Entwicklung des Silicon Valley aus Sicht des Cluster Life Cycle-Konzepts


Hausarbeit, 2015

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Konzept des Cluster-Lebenszyklus
2.1. Die Phasen des Cluster-Lebenszyklus

3. Fallbeispiel: Silicon Valley
3.1. Evolution des Silicon Valley
3.2. Erneuerung im Silicon Valley

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Silicon Valley gilt als das Vorzeigecluster der Hightech-Industrie, genießt einen hohen Bekanntheitsgrad und hat es durch berühmte Unternehmen, Persönlichkeiten und sogar Fernsehserien bis in die heutige Popkultur geschafft. Die Technik aus dem Silicon Valley begleitet die Menschheit auf Schritt und Tritt. Sei es der Computer im Büro, das Smartphone in der Hosentasche oder die Kommunikation mit anderen Personen über das Internet. All diese Hilfsmittel basieren auf den Ideen aus dem Valley und sind für Privatpersonen, wie auch für Unternehmen in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Die technischen Grundlagen sind dabei vielfältig und basieren auf Mikrochips, Software, digitale Datenübertragung oder dem Bilden von sozialen Netzwerken. Auch in den Medien wird regelmäßig über dieses Cluster berichtet und über die aktuelle Lage informiert. Bei der Lektüre dieser Berichte fällt auf, dass sich die Schlagzeilen der Zeitungen und Zeitschriften währen der Zeit stark unterscheiden und dass das Silicon Valley eine Reihe von Schwankungen durchlebte. Wachstum, Stillstand und Schrumpfung wechselten sich hier regelmäßig ab. Es stellt sich also die Frage, wie und warum in diesem Fall die Clusterdynamik schwankt und wie es das Silicon Valley weiterhin schafft negative Phasen zu überwinden und als erfolgreich zu gelten.

Im Rahmen dieser Arbeit soll dafür das Konzept der Cluster-Lebenszyklen nach Max-Peter Menzel und Dirk Fornahl aus dem Jahr 2009 als Werkzeug dienen und auf das Hightech- Cluster in Kalifornien angewendet werden. Hierfür werden zuerst das Konzept der Cluster- Lebenszyklen nach Menzel und Fornahl vorgestellt und die einzelnen Lebensphasen eines Clusters herausgearbeitet. In diesem Zusammenhang soll festgestellt werden, wie es theoretisch möglich ist aus einer Phase des Stillstands bzw. der Schrumpfung zurück in eine Wachstumsphase zu kommen. Die theoretischen Ansätze sollen dann auf das Fallbeispiel Silicon Valley übertragen werden. Nach einer räumlichen Einordung des Clusters, werden die historische Entwicklung und das Durchlaufen der Lebensphasen beschrieben. Durch die damit gelegten Grundlagen kann man sich nähergehend mit der technologischen Erneuerung innerhalb des Clusters beschäftigen und herausfinden welche Bedeutung der Faktor Wissen für den Erfolg des Silicon Valley hat. Hierbei wird vor allem Bezug auf die Arbeiten von Anna- Lee Saxenian genommen, die sich ausgiebig mit dem Silicon Valley beschäftigt hat. Am Ende werden die wesentlichen Ergebnisse nochmals zusammengefasst und die Arbeit mit einem Fazit und einer Schlussthese abgeschlossen.

2. Das Konzept des Cluster-Lebenszyklus

Für die Beantwortung der oben genannten Fragestellungen muss zuerst der grundlegende Begriff des Clusters verstanden werden. Ein Cluster ist eine regionale Ballung von Unternehmen einer Wertschöpfungskette und deren unterstützenden Branchen und Infrastruktur (BATHELT & GLÜCKLER 2012, S. 260). Im Grunde also ein Anhäufung von Unternehmen, Zulieferern und Institutionen die im gleichen Wirtschaftszweig angesiedelt sind und versuchen durch die Nähe zu ähnlichen Akteuren Vorteile zu ziehen. Max-Peter Menzel und Dirk Fornahl haben zu diesem Thema einen Aufsatz veröffentlicht, in dem die Evolution von Clustern näher beleuchtet wird. Dabei stehen vor allem die Unterschiede zwischen geclusterten und ungeclusterten Unternehmen sowie der Unterschied zwischen dem IndustrieLebenszyklus und dem Cluster-Lebenszyklus im Fokus der Arbeit.

Bei der Betrachtung des von den Autoren dargestellten Industrie-Lebenszyklus wird deutlich, dass gerade in der Entstehungsphase einer neuen Industrie die geclusterten Unternehmen klar im Vorteil sind (MENZEL & FORNAHL 2009, S. 208 - 211). Neue Unternehmen siedeln sich dort an, wo man am schnellsten an das nötige Wissen der Industrie gelangt und auch der Faktor der Kreativität darf nicht außer Acht gelassen werden. So steigt die Zahl der Unternehmens-Agglomerationen in der Wachstumsphase der Industrie. Diese Vorteile können dann in Nachteile umschlagen, wenn die Industrie ihren Höhepunkt erreicht hat und die Unternehmen nun gegenseitig zu stark voneinander abhängig sind. Das Wissen ist nicht mehr heterogen genug. Dies ist dann der Zeitpunkt, wo die Unternehmen im Cluster von den ungeclusterten Unternehmen überholt werden und es kein Vorteil mehr ist sich in einer Agglomeration wie einem Cluster zu befinden. Es bleibt also festzuhalten, dass die geographische Konzentration von Unternehmen am Anfang des Zyklus zu- und in den Endstadien wieder abnimmt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Lebenszyklus eines Clusters (Menzel & Fornahl 2009, S. 218)

Menzel und Fornahl arbeiteten weiterhin heraus, dass sich der Lebenszyklus eines Cluster von dem Lebenszyklus einer Industrie unterscheidet (MENZEL & FORNAHL 2009, S. 219). Hierbei wird herausgehoben, dass vor allem die Heterogenität von Wissen der entscheidende Faktor für den Verlauf der Lebenszyklen ist. Hierzu wird von den Autoren ein Modell erstellt, das den Lebenslauf eines Cluster darstellt und in die vier Phasen der Entstehung, des Wachstums, des Stillstands und der Schrumpfung einteilt (Abb. 1).

2.1. Die Phasen des Cluster-Lebenszyklus

Die Entstehungsphase ist geprägt durch wenige kleine Unternehmen mit wenigen Angestellten. Sie sind praktisch die Pioniere eines Clusters und dienen als Keimzellen für spätere Agglomerationen. In diesem Status ist das verteilte Wissen innerhalb der Region noch sehr heterogen, da die Unternehmen noch keine großen Partnerschaften eingegangen sind und ihr Wissen teilen konnten. Wissenstransfers gibt es hier hauptsächlich zwischen spin-offs, also Neugründungen aus anderen Unternehmen heraus und den entsprechenden Elternunternehmen. Dazu muss eine Vision des technologischen Pfades vorhanden und die von den politischen Akteuren geschaffenen lokalen Gegebenheiten unterstützend wirken. Aus dieser Situation heraus kann sich dann eine Phase des Wachstums oder aber das Verschwinden des Clusters, durch eine zu hohe technologische Distanz zwischen den Unternehmen, entwickeln (MENZEL & FORNAHL 2009, S. 225).

In der folgenden Wachstumsphase gibt es einen starken Anstieg von Unternehmen und Beschäftigten im Cluster. Dabei ist vor allem die Anzahl der Neugründungen relativ hoch. Die Heterogenität des Wissens erreicht zu Beginn dieser Phase den Höhepunkt im Lebenszyklus, da das Wachstum nun das Aufbauen von individuellen Netzwerken ermöglicht, in denen es zum Austausch von Wissen und zu ersten gemeinschaftlichen Arbeitsprozessen kommt (MENZEL & FORNAHL 2009, S. 226). Hinzu kommen auch eine unterstützende Infrastruktur durch politische und institutionelle Maßnahmen sowie der Aufbau einer Cluster-Organisation. Auch der Arbeitsmarkt und die Bildungseinrichtungen wie Schulen, Universitäten usw. spezialisieren sich zunehmend auf die Versorgung des wachsenden Clusters.

Die Phase des Stillstands ist dadurch gekennzeichnet, dass es weder großes Wachstum noch Schrumpfungsprozesse gibt. Die Anzahl der Unternehmen und Beschäftigten im Cluster bleibt relativ konstant und hat nun theoretisch den Höhepunkt erreicht, während das Wissen im Cluster immer homogener und somit die Gefahr eines lock-ins immer größer wird. Mittlerweile hat das Cluster eine Größe und einen Stellenwert erreicht, dass es die Region prägt und sich die Umgebung nach dem Cluster ausgerichtet hat. Allerdings können die Wissensnetzwerke weiterhin offen und dynamisch sein und so neues Wissen ins Cluster eindringen. Durch diesen

Einfluss von außen besteht die Möglichkeit, dass eine Heterogenisierung des Wissens einsetzt und das Cluster durch diesen „Renewal“ einen Schritt zurück in die Wachstumsphase macht (MENZEL & FORNAHL 2009, S. 227).

Im Verlauf der Schrumpfungsphase ist ein Rückgang der Unternehmen und der Angestellten festzustellen. Nun ist die Homogenität des Wissens am größten und heterogenes Wissen droht aus dem Cluster zu verschwinden, was zwangsläufig zu einem lock-in führen wird. Auch die Offenheit der Netzwerke verschwindet, was die Einführung von neuem auswärtigem Wissen schwierig gestaltet. Insgesamt sind Stimmung und das Ansehen des Clusters mit eher negativen Merkmalen behaftet, da der nächste Schritt das Verschwinden der Agglomeration wäre. Trotzdem gibt es weiterhin Möglichkeiten den negativen Verlauf zu beenden (MENZEL & FORNAHL 2009, S. 227 f.). Wie in der Stillstandphase ist es im frühen Stadium der Schrumpfungsphase möglich, dass durch externes Wissen ein „Renewal“ einsetzt. Dafür darf die Homogenität in diesem Bereich noch nicht zu stark ausgeprägt sein. Eine weitere Möglichkeit bietet der Transit in einen anderen Industriebereich. Ein gutes Beispiel dafür ist die Textilindustrie im Westmünsterland, wo man einen Wandel von den klassischen Textilien hin zur Spezialisierung auf technische Textilien vollzog (HASSINK 2010, S. 461 f.). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass nach Durchlaufen der Lebensphasen das Schicksal des Clusters nicht vorbestimmt ist, sondern dass die Erhöhung der Heterogenität des Wissens in Wachstumsphasen zurückführen kann.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Entwicklung des Silicon Valley aus Sicht des Cluster Life Cycle-Konzepts
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Spezielle Geographie - Evolutionäre Wirtschaftsgeographie
Note
2,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V344914
ISBN (eBook)
9783668346048
ISBN (Buch)
9783668346055
Dateigröße
1024 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entwicklung, silicon, valley, sicht, cluster, life, cycle-konzepts
Arbeit zitieren
Benjamin Kahle (Autor:in), 2015, Entwicklung des Silicon Valley aus Sicht des Cluster Life Cycle-Konzepts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344914

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