Porträtbüsten umfassen Lehmbrucks Oeuvre wie ein Rahmen. Zu Beginn seines Schaffens, noch in der Zeit als Schüler der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf, gestaltete Lehmbruck ein erstes Selbstbildnis. Zwanzig Jahre später steht am Ende seines Lebenswerkes der Kopf eines Denkers, ebenfalls, so Herold, ein Selbstbildnis. Sein erstes Selbstbildnis zeigt eine tiefe Verwurzelung mit seiner akademischen Ausbildung, während der Kopf eines Denkers eher, wie es Herold ausdrückt, eine überindividuelle Typisierung des denkenden Menschen ist.
Beide Werke können beispielhaft für die Entwicklung der Porträtplastik jener Jahre stehen. Auguste Rodin und Aristide Maillol gelten als Repräsentanten der unterschiedlichen Positionen die, die allgemeine Situation der Plastik zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestimmten. Es ging grundsätzlich um den Gegensatz zwischen einer psychologischen Differenzierung des Ausdruckes in Verbindung mit einer lebhaften Modellierung und einer klassisch ruhigen, geschlossenen Formgebung. Lehmbruck bewegt sich in seinen Plastiken zwischen diesen beiden Polen. Erinnern seine Werke zu Beginn seiner Schaffenszeit noch an Maillol, so behauptet Herold, dass sie in Lehmbrucks späteren Jahren eher Rodins Werkaussagen aufgreifen.
Im Weiteren soll an einzelnen Werken aufgezeigt werden wie Lehmbruck das Sujet des Porträts umsetzte und in wie fern sich seine Art dies zu tun im Laufe der Jahre verändert hat. Diese Arbeit orientiert sich weitestgehend an Inge Herolds Aufsatz über „Lehmbrucks Porträtplastiken“ in: Wilhelm Lehmbruck, Ausst.kat. Gerhard Marcks-Haus Bremen u. a., hrsg. von Martina Rudloff und Dietrich Schubert, Bremen 2000, S. 201 – 218, greift aber auch auf die Lehmbruckforschung von Dietrich Schubert selbst zurück. Leider war es mir nicht möglich zu allen erwähnten Werken Abbildungen zu finden, daher sei an dieser Stelle erneut auf den Artikel von Frau Herold verwiesen und ebenso auf den Ausstellungskatalog des Gerhard Marcks-Hauses in Bremen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung:
- Porträtbüsten seiner Frau:
- Porträtbüste Frau Oeltjen:
- Porträtbüsten des Ehepaares Falk:
- Sally Falk, Sammler und Mäzen.
- Auftragsplastiken im Stile Lehmbrucks.
- Weibliche Porträtbüsten:
- Büste Frl. K.
- Porträt Clara Burger.
- Porträts Elisabeth Berger.
- Porträtbüste Fritz von Unruh:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Stilentwicklung des deutschen Bildhauers Wilhelm Lehmbruck anhand seiner Porträtplastiken. Sie untersucht, wie Lehmbruck das Sujet des Porträts im Laufe der Jahre umsetzte und welche Veränderungen in seiner künstlerischen Auffassung zu beobachten sind.
- Entwicklung des Porträtstils bei Lehmbruck
- Einfluss von Rodin und Maillol auf Lehmbrucks Werk
- Typisierung und Entindividualisierung in Lehmbrucks Porträts
- Bedeutung des Materials für Lehmbrucks künstlerische Aussage
- Zusammenhang zwischen Lehmbrucks Persönlichkeit und seinem künstlerischen Schaffen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und zeigt auf, wie Lehmbrucks Selbstbildnisse aus unterschiedlichen Phasen seines Schaffens beispielhaft für seine künstlerische Entwicklung stehen.
Anschließend werden verschiedene Porträtbüsten Lehmbrucks analysiert, darunter Porträts seiner Frau, der Frau Oeltjen sowie des Ehepaares Falk. Die Arbeit untersucht die Gestaltung der Porträts, die verwendeten Materialien sowie die Beziehungen Lehmbrucks zu den Porträtierten.
Der Fokus liegt auf der Analyse von Lehmbrucks weiblichen Porträtbüsten, insbesondere auf den Büsten Frl. K., Clara Burger und Elisabeth Berger. Die Arbeit beleuchtet die Gestaltungsprinzipien dieser Porträts und die typischen Elemente des Lehmbruckschen Porträtstils.
Zum Abschluss wird das Porträt des Dichters Fritz von Unruh analysiert, das als eines der letzten Porträts Lehmbrucks gilt. Die Arbeit untersucht die Gestaltung des Porträts und die Beziehung zwischen Lehmbruck und dem Porträtierten.
Schlüsselwörter
Wilhelm Lehmbruck, Porträtplastik, Stilentwicklung, Expressionismus, Typisierung, Entindividualisierung, Materialästhetik, Rodin, Maillol, Selbstbildnis, Frau L., Frau Oeltjen, Sally Falk, Adéle Falk, Clara Burger, Elisabeth Berger, Fritz von Unruh.
- Arbeit zitieren
- Annalena Schäfer (Autor:in), 2013, Wilhelm Lehmbrucks Stilentwicklung anhand seiner Porträtplastiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/347049