Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) wurde im Jahr 2002 erstmalig von der hierfür eingesetzten Regierungskommission verabschiedet und ging aus einer weltweiten Debatte um die optimale Unternehmensleitung und -überwachung ebendieser Unternehmensleitung (Corporate Governance (CG)) hervor. Mit dem Ziel die entsprechenden CG-Strukturen deutscher (börsennotierter) Unternehmen transparenter darzustellen und zu verbessern, gibt der Kodex dazu einerseits die diesbezüglich wichtigsten Wirtschaftsgesetze wieder und „enthält [andererseits] international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung“ (Präambel des DCGK idF v. 5. Mai 2015).
Mit der Verpflichtung zur Abgabe einer Entsprechenserklärung gemäß § 161 AktG wurde der DCGK ebenfalls 2002 gesetzlich verankert. Seitdem müssen nach dem Comply or Explain Prinzip Abweichungen von den Empfehlungen des Kodex offen gelegt werden. Die Sanktionierung überlässt der Gesetzgeber dabei dem Kapitalmarkt. Diese Entscheidung wurde in Deutschland häufig kritisch gesehen, da dies grundsätzlich einen hohen Investorenschutz voraussetzt, während in Deutschland eher ein relativ hoher Gläubigerschutz besteht.
Demnach stellt sich die Frage, inwieweit der DCGK trotz seiner rechtlichen Unverbindlichkeit tatsächlich Wirkung entfalten kann. Dies soll im Rahmen der Untersuchung analysiert werden, deren Ausgangspunkt das Jahr 2009 darstellt, in welchem die Stellungnahme zur Unternehmensführung durch das verabschiedete BilMoG um wesentliche zu veröffentlichende Angaben erweitert wurde. Im Voraus der empirischen Analyse soll nach der Darstellung des DCGK und des § 161 AktG auf die theoretischen wirtschaftlichen und rechtlichen Konsequenzen des Soft Law eingegangen werden, um ein potenzielles Akzeptanzniveau ermitteln zu können. Schließlich soll das Konzept auch kritisch betrachtet werden.
Auf Basis der theoretischen Erkenntnisse sollen im Anschluss die Angaben der Entsprechenserklärungen anhand verschiedener Kriterien analysiert und ausgewertet werden. Entgegen der Masse der Studien, welche die Korrelation zwischen der Einhaltung des DCGK von DAX - und MDAX - Gesellschaften und deren Performance untersucht, wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit detailliert die Einhaltung des Kodex von größtenteils kleineren HDAX - Unternehmen analysiert. Im Fokus stehen dabei die Entwicklung der Angaben im Zeitraum 2009 bis 2015 sowie die Erkenntnisse, die daraus gewonnen werden können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Entsprechenserklärung nach § 161 AktG als gesetzliche Verankerung des Deutschen Corporate Governance Kodex
- 2.1. Entstehung und Zielsetzung des Soft Law
- 2.2. Aufbau, Inhalt und Entwicklung des Kodex
- 2.3. Die Stellungnahme zur Unternehmensführung nach § 161 AktG, deren Rolle i.R. der Abschlussprüfung und deren Ausweitung durch das BilMoG
- 2.4. Die wirtschaftlichen und rechtlichen Konsequenzen von DCGK und § 161 AktG
- 2.5. Kritische Betrachtung
- 3. Empirische Analyse zur Umsetzung des Deutschen Corporate Governance Kodex im Zeitraum 2009 – 2015 am Beispiel ausgewählter HDAX Unternehmen
- 3.1. Die Kodexakzeptanz im zeitlichen Verlauf
- 3.2. Kapitel-, ziffer- und empfehlungsspezifische Analyse - Gesetze infolge kritischer Empfehlungen?
- 3.3. Analyse der Erläuterungen – Gründe für die Abweichungen
- 3.4. Einfluss von Unternehmenseigenschaften auf die Angaben
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Entsprechenserklärungen von HDAX-Unternehmen gemäß § 161 AktG, die den Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) verankert. Der Fokus liegt auf der empirischen Untersuchung der Angaben im Zeitraum von 2009 bis 2015, um die Akzeptanz und Umsetzung des DCGK in der Praxis zu beleuchten.
- Entstehung und Entwicklung des DCGK als Soft Law
- Die Bedeutung des § 161 AktG für die Transparenz von Corporate Governance
- Empirische Analyse der Angaben in Entsprechenserklärungen von HDAX-Unternehmen
- Bewertung des Einflusses von Unternehmenseigenschaften auf die Kodexakzeptanz
- Zusammenhang zwischen kritischer Empfehlungen im DCGK und der Anpassung der Unternehmensführung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung stellt das Thema der Arbeit, die Relevanz des DCGK und die Forschungsmethodik vor.
- Kapitel 2: Die Entsprechenserklärung nach § 161 AktG beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des DCGK, dessen Inhalte und Zielsetzung, die Rolle des § 161 AktG in der Abschlussprüfung sowie die wirtschaftlichen und rechtlichen Konsequenzen des Kodex.
- Kapitel 3: Empirische Analyse analysiert die Umsetzung des DCGK in HDAX-Unternehmen im Zeitraum 2009-2015. Es werden die Kodexakzeptanz, die ziffer- und empfehlungsspezifische Analyse sowie die Gründe für Abweichungen und der Einfluss von Unternehmenseigenschaften untersucht.
Schlüsselwörter
Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK), Entsprechenserklärung, § 161 AktG, Soft Law, Unternehmenstransparenz, Corporate Governance, Akzeptanz, HDAX-Unternehmen, empirische Analyse, Unternehmensführung, BilMoG, Comply or Explain Prinzip.
- Arbeit zitieren
- Alexander Rochlitzer (Autor:in), 2016, Die Entsprechenserklärung nach § 161 AktG. Empirische Analyse der Angaben ausgewählter HDAX Unternehmen im Zeitraum 2009 bis 2015, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345109