Die Ästhetisierung des Frauenfußballs in den Medien. Eine Analyse

Die sexuelle Darstellung der Nationalmannschaft im Zuge der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

26 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Themeneinleitung und Fragestellungen

2 Visualisierung und Ästhetisierung im medial vermittelten Sport

3 Frauen im Mediensport
3.1 Visualisierung und Ästhetisierung von Sportlerinnen in den Medien
3.2 Die Rolle des Körpers
3.3 Sexualisierung und Erotisierung von Sportlerinnen

4 Zusammenfassung und Fazit

5 Kritische Betrachtung und Ausblick

6 Literatur- und Quellenverzeichnis

7 Anhang

1 Themeneinleitung und Fragestellungen

Der Slogan gibt bereits die Richtung vor: Mit „20Elf von seiner schönsten Seite“[1] betitelte das Organisationskomitee die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011, die vom 26. Juni bis zum 17. Juli in Deutschland stattfand. Steffi Jones, Präsidentin des Organisationskomitees, beschreibt das Motto bei der Präsentation des Leitspruches am 22. April 2009 laut einer Pressemitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) so (vgl. auch Holsten & Wörner, 2011, 21):

„[...] der Slogan [bildet] als Leitmotiv und Dachmarke die kommunikative Klammer unseres faszinierenden Projekts und gibt die inhaltliche Marschroute vor. Die Emotionen des Fußballs generell, die besondere Ästhetik und Dynamik des Frauenfußballs und die einzigartige Atmosphäre einer WM – all´ diese Aspekte vereint unser Leitspruch. Genauso wie bei der FIFA WM 2006 ‚die Welt zu Gast bei Freunden war‘, soll auch unser Motto unverkennbar, griffig und pfiffig die Philosophie des Turniers ins Land hinaustragen und allen Fußball-Fans das sichere Gefühl vermitteln, wieder Teil dieses wunderbaren weltumspannenden Ereignisses zu sein. Jeder soll dabei sein, wenn im Jahr 2011 die besten Frauen der Welt die schönste (Neben)sache der Welt zelebrieren. In der für Frauen typischen Art und Weise: elegant, dynamisch, technisch versiert, leicht und locker…kurzum: schön“ (DFB.de, 2009).

Die Verantwortlichen des Ausrichters haben mit dem Slogan die Schönheit des Spiels akzentuiert und die Ästhetik des Frauenfußballs betont, wie Steffi Jones noch einmal hervorhebt. Unweigerlich werden beim kontextuell herausgelösten Betrachten des Leitspruches – sprich: ohne die Mitinformation von Steffi Jones – andere Interpretationsmuster hervorgerufen. Beispielsweise könnte hier der Schönheitsbegriff auch auf die Spielerinnen bezogen werden. Derartige Assoziationen bestätigt auch Daniela Schaaf in einem Fernseh-Interview: „Der DFB sagt, er spielt damit natürlich auf die Schönheit des Spiels an, weil man unterstellt dem Frauenfußball ja eine besondere Ästhetik. Aber unterschwellig spielt der DFB damit sicherlich auch auf die physische Attraktivität der Spielerinnen an“ (ndr.de/zapp, 2011a, 04:02 min)[2].

Allein die Debatte um den Slogan, der nur aus fünf Wörtern besteht und auf unterschiedliche Art und Weise interpretiert werden kann, zeigt, welchen Wandel der Frauenfußball auch im Zuge der Weltmeisterschaft vollzogen hat und noch vollzieht. So scheint es, dass die Betonung der Weiblichkeit und der (damit assoziierten) Schönheit der Frau eine immer bedeutendere Rolle einnimmt.

Anhand ausgewählter (Foto-)Beispiele soll mit dieser Arbeit gezeigt werden, wie im Vorfeld und während der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft die mediale Darstellung[3] der deutschen Nationalmannschaft und einzelner Spielerinnen ausfällt. Dabei geht es um die visuell-ästhetischen sowie sexuell konnotierten Inszenierungen und (Selbst-)Präsentation der Sportlerinnen. Bewertungen der sportlichen Leistung durch Medien bleiben hier außen vor. Vielmehr sollen ausschnittsweise visualisierte Inszenierungen vorgestellt und beschrieben werden. Zentrale Fragestellungen, die hier beleuchtet werden sollen, sind:

(1) Wie stellen Medien Fußballerinnen der deutschen Nationalmannschaft (visuell) dar?
(2) Wie nutzen werbetreibende Unternehmen Fußballerinnen als Testimonials und wie werden sie dargestellt?
(3) Inwieweit inszenieren sich Fußballerinnen selbst und inwieweit nutzen sie sexuell konnotierte visuelle Darstellungsformen zur Aufmerksamkeitserregung und -steigerung?

Zur Bearbeitung der Fragen soll zunächst eine theoretische Beschreibung der Visualisierung und Ästhetisierung im medial vermittelten Sport vorgenommen werden. Dabei soll insbesondere auf die einzelnen Ebenen und Perspektiven (vgl. Schierl, 2004), mittels denen sich eine Ästhetisierung differenzieren lässt und die im weiteren Verlauf dieser Arbeit wichtig sind, eingegangen werden. Der zweite Hauptteil beschäftigt sich zunächst mit Geschlecht und Mediensport im Allgemeinen, ehe eine Verknüpfung zwischen Ästhetisierung und geschlechtsspezifischen Darstellungsformen vorgenommen werden soll. Auch hier gibt es eine Handvoll verschiedener Muster und Tendenzen, anhand derer eine Differenzierung vorgenommen werden soll. In diesem Abschnitt der Arbeit sowie im darauffolgenden Kapitel über die Sexualisierung und Erotisierung von Sportlerinnen sollen die theoretisch erarbeiteten Erkenntnisse mit aktuellen[4] Bildbeispielen verglichen und beschrieben werden, wonach eine Zusammenfassung im Fazit erfolgt.

Ferner zeichnet diese theoretische Arbeit einen eher explorativen Charakter aus, da erstens bislang aufgrund des aktuellen Bezugs zur Frauen-WM in Deutschland ein allenfalls übersichtlicher Bestand an Literatur vorhanden ist und zweitens hier nur erste Anhaltspunkte für weitere Forschung zu diesem Themenfeld geliefert werden können, die im Rahmen ausführlicher empirischer Forschung untersucht werden müssen und auf die ich in der Schlussbetrachtung dieser Arbeit kurz eingehen möchte.

2 Visualisierung und Ästhetisierung im medial vermittelten Sport

Die Bildkommunikation in den Medien spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Diverse Studien haben gezeigt, dass Bilder in den Printmedien den Einstieg in eine Seite erleichtern. Bilder haben ein höheres Aktivierungspotenzial und lenken die Aufmerksamkeit des Lesers (vgl. Schierl & Ludwig, 2007, S. 95f). Weiterhin, so stellen Schierl und Ludwig (2007, S. 96f) fest, „lässt sich über Bilder [...] ein emotionaler Mehrwert erzielen“, indem Emotionen hervorgerufen, verstärkt und subtiler dargestellt werden können. Auch die Kommunikationswissenschaft hat die Wichtigkeit dieses Forschungsfeldes erkannt und widmet sich zunehmend diesem Thema (vgl. Schierl & Ludwig, 2007, S. 94).

Maßgeblicher Bestandteil der visuellen Kommunikation ist die ästhetische Optik und Aufbereitung von Bildern. In Anlehnung an Immanuel Kants Betonung des subjektiven Gefallens ist das ästhetische Empfinden individuell- und kulturabhängig (vgl. Schierl & Ludwig, 2007, S. 101). Schierl (2004) sieht in der Ästhetisierung im medial vermittelten Sport auch ein produktpolitisches Instrument. Ästhetisierung kann demzufolge auf dem „durch hohen ökonomischen Wettbewerb“ (Schierl, 2004, S. 136) gekennzeichneten Markt als Differenzierungsstrategie gebraucht werden. Zum einen kann eine Ästhetisierungsstrategie auf

1) „eine Optimierung der Produktqualität und somit die Erhöhung des Produktnutzens und
2) auf eine eigenständige Profilierung des Produktes im Markt abzielen“ (ebd.)

Nach Punkt 1) sieht der Autor die Ästhetik als wichtigen Teil der Unterhaltung, die wiederum eines der wichtigsten Motive für die Nutzung von Mediensport darstellt. Eine ästhetische Zusatzinformation steigert hiernach das Unterhaltungspotenzial „für bestimmte Zielgruppen in hohem Maße“ (Schierl, 2004, S. 137). Nach Punkt 2) versteht Schierl, dass „eine jeweils spezifische ästhetische Ausformung der unterschiedlichen mediensportlichen Leistungen und Produkte besonders effektiv zu einer visuellen Markierung und Profilbildung genutzt werden“ kann (ebd.).

Doch nicht nur aus Sicht einer reinen Produktunterscheidung oder -hervorhebung lässt sich Ästhetisierung differenzieren. Schierl (2004, S. 137ff) sowie Schierl und Ludwig (2007, S. 102ff) haben drei Ästhetisierungsbereiche ausgemacht, die innerhalb des (Medien-) Sports zu unterscheiden sind:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf Mikroebene besteht für den Sportler (als Einzelperson) Potenzial der Ästhetisierung und damit die Möglichkeit des Hervorstechens von anderen Sportlern. So bieten zum Beispiel „die Phyisognomie der Athletenkörper, genuin sportbezogenen [sic] Bewegungen [...], unterhaltungsmotivierte und inszenierte (also nicht genuin sportbezogene) Handlungsweisen (z.B. Jubelposen) oder die Bekleidung und das Styling der Sportler Ästhetisierungspotenziale“ (Schierl & Ludwig, 2007, S. 103). Mittlerweile haben viele Sportler die eigene Ästhetisierung und die dadurch steigenden Vermarktungschancen erkannt. Sie sind beispielsweise dem Fußballer David Beckham, der in diesem Sinne als Vorreiter oder zumindest als prominentestes Beispiel gelten kann, gefolgt. Der englische Nationalspieler fällt auch abseits des Fußballplatzes durch sein modisches Erscheinungsbild, seinem Spiel mit der eigenen (Metro-)Sexualität sowie mit homosexuellen Attributen (vgl. Schaaf & Nieland, 2011a, S. 61) und durch die Ehe mit dem Popstar Victoria Beckham auf und macht in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam. Neben der Ästhetik der Gewalt, die ebenfalls ein hohes Unterhaltungspotenzial aufweist – auf die im Rahmen dieser Arbeit aber nicht weiter eingegangen werden soll – stellt Schierl (2004) auf Mikroebene die Eigenschaften der Sportkleidung heraus, die „häufig genug im Dienst erotischer Strategien“ (Rittner, 1992, S. 110, zitiert nach Schierl, 2004, S. 141) steht und mittlerweile über den eigentlichen Nutzen der Funktionalität hinaus konzipiert und getragen wird.

Erotik ist „eine besonders aufmerksamkeitsstarke Option der Ästhetisierung“, verfügt über ein hohes Aktivierungspotenzial und zeigt – unabhängig von Geschlecht oder soziodemographischen Merkmalen – Wirkung beim Rezipienten (Schierl, 2004, S. 141). Körperbetonte und erotisch anmutende Sportbekleidung wird von Athleten und Athletinnen benutzt, um einen Zusatznutzen im Sinne eines bereits beschrieben Mehrwerts zu generieren. Als Paradebeispiel kann die ehemalige russische Tennisspielerin Anna Kournikova gesehen werden, die sich sowohl beim Ausüben ihrer Profession als auch außerhalb des Courts in erotischer Kleidung präsentiert (vgl. Hartmann-Tews & Rulofs, 2003, S. 29). Dabei muss beachtet werden, dass erotische Ästhetisierungen

„sowohl von den Sportlern selbst vorgenommen [werden], indem sie sich qua Bewegung oder Bekleidung erotisch inszenieren, als auch seitens der Medien, die eventuell nicht erotisch intendierte Bewegungen und Positionen aus ihrem Kontext herauslösen und in einen neuen, nun erotisch anmutenden Zusammenhang stellen“ (Schierl, 2004, S. 141)

Diese Feststellung führt von der Mikroebene auf die zwei anderen Perspektiven des Ästhetisierungspotenzials. Auf Makroebene schafft der Mediensport also ebenfalls eine ästhetische – im Falle der Sportbekleidung – mitunter auch erotische Darstellung, indem Medienschaffende bewusst Bilder für die Publikationen auswählen, in denen die Sportler und Sportlerinnen in einem erotischen Kontext dargestellt werden. Die Betonung von sexuell konnotierten Körperpartien wie der Brust, dem Gesäß oder den Beinen, die in den Vordergrund von Sportfotografien gerückt werden, fällt in diesen Bereich der Makroebene (vgl. Hartmann-Tews & Rulofs, 2003, S. 34). Dabei zählen beispielsweise auch Fernseh- und Printbilder, die einen Einblick in den Dekolleté-Ausschnitt oder unter den Rock einer Tennisspielerin und somit so genannte verbotene Einsichten gewähren, zur mittlerweile gängigen Praxis im Mediensport (vgl. Hartmann-Tews & Rulofs, 2007, S. 145). Das Selektionskriterium der erotischen Betonung haben Hartmann-Tews & Rulofs (2003) anhand einer empirischen Interviewstudie mit Journalisten untersucht. Hiernach nimmt die Ästhetik eines Bildes – von Sportlerinnen – einen großen Stellenwert im Rahmen der Entscheidung einer Veröffentlichung ein. So gab beispielsweise ein Journalist zu Protokoll: „Wir zeigen andere Bilder von Frauen, das ist klar [...]. Wenn die sekundären Geschlechtsmerkmale sehr deutlich zu sehen sind, oder abgebildet sind, oder eingesetzt werden, auch auf ‘nem Foto, dann ist das ein Kriterium bei der Auswahl. [...] Sieht das geil aus?“ (zitiert nach Hartmann-Tews & Rulofs, 2003, S. 60).

An Bedeutung gewinnen Produktdifferenzierungsstrategien auch aus der Sicht von Sportveranstaltern, Sportklubs oder Vertretern von Sportarten beziehungsweise der Verbände und Organisationen. Sie sind „zunehmend um ein einheitliche [sic] und ästhetischen Auftritt bemüht, was maßgeblich auch mit dem ökonomischen Ziel der Produktdifferenzierung im Zusammenhang steht“, (Schierl & Ludwig, 2007, S. 104). Hierzu ist man beispielsweise um ein herausstechendes und/oder außergewöhnliches Profil, Corporate Design oder um einheitliche Mannschafts-, Vereins- oder Verbandsbekleidung bemüht. Für Aufsehen sorgte der internationale Volleyballverband Federation Internationale de Volleyball (FIVB), der 1999 seinen Sportlerinnen auferlegte, besonders körperbetonte und kurze Sportbekleidung im Wettkampf zu tragen (vgl. Hartmann-Tews, 2003, S. 25; Schierl & Ludwig, 2007, S. 106). Die Regeländerung des Verbandes zielte auf eine „Erotisierung und eine damit verbundene Hoffnung auf eine gesteigerte Medientauglichkeit“ ab (Schierl & Ludwig, 2007, S. 106). Diese Ästhetisierungsstrategie fällt unter das Stichwort der Telegenisierung, also der Verbesserung der Medientauglichkeit einer Sportart wie Volleyball beziehungsweise Beachvolleyball, in der ähnliche Bekleidungsvorschriften vorherrschen (ebd.).

Die Ästhetisierung durch (körperbetonte) Kleidung und der dadurch entstehenden erotischen Darstellung von Sportlern und Sportlerinnen zeigt, dass der Aspekt einer Ästhetisierungs- und Visualisierungsstrategie sowohl auf der Makroebene des Sports respektive seiner medial vermittelten Gesamterscheinung, als auch auf der Mesoebene der Veranstalter, Sportvereine und Verbände sowie auf der Mikroebene des Sportler auftritt. Insgesamt herrscht ein „reziprokes Verhältnis zwischen den einzelnen Ebenen“, wobei primär endogene Ästhetisierung (Mikro- und Mesoebene) und primär exogene Ästhetisierung (Makroebene) in einer Wechselbeziehung stehen (Schierl & Ludwig, 2007, S. 105).

Ein bekanntes Beispiel für das Zusammenspiel der einzelnen Ebenen lieferte die deutsche Fußball-Nationalspielerin Simone Laudehr. Im Weltmeisterschaftsfinale 2007 jubelte sie nach ihrem Treffer gegen Brasilien für männliche Fußballer typisch, für weibliche jedoch untypisch, indem sie ihr Trikot lüftete und einen Blick auf ihren durchtrainierten Bauch sowie die (mit einem Sport-BH bekleidete) Brustpartie gewährte. Das Bild wurde von zahlreichen Medien gesendet und gedruckt und bescherte Laudehr eine große Öffentlichkeit. Zum einen kann vermutet werden, dass sich die Spielerin im Sinne einer Selbstinszenierung über die Wirkung ihrer Jubelpose bewusst war, zum anderen griffen - aus der Makroperspektive gesehen – die Medien das Bild aufgrund der Außergewöhnlichkeit und (erotischen) Körperlichkeit gern auf. Aus Sicht der Veranstalter, des DFB und ihres Sportvereins (auf der Mesoebene) dürfte sich das Vermarktungspotenzial Laudehrs erhöht haben.

3 Frauen im Mediensport

Die Geschlechterforschung der Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich in einer Vielzahl von Studien mit der Frage, wie oft Frauen und Männer in den Medien dargestellt werden (vgl. Hartmann-Tews & Rulofs, 2004, S. 113). Lange Zeit galt eine Studie von Klein aus dem Jahr 1986 als einzige inhaltsanalytische Studie, die sich mit der medialen Präsentation von Frauen im Sport befasst hat. Klein kam zu dem Ergebnis, dass die Tagespresse von 1979 nur in circa sechs Prozent der Fälle über Sportlerinnen berichtete und darüber hinaus auch auf qualitativer Ebene anders über sie berichtet wird (vgl. Hartmann-Tews & Rulofs, 2002, S. 125). Rund 15 Jahre später haben Hartmann-Tews & Rulofs (2003) in einer Folgestudie herausgefunden, dass sich der Frauenanteil der Sportberichte in der Tagespresse auf zwölf Prozent erhöht und damit verdoppelt hat, wohingegen nachwievor die deutliche Mehrheit (88%) von abgedruckten Fotos und redaktionellen Beiträgen Sportler thematisieren (vgl. Hartmann-Tews & Rulofs, 2003, S. 47). Medienübergreifend gleichen sich die Zahlen der quantitativen Erwähnung, da auch in der täglichen TV-Sportberichterstattung Frauen mit einem Anteil von zwölf Prozent deutlich unterrepräsentiert sind (ebd.).

Interessant sind die Zahlen bei speziellen sportlichen Großereignissen, die von denen der täglichen Berichterstattung abweichen. Rulofs (2003) hat in einer Studie zur Leichtathletik-WM 1999 herausgefunden, dass 38 Prozent aller Berichte und Fotos Leichtathletinnen behandelten, wohingegen sich 62 Prozent mit den männlichen Protagonisten beschäftigten. Somit sind die Geschlechterunterschiede bei Sportevents in den Berichtsanteilen deutlich kleiner als in den alltäglichen Nachrichten. Doch nicht nur aus quantitativer Sicht sind Unterschiede in der medialen Darstellung von Sportlerinnen und Sportlern festzustellen: Es wurde auch untersucht, wie sich die Unterschiede auf qualitativer Ebene ausmachen, sprich: Auf welche Art und Weise wird über Athletinnen und Athleten berichtet? Aufbauend auf der Arbeit von Klein (1986) haben Hartmann-Tews und Rulofs (2003) Diskursstrategien zusammengefasst, wodurch sich die Berichterstattung von Frauen und Männern im Sport unterscheiden. Zu diesen fünf Punkten gehören beispielsweise die Naturalisierung von Geschlechterunterschieden, die Trivialisierung von Athletinnen und die Sexualisierung von Sportlerinnen (vgl. Hartmann-Tews & Rulofs, 2003, S. 31f).

[...]


[1] International offiziell in englischer Sprache: „The beautiful Side of 20Eleven“

[2] Bei der Zitation beziehe ich mich hier und im weiteren Verlauf dieser Arbeit auf den TV-Bericht „Fußballfrauen – Mehr Sexappeal?“ des Medienmagazins Zapp, der am 25. Mai 2011 im Norddeutschen Rundfunk (NDR) ausgestrahlt wurde. Die Minutenangabe verweist auf den Bericht im Online-Archiv von ndr.de. Der Direktlink zum Beitrag ist im Literaturverzeichnis dieser Arbeit aufgeführt. Ferner ist der Beitrag auch auf der Videoplattform Youtube.com unter http://www.youtube.com/watch?v=KDkvyYPf_LE hinterlegt

[3] Dazu gehören auch alle Formen der werblichen Kommunikation

[4] Der Begriff „aktuell“ bezieht in diesem Zusammenhang auf Darstellungen, die unmittelbar vor oder während der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland (26. Juni – 17. Juli 2011) veröffentlicht wurden.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die Ästhetisierung des Frauenfußballs in den Medien. Eine Analyse
Untertitel
Die sexuelle Darstellung der Nationalmannschaft im Zuge der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln  (Institut für Kommunikations- und Medienforschung)
Veranstaltung
M.A. Sport, Medien- und Kommunikationsforschung: Ästhetisierung und Visualisierung des Sports
Note
1,0
Jahr
2011
Seiten
26
Katalognummer
V345401
ISBN (eBook)
9783668351257
ISBN (Buch)
9783668351264
Dateigröße
1398 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauenfußball, Fußball, Visualisierung, Ästhetisierung, Sexualisierung, Frauen-WM, 2011, Deutscher Fußball-Bund, DFB, Nationalmannschaft, Terstimonial, Kontextualisierung, Weiblichkeit, Medien, Mediensport, Sportkommunikation, Sportverband
Arbeit zitieren
Anonym, 2011, Die Ästhetisierung des Frauenfußballs in den Medien. Eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345401

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