Stress am Arbeitsplatz und Emotionales Essen

Methodenlehre und angewandte Statistik


Studienarbeit, 2015

75 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorie und Stand der Forschung
2.1. Stress
2.2. Emotionales Essen
2.3. Essverhalten der Geschlechter
2.4. Das Fünf Faktoren Modell

3. Hypothesen

4. Methode

5. Ergebnisse
5.1. Deskriptive Ergebnisse
5.2. Item- und Reliabilitätsanalyse
5.2.1. Stress am Arbeitsplatz
5.2.2. Emotionales Essen
5.2.3. Neurotizismus
5.3. Überprüfung der Skalen auf Normalverteilung
5.4. Hypothesenüberprüfung
5.4.1. Erste Hypothese
5.4.2. Zweite Hypothese
5.4.3. Dritte Hypothese

6. Diskussion und Zusammenfassung

7. Anhang
7.1. Fragebogen
7.2. Häufigkeiten einzelner Items
7.2.1. Häufigkeiten Soziodemografische Daten
7.2.2. Häufigkeiten einzelner Items zum Thema Stress
7.2.3. Häufigkeiten einzelner Items zum Thema Emotionales Essen
7.3. Reliabilität
7.3.1. Skala: Gattung Stress
7.3.2. Skala: Häufigkeit Stress
7.3.3. Skala: Frequenz Stress
7.3.4. Skala: Dauer Stress
7.3.5. Skala: Häufigkeit Essen
7.3.6. Skala: Qualität der Nahrung
7.3.7. Skala: Menge der Nahrungsaufnahme
7.3.8. Skala: Bewusstsein Nahrung
7.3.9. Skala: Neurotizismus
7.4. Nichtparametrische Tests (Hypothese 2)
7.4.1. Mann-Whitney-U Test für Emotionales Essen Häufigkeit
7.4.2. Mann-Whitney-U Test für Emotionales Essen Qualität
7.4.3. Mann-Whitney-U Test für Emotionales Essen Menge
7.4.4. Mann-Whitney-U Test für Emotionales Essen Bewusstsein
7.5. Regression (Hypothese 3)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Transaktionales Stresskonzept nach Lazarus & Launer: Eigene Abbildung

Abbildung 2 Eigene Abbildung in Anlehnung an M. Macht 2005 S10

Abbildung 3 Zimbardo, (2008); Das Fünf Faktoren Modell S.509

Abbildung 4 Kreisdiagramm der Altersverteilung in Altersgruppen; Eigene Abbildung .

Abbildung 5 SSPS Ergebnisse Kolmogorov-Smirnov Test und Shapiro-Wilk Test

Abbildung 6 SSPS Ergebnis Spearman Rangkorrelationskoeffizienten

Abbildung 7 Streudiagram zu Korrelation zwischen Stress am Arbeitsplatz und

emotionalem Essen

Abbildung 8 SSPS Ergebnisse Spearman Rangkorrelationskoeffizienten der einzelnen Items untereinander

Abbildung 9 Übersicht Ergebnisse aus SSPS Mann- Whitney-U-Tests

Abbildung 10 SSPS Ergebnis Regressionsanalyse

Abbildung 11 SSPS Ergebnis ANOVA Tabelle

Abbildung 12 SSPS Ergebnis Regressionsgleichung

Abbildung 13 SSPS Ergebnis Streudiagramm Vergleich Werte der Regressionsgleichung mit den tatsächlichen Werten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Fragenformulierung Art der Stressbelastung am Arbeitsplatz (Gattung)

Tabelle 2 Fragenformulierung Häufigkeit der Stressphasen

Tabelle 3 Fragenformulierung Frequenz zwischen den Stressphasen

Tabelle 4 Fragenformulierung Dauer der einzelnen Stressphasen

Tabelle 5 Fragenformulierung Häufigkeit der Nahrungsaufnahme

Tabelle 6 Fragenformulierung Qualität der Nahrung

Tabelle 7 Fragenformulierung Menge der Nahrung

Tabelle 8 Fragenformulierung Bewusstsein für die Nahrungsaufnahme

Tabelle 9 Fragenformulierung Neurotizismus

Tabelle 10 Tabelle zur Betrachtung der Kurtosis und Schiefe

1. Einleitung

Die heutige Arbeitswelt in Deutschland verlangt von ihren Beschäftigten immer mehr ab. Mul- titasking, starker Termin- und Leistungsdruck oder sich ständig wiederholende Arbeitsvor- gänge, die zu einer einseitigen Belastung führen oder den Mitarbeiter mental abstumpfen lassen können, führen dabei das Feld der Belastungen an. Die moderne Industriegesellschaft fordert ein schnelles hektisches Leben (vgl. Zimbardo, 2008). Menschen leiden aufgrund die- ser Faktoren immer mehr unter zunehmenden Stress und seinen gesundheitlichen Folgen. Dies zeigt auch die Studie „Der Stressreport 2012“ von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin unter der Leitung von Andrea Lohmann-Haislah In dieser Studie wurden 20.000 Erwerbstätige ab 15 Jahren bundesweit befragt. Dabei gaben die Befragten an in Ihrem Arbeitsalltag mit den folgenden Anforderungen häufig konfrontiert zu sein: verschiedenartige Aufgaben gleichzeitig betreuen (58%), starker Termin- und Leistungsdruck (52%), sich ständig wiederholende Aufgaben, (50%), Arbeitsunterbrechungen (44%), sowie „sehr schnell arbeiten zu müssen“ (39%). Ein Belastet sein durch die jeweilige Anforderungen wird von der Studie jeweils in absoluten- (der jeweilige Anteil von allen Befragten) und relativen Zahlen (Ausmaß der psychischen Anforderungen), ausgewiesen. Bei den absoluten Zahlen zeigen sich der starke Temin- und Leistungsdruck (34%) und Arbeitsunterbrechungen (26%) als Spitzenreiter während bei den relativen Zahlen „das Arbeiten an der Leistungsgrenze (74%) und wiederum der starke Termin und Leistungsdruck (70%) als Spitzenreiter ausgewiesen werden. (vgl. Stressreport 2012). Der Stressreport zeigt deutlich dass die Beschäftigten in Deutschland im Arbeitsleben mit vielen verschiedenartigen Stressoren konfrontiert werden, die dann zu Mehr- fachbelastungen führen.

Gleichzeitig nimmt die Anzahl an Menschen mit Übergewicht zu. Dies belegt die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) vom Robert-Koch-Institut aus dem Jahre 2012. DEGS1 liefert aktuelle Daten zum Thema Übergewicht / Adipositas und ist eine reprä- sentative Stichprobe bei den 8152 Personen untersucht, befragt und getestet wurden. (vgl. Übergewicht und Adipositas; Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutsch- land (DEGS1)). Zwar hat sich der Anteil der übergewichtigen Männer (67,1%) und Frauen (53,0%) im Vergleich zur vorherigen Studie BGS98 nicht verändert, jedoch ist die Adiposi- tasprävelenz deutlich gestiegen. Nach Daten des BGS 98 waren 18,9% der Männer und 22,5% der Frauen adipös, während in DEGS1 die Zahl bei Männern auf 23,3% und bei den Frauen auf 23,9% gestiegen ist. (vgl. Übergewicht und Adipositas; Ergebnisse der Studie zur Gesund- heit Erwachsener in Deutschland.(DEGS1))

Betrachtet man die Ergebnisse beider Studien miteinander, so kann man die Frage stellen ob zwischen der Tatsache das die Menschen immer mehr Stress in der Arbeit erleben und der Tatsache das Menschen existieren, die mehr und mehr unter einem adipösem Gewicht leiden ein Zusammenhang besteht. Stress erhöht unseren Energiebedarf. Blutdruck, Herzfrequenz und Muskeltonus steigen ebenfalls an und die Energiereserven des Menschen werden dabei mobilisiert. Dies löst Hunger aus. Hat der Mensch dazu noch in seiner Biografie gelernt, dass Essen Belohnung oder Trost bedeutet, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er in häufi- gen und unterschiedlichen Stresssituation Nahrung aufnimmt. Stressbedingtes Essen bleibt nur ohne Gesundheitliche Folgen, wenn der Mensch sich nur kurzzeitig überlastet fühlt, bei andauender Belastung oder ständiger Überforderung bedarf es einer ständigen Kompensation und gesundheitliche Folgen (darunter auch Übergewicht) können die Folgen sein.(vgl. Fehr- mann, 2002)

Kann der Stress, den viele Menschen im Alltag ihrer Beruflichen Tätigkeit erleben, aber wirklich der Grund für eine mögliche Gewichtszunahme sein?

In der vorliegenden Studienarbeit soll der Faktor Stress während der beruflichen Tätigkeit im Zusammenhang mit verstärktem Essen untersucht werden. Dazu wird zunächst ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung wiedergegeben.

2. Theorie und Stand der Forschung

In den folgenden Abschnitten werden die theoretischen Grundlagen dieser Arbeit erläutert. Es wird unter anderem dargestellt, wie die Forschung den Begriff Stress und emotionales Essen definiert bzw. erklärt, und wie der Stand der Forschung zum Thema emotionales Essen in Bezug zu Stress ist. Des Weiteren wird kurz das Big Five Modell beleuchtet, das im weiteren Verlauf dieser Arbeit herangezogen wird.

2.1. Stress

Das Wort „Stress“ wurde bereits im mittelalterlichen Englisch als Begriff für „äußere Not oder auferlegter Mühsal“ verwendet und wurde erst später (1914) als Begriff der psychophysiologischen Fachliteratur eingeführt. (vgl. Schönpflug,1987).

Stress ist definiert als ein Spannungszustand, der durch die Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich nahe oder bereits eingetretene subjektiv lang andauernde Situation als nicht vollständig kontrollierbar erlebt wird, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint. (vgl. Aichinger, 2003). Zimbardo definiert den Begriff Stress als Reaktionsmuster eines Organismus auf Stimulus Ereignisse, die dessen Gleichgewicht stören und dessen Fähigkeit, die Einflüsse zu bewältigen stark beansprucht oder übersteigt. (vgl. Zimbardo Seite 468). Lange wurde in der Wissenschaft darüber gestritten ob Stress als äußerer auf den Organismus einwirkender Reiz zu verstehen ist oder ob Stress eine Reaktion des Organismus auf äußere Reizereignisse ist. Dabei wurden 3 Modelle die sich etabliert haben:

-Das Modell der Notfall-Reaktion bei dem Cannon verschiedene Reaktionstendenzen (des Organismus auf Stress kategorisiert (vgl. Cannon W.,1929),
-Das allgemeine Anpassungssyndrom bei dem Selye die Reaktionen bzw. die drei zeitlich aufeinander ab folgenden Phasen beschreibt, die ein Organismus durchläuft, wenn dieser fortwährend von Stress (psychisch oder physisch) ausgesetzt ist. (vgl. Selye,1946)
-Das transaktionale Stresskonzept, bei dem von Lazarus und Launer. Stress als Transak- tion bzw. Beziehung zwischen Person und Umwelt verstanden wird. Dabei wird als Trans- aktion die kognitive Bewertung eines objektiven Reizes verstanden. (vgl. Lazarus & Lau- ner, 1981).

Aufgrund der vorliegenden Thematik in dieser Studienarbeit eignen sich die ersten beiden Modelle eher weniger für unsere Untersuchung als die Prozesstheorie nach Lazarus & Launer, da sie Inhaltstheorien darstellen und sich nicht mit dem Essverhalten bei Stress beschäftigen. Sie werden deshalb, hier aus Gründen der Vollständigkeit, nur erwähnt.

Das Transaktionale Stresskonzept (Lazarus & Launer)

Das Transaktionale Stresskonzept besagt, dass Stress eine spezielle Form der Transaktion ist. Als Transaktion wird dabei eine Reaktion von einem Menschen auf eine sich ändernde Situation verstanden. Dieser Bewertet die Situation in einer ersten (primären) Kognition dabei ob Sie für ihn:

Positiv ist. D.h. das Individuum sieht in dem Ereignis eine positive Entwicklung der Lage oder Sicherheit. Anpassungs- oder Bewältigungsstrategien sind nicht nötig.

Irrelevant ist. D.h. das Individuum sieht das Ereignis neutral, da es keine Auswirkungen für sich selbst sieht.

Stressend ist. D.h. das Individuum sieht das Ereignis als 1. Bedrohend, 2.schädigend / Verlust einbringend oder 3. als Herausfordernd an. Alle 3 Formen der Bewertung werden dabei von der Person als negativ und als Stressor gesehen, wobei der 3. Form weniger eine negative, sondern vielmehr eine motivierender Bewertung attestiert wird.

Wenn der Reiz (ob er dabei auf äußere- z.B. eine bevorstehende wichtige Klausur oder innere Anforderungen; z.B. der Wille eine sehr gutes Ergebnis zu erzielen, zurück zu führen ist, ist dabei nicht von Belang) für das Individuum einen Stressor darstellt, so folgt eine zweite (se- kundäre Bewertung) der eigenen Fertigkeiten um den Anforderungen der sich veränderten Situation zu begegnen. Je geringer die Person seine vorhandenen Fertigkeiten bzw. Fähigkei- ten (coping) gegenüber der Anforderung einschätzt, um diese bewältigen zu können, desto höher ist der empfundene Stress. Fertig- oder Fähigkeiten (Coping Strategies) bedeuten dabei verhaltensorientierte (Informationssuche, direkte Aktionen oder Aktionshemmunng) sowie int- rapsychische Anstrengungen um mit äußeren- oder inneren Anforderungen fertig werden zu können.

Ausschlaggebend für Stress sind also keine objektiven Bedingungen, sondern wie die Person das Gleichgewicht zwischen Anforderung und dessen eigenen Fertig- und Fähigkeiten subjektiv bewertet. (vgl. Lazarus & Launier: 1981). Siehe hierzu auch Abb. 1

Dies bedeutet für die Befragung und die Untersuchung, dass wenn ein Mensch Faktoren der Arbeitsbelastung als Stressor empfindet, müsste er eine direkte Aktion in Form von mehr Nahrungsaufnahme und oder Aufnahme von ungesünderem Essen als zuvor vornehmen. Jedoch könnte man davon ausgehen, dass Menschen der Stress bei den Menschen eine Aktionshemmung in Form von weniger bis keiner Nahrungsaufnahme auslösen kann. Beide Formen wären dann als Coping-Strategie zu interpretieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Transaktionales Stresskonzept nach Lazarus & Launer: Eigene Abbildung

Nachdem der Begriff „Stress“ beleuchtet wurde, wird der Begriff „Emotionales Essen“ näher untersucht.

2.2. Emotionales Essen

Essen von Nahrung hat neben der Hungersättigung auch andere Funktionen. So dient Essen nicht selten auch der Affektregulation z.B. im Sinne einer Koppelung negativer emotionaler Zustände und der Nahrungsaufnahme (z.B. Eltern trösten ihre Kinder durch das Angebot von Süßigkeiten)“ (vgl. Herpertz, 2008). Veränderungen des Essverhaltens bei emotionaler Akti- vierung werden, wie Befragungen zeigen, häufig erlebt. Dabei fällt auf, dass die Wirkungen von Emotionen auf das Essverhalten in Abhängigkeit von Person- und Emotionsmerkmalen variieren. Frauen berichten häufiger als Männer emotionsbedingte Veränderungen des Ess- verhaltens (Pudel & Richter, 1980; Pudel, 1984; Spillman, 1990). Ein und dieselbe Emotion kann bei verschiedenen Personen unterschiedliche, sogar entgegengesetzte Wirkungen auf das Essverhalten entfalten. In der Tat berichten Befragte, dass negative Emotionen und Stress das Essverhalten steigern oder hemmen, wobei die jeweilige Häufigkeit von Untersuchung zu Untersuchung schwankt. (Vgl. M. Macht, 2005)

Der Begriff „Emotionales Essen“ stammt aus der Ernährungspsychologie. Der Theorie des emotionalen Essverhaltens zu Folge werden negative Emotionen durch Essverhalten vermin- dert. Weiterhin soll die Tendenz, Stress durch Essen zu bewältigen, erlernt sein und zu Über- gewicht führen (vgl. Bruch, 1973; Kaplan & Kaplan, 1957; Slochower, 1983; van Strien, 1995). Keine dieser Annahmen ist bisher direkt experimentell bestätigt. Für die Kernannahme der Theorie (Verminderung negativer Emotionen durch Essverhalten) liegen allerdings indirekte

Belege vor: Die Neigung, negative Emotionen durch Essverhalten zu bewältigen, wird erlebt (vgl. Christensen & Pettijohn, 2001; Lyman, 1989; Oliver & Wardle, 1999; Spillman, 1990; Steptoe et al., 1995; van Strien., 1995; Macht & Simons, 2000; Macht, Haupt & Ellgring, 2003). Ein kürzlich publiziertes Laborexperiment ergab, dass emotionale Esser bei Anspannung / Angst mehr süße und fettreiche Nahrung aufnehmen als nicht-emotionale Esser (vgl. Oliver et al., 2000). Die Probanden wurden - analog zu den Experimenten mit gezügelten Esserinnen - durch Fragebogen in hoch und niedrig emotionale Esser eingeteilt (vgl. „Dutch Eating Beha- vior Questionnaire“, van Strien., 1986). Als letzter aufgeführter indirekter Beleg zeigte eine Reihe von Untersuchungen, dass Essverhalten den emotionalen Zustand verändern kann: Kohlenhydratreiche Mahlzeiten verbessern die Stimmung (vgl. Spring, 1987; Christensen, 1997; Bellisle, 1998; Benton & Donohoe, 1999; Gibson & Green, 2002) und vermindern bei emotional labilen Personen psychische und körperliche Stressreaktionen (vgl. Markus et al., 1998; 2000). Süße Nahrung wirkt bei Säuglingen stressvermindernd, ja sogar antinozizeptiv (vgl. Smith, 1990). Auf Grund dieser Ergebnisse erscheint die Annahme plausibel, dass Koh- lenhydrate bzw. süße Nahrung zur Regulation negativer Emotionen aufgenommen werden können. (vgl. Christensen, 1993, 1997; Christensen & Pettijohn 2001; Huether et al., 1998).

Doch wie ist es zu erklären, dass wie bereits erwähnt, Organismen auf Stress mit unterschiedlichem Essverhalten reagieren?

Durch intensiven oder chronischen Stress reduzieren Ratten ihre Nahrungsmenge, während bei schwächeren Stressoren die Menge und Essgeschwindigkeit ansteigt (vgl. Rowland / An- telman 1976; Sampson & Willner Muscat & Papp, 1992). Experimentelle Ergebnisse der Hu- manpsychologie liegen bisweilen nicht vor. Allerdings ermitteln Fragebogenstudien ähnliche Ergebnisse bei Menschen wie bei den Tierversuchen (vgl. Mehrabian, 1980). Hierbei wurden die Probanden instruiert, durch das Hineinversetzen in bestimmte Emotionen einzustufen, wie viel sie in Abhängigkeit der jeweiligen Emotion essen würden. Geringfügiger aktivierende Emo- tionen wie Langeweile oder Niedergeschlagenheit gingen mit zunehmender Nahrungsauf- nahme, stärker aktivierende Emotionen wie Angst und Anspannung mit reduzierter Nahrungs- menge einher (vgl. Macht 2005) Dies bedeutet, dass Individuen auf starken Stress mit vermin- derter Nahrungsaufnahme und bei weniger starken stress mit verstärkter Nahrungsaufnahme reagieren.

Um jedoch die Theorie des Emotionalen Essverhaltens vollständig zu erklären sei hier erwähnt, dass Sie nur ein Subphänomen der umfangreicheren Theorie des emotionsbedingtem Essens darstellt. Zur besseren Abgrenzung der beiden Begriffe wird nun die Theorie des emotionsbedingtem Essens kurz erläutert, da beide Begriffe oft fälschlicherweise Synonym verwendet werden. (Vgl. M. Macht 2005)

Bei der Theorie des emotionsbedingtem Essverhaltens wird angenommen, dass jede Veränderung des Essverhaltens auf das Zusammenspiel von zwei Kernfaktoren, den Emotionsmerkmalen und den Personenmerkmalen zurückzuführen ist: (vgl. M. Macht 2005)

1. Emotionsmerkmale

Die Emotionen können als ein innerer Aspekt des Erlebens gesehen werden die mit einer Gemütserregung in Verbindung stehen und nicht unbedingt bewusst zur Kenntnis genommen werden (vgl. Galliker 2009).Sie werden als erster auf den Organismus ein- wirkender Faktor verstanden. Welche Wirkungen, die Emotion auf den Organismus hat, ist dabei von Ihrer Intensität, ihrer Valenz und Ihrer Qualität abhängig. Repräsen- tative Erhebungen zeigen, dass die Valenz und Qualität der Emotionen das Essverhal- ten unterschiedlich beeinflussen. Langeweile und Einsamkeit wurden als appetitstei- gernd, Traurigkeit und Ärger als appetithemmend. (vgl. Macht, 2005)

2. Personenmerkmale

Die vorher genannten eingehenden Emotionen treffen auf die Personenmerkmale. Diese lassen sich in zwei wesentliche Teile aufspalten, den psychischen- und somati- schen Prozessen (Mediatoren), diese übertragen dabei die Auswirkungen der Emotion (z.B. ein Schokoriegel essen als Belohnung bzw. Kompensation für den Stress in der Arbeit) zusammen mit den Faktoren, die die Auswirkungen von Emotionen auf das Essverhalten schwächen oder verstärken (Moderatoren) auf das Esseverhalten. Sie sind somit als Mittler von Emotion und Handlung zu verstehen (vgl. Macht 2005) Siehe auch Abbildung 2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Eigene Abbildung in Anlehnung an M. Macht 2005 S10.

Nachdem nun auch der Begriff „Emotionales Essen“ verdeutlicht wurde, wird sich nun dem aktuellen Forschungsstand in Bezug auf das Thema „Essverhalten der Geschlechter“ zuge- wandt

2.3. Essverhalten der Geschlechter

Zur Thematik gibt es eine ganze Reihe an Forschungsergebnissen. Diese zeigen immer wie- der, dass Frauen eher dazu neigen emotionale Belastung durch Essen zu kompensieren als Männer. In Studien von Leon und Chamberlain (1973), Buchanan (1973) und Hoiberg, (1980) zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen negativen Emotionen und Essverhalten, die bei Frauen signifikant stärker ausgeprägt waren als bei Männern.“ ( vgl. Lautenbacher, Güntürkün & Hausmann, 2007, S. 245). Eine zur Konstruktion des Inventars zum Essverhalten und Gewichtsproblemen (IEG) durchgeführte Befragung von 355 Frauen und 230 Männern mit einem praktisch gleichem Durchschnittsalter von m = 38,1 (Frauen) und m = 37,6 (Männer) ergab, dass Frauen eher dazu neigen, auf emotionale Belastung mit Essen zu reagieren.“ (vgl. Diehl & Staufenbiehl, 1999)

Des Weiteren existiert die Studie zum Thema des emotionalen Essens aus dem Jahre 2005 bei dem das Forscherteam von Jordan LeBel von der Cornell-Universität in in Zusammenarbeit mit der McGill-Universität. Dabei wurden 196 Frauen und 101 Männer befragt, unter welchen Bedingungen sie am ehesten zu „Comfort Food“ greifen. Im Ergebnis stellte sich heraus, dass dies bei Frauen vor allem der Fall war, wenn sie schlechte Gefühle kompensieren wollten. Bei Männern hingegen war der Konsum von „Seelenfutter“ vor allem durch positive Gefühle geprägt. (vgl LeBel, Dube & Lu 2005).

2.4. Das Fünf Faktoren Modell

Da sich die letzte Hypothese mit der Frage beschäftigt, ob man emotionales Essverhalten mit dem Persönlichkeitsmerkmal Neurozitismus nach dem Fünf-Faktoren-Modell vorhersagen kann, wird das Fünf-Faktoren-Modell oder auch die Big Five genannt, im Folgenden kurz be- schrieben. Das Modell wurde entwickelt, um Struktur in eine Liste von Eigenschaften zu brin- gen, die zuvor von Allport und Odbert aus dem Lexikon herausgearbeitet wurden (vgl. Gerrig, Zimbardo 2008). Aus diesen Eigenschaften wurden bipolare Eigenschafts-Dimensionen ent- wickelt, anhand derer Personen sich selbst und andere beurteilten können. Aus statistischen Analysen haben sich 5 Persönlichkeitsmerkmale herauskristallisiert.:(Siehe Abbildung 3)

Das Fünf-Faktoren-Modell stellt ein Klassifikationssystem dar, das zur Beschreibung von Persönlichkeitsmerkmalen herangezogen werden kann. Dabei stellt die Eigenschaftsdimension Neurozitismuns diejenige Ebene da ob man generell stabil, ruhig oder eher ängstlich und instabil ist. Bzw. auf äußere und innere Einwirkungen ist wie z.B. Stress.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Zimbardo, (2008); Das Fünf Faktoren Modell S.509

3. Hypothesen

Die vorherigen Abschnitte haben beschrieben, dass Menschen während Ihrer beruflichen Tä- tigkeit in den unterschiedlichsten Formen häufig Stress ausgesetzt sind und dass ein Teil der Bevölkerung immer mehr an Gewicht zunimmt. Dabei wurde auch beschrieben, wie Stress beim Menschen entsteht und wie Emotionen und Stress zusammenhängen und das Essver- halten beeinflussen. Ob der Stress während der Arbeit das Essverhalten in Form von emotio- nalem Essen beeinflusst, soll mit den folgenden drei Hypothesen Überprüft werden. Um den Rahmen dieser Studienarbeit jedoch nicht zu sprengen wird sich in der Betrachtung des Ess- verhaltens nur die Steigerung und nicht die Minderung der Essverhaltens betrachtet und im weiteren Verlauf Emotionales Essen mit gesteigertem Essverhalten gleichgesetzt.

Die erste Hypothese beschäftigt sich mit der Frage ob es einen positiven Zusammenhang zwischen dem erlebten Stress während der beruflichen Tätigkeit und einem emotionalem Ess- verhalten, dass zu einem gesteigertem Essverhalten führt (Emotionales Essen) gibt. Sie wird durch folgende Testhypothese formuliert. Der Korrelationskoeffizient r zwischen Stress und gesteigertem Essverhalten ist positiv. Im Ergebnisteil wird mit Alternativ- und Nullhypothese gearbeitet. Die Nullhypothese besagt, dass es keinen Zusammenhang zwischen den gibt, währenddessen die Alternativhypothese annimmt dass es ein Zusammenhang besteht.

Ein weiterer Aspekt, der sich aus der Theorie ergibt, ist die Frage nach dem Geschlecht in Bezug auf emotionales Essverhalten bei Stress im Arbeitsalltag. Wie in Punkt 2.3 bereits be- schrieben hat sich in vorherigen Untersuchungen gezeigt, dass es einen signifikanten Unter- schied zwischen Männern und Frauen gibt. Demnach sollen Frauen bei negativen Emotionen (darunter auch Stress) eher zu emotionalem Essen neigen als Männer. Dies soll im Rahmen dieser Arbeit nochmals untersucht werden und wird durch folgende Hypothesenformulierung operationalisiert. Frauen tendieren eher zu einem emotionalen Essverhalten durch den erleb- ten Stress im Beruf als Männer. Die zu untersuchende Nullhypothese besagt demnach: Es gibt keinen Unterschied beim Essverhalten in Bezug auf Emotionales Essen aufgrund des Arbeitsalltags zwischen Männern und Frauen. Diese Hypothese soll nochmal weiter in vier Unterhypothesen spezifiziert werden. Die erste Unterhypothese lautet. Frauen essen öfters als normal wenn sie unter Stress stehen als Männer in ähnlichen Situationen. Dabei lautet die dazugehörige Nullhypothese. Frauen essen nicht öfters als Männer, wenn sie unter Stress im Arbeitsalltag stehe oder Männer essen öfters wenn sie Stress in Ihrem Berufsalltag erleben Die zweite Unterhypothese bezieht sich auf die Qualität der Nahrung, die die Menschen unter Stress zu sich nehmen. Deshalb lautet die dazugehörige Hypothese. Frauen ernähren sich in Stresssituationen ungesünder als Männer, währenddessen die Nullhypothese folgendermaßen lautet: Frauen ernähren sich unter Stresssituationen nicht ungesünder als Männer oder Männer ernähren sich ungesünder unter Stress als Frauen. Die dritte Unterhypothese lautet: Frauen essen mehr als Männer wenn sie Stress in der Arbeit erleben. Die Nullhypothese dazu lautet: Frauen essen nicht mehr als Männer wenn sie unter Stress durch den Beruf stehen oder Männer essen mehr als Männer wenn sie im Beruf unter Stress stehen. Die letzte Unterhypothese befasst sich mit dem Thema, wie sehr die Menschen bewusst auf ihre Ernährung achten. Die Unterhypothese lautet hierzu Frauen haben ein geringeres Bewusstsein bei ihrem Ernährungsverhalten wenn sie beruflich unter Stress stehen als Männer. Die Nullhypothese lautet. Es gibt keinen Unterschied oder Männer haben geringeres Bewusstsein bei ihrem Ernährungsverhalten wenn sie beruflich unter Stress stehen

Die dritte Hypothese soll einerseits mit Hilfe des Fünf-Faktoren Modells und der bipolaren Per- sönlichkeitsdimension Neurotizismus und andererseits mit Hilfe der verschiedenen Arten von Stress untersuchen. ob man emotionales Essen vorhersagen kann. Die Hypothesenformulie- rung lautet. Mit Hilfe von Neurotizismus aus dem Big Five Modell und verschiedenen Arten von Stress (Leistungsdruck, Zeitdruck, Arbeitsunterbrechungen, zu viel Aufgaben und mono- toner Arbeit) kann man emotionales Essen vorhersagen. Die dazu gehörige Nullhypothese lautet man kann mit Hilfe von Neurotizismus und den verschiedenen Arten von Stress emoti- onales Essen nicht vorhersagen.

Nachdem nun die Hypothesen aufgestellt wurden folgt nun die Beschreibung der Methodik

4. Methode

Ein selbstentwickelter Fragebogen zum Thema Stress während der beruflichen Tätigkeit in Bezug auf Emotionales Essen soll die Möglichkeit geben, Rückschlüsse auf die aktuelle Situation ziehen zu können. Dabei besteht der Fragebogen ausschließlich aus eigens formulierten Items. Ein Teil der Items ist so konstruiert, dass Sie das Essverhalten der Menschen erfassen sollen. Ein anderer Teil der Items soll messen ob die Befragten unter Stress in der Arbeit leiden und wiederum ein anderer Teil ist so gestaltet, dass er das Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus der Befragten erfassen soll. Sowohl die Daten als auch der verwendete Fragebogen, die als Grundlage für die im Rahmen dieser Studienarbeit durchgeführte Stichproben dienen, sind im Anhang unter den Punkt 7. vor zu finden.

Die in Punkt 3. beschriebenen Hypothesen sollen mittels einer induktiven Testkonstruktion überprüft werden. Dabei ist der Ausgangspunkt der induktiven Testkonstruktion eine große Anzahl an Items (vgl. Bühner, 2001). Zu Beginn besteht die Vermutung, dass bestimmte for- mulierte Items ein bestimmtes Konstrukt erfassen. Nachdem die Items einer Stichprobevorge- geben wurden, lassen sich mit Hilfe von Datenanalyse theoretische Erkenntnisse ableiten. (vgl. Bühner 2001)

Bei der Generierung des Fragebogens wurden insgesamt beide Konstrukte in Facetten unterteilt, von denen ich vermute, dass sie zur Beschreibung von Stress am Arbeitsplatz und von Emotionalem Essen herangezogen werden können. Die Items die sich mit der Frage beschäftigen welche Ausprägung die Befragten bei der Big Five Dimension Neurozitismus besitzen, wurden ebenfalls selbst formuliert. Es sei erwähnt, dass bewusst auf den bereits bestehenden und validierten Fragebogen Big Five Inventory, kurz BFI oder dessen Kurzversion (vgl. Rammstedt, John 2005) verzichtet wurde, da im Rahmen dieser Studienarbeit Erfahrung mit der Formulierung von Items gesammelt werden sollte.

Das erste Konstrukt Stress während der Arbeit wurde in folgende Facetten unterteilt.

-Gattung nach erlebter Stressempfindung
-Häufigkeit
-Dauer
-Frequenz zwischen den Stressphasen

Das zweite Konstrukt Emotionales Essen wurde in unten stehende Facetten unterteilt

-Häufigkeit der Nahrungsaufnahme
-Menge der Nahrungsaufnahme
-Qualität der Nahrung
-Bewusstsein der Nahrungsaufnahme

Je Facette wurden 5 bis 15 Items generiert, die die jeweiligen Facetten erfassen sollen, um mittels der manifesten Variablen die latenten Konstrukte messbar zu machen. In Punkt 5.2 wurde eine Item- und Realiabilitätsanalyse durchgeführt und die Zuordnung der Items zu den Facetten qualitätsgesichert und ggf. angepasst. Diejenigen Items, die negativ gepolt waren, wurden recodiert (umgepolt). Die Recodierung wurde dabei schon im Vorfeld bei der Erstellung des Fragebogens auf der Plattform SoScisurvey vorgenommen.

Die Teilnehmer der Stichprobe schätzen nach eigenem subjektivem Empfinden die Merkmals- ausprägungen des jeweiligen Items anhand einer Skala ein, die über die folgenden fünf Stufen verfügt: sehr unzutreffend, eher unzutreffend, weder noch, eher zutreffend, sehr zutreffend. Die Antworten der Befragten wurden in dem Statistikprogramm SSPS von 1 = sehr unzutreffend bis 5 = sehr zutreffend kodiert. Zusätzlich zu den Itemfragen wurden zu Beginn des Fragebogens Angaben zur Person ermittelt. Diese schließen sich aus Alter, Geschlecht, sowie akademischen Abschluss und Tätigkeit zusammen.

Die Befragung wurde ausschließlich per online Fragebogen über die Plattform Soscisur- vey.com durchgeführt. Insgesamt nahmen 56 Personen an der Befragung teil. Diese Personen stellen eine angefallen Stichprobe da. Dies bedeutet dass die aktuell verfügbaren Populations- mitglieder befragt wurden. (vgl. Hussy, Schreier, Echterhoff, 2010) Die Stichprobe soll die Be- rufstätigen und Studenten in Bayern repräsentieren. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auf- grund der Zeit und der Möglichkeiten nicht mehr Leute befragt wurden und eine Zufallsauswahl ebenfalls nicht realisierbar war.

5. Ergebnisse

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Ergebnissen der Studienarbeit. Zunächst werden deskriptive Ergebnisse erläuterst. Des Weiteren werden die Items des Fragebogens bezüglich ihrer Reliabilität untersucht, sowie die aufgestellten Hypothesen überprüft. Alle Berechnungen und Daten, auf die sich im weiteren Verlauf bezogen wird, sind im Anhang unter Punkt 7.3 oder im beigefügten Datensatz zu finden

5.1. Deskriptive Ergebnisse

Von den 56 Befragten waren 31 Personen (55,4%) weiblich und 25 Personen (44,6%) männ- lich.

Des Weiteren wurde das Alter der Befragten in Altersgruppen abgefragt. Dabei stellten die 25 bis 29 jährigen den größten Anteil mit 25 Personen (44,6 %), gefolgt von den 20 bis 24 jährigen mit 15 Personen da. Die Drittgrößte Gruppe stellten die 30 bis 34 Jährigen mit 10 Personen (17,8) da. Betrachtet man die relativen Summenhäufigkeiten hierzu, dann erkennt man, dass diese drei Gruppen 89,3 % der Befragten ausmacht. 71,4% der Befragten sind unter 30 Jahre alt. Die restlichen 10,3 % verteilen sich wiederum auf drei Gruppen. Siehe bitte hierzu Abbil- dung 4) Dies lässt darauf schließen, dass der größte Teil der Befragten noch am Anfang seiner beruflichen Laufbahn steht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Kreisdiagramm der Altersverteilung in Altersgruppen; Eigene Abbildung

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Frage nach dem schulischen Abschluss ab. Danach haben insgesamt 76,8% eine höherwertige schulische Ausbildung genossen. Dabei setzen sich die 76,8% wie folgt zusammen: Von Insgesamt 56 Befragten haben 20 Personen (35,7%) einen Fachhochschulabschluss, 15 Personen (26,8 %) besitzen einen Hochschulabschluss und 8 (14,3) Personen haben einen Fachschulabschluss. 23,2 % besitzen demnach keinen akademischen Abschluss. Siehe hierzu auch im Anhang Punkt 7.2.

Betrachtet man hinzukommend die Frage nach dem beruflichen Status, so gaben 62,5% aller Befragten an im Angestelltenverhältnis zu sein und 26,8% gaben an noch hauptsächlich Stu- dent zu sein. Man kann die Daten so interpretieren, dass ein Großteil der Befragten noch Jung ist, einen hohen Bildungsstand hat und sich am Anfang der beruflichen Laufbahn befindet.

Einige Ergebnisse werden nun in Form von Häufigkeitsverteilungen einzelner Items darge- stellt. Dabei werden für eine positive Ausprägung die Antworten „stimme eher zu“ und „stimme voll zu“, addiert. Um die negativen Ausprägungen abzubilden, werden die Antworten „stimme eher nicht zu“ und „stimme gar, addiert. Die Umfrage ergab, dass 57,1 Prozent unter hohem Leistungsdruck leiden. 64,4 % Prozent der Befragten gaben an, dass Sie zu viele Aufgaben haben, die sie auf einmal erledigen müssen. Des Weiteren müssen 58,9 % unter hohem Zeit- druck arbeiten und 59,0 % finden es stressig, weil Ihre Arbeit ständig unterbrochen wird. Ver- gleichsweise gering fällt jedoch der Anteil der Befragten aus (38,2 %), die Angaben durch sich ständig wiederholende und monotone Arbeiten Stress zu empfinden. 61,5 % der 56 Personen die befragt wurden, gaben an oft gestresst von der Arbeit nach Hause zu kommen und 55,4 % denken auch noch oft nach Feierabend weiter an die Arbeit, währenddessen über 2/3 (71,5%) Angaben mindestens einmal am Tag gestresst zu sein. Des Weiteren lassen 53,6% der Stichprobe aufgrund des Arbeitsstresses öfters ihre Pausen ausfallen und 46,4 % emp- fanden ihre Situation sogar so, dass sie gar keine Zeit zu haben um überhaupt mal Luft zu holen. Dabei gab die Hälfte der Befragten an aufgrund von Stressigen Situation öfters länger zu arbeiten. Nur 22,5% beantworteten diese Frage mit eher nicht zutreffend oder als gar nicht zutreffend. 2/3 (66,1) gaben an sich oft zu Hause nach der Arbeit erschöpft und müde zu füh- len. Dabei haben jeweils bei der Frage ob man bei Problemen Unterstützung von den Kollegen erhält oder das man bei bestehenden Problemen mit seinem Chef über diese reden kann ca. 50 % positiv geantwortet.

Bei den Fragen zum Essverhalten unter Stress beantworteten die Befragten wie folgt. 48,2 % gaben an unter Stress öfters zu essen als in normalen Zeiten. 61,7 % ernähren sich dabei ungesünder wenn sie sich in einer Stresssituation befinden. Bei der Essenswahl greifen die Befragten 64,3 % vermehrt zu Süßigkeiten, 51,8% zu Fertiggerichten und die Hälfte besucht öfters Fastfood Restaurants oder Imbisse. Betrachtet man die Frage, ob sich die Menge der Nahrung bei den Befragten unter Stress ändert so gab die Hälfte aller Befragten an, dann auch mehr Nahrung als normal aufzunehmen. Unter Stress achten nur noch 22,6% darauf wie viel sie Essen und 44,7 % gaben sogar an, dass es in Stresssituation egal sei was sie essen.

5.2. Item- und Reliabilitätsanalyse

Nun werden die 68 Items aus dem selbsterstellten Fragebogen (Item SG02_01 bis Item NE02_08) untersucht. Mit Hilfe der Item- und Reliabilitätsanalyse werden die Schwierigkeit, die Trennschärfe der Items und deren Reliabilität betrachtet. Untersucht werden die Items, die den Facetten aus Punkt 4. zugeordnet wurden. Die Items sollen so ausgewählt werden, dass mit Ihnen eine Facette am besten erfasst werden kann, um diese in einem weiteren Schritt zu einer Skala zusammenzufassen. Hierfür werden ggf. einzelne Items ausgeschlossen.

5.2.1. Stress am Arbeitsplatz

Dieser Abschnitt befasst sich mit den Reliabilitätsanalysen des Konstruktes Stress am Arbeits- platz. Die einzelnen Ergebnisse aus SSPS sind aus dem Anhang Punkt 7.3 entnehmbar.

5.2.1.1. Art der Stressbelastung am Arbeitsplatz (Gattung)

Als erstes werden die Items betrachtet die der Facette Gattung in der Fragebogenkonstruktion zugeordnet wurden. Dies beinhaltet folgende 15 Items:

Tabelle 1 Fragenformulierung Art der Stressbelastung am Arbeitsplatz (Gattung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zunächst wird der der SchwierigkeitsIndex der Items untersucht. Dabei wird das Item als psychometrisch leicht bezeichnet, wenn wenig Befragte diesem Item zustimmen. Dies schlägt sich in einem niedrigem Mittelwert wieder, währenddessen Items die als psychometrisch schwer bezeichnet, sind diejenigen Items denen viele Befragte zustimmen und daher einen können einen hohen Mittelwert haben. (vgl. Bühner, 2001) Bei der Art des Stresses sind die Mittelwerte bis auf Item SG02_06 und SG02_08 im Bereich von 2,23 und 3,73 und sind daher Mittelschwer. Item SG02_06 weist einen Mittelwert von 1,79 auf und stellt ein psychometrisch leichtes Item da, während das Item SG02_08 mit einem Mittelwert von 4,12 ein eher schweres psychometrisches Item entspricht.

Als nächster Schritt werden die Korrelationen untereinander untersucht. Es existieren 4 Items die mit mehreren Items negativ Korrelieren. SG02_07 korreliert negativ mit den Items SG02_05 (r = -,117), SG02_10 (r = -,189), SG02_11 (r = -,105), SG02_12 (r = -,073), SG02_13 (r = - ,013) und SG02_14 (r = -,124). Währenddessen Item SG02_10 mit den Items SG02_01 (r = -,319), SG02_02 (r = -,310), SG02_ 03 (r = -,260), SG02_04 (r = -,189), SG02_09 (r = - 057) ,SG02_11 (r = -,211) und SG02_12 (r = -,78). Item SG02_11) korreliert negativ mit SG02_06 (r = -,006), SG02_08 (r = -,022), SG02_14 (r = -,017) und SG02_ (r = -,192). Das letzte Item das mit anderen Items mehrmals negativ korreliert ist SG02_14 und zwar mit SG02_02 (r = -,084), SG02_ 04(r = -,191). Die restlichen Itempaare korrelieren positiv mitei- nander.

Des Weiteren wird untersucht inwieweit die einzelnen Items gemeinsam eine reliable Skala bilden. Hierzu betrachtet man den Wert des Cronbach Alpha, der hier ,767 aufweist und somit über der geforderten Grenze von .6 liegt.

Nun werden die Trennschärfen untersucht. Hier sollte bei den Items kein Wert von unter .3 vorkommen. Dabei wird als Trennschärfe die Korrelation eines Items mit dem Summenwert der restlichen Items der Skala verstanden. (vgl. Bühner, 2011) Insgesamt weisen 5 Items (SG02_10; SG02_11, SG02_12, SG02_13, SG02_14) einen Wert unter.3 auf. Wie schon aus der Betrachtung der Korrelationen zu vermuten war, hat Item sogar eine negative Korrelation bei der Trennschärfe. Diese Items werden aus der Itemmenge für die Facette Gattung entfernt, da der Trennschärfenwert bei Ihnen zu niedrig ist und so die Reliabilität der Skala erhöht wer- den kann. Die Reliabilität wird nun erneut geprüft. Als Ergebnis weist der Wert des Cronbachs Alphas nun .823 aus. Obwohl die Trennschärfe bei SG02_12 den geforderten Bereich von .3 nur um .001 verfehlt hat, weist bei Wegnahme des Items aus der Itemmenge der Chronbach Alpha einen Zuwachs von ,002. Dies ist zwar nicht viel, jedoch entscheide ich in Anbetracht der relativ hohen Itemmenge von 10 das Item auszuschließen. Die Skala weist nun eine in- terne Konsistenz auf. Zum Schluss dieser Analyse entsteht eine neue Variable, die aus den verbleibenden 10 Items berechnet wird und die misst inwiefern die Befragten Stress im Ar- beitsalltag haben

5.2.1.2. Häufigkeit der Stressphasen

Nun wird wie in Punkt 5.1.1.1 eine Reliabitätsanalyse für die Facette Häufigkeit der Stressphasen durchgeführt. Dafür werden die folgenden Items herangezogen.

Tabelle 2 Fragenformulierung Häufigkeit der Stressphasen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Mittelwerte liegen bei allen Items zwischen 3,23 und 3,75 was bedeutet dass alle Items als mittelschwer anzusehen sind. Auch weisen alle Items durchweg eine gute positive Korrelation mit durchschnittlich .519 auf, wenn man sie untereinander vergleicht. Die Reliabilität der Items liegt bei .857. schon weit über der geforderten Grenze von .6. Da aber der Wert des Chronbachs Aplha durch die Herausnahme von Item SG03_05 aus der Itemmenge noch um .26 erhöht werden kann, wird das Item auch ausgeschlossen. Es ergibt sich nach Ausschluss von Item SG03_05 bei der Reliabilität in der Facette Häufigkeit der Stressphasen ein Wert von .883. Bei den Trennschärfen ergeben sich Werte zwischen .519 und .815. Es kann also hier von einer internen Konsistenz gesprochen werden.

5.2.1.3. Frequenz zwischen den Stressphasen

Der Facette Frequenz zwischen den Stressphasen wurden folgende Items zugeordnet.

Tabelle 3 Fragenformulierung Frequenz zwischen den Stressphasen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Mittelwerte der Items liegen bis auf Item SG04_07 alle im Mittelschweren Bereich (zwi- schen 3,10 und 3,62) bei der Itemsschwierigkeit. Item SG04_07 ist dagegen mit einem Wert von 2,58 als psychometrisch leichter als die anderen Items in der Facette anzusehen. Des Weiteren korreliert SG04_07 bei der Untersuchung der Korrelationen der Items untereinander als einziges Item der Facette negativ mit anderen Items. SG04_04(r = -.006) und SG04_05 (r = -.008) Generell weist das Item SG04_07 aber auch bei allen anderen Items ein sehr geringe bis keine Korrelation auf. SG04_01 (r = -.044), SG04_02 (r = -.001), SG04_03 (r = -.126) und SG04_06 (r = -.158). Die Trennschärfen liegen bis auf Item SG04_07 mit .064 in einem hohen Bereich von mindestens .415 bis .856. Da nur SG04_07 unter dem benötigtem .3 liegt, wird dieser aus der Itemliste entfernt. Der Wert des Chronbachs Alpha kann so um .55 von .804 auf .859 erhöht werden. Damit kann hier bei der Facette Frequenz zwischen den Stressphasen auch von einer internen Konsistenz gesprochen werden, da der Wert .6 auch hier weit über- steigt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 75 Seiten

Details

Titel
Stress am Arbeitsplatz und Emotionales Essen
Untertitel
Methodenlehre und angewandte Statistik
Hochschule
Hochschule für angewandtes Management GmbH  (Wirtschaftspsychologie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
75
Katalognummer
V346999
ISBN (eBook)
9783668364387
ISBN (Buch)
9783668364394
Dateigröße
1602 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stress, Emotionales Essen, Fünf Faktoren Modell, Forschungsmethoden, Angewandte Statistik, Methodenlehre, Item- und Reliabilitätsanalyse, Überprüfung der Skalen auf Normalverteilung, Spearman Rangkorrelationskoeffizient, Mann- Whitney-U-Tests, Regressionsanalyse
Arbeit zitieren
Florian Haffstein (Autor:in), 2015, Stress am Arbeitsplatz und Emotionales Essen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346999

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