Die westeuropäische und nordamerikanische Linke fand im Sieg der Sandinistischen Revolution 1979 einen neuen Impuls und eine Bekräftigung, dass Veränderung in Lateinamerika auch gegen die außenpolitischen Interessen der USA möglich ist. Aus Ost und West erreichte das zentralamerikanische Land eine Welle der Unterstützung (bis hin zu den „internationalen Kaffeebrigaden“). Wurde aber bei allem Wohlwollen gegenüber der FSLN (Frente Sandinista de Liberación Nacional) nicht vergessen, den Kampf gegen die Contra als innerstaatliche Auseinandersetzung ethnisch zu hinterfragen? Das Zerwürfnis zwischen den Sandinisten und den indigenen und afroamerikanischen Bewohnern der Atlantikküste (nach anfänglicher Zusammenarbeit) lässt sich nicht auf ein Schwarz-Weiß-Schema reduzieren. Vielmehr ist der Fokus dieser Magisterarbeit besonders auf das Spezifische, auf die besondere Entwicklung Nicaraguas gerichtet werden.
Der Zusammenhang zwischen Sandinismus einerseits und Ethnizität andererseits steht im Mittelpunkt der Untersuchung. Wie und in welchem Ausmaß hat sich das Verhältnis zwischen Sandinisten und den ethnischen/indigenen Gruppen der Miskito, Rama und Sumu an der Atlantikküste von dem Sieg der Revolution 1979 bis zum Verlust der Macht im Jahr 1990 verändert? (Kapitel 3)
Da erst wenige Autoren ausführlich dieser Perspektive nachgingen, liegt der besondere Schwerpunkt im zweiten Kapitel auf der Miskito-Bewegung als Ethnischer Bewegung. Dabei soll am Beispiel der Miskito Klarheit darüber gewonnen werden, was eine Ethnische Bewegung charakterisiert, wie oder wodurch sie mobilisiert wird und wie sich ihre Organisation zu einer politisch relevanten Kraft vollzieht.
In einem zweiten, ergänzenden Ansatz eröffnet das vierte Kapitel einen sozioökonomischen Diskurs, die sich mit folgender Frage verbindet: Gibt es im Weltsystemkonzept von Immanuel Wallerstein Ansätze für die Erklärung von Ethnischen Bewegungen wie der Miskito-Bewegung, und wenn ja welche? Basis dieser Fragestellung muss die Systemtheorie, ein Kerngebiet der modernen Soziologie, sein. Hintergrund ist die Argumentation, dass ethnische Gruppen als soziale (Sub-)Systeme im Luhmannschen Sinne verstanden werden können, von denen man annehmen kann, dass sie in einem gesellschaftlichen System und vielleicht auch in einem Weltsystem existieren. (Kaesler 2000: 243-246; Reinhold 1997: 668-671)
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG.
- 2. Die Ethnische Bewegung an der Atlantikküste......
- 2.1. Die Ethnische Bewegung.
- 2.2. Strategische Akteure
- 2.3. Die Ethnische Bewegung als Tintenfisch
- 2.4. Die ethnische Guerilla und die ethnische Militanz
- 2.5.,,the holy war“ - die Rolle der Mährischen Kirche in der Ethnischen Bewegung.
- 2.6. Der Zusammenhang von frontiera agrícola und Revitalisierung.
- 3. Die Revolution und die Atlantikküste.
- 3.1. Die Konfliktherde........
- 3.2. Der Pakt - die formative Phase (1979-81).
- 3.3. Die offene Auseinandersetzung 1981-1990.
- 3.3.1. Prinzapolka ..
- 3.3.2. Dirty War.
- 3.3.3. Die Wende - Autonomie und Frieden.......
- 24. Das Weltsystemkonzept und die Ethnische Bewegung
- 4.1. Systemwelten.
- 4.2. Der Integrationskomplex.
- 4.2.1. Integration und Desintegration - Inklusion und Exklusion
- 4.2.2. Angriffs- und Verteidigungsstrategien
- 4.3. Eigendynamik, Modernisierung und Kolonialismus...
- 4.4. Weltsystem im Kampf der Antisysteme
- 4.5. Die Peripherie der Peripherie.
- 5. ZUSAMMENFASSUNG.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit befasst sich mit dem Verhältnis zwischen dem Sandinismus und den ethnischen/indigenen Gruppen der Miskito, Rama und Sumu an der Atlantikküste Nicaraguas. Sie analysiert die Entwicklung dieses Verhältnisses von 1979, dem Jahr des Sieges der Sandinistischen Revolution, bis zum Verlust der Macht durch die Sandinisten im Jahr 1990. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Miskito-Bewegung als Ethnischer Bewegung, die anhand dieses Beispiels genauer betrachtet und analysiert wird.
- Die Herausforderungen der ethnischen Bewegung in Nicaragua und die Rolle der Miskito.
- Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen den Sandinisten und den ethnischen Gruppen.
- Die Ursachen und Folgen des Konflikts zwischen den Sandinisten und den Ethnischen Gruppen.
- Die Rolle des Weltsystemkonzeptes im Kontext der ethnischen Bewegungen.
- Die Herausforderungen der Integration und Desintegration im Kontext von Ethnizität.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die besondere Entwicklung der Beziehungen zwischen den Sandinisten und den ethnischen Gruppen an der Atlantikküste Nicaraguas.
- Kapitel 2 analysiert die Miskito-Bewegung als Ethnische Bewegung und erklärt ihre Entstehung, Organisation und Mobilisierung als politisch relevante Kraft.
- Kapitel 3 befasst sich mit der Revolution und der Atlantikküste. Es beleuchtet die Entwicklung des Konflikts zwischen den Sandinisten und den ethnischen Gruppen von der frühen Phase der Zusammenarbeit bis hin zu offenen Auseinandersetzungen.
- Kapitel 4 setzt das Weltsystemkonzept von Immanuel Wallerstein in Beziehung zu der ethnischen Bewegung der Miskito. Es analysiert die Herausforderungen der Integration und Desintegration im Kontext von Ethnizität.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit fokussiert auf die Themen Sandinismus, Ethnizität, Miskito-Bewegung, ethnischer Konflikt, Weltsystemkonzept, Integration, Desintegration, Inklusion, Exklusion, Nicaragua.
- Arbeit zitieren
- Marcus Fiebig (Autor:in), 2004, Sandinismus - eine Analyse ethnisch-sozialer Konflikte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34854