Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Erfolgsfaktoren des Crowdfundings. Die steigende Nutzung des Internets etablierte Crowdfunding als eine attraktive Möglichkeit der Projektfinanzierung. Das Crowdfunding kann, abhängig von der Art der Bezahlung und der Gegenleistung, in das Crowdrewarding, Crowddonating, Crowdinvesting und Crowdlending unterteilt werden. Für die erfolgreiche Umsetzung eines Projekts der jeweiligen Crowdfundingart können unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen.
Auf Grundlage einer systematischen Literaturanalyse werden zunächst die Finanzierungsvorgänge der unterschiedlichen Crowdfundingarten, die für die Umsetzung eines Projektes nötig sind, beschrieben und illustriert. Diese Bachelorarbeit gibt einen Überblick über die größten deutschen Crowdfundingplattformen und deren Erfolgsfaktoren, die für eine Projektrealisation der jeweiligen Crowdfundingart relevant sind. Das Ziel dieser Forschung ist es, die Erfolgsfaktoren der Crowdfundingarten kritisch und objektiv zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Gegenstand und Aufbau der Untersuchung
2. Crowdfunding
2.1 Was ist Crowdfunding?
2.2 Crowdfunding als Unterform des Crowdsourcing
2.3 Geschichte des Crowdfundings
2.4 Beteiligte beim Crowdfunding
2.5 Arten des Crowdfundings
2.5.1 Crowdrewarding
2.5.2 Crowddonating
2.5.3 Crowdinvesting
2.5.4 Crowdlending
2.6 Finanzierungsvorgang
2.6.1 Finanzierungsvorgang des Crowdrewardings
2.6.2 Finanzierungsvorgang des Crowddonatings
2.6.3 Finanzierungsvorgang des Crowdinvestings
2.6.4 Finanzierungsvorgang des Crowdlendings
3. Crowdfundingplattformen in Deutschland
3.1 Crowdrewardingplattformen in Deutschland
3.1.1 Startnext
3.1.2 VisionBakery
3.2 Crowddonatingplattformen in Deutschland
3.2.1 betterplace
3.2.2 Altruja
3.3 Crowdinvestingsplattformen in Deutschland
3.3.1 Companisto
3.3.2 Seedmatch
3.4 Crowdlendingplattformen in Deutschland
3.4.1 smava
3.4.2 auxmoney
4. Erfolgsfaktoren
4.1 Erfolgsfaktoren des Crowdrewardings
4.2 Erfolgsfaktoren des Crowddonatings
4.3 Erfolgsfaktoren des Crowdinvestings
4.4 Erfolgsfaktoren des Crowdlendings
5. Ergebnisse
5.1 Zusammenfassung
5.2 Ausblick
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anwendungsfelder des Crowdsourcings
Abbildung 2: Beziehung der Beteiligten beim Crowdfunding
Abbildung 3: Arten des Crowdfundings
Abbildung 4: Finanzierungsvorgang des Crowdrewardings
Abbildung 5: Finanzierungsvorgang des Crowddonatings
Abbildung 6 Die zehn Inhaltspunkte des Pitchdecks
Abbildung 7: Finanzierungsvorgang des Crowdinvestings
Abbildung 8: Finanzierungsvorgang des Crowdlendings
Abbildung 9: Erfolgsfaktoren
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die jeweils beiden größten Plattformen der Crowdfundingarten
Tabelle 2: Startnext
Tabelle 3: VisionBakery
Tabelle 4: betterplace
Tabelle 5: Altruja
Tabelle 6: Companisto
Tabelle 7: Seedmatch
Tabelle 8: smava
Tabelle 9: auxmoney
Abstract
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Erfolgsfaktoren des Crowdfundings. Die steigende Nutzung des Internets etablierte Crowdfunding als eine attraktive Möglichkeit der Projektfinanzierung. Das Crowdfunding kann, abhängig von der Art der Bezahlung und der Gegenleistung, in das Crowdrewarding, Crowddonating, Crowdinvesting und Crowdlending unterteilt werden. Für die erfolgreiche Umsetzung eines Projekts der jeweiligen Crowdfundingart können unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen.
Auf Grundlage einer systematischen Literaturanalyse werden zunächst die Finanzierungsvorgänge der unterschiedlichen Crowdfundingarten, die für die Umsetzung eines Projektes nötig sind, beschrieben und illustriert. Diese Bachelorarbeit gibt einen Überblick über die größten deutschen Crowdfundingplattformen und deren Erfolgsfaktoren, die für eine Projektrealisation der jeweiligen Crowdfundingart relevant sind. Das Ziel dieser Forschung ist es, die Erfolgsfaktoren der Crowdfundingarten kritisch und objektiv zu betrachten.
1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation
Von Bartelt und Theil (2012) wird Crowdfunding als ein Vorgang beschrieben, bei dem über das Internet eine Vielzahl von kleinen finanziellen Beträgen zur Realisierung von Projekten eingesammelt wird. Crowdfunding wird häufig mit dem Begriff „Schwarmfinanzierung“ gleichgesetzt (Mausbach und Simmert 2015, S. 359). Laut Carstens und Schramm (2014) sowie Dobrev (2015) sucht ein Projektinitiator, der als Kapitalnehmer agiert, eine Crowd, die als Kapitalgeber fungiert. Sixt (2015) zufolge findet dieser Vorgang häufig auf einer Crowdfundingplattform statt. Die Plattform verbindet den Projektinitiator mit der Crowd, wobei die Art der Bezahlung und der Gegenleistung von der Art des Crowdfundings abhängen.
Beier und Wagner (2015), Sixt (2014) sowie Block und Moritz (2013) unterscheiden vier verschiedene Crowdfundingarten: Crowdrewarding, Crowddonating, Crowdinvesting, Crowdlending. Blohm et al. (2015) ergänzen diese vier Arten um das Crowdpresaling. Diese Bachelorarbeit konzentriert sich auf vier verschiedene Crowdfundingarten.
Der Crowdfunding Industry Report (2015), der die weltweiten Crowdfundingaktivitäten zusammenfasst, führt an, dass das Gesamtfinanzierungsvolumen des Crowdfunding 2015 weltweit 30,5 Mrd. Euro betrug. Nordamerika ist mit 15,4 Mrd. Euro an erster Stelle. Asien mit 9,5 Mrd. Euro nimmt den zweiten Platz ein, gefolgt von Europa mit 5,8 Mrd. Euro., Südamerika mit 0,077 Mrd. Euro, Ozeanien mit 0,062 Mio. Euro und Afrika mit 0,022 Mio. Euro komplettieren die Statistik. Laut Für-Gründer (2015) wurden 2015 in Deutschland 114 Mio. Euro in Crowdfundingprojekte investiert. Das entspricht einer Wachstumsrate von knapp 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, in dem 67 Mio. Euro in Crowdfundingprojekte geflossen sind.
Der positiven Wachstumsrate steht gegenüber, dass die Finanzierung von Projekten auch scheitern kann (Sixt 2014). Daher stellt sich die Frage, welche Faktoren eine erfolgreiche Projektrealisation beeinflussen. Ein Projekt ist laut Harzer (2013) erfolgreich, wenn das Projekt realisiert wird.
1.2 Gegenstand und Aufbau der Untersuchung
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über das Thema „Crowdfunding“ zu geben und die Erfolgsfaktoren der Crowdfundingarten herauszuarbeiten. Dazu wird die Arbeit in fünf Kapitel aufgeteilt. Im ersten Kapitel werden die Ausgangssituation und der Gegenstand der Untersuchung beschrieben. Im zweiten Kapitel wird die Begriffsherkunft aufgezeigt, die Geschichte geschildert und die Beteiligten, die beim Crowdfunding mitwirken, definiert. Außerdem werden die vier verschiedenen Crowdfundingarten und deren Finanzierungsvorgänge beschrieben und illustriert. Das dritte Kapitel fokussiert sich auf die zwei vom Finanzierungsvolumen her größten Crowdfundingplattformen der jeweiligen Crowdfundingarten auf dem deutschen Markt. Um ein besseres Verständnis für die unterschiedlichen Crowdfundingarten und deren Plattformen zu erlangen, werden diese mithilfe eines Analyserahmens anhand verschiedener Eigenschaften verglichen. Gegenstand des vierten Kapitels sind die Erfolgsfaktoren der jeweiligen Crowdfundingarten. Die Arbeit wird mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick auf die weitere Entwicklung des Themas abgerundet.
Methodische Vorgehensweise
Eine Literaturrecherche wurde für diese Bachelorarbeit durchgeführt. Google Scholar, EBSCOHost, SpringerLink, WISO, ABI/INFORM Collection sowie die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg wurden durchforscht. Der relevante Zeitraum dieser Arbeit beschränkt sich auf Publikationen zwischen 2011 und 2016.
Für das zweite und vierte Kapitel dienen vor allem Bücher und Journale als Grundlage. Für die Analyse der größten deutschen Crowdfundingplattformen der jeweiligen Crowdfundingarten im dritten Kapitel wurden hauptsächlich Quellen aus dem Jahr 2016 herangezogen. Vorwiegend wurden die Homepages der jeweiligen Crowdfundingplattformen einbezogen, da für diesen Teil der Bachelorarbeit nur die aktuellsten Zahlen relevant sind.
Ein genauer Verweis der verwendeten Quellen findet sich zu Beginn des jeweiligen Kapitels.
2. Crowdfunding
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den wichtigsten Begrifflichkeiten, die mit Crowdfunding im Zusammenhang stehen. Dazu wurden nach einer systematischen Literaturanalyse sechs Quellen ausgewählt (Harzer 2013, Clement und Schreiber 2013, Sixt 2014, Dragonetti und Weiss 2016, Carstens und Schramm 2014, Block und Moritz 2013). Mithilfe dieser Quellen wird die Basis für diese Bachelorarbeit geschaffen. Der Abschnitt wird wie folgt abgehandelt:
- 2.1 Was ist Crowdfunding?
- 2.2 Crowdfunding als Unterform des Crowdsourcings
- 2.3 Geschichte des Crowdfundings
- 2.4 Beteiligte am Crowdfunding
- 2.5 Arten des Crowdfundings
- 2.6 Finanzierungsvorgang
2.1 Was ist Crowdfunding?
„Crowdfunding is a collective effort by people who network and pool their money together, usually via the Internet, in order to invest in and support effort initiated by other people or organizations“(Ordanini et al. 2011, S.2).
Der englische Begriff „Crowd“, deutsch Schwarm, steht für eine Vielzahl von Menschen und „Funding“ für die Finanzierung eines Vorhabens (Harzer 2013). Kozodaeva (2016) merkt an, dass eine genaue Definition von Crowdfunding schwer durchführbar ist, weil Crowdfunding viele aktuelle und zukünftige Anwendungsbereiche abdeckt. Einig sind sich Harzer (2013), Sixt (2014) und Kozodaeva (2016), dass die Finanzierung auf einer Crowdfundingplattform vollzogen wird. Laut Baums (2015) stellen Plattformen den Kern der technischen Infrastruktur dar. Es verbinden sie zwei Kundengruppen miteinander und beide Seiten bezahlen in irgendeiner Form für das Crowdfunding. Das Internet dient als Intermediär und vermittelt zwischen Kapitalnehmer und Kapitalgeber.
2.2 Crowdfunding als Unterform des Crowdsourcing
Der offene Aufruf über eine Internetplattform zur Lösung einer Aufgabe oder eines Problems an eine unbestimmte Gruppe wird als Crowdsourcing bezeichnet (Clement und Schreiber 2013; Estellés-Arolas und García 2015). Der Ausdruck Crowdsourcing setzt sich aus den Wörtern „Crowd“ und „Outsourcing“, auf Deutsch „Auslagerung“, zusammen. Gemäß dem Buch „Schwarmökonomie und Crowdfunding“ von Sixt (2014) ist Crowdsourcing eine interaktive Form der Leistungserbringung. Es werden extrinsisch oder intrinsisch motivierte Akteure unterschiedlichen Wissensstands unter Verwendung moderner Informations- und Kommunikationstechniken einbezogen.
Clement und Schreiber (2013) weisen in ihrem Lehrbuch „Internetökonomie“ darauf hin, dass die Aggregation von Informationen in Gruppen zu Entscheidungen führen kann, die besser sind als Lösungsansätze von Einzelnen oder Experten. Neben Crowdfunding, welches bereits in 2.1 beschrieben wurde, unterscheiden Clement und Schreiber (2013) vier weitere Anwendungsfelder des Crowdsourcing, welche in folgender Abbildung illustriert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Anwendungsfelder des Crowdsourcings
(in Anlehnung an Clement und Schreiber 2013, S. 471)
Crowdwisdom nutzt das Wissen großer Gruppen (Clement und Schreiber 2013). Bartelt und Theil (2012) beschreiben Crowdwisdom als eine Beschaffung und Organisation von Wissen. Der Grundgedanke ist, dass die Wissensgenerierung einer hohen Anzahl von Menschen bessere Lösungsansätze bietet als die eines Einzelnen. Wikipedia beispielsweise bietet die Möglichkeit, auf Ihrer Webplattform Artikel zu verfassen, die wiederum von anderen ergänzt beziehungsweise verändert werden können.
Crowdvoting bezeichnet eine Methode, die zur Ideenbewertung genutzt werden kann. Ziel ist es nach Auffassung von Clement und Schreiber (2013), Ideen zu bewerten, zu prognostizieren und Vorhersagen zur Verbesserung von Entscheidungsgrundlagen zu liefern. Leimeister (2012) vertritt die Ansicht, dass Amazon das prominenteste Praxisbeispiel im Rahmen des Crowdvotings ist. Amazon bietet ein Five-Star-Rating an, mit dem Kunden die Möglichkeit haben, ihre erworbenen Produkte zu bewerten. Fünf Sterne weisen darauf hin, dass die Kunden mit dem Produkt sehr zufrieden sind.
Crowdcreation beschreiben Clement und Schreiber (2013) als eine Integration von Nutzern in den Innovationsprozess. Leimeister (2012) bezeichnet Crowdcreation als eine Generierung von Ideen, eine Entwicklung von Designs und eine Anfertigung von Konzepten. Die Intention ist, den Kunden bereits in den Innovationsprozess zu involvieren. Ein triviales Beispiel ist die MyStarbucksIdea-Community. Auf dieser Website von Starbucks werden Kunden animiert, Vorschläge zur Verbesserung der Dienstleistungen und Produkte des Unternehmens zu posten.
Crowdlabor wird durch Micro Tasks ausgeführt, die online verfügbar sind. Diese werden von Unternehmen eingestellt (Clement und Schreiber 2013). Nach Auffassung von Difallah et al. (2015) dienen solche Plattformen als Ort, an dem der Schwarm leistungsbereit kleine Aufgaben für eine kleine finanzielle Gegenleistung erledigt. Die kleine Aufgabe stellt den Micro Task dar. Beispiele für die Ausführung solcher Micro Tasks sind laut Joinhiving (2016) die Übersetzung von Slogans, die Schätzung von Produktpreisen oder das Finden von Firmennamen.
2.3 Geschichte des Crowdfundings
Dragonetti und Weiss (2016) führen an, dass der Grundgedanke des Crowdfundings auf dem genossenschaftlichen Gedanken fundiert. Eine Genossenschaft ist ein Zusammenschluss von Menschen, die gemeinsam Ziele erreichen möchten.
Die Grundidee, die hinter dem Crowdfunding steckt, wurde laut Sixt (2014) bereits viele Jahre vor dessen erster Erwähnung geboren. Schon 1885 wurde ein gemeinsames Projekt in New York erfolgreich finanziert. Frankreich schenkte den Vereinigten Staaten die Freiheitsstatue. Diese wurde jedoch in ihre Einzelteile zerlegt. Der Gouverneur New Yorks wollte kein Geld für die Errichtung zur Verfügung stellen. Daraufhin rief der Zeitungsverleger Joseph Pulitzer in „The New York World“ zum Spenden auf. Durch diese Weise kamen innerhalb von fünf Monaten insgesamt 250.000 US-$ zusammen, die die Errichtung der Freiheitsstatue ermöglichten.
Der heutige Begriff stammt aus den USA und findet seine Ursprünge in der Internetplattform Artistshare, die im Jahr 2000 online ging (Schmiedgen 2014; Harzer 2013). Eine Finanzierungsplattform für Klassik- und Jazzmusiker. Laut Harzer (2013) wurde damals noch der Begriff Fanfunding benutzt. Er entstand durch die enormen Umsatzeinbrüche, die im Zusammenhang mit illegalen Downloads stand. Fans erhielten durch ihre Mitfinanzierung exklusive Einblicke in den Schaffungsprozess des Albums und konnten aktiv daran teilnehmen.
Gleichwohl wäre diese Zusammenkunft von Individuen laut Ordanini et al. (2011), ohne das Aufkommen des Web 2.0 nicht möglich gewesen. Clement und Schreiber (2013) beschreiben das Web 2.0 als eine sich verändernde Nutzung und Wahrnehmung des Internets. Individuen interagieren miteinander und Inhalte werden nicht mehr nur durch Medienunternehmen verfasst. Soziale Software wie Facebook oder YouTube vernetzen die Individuen miteinander.
Der Begriff Crowdfunding wurde erstmals 2006 in Zusammenhang mit dem von Jeff Howe geprägten Crowdsourcing definiert (Arnold 2012). Im gleichen Jahr wurde nach Angaben von Bartelt und Theil 2012) sowie Harzer (2013) mit SellaBand die erste europäische Crowdfundingplattform gegründet. Eine Plattform, die es Musikern ermöglichte, durch finanzielle Unterstützung der Fans, ihr Album vorfinanzieren zu lassen.
In Deutschland entwickelte sich laut Schmiedgen (2014) 2007 die erste Crowdfundingplattform smava. Ein Kreditmarktplatz, auf dem Privatpersonen Kredite vergeben können.
2.4 Beteiligte beim Crowdfunding
Nach Auffassung von Carstens und Schramm (2014) sowie Dobrev (2015) sind drei Beteiligte beim Crowdfunding involviert. Der Kapitalnehmer, der Kapitalgeber und die Crowdfundingplattform.
Der Kapitalnehmer ist als Projektinitiator aktiv (Dobrev 2015; Carstens und Schramm 2014). Carstens und Schramm (2014) beschreiben in ihrem Buch „Start-up-Crowdfunding und Crowdinvesting: Ein Guide für Gründer“, dass der Kapitalnehmer die Idee oder das Projekt durch Eigenkapital nicht finanzieren kann. Um seine Idee umsetzen zu können, bittet der Kapitalnehmer den Kapitalgeber um finanzielle Unterstützung.
Die Kapitalgeber werden im Folgenden als Crowd bezeichnet. Die Crowd besteht aus einer gewissen Anzahl von Menschen, die bestimmte Projekte oder Ideen aus verschiedensten Gründen anregend finden. Den Projektinitiator persönlich zu kennen sowie die Verfolgung eines finanziellen oder moralischen Interesses erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Crowd das Projekt unterstützt (Carstens und Schramm 2014).
Die Crowdfundingplattform stellt nach Ansicht von Dobrev (2015) einen Marktplatz dar. Carstens und Schramm (2014) führen an, dass die finanzielle Unterstützung auf einer Plattform im Internet geschieht. Auf diesem Marktplatz treffen Angebot und Nachfrage aufeinander. Die Crowd kann ihr Kapital bereitstellen während der Projektinitiator seine Idee vorstellen kann. Abbildung 2 veranschaulicht die Beziehung der Beteiligten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Beziehung der Beteiligten beim Crowdfunding
(in Anlehnung an Carstens und Schramm 2014, S.16; Dobrev 2015, S. 42)
2.5 Arten des Crowdfundings
Innerhalb des Crowdfundings gehen die Meinungen über die Anzahl der Crowdfundingarten auseinander. Beier und Wagner (2014) sowie Block und Moritz (2013) unterscheiden vier verschiedene Crowdfundingarten. Blohm et al. (2015) unterscheiden fünf verschiedene Arten des Crowdfundingss. Für diese Bachelorarbeit sind vier verschiedene Crowdfundingarten relevant. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der Verwendung der zugeflossenen Gelder und der Form der Gegenleistung (Beier und Wagner 2015; Block und Moritz 2013). Die Form der Gegenleistung kann gemäß der Ansicht von Sixt (2014) in finanzielle und nicht-finanzielle Gegenleistungen unterteilt werden. In Abbildung 3 werden die verschiedenen Arten des Crowdfundings aufgezeigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Arten des Crowdfundings
(in Anlehnung an Sixt 2014, S. 57)
2.5.1 Crowdrewarding
Crowdrewarding wird auch als Reward-based-Crowdfunding, deutsch belohnungbasierende Schwarmfinanzierung, bezeichnet (Sixt 2014). Dragonetti und Weiss (2016) nennen es Crowdsupporting. Nach Argumentation von Sixt (2014) wird die finanzielle Unterstützung eines Crowdfundingprojekts mit einer materiellen Gegenleistung als Crowdrewarding charakterisiert.
Unterstützt die Crowd das Projekt, kann sie sich eine oder mehrere Gegenleistungen auswählen (Harzer 2013).
Kozodaeva (2016) und Sixt (2014) unterscheiden zwischen nicht-monetären Belohnungen und monetären Belohnungen. Eine nicht-monetäre Belohnung kann je nach Branche, die finanziert wurde, in verschiedenen Formen auftreten: einem einfachen Dankeschön per Post oder E-Mail, einer Einladung zur Eröffnungsfeier eines finanzierten Ladens oder ein Konzert des unterstützten Künstlers. Die nicht-monetäre Gegenleistung hängt von der Höhe des gespendeten Betrags ab. Auch die monetäre Belohnung variiert je nach Branche. Hier können Bücher, Musikalben oder technische Geräte genannt werden. Das Produkt kann der Unterstützer meist zu einem niedrigeren Preis als erstes auf dem Markt erhalten. Phillipps und Wenzlaff (2015) führen an, dass Crowdrewarding für die Finanzierung von Filmen, Musikalben, Theatervorstellungen, Unternehmensideen und politischen Projekten eingesetzt wird.
2.5.2 Crowddonating
Crowddonating wird nach Meinung von Sixt (2014) auch als Donation-based-Crowdfunding, deutsch spendenbasierte Schwarmfinanzierung, betitelt. Block und Moritz (2013) führen an, dass sich diese Form des Crowdfundings durch den Weg über das Internet von der klassischen Spendensammlung unterscheidet. Laut Sixt (2014) erhält der Projektinitiator eine finanzielle Unterstützung, wobei die Gegenleistung nicht annähernd dem Wert der geleisteten Spende entspricht.
Diese Gegenleistung ist laut Block und Moritz (2013) weder finanzieller noch materieller Natur. Sie erfolgt durch symbolische Dankeschöns. Eine Erwähnung des Spenders auf der Website oder eine Dankesmail sind hier zu nennen. Es ist aber auch möglich, dass der Spender keinerlei Gegenleistung bekommt (Sixt 2014).
Kozodaeva (2016) und Schmiedgen (2014) führen an, dass Spenden für Hilfseinrichtungen oder –aktionen aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Infrastruktur, Katastrophenhilfe, Menschenrechte und Umwelt verwendet werden. Nach Auffassung von Kozodaeva (2016) lassen neben einzelnen Personen auch Unternehmen Projekte über Crowddonating finanzieren.
2.5.3 Crowdinvesting
Crowdinvesting wird auch als Equity-based-Crowdfunding, deutsch eigenkapitalbasierende Schwarmfinanzierung, bezeichnet (Sixt 2014). Die Finanzierung von Unternehmen durch das Sammeln von Finanzierungsbeiträgen einer größeren Anzahl von Kapitalgebern wird von Block und Moritz (2013) als Crowdinvesting definiert. Nach Ansicht von Sixt (2014) erhält der Kreditgeber beim Crowdinvesting als Gegenleistung für seinen Beitrag am Projekt eine Beteiligung am Eigenkapital beziehungsweise am finanziellen Erfolg des Unternehmens. Laut Block und Moritz (2014) erhält er einen sogenannten Unternehmensanteil.
Die Crowd erhält laut Aussage von Koch (2012) nach voraussichtlich fünf bis sieben Jahren eine entsprechende Rendite und eine Rückzahlung des Kapitals für ihre Mitfinanzierung. Die Rendite gibt das Verhältnis zwischen eingezahltem und ausgezahltem Kapital wieder. Die Höhe der Rendite hängt von der Entwicklung und dem Erfolg des finanzierten Projekts ab.
Crowdinvestingplattformen richten sich nach Meinung von Sixt (2014) vor allem an junge Unternehmen, sogenannte Start-ups.
2.5.4 Crowdlending
Crowdlending wird auch Lending-based-Crowdfunding, deutsch kreditbasierendes Crowdfunding, genannt (Sixt 2014). Güth (2014) weist darauf hin, dass kreditbasierendes Crowdfunding auch unter dem Begriff Peer-to-Peer-Lending geläufig ist. Peer bedeutet in der deutschen Sprache Privatperson. Daher ist Crowdlending die Kreditvergabe zwischen Privatpersonen. Der Kreditgeber erhält laut Sixt (2014) für die Kreditvergabe regelmäßige Zinszahlungen. Daume (2016) definiert Zinsen als Entgelt, das ein Empfänger des Geldes einem Bereitsteller für die befristete Überlassung von Kapital bezahlt.
Nach Angabe von Doberstein (2014) erhält der Kreditgeber zwischen drei und fünfzehn Prozent Zinsen in Abhängigkeit von der Höhe des verliehenen Kapitals.
Crowdlending findet vor allem für unternehmerische Zwecke sowie im Energie- und Umweltbereich statt (Kostadinoski 2014). Block und Moritz (2013) führen an, dass neben Einzelpersonen auch Unternehmen Kredite von einer Vielzahl von Kapitalgebern erhalten können.
2.6 Finanzierungsvorgang
Über die Finanzierungsprozesse gibt es gegensätzliche Auffassungen. Sixt (2014) ist der Meinung, dass man den Finanzierungsvorgang in fünf Phasen aufteilen kann.Crowdrewarding, Crowddonating und Crowdinvesting können als ein Vorgang beschrieben werden. Im Gegensatz hierzu unterteilt Harzer (2013) den Finanzierungsvorgang des Crowdrewarding in vier Phasen. Schuster (2012) weist darauf hin, dass eine Einteilung des Crowddonating in drei Phasen gebräuchlich ist.
Im Folgenden wird der Finanzierungsvorgang nur bis zur Realisation des Projekts beschrieben und illustriert und in vier Phasen eingeteilt. Dazu wird das Crowdrewarding und Crowddonating in Anlehnung an Sixt (2014) und Harzer (2013) beschrieben. Das Buch „Start-up-Crowdfunding und Crowdinvesting: Ein Guide für Gründer“, von Carstens und Schramm (2014) charakterisiert das Crowdinvesting. Im letzten Abschnitt wird der Finanzierungsvorgang des Crowdlending nach Auffassung von Doberstein (2014) erläutert.
2.6.1 Finanzierungsvorgang des Crowdrewardings
Die erste Phase zur Umsetzung eines Projekts sind die Bewerbung und das Auswahlverfahren der Crowdrewardingplattform. Der Projektinitiator präsentiert seine Geschäftsidee auf einer Crowdrewardingplattform, auf der er eine Crowdrewarding-Kampagne durchführen möchte (Sixt 2014). Kem (2012) definiert eine Kampagne als eine Reihe von verwandten größeren Arbeitsvorgängen zur Erreichung von strategischen und operationalen Zielen. Sixt (2014) führt an, dass einige Plattformen eine Crowdrating-Durchführung anbieten. Beim Crowdrating bewertet die Crowd das Projekt. Erst nach der Erreichung einer vordefinierten Anzahl an positiven Bewertungen, folgt die zweite Phase der Projektpräsentation.
Der Projektinitiator legt laut Harzer (2013) ein Zielbudget, einen Finanzierungszeitraum sowie preislich gestaffelte Gegenleistungen fest. Beschrieben wird das Projekt durch Texte, Bilder und Videos. Anschließend kann das Projekt für den Finanzierungsvorgang freigeschaltet werden.
In der dritten Phase ist es gemäß Sixt (2014) üblich, das Projekt über Social-Media-Kanäle bekanntzumachen. Das geschieht, um sich die Finanzierungssummen der Crowd zu sichern. Zu Social-Media-Kanälen zählen beispielsweise Facebook, Google Plus oder YouTube. Die Projekte können von der Crowd innerhalb des vorgegebenen Finanzierungszeitraums unterstützt werden.
In der letzten Phase wird laut Harzer (2013) die Einzahlung des Gelds auf ein Treuhandkonto vollzogen. Die Verbuchung von Vermögen, welches nicht dem Kontoinhaber gehört, ist nach Definition von Bürger (2011) ein Treuhandkonto. Dieses Konto läuft auf dem Namen des Kontoinhabers und für fremde Rechnung. Die meisten Crowdrewardingplattformen wenden nach Ansicht von Harzer (2013) das Alles-oder-Nichts-Prinzip an. Ist bis zum Ende des Finanzierungszeitraums das angestrebte Zielbudget erreicht, erhält der Projektinitiator, abzüglich der Erfolgsprovision für die Plattform, das Geld. Eine Erfolgsprovision ist ein Entgelt an die Plattform nach erfolgreicher Umsetzung des Projekts. Laut Bartelt und Theil (2012) kann die Erfolgsprovision zwischen sieben und zehn Prozent liegen. Sixt (2014) hingegen behauptet, dass diese Erfolgsprovision bis zu fünf Prozent beträgt. Wird das Zielbudget nicht erreicht, fließen nach Harzer (2013) die eingesammelten Gelder an die Crowd zurück. Das Komplement zum Alles-oder-Nichts-Prinzip ist das Behalte-Alles-Prinzip. Unabhängig vom Projekterfolg und erreichten Zielbudget werden die eingesammelten Gelder an den Projektinitiator ausgezahlt.
Der Finanzierungsvorgang des Crowdrewarding wird in Abbildung 4 veranschaulicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Finanzierungsvorgang des Crowdrewardings
(in Anlehnung an Harzer 2013, S. 54; Sixt 2014, S. 61)
2.6.2 Finanzierungsvorgang des Crowddonatings
In der ersten Phase wird wie beim Crowdrewarding ein Crowdrating durchgeführt. Nach Erreichung einer bestimmten Anzahl an positiven Bewertungen wird die Crowddonating-Kampagne gestartet (Sixt 2014).
In der zweiten Phase kann gemäß der Argumentation von Schuster (2012) die Projektidee in der Projektbeschreibung zusammengefasst werden. Zudem ist es üblich, ein Zielbudget sowie einen Finanzierungszeitraum festzulegen. Allerdings kann dieser Vorgang von Plattform zu Plattform variieren.
In der dritten Phase ist es laut Sixt (2014) und Schuster (2012) typisch, das Projekt über Social-Media-Kanäle zu bewerben. Vor allem Facebook und Twitter werden zum Erreichen der Crowd genutzt (Schuster 2012).
Ist das Fundingziel erreicht, wird das Geld an den Projektinitiator überwiesen. Beim Crowddonating is es laut Bartelt und Theil (2012) gängig, keine Erfolgsprovision an die Plattform abzugeben. Der Spender entscheidet selbst, ob er der Plattform etwas spenden möchte. Nach Ansicht der IHK München (2016) greift beim Crowddonating das Alles-oder-Nichts-Prinzip. Es ist gebräuchlich, nicht mehr als 100 Prozent der Fundingsumme einzusammeln, da die Spenden beim Crowddonating zweckgebunden sind.
Der Finanzierungsvorgang des Crowddonating wird in Abbildung 5 verdeutlicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Finanzierungsvorgang des Crowddonatings
(in Anlehnung an Sixt 2014, S. 61)
2.6.3 Finanzierungsvorgang des Crowdinvestings
In der ersten Phase zur Realisierung eines Unternehmens ist es laut Carstens und Schramm (2014) üblich, sich mit einem Pitchdeck bei der Crowdinvestingplattform vorzustellen. Das Pitchdeck gibt eine knappe Übersicht über das Vorhaben und wird normaleweise als PDF-Datei oder in Form einer Powerpoint-Präsentation per E-Mail versendet.
Carstens und Schramm (2014) führen in ihrem Buch „Start-up-Crowdfunding und Crowdinvesting: Ein Guide für Gründer“ zehn Punkte des Pitchdecks auf, die nachfolgend beschrieben werden.
Der erste Punkt des Pitchdecks stellt eine Kurzbeschreibung dar. Typisch ist es, die Kurzbeschreibung als einen kurzen, knackigen Satz zu formulieren.
Im zweiten Punkt ist es üblich, den Produkt- und Kundennutzen zu kommunizieren. Dieser soll die Besonderheit und den Mehrwert des Projektes für den Kunden aufzeigen.
Die Zielgruppe und der Markt werden üblicherweise als dritter Punkt genannt. Sie sollen den Betreibern der Plattform illustrieren, welche Kunden angesprochen werden und wie hoch das Marktpotentzial des Projekts ist.
Mit dem vierten Punkt soll das Geschäftsmodell vorgestellt werden. Es soll aufzeigen, wie der Projektinitiator sein Geld mit seiner Idee verdienen möchte.
Das Marketing und der Vertrieb werden herkömmlicherweise an fünfter Stelle angeführt und sollen Strategien und Maßnahmen der Kundenansprache darlegen.
Im sechsten Punkt ist es gebräuchlich, seine Ziele und seine Ergebnisse offenzulegen. Der Projektinitiator kann sein bisher erzieltes Ergebnis wie beispielsweise die Anzahl an Kunden und seine Umsätze auflisten. Zusätzlich kann der Projektinitiator seine gewünschte Ziele zur Projektrealisation kommunizieren.
Üblicherweise stellt sich das Team mit der Offenbarung der Rollenverteilung und einem Foto im siebten Punkt der Crowdinvestingplattform vor.
Im achten Punkt ist es üblich, die Finanzierungsflüsse aufzudecken. Dazu gehören beispielsweise die Höhe der Investitionssumme, die bereits in das Projekt geflossen ist, und die Summe, die noch benötigt wird.
Um sein Interesse zu untermauern, sollte im neunten Punkt eine kurze Erklärung abgegeben werden, weshalb man sich genau auf dieser Crowdinvestingplattform beworben hat.
Der Abspann rundet das Pitchdeck ab. Es ist geläufig, seine Kontaktdaten und einen Ansprechpartner anzugeben.
In Abbildung 6 werden die zehn Inhaltspunkte des Pitchdecks dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6 Die zehn Inhaltspunkte des Pitchdecks
(in Anlehnung an Carstens und Schramm 2014, S. 94)
Hat man die Betreiber der Crowdinvestingplattform mit dem Pitchdeck überzeugt, beginnt in der zweiten Phase laut Dorfleitner et al. (2014) das eigentliche Funding. Nun werden das Zielbudget und der Finanzierungszeitraum festgelegt, die mit detaillierten Informationen, der Geschäftsidee, den Finanzkennzahlen und dem Gründerteam untermalt werden. Die Projektinitiatoren können eine Fundingschwelle und ein Fundinglimit festsetzen. Die Fundingschwelle beschreibt den Mindestfinanzierungsbetrag, wohingegen das Fundinglimit die Finanzierungsobergrenze wiedergibt. Die Projektinitiatoren haben die Möglichkeit, die Crowd innerhalb eines festgelegten Zeitraums von ihrer Idee zu überzeugen und sie als Investoren zu gewinnen. Carstens und Schramm (2014) erwähnen außerdem den Businessplan, der die Finanzplanung sowie eine detaillierte Marktanalyse beinhalten soll.
Die dritte Phase beschreibt nach Ansicht von Sixt (2014) die Anwerbung der Crowd zur Mitfinanzierung des Unternehmens mittels Social-Media-Kanäle (Sixt 2014).
In der vierten Phase findet nach Auffassung von Sixt (2014) typischerweise die Finanzierung des Unternehmens statt. Laut Koch (2012) überweist die Crowd ihren Beteiligungsbetrag an ein Inkassoinstitut, das wie beim Crowdrewarding treuhänderisch verwaltet wird. Das Inkassoinstitut transferiert die Gesamtsumme minus der Vergütung für die Plattform an den Projektinitiator (Dorfleitner et al. 2014).
Dorfleitner et al. (2014) unterscheiden zwei Auswahlverfahren zur Finanzierung des Projektes. Das First-come-first-served-Prinzip und das Auktionsverfahren. Beim First-come-first-served darf die Crowd ihr Geld investieren bis das Fundinglimit erreicht ist. Das andere Auswahlverfahren entspricht dem Prinzip einer Auktion. Zusätzlich zur Fundingschwelle und dem Fundinglimit legt der Projektinitiator die maximale Anzahl auszugebender Anteile sowie einen Mindestpreis pro Anteil als Startpreis für die Auktion fest. Bei der Auktion bildet sich eine Rangfolge, die abhängig von der Gebotshöhe und dem zeitlichen Eingang des Gebots ist. Der Anteilspreis bestimmt sich durch das geringste erfolgreiche Gebot. Bei erfolgreicher Projektfinanzierung wird eine Provision an die Crowdinvestingplattform fällig, die zwischen fünf und zehn Prozent liegen kann.
Wird der vorher festgelegte Mindestkapitalbedarf innerhalb der festgelegten Zeit nicht erreicht, kommt bei beiden Mechanismen das Crowdinvesting nicht zustande (Dorfleitner et al. 2014). Die Crowd, die ihr Geld bereits investiert hat, bekommt dieses zurückerstattet. Der Projektinitiator kann aber trotzdem mit einer Provision für die Nutzung der Plattform belangt werden.
Der Finanzierungsvorgang des Crowdinvestings wird in Abbildung 7 versinnbildlicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Finanzierungsvorgang des Crowdinvestings
(in Anlehnung an Carstens und Schramm 2014, S. 92; Sixt 2014, S. 61)
2.6.4 Finanzierungsvorgang des Crowdlendings
In der ersten Phase ist es üblich, dass sich der Kreditnehmer einer Bonitätsanalyse des Plattformbetreibers unterzieht (Doberstein 2014). Kreditnehmer können Privatpersonen oder Unternehmen sein. Die Bonitätsanalyse wird auch als Kreditwürdigkeitsprüfung bezeichnet. Dabei sollen die Jahresabschlüsse und die betriebswirtschaftlichen Auswertungen offengelegt werden. Kreditnehmer, die stark negative Merkmale aufweisen oder ein zu geringes Einkommen haben, können als Antragsteller bei der Crowdlendingplattform herausfallen. Ausfindig gemacht wird die Bonität über Auskunfteien. Nach Definition von Hammersen und Schade (2014) stellt die Kundgebung von bonitätsrelevanten Daten über Unternehmen oder Privatpersonen zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit gegen ein Entgelt eine Auskunftei dar. Sixt (2014) merkt an, dass sich die Intensität der Bonitätsanalysen zwischen den Plattformen unterscheidet.
Die zweite Phase entspricht nach Meinung von Sixt (2014) grundsätzlich der der anderen Crowdfundingarten. Der Kreditnehmer legt sein Zielbudget und den Finanzierungszeitraum fest. Zusätzlich ist es üblich, persönliche Informationen preiszugeben (Sixt 2014; Doberstein 2014). Dazu zählen laut Block und Moritz (2013) weiche Faktoren wie Familienstand, Anzahl der Kinder oder die Beschreibung des Vorhabens.
In der dritten Phase ist es üblich, dass die Crowdlendingplattform, ausgehend von der Bonitätsanalyse, den Zinssatz festlegt, der für den Kreditnehmer zu zahlen ist (Doberstein 2014). Typischerweise legen die Kreditgeber laut Dragonetti und Weiss (2016) fest, welche Beträge sie zu welcher Verzinsung investieren möchten.
Abschließend findet die Kreditvergabe statt (Dragonetti und Weiss 2016). Die Kreditvergabe funktioniert ähnlich wie das System einer Auktion. Der Kapitalsuchende wählt die besten Offerten der Kreditgeber aus, bis der Finanzierungsbedarf erreicht ist. Nach Meinung von Doberstein (2014) greift hier das Alles-oder-Nichts-Prinzip. Erst wenn genug Kreditgeber gefunden sind, um das Ziel zu erreichen, wird das Geld an den Kreditnehmer ausgezahlt (Crowdfunding 2016). Ist das Kreditziel erreicht und ausgezahlt, wird laut Sixt (2014) eine Servicegebühr für die Crowdlendingplattform fällig. Die Servicegebühr ist abhängig von der Bonitätseinschätzung. Wird das Fundingziel nicht erreicht, fließen die Gelder zurück an die Kreditgeber.
Dragonetti und Weiss (2016) weisen darauf hin, dass beim Crowdlending zwischen zwei verschiedenen Typen unterschieden werden kann. Der Typ Straight Debt beschreibt den soeben definierten Vorgang. Bei einer zusätzlichen Sicherung des Darlehens durch dingliche Rechte auf Sachwerte wird vom Typ Alternative Debt gesprochen. Zu den Sachwerten zählen beispielsweise Rechnungen, Fahrzeuge oder Immobilien.
Der Finanzierungsvorgang des Crowdlendings wird in Abbildung 8 illustriert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Finanzierungsvorgang des Crowdlendings
(in Anlehnung an Doberstein 2014, S. 1)
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2016, Crowdfunding. Analyse des State of Art, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344771
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