Neben Millionen von Juden gehörten auch politische Gegner zu den Opfern des Hitlerregimes zwischen 1933 und 1945. Die Flucht eines solchen politischen Gegners wird in Anna Seghers' "Roman Das siebte Kreuz" geschildert. Während und nach dieser Zeit stand für viele fest, dass das deutsche Volk die Schuld an den Verbrechen trage, die geschehen waren. Doch gab es auch prominente Gegner, die dieser Auffassung etwas entgegensetzen wollten.
In diesem Zusammenhang konstatiert Gunther Nickel in einem Aufsatz zu den deutschlandpolitischen Konzepten Carl Zuckmayers und Anna Seghers': ,,Denn Zuckmayer hob mehr oder weniger darauf ab, dass sich Das siebte Kreuz als ein belletristisches Plädoyer gegen die Kollektivschuldthese und für eine gerechte, differenzierte Beurteilung des deutschen Volkes lesen lasse."
Inwieweit es sich um eine ,,gerechte und differenzierte Beurteilung" handeln könnte, wird deutlich an den Figuren, die im Mittelpunkt der Handlung stehen, ebenso wie an denen, die nur eine marginale Rolle spielen, was die Häufigkeit ihrer Erwähnung betrifft. So erscheinen sie dem Leser gar nicht so sehr eingebunden in einen Polizeistaatsapparat als Mittäter hinsichtlich der Verbrechen des NS-Regimes, vielmehr werden sie als Menschen dargestellt, die sich fürchten vor den Konsequenzen, die ihre Handlungen möglicherweise haben könnten – nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Familienangehörigen -, sollte die SA erfahren, dass sie einem Gegner des politischen Systems bei seiner Flucht helfen, die versuchen, unter schwierigen Bedingungen ein halbwegs anständiges Leben zu führen, denen aber auch bewusst wird, dass es etwas gibt, dass sie nicht aufgeben dürfen, und das sie schließlich dazu verleitet, ihren Beitrag zu leisten und Georg Heisler, dem KZ-Flüchtling bei seinem Kampf ums Überleben zu unterstützen. So lauten die letzten Zeilen des Romans: ,,Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar."
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Fritz Helwig
- Dr. Löwenstein
- Franz Marnet und Elli Mettenheimer
- Paul Röder
- Dr. Kreß
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Analyse untersucht die Handlungsmotive der Figuren in Anna Seghers' Roman „Das siebte Kreuz", die Georg Heisler bei seiner Flucht aus dem KZ unterstützen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob die Figuren aus persönlichen, politischen oder moralischen Motiven handeln. Die Analyse orientiert sich an Immanuel Kants Moralitätsbegriff und untersucht die Figuren anhand ausgewählter Textstellen.
- Die Rolle des Einzelnen im NS-Regime
- Moralität und Handeln im Kontext politischer Verfolgung
- Die Grenzen der Macht und die Fähigkeit des Menschen zu Empathie und Widerstand
- Die Bedeutung von Mitmenschlichkeit in einer autoritären Gesellschaft
- Die Ambivalenz menschlichen Verhaltens im Angesicht von Gewalt und Unterdrückung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der politischen Verfolgung im NS-Regime ein und stellt den Roman „Das siebte Kreuz" von Anna Seghers in den Kontext der Debatte um die Kollektivschuld des deutschen Volkes.
- Fritz Helwig: Das Kapitel analysiert die Figur des Gärtnerlehrlings Fritz Helwig und dessen anfängliche Unwissenheit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal politischer Verfolgter.
- Dr. Löwenstein: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des jüdischen Arztes Dr. Löwenstein, der Georg Heisler medizinisch versorgt, ohne sich nach den Gründen für seine Verletzungen zu erkundigen.
- Franz Marnet und Elli Mettenheimer: Der Abschnitt untersucht das Verhältnis zwischen Franz Marnet und Elli Mettenheimer, die zwar nicht unmittelbar an Heislers Flucht beteiligt sind, aber wichtige Einblicke in die gesellschaftliche Atmosphäre der Zeit liefern.
- Paul Röder: Der Abschnitt analysiert die Figur des Paul Röder und dessen Rolle bei der Unterstützung von Heislers Flucht.
- Dr. Kreß: Dieses Kapitel untersucht die Rolle des Arztes Dr. Kreß, der Heisler bei seiner Flucht hilft, obwohl er sich dabei selbst in Gefahr bringt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: "Das siebte Kreuz", Anna Seghers, Georg Heisler, Flucht, NS-Regime, Kollektivschuld, Moralität, Immanuel Kant, Handlungsmotive, Widerstand, Mitmenschlichkeit, Empathie, politische Verfolgung.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2013, Moralität in Anna Seghers' "Das siebte Kreuz", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346471