Der Einfluss des Vaters auf seinen Säugling


Seminararbeit, 2015

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Gender Erklärung

Hinweis zur Art der Arbeit

1. Einleitung
1.1 Überblick
1.2 Begriffsbestimmung und Abgrenzung

2. Theoretische Überlegungen
2.1 Die Bindungstheorie
2.2 Das Konzept der Feinfühligkeit als Ausdruck der Bindungsqualität
2.3 Die Rolle des Vaters aus der Sicht der Triangulierung
2.4 weitere Aspekte

3. Konklusion

4. Ausblick

5. Literaturverzeichnis

Gender Erklärung

Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass alle personenbezogenen Formulierungen, insofern sie in dieser Arbeit vorkommen, geschlechtsunabhängig verstanden werden sollen.

Hinweis zur Art der Arbeit

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine reine Literaturarbeit, in der die Grundlagen zur Beantwortung der Fragestellung an theoretischem Material erarbeitet worden sind. Dieses wird anschließend in Bezug zur Fragestellung gesetzt und versucht daraus Antwortmöglichkeiten offen zu legen.

1. Einleitung

1.1 Überblick

Im Zusammenhang mit gegenwärtig intensiven Diskussionen, die Rolle des Vaters in der Familie zu bestimmen und gegebenenfalls neu zu definieren, stellt sich die Frage, welchen Einfluss der Vater auf seinen Säugling nehmen kann.

Aus aktuellen und gesellschaftlich gegebenen Bedingungen, ist die Rollenverteilung in einer durchschnittlichen Familie, im deutschsprachigen Raum, zumindest im ersten Lebensjahr des Kindes, in der Weise gegeben, dass der Vater erwerbstätig ist und die Mutter zu Hause beim Säugling bleibt. Damit ist die Mutter automatisch erste Ansprechperson für alle Bedürfnisse des Säuglings und die wichtigste Bezugsperson. Dabei drängt sich die Frage, ob sich der Vater ebenfalls einen gleichwertigen Status als Bezugsperson innerhalb der Familie erarbeiten kann, auf. Unter welchen Bedingungen kann er sich diesen Status erarbeiten und welchen Einfluss auf den Säugling würde dies nehmen, wenn er damit erfolgreich ist? Welche Veränderung in Bezug auf die Bindungsqualität der Mutter zum Säugling hätte es, wenn der Vater sich diesen Status erarbeitet? Diese Überlegungen führen zu der Fragestellung, die dieser Arbeit zugrunde liegt:

Inwiefern beeinflusst ein erwerbstätiger Vater, innerhalb des ersten Lebensjahres seines Säuglings, die Entwicklung der Bindungsqualität von der Mutter, im Sinne der Feinfühligkeit, und ihrem Kind?

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit ist es, Antworten auf diese und die weiter oben genannten Fragen zu finden.

Im ersten Teil der Arbeit werden die theoretischen Überlegungen zu den wichtigsten Ausgangspunkten, die der Fragestellung zugrunde liegen, aufbereitet. Dazu zählen die Darstellung der Bindungstheorie nach Bowlby und deren weiteren Ausarbeitung durch Mary Ainswort bzw. ihr Verständnis von der Feinfühligkeit, als Ausdruck der Bindungsqualität von der Mutter zu ihrem Kind. Des Weiteren wird ein Blick auf den theoretischen Hintergrund der Triangulierung aus der Sicht der Psychoanalyse genommen.

Im zweiten Teil der Arbeit wird dieses theoretische Grundlagenmaterial, in Bezug auf die Beantwortung der Fragestellung, untersucht.

1.2 Begriffsbestimmung und Abgrenzung

Sofern fachspezifische Begriffe in dieser Arbeit verwendet werden, wird deren Erklärung zum besseren Verständnis, im Zuge ihrer ersten Nennung, angeführt.

Die Begriffe dyadisch oder Dyade, meinen eine zwei-Personen-Konstellation, in der es um eine Bezugsperson geht, die mit dem Säugling in einer Situation in Interaktion tritt oder in Beziehung steht. Dies kann eine reelle Situation sein oder aber ein gedankliches bzw. psychisches Konzept der Bezugsperson - Vater oder Mutter - oder innerhalb des Säuglings selbst. Dyade beschreibt somit eine Mutter-Kind Konstellation oder eine Vater-Kind- Konstellation (vgl. Herzberg 2015, [Online]).

Die Begriffe triadisch oder Triade, meinen eine drei-Personen-Konstellation, Vater-Mutter- Kind. Auch die Triade kann, wie die Dyade, in einer reellen Situation entstehen, aber auch als ein innerpsychisches Konzept der Personen verstanden werden (vgl. Metzger 2002, S. 30).

Der Begriff der Triade wirft einen weiteren Aspekt der Begriffsbestimmung auf, der es wert ist erläutert zu werden, den der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Diese Möglichkeit der Partnerschaften ist ein neues Familiengefüge, welches in der aktuellen Zeit entstanden ist und zum Zeitpunkt der zugrundeliegenden Theorien und deren Entwicklung noch kein Thema war. Unter diesem Aspekt wird in dieser Arbeit unter einem triadischen Gefüge eine Mutter-Vater-Kind-Konstellation verstanden.

Mit dem Ausdruck erwerbstätiger Vater ist ein Vater gemeint, der grundsätzlich im Familienverband anwesend ist und auch pflegerische bzw. häusliche Pflichten übernimmt, und einer geregelten Arbeit nachgeht. Dies bedeutet in den durchschnittlichen Familien, dass der Vater frühmorgens zur Arbeit aufbricht und am Abend wieder nach Hause kommt. Ob er den Säugling in der Früh oder am Abend antrifft, ist im individuellen Familiengefüge bestimmt und kann hier nicht näher definiert werden. Um die theoretischen Modelle und deren Einfluss auf die Fragestellung, beschreiben zu können, wird davon ausgegangen, dass der Vater den Säugling sowohl in der Früh als auch am Abend zu sehen bekommt. Nur dadurch wird der Vater als anwesend und erwerbstätig im Familiengefüge, und den damit verbundenen Dynamiken, wahrgenommen.

2. Theoretische Überlegungen

2.1 Die Bindungstheorie

Die Bindungstheorie von John Bowlby ist eine wesentliche Arbeit, um die besondere Beziehung einer Mutter zu ihrem Säugling verstehen zu können. Nach Holmes geht es bei der Bindungstheorie vor allem um eine räumliche Bindung. Der Säugling fühlt sich zu derjenigen Person hingezogen, bei der all´ seine Bedürfnisse befriedigt werden und es ihm gut geht. Wenn sich diese Person entfernt, spürt der Säugling Schmerz, Trauer, Verlust und das Gefühl dem geliebten Menschen wieder nah sein zu wollen (vgl. Holmes 2006, S. 87).

Die Bindung des Säuglings zu einer Bezugsperson ist für dessen Überleben besonders wichtig. Sie bietet Sicherheit bzw. Schutz vor Stress und wird vor allem zu einer Person aufgebaut, die die Versorgung des Säuglings sicherstellen kann (vgl. Grossmann et al. 2004, S. 69).

Bowlby beschreibt die Bindung des Säuglings zu dessen Bezugsperson als monotrop. Damit ist gemeint, dass der Säugling nur zu einer einzigen Bezugsperson eine sehr starke Bindung aufbaut. Diese ist normalerweise zur Mutter gegeben und hat damit weitreichenden Einfluss auf die psychologische Entwicklung des Säuglings.

„Because the bias of a child to attach himself especially to one figure seems to be well established and also to have far-reaching implications for psychopathology, I believe it merits a special term. In the earlier paper I referred to it as ‘monotropy’.“ (Bowlby 1969, S. 309).

Holmes (2006) konstatiert dazu, dass die Monotropie nicht als absolutistisch angesehen werden kann, sondern viel eher in einer hierarchischen Struktur eingebettet ist. Damit führt er aus, dass der Säugling mehr als eine Bezugsperson hat, unter denjenigen sich aber so etwas wie eine Rangreihe etabliert. An erster Stelle steht meistens die Mutter und danach folgt der Vater. Diese Reihenfolge könnte auch in umgekehrt stattfinden. Diese Möglichkeit lässt die Theorie durchaus zu, da es um die Hauptbezugsperson zum Säugling geht (vgl. Holmes 2006, S. 90).

Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die Bindung des Säuglings an die Hauptbezugsperson zu derjenigen passiert, mit der der Säugling die meiste soziale Interaktion hat (vgl. Grossmann et al. 2004, S. 71). Das würde durchaus den Schluss zulassen, dass auch der Vater diese Hauptbezugsperson sein kann. Welche die Gründe für solch eine Möglichkeit bieten, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht beleuchtet werden.

Wie gut eine Bindung des Säuglings zur Bezugsperson aufgebaut werden konnte, lässt sich erst dann erkennen, wenn eine Trennung zu der geliebten Person erfolgt. Dann zeigt der Säugling ein spezifisches Bindungsverhalten, welches durch die Trennung ausgelöst wird. Dieses Bindungsverhalten kann als Protest gegen die Trennung aufgefasst werden. Ein solches Bindungsverhalten kann Schreien, Anklammern oder ein wildes Gestikulieren mit den Gliedmaßen sein. Erst durch die Trennung und den daraus resultierenden Verlust, kommt die Drei-Personen-Konstellation in die Bindungstheorie. Keine Bindung kann absolut zuverlässig sein. Somit lernt der Säugling, dass geteilt werden und irgendwann auch von der dyadischen Beziehung losgelassen werden muss (Holmes 2006, S. 90-93). Dies könnte so interpretiert werden, dass der Vater, auch wenn er nicht die hauptsächliche Bezugsperson ist, eine wesentliche Rolle in der Konstellation der Trennung für seinen Säugling spielt. Indem er eine kurzfristige Trennung von der Mutter einleitet, er lenkt die Aufmerksamkeit der Mutter auf sich und damit weg vom Säugling, kann der Säugling lernen, dass die Bindung zur Mutter geteilt werden muss.

2.2 Das Konzept der Feinfühligkeit als Ausdruck der Bindungsqualität

Mary Ainsworth hat die Bindungstheorie von John Bowlby weiterentwickelt und um einige wichtige Aspekte, in der besonderen Beziehung von der Bezugsperson zu dem Säugling, ergänzt. Wie weiter oben bereits beschrieben, kann die Hauptbezugsperson Mutter oder Vater sein. Das Konzept der Feinfühligkeit würde diese Annahme unterstützen, da es hierbei um die Bindungsqualität geht. Der Einfachheit halber wird im Folgenden davon ausgegangen, dass die Hauptbezugsperson für den Säugling die Mutter ist.

Durch die Art wie mit dem Säugling im Laufe des ersten Lebensjahres sozial interagiert wird, kann sich beim Säugling ein Gefühl der Gebundenheit einstellen. Dieses Gefühl der Gebundenheit kann, abhängig von der gemachten Erfahrung des Säuglings, verschiedene Abstufungen haben. Ein entscheidender Faktor für diese Bindungsqualität ist die Feinfühligkeit der Mutter. Unter der Feinfühligkeit wird verstanden, wie gut und einfühlsam die Mutter auf die Signale ihres Säuglings eingeht. Reagiert die Mutter schnell und angemessen auf die Bedürfnisse ihres Säuglings oder eher abweisend bzw. sogar inkonsistent und wenig vorhersehbar. Dies macht einen Unterschied in der Bindungsqualität aus. Die Unterschiede in der Bindungsqualität finden ihren Ausdruck in einer sicheren Bindung, unsicher-vermeidenden Bindung oder unsicher-ambivalenten Bindung (vgl. Dornes 2004, S. 44f).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss des Vaters auf seinen Säugling
Hochschule
Universität Wien
Note
2
Autor
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V346739
ISBN (eBook)
9783668360525
ISBN (Buch)
9783668360532
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bindungstheorie, Bolby, Feinfühligkeit
Arbeit zitieren
Anja Walter (Autor:in), 2015, Der Einfluss des Vaters auf seinen Säugling, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346739

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