Die Traumdeutung nach Sigmund Freud - Einführung in die Psychoanalyse


Seminararbeit, 2005

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Die Geschichte der Traumdeutung bzw. der Oreinologie ist nicht nur heute durch die moderne Wissenschaft zu einem interessanten und häufig diskutiertem Thema geworden, sondern war schon seit langem und wahrscheinlich seit den Anfängen der Menschheit ein fester Bestandteil von Gesprächen und Auseinandersetzungen. Doch im Gegensatz zur heutigen, eher wissenschaftlichen Deutungsweise, waren die Träume früher fester Bestandteil der Mythen und Religionen verschiedener Völker. „Sie wurden immer unterschiedlich aufgefasst - verdammt und gefürchtet als Trugbilder des Bösen, verehrt als göttliche Botschaften für die Zukunft. Die älteste, nachweisbare Beschäftigung mit dem Traum ist über 4.000 Jahre alt.“[1] Doch wie schon gesagt, ist es anzunehmen, dass sich die Menschen schon immer mit ihren Träumen befasst haben und wahrscheinlich auch schon immer geträumt haben.

„Nach antiker Vorstellung führen die Anfänge der Traumdeutung in die mythische Vorzeit zurück.“[2] „Danach sind die beiden griechischen Tragödien „Prometheus“ von Aischylos und „Iphigeneia bei den Taurern“ von Euripides, welche beide im 5. Jh. v. Chr. entstanden sind, die beiden wichtigsten Ursprungsmythen, doch lässt sich natürlich keine erster Begründer der Oneirologie bestimmen, da die Traumdeutung in einer Grauzone zwischen Menschlichkeit und Göttlichkeit lag und in diesem Vergleich das Göttliche natürlich die Oberhand hatte. “[3]

Das nächste wichtige Kapitel der Traumdeutung leitete Artemidoros von Daldis mit seiner Oneirokritika im 2. Jh. n. Chr. ein. Dieses Werk ist nicht nur der Höhepunkt der Traumkultur zu seiner Lebzeit, sondern auch „der jahrhundertelangen Tradition der Traumdeutung, die er absorbierte, umformte und der er die bis z. T. im 18. Jahrhundert hinein verbindliche Form gab.“[4]

Natürlich ist es vollkommen klar, dass die Träume in der Antike meist völlig anders gedeutet wurden und einen völlig anderen Stellenwert hatten als in unserer modernen Zeit. Der Beruf des so genannten Traumdeuters war früher wohl deutlich angesehener als heute. So galt es zum Beispiel den damaligen Herrschern ihre Träume zu erklären und zu entschlüsseln und somit dessen Zukunft und die des Landes vorauszusagen.

Somit ist nahe liegend, dass meistens nur positive Deutungen gegeben wurden und eine objektive Betrachtung wohl eher seltener stattgefunden hat.

Heute ist der Beruf des Traumdeuters, nicht zu verwechseln mit dem des gebildeten und studierten Psychologen, eher in Verruf geraten. Durch zahlreiche Rituale wie zum Beispiel das bekannte Kartenlegen, das keine spezielle Ausbildung benötigt, sollen dem „Patienten“ die Träume gedeutet und die Zukunft vorhergesagt werden. Aber mit Wissenschaft und medizinischer Psychologie haben diese Rituale offensichtlich wenig oder besser gesagt überhaupt nichts gemeinsam.

Die wissenschaftlich begründbare Traumdeutung beginnt mit dem gleichnamigen Werk von Sigmund Freud aus dem Jahr 1900. Die Traumdeutung bei Freud ist eine Wunscherfüllungs-Theorie: Triebregungen finden im Traum eine mit dem Schlafzustand verträgliche, d. h. halluzinatorische Befriedigung. Daher unterscheidet Freud zwischen dem chiffrierten "manifesten Traum" und den "latenten Traumgedanken", die die Triebansprüche zum Ausdruck bringen. Doch dazu später mehr.

Nach diesem kleinen Exkurs in die Geschichte der Traumdeutung folgt nun eine kurze Biographie Sigmund Freuds, um einen knappen Einblick in sein Leben geben zu können.

„Am 6. Mai 1856 wird Sigmund Freud als Sohn des jüdischen Textilkaufmanns Jacob Freud und dessen ebenfalls jüdischer Ehefrau Amalia (geb. Nathanson) in Freiberg (heute: Pribor/Tschechien) geboren. Vier Jahre später zieht die Familie nach Wien um, wo Sigmund Freud 1873 sein Medizinstudium an der Wiener Universität beginnt.

Nachdem er 1881 promoviert, findet er Anstellung am Allgemeinen Krankenhaus in Wien wo er an der Entdeckung der schmerzstillenden Wirkung des Kokains beteiligt ist. Im Jahr 1886 heiratet Freud die Jüdin Martha Bernays und eröffnet eine neurologische Praxis in Wien. Dann ist es soweit: Sein Werk "Die Traumdeutung" erscheint. Freud führt hier die grundlegenden Begriffe der frühen Psychoanalyse ein. 1917 hält Freud an der Wiener Universität zum letzten Mal die Vorlesung "Einführung in die Psychoanalyse" und bekommt schließlich 1923 eine Krebsdiagnose gestellt. Nachdem er sich 33 Operationen unterziehen muss und sogar Ehrenmitglied der „British Royal Society of Medicine“ wird, stirbt Sigmund Freud am 23. September 1939 in London.“[5]

In dem ersten Band seiner „Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“ in welchem sämtliche Aufsätze und Vorlesungen von Sigmund Freud enthalten sind, behandelt der zweite Teil der gesammelten Vorlesungen, die 1915-1916 gehalten wurden, das Phänomen des Traumes.

Im ersten Kapitel beschäftigt er sich mit den Schwierigkeiten und den ersten Annährungen an das Träumen.

Freud kommt hier zu der Vermutung, „dass Träume ebenfalls wie die Leidenssymptome gewisser Nervöser einen Sinn haben“[6], da die Kranken teilweise während der Behandlung an Stelle ihrer Symptome auch ihre Träume vorbrachten. Einen großen Vorteil in der Untersuchung der Träume sieht Freud darin, dass, im Gegensatz zu den Neurosen, auch gesunde Menschen träumen.

Das Problem ist jedoch, dass, im Gegensatz zu den vorher behandelten Fehlleistungen, die in der Wissenschaft lediglich als wenig interessant galten, das Untersuchen der Träume „nicht bloß unpraktisch und überflüssig, sondern direkt schimpflich“[7] sei und somit nicht wissenschaftlich sondern eher eine Annährung an den Mystizismus darstellt.

Einweiterer Punkt ist natürlich, dass es oftmals sehr schwer fällt, sich an Träume zu erinnern und sie so meist nur fragmentarisch oder gar nicht mehr wiedergeben kann. So stellt Freud die Frage, „ob man auf diese Methode überhaupt eine Psychologie oder eine Behandlungsmethode begründen kann?“[8]

Gleich darauf widerlegt er jedoch diese These jedoch mit der Aussage, „dass den Fehlleistungen auch eine gewisse Unwichtigkeit zu gesprochen wurde und dass sich große Dinge auch im kleinen Anzeichen äußern dürfen.“[9] Mit einem Beispiel eines Kranken, der behauptet einen lebendes Wesen verletzt zu haben, verdeutlicht Freud dass man, wenn man diese Aussage als Traum festlegt, dem Kranken diese Angst nehmen kann. Auch aus der eigenen Erfahrung lässt sich klar erkennen, dass sich Träume oft auf den gesamten Tagesverlauf auswirken können und dass oft von wichtigen Entdeckungen angeblich vorher davon geträumt wurde.

Doch woher kommt eigentlich die Verachtung der Wissenschaft für das Phänomen des Traumes?

Den Grund dafür sieht Freud darin, dass der Traum in früheren Zeiten stark überschätzt wurde. Alle damaligen Völker haben den Träumen eine enorme Aussagekraft zugesagt und aus ihnen die Zukunft gelesen oder andere wichtige Bedeutungen in ihnen gesucht. Am Beispiel der Griechen und Alexander des Großen, die niemals ohne Traumdeuter einen Feldzug unternahmen, wird deutlich welchen hohen Stellenwert diese Menschen hatten. Nach weiteren Beispielen kommt Freud zu dem Schluss, dass das Interesse am Traum sich nur noch bei Ungebildeten fortsetzte und allmählich zum Aberglauben wurde. Wie schon in meiner Einleitung erwähnt, wird das Traumdeuten noch heute missbraucht um z. B. einen Hinweis auf die Ziehung der Lottozahlen zu erhalten, was natürlich völlig abwegig ist.

Neben einigen diversen Versuchen der Wissenschaft sich mit dem Traum zu beschäftigen, hält Freud die Erkenntnis, dass sich äußerliche Reize auf den Inhalt des Traums auswirken, als einzigen wertvollen Beitrag.

Auch haben die Fehlleistungen ein vielerlei Hinsichten einen Sinn, der der wissenschaftlichen Forschung entgangen ist und warum sollten die Träume somit nicht auch einen Sinn ergeben?

Doch zunächst stellt sich die Frage wie man denn den Traum und damit auch den Schlaf an sich definieren könnte? Da es in den Träumen soviel unterschiedliches gibt, ist es nach Sigmund Freud ratsam, die Gemeinsamkeiten der Träume aufzuzeigen.

Die größte Gemeinsamkeit ist natürlich, dass alle Menschen schlafen, wenn sie träumen. Also ist das Träumen „offenbar das Seelenleben während des Schlafes“[10]. Man kann durch Träume geweckt werden, was zeigt, dass sie ein Zwischenzustand des Menschen zwischen dem Schlafen und dem Wachsein sind. Der Schlaf ist also in psychologischer Hinsicht somit ein Zustand, in dem man alle Reize der Umwelt von einem fern halten und von der Außenwelt nichts wissen möchte. Im biologischen Sinne steht einfach die Erholung im Vordergrund.

Laut Freud zieht man sich in seinen vorweltlichen Zustand zurück. Also den Zustand in welchem man noch nicht geboren wurde und sich im Mutterleib befindet. Durch den Schlaf möchte man genau diesen warmen, dunklen und vor allem reizlosen Zustand wieder einnehmen und sich sozusagen von der Welt verabschieden.

[...]


[1] Wikipedia Enzyklopädie, http://de.wikipedia.org/wiki/Traumdeutung, 24.01.05

[2] Walde Christine, Antike Traumdeutung und moderne Traumforschung, Düsseldorf/Zürich 2001, S.13

[3] Vgl. Walde, a. a. O., S.13

[4] Walde, a. a. O., S.9

[5] Deutsches historisches Museum Berlin, http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/FreudSigmund/, 24.01.2005

[6] Vgl. Sigmund Freud, Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, Und neue Folgen, Hrsg. Alexander

Mitscherlich, Angela Richards und James Strachey, Frankfurt am Main 1969, S.101

[7] Sigmund Freud, , a. a. O, S.102

[8] Sigmund Freud, , a. a. O, S.102

[9] Vgl. Sigmund Freud, , a. a. O, S.102

[10] Sigmund Freud, , a. a. O, S.105

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Traumdeutung nach Sigmund Freud - Einführung in die Psychoanalyse
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
Einführung in die Psychoanalyse
Note
1
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V34665
ISBN (eBook)
9783638348225
ISBN (Buch)
9783640861095
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Komplette Seminararbeit zur Traumdeutung von Sigmund Freud auf der Grundlage seiner Vorlesungen.
Schlagworte
Traumdeutung, Sigmund, Freud, Einführung, Psychoanalyse, Einführung, Psychoanalyse
Arbeit zitieren
Christian Lübke (Autor:in), 2005, Die Traumdeutung nach Sigmund Freud - Einführung in die Psychoanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34665

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