Akkulturationserscheinungen durch Reisen in Entwicklungsländer


Hausarbeit, 2004

16 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definitionen
2.1 Definition nach Hirschberg
2.2 Definition nach Agel
2.3 Definition nach Vorlaufer
2.4 Definition des Begriffs ”sozio-kultureller Wandel”

3 Phasenstruktur des Dritte-Welt-Tourismus
3.1 Euphoriephase
3.2 Ernüchterungsphase
3.3 Differenzierungsphase

4 Entstehung von Akkulturationseffekten
4.1 Demonstrationseffekt
4.2 Imitationseffekt
4.3 Identifikationseffekt

5 Erscheinungsformen des sozio- kulturellen Wandels
5.1 Drogen- und Alkoholmissbrauch
5.2 Veränderung der Erwerbsstruktur
5.3 Verlust des kulturellen Erbes
5.4 Verstärkung sozialer Unterschiede
5.5 Kriminalität
5.6 Prostitution
5.7 Positive Wirkungen des Tourismus

6 Zwei Arten von Akkulturationseffekten
6.1 Direkte Akkulturationseffekte
6.2 Indirekte Akkulturationeffekte

7 Abhängigkeit von der Tourismusart
7.1 Stationärer (konzentrierter) Tourismus
7.2 Mobiler (disperser) Tourismus

8 Abhängigkeit von der Fremdenverkehrsintensität

9 Probleme bei der Erfassung von Akkulturationseffekten

10 Fazit

Literatur

1 Einleitung

In der Diskussion über Chancen und Gefahren des Tourismus für die Entwicklungsländer standen zunächst der wirtschaftliche Vorteil und die negativen ökologischen Folgen im Vordergrund. Erst in den letzten Jahren finden die sozio-kulturellen Auswirkungen eine ausreichende Beachtung. Zu der Frage, ob der Dritte-Welt-Tourismus eine Bedrohung oder aber eine Bereicherung für die Kultur der einheimischen Bevölkerung darstellt, gibt es eine Vielzahl von Meinungen und Modellen. Und so gibt es auch für den mit dem Thema verbundenen Begriff der ”Akkulturation” viele verschiedene Definitionen und Abgrenzungen.

2 Definitionen

2.1 Definition nach Hirschberg

”Akkulturation ist eine Form des Kulturwandels, bei der sich eine Kultur der Dominanz einer als überlegen angesehenen unterwirft und sich ihr anzugleichen versucht.”

(HIRSCHBERG 1988)

2.2 Definition nach Agel

Laut P.Agel ist Akkulturation synonym zu den ”sozio-kulturellen Negativirkungen des Touismus” ( AGEL et al. 1998 )

2.4 Definition nach Vorlaufer

”Man spricht von Akkulturation, wenn Gruppen von Individuen, die unterschiedlichen Kulturen angehören, in einen direkten, langen Kontakt treten, durch den Kulturmuster in einer oder auch in beiden Gruppen verändert werden.” (VORLAUFER 1984)

Häufig wird der Begriff der Akkulturation mit sozio-kulturellem Wandel gleichgesetzt. Als Synonym für den Begriff des sozio-kulturellen Wandels wird der Begriff Kulturwandel verwendet.

2.5 Definition des Begriffs ”sozio-kultureller Wandel”/ ”Kulturwandel

Als Kulturwandel bezeichnet man den Prozess der Veränderung einer Kultur. Man unterscheidet zwei Arten des Kulturwandels.

1) endogener Wandel: Als endogenen Wandel bezeichnet man einen Kulturwandel, der nicht durch äußere Einflüsse verursacht wird, sondern in der Kultur selbst entsteht.
2) exogener Wandel: Als exogenen Wandel bezeichnet man sozio-kulturelle Veränderungen, die durch das Zusammentreffen zweier fremder Kulturen entstehen.

(vgl. HÄUSLER 1993, S. 28)

Um einen Überblick über die zeitliche Einordnung der Problematik und den Kontext des Themas zu bekommen, sollen hier zunächst die einzelnen Entwicklungsschritte des Dritte-Welt-Tourismus und der damit verbundenen Tourismuskritik erläutert werden.

3 Phasenstruktur des Dritte-Welt-Tourismus

Bei der geschichtlichen Entwicklung des Dritte-Welt-Tourismus unterscheidet man drei Phasen:

3.1 Euphoriephase

Die erste Phase, die von 1960 bis 1970 reichte, war von Euphorie und Optimismus geprägt. Der Fernreiseverkehr wurde ausgeweitet.1969 wurde im Flugverkehr zum ersten Mal ein Jumbo eingesetzt. Die optimistische Hoffnungen bezogen sich fast ausschließlich auf die ökonomischen Gewinne durch den Tourismus. Dieser ökonomische Fortschritt sollte zum ”raschen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anschluss an die Industrieländer” beitragen.

Aber nicht nur das Wohlstandsgefälle zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern sollte durch den Tourismus aufgehoben werden; auch regionale Disparitäten sollte der Tourismus ausgleichen.

(vgl. AGEL et al. 1998, S. 832f)

3.2 Ernüchterungsphase

Zwischen 1970 und 1985 etablierten sich einige Fernreisedestinationen der Dritten Welt auf dem Tourismusmarkt. Die hohen wirtschaftlichen Ziele waren jedoch häufig nicht erreicht worden und als sich nun auch die Negativwirkungen des Tourismus zeigten, wurde erste Kritik laut. Die sozialen, kulturellen, politischen und ökologischen Auswirkungen wurden sichtbar und somit Teil der Tourismusdiskussion.

Die Theorie des ”Tourismus als Entwicklungshelfer” wurde erstmals in Frage gestellt. Die nötigen Investitionen in der touristischen Infrastruktur waren höher als geplant. Die Planungsbeauftragten hatten auch das Potential der entstehenden Arbeitsplätze falsch eingeschätzt. Statt den angenommenen, zahlreichen ungelernten Beschäftigten wurde überwiegend qualifiziertes Personal benötigt. Da dieses Personal in den Dritte-Welt-Ländern nur in sehr geringer Zahl vorhanden war, wurde ein Großteil der Arbeitsplätze mit ausländischen, qualifizierten Arbeitskräften besetzt. Somit war der erhoffte Arbeitsplatzgewinn in den Entwicklungsländern selbst weit kleiner als erwartet. Auch die positiven Auswirkungen des Tourismus auf den Einzelhandel und das Handwerk waren weit überschätzt worden. Die erhofften gesamtwirtschaftlichen Effekte durch Multiplikatorwirkungen stellten sich häufig nicht ein.

In dieser Phase der Ernüchterung trat zum ersten Mal der Begriff der negativen Akkulturationsprozesse auf, die durch die Gäste aus den westlichen Ländern ausgelöst wurden. Zuerst kopierten die Einheimischen nur die westlichen Moden, später trat auch ein Anstieg der Bettelei, der Kriminalität und der Prostitution zu Tage. Besonders die Förderung der Prostitution wurde dem Tourismus zur Last gelegt.

In manchen Fällen wurden die Kritiker aus den westlichen Ländern von der Elite der Dritte-Welt-Länder beschuldigt, sie versuchten die Modernisierung der Entwicklungsländer zu verhindern, um so deren sozio-ökonomische und sozio-kulturelle Rückständigkeit zu erhalten. Dependenztheoretische Ansätze, die davon ausgehen, dass der Tourismus zu einer totalen Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrieländern und somit zu einer unüberwindbaren Rückständigkeit führt, und Modernisierungstheoretiker hielten sich die Waage.

(vgl. AGEL et al. 1998, S. 833f)

3.3 Differenzierungsphase

In dieser dritten Phase ab 1985 richteten die Tourismusexperten ihre Aufmerksamkeit auf konkrete Einzelfälle. Sie versuchten Verallgemeinerungen zu vermeiden und untersuchten die Auswirkungen des Tourismus separat in den einzelnen Ländern.

Neue sozial- und umweltverträgliche Reiseformen wurden entwickelt, mit denen man eine geplante und kontrollierbare Entwicklung des Fremdenverkehrs erreichen kann.

Dennoch entsteht durch das Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen ein Konfliktpotential und auch Akkulturationserscheinungen können nicht verhindert werden.

(vgl. AGEL et al. 1998, S. 834)

4 Entstehung von Akkulturatioserscheinungen/-effekte

Die Entstehung von Akkulturationseffekten wird in drei Phasen unterteilt. Diese Phasen reichen vom anfänglichen Beobachten bis hin zur Nachahmung.

4.1 Demonstrationseffekt

Durch den Kontakt mit den Touristen werden den Bürgern der Dritten Welt westliche Konsum- und Verhaltensmuster vorgeführt. Es kommt zum sogenannten Kulturschock, dessen Ausmaß bei der einheimischen Bevölkerung wesentlich größer ist als bei den Touristen. Besonders Jugendliche, aber auch Erwachsene und Kinder sind fasziniert von der Art, wie sich die Fremden kleiden, sich benehmen usw.

Den Einheimischen wird ein übertrieben positives Bild vom Leben in den Industrieländern vermittelt, da sie nicht den Alltag der Touristen sondern die Ausnahmesituation ”Urlaub” beobachten. Im Urlaub sind die Touristen fröhlicher, sie haben viel Zeit und geben wesentlich mehr Geld zu ihrem Vergnügen aus als zu Hause.

In dieser Phase beobachten die Einheimischen den Lebensstil der Fremden, ohne jedoch ihr eigenes Verhalten zu verändern. (vgl. HÄUSLER 1993, S. 28f)

4.2 Imitationseffekt

In dieser Phase kommt es zur Nachahmung. Die einheimische Bevölkerung übernimmt Verhaltensweisen und Normen der Touristen. Dies geschieht in zwei Schritten:

1) Äußere Imitation:

Die Einheimischen übernehmen westliche Verhaltensweisen. Dies äußert sich am deutlichsten in der Anpassung an die westliche Mode und dem Kauf westlicher Konsumgüter.

2) Innere Imitation:

In diesem zweiten Schritt werden von den Bewohnern der Entwicklungsländer auch westliche Werte und Normen übernommen. Häufig ändert sich z.B. das Sexualverhalten.

In Goa halten sich die Männer nicht mehr an das religiöse Gebot ”kein Sex vor der Ehe”. Ihr Vergnügen wurde ihnen wichtiger als die von ihrer Religion festgelegten Regeln. Sie haben sich den Touristen angepasst, die besonders im Urlaub einen zwanglosen Umgang mit ihrer Sexualität demonstrieren.

Diese Phase der Anpassung wird auch ”westernization”(AGEL et al. 1998, S. 836) genannt. ”Westernization” meint eine ”Verwestlichung” der bereisten Gesellschaft, also die Anpassung an die westliche Kultur der Industrieländer. (vgl. HÄUSLER 1993, S. 29)

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Akkulturationserscheinungen durch Reisen in Entwicklungsländer
Hochschule
Universität Trier
Note
1,3
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V34561
ISBN (eBook)
9783638347495
ISBN (Buch)
9783640282005
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Akkulturationserscheinungen, Reisen, Entwicklungsländer
Arbeit zitieren
Anonym, 2004, Akkulturationserscheinungen durch Reisen in Entwicklungsländer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34561

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