Das Qualitative Interview


Seminararbeit, 1999

64 Seiten, Note: unbenotet


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung: Zielstellung und Vorgehensweise

2. Theoretische Grundlagen: Die empirische Sozialforschung
2.1 Die zentralen Methoden der empirischen Sozialforschung
2.1.1 Quantitative Forschung – Qualitative Forschung
2.2 Allgemeine Informationen zu Interviews
2.2.1 Strukturierung: von wenig bis stark
2.2.2 Interviewverhalten: weich – hart – neutral
2.2.3 Offene und geschlossene Fragen
2.3 Qualitatives Interview
2.3.1 Das Leitfadeninterview
2.3.1.1 Das Konstruktinterview
2.3.1.1.1 Methodisches Vorgehen

3. Entwicklung des eigenen Vorgehens
3.1 Vorbereitungsphase
3.1.1 Festlegung des Untersuchungsziels und des Verwendungszwecks
3.1.2 Festlegung der Grundgesamtheit und der Stichprobe
3.1.3 Entwicklung des Interviewleitfadens
3.2 Durchführungsphase des Probeinterviews
3.2.1 Orientierungsphase des Probeinterviews
3.2.2 Erarbeitungsphase: methodische Reflexion
3.2.2.1 Konsequenzen für das weitere Verfahren

4. Das Hauptinterview
4.1 Aufbereitung und Auswertung der Daten
4.1.1 Transkription des Interviews
4.1.2 Festlegung des Kategoriensystems
4.1.3 Zentrale Ergebnisse
4.1.3.1 Kategorie 1: Vorteile eines Studiums
4.1.3.2 Kategorie 2: Nachteile eines Studiums
4.1.3.3 Kategorie 3: persönliche Beweggründe
4.1.3.4 Kategorie 4: Informationsquellen
4.1.3.5 Kategorie 5: fehlende Informationen
4.1.3.6 Zusammenfassung

5. Methodische Auswertung des Interviewverfahrens
5.1 Planung
5.2 Durchführung
5.2.1 Warming-up-Phase und Orientierungsphase
5.2.2 Erarbeitungsphase
5.2.3 Inhaltliche Auswertung

6. Literaturverzeichnis

1 Einleitung: Zielstellung und Vorgehensweise

In meiner Seminararbeit möchte ich mich in die Thematik der empirischen Sozialforschung einarbeiten und in diesem Rahmen auch selber eine Untersuchung, nämlich ein Interview, durchführen. Das Thema für dieses Interview, das sich schon aus dem Seminar „Qualitative Interviews“ ergab, lautet „Vorstellungen und Erwartungen an ein Uni-Studium“. Dieses Thema fand ich besonders interessant, weil die Zeit meiner Entscheidung für oder gegen ein Studium noch nicht allzulange zurückliegt, ich mich also noch recht gut an eigene Vorstellungen und Erwartungen erinnern kann, und weil es mich nun als Studentin interessiert, etwas darüber zu erfahren, wie die Vorstellungen eines Abiturienten heute aussehen. Da ich jetzt selber schon studiere, kann ich das Thema vielleicht auch mit größerem Überblick und größerer Objektivität beurteilen und die Vorstellungen der Befragten mit meinen Erfahrungen vergleichen.

In der folgenden Seminararbeit werde ich im zweiten Kapitel zunächst einen Überblick über die empirische Sozialforschung mit ihren zentralen Methoden geben, wobei der Schwerpunkt auf der Vorstellung des qualitativen Interviews liegt, da ich diese Methode der Sozialforschung ja selber anwenden möchte. Auf diesem theoretischen Hintergrund werde ich dann im dritten Kapitel darlegen, wie die einzelnen Schritte der Planung des eigenen Verfahrens aussehen und wie sie mit dem Probeinterview realisiert wurden, und anschließend werde ich in Kapitel vier zur tatsächlichen Durchführung meines Interviews, dem genauen Vorgehen und schließlich der inhaltlichen Auswertung kommen. Im fünften Kapitel möchte ich abschließend noch eine methodische Reflexion meines Interviews vornehmen, in der ich auf die einzelnen Arbeitsschritte während der Planung, Durchführung und Auswertung eingehen werde.

2 Theoretische Grundlagen: Die empirische Sozialforschung

Unter dem Begriff der empirischen Sozialforschung versteht man die Erfassung und Deutung sozialer Tatbestände, wobei der gesamte Ablauf der Erfassung und Deutung nach bestimmten Voraussetzungen und Regeln geplant und in seinen einzelnen Phasen nachvollziehbar sein muß (Atteslander 1995, S. 11 f.). Das ist deswegen so wichtig, weil die Erhebung der Daten auch für andere verständlich und durchschaubar sein muß, wenn das Forschungsergebnis einen Nutzen haben soll. Außerdem ist es unmöglich, die soziale Wirklichkeit insgesamt wahrzunehmen. „Faßbar sind immer nur Ausschnitte, und die Ausschnitte werden erst sinnvoll, wenn sie systematisch und theorieorientiert erhoben werden.“ (Atteslander 1995, S. 12 f.). Als „soziale Tatbestände“ bezeichnet man „beobachtbares menschliches Verhalten, von Menschen geschaffene Gegenstände sowie durch Sprache vermittelte Meinungen, Informationen über Erfahrungen, Einstellungen, Werturteile, Absichten.“ (Atteslander 1995, S. 12). Durch diese Aufzählung wird schon ersichtlich, wie komplex die zu erfassenden Felder sind, so daß ein präzises Erfassungssystem und entsprechende Methoden notwendig sind.

2.1 Die zentralen Methoden der empirischen Sozialforschung

Die Methoden, die zur systematischen Erfassung und Analyse der sozialen Wirklichkeit dienen, sind die Beobachtung, die Befragung, das Experiment und die Inhaltsanalyse (Atteslander 1995, S. 71). Jede dieser Methoden kann sowohl als Instrument für quantitative Forschung, also im weitesten Sinne für Meßvorgänge, als auch für qualitative Forschung dienen. Das bedeutet aber nicht, daß sich diese beiden Bereiche ausschließen, sondern sie „bedingen sich oft gegenseitig. Ihr Einsatz hängt neben theoretischen Annahmen vor allem vom Forschungsziel, der Beschaffenheit des Forschungsgegenstandes und von den jeweils aktuellen Gegebenheiten ab.“ (Atteslander 1995, S. 14).

2.1.1 Quantitative Forschung – Qualitative Forschung

Die quantitative und qualitative Forschung unterscheiden sich in einigen wesentlichen Punkten, die ich im folgenden näher erläutern möchte.

Der entscheidende Unterschied liegt im jeweiligen Bezug der beiden Forschungsarten zur Theorie. „Quantitative Studien unterscheiden sich von qualitativen in erster Linie durch die wissenschaftstheoretische Grundposition, den Status von Hypothesen und Theorien sowie dem Methodenverständnis.“ (Atteslander 1995, S. 91). Das bedeutet, daß der Ausgangspunkt eines quantitativen Meßverfahrens immer eine Theorie ist und daß das Ziel des jeweiligen Erhebungsverfahrens ist, die Ausgangstheorie beziehungsweise die bestehenden Hypothesen durch die Messung sozialer Tatbestände zu überprüfen, also entweder zu falsifizieren oder als nicht falsifizierbar anzunehmen. Von Beginn an hat man somit einen festen Bezugsrahmen, der die zu erfassenden Tatbestände genau eingrenzt. Dem liegt auch die Annahme zugrunde, daß Soziale Realität objektiv ist, also von allen Menschen gleich wahrgenommen wird, und daß sie deshalb mittels kontrollierter Methoden erfaßbar ist (Atteslander 1995, S. 91). Die erfaßten Daten müssen den Kriterien der Reliabilität (d.h. Zuverlässigkeit), Validität (d.h. Gültigkeit) und Repräsentativität standhalten können und außerdem intersubjektiv überprüfbar sein (Atteslander 1995, S. 91).

Aus all diesen Hintergründen und Ansprüchen hat sich die Notwendigkeit ergeben, fest strukturierte Beobachtungsschemata zu entwickeln: „Quantitativ orientierte Beobachtungsstudien sind durch eine hochstrukturierte, theoriegeleitete und kontrollierte Wahrnehmung, Aufzeichnung und Auswertung gekennzeichnet, wobei die Datensammlung und –auswertung meist zeitlich und personell auseinanderfallen.“ (Atteslander 1995, S. 91 f.).

Der Unterschied zur qualitativen Forschung liegt also vor allem darin, daß die quantitative Forschung von vorher genau begrenzten Erfahrungsbereichen und Tatbeständen ausgeht, der Blick auf die Wirklichkeit sehr stark eingeschränkt wird, was auch die Gefahr beinhaltet, „daß durch Standardisierung und Quantifizierung häufig nur noch Scheinobjektivitäten und Meßartefakte generiert werden.“ (Atteslander 1995, S. 92). Der Forscher verändert also durch das Instrument die sozialen Tatbestände, er beeinflußt sie, schränkt sie ein oder provoziert sie.

Dies soll bei der qualitativen Forschung möglichst vermieden werden. Das zentrale Thema ist hier die Subjektbezogenheit, wobei die Meinungen und Relevanzsysteme des einzelnen erhoben und interpretiert werden (Atteslander 1995, S. 90 f.). Es wird davon ausgegangen, daß die Menschen die Wirklichkeit für sich erst schaffen, „indem sie diese dauernd interpretieren und neu aushandeln. Ziel der qualitativen Sozialforschung ist die Erfassung dieser Prozesse, wobei der Akt des Forschens selbst als ein Prozeß der Kommunikation zwischen Forscher und Beforschten verstanden wird.“ (Atteslander 1995, S. 93). Gegenstand der Forschung sind also die Interpretationsprozesse, denen die Menschen ihre Umwelt unterziehen, da im Zentrum die Annahme steht, „daß soziale Akteure Objekten Bedeutungen zuschreiben, sich nicht starr nach Normen und Regeln verhalten, sondern soziale Situationen interpretieren und so prozeßhaft soziale Wirklichkeit konstituieren.“ (Atteslander 1995, S. 92). Diese Grundsätze machen es notwendig, die Erhebungsmethoden in ihrer Struktur daran anzupassen. Es wird also auf vorab strukturierte Beobachtungsschemata und standardisierte Verfahrensweisen verzichtet, und außerdem soll möglichst vermieden werden, den Forscher in die natürliche Lebenswelt der Untersuchungspersonen einzubinden, da dies einer Beeinflussung und Verzerrung gleichkommt (Atteslander 1995, S. 94). (Dies ist natürlich besonders bei der Beobachtung wichtig, während es zum Beispiel bei der Befragung nicht immer auszuschließen ist, daß der Forscher direkt mitwirkt.) Der Forschungsablauf, die Wahl der Methode, die Auswahl der Untersuchungspersonen und –situationen werden außerdem durch den Untersuchungsgegenstand bestimmt, während bei der quantitativen Forschung der Forschungsablauf durch vorher entwickelte Theorien und Hypothesen definiert wird (Atteslander 1995, S. 92). Als unterscheidende „Faustregel“ kann man also sagen, daß die quantitative Forschung ein hypothesenprüfendes Verfahren ist, während die qualitative Forschung eher ein hypothesenbildendes Verfahren darstellt. Die Hypothesen entstehen hier während des Forschungsprozesses. Dieser Unterschied macht auch deutlich, daß bei der qualitativen Sozialforschung Alltagstheorien gleichwertig zu wissenschaftlichen Theorien anerkannt werden, was bei der quantitativen Forschung nicht so ist. Dort beharrt man eher auf einer strikten Trennung von Alltagstheorie und wissenschaftlicher Aussage (Atteslander 1995, S. 93).

2.2 Allgemeine Informationen zu Interviews

Nachdem ich einen Überblick über die zentralen Methoden der empirischen Sozialforschung gegeben und die Unterschiede von quantitativer Forschung und qualitativer Forschung skizziert habe, möchte ich nun auf eine der vier genannten Methoden näher eingehen, nämlich auf die Befragung in Form eines Interviews. Da ich selber ein Interview durchführen möchte, ist es besonders wichtig, in diesem Bereich genauere Hintergrundinformationen anzuführen.

Ein Interview ist im weitesten Sinne ein Gespräch als Austausch von Informationen. Dabei ist der entscheidende Unterschied zwischen einem Alltagsgespräch und einer wissenschaftlichen Befragung der, daß letztere ständig einer theoriegeleiteten Kontrolle unterzogen wird (Atteslander 1995, S. 135), um sicherzustellen, daß die Ergebnisse von den Bedingungen, unter denen das Interview durchgeführt worden ist, möglichst wenig beeinflußt wurden. Zu den beeinflussenden Bedingungen gehören alle Schritte im Forschungsverlauf (Atteslander 1995, S. 135). Um eine ständige Kontrolle durchführen zu können, ist es deshalb auch notwendig, alle Schritte möglichst systematisch zu organisieren. Innerhalb dieses Organisationssystems kann man einige grundlegende Variationen für die Durchführung eines Interviews herausziehen, die ich im folgenden kurz beschreiben möchte.

2.2.1 Strukturierung: von wenig bis stark

Während ein Interview für quantitative Forschung selbstverständlich fest strukturiert sein muß, um eine vergleichbare Messung von sozialen Tatbeständen gewährleisten zu können, kann der Grad der Strukturierung beim Interview für die qualitative Forschung variieren. Im wesentlichen kann man bei der Strukturierung drei Kategorien unterscheiden:

- wenig strukturiert
- teilstrukturiert
- stark strukturiert

Kennzeichnend für das wenig strukturierte Interview ist, daß der Forscher ohne Fragebogen arbeitet. Dies ermöglicht einen hohen Freiheitsspielraum, da der Forscher die Anordnungen und Formulierungen seiner Fragen dem Befragten individuell anpassen kann. Er kann die Gesprächsführung nach Belieben ändern, wenn es nötig sein sollte, er also zum Beispiel auf Problemstellungen, die sich aus den Antworten des Befragten ergeben, näher eingehen oder auf bestimmte Aspekte verzichten möchte. Das kann notwendig werden, wenn der Forscher glaubt, daß diese den Befragten in seinen Antworten zu stark beeinflussen oder hemmen. Das wenig strukturierte Interview macht also eine flexible Gesprächsführung möglich. Zwar verfolgt der Forscher ein Ziel und hat eine bestimmte Fragestellung im Kopf, aber es soll vermieden werden, den Befragten mit dieser Fragestellung in seinen Äußerungen auf einen Bereich festzulegen. Vielmehr geht es darum, den Erfahrungsbereich des Befragten zu erkunden und eine höchstmögliche Reaktionsmöglichkeit auf Seiten des Befragten zu erhalten, und das verlangt vom Interviewer, daß er vor allem zuhört. Die Fragen ergeben sich somit aus der Erzählung des Interviewpartners (Atteslander 1995, S. 161).

Das teilstrukturierte Interview verläuft über einen vorformulierten Fragenkatalog, wobei die Abfolge der Fragen allerdings offen ist und sich, wenn möglich, aus dem Gespräch ergeben soll. Die Themen, die der Befragte anschneidet, werden aufgegriffen und weiter verfolgt. In der Regel wird dazu ein Leitfaden benutzt, der die allgemeine Richtung des Gesprächs vorschlägt. Teilstrukturierte oder wenig strukturierte Interviews gehen der Entwicklung eines stark strukturierten Interviews voraus (Atteslander 1995, S. 162 f.).

Einen vorher konstruierten festen Fragebogen gibt es bei den stark strukturierten Interviews. Die Freiheitsspielräume in der Befragung sind hier stark eingeschränkt, da Inhalt, Anzahl und Reihenfolge der Fragen bereits festgelegt sind. Sogar die sprachliche Formulierung wird nicht der jeweiligen Situation überlassen, sondern steht genau wie die Verwendung der Antwortkategorien schon vor der Befragung fest. Die Fragen werden so formuliert und angeordnet, daß die Zielstellung berücksichtigt wird und möglichst vollständige Informationen erhoben werden können. Außerdem müssen Verständnisfragen vom Befragten ausgeschlossen werden, so daß eine sehr sorgfältige Formulierung notwendig ist. Allgemein muß berücksichtigt werden, daß das Interview aus Gründen der Aufnahmefähigkeit und Bereitschaft des Befragten nicht zu lange dauern darf, also etwa eine Gesamtdauer von 30 bis 60 Minuten haben sollte, und in dieser Zeit nicht zu viele Fragen gestellt werden dürfen (Atteslander 1995, S. 162).

2.2.2 Interviewverhalten: weich – hart – neutral

Außer der Strukturierung gibt es noch einen weiteren Unterscheidungspunkt: das Interviewverhalten, das sich in weiches, hartes und neutrales Verhalten unterteilen läßt, wobei es sich um Modelle des gesamten Interviewverhaltens handelt.

Die Ursprünge des weichen Interviewverhaltens (auch non-directive-method genannt) liegen bei Rogers, der es in der psychologischen Beratung und der Psychotherapie anwendete. Der Befragte wählt hierbei selber das Thema, über das er sprechen möchte, und darf nicht unterbrochen werden. Der Interviewer muß Interesse zeigen und darf nur bei Pausen eingreifen, um das Gespräch weiter anzuregen. Fragen, die er stellt, dürfen nur unverbindlich und auf keinen Fall suggestiv formuliert werden, und die Rolle, die der Interviewer einzunehmen hat, läßt sich als passiv charakterisieren. Dahinter steht die Auffassung, daß so die Sympathie gefördert wird und als Folge die Antworten von Offenheit gekennzeichnet sind, da der Befragte ein Freiheitsgefühl vermittelt bekommt und keine Angst vor Vorwürfen oder Verurteilung haben muß. Es wird angenommen, daß dieses Verhalten die höchste Reaktionsmöglichkeit des Befragten auslöst und somit gewährleistet ist, daß die Erfahrungsbereiche des Befragten eröffnet werden und daß die Aussagen des Befragten mit seiner tatsächlichen Meinung weitgehend übereinstimmen (Atteslander 1995, S. 164 f.). Unter diesen Gesichtspunkten ist das weiche Interviewverhalten gut für die Durchführung eines qualitativen Interviews geeignet.

Das harte Interviewverhalten ist das Verhalten mit der stärksten Strukturierung des Interviews. Kinsey, der vor allem dieses Interviewverhalten bei Forschungen zum Sexualverhalten anwendete, stellt bei seiner Methode heraus, daß die Fragen so schnell gestellt werden sollen, wie der Befragte sie auffassen und beantworten kann, damit es zu möglichst spontanen Antworten ohne viel Überlegen kommt. Das erleichtert es, Schwindeleien auf Seiten des Befragten aufzudecken. Außerdem sollten zu diesem Zweck auch keine Ja/Nein-Fragen gestellt werden, sondern eher Fragen nach dem Wann eines Verhaltens, da dies Lügen erschwert und eine Beschönigung oder Oberflächlichkeit des Gesagten verhindert. Dieses Interviewverhalten ist allerdings nur sinnvoll, wenn der Forscher bereits Vorinformationen hat, die es ihm ermöglichen, detaillierte Zusatzinformationen gezielt zu erfragen. Für ein qualitatives Interview ist das Verfahren also unbrauchbar (Atteslander 1995, S. 165 f.).

Im neutralen Interview sollen Gefühle in der Beziehung zwischen Interviewer und Befragtem möglichst ausgeschaltet werden. Der Interviewer ist ein Übermittler der Stimuli in Form von Fragen und ein Empfänger von Reaktionen, und das Ziel dieses Verhaltens ist, uniforme, jederzeit wiederholbare Interviewsituationen zu schaffen, die die Vergleichbarkeit der erhobenen Daten ermöglichen. Das ist vor allem für die kommerzielle Marktforschung wichtig. Dieses Reiz – Reaktions – Modell ist aber eigentlich nur theoretisch möglich, da eine Beeinflussung nicht verhindert werden kann und deshalb praktisch jedes Interview „anders“ ist, zum Beispiel andere Antworten hervorruft. Eine gemäßigtere Form dieses Interviews sieht so aus, daß sich der Interviewer weitgehend zurückhält und dabei einen seriösen, ernsten Eindruck machen soll. Er muß echtes Interesse zeigen und auf die Äußerungen des Befragten reagieren, wenn das erwartet wird, darf aber auf keinen Fall direkte Zustimmung oder Ablehnung signalisieren, da das einer vermeidbaren Beeinflussung gleichkommt (Atteslander 1995, S. 166 f.). Dieses Verhalten kann auch für das qualitative Interview geeignet sein, da hierbei die Neutralität des Interviewers verhindert, daß ein verhörähnlicher Druck wie beim harten Interview entsteht. Gegebenenfalls kann beim qualitativen Interview aber auch die persönliche Beziehung zwischen Interviewer und Befragtem sehr wichtig sein und dazu beitragen, das Antwortverhalten des Befragten positiv anzuregen.

2.2.3 Offene und geschlossene Fragen

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Durchführung eines Interviews betrifft die Formulierung der Fragen. Gerade bei qualitativen Interviews ist diesem Punkt eine große Bedeutung beizumessen, da man den Befragten in seinen Äußerungen möglichst nicht einschränken oder beeinflussen möchte. Die offene Frage ist deswegen ein wichtiges Instrument zur Erfassung von persönlichen Meinungsstrukturen, Erfahrungen und subjektiven Theorien.

„Offenheit resp. Geschlossenheit einer Frage bezeichnet den Spielraum, der dem Antwortenden gelassen wird. (...) Die offene Frage enthält keine festen Antwortkategorien. Die befragte Person kann ihre Antwort völlig selbständig formulieren, und der Interviewer hat die Aufgabe, die Äußerungen der Auskunftsperson so genau wie möglich zu notieren; diese werden erst später bei der Auswertung bestimmter Kategorien zugeordnet. (...) Bei der geschlossenen Frage werden dem Befragten zugleich auch alle möglichen oder zumindest alle relevanten Antworten – nach Kategorien geordnet – vorgelegt. Die Aufgabe besteht lediglich darin, daß er aus diesen Antwortmöglichkeiten „seine“ Antwort auswählt.“ (Atteslander 1995, S. 180). Unter die geschlossene Frage fallen mehrere mögliche Fragetypen, unter anderem der Identifikationstyp, der Selektionstyp und der Ja-Nein-Typ. Der Identifikationstyp verlangt die Nennung einer Person, Gruppe, eines Ortes, einer Zeit, Nummern usw., indem nach dem Wer, Wo, Wann, Wie viele oder Welche gefragt wird. Der Selektionstyp ist eine Frage mit vorgegebenen Alternativen, aus denen der Befragte eine auswählen muß, und bei dem Ja-Nein-Typ reicht es aus, wenn der Befragte mit Ja oder Nein auf die Frage antwortet. (Atteslander 1995, S. 180).

Grundsätzlich kann man sagen, „daß offene Fragen vom Befragten verlangen, sich an etwas zu erinnern, geschlossene Fragen dagegen, etwas wiederzuerkennen.“ (Atteslander 1995, S. 183). Für den Befragten ist es sicherlich leichter, eine geschlossene Frage zu beantworten, weswegen man auf offene Fragen in der Regel weniger Antworten erhält. „Andererseits besteht bei der geschlossenen Frage die Gefahr der Suggestivwirkung, vor allem bei Meinungsfragen, über die der Befragte vorher nie oder kaum nachgedacht und sich noch keine Meinung gebildet hat. Offene Fragen helfen Unwissenheit, Mißverständnisse, unerwartete Bezugssysteme zu entdecken. Sie können auch den Gesprächskontakt und das Interesse am Interview fördern (...). Der Befragte fühlt sich im eigenen Urteil für ernst genommen.“ (Atteslander 1995, S.183). Offene Fragen eignen sich deswegen besonders gut für qualitative Interviews, während geschlossene Fragen eher zur Prüfung von Hypothesen dienen.

2.3 Qualitatives Interview

Das qualitative Interview ist eine besondere Interviewform, die sich in bestimmten Merkmalen von einem quantitativen Interview unterscheidet. Eine entscheidende Möglichkeit zur Abgrenzung gegeneinander stellen die zuvor erwähnten Kriterien Strukturierungsgrad, Interviewverhalten und die Art der Fragen dar:

1. Strukturierung: Kennzeichnend für das qualitative Interview ist die relativ geringe Strukturierung. Sinnvoll ist bei dieser Art der Forschung entweder die wenig strukturierte oder die teilstrukturierte Form, da es ja auf die Erfassung von Meinungsstrukturen, Sinn- und Bedeutungszusammenhängen ankommt, wobei ein stark strukturierter Fragebogen mehr als hinderlich wäre. (Atteslander 1995, S. 161).
2. Interviewverhalten: Wie bereits oben erwähnt, ist das weiche Interviewverhalten für das qualitative Interview geeignet, da angenommen wird, daß dieses Verhalten die höchste Reaktionsmöglichkeit des Befragten auslöst und somit gewährleistet ist, daß die Erfahrungsbereiche des Befragten eröffnet werden und daß die Aussagen des Befragten mit seiner tatsächlichen Meinung weitgehend übereinstimmen (Atteslander 1995, S. 164 f.). Während das harte Interviewverhalten wegen seines verhörähnlichen Drucks für ein qualitatives Interview unbrauchbar ist, kann das neutrale Interviewverhalten auch für das qualitative Interview geeignet sein, da hierbei die Neutralität des Interviewers verhindert, daß ein verhörähnlicher Druck entsteht. Wie schon erwähnt, kann aber beim qualitativen Interview auch die persönliche Beziehung zwischen Interviewer und Befragtem sehr wichtig sein und dazu beitragen, das Antwortverhalten des Befragten positiv anzuregen, so daß mir das weiche Verhalten sinnvoller erscheint.
3. Offene und geschlossene Fragen: Die offene Frage ist ein sehr wichtiges Instrument zur Erfassung von persönlichen Meinungsstrukturen, Erfahrungen und subjektiven Theorien und ist deswegen aus der qualitativen Befragung nicht wegzudenken. „Offene Fragen helfen Unwissenheit, Mißverständnisse, unerwartete Bezugssysteme zu entdecken. Sie können auch den Gesprächskontakt und das Interesse am Interview fördern (...). Der Befragte fühlt sich im eigenen Urteil für ernst genommen.“ (Atteslander 1995, S.183). Aus diesen Gründen ist die offene Fragestellung für ein qualitatives Interview ideal.

2.3.1 Das Leitfadeninterview

Die Bezeichnung „Qualitatives Interview“ stellt einen Oberbegriff für verschiedene in der empirischen Sozialforschung angewandte Befragungsmethoden dar, unter denen das Leitfadeninterview eine mögliche Variante ist. Im folgenden möchte ich gerne noch genauer auf diese besondere Form des qualitativen Interviews eingehen, um den Hintergrund darzulegen, auf dem ich mein eigenes Interview entwickelt habe.

Das Leitfadeninterview dient, anders als eine stark strukturierte Befragung, im allgemeinen der Hypothesenentwicklung und somit einer Systematisierung vorwissenschaftlichen Verständnisses (Atteslander 1995, S. 175). Dabei ist die Fähigkeit des Interviewers wichtig, zentrale Fragen im geeigneten Moment zu stellen, wobei ihm eine Reihe von Schlüsselfragen in Form eines Leitfadens zur Verfügung stehen. Bei den Fragen ist allerdings Vorsicht geboten, damit sie nicht zu Artefakten führen oder dem Befragten bestimmte Antworten suggerieren. Die Dokumentation kann in Form von Notizen, Gedächtnisprotokollen oder idealerweise durch Tonbandaufnahmen erfolgen (Atteslander 1995, S. 175). Nachteile ergeben sich bei dieser Form des Interviews dadurch, daß recht hohe Anforderungen an den Interviewer gestellt werden und die Qualität der Daten stark von der Qualität des Interviewers abhängt. Zudem werden vom Befragten hohe Bereitschaft und sprachliche sowie soziale Kompetenz gefordert, die eventuell nicht unter allen Bevölkerungsschichten gleich aufzufinden sind. Der erforderliche Zeitaufwand, die geringe Vergleichbarkeit und die schwierige Auswertbarkeit sind weitere Problempunkte (Atteslander 1995, S. 175 f.).

2.3.1.1 Das Konstrukt-Interview

Eine Variante des Leitfadeninterviews ist das sogenannte Konstrukt-Interview, bei dem der Befragte nicht völlig frei erzählt, sondern der Interviewer nach einem Leitfaden vorgeht und außerdem die Konstrukte des Befragten, seine subjektiven Wahrnehmungen und Hypothesen hinterfragt, um die individuellen Meinungsstrukturen, Sinn- und Bedeutungszusammenhänge bezüglich des Untersuchungsthemas zu erfassen. Voraussetzung bei dieser Variante ist eine intensive Beschäftigung mit der komplexen Thematik: „Um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen, bedarf das Konstrukt-Interview einer gründlichen Vorbereitung, einer methodisch gesicherten Durchführung und einer detaillierten Auswertung.“ (König/Volmer 1997, S. 145).

2.3.1.2 Methodisches Vorgehen

Das methodische Vorgehen beim Konstrukt-Interview läßt sich in drei Phasen aufteilen:

I. die Vorbereitungsphase
II. die Durchführungsphase
III. die Auswertungsphase

Auf diese drei Phasen werde ich im folgenden näher eingehen.

I. Die Vorbereitungsphase

Zu den Vorbereitungen, die getroffen werden müssen, gehören

- die Klärung des Untersuchungsziels und des Verwendungszwecks
- die Festlegung der Grundgesamtheit und der Stichprobe
- die Entwicklung des Interviewleitfadens (König/Volmer 1997, S. 145).

Bevor man mit der weiteren Planung beginnen kann, muß das Untersuchungsziel festgelegt werden, denn alles Weitere wird auf das Ziel „abgestimmt“. Das bedeutet, daß beschrieben werden muß, was genau untersucht werden soll. Unter dem Verwendungszweck versteht man ein praktisches Ziel, zu dem die erhobenen Daten verwendet werden sollen. Sowohl das Untersuchungsziel als auch der Verwendungszweck müssen äußerst präzise ohne irrelevante Informationen angegeben werden, denn „je genauer Verwendungszweck und Untersuchungsziel definiert sind, desto leichter und besser kann die Befragung anschließend durchgeführt werden.“ (König/Volmer 1997, S. 146).

Mit der Festlegung der Grundgesamtheit ist gemeint, daß bestimmt wird, für welche Personengruppe die Untersuchung gelten soll, wobei man das Untersuchungsziel und den Verwendungszweck natürlich wieder in die Überlegungen mit einbeziehen muß. Aus dieser Grundgesamtheit wird danach eine Stichprobe herausgezogen, in der festgelegt wird, welche Personen aus der Grundgesamtheit befragt werden sollen. Dabei kann man entweder so vorgehen, daß man jede Person, die der Grundgesamtheit zugehörig ist, befragt, oder man führt nur mit einer begrenzten Zahl von Personen ein Interview. Selbstverständlich kann man die zuerst genannte Methode nur anwenden, wenn die Grundgesamtheit sehr klein ist, damit man in einem überschaubaren Zeitrahmen bleiben und die erhobenen Daten auch bewältigen kann (König/Volmer 1997, S. 146 ff.).

Wenn diese ersten Schritte getan sind, wird der Interviewleitfaden erstellt, mit dem der Verlauf des Interviews und die angesprochenen Themen bestimmt werden. „Die Standardform für einen solchen Fahrplan ist die Festlegung von Leitfragen und Nachfragekategorien: Ca. 3 bis 6 Leitfragen stellen den Leitfaden dar, wobei innerhalb dieser Leitfragen dann zusätzliche Nachfragekategorien zum Abklären wichtiger Bereiche festgelegt werden können.“ (König/Volmer 1997, S. 149). Es ist wichtig, die Leitfragen und Nachfragekategorien immer mit Blick auf Untersuchungsziel, Verwendungszweck und Zielgruppe zu formulieren und in diesem Zusammenhang begründen zu können (König/Volmer, S. 149). Bei der Erstellung des Leitfadens gibt es einiges zu berücksichtigen, sowohl in inhaltlicher als auch technischer Hinsicht. So sollte man zum Beispiel auch die Reihenfolge der Fragen nach bestimmten Gesichtspunkten aufbauen. Es ist am sinnvollsten, mit einer allgemeinen Frage zu beginnen, die sich leicht und unproblematisch beantworten läßt. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine Frage nach äußeren Sachverhalten oder die Tätigkeiten des Befragten handeln. Durch diese Einstiegsfrage soll dem Befragten die Möglichkeit gegeben werden, sich „warm zu reden“ und in einen fließenden Erzählstil zu gelangen. Außerdem bietet sich hier eine Möglichkeit für den Befragten, sich in die Situation hineinzufinden. Das Entstehen einer Vertrautheit zwischen Interviewer und Interviewtem wird begünstigt (König/Volmer 1997, S. 149). Bei den darauf folgenden Fragen sollten die Zielstellung sowie die Zielgruppe berücksichtigt werden. „Dabei ist zu beachten, daß Leitfragen jeweils die Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung lenken. Durch Leitfragen bedingte Sprünge im Gedankengang sind ebenso ungünstig wie Leitfragen, die die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenken.“ (König/Volmer 1997, S. 149). Außerdem sollten nicht zu viele Leitfragen eingeplant werden, da einerseits das Interview nicht zu lange dauern und andererseits der Gedankengang des Befragten nicht unnötig unterbrochen werden sollte.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Erstellung des Leitfadens ist die Formulierung der Fragen. „Leitfragen werden so offen formuliert, daß sie dem Gesprächspartner die Möglichkeit geben, frei seine Sichtweise zu erzählen. Trotzdem gibt es dabei manchmal Situationen, in denen für den Betreffenden wichtige Aspekte nicht angesprochen werden. (...) An dieser Stelle besteht eine Möglichkeit darin, im Rahmen der Vorbereitung mögliche Nachfragekategorien festzulegen, die eine Übersicht über das Feld möglicher Antworten geben.“ (König/Volmer 1997, S. 150). Hierbei ist allerdings darauf zu achten, daß die Kategorien dem Befragten nicht aufgezwungen werden, da sonst dessen Aufmerksamkeit auf Bereiche gelenkt wird, die er selber nicht genannt hätte, weil sie in seinem Konstruktsystem keine Rolle spielen. Die Nachfragekategorien sollten also auch möglichst offen formuliert werden, so daß es dem Befragten freisteht, zu den Nachfragen etwas zu sagen oder nicht (König/Volmer 1997, S. 150 f.).

Wenn der Leitfaden fertig ist, sollte nicht sofort das richtige Interview geführt werden, sondern es ist besser, die Leitfragen zunächst in einem Probe-Interview zu testen. „Oft stellt man erst im Verlauf eines solchen Probe-Interviews fest, daß eine Leitfrage vom Gesprächspartner anders verstanden wird oder in eine falsche Richtung führt, und hat damit die Möglichkeit, Leitfragen nochmals zu überprüfen.“ (König/Volmer 1997, S. 150).

II. Die Durchführungsphase

Die Durchführungsphase beinhaltet ihrerseits drei Phasen:

- die Orientierungsphase
- die Erarbeitungsphase
- die Abschlußphase

Die Orientierungsphase dient dazu, daß sich der Befragte auf die Interviewsituation einstellen kann, und zwar sowohl auf inhaltlicher Ebene als auch auf der Beziehungsebene zum Interviewer (König/Volmer 1997, S. 154).

Um dem Interviewpartner eine Orientierung auf inhaltlicher Ebene zu ermöglichen, sollte ihm der Interviewer Informationen zu der eigenen Person geben, das Untersuchungsziel und den Verwendungszweck klären und den Befragten darüber informieren, wer die Informationen aus dem Interview erhält und ob er dabei anonym bleibt (König/Volmer 1997, S. 157). In der Orientierungsphase sollte auch genügend Zeit für Rückfragen vom Befragten eingeplant werden, damit er sich nicht völlig „überfahren“ vorkommt. Es ist auch wichtig, diese Phase nicht zu knapp zu halten, sondern dem Befragten einen ausführlichen Überblick über die genannten Punkte zu geben, damit er sich offen und ohne Ängste zu dem jeweiligen Thema äußern kann (König/Volmer 1997, S. 156 f.).

Das Ziel der Orientierung auf der Beziehungsebene ist, eine positive Beziehung zwischen dem Interviewer und dem Befragten aufzubauen. Von dieser Beziehung hängt es ab, in welchem Umfang der Befragte bereit ist, sich zu öffnen und Informationen preiszugeben.

Um eine positive Beziehung zum Interviewpartner aufbauen zu können, spielt die Einstellung des Interviewers eine große Rolle. Von ihm werden unbewußt Beziehungsbotschaften an seinen Gesprächspartner gesendet, auf die dieser in seinem Verhalten reagiert. Es ist deshalb wichtig, den Interviewpartner ernst zu nehmen, ihm zu signalisieren, daß man ihn respektiert, an ihm interessiert ist und seine Äußerungen akzeptiert (König/Volmer 1997, S. 154). Dies geschieht sowohl auf verbalem als auch auf non-verbalem Wege. Verbal sollte der Interviewer zuhören und seinen Respekt und sein Verständnis durch bestätigende Äußerungen wie „hm“, „aha“ oder kurzes Nachfragen deutlich machen. Das non-verbale Verhalten ist auch sehr wichtig und sollte unterstützend eingesetzt werden, indem der Interviewer mit dem Kopf nickt, Augenkontakt herstellt und seine gesamte Körperhaltung auf die Haltung des Interviewpartners abstimmt (König/Volmer 1997, S. 156).

Ebenso wichtig wie diese genannten Punkte ist auch die Wahl des Befragungsortes. Der Raum sollte dem Interviewpartner möglichst vertraut sein, und Störungen durch klingelnde Telefone, plötzlich erscheinende Personen, sich öffnende Türen, usw. sollten ausgeschlossen werden können. Wenn der Raum gut ausgewählt ist und alle Voraussetzungen erfüllt, gibt das dem Interviewpartner ebenfalls das Gefühl, daß der Interviewer an ihm interessiert ist, ihn respektiert und daß ihm das Interview wichtig ist (König/Volmer 1997, S. 156).

Die Orientierungsphase wird mit einem Kontrakt zwischen Interviewer und Interviewpartner abgeschlossen:

- „Stimmt der Interview-Partner zu, daß er zu diesem Thema interviewt wird?
- Stimmt er zu, daß das Gespräch aufgezeichnet und ausgewertet wird?“ (König/Volmer 1997, S. 157).

Wenn die Orientierungsphase abgeschlossen ist, kann mit der Erarbeitungsphase begonnen werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 64 Seiten

Details

Titel
Das Qualitative Interview
Hochschule
Universität Paderborn  (Diplom-Pädagogik)
Veranstaltung
Seminar: Projekt Qualitative Interviews
Note
unbenotet
Autor
Jahr
1999
Seiten
64
Katalognummer
V3472
ISBN (eBook)
9783638121361
Dateigröße
812 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Qualitative, Interview, Seminar, Projekt, Qualitative, Interviews
Arbeit zitieren
Sigrid Hundhammer (Autor:in), 1999, Das Qualitative Interview, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3472

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