Nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit der Feder wurde der Dreißigjährige Krieg erbittert geführt. Sowohl die kaiserlich-katholische als auch die schwedisch-protestantische Partei gaben ein großes Werk, welches die eigene Sicht des Krieges schildern sollte, in Auftrag.
Franz Christoph von Khevenhiller im Auftrag der kaiserlichen Partei und Bogislav Philipp von Chemnitz, als Hofhistoriograph der schwedischen Krone, schrieben diese beiden großen Werke.
Beide Werke dienten der Rechtfertigung des eigenen Handelns und waren Propagandawerkzeuge. Als solche weisen sie naturgemäß einen Hang zur Tendenz auf. Die beiden Abhandlungen sind im Nachhinein verfasst worden, so erschien Khevenhillers Arbeit 1640-46, und Chemnitz veröffentlichte 1648 den ersten Band seines Werkes.
Eine der wichtigsten Fragen jedes Krieges ist die nach der Kriegsschuld. In der vorliegenden Arbeit sollen drei zentrale Fragen geklärt werden.
1.) Wie verfahren die beiden Autoren in der Kriegsschuldfrage?
2.) Wie behandeln beide Autoren rechtlich problematische oder unrechtmäßige Handlungen der eigenen Partei? Wie geht man also mit dem eigenen Anteil an der Kriegsschuld um?
3.) Wie argumentieren beide Seiten und welche Punkte bilden die zentralen Gegensätze?
Ein weiteres Ziel dieser Arbeit wird es sein, die Methodik herauszuarbeiten, nach der Khevenhiller und Chemnitz vorgehen.
Beide Werke gehen auf die Ursachen des Krieges ein. In dieser Arbeit werden beide Darstellungen vorgestellt, verglichen und schließlich kritisch analysiert.
Die Unterschiedlichkeit beider Werke in Intention und Herangehensweise erfordert eine differenzierte Untersuchungsmethode. Für Khevenhiller ergab sich die Notwendigkeit für mehrere Kriegsphasen die Kriegsursachen zu untersuchen. Die Kriegsschuldfrage wird daher bei ihm mehrfach, auf jeweils andere Kriegsgegner bezogen gestellt. Ob er dabei jeweils nach gleichem Muster vorgeht, wird zu klären sein.
Für Chemnitz besteht diese Problematik nicht. Für ihn ist allein der Kaiser als Kriegsgegner zu betrachten.
Der zu bearbeitende Zeitraum erstreckt sich von dem Böhmischen Aufstand bis zum Eingreifen Schwedens. Es kann nicht die ganze Geschichte des Dreißigjährigen Krieges nachgezeichnet werden. Die für das Verständnis der Quellen bedeutenden Ereignisse stehen daher im Vordergrund.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Darstellung des geschichtlichen Ablaufs anhand der neueren Literatur
- 1.1 Vorgeschichte
- 1.2 Der Aufstand in Böhmen
- 1.3 Der böhmisch-pfälzische Krieg
- 1.4 Der niedersächsisch-dänische Krieg
- 1.5 Der schwedische Krieg
- 1.6 Der französische Kriegseintritt und das Ende des Krieges
- 2. Die kaiserlich-katholische Darstellung
- 2.1 Zur Person Franz Christoph von Khevenhillers
- 2.2 Khevenhillers Werk
- 2.3 Die Ursachen des Böhmischen Aufruhrs
- 2.4 Die Absetzung Ferdinands II.
- 2.5 Die Achterklärung gegen die böhmischen Stände und Friedrich V.
- 2.6 Regensburg
- 2.7 Dänemark
- 2.8 Das Restitutionsedikt
- 2.9 Die Translation Mecklenburgs
- 2.10 Das Eingreifen Schwedens
- 3. Die schwedisch-protestantische Darstellung
- 3.1 Zur Person Bogislavs Philipp von Chemnitz
- 3.2 Chemnitz' Werk
- 3.3 Die kaiserliche Kriegsschuld
- 3.4 Die Beweggründe Gustav Adolfs
- 3.5 Preußen - Stralsund
- 3.6 Die schwedischen Kriegsberatungen
- 3.7 Das schwedische Kriegsmanifest
- 4. Bewertung der Schriftquellen im Vergleich
- 4.1 Khevenhillers Methodik
- 4.1.1 Die Rebellion der Böhmen
- 4.1.2 Der Pfalzgraf als Feindbild
- 4.1.3 Der Klerus und das Restitutionsedikt
- 4.1.4 Die Uneinigkeit wegen Mecklenburg
- 4.1.5 Gustav Adolfs Angriffskrieg
- 4.1.6 Die kaiserlichen Schreiben über die Kriegsursachen
- 4.2 Chemnitz Methodik
- 4.2.1 Das Streben nach der Universalmonarchie
- 4.2.2 Die Gefährdung der Reichseinheit
- 4.2.3 Gustav Adolfs Präventivkrieg
- 4.3 Fazit und Vergleich
- 4.1 Khevenhillers Methodik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Kriegsschuld-Darstellungen des Dreißigjährigen Krieges, insbesondere mit den Werken von Franz Christoph von Khevenhiller und Bogislav Philipp von Chemnitz. Ziel ist es, die Herangehensweise beider Autoren an die Frage der Kriegsschuld zu analysieren und ihre Argumentationslinien zu vergleichen.
- Die Kriegsschuldfrage aus kaiserlich-katholischer und schwedisch-protestantischer Perspektive
- Rechtliche und unrechtmäßige Handlungen der eigenen Partei
- Die zentralen Gegensätze in der Argumentation beider Seiten
- Die Methodik und Argumentationsstrategien von Khevenhiller und Chemnitz
- Die Ursachen des Dreißigjährigen Krieges
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Dieses Kapitel skizziert den historischen Kontext des Dreißigjährigen Krieges, beginnend mit der Vorgeschichte und dem Böhmischen Aufstand. Es beleuchtet die Ursachen des Aufstandes, insbesondere den Majestätsbrief von 1609, und die Rolle der Habsburger im Kontext der Gegenreformation.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel befasst sich mit der Sichtweise der kaiserlich-katholischen Partei auf den Krieg, dargestellt durch die Werke von Franz Christoph von Khevenhiller. Es geht auf Khevenhillers Biografie, seine Werke und seine Argumentation bezüglich der Kriegsschuld ein.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel widmet sich der schwedisch-protestantischen Perspektive des Krieges, repräsentiert durch die Werke von Bogislav Philipp von Chemnitz. Es untersucht Chemnitz' Biografie, seine Werke und seine Argumentation bezüglich der Kriegsschuld.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel analysiert und vergleicht die Schriftquellen von Khevenhiller und Chemnitz. Es untersucht die Methodik und Argumentationsstrategien beider Autoren und beleuchtet die zentralen Unterschiede in ihren Ansätzen.
Schlüsselwörter
Der Dreißigjährige Krieg, Kriegsschuld, Khevenhiller, Chemnitz, kaiserlich-katholische Partei, schwedisch-protestantische Partei, Majestätsbrief, Böhmischer Aufstand, Gegenreformation, Restitutionsedikt, Universalmonarchie, Reichseinheit, Methodik, Argumentationsstrategien, Quellenanalyse.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Markus Schüßler (Autor:in), 2007, Kriegsursachen und Kriegsschuld bei Chemnitz und Khevenhiller, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346384