„Die Union achtet die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen“ (Artikel 22 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union). Die in der Europäischen Union (EU) existierende Mehrsprachigkeit wird an dieser Stelle der EU-Grundrechte-Charta erwähnt. Aus dieser Mehrsprachigkeit resultieren Sprachprobleme, mit denen die EU, genauer gesagt ihre Organe und Einrichtungen, dauerhaft konfrontiert sind. Die Tatsache, dass die EU aus mittlerweile 28 Mitgliedstaaten besteht und das Unionsrecht somit auch in ebenso vielen Sprachen verfasst werden muss, führt gezwungenermaßen zu Divergenzen zwischen den unterschiedlichen Sprachfassungen. Dies wiederum hat zur Folge, dass es schnell zu Schwierigkeiten bei der Ausle¬gung des Unionsrechts kommen kann, da beispielsweise in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Wörter gewählt werden. Bei Richtlinien ist dies nicht selten der Fall. Auch bei der Verwendung von Konnektoren kann es vorkommen, dass bezüglich des Sinn und Zwecks einer Norm bei einem Sprachvergleich Unklarheit herrscht.
Daher stellt sich die Frage, wie genau solche Auslegungsprobleme – vorliegend nur im Hinblick auf die Konnektoren und / oder – entstehen und natürlich auch, wie sie gelöst werden. Beginnend mit der Darstellung des sprachlichen Phänomens der Konnektoren und / oder folgen anschließend juristische Hintergrundinformationen zu Richtlinien im Allgemeinen, zum Vorabentscheidungsverfahren und zu den Auslegungsmethoden des Europäischen Gerichtshofes (EuGH). Anschließend wird anhand eines konkreten Beispiels, und zwar am Beispiel der Richtlinie 2006/114/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 über irreführende und vergleichende Werbung, die Problematik detailliert dargestellt sowie eine sprachvergleichende Analyse durchgeführt.
Abschließend werden in einem Fazit die Ergebnisse der Sprachanalyse, bei der die Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch berücksichtigt werden, zusammenfassend dargestellt.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Auslegungsprobleme in Bezug auf die Konnektoren und / oder genau zu schildern sowie zu erörtern, wie sie gelöst werden (können).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Konnektoren und / oder
- Juristischer Hintergrund
- Sprachanalyse anhand eines Beispiels
- Hintergrund
- Analyse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Auslegungsproblemen, die durch den Gebrauch der Konnektoren „und/oder“ in verschiedenen Sprachfassungen europäischer Richtlinien entstehen. Sie analysiert die sprachlichen Besonderheiten dieser Konnektoren und untersucht, wie sie in der Praxis zu unterschiedlichen Interpretationen von Rechtsnormen führen können. Die Arbeit zeigt am Beispiel einer konkreten Richtlinie die Herausforderungen der sprachvergleichenden Analyse auf und untersucht die Auslegungsmethoden des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Kontext von Mehrsprachigkeit.
- Sprachliche Analyse der Konnektoren „und/oder“
- Juristischer Hintergrund von Richtlinien
- Auslegungsmethoden des EuGH
- Sprachvergleichende Analyse einer konkreten Richtlinie
- Herausforderungen der Mehrsprachigkeit im Unionsrecht
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt das Problem der Mehrsprachigkeit im europäischen Recht dar und erläutert die Notwendigkeit einer genauen Analyse von Auslegungsproblemen, die durch den Gebrauch von Konnektoren wie „und/oder“ entstehen.
- Die Konnektoren und/oder: Dieser Abschnitt erläutert die sprachlichen Besonderheiten der Konnektoren „und/oder“ und bietet eine Einführung in die semantik dieser Fügewörter. Er stellt die verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten von „oder“ heraus und erklärt, wie diese in verschiedenen Sprachfassungen von Richtlinien zu unterschiedlichen Interpretationen führen können.
- Juristischer Hintergrund: Dieser Abschnitt beleuchtet den juristischen Kontext, in dem Auslegungsprobleme durch Mehrsprachigkeit entstehen. Er erklärt die Bedeutung von Richtlinien im EU-Recht, das Vorabentscheidungsverfahren und die Auslegungsmethoden des EuGH.
- Sprachanalyse anhand eines Beispiels: Dieser Abschnitt präsentiert eine konkrete Richtlinie und analysiert die Verwendung der Konnektoren „und/oder“ in verschiedenen Sprachfassungen. Die Analyse untersucht, wie die unterschiedliche Verwendung dieser Konnektoren zu unterschiedlichen Interpretationen der Richtlinie führen kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Auslegungsprobleme im europäischen Recht, die durch den Gebrauch der Konnektoren „und/oder“ in verschiedenen Sprachfassungen entstehen. Die Schlüsselthemen sind: Mehrsprachigkeit, Richtlinien, Vorabentscheidungsverfahren, Auslegungsmethoden des EuGH, sprachvergleichende Analyse, Konnektoren, „und/oder“, alternative Bedeutung, inclusive und exklusive Bedeutung, Richtlinie 2006/114/EG über irreführende und vergleichende Werbung.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2016, Auslegungsprobleme durch den Gebrauch der Konnektoren und/oder in den verschiedenen Sprachfassungen europäischer Richtlinien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/347006