Paul Celans Gedichte sind sehr schwer zu verstehen. Man benötigt nicht nur fundiertes Hintergrundwissen um den Sinn seiner Texte erfassen zu können, sondern der Leser muss auch mit einem ausgeprägten Assoziationsvermögen den Verständnisvollzug des Textes durchlaufen. Vor allem in den früheren Gedichtbänden sind „Verbindungen zum französischen Surrealismus“ 1 zu erkennen, was ein wirkliches Begreifen der Aussage unmöglich mache n würde. Deswegen wurde das Werk Celans auch als alogisch bezeichnet. Dennoch ist heute deutlich geworden, dass das Werk Celans doch nicht so hermetisch ist, wie man anfangs dachte. Möchte man sich also an diese nicht leichte Arbeit machen, die Gedichte zu begreifen, ist es sinnvoll gewisse Hilfsmittel zur Verständniserleichterung in Augenschein zu nehmen. Zu solchen Hilfsmitteln gehören unter anderem die Motive, die sich in phantasievollen Wortspielen widerspiegeln. Diese sprachlichen Motive kommen nicht nur in unterschiedlicher Form in den einzelnen Gedichten vor, sondern sind tatsächlich immer wiederkehrende Stilmittel, deren Bedeutung es gilt, sich genau einzuprägen. Gelingt es eine Motivkette zu durchschauen, findet man wesentlich leichter den Zugang zum Text selbst. Es ist natürlich nicht möglich, sämtliche Motivketten erläuternd darzustellen. Im Rahmen dieser Arbeit soll nur das Motiv der Haare untersucht werden. Das Haarmotiv hat nicht nur eine enorm hohe Erscheinungsrate, sondern es scheint für den nicht eingeweihten Leser so skurril, dass es unbedingt weiterer Erklärungen bedürftig ist. Dies lässt sich allein schon an der Tatsache festmachen, dass durchaus Gedichtinterpretationen vorhanden sind, die das Motiv Haar kurz bearbeiten, es aber ansonsten an Literatur und Material mangelt. Es sollte aber jedes Wort genau untersucht werden, da „jedes Wort mit direktem Wirklichkeitsbezug geschrieben ist“ 2 , wobei jedes einzelne von ihnen das Ziel der celanschen Dichtung, den Holocaust „sprachlich fassbar und gedanklich zugänglich zu machen“ 3 , näher in Auge nschein nimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erläuterungen zum Begriff 'Haar' als Motiv
- Das Haarmotiv im Kontext verschiedener Gedichte
- Einführung
- 'Sie kämmt ihr Haar'
- 'Erinnerungen an Frankreich'
- 'Marianne', 'Dein Haar überm Meer' und 'Die Hand voller Stunden'
- 'Das ganze Leben'
- 'Talglicht'
- "Todesfuge'
- 'Aschenkraut'
- 'Der Stein aus dem Meer'
- 'Spät und Tief'
- 'In Ägypten'
- 'Strähne (VS)'
- Abschließende Anmerkungen
- Umfassender Deutungsversuch
- Abschluss
- Literaturverzeichnis
- Internetadressen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Haarmotiv in den Gedichten von Paul Celan. Ziel ist es, die Bedeutung und Funktion des Motivs im Kontext verschiedener Gedichte zu erforschen und einen umfassenden Deutungsversuch zu entwickeln. Dabei wird die hohe Erscheinungsrate des Motivs im Frühwerk Celans beleuchtet und die Bedeutung des Motivs im Hinblick auf die celansche Auseinandersetzung mit dem Holocaust untersucht.
- Das Haar als Motiv in der Lyrik Paul Celans
- Die Funktion des Motivs im Kontext verschiedener Gedichte
- Die Bedeutung des Haarmotivs für die Interpretation der celanschen Dichtung
- Die Beziehung zwischen dem Haarmotiv und der Shoah
- Die sprachliche Gestaltung des Haarmotivs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Besonderheiten von Celans Gedichten. In Kapitel 2 werden verschiedene Erscheinungsformen des Haarmotivs in Celans Werk untersucht, wobei die Häufigkeit und Bedeutung des Motivs in den frühen Gedichtbänden hervorgehoben werden. Kapitel 3 analysiert das Haarmotiv im Kontext verschiedener Gedichte, wobei die unterschiedlichen Bedeutungsfacetten des Motivs aufgezeigt werden.
Schlüsselwörter
Paul Celan, Lyrik, Haarmotiv, Holocaust, Sprache, Metapher, Deutung, Interpretation, Gedichtanalyse, Sprachgitter, Gedächtnis, Tod, Trauer, Verlust.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2004, Das Haar-Motiv bei Paul Celan, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34966