Als 1984 L’Amant in Frankreich veröffentlicht wurde, waren sich die Kritiker und die Presse einig, mit diesem Werk einen Schlüssel zu den früheren Romanen von Duras, wie beispielsweise „Un barrage contre le Pacifique“, gefunden zu haben: In diesem Buch, das gleichzeitig fiktionales Werk und Autobiographie ist, zerreißt M. Duras einen Schleier: den, der ihre Jugend verdeckte, der mehrere ihrer Werke verdunkelte.“ „Duras ist hier zu ihren Ursprüngen, zu ihrer Urszene zurückgegangen.“ Kurz nach der Veröffentlichung von L’Amant wehrte sich Duras noch dagegen, dass es sich um ein autobiographisches Werk handele, betonte, es gehe dabei um eine fiktive Geschichte und verwies auf den Romancharakter. Schließlich äußerte sich die Autorin in ihrem Buch selbst dazu: L’histoire de ma vie n’existe pas. Ca n’existe pas. Il n’y a jamais de centre. Pas de chemin, pas de ligne. Il y a de vastes endroits où l’on fait croire qu’il y avait quelqu’un, ce n’est pas vrai il n’y avait personne.
Marguerite Duras legt in ihren Werken Spuren von sich und ihrem Leben, die entziffert und gleichsam übersetzt werden wollen und deren Bedeutung keinesfalls immer evident sind. Duras schafft es, den Mythos, der sich um ihre Person und ihre Lebensgeschichte gebildet hat, aufrecht zu erhalten, indem sie immer wieder die Spuren ihrer Kindheit verwischt und in immer neue Masken schlüpft. Zudem betont ein autobiographischer Roman neben dem Bezug auf „wirklich Erlebtes“ die grundsätzliche Fiktionalität des Erzählten. Auch wenn sich die Romanfiguren direkt auf lebende Vorbilder beziehen, geht ein autobiographischer Roman frei mit den Elementen des gelebten Lebens um und kombiniert diese Elemente neu, ergänzt sie und schafft somit eine fiktionale Welt. Daher ist es problematisch, die Familie, die in dem Roman L’Amant geschildert wird, mit der tatsächlichen Familie Donnadieu, in der Marguerite Duras aufgewachsen ist, gleichzusetzen, auch wenn die Autorin sich als Protagonistin zu erkennen gibt und diesen Eindruck durch das Fehlen eines fiktiven Namens und die Erzählweise in der ersten Person auch noch bestärkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Mutter, die Tochter und das Geld
- Der ältere Bruder
- Eine Familie aus Stein.
- Der kleine Bruder..
- Der Abschied von Indochina
- Schlussbemerkung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Marguerite Duras' Roman „L'Amant" und beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen der Mutter, der Tochter und dem Geld in der Familie. Der Roman erzählt von den Erfahrungen der jungen Marguerite in Indochina und der Zeit ihrer ersten Liebe zu einem reichen Chinesen, der ihre Lebensgeschichte maßgeblich prägt. Die Analyse des Romans soll die autobiographischen Elemente und die fiktionale Konstruktion der Geschichte beleuchten.
- Autobiographische Elemente und Fiktionalität in Duras' Roman
- Die Rolle der Mutter und ihre Beziehung zu ihrer Tochter
- Der Einfluss des Geldes auf die Beziehungen der Familienmitglieder
- Die Liebe zwischen der jungen Marguerite und dem reichen Chinesen
- Die geschichtliche und kulturelle Bedeutung des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung führt in den Roman „L'Amant" von Marguerite Duras ein und beleuchtet die Debatte um die autobiographischen Elemente des Romans. Die Autorin selbst gab zu, dass sie Spuren ihres Lebens in ihren Werken hinterlässt, gleichzeitig verwischte sie diese Spuren aber auch wieder, um den Mythos um ihre Person und ihre Geschichte aufrecht zu erhalten.
Die Mutter, die Tochter und das Geld
Dieses Kapitel untersucht das Verhältnis zwischen der Mutter und ihrer Tochter in „L'Amant". Die Mutter befindet sich in finanzieller Not und versucht, durch die Verführung von Männern an Geld zu kommen. Sie kleidet ihre Tochter provokant, um sie für reiche Männer attraktiv zu machen, und hofft, dass diese so für die Familie sorgen kann. Das Verhältnis zwischen der Mutter und der Tochter ist voller Widersprüche und geprägt von Geldgier und Unterdrückung.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Marguerite Duras, L'Amant, autobiographisch, Fiktionalität, Mutter-Tochter-Beziehung, Geld, Indochina, Liebe, Geschichte, Kultur, Familie.
- Quote paper
- Cornelia Laufer (Author), 2004, Une famille en pierre - Zu "L'Amant" von Marguerite Duras, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34523