Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Fintech-Unternehmen in Deutschland
2.1 Entstehung eines neuen Marktes in der Finanzbranche
2.2 Abgrenzung der Fintechs zum traditionellen Bankgeschäft
3. Relevanz des Standortfaktors in der Finanzindustrie
3.1 Bedeutung der Standortwahl für Banken
3.2 Kriterien der Standortwahl für Fintechs
3.3 Entstehung von Fintech-Zentren
4. Internationale Finanzplätze für Fintechs im Standortvergleich
4.1 Rahmenbedingungen des Standortes Deutschland
4.2 Standortfaktoren in London, Singapur und den USA
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die Digitalisierung und der damit einhergehende Wandel verändern die alltäglichen Lebensgewohnheiten nachhaltig und lassen viele Dinge einfacher und innovativer gestalten. Diese Veränderungen bieten gleichermaßen Chancen auf der einen Seite als auch Risiken auf der anderen Seite. [1]
Durch das Internet entsteht eine völlig neue Plattform, auf welcher Anbieter und Nachfrager zueinander finden können.
Auch die Finanzindustrie steht vor einer großen Herausforderung. Neue Technologien ermöglichen eine andere Wertschöpfung. Die Kundenanforderungen an ein Kreditinstitut steigen mit voranschreitender Digitalisierung. [2] Traditionelle Finanzinstitute stehen schon jetzt vor einer Kannibalisierung bisher erfolgreicher Absatzstrukturen durch Intensivierung des Wettbewerbs von Start-up Unternehmen aus der Internetwelt, den sogenannten Fintechs. [3] Diese neuen Unternehmen gestalten das bisherige Bankgeschäft durch innovative Geschäftsmodelle von Grund auf neu und haben den Markt gewaltig revolutioniert. [4]
Die zunehmende Erweiterung des Finanzmarktes einhergehend mit den verschiedenen Vorzügen der unterschiedlichen internationalen Finanzplätze stellt auch die jungen Unternehmen vor die wichtige strategische Entscheidung der Standortwahl. [5]
Ziel dieser Arbeit ist es, Standortfaktoren für Fintechs herauszuarbeiten und zu gewichten. Dabei sollen, ausgehend von der Bedeutung der Standortwahl für Finanzinstitute, die speziellen Kriterien für Fintechs herausgearbeitet werden. Im Weiteren werden die Standorte München, Hamburg, Berlin, Frankfurt am Main London, Sillicon Valley, New York und Singapur thematisiert und im internationalen Kontext miteinander verglichen.
2. Fintech-Unternehmen in Deutschland
2.1 Entstehung eines neuen Marktes in der Finanzbranche
Die weltweite Finanzkrise löste im Nachgang eine Vertrauenskrise der Kunden gegenüber den klassischen Geschäftsbanken aus.[6] Dies wurde unter anderem erkennbar durch die erhöhten Bargeldabhebungen der Kunden, dem sogenannten Bank Run, in Folge des Niedergangs der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers.[7] Der erhöhte Druck, begründet durch das Misstrauen und den veränderten Kundenerwartungen, stellt die Banken vor eine Herausforderung.
Durch diese Krise ausgelöst, haben die Banken mit immer höher werdenden regulatorischen Anforderungen zu ringen.[8] Diese Auflagen hemmen die Kreditinstitute durch erhöhte Kosten und Bindung von Kapazitäten in der Entwicklung und Adaption von digitalen und innovativen Kundenlösungen.[9]
Zusätzlich verlangt die immer stärker vernetzte Gesellschaft, unterstützt durch die Weiterentwicklung der digitalen Medien, auch die stetige Verfügbarkeit von alltäglichen Bankdienstleistungen.[10] Diese sind einfach und bequem zu gestalten und rund um die Uhr von überall auszuführen. Das Kundenerlebnis aus anderen Branchen wird bei den Banken zur Bedürfnisbefriedigung als Mindeststandard vorausgesetzt.[11]
Die Unzufriedenheit der Kunden ist stärker als je zuvor. Statt die Leistungen am Kunden auszurichten streben viele Banken immer noch danach, den Umsatz zu steigern und dabei sukzessive die Kosten zu senken.[12]
Dieses Misstrauen in Verbindung mit dem digitalen Strukturwandel eröffnet den jungen, internet-affinen Start-up Unternehmen Zugang zum Markt der Finanzdienstleister.[13] Diese Start-ups aus der Finanzbranche werden mit dem Kunstwort Fintech beschrieben, welches eine Kombination aus den Wörtern „Financial Services“ und „Technology“ darstellt.[14]
Aufgrund der voranschreitenden Vernetzung der Gesellschaft über mediale Geräte wie Smartphones oder Tablets, lässt sich der Erfolg der Fintechs begründen.[15] Durch die Transparenz und die hohe Kundenorientierung erfahren die jungen Internet-Unternehmen regen Zulauf.[16]
Allein in Deutschland bieten zurzeit 405 Fintechs ihre Kundendienste an, welche im Jahre 2015 mit 770 Millionen US-Dollar Wagniskapital unterstützt wurden.[17]
2.2 Abgrenzung der Fintechs zum traditionellen Bankgeschäft
Nicht nur aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase orientieren sich Bankkunden anderweitig nach Bedürfnisbefriedigung.[18] Fintechs haben darauf reagiert und versuchen durch innovative Lösungen primär Kunden mit nur einer Leistung zufrieden zu stellen. Um ein optimales Kundenerlebnis zu liefern, haben sich Fintechs oftmals nur auf ein bestimmtes Geschäftsfeld spezialisiert.[19] Die Wertschöpfung ist durch das Anbieten einzelner Produkte geringer als die der großen Kreditinstitute.[20] Die Segmentierung der Fintechs lässt sich in die Geschäftsbereiche der Einlagen, der Kapitalmarktinvestments, der Darlehen und des mobilen Zahlungsverkehrs vornehmen.[21] Hierbei lassen sich die Geschäftsmodelle der Fintechs in disruptive und inkrementelle Modelle aufteilen. Disruptive Geschäftsideen sind solche, welche von den etablierten Kreditinstituten bis dato nicht genutzt werden. Somit stellt dies ein Alleinstellungsmerkmal der Finanz Start-ups dar. Inkrementelle Ideen sind weitergedachte und verbesserte Handlungsweisen der klassischen Geschäftsbanken, welche effizienter und kostengünstiger von statten gehen als die der traditionellen Institute.[22] Als Beispiel der disruptiven Lösungen lässt sich das Crowdinvesting nennen, bei welchem viele Investoren einem Kreditnehmer Liquidität in Form eines Darlehns zur Verfügung stellen.[23] Inkrementelle Lösungen vereinfachen bisherige Dienstleistungen der Kreditinstitute, wie den Paymentlösungen bei welchem sich Kunden direkt und unkompliziert Geld ohne die Zwischenschaltung einer Bank senden können.[24]
Die klassischen Kreditinstitute decken im Gegensatz zu den Fintechs häufig mehrere Geschäftsfelder ab und bieten eine diversifiziertere Wertschöpfungskette als ihre jungen Konkurrenten.[25] Die Beratung ist ganzheitlich und allumfassend über die unterschiedlichen Produktgruppen.[26] Zusätzlich bieten die Banken ihre Produkte über verschiedene Kommunikationskanäle simultan an. Wohingegen die Fintechs nur über digitale Medien ihre Umsätze generieren. Dies wird auch Einkanalstrategie genannt.[27]
Daraus folgt, dass die Geschäftsbanken durch ihre historisch gewachsenen Strukturen viel komplexer aufgestellt sind und nicht jene Handlungsschnelligkeit er kleinen und dynamischen Start-ups haben.
Start-ups weisen aufgrund ihrer Größe auch eine schlankere und vorteilhaftere Bilanzstruktur auf. Sie haben dadurch Skalenvorteile und können im Gegensatz zu den Banken auch zu geringeren Losgrößen anbieten.[28]
Der Kundenkreis der Fintechs zielt in der Regel nur auf Privatkunden ab, da die Markteintrittsbarrieren in diesem Segment geringer sind. Wohingegen bei den Banken auch Institutionen und Staaten zum Kundenkreis gehören.[29] Im rechtlichen Umfeld bewegen sich die jungen Finanz-Start-ups in regulatorischen Grauzonen.[30] Sie haben oftmals keine Banklizenz und handeln außerhalb des für Finanzdienstleistungen gesteckten Rahmens der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin.[31] Somit unterliegen Fintechs nicht den gleichen Regularien wie die Banken.[32] Dies ist auch der Grund, weshalb Kreditinstitute hinsichtlich des Datenschutzes und der Sicherheit vertrauenswürdiger sind als die bis dato teilweise nicht regulierten Finanz-Start-ups.[33] Trotz der innovativen und kundenorientierten Lösungen haben die Fintechs nur einen sehr kleinen Marktanteil im Gegensatz zu ihren größeren Mitbewerbern.[34]
3. Relevanz des Standortfaktors in der Finanzindustrie
3.1 Bedeutung der Standortwahl für Banken
Bankdienstleistungen sind gewöhnlich immaterielle und damit erklärungsbedürftige Produkte, welche ohne Vorratsproduktion angefertigt werden. Die losgelöste Produktion vom Nachfrager entfällt damit. Um jedoch die Simultanität von Produktion und Verzehr zu gewährleisten, haben die Kreditinstitute in der Regel eine Geschäftszentrale, welche als Leitstelle und Verwaltung fungiert, und viele Geschäftsstellen, in welchen die Geschäftsvorfälle abgewickelt und vertrieben werden. Da die Banken Urproduzent der Güter sind, fallen die Beschaffungskosten für diese weg. Anstelle der Transportkosten beim Anbieter treten die Beschaffungskosten der Nachfrager. Um ein möglichst hohes Marktpotential abzuschöpfen, sind diese durch ein engmaschiges Netz im Rahmen der Absatzwegegestaltung zu reduzieren.[35] Die Geschäftsstellen unterliegen den marktbezogenen Standortbedingungen, bei welchen Markt und Standort identisch sein müssen. Sie decken das Einzugsgebiet der Kunden der Bankabsatzleistungen gänzlich ab.[36]
Bankdienstleistungen lassen sich in drei Geschäftsfelder unterteilen, welche jeweils unterschiedliche Anforderungen hinsichtlich der Struktur und der Standortbedingungen an ihre jeweilige Geschäftsstelle stellen. Das Commercial Banking beschäftigt sich mit der Annahme und Weitergabe von Geldern, das Investment Banking beinhaltet den Wertschriftenhandel, sowie die kapitalmarktbezogenen Beratungsleistungen und das Trust Banking befasst sich mit der Verwaltung von Vermögenswerten.[37]
Das Commercial Banking erfüllt durch seine Handlungsweisen die Anforderung der Kundennähe. Durch den hohen Wettbewerb gilt es die Suchkosten der Kunden durch kurze Wege für diesen zu reduzieren, um ihm nicht die Möglichkeit der Substituierung zu geben.[38] Hingegen ist für das Investment Banking aufgrund des Handlungsspielraums am Kapitalmarkt die Nähe zur Börse von Vorteil.[39] Auch das Trust Banking benötigt bei Vermögensanlage am Kapitalmarkt Börsennähe. Jedoch ist auch hier die Kundennähe essentiell, falls der Kunde Mitentscheider der Verwahrungsstrategien ist. Jedoch nimmt mit voranschreitender Entwicklung der digitalen Technik die Bedeutung der Börse als standortprägende Kraft ab.[40]
Die drei Geschäftsfelder sind hinsichtlich der Standortfaktoren nicht trennscharf voneinander abzugrenzen. Daher ist die Splittung in einzelne Aufgabenfelder und eventuellen Querschnittsfunktionen von Vorteil, um so die jeweilige Standortentscheidung zu optimieren.
Andererseits ist die Wahl des Standortes der Geschäftszentrale strategisch bezogen, es muss zwischen Markt und Standort keine Identität gegeben sein.[41] Daraus folgend kann die Standortwahl der Zentrale unabhängig von dem Standort des Marktes gewählt werden. Zudem können einzelne Geschäftsstellen in der Geschäftszentrale angesiedelt sein.
Finanzdienstleister erhoffen sich durch ihre Standortwahl Kostenvorteile. Diese ergeben sich aus den messbaren Kosten abzüglich des jeweiligen Nutzens eines Standorts.[42] Der individuell entstandene Nutzenvorteil eines jeweiligen Standorts lässt sich nicht oder nur schwer messen.
Bei den Faktoren eines Finanzplatzes unterscheidet man zwischen Makro- und Mikrostandortfaktoren.[43] Bei Betrachtung der Standortwahl für national tätige Banken können makroökonomische Umweltfaktoren wie gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen, gesellschaftliche, politische und rechtliche Faktoren als konstant angenommen werden. Liegt jedoch die Betrachtungsweise im internationalen Kontext, so spielen diese Faktoren ebenso mit in das Entscheidungskalkül.[44]
Makrostandortfaktoren sind jene, welche sich auf eine ganze Volkswirtschaft beziehen: Die politische und soziale Stabilität, die regulatorischen Vorschriften, das verfügbare Humankapital, die allgemeine Wirtschaftskraft eines Staates, die Stabilität und Stärke der heimischen Währung und letztlich die Besteuerung der Kreditinstitute sind bspw. solche Größen.
Unter den Mikrostandortfaktoren versteht man solche, welche lokal different sein können:
- Die Beschaffenheit der Infrastruktur,
- die individuellen Standortkosten,
- die Qualität der Technologie- und Informationssysteme vor Ort,
- die internationale Erreichbarkeit des Finanzplatzes und
- die Nähe zur Zentralbank.[45]
Zwar sind die aktuellen Leitzinssätze überall bekannt, jedoch lässt sich durch die physische Nähe zur Zentralbank die Einschätzung über künftige Zinsentscheidungen einfacher adaptieren. Dessen ungeachtet lässt sich keine Bedeutung zur Nähe der Zentralbank hinsichtlich einer Standortwahl treffen.[46]
Zusätzlich lassen sich die Faktoren in Primär- und Sekundärressourcen unterscheiden.[47] Primärressourcen sind für die Bank essentielle Faktoren zur Erfolgsgenerierung. Sekundärressourcen beeinflussen die Primärressourcen. Hervorheben lässt sich die Primärressource Humankapital, welches unter anderem durch die Sekundärressourcen des Ausbildungsniveaus, der Lebensqualität und der politischen und sozialen Stabilität geprägt wird.[48] Einzelne Standortfaktoren sind jedoch über die Zeit hinweg gestaltbar.[49]
In der Praxis lässt sich beobachten, dass Kreditinstitute ihre Geschäftszentralen häufig räumlich aggregiert in einem sogenannten Bankenviertel ansiedeln.[50] Dieses zeichnet sich durch Innenstadtlage mit guter Anbindung und relativ hohen Mietpreisen aus. Jenes Phänomen lässt sich durch die Kontrakt- und Tätigkeitsdichte erklären. Für Banken sind die Kosten der Informationsbeschaffung und deren Verarbeitung ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Bei einer hohen Kontrakt- und Tätigkeitsdichte sind diese Kosten verhältnismäßig niedrig. In der Finanzbranche ist der Wettbewerber häufig Gesprächs- und Konsortialplaner. Die hierdurch eingesparten Transaktionskosten sind höher als die niedrigeren Standortkosten anderswo. Es entsteht ein Netzwerk, in welchem verlässlich, schnell und effizient Informationen fließen können.[51] Jedoch sind auch hier Ausnahmen zu beobachten, welche sich historisch etabliert haben.[52] Ein Indiz für die Attraktivität eines Standortes stellt der Global Financial Centres Index GFCI dar, welcher die internationalen Finanzplätze untereinander anhand folgender Faktoren mit abnehmender Gewichtung vergleicht:
- Die Verfügbarkeit von Fachpersonal,
- das regulatorische Umfeld,
- der Zugang zu den internationalen Finanzplätzen,
- die Verfügbarkeit von geschäftlicher Infrastruktur,
- der Zugang zu Kunden,
- faire und gerechte Rahmenbedingungen,
- Kommunikation mit der Regierung,
- dem Gewerbesteuersatz,
- den Betriebskosten,
- dem Zugriff auf Anbieter von Dienstleistungen,
- der Lebensqualität,
- der Kultur und Sprache,
- der Qualität und Verfügbarkeit von gewerblichen Immobilien und
- der persönlichen Steuerregelung.[53]
In der Wissenschaft gibt es keine normative Vorgabe, welche Faktoren ein Kreditinstitut in das Entscheidungskalkül mit einbeziehen muss und welche Gewichtung die einzelnen erhalten. Vielmehr muss individuell eine Analyse der Bedürfnisse geschehen.
3.2 Kriterien der Standortwahl für Fintechs
Im Gegensatz zu den Kreditinstituten haben die Fintechs nur einen Absatzkanal als Interaktionsmedium mit dem Kunden und als Plattform ihrer Produkte. Sie setzen vollständig digitale Lösungen ein und kommunizieren auch ausschließlich darüber. Somit werden die Kosten der Informationsweitergabe durch die Digitalisierung entfernungsunabhängig.[54] Dies könnte den Eindruck erwecken, dass die Standortentscheidung durch die Digitalisierung geringere Aufmerksamkeit erlangt. Jedoch ist die Standortentscheidung nicht nur durch einen Faktor geprägt.[55]
Um ein besseres Verständnis der Standortbedürfnisse der Fintechs zu erlangen, ist es zunächst von Vorteil, die relevanten Standortfaktoren für Direktbanken zu erklären, da diese, wie die Fintechs auch, ausschließlich digital agieren. Aufgrund der ortsunabhängigen digitalen Handlungsweise stellen die Technik und die Mitarbeiter die wichtigsten Anforderungen an einen Standort. Dieser sollte verkehrsgünstig angebunden sein und lokale Nähe zu einem Finanzzentrum aufweisen, da dort spezialisiertes Personal sehr stark aggregiert auftritt. Für die Sicherstellung des digitalen Auftrittes ist eine technisch einwandfreie Infrastruktur unabdingbar.[56]
Fintechs stellen aber aufgrund ihrer Beschaffenheit noch zusätzliche Ansprüche an einen möglichen Standort. Aufgrund des einkanaligen Geschäftsmodelles fallen die Geschäftsstellen weg. Es kann davon ausgegangen werden, dass Fintechs nur eine Geschäftszentrale betreiben.
Ein weiterer Unterschied ist das junge Geschäftsmodell. Für ein solches ist die Zurverfügungstellung von Finanzierungsmitteln in Form von Wagniskapital in den ersten Jahren essenziell.[57] Somit sind eine mögliche Nähe zu Venture Capital VC-Gebern und finanziellen Ressourcen von Vorteil.
Sollten die Fintechs mit genügend Liquidität versorgt worden sein, müssen diese damit haushalten. Ein möglichst kostengünstiger Standort ist somit erforderlich.[58] Der Fixkostenblock sollte möglichst gering gehalten werden, um nicht bei einem wirtschaftlichem Abschwung wieder direkt in Konkurs zu gehen. Je nach Standortwahl fallen unterschiedliche Kosten an.[59] Unter die Rubrik der Standortkosten fallen bspw. unter anderem die Mietpreise der Büroräume oder auch die Personalkosten.[60]
Durch das Handeln der Fintechs in oft unregulierten Teilen der Finanzwelt ist eine entgegenkommende Regulierung der jungen Finanz-Start-ups vorteilhaft. Zudem ist aufgrund der mangelnden Erfahrung die Unterstützung seitens der Wirtschaft oder des Staates ein Benefit.[61] Erreicht werden kann dies auch durch die Nähe zu einem Finanzzentrum, in welchem die Kontrakt- und Tätigkeitsdichte sehr hoch ist, um an den Vorzügen eines solchen Netzwerkes zu profitieren.[62] Diese Nähe schafft einen natürlichen Netzwerkeffekt, welcher mit Wissensaustausch einhergeht.[63]
Ferner benötigen auch die Fintechs qualifiziertes Humankapital für die Realisierung des Geschäftsmodells.[64] Diese Leute mit hohem Bildungsabschluss sind vor allem in der Nähe von relevanten Universitäten in den Wirtschaftswissenschaften oder der Informationstechnologie zu finden.
Letztlich ist für das Gelingen der Fintechs auch eine wirtschaftliche und politische Stabilität in der Volkswirtschaft von Nutzen. Indikatoren für eine solche Stabilität sind eine niedrige Arbeitslosenquote, ein hohes Durchschnittseinkommen, eine stabile Währung und ein hohes Bruttoinlandsprodukt BIP pro Kopf.[65]
3.3 Entstehung von Fintech-Zentren
Fintechs haben den Zugang zu Finanzdienstleistungen neu erschaffen. Das hat zur Folge, dass die klassischen Kreditinstitute umdenken müssen, um nicht im Wettbewerb zu verlieren.[66] Sie suchen Synergien, um mit den Fintechs zu kooperieren.[67]
[...]
[1] Vgl. Hirschmann (2015), S. 58.
[2] Vgl. Lochmaier (2015), S. 30.
[3] Vgl. Schmidt (2015a), S. 67.
[4] Vgl. Storn (2015), App statt Bank, S. 26.
[5] Vgl. Ripsas/Tröger (2015), S. 15.
[6] Vgl. Mihm (2015), S. 33.
[7] Vgl. Beckert (2010), S. 14.
[8] Vgl. Deutsche Bank (2013), S. 3.
[9] Vgl. Spahn (2016), Die Finanzbranche steht unter Druck, S. 32.
[10] Vgl. Hirschmann (2015), S. 61-63.
[11] Vgl. Mihm (2015), S. 33.
[12] Vgl. Leeder (2014), S. 28.
[13] Vgl. Kern (2015), S. 33.
[14] Vgl. Schmidt (2015b), S. 75.
[15] Vgl. Horváth & Partner (2014), S. 8-9.
[16] Vgl. Menat (2016), S. 10.
[17] Vgl. Barkow Consulting (2016) und Accenture (2016), S. 3.
[18] Vgl. Wieandt (2016), S. 59.
[19] Vgl. Schmidt (2015b), S. 76.
[20] Vgl. Bitkom (2015), S. 3.
[21] Vgl. Wieandt (2016), S. 59; zusätzlich ist eine Kategorisierung der Fintechs in 4 Bereiche anhand ihrer aufsichtlichen Einordnung möglich (vgl. Deutsche Bundesbank (o. J.)), auf welche hier aber nicht weiter eingegangen werden soll.
[22] Vgl. Hirschmann (2015), S. 60-61.
[23] Vgl. o.V. (2016), Crowdinvesting: Risiko bleibt, S. 34.
[24] Vgl. Kütz (2016), Die digitale Revolution beginnt, S. 30.
[25] Vgl. Füser/Stoklossa (2013), S. 119.
[26] Vgl. Mihm (2015), S. 34.
[27] Vgl. Leeder (2014), S. 28.
[28] Vgl. Wieandt (2016), S. 59.
[29] Vgl. McKinsey (2016), S. 3.
[30] Vgl. Kern (2015), S. 33.
[31] Vgl. Eder (2015), S. 34.
[32] Vgl. Oliver Wyman (2015), S. .5
[33] Vgl. Hirschmann (2015), S. 62 und Mihm (2015), S. 34.
[34] Vgl. Schneider (2016), Viel Fintech, aber wenig Innovation, S. 30.
[35] Vgl. Alberts (1987), S. 23-24.
[36] Vgl. Jacob/Förster (1989), S. 9.
[37] Vgl. Bumbacher (1994), S. 3.
[38] Vgl. o.V. (2016), Wettbewerbshüter zögern Retail-Banking-Bericht hinaus, S. 2.
[39] Vgl. o.V. (2011), Schweizer Börse setzt auf umstrittenen Hochfrequenzhandel, S. 1.
[40] Vgl. Finke (2016), S. 20.
[41] Vgl. Jacob/Förster (1989), S. 9.
[42] Vgl. Beyerle (1998), S. 42.
[43] Vgl. Alberts (1987), S. 35.
[44] Vgl. Pulm (1993), S. 89.
[45] Vgl. Breuer (1998), S. 146.
[46] Vgl. Walter (1998), S. 25.
[47] Vgl. Dietl/Pauli/Royer (1999), S. 22.
[48] Vgl. Ullrich (2005), S. 35.
[49] Vgl. Haiss (1991), S. 99.
[50] Vgl. Beyerle (1998), S. 42.
[51] Vgl. Franke (2002), S. 226.
[52] Vgl. Ott (2001), S. 34.
[53] Vgl. Long Finance (2016b).
[54] Vgl. Jacob/Förster (1989), S. 10.
[55] Vgl. Dietl/Pauli/Royer (1999), S. 22-31.
[56] Vgl. Ott (2001), S. 33-34.
[57] Vgl. Ernst & Young (2016a), S. 1.
[58] Vgl. Ernst & Young (2016a), S. 7.
[59] Vgl. Erling (2013), China will in die erste Liga, S. 14.
[60] Vgl. Booker (2009), S. 158.
[61] Vgl. Kern (2015), S. 33 und Clot/Pailhon (2016), S. 46.
[62] Vgl. Kapitel 3.1.
[63] Vgl. Cockerton (2016), S. 43.
[64] Vgl. Ginsel (2016), S. 48.
[65] Vgl. Ernst & Young (2016a), S. 7.
[66] Vgl. Atzler (2016), Wer spät dran ist, braucht Partner, S. 26.
[67] Vgl. Bitkom (2015), S. 4.