Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Themeneinleitung und Fragestellungen
2 Sportverband 2.0 – Nutzung von neuen Medienentwicklungen
2.1 Der Begriff Web 2.0 und neue Kommunikationsmöglichkeiten
2.2 Internet als Sportmedium
2.3 Verbandskommunikation im Internet
2.3.1 Nutzung von Web 2.0-Technologien
2.3.2 Verfolgte Ziele und Vorteile bei der Nutzung von Web 2.0-Angeboten
2.3.3 Risiken bei der Nutzung von Web 2.0-Angeboten
3 Neue Medienentwicklungen beim Deutschen Fußball-Bund
3.1 Facebook
3.2 Twitter
3.3 Mobile Applikation
4 Zusammenfassung und Fazit
5 Kritische Betrachtung und Ausblick
6 Literatur- und Quellenverzeichnis
7 Anhang
Abbildungen:
Abbildung 1 – Kommunikation zwischen Fans und Verband via Facebook
1 Themeneinleitung und Fragestellungen
Die Nachrichten aus Südafrika wurden täglich oder mehrfach täglich übermittelt: „Gutes Omen: Jogi trägt wieder seinen blauen Glückspullover“ (Twitter, DFB_Team, 7. Juli 2010), „Bastian Schweinsteiger ist gerade bei uns im Medienbüro und holt sich ein paar Zeitungen. Er: ‚Ja, das war schon cool gestern‘“ (Twitter, DFB_Team, 4. Juli 2010) oder „Zum Nachtisch gab es heute übrigens warmen Grießpudding“ (Twitter, DFB_Team, 30. Juni 2010) „zwitscherte“ die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 aus dem Quartier in Südafrika. Dass die maximal 140 Zeichen langen Meldungen aus dem inneren Kreis des WM-Dritten indes alles andere als belanglos und uninteressant sind – wie man beispielsweise bei einer Mitteilung über ein Dessert vermuten könnte – zeigen die Zahlen der der sogenannten Follower auf dem Twitter-Kanal[1] der Nationalmannschaft: Im Februar 2011 folgen 47.078 Nutzer (Twitter.com, Stand 23.02.2011) der Präsenz auf dem Microblogging-Dienst.
Genau wie Twitter stellt das soziale Netzwerk Facebook[2] eine relativ neue Form der computervermittelten Kommunikation dar, das nicht nur von Privatpersonen, sondern auch vermehrt von Personen des öffentlichen Lebens, Unternehmen oder Verbänden genutzt wird. Auch prominente Sportler, Funktionäre, Trainer, Sportvereine, Sportverbände und Sportunternehmen greifen den Trend auf und nutzen verstärkt die Möglichkeiten und Plattformen des Web 2.0[3] zur Kommunikation. Welch große Resonanz eine derartige Präsenz in webbasierten Netzwerken nach sich ziehen kann, belegen nicht nur die Klickzahlen, sondern auch die massenmediale Berichterstattung über einzelne Internetaktivitäten, wie jüngst das Beispiel Felix Magath zeigte. Der Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 erstellte auf Facebook eine eigene Seite, auf der er sich zur aktuellen sportlichen Lage äußert und mit Fans ins Gespräch kommen will. Verschiedene Medien griffen die Profilerstellung Magaths auf und berichteten teilweise fortwährend über die Entwicklung der Zahlen von Facebook-Fans und die virtuellen Aktivitäten des Trainers (vgl. derwesten.de, 2011).
Während Magath indes als Einzelperson im Internet auftritt und den Verein und Arbeitgeber indirekt repräsentiert, verfolgen Sportverbände eine ganzheitliche Präsentation.
Am Beispiel der Medienaktivitäten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) soll in dieser Arbeit gezeigt werden, wie Sportverbände neue Medienentwicklungen für ihre Kommunikation nutzen. Zentrale Fragestellungen, die hier beleuchtet werden sollen, sind:
(1) Welche Chancen bieten neue Medienentwicklungen Sportverbänden wie dem DFB bei der Kommunikation?
(2) Inwieweit können neue Medienentwicklungen Kommunikationsbarrieren (im Sinne von fehlenden Rückkopplungsmöglichkeiten) zwischen Verband und Fan/Rezipient abbauen?
(3) Sind die Absichten der Kommunikatoren über neue Medien realisierbar und welches Risiko besteht bei der Vermittlung von Informationen über neue Kanäle?
Zur Bearbeitung der Fragen soll zunächst anhand bisheriger Arbeiten zu diesem Thema eine theoretische Verortung vorgenommen werden. Ferner werden Charakteristika ausgemacht, welche die Online-Kommunikation über Twitter und Facebook allgemein auszeichnen und wie im Speziellen Verbände neue Medienentwicklungen nutzen. Im zweiten Hauptteil wird dann die Nutzung von Twitter, Facebook und mobilen Applikationen des Deutschen Fußball-Bundes betrachtet. Im Fazit dieser Arbeit werden unter Berücksichtigung der zusammengetragenen Betrachtungen die zentralen Fragestellungen beantwortet, ehe in der kritischen Betrachtung und im Ausblick eine Reflexion der Ergebnisse erfolgt.
Ferner zeichnet diese Arbeit ein eher explorativer Charakter aus, da das Angebot an Forschungsliteratur gerade für den Bereich der Internetkommunikation im Sport und im Sportverbandswesen bislang überschaubar ist. Nichts desto weniger soll hier ein Versuch unternommen werden, die bisherigen Ergebnisse auf dieses spezielle Themenfeld zu übertragen und Ansatzpunkte für weitere Forschung zu liefern. Aufgrund der Vielzahl an Web 2.0-Angeboten soll in dieser Arbeit der Fokus auf soziale Netzwerke, Micro-Blogging und mobile Applikationen gelegt, andere Formen wie beispielsweise videobasierte Netzwerke oder Web-Blogs indes nicht gänzlich außen vor gelassen werden.
2 Sportverband 2.0 – Nutzung von neuen Medienentwicklungen
2.1 Der Begriff Web 2.0 und neue Kommunikationsmöglichkeiten
Der Wandel und die Ausdifferenzierung des Mediums Internets ist aufgrund seiner dynamischen Funktion ein fortwährender Prozess. Diesen Prozess können sämtliche Nutzer des Medium aktiv mitgestalten, indem sie Webseiten erstellen, Beiträge im Sinne von Web-Blogs oder Foreneinträge verfassen oder (mobile) Applikationen programmieren und veröffentlichen. Dieser durch die „Mitmachfunktion“ des Internets hervorgerufener Wandel wird allgemeinhin als Web 2.0 bezeichnet:
„Der Begriff wurde vom Verleger Tim O’Reilly (bzw. von seinem Mitarbeiter Dale Dougherty) 2002 geprägt [...] und steht für die Überwindung des Web der 90er-Jahre. Nicht mehr nur das WWW als Informationsmedium steht im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern vielmehr das ‚neue‘ Web der Interaktion und Kooperation. Inhalte sind dynamisch, alles ändert sich, Angebote sind [...] immer in Überarbeitung“ (Beck, 2007, S. 5).
Ein besonderes Kennzeichen der Web 2.0-Generation sind soziale Gemeinschaften im Netz: Communities. Neben der Kommunikation über E-Mail tauchen im Internet „neue, vielfältige und raffiniertere Angebote auf, um Nachrichten und Information austauschen zu können“ (Beck, 2007, S. 5). Bekannte Community-Plattformen sind beispielsweise das Online-Lexikon Wikipedia oder das Videoportal YouTube, bei denen allein die Nutzer und nicht etwa Redaktionen den Inhalt (Content) generieren.
Soziale Netzwerke stellen eine Erweiterung oder Weiterentwicklung der Communities dar: Anbieter wie Facebook, StudiVZ, MeinVZ, SchülerVZ, wer-kennt-wen, Lokalisten.de und viele mehr sind Plattformen, die den Kontaktaufbau, die Kontaktpflege und eine Kommunikation mit Freunden, Bekannten und Gleichgesinnten ermöglichen. Neben diesen primären Funktionen sieht Beck (2007, S. 9) die Attraktivität von sozialen Netzwerken auch in ihrer Vielzahl an zusätzlichen Möglichkeiten und Diensten, wie beispielsweise das Teilen von Videos, Bildern oder Links. Marktführer auf dem Sektor der sozialen Netzwerke ist Facebook, das 2008 den Mitbewerber MySpace überholt hat und weltweit mehr als 200 Millionen Mitglieder aufweist (vgl. Weinberg, 2010, S. 169).
Twitter ist ein Micro-Blogging-Dienst, der ebenfalls im Zuge der Web 2.0-Ausdifferenzierung des Internets aufgekommen und im Bereich der Social Media anzusiedeln ist. Twitter ging 2006 online und ist mit 14 Millionen Benutzerkonten der größte Micro-Blogging-Anbeiter seiner Art (vgl. Weinberg, 2010, S. 141). Nach Elsäßer (2010, S. 14) stellt Twitter „eine Mischung aus Bloggen und Social Networking dar“, das Einzelpersonen und Unternehmen, Verbänden oder sonstigen Organisationen höchstens 140 Zeichen lange Nachrichten („Tweets“) erlaubt. Diese Tweets können über die Homepage, mobil über das Handy oder über Desktopanwendungen übermittelt und empfangen werden. Der Vorteil liegt also in der Echtzeitkommunikation und der schnellen Nachrichtenübermittlung.
Das Aufkommen internetfähiger Mobiltelefone hat weiterhin webbasierte mobile Applikationen (im weiteren Verlauf dieser Arbeit auch „Apps“) hervorgebracht. Diese Apps sind Programme, die entweder kostenlos oder -pflichtig auf das Mobiltelefon heruntergeladen werden können. Apps bieten einen schnellen, auf das Mobiltelefon zugeschnittenen Zugriff auf einzelne (Internet-)Angebote wie beispielsweise die Applikationen von kicker.online oder sport1.
2.2 Internet als Sportmedium
Wie viele andere gesellschaftliche Themen findet auch der Sport als „fester Bestandteil des Alltagslebens in differenzierten Gesellschaften“ (Schwier & Schauerte, 2007, S. 200) im Internet statt. Mittels Streams können Sportereignisse online live verfolgt werden, über Internetseiten können sich Sportinteressierte aktuell über allgemeine Sportnachrichten (beispielsweise kicker.de, spox.com) informieren. Fans besuchen die Vereinshomepages ihrer Lieblingsvereine oder -sportler (www.bvb.de, www.sebastianvettel.de) oder tauschen sich in Fanforen aus (www.alemannia-brett.de, Fan-Forum von Alemannia Aachen). Kurzum: Das Internet hat sich nicht zuletzt auch aufgrund seiner vielfachen Nutzungsmöglichkeiten „inzwischen als Sportmedium etabliert“ (Schwier & Schauerte, 2007, S. 207). Zu den Potenzialen des Internets gehören nach Schwier & Schauerte (2007, S. 208) vornehmlich die „Dokumentation, Darstellung und Archivierung von Sportereignissen“, aber gleichzeitig auch die Entwicklung von medienspezifischen Erzählmustern, wie zum Beispiel der Live-Ticker (wobei dieser bereits vor dem Internet im VHS-/Videotext verwendet wurde und auch weiterhin wird). Ferner erfreuen sich gerade im Zuge von Sportgroßereignissen wie den Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften onlinebasierte Abstimmungen (Votings), Athleten-Tagebücher (Blogs) und Live-Ergebnisticker großer Resonanz. Die Beliebtheit könnte vor allem daraus resultieren, dass Sportereignisse so während der Arbeitszeit „quasi live und ohne Aufsehen zu erregen“ verfolgt werden können (Schwier & Schauerte, 2007, S. 209).
Bieber und Hebecker (2002, S. 230) haben hingegen schon vergleichsweise früh den interaktiven Charakter des Sports in einer Online-Umgebung erkannt, indem sie vermuteten, dass sich „mediensportliche Notwendigkeiten wie die Auswahl medialer
[...]
[1] „Twitter ist ein kostenloser Microblogging-Dienst, dessen Nutzer über kurze Textnachrichten von maximal 140 Zeichen Länge kommunizieren. [...] Der 2006 gestartete Dienst hat mittlerweile 14 Millionen Benutzerkonten“ (Weinberg, 2010, S. 141).
[2] Facebook ist „eine einfach gestaltete Webseite, auf der die Nutzer andere über sich informieren können, etwa über ihren Namen, ihren Geburtstag, ihre Lieblingssendung im Fernsehen und dergleichen mehr“ (Weinberg, 2010, S. 169).
[3] Siehe Kapitel 2.1 dieser Arbeit (S. 5)