[1]
ist die Studentensprache deshalb eine Sondersprache und damit umfassender als eine reine Standessprache, weil es auch eine Sprache der Geschlechter und Altersklassen ist. Somit ist die Studentensprache einerseits als Standessprache zu klassifizieren, andererseits aber auch als Jugendsprache und eine Männersprache (denn Frauen gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Studierende noch nicht).
Wohl keine andere Standes- (oder Sondersprache) hat auf unsere heutige Schriftsprache einen so großen Einfluss gehabt wie die Sprache der Studenten. Das mag sowohl daran gelegen haben, dass weite studentische Kreise souverän mit der Sprache umzugehen verstanden, als auch daran, dass aus diesen Kreisen eben auch die Leute hervorgingen, die später den Literaturbetrieb darstellten.
Hier sollen, wie es aus dem Titel des Referats ersichtlich ist und auch aus der Quellentextauswahl hervorgeht, jene Sprachformen vorgestellt werden, die einen Beleg für nationalistische Sprachnormen innerhalb der Studentenverbindungen abgeben können. Von den nationalistisch geprägten Liedern, die hier vorgestellt werden, sollte nicht der Eindruck entstehen, dass sie die Mehrheit an Texten in einem studentischen Liederbuch (Kommersbuch) darstellten. Dieser Eindruck wäre falsch. Es finden sich in den Kommersbüchern Wanderlieder, Volkslieder, Loblieder auf das studentische Leben, und vor allem: Trinklieder. Mehr zum Kommersbuch werde ich noch bei der Besprechung der entsprechenden Quellen anführen.
Zwei Vorbemerkungen scheinen mir noch notwendig zu sein: Zum einen ist sicher ein kurzer Abriss der wichtigsten historischen Daten angebracht, vor allem, so weit sie die Studenten im 19. Jahrhundert betreffen. Deshalb soll dieser als erstes dem Referat vorangestellt werden.
Zum anderen – ebenfalls in einem kurzen Überblick – werden diese wenigen Daten durch eine Geschichte der Studentenverbindungen ergänzt, womit es möglich wird, die untersuchten Quellentexte wenigstens grob in den Zusammenhang des politischen und des studentischen Geschehens einzuordnen.
2. Zum historischen Hintergrund.
Nach dem Ende des alten Deutschen Reiches (Reichsdeputationshauptschluss 1803), den Napoleonischen Eroberungskriegen, den sich daran anschließenden Befreiungskriegen von 1813 an und dem Wiener Kongreß von 1814/15 war es zunächst das Wartburgfest, mit dem die deutschen Studenten auf sich aufmerksam machten. Dieses Treffen der akademischen Jugend war eine politische Demonstration für den patriotischen Geist. Bücherverbrennungen der Werke von Schriftstellern wie Paul Immermann oder August Kotzebue wurden als eine symbolische Kriegserklärung gegen den konservativen Geist und die Macht der Fürsten verstanden.
Mit den Karlsbader Beschlüssen von 1819 verboten die deutschen Fürsten unter dem Einfluss des österreichischen Außenministers Metternich vor allem die studentischen Burschenschaften, fassten aber auch Beschlüsse gegen die nationale und liberale Bewegung insgesamt und stellten die Universitäten und die Presse unter strenge Aufsicht.
Im Ergebnis kam es zu den sogenannten Demagogenverfolgungen nationaler und liberaler Geister nicht nur in den studentischen Burschenschaften.
Die Julirevolution von 1830 in Frankreich, in der König Karl X. gestürzt und durch den „Bürgerkönig“ Louis Philippe ersetzt wurde, spornte die Akademiker, die jugendlichen wie die erwachsenen, zu neuen politischen Aktionen an.
Aber die Studenten und ihre Burschenschaften waren jetzt nicht mehr die Vorkämpfer nationaler und liberaler (= radikaldemokratischer) Ziele, sondern inzwischen nur noch Teil einer wachsenden Bewegung, die sich 1832 im Hambacher Fest als liberale und demokratische Massenveranstaltung eindrucksvoll äußerte.
Aber die politische Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Den preußischen Behörden erschienen die studentischen Burschenschaften nunmehr durchaus als eine revolutionäre Bewegung, die auch zumindest in Teilen bereit schien, Gewalt anzuwenden, um eine Änderung der politischen Verhältnisse herbeizuführen. (Es gab radikal gesinnte Burschenschaftler, die über Geheimbünde und politischen Terrorismus Revolution zu machen versuchten.)[2]
Die Folge war eine diesmal noch wirksamere Unterdrückung der Burschenschaften, die zu ihrer Vernichtung als Organisation führte. Ab Mitte der 1830er Jahre wurden dann die studentischen Corps und Landsmannschaften bestimmend für das studentische Leben.
Die nationalen und liberalen Impulse blieben aber trotz aller Verfolgung in der akademischen Jugend lebendig, was schon 1837 zu erneuten Bildungen von Burschenschaften führte (Tübingen). Politisch sind wir in der Zeit des „Vormärz“.
Die politischen Bestrebungen nicht nur der Burschenschaften, sondern auch weiter Teile der Presse, der Schriftsteller („Junges Deutschland“) und Intellektuellen mündete schließlich in die 1848er Revolution.
Deren letztendliches Scheitern führte in der Folge zu einer zunehmenden Entpolitisierung der Studentenschaft. Im Kaiserreich nach 1871 war das liberale Engagement der Studenten im Vormärz Geschichte, die Studentenschaft stand fest und treu hinter dem neuen Staat.
3. Zur Geschichte der Studentenverbindungen.
Von großer Bedeutung in der Geschichte der Studentenverbindungen ist der Begriff der Burschenschaft. Da „Bursche“ synonym mit „Student“ gebraucht wurde, bedeutete „Burschenschaft“ zunächst nichts weiter als die organisierte Gemeinschaft aller Studenten.[3]
Die Burschenschaften beanspruchten denn auch die Vertretung für die Allgemeinheit der Studenten, ein Anspruch, der sich aber so nicht aufrechterhalten ließ.
Deshalb verengte sich der Begriff der Burschenschaft bald auf eine Verbindung unter anderen Verbindungen oder Korporationen. Da aber die Burschenschaften doch noch etwas von ihrem ursprünglichen Führungsanspruch beibehielten, ergaben sich daraus eine Reihe von Konflikten mit anderen Studentenverbindungen.
Die erste Burschenschaft wurde 1815 in Jena gegründet. Diese „Urburschenschaft“ entstand aus den studentischen Freiwilligen der Befreiungskriege gegen Napoleon. Hervorgegangen ist sie aus der älteren Tradition der Landsmannschaften, die es schon im 18. Jh. gegeben hat. Diese Landsmannschaften waren aus rein pragmatischen Gründen entstanden: Da die Heimreisen der Studenten oft über mehrere Ländergrenzen hinweg umständlich und mitunter auch gefährlich waren, tat man sich zusammen; in Gemeinschaft reiste man angenehmer und sicherer.
Der Wahlspruch einer solchen Landsmannschaft, der „Teutonia“ von 1814, wurde zum Wahlspruch der gesamten Burschenschaft: Ehre, Freiheit, Vaterland.
Der Begriff Ehre meinte die traditionell-studentische Ehre, Freiheit ursprünglich mehr als nur die Befreiung von Fremdherrschaft. Über den Wahlspruch hinaus gehende „Comments“ regelten mit großer Verbindlichkeit viele Einzelheiten des studentischen Lebens und Zusammenlebens.
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[1] Vorgestellt von Helmut Henne: Historische Studenten- und Schülersprache – heute, in: Henne / Objartel (Hg.): Bibliothek zur historischen deutschen Studenten- und Schülersprache, Bd. 1, Berlin u. New York 1984, S. 2 f.
[2] Vgl. K. H. Jarausch: Deutsche Studenten 1800 – 1970, Frankfurt am Main 1984, S. 43.
[3] Die Informationen in diesem Abschnitt stammen aus K. H. Jarausch, 1984, sowie aus Schulze / Ssymank: Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zum Weltkriege, Leipzig 1910. Außerdem s. Fußnoten 6 – 8.
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