Aufgrund dessen, dass Menschen aus allen sozialen Schichten und Ständen im Zeitalter der Frühen Neuzeit auf Reisen unterwegs waren, unterlag das Phänomen des Reisens einem stetigen Wandel. Besonders im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts sind eine Veränderung des Reiseverhaltens, ein Wandel der Reisemotive und die Entstehung neuer Reiseformen eindeutig erkennbar. So vollzieht sich ein Umbruch von der privilegierten adeligen Kavalierstour zur rein bürgerlichen Bildungsreise.
Wie kam es nun zu diesem Wendepunkt? Inwiefern hat sich die adlige Kavalierstour, die im Zuge der Aufklärung enormer Kritik ausgesetzt war auf die bürgerliche Bildungsreise ausgewirkt?
Wie hat sich dadurch das bürgerliche Reisen abgegrenzt und weiterentwickelt? Mit diesen Fragen wird sich die vorliegende Arbeit beschäftigen.
Im ersten Kapitel der Arbeit werden die adelige Kavalierstour, sowie deren Motive und Funktionen umfassend dargestellt. Dies ist erforderlich um die Wende zur Neukonzeption der bürgerlichen Reiseform nachvollziehen zu können.
Inwiefern die Kavalierstour in Kritik geraten war und wie sich daraus die bürgerliche Bildungsreise entwickelt hat, wird im zweiten Kapitel ausführlich behandelt. Ein besonderes Augenmerk gilt dem parallel entstehenden Phänomen des Reisens zu Fuß. So wird im letzten Kapitel den Fragen nachgegangen, wie es zu einer Neuentdeckung des Fußwanderns kam und welcher Wert der Fußreise beigemessen wurde. Außerdem soll geklärt werden warum sich eine Etablierung dieser Reiseform als schwierig gestaltete und weshalb eine Diskussion um die soziale Akzeptanz des bürgerlichen Wanderns entbrannte.
In keinem Zeitalter der Welt wurde so viel gereist, als in dem unsrigen, wo das Reisen zu einer Art von Epidemie geworden ist. Könige und Fürsten verlassen ihre Thronen [...] In England gehört das Reisen durchaus zur Erziehung junger Leute von Stande [...]. Nie bereisten Kaufleute aller Nationen so sehr fremde Staaten als jetzt; ja selbst der unbemittelte Gelehrte entfernt sich von seinem Pult [sic!].
Mit dieser Aussage charakterisierte ein Anonymus im Teutschen Merkur vom November 1784 die ansteigende Reisewelle im ausklingenden 18. Jahrhundert.
Die Erkenntnis „man könne etwas lernen, sich bilden durch Ortsveränderung“ ist heute keinesfalls neu und besaß schon vor dreihundert Jahren Aktualität.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die adelige Kavalierstour
- Kritik an der adeligen Reisepraxis und Entstehung der bürgerlichen Bildungsreise
- Wende um 1800 - Wie die Reise zu Fuß neue Bedeutung erlangt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Reisens im 18. Jahrhundert und den Wandel von der privilegierten adeligen Kavalierstour zur bürgerlichen Bildungsreise. Sie analysiert die Motive und Funktionen der Kavalierstour und deren Kritik in der Aufklärung, um die Entstehung und Entwicklung der bürgerlichen Bildungsreise zu beleuchten. Darüber hinaus beleuchtet die Arbeit die Bedeutung der Fußreise im 18. Jahrhundert und die Debatte um ihre soziale Akzeptanz.
- Entwicklung des Reiseverhaltens im 18. Jahrhundert
- Veränderung der Reisemotive
- Entstehung neuer Reiseformen
- Kritik an der adeligen Kavalierstour
- Die bürgerliche Bildungsreise
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung skizziert den historischen Kontext des Reisens im 18. Jahrhundert und beschreibt die zunehmende Bedeutung von Reisen in allen Gesellschaftsschichten. Sie stellt den Wandel des Reiseverhaltens und die Entstehung neuer Reiseformen in den Fokus und führt die Forschungsfragen der Arbeit ein.
Die adelige Kavalierstour
Dieses Kapitel erläutert die Motive und Funktionen der Kavalierstour als essentieller Bestandteil der adeligen Erziehung im 18. Jahrhundert. Es beschreibt die typischen Reiseziele und -routen, die Dauer der Reisen und die Inhalte der Bildung, die während der Reise erworben werden sollten. Die Kavalierstour diente der Vermittlung höfischer Manieren, des Umgangs mit anderen Kulturen und der politischen Bildung, um die jungen Adeligen auf ihre spätere Rolle in der Gesellschaft vorzubereiten.
Kritik an der adeligen Reisepraxis und Entstehung der bürgerlichen Bildungsreise
Dieses Kapitel analysiert die Kritik an der adeligen Kavalierstour aus der Perspektive der bürgerlichen Bildungsschicht. Es zeigt auf, wie die Kritik an den Kosten, den hedonistischen Tendenzen und der mangelnden Effektivität der Kavalierstour zur Entwicklung der bürgerlichen Bildungsreise führte. Die bürgerliche Bildungsreise wurde als eine alternative Form der Bildung betrachtet, die auf dem Selbststudium, der wissenschaftlichen Beobachtung und der Auseinandersetzung mit den lokalen Gegebenheiten beruhte.
Schlüsselwörter
Kavalierstour, bürgerliche Bildungsreise, Reisemotive, Reiseformen, Aufklärung, Bildungsreise, Fußreise, soziale Akzeptanz, gesellschaftliche Eliten, Bildung, Kulturgeschichte.
- Quote paper
- Matthias Mielich (Author), 2014, Der Wandel des Reisens im 18. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345265