Nietzsches Fröhliche Wissenschaft (im folgenden zitiert "FW") steht nicht isoliert, sondern ist eng mit anderen Werken Nietzsches verknüpft. Zwischen dem Erscheinen der ersten (1882) und der zweiten Auflage (1887) liegt die "mittlere" Periode von Nietzsches Schaffen. DerenEinfluss zeigt sich schon daran, dass Zarathustras erste Vorrede identisch mit Aphorismus 342 der FW ist.
Im allgemeinen werden philosophische Werke nach ihrem formalen Aufbau analysiert. Bei Nietzsche wäre ein solches Vorgehen irreführend, da er mit der philosophischen Tradition bricht und das literarische Schreiben in die Philosophie einführt. In den meisten seiner Werke - so auch in der FW - bedient er sich dafür des Aphorismus, dessen Länge er von Zweizeilern bis hin zu mehrseitigen Analysen variiert. ADiese Besonderheit seines Stils wird in der FW, vor allem aber im Zarathustra deutlich.
Somit ist die scheinbare Aufteilung der FW in fünf Bücher irreführend. Zwar ist scheinbar eine formale Gliederung zu erkennen: Exposition (1. Buch), Kultur- und Moralkritik (2.), Kerngedanken (3), Konsequenzen (4.), Gestaltungen (5.). Aber diese Struktur wird durch das aphoristische Schreiben ad absurdum geführt.
Aufgrund der oben erwähnten stilistischen und werkhistorischen Besonderheiten gliedert sich die weitere Besprechung nicht nach den fünf Büchern, sondern nach den Hauptgedanken des Werkes. Die FW enthält ausser dem die These Nietzsches der Rechtfertigung der Welt als ästhetisches Phänomen und Betrachtungen zu Kultur, Kunst und Gesellschaft. Aus Platz- und Fokussierungsgründen kann jedoch auf diese Punkte nicht weiter eingegangen werden. Nietzsches Text soll so weit wie möglich für sich selbst sprechen, der Anteil der Sekundärliteratur wurde auf das Notwendigste beschränkt. Die weitere Gliederung dieser Arbeit ist folgende: Teil II stellt die kritischen Kerngedanken der FW vor und untersucht die aus ihnen resultierenden Gestaltungsmöglichkeiten. Als Ausblick werden die Wirkungen der FW auf die Philosophie des 20. Jahrhunderts skizziert. Teil III zieht die "praktischen" Schlussfolgerungen hinsichtlich der Verwertbarkeit der gefundenen Ergebnisse für die Teilnehmer des Seminars und die individuelle Dissertation. Teil IV enthält ein kommentiertes Literaturverzeichnis, das auch auf die Rezeption Nietzsches in Philosophie und Literatur eingeht.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Zur werkhistorischen Einordnung
- 2. Besonderheiten in Stil und Form
- 3. Weiteres Vorgehen und Aufbau der Arbeit
- II. Die Hauptgedanken der Fröhlichen Wissenschaft
- 1. Moralkritik
- 2. Erkenntniskritik
- 3. Wissenschaftskritik
- 4. Freiheit und Tragik der Fröhlichen Wissenschaft
- III. Implikationen für die Dissertation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert Friedrich Nietzsches "Fröhliche Wissenschaft" und untersucht dessen zentrale Gedanken zur Moralkritik, Erkenntniskritik und Wissenschaftskritik. Im Vordergrund steht die Frage, wie sich die Überwindung der traditionellen Moral auf das Denken und die Philosophie des 19. Jahrhunderts auswirkt.
- Moralkritik: Die Kritik an der traditionellen Moral als Instrument der Unterdrückung
- Erkenntniskritik: Die Infragestellung der bisherigen Erkenntnismethoden und der Suche nach neuen Perspektiven
- Wissenschaftskritik: Die Analyse der Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft und ihre Beziehung zur Moral
- Der Tod Gottes: Die Folgen des Verlusts des christlichen Glaubens für die Moral und die Weltanschauung
- Die "fröhliche Wissenschaft": Nietzsches Vision einer neuen, selbstbewussten und lebensbejahenden Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die werkhistorische Einordnung der "Fröhlichen Wissenschaft" in das Gesamtwerk Nietzsches. Es werden die stilistischen und formalen Besonderheiten des Textes herausgestellt, insbesondere die Verwendung des Aphorismus. Der Aufbau der Arbeit und das weitere Vorgehen werden vorgestellt.
II. Die Hauptgedanken des Werkes
1. Moralkritik
Nietzsches Moralkritik richtet sich gegen die traditionelle Moral, die er als Instrument der Unterdrückung und Selbstverleugnung des Menschen betrachtet. Die Moral, die von Institutionen wie der Kirche und der bürgerlichen Gesellschaft propagiert wird, sei ein Ausdruck des Herdeninstinkts und diene der Erhaltung der Machtverhältnisse. Im Zentrum der Kritik steht die christliche Moral, die Nietzsche als nihilistisch und lebensverneinend bezeichnet. Die traditionellen moralischen Werte, wie Selbstlosigkeit und Demut, seien Ausdruck von Schwäche und dienen der Kontrolle des Einzelnen durch die Herde.
2. Erkenntniskritik
Die Kapitel über die Erkenntniskritik werden in diesem Preview nicht berücksichtigt, da sie wesentliche Erkenntnisse der Arbeit enthüllen könnten.
3. Wissenschaftskritik
Die Kapitel über die Wissenschaftskritik werden in diesem Preview nicht berücksichtigt, da sie wesentliche Erkenntnisse der Arbeit enthüllen könnten.
4. Freiheit und Tragik der Fröhlichen Wissenschaft
Die Kapitel über die Freiheit und Tragik der Fröhlichen Wissenschaft werden in diesem Preview nicht berücksichtigt, da sie wesentliche Erkenntnisse der Arbeit enthüllen könnten.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Moralkritik, Erkenntniskritik, Wissenschaftskritik, der Tod Gottes, "fröhliche Wissenschaft", Aphorismus, Herdeninstinkt, Sklavenmoral, christliche Moral, Nietzsche, Philosophie, Kultur, Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Marcus Matthias Keupp (Autor:in), 2005, Die fröhliche Wissenschaft. Moral, Erkenntnis und Wissenschaftskritik bei Nietzsche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34662