Diagnostik von Sprachstörungen


Referat (Ausarbeitung), 2003

17 Seiten, Note: ohne Note


Leseprobe


Gliederung

I. Diagnostik

II. Sonderpädagogische Diagnostik

III. Förderdiagnostik

IV. Testverfahren

V. Diagnostik von Sprachbehinderungen

VI. Sprachstörungen
1. Spracherwerbsstörungen
2. Sprechablaufstörungen
3. Aussprachestörungen

VII. Ursachen von Sprachstörungen
1. sensorische Störungen
2. frühkindliche Hirnschädigungen
3. milieubedingte Einflüsse

VIII. Heidelberger Sprachentwicklungs-Test (HSET)

Anhang: Literaturverzeichnis

I. Diagnostik

Befasst man sich mit der Diagnostik von Sprachbehinderungen so ist es sinnvoll, sich zunächst etwas genauer mit dem Begriff der Diagnostik an sich zu beschäftigen.

Das Wort Diagnostik kommt ursprünglich aus dem griechischen (Diagnosis) und meint soviel wie unterscheiden, auseinandersetzen. Die Menschen haben seit jeher das Bedürfnis, die Vielfalt und Komplexität des Lebens einzuschätzen und zu beurteilen, um so eine gewisse Orientierung und Rechtfertigung zu ermöglichen.

Schlägt man den Begriff im Lexikon nach (Brockhaus), so findet man dort, dass es sich bei Diagnostik um die methodische Erfassung eines Gegenstandes oder einer Person handelt.

Im Sinne von sonderpädagogischer Diagnostik spricht man von der Erkenntnis der Beschaffenheit eines psychischen oder physischen Zustandes. Diagnoseverfahren kommen ursprünglich aus der Medizin, haben also pädagogikfremde Wurzeln. Diagnostik bedient sich immer verschiedener Methoden, auf die im folgenden kurz eingegangen werden soll.

Zunächst befasst sich der Diagnostiker immer mit der Vorgeschichte der Krankheit (Anamnese), wobei sowohl medizinische Aspekte der Krankheitsgeschichte berücksichtigt werden, als auch psychologische, wie z.B. die Erhellung des Lebenslaufs. Zudem werden objektive Daten über die Entwicklung (z.B. Geburt, Schule...) beleuchtet. Im nächsten Schritt handelt es sich um die sogenannte Exploration, wobei es hauptsächlich darum geht, die bei der Anamnese schon herausgefunden Erkenntnisse genauer zu erforschen bzw. zu hinterfragen. Meist geschieht dies in Form von Interviews und Gesprächen, wobei nicht nur der Kranke selbst, sondern auch häufig Angehörige bzw. Personen, die viel Kontakt mit dem Kranken haben, befragt werden. Daran schließt sich meist eine Verhaltensbeobachtung an, bei der es zum einen um die reine Beobachtung des Kranken geht, zum anderen aber auch Tests durchgeführt werden, um bestimmte Verhaltensweisen gezielt beobachten zu können. Da es sehr schwierig ist aufgrund subjektiver Schilderungen des Betroffenen eine objektive Diagnose zu erstellen, bedient sich die Diagnostik immer häufiger standardisierter Tests.

II. Sonderpädagogische Diagnostik

Befasst man sich nun mit der Diagnostik von Sprachbehinderungen, so handelt es sich hierbei nicht um die klassisch-medizinische Diagnostik, bei der es um die Feststellung eines momentanen Zustandes geht, sondern um sonderpädagogische Diagnostik, die vielmehr auch eine Prognose sein soll, um eventuelles Verhalten vorhersagen bzw. steuern zu können. Gegenstandsbereich der sonderpädagogischen Diagnostik ist also zumeist der psychisch- oder aber physisch-behinderte Mensch, der aufgrund seiner Behinderung in seiner geistigen, emotionalen, sozialen und / oder physischen Entfaltung beeinträchtigt, gestört oder behindert ist. An der Begriffswahl wird deutlich, dass das Ausmaß der Behinderung sehr stark variieren kann, womit deutlich wird, dass es oft sehr schwierig ist, die Behinderung zu klassifizieren. Hinzu kommt das meist mehrere Lebensbereiche betroffen sind (z.B. hat ein sprachbehindertes Kind in der Regel auch Probleme soziale Kontakte zu knüpfen bzw. diese aufrecht zu erhalten), was eine direkte Zuordnung zu einer Behinderung noch erschwert.

Im Zusammenhang mit sonderpädagogischer Diagnostik wird immer wieder betont, dass der Schwerpunkt auf dem Helfen und Fördern liegen sollte, nicht auf der bloßen Feststellung der Störung. Dies spiegelt die Entwicklung weg von der sogenannten Defizit- bzw. Selektionsdiagnostik hin zur Förderdiagnostik wider, auf die im folgenden etwas genauer eingegangen werden soll.

III. Förderdiagnostik

Die Förderdiagnostik hat sich als Gegenposition zur sogenannten Selektionsdiagnostik und Psychodiagnostik entwickelt, „die auf eine konsequente individuelle Diagnose, Betreuung und Unterstützung ausgerichtet ist.“[1]

Was Förderdiagnostik leistet und wie sie zu verstehen ist, beschreiben die folgenden Punkte.

1. Förderdiagnostik ist keine Platzierungsdiagnostik.

Die förderdiagnostische Ziel- oder Fragestellung ist klar von der Platzierungsdiagnostik zu unterscheiden. Zur Beantwortung dieser grundsätzlich verschiedenen Fragestellungen ist ein unterschiedliches methodisches Vorgehen, sind unterschiedliche diagnostische Strategien erforderlich und es ergeben sich daraus zwangsläufig diagnostische Informationen mit unterschiedlicher Qualität.

1. Förderdiagnostik ist Situationsdiagnostik.

Kind und Umwelt bilden eine untrennbare Einheit, sodass Förderdiagnostik kindliches Verhalten immer nur im Zusammenhang mit spezifischen Situationen erfassen kann. Diese momentane spezifische Situation wird auch bestimmt durch Ereignisse aus der Vergangenheit und durch Vorstellungen über die Zukunft. Im Rahmen der Förderdiagnostik werden nicht möglichst umfassend alle verfügbaren Informationen und Daten gesammelt, sondern nur diejenigen, die in der spezifische Situation bedeutsam sind. Diese Bedeutsamkeit erhalten diagnostische Informationen einerseits dadurch, dass der Diagnostiker versucht die Perspektive des Kindes einzunehmen und sich so von Anfang an bemüht, das Kind in seiner spezifischen Situation zu verstehen und andererseits, indem er sein pädagogisches, didaktisches und psychologisches Fachwissen zur Deutung des kindlichen Verhaltens benutzt. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass der soziale Kontext nicht nur ein Faktor ist, der auf das Kind einwirkt und sein Handeln mit bestimmt, sondern dass das Kind ebenfalls aktiv gestaltend in diesem Kontext agiert.

2. Förderdiagnostik ist Lernprozessdiagnostik

Förderdiagnostik bleibt nicht beim Erfassen des aktuellen Entwicklungsstandes stehen, sondern sucht den potentiellen, indem Aufgaben vorgelegt werden, die das Kind nicht alleine, sondern nur mit individuellen Lernhilfen bewältigen kann. Damit wird der Prozess des Lernens sichtbar und analysierbar. Die auf diese Art gefundenen individuellen Lernhilfen stellen die immer wieder geforderte Einheit von Diagnostik und Förderung tatsächlich her.

3. Förderdiagnostik ist kompetenz- und defektorientiert

Förderdiagnostik erfasst und berücksichtigt gleichermaßen die Stärken und Schwächen eines Kindes, da sich beide gegenseitig bedingen und gemeinsam die Individualität eines Kindes ausmachen. Förderdiagnostisch besonders interessante Informationen ergeben sich an dem Punkt, wo Können in Nicht-Können übergeht. Bestimmte Stärken erhalten dann eine besondere Bedeutung, wenn sie als Kompensationsmöglichkeiten zur Bewältigung spezifischer Situationen eingesetzt werden können.

4. Förderdiagnostik ist ein hypothesengeleiteter Prozess

Förderdiagnostik steht nicht am Anfang eines Lehr- und Lernprozesses, sondern wird erst notwendig, wenn bestimmt Lernziele mit "herkömmlichen" Mitteln nicht zu erreichen sind, wenn also Lernhemmungen vorliegen, die vom Kinde nicht alleine oder mit den normalerweise zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln überwunden werden können. Mit Hilfe der Förderdiagnostik lassen sich keine Förderziele und nächste Entwicklungsschritte finden, sondern Förderdiagnostik ist nur in der Lage, Hypothesen über hemmende oder fördernde Lern- und Verhaltensbedingungen zu überprüfen. Die Hypothesen selbst werden vom Diagnostiker aus seinem pädagogischen, didaktischen und psychologischen Fachwissen heraus entwickelt. Hilfreich für das generieren und Überprüfen der Hypothesen erscheint aus der Erfahrung heraus auch der Diskurs mit anderen Diagnostikern, mit den nächsten Bezugspersonen und womöglich mit dem betroffenen Kind selbst. Das Förderdiagnostische Gutachten dokumentiert den hypothesengeleiteten Prozess und macht ihn für Nichtbeteiligte nachvollziehbar.

[...]


[1] Vgl.: Schaub, Horst und. Zenke, Karl G. (2000), Seite 422

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Diagnostik von Sprachstörungen
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
ohne Note
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V34618
ISBN (eBook)
9783638347891
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Diagnostik, Sprachstörungen
Arbeit zitieren
Katja Eimer (Autor:in), 2003, Diagnostik von Sprachstörungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34618

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