Die Bundesrepublik Deutschland als Kind des Kalten Krieges

Eine Betrachtung unter fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Gesichtspunkten


Examensarbeit, 2015

77 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Kalte Krieg
2.1 Umriss: Was ist der Kalte Krieg?
2.1.1 Charakteristik des Kalten Krieges
2.1.2 Akteure des Kalten Krieges
2.2 Chronologie des Kalten Krieges
2.2.1 Inkubationsphase 1943 bis 1947
2.2.2 Eskalation der Spannung 1947-1952
2.2.3 Phase leichter Entspannung 1953 – 1957
2.2.4 Weitere Spannungsphase 1958 – 1962
2.2.5 Übergangsphase zur Entspannung 1963 – 1969
2.2.6 Entspannung in den 1970er Jahren
2.2.7 erneute Konfrontation und Niedergang der Sowjetunion
2.2.8 Ein neues Aufleben des Kalten Krieges?

3. Deutschland als Kind des Kalten Krieges
3.1 Der Marshallplan als Katalysator für die Reintegration in die Staatengemeinschaft
3.2 Zwei Deutsche Staaten als Ausdruck für den Kalten Krieg
3.2.1 Westberlin und die Mauer
3.3 Kriege und Krisen als Motor für die Westintegration
3.3.1 Der Koreakrieg als Motor für die Westintegration
3.3.2 Die Suezkrise als Motor für die Westintegration
3.4 Die Bedeutung des Stellvertreterkrieges in Vietnam für Deutschland
3.5 Der Kreis schließt sich beim Mauerfall
3.6 Langzeitwirkung des Kalten Krieges
3.6.1 Das Ost-West-Gefälle und gesellschaftliche Unterschiede
3.6.2 Die Flüchtlingskrise, ein gesellschaftliches Schlüsselproblem
3.7 Die deutsche Rolle zwischen den USA und Russland in der aktuellen Politik

4. Deutschland und der Kalte Krieg in didaktischer Hinsicht
4.1 Einordnung in den Bildungsplan
4.2 Didaktische Analyse nach Klafki
4.2.1 Gegenwartsbedeutung
4.2.2 Zukunftsbedeutung
4.2.3 Exemplarische Bedeutung
4.2.4 Schülerinteressen berücksichtigen
4.3 Die methodenorientierte Politikdidaktik
4.3.1. Themenwahl
4.3.2 Die aktuelle Flüchtlingskrise als Schlüsselproblem der Gesellschaft
4.4 Allgemeine didaktische Reflexion

5. Fazit

6. Literatur

1. Einleitung

Als Deutschland 1945 nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht, besetzt und aufgeteilt von den Alliierten, seine Souveränität verloren hatte, waren die Siegermächte mit der Frage konfrontiert, was mit dem einstigen Aggressor zu geschehen habe. Der Wunsch, das Reich zu zerschlagen, stand Lösungsmöglichkeiten gegenüber, die mehr darauf bedacht waren erneuten Revanchismus zu verhüten. Die Gründung zweier deutscher Staaten im Jahr 1949, also nur 4 Jahre später, war dabei nicht nur ein Symbol für das Scheitern französischer Interessenpolitik. Vielmehr war dies gleichsam Folge und Ausdruck der Blockbildung zwischen den von den USA und der UdSSR angeführten Lagern. Hatten im Zweiten Weltkrieg beiden noch gegen den gemeinsamen Feind gekämpft, sahen die beiden Supermächte nun die größte Bedrohung in ihrem Gegenüber. Atomares Wettrüsten und zahlreiche Stellvertreterkriege waren der Ausdruck des neu aufkeimenden Ost-West-Konfliktes. Das an der Konfliktlinie geteilte Deutschland stand wie kein anderes Land in der Einflusssphäre des Kalten Krieges. Während sich die Bundesrepublik um Westintegration bemühte und sich durch den Marshallplan an die USA band, stand die DDR unter dem Einfluss der Sowjetunion. Durch den Mauerbau waren die beiden Staaten einer Nation in der Folge der zunehmenden Verschärfung des Ost-West-Konfliktes nicht mehr nur durch ideologische Differenzen ihrer Blöcke getrennt. Als der Mauerfall das Ende des Kalten Krieges einleitete, war wiederum Deutschland ein zentraler Schauplatz. In einigen Köpfen steht die Mauer bis heute, doch der Einfluss des Kalten Krieges wirkt nicht nur bezogen auf gesellschaftliche Differenzen zwischen Ost und West bis heute nach. In Folge der Annektierung der Krim scheinen alte Konfliktlinien aufzubrechen, eine erneute Blockbildung zwischen Ost und West droht. Von der erheblichen Milderung der Demontage nach dem zweiten Weltkrieg bis zur raschen Wiederbewaffnung der Bundesrepublik in Form der Gründung der Bundeswehr fand die Geschichte der Bundesrepublik stets im Spannungsfeld und oft im direkten Einfluss des Kalten Krieges statt. So betitelte „Der Spiegel“ Westdeutschland bereits 1958 als „Kind des Kalten Krieges“(Der Spiegel 1958). Eine scheinbar naheliegende Aussage, sollte Deutschland doch bereits früh zum Musterland des Marshallplans gemacht werden(vgl. Herbst 1989, S.48). Doch stellt sich die Frage, inwiefern explizit Deutschland ein Kind des Kalten Krieges ist. Außerdem ist es von Interesse, zu überprüfen, inwieweit die These von Deutschland als Kind des Kalten Krieges tatsächlich zutrifft, inwiefern sie heute noch aktuell ist und in welchen Bereichen außer der wirtschaftlichen Ausrichtung als Folge des Marshallplans sie außerdem zutrifft. Die folgenden Ausführungen sollen zunächst eine genauere Vorstellung davon liefern, was unter dem Kalten Krieg per se zu verstehen ist, bevor überprüft werden kann, ob die Bundesrepublik Deutschland als Kind des genannten Phänomens verstanden werden kann.

Es schließt sich die Frage an, inwiefern das Themengebiet der Entstehung der Bundesrepublik im Einflussbereich des Kalten Krieges für den Unterricht geeignet ist. Die Ausführungen enden mit einem Fazit.

2. Der Kalte Krieg

Um die Frage zu beantworten, inwiefern die Bundesrepublik Deutschland ein Kind des Kalten Krieges ist, muss zunächst geklärt werden, was unter dem Kalten Krieg überhaupt zu verstehen ist. Es soll daher zunächst ein Umriss der Sachlage erfolgen, bei der neben dem grundsätzlichen Konflikt auch die unterschiedlichen Akteure vorgestellt werden. Im Anschluss wird durch die chronologische Abfolge der Ereignisse versucht, einen Gesamtzusammenhang herzustellen.

2.1 Umriss: Was ist der Kalte Krieg?

Um den Kalten Krieg genauer zu bestimmen, bietet sich zunächst eine Abgrenzung des Begriffs „Kalter Krieg“ vom Begriff „Ost-West-Konflikt“ an. Obwohl in der Alltagssprache hierbei in der Regel keine Unterscheidung getroffen wird, lassen sich beide Begriffe doch recht deutlich voneinander unterscheiden. Kurz gesagt, lässt sich der Kalte Krieg als Teilabschnitt des Ost-West-Konfliktes definieren, denn ein ideologischer Gegensatz zwischen Russland und den Vereinigten Staaten bestand bereits in den 1880er Jahren. Zu dieser Zeit nahm die Unterdrückung der revolutionären Bewegungen nach der Ermordung Zar Alexanders II. deutlich zu. Intensiviert wurde der Gegensatz nach der Revolution in Russland 1917, nach der die USA dem Bolschewismus die Anerkennung versagte(vgl. Stöver 2012, S.14). Die Konfrontation der Großmächte erfuhr während des Zweiten Weltkriegs eine Unterbrechung, zum Zweck einer Anti-Hitler Koalition. Doch bereits während der Bekämpfung Hitlerdeutschlands bröckelte das Bündnis und zerbrach schließlich völlig über der Frage, was mit dem besiegten Deutschland zu geschehen habe. Das Resultat war letztlich der Kalte Krieg(vgl. ebd., S.17 ff.).

2.1.1 Charakteristik des Kalten Krieges

Der Kalte Krieg führte als Teilabschnitt des Ost-Westkonfliktes die ideologischen Gegensätze zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR fort, intensivierte sie und stellte durch den technischen und militärischen Fortschritt eine permanente Bedrohung für den Weltfrieden dar. Die Konfrontation verschärfte sich dabei, indem die Supermächte die Welt je in zwei Lager aufzuteilen gedachten. Beide vertraten ihre jeweilige Ideologie mit globalem Anspruch(vgl. Gaddis 2008, S.19). Die USA unterschieden dabei die freie Welt von der totalitären Welt, wobei jede Nation sich entscheiden müsse, zu welchem Lager sie gehören wolle(vgl. Herbst 1989, S.35). Die Sowjetunion sah sich dagegen als antiimperialistisch-demokratisch und als Gegenpol der imperialistisch-antidemokratischen USA. Mit dieser Zwei-Lager-Theorie fand der Kalte Krieg ideologische Grundlage und Startschuss in einem(vgl. Stöver 2012, S.25). Ziel auf beiden Seiten war es, unter anderem auch durch Geheimdienstarbeit, das eigene System zu stärken und parallel dazu das andere System zu schwächen. Dazu gehörten neben Spionage auch Umsturzversuche und Attentate(vgl. ebd., S.27 ff.). Der Kalte Krieg zeichnete sich vor allem durch abwechselnde Phasen der Spannung und Entspannung aus, zwischenzeitlich dachte man gar der Kalte Krieg sei vorbei. Erst in der Retrospektive werden Umfang und Ausmaß deutlich sichtbar und es wird ermöglicht, einzelne Phasen genauer zu unterscheiden.

2.1.1.1 Atomares Wettrüsten – Die Atombombe als Friedensstifter

Ein paradoxer Grund für die Tatsache, dass der Kalte Krieg nicht zu einem heißen, militärisch geführten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion wurde, ist der Erkenntnis beider Seiten geschuldet, dass der Einsatz der neu entwickelten Atomwaffen schlicht nicht möglich war, ohne gleichzeitig der eigenen Bevölkerung, etwa durch den zu erwartenden Gegenangriff, massiv zu schaden. Die Atombombe stellte gerade durch ihre enorme Zerstörungskraft eine unbrauchbare Waffe dar(vgl. Gaddis 2008, S.76). Mit der ersten Generation der Atombombe hatten die USA mit den Abwürfen über Hiroshima und Nagasaki die Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg erzwungen und die beiden Städte dem Erdboden gleich gemacht(vgl. ebd., S.69). Zu Beginn des Kalten Krieges befanden sich die Amerikaner in einer Monopolstellung, die der Sowjetunion erhebliche Sorge bereitete. Doch Präsident Truman war überzeugt, dass man trotz der Bombe gegen die Sowjetunion militärisch chancenlos sei und Europa ohne die Bombe bereits eingenommen worden wäre(vgl. ebd., S.75). 1949 war die Monopolstellung durch den ersten sowjetischen Atombombentest gebrochen, die USA hatten dennoch einen nicht unerheblichen Vorsprung von 74:1, den man anhand der genannten Gründe jedoch nicht zu seinem Vorteil nutzen konnte(vgl. ebd., S.76 ff.). Der verunglückte Test einer thermonuklearen Explosion, „BRAVO“, überzeugte auch Trumans Nachfolger Eisenhower von der These der Unbrauchbarkeit von Atomwaffen. Zunächst von der Idee nicht abgeneigt, Atomwaffen im äußersten Notfall einzusetzen, stellte sich im Anschluss an „BRAVO“ auch die Frage, welche Folgen die Bombardierung des Gegners mit tausenden Atombomben nach sich ziehen würde, wenn bereits eine einzige thermonukleare Explosion globale ökologische Zerstörung anrichten konnte(vgl. ebd., S.84). Charakteristisch für den Kalten Krieg ist also, dass sich trotz der permanenten gefühlten Bedrohung und des massiven Wettrüstens auf beiden Seiten, zumindest offiziell, nie sowjetische und amerikanische Truppen direkt gegenüberstanden. Denn die Handlungsmaxime der Staatschefs beider Lager war stets durch die Erkenntnis geprägt, dass man einen Atomkrieg bedingungslos verhindern müsse. Denn es war wahrscheinlicher, dass er das zerstören würde, was eigentlich verteidigt werden sollte(vgl. ebd., S.85). So konnte bereits der Einstieg in einen konventionell geführten Krieg den Einsatz von Atomwaffen erzwungenermaßen nach sich ziehen.

2.1.2 Akteure des Kalten Krieges

In der Literatur wird die Geschichte des Kalten Krieges in der überwiegenden Mehrheit durch eine personale Sichtweise erzählt. Es biete sich daher an, neben den Charakteristika des Kalten Krieges auch die wichtigsten Personen beider Lager und ihre Grundhaltungen vorzustellen. Anhand dieser Informationen werden gewisse Ereignisse und Abschnitte des Kalten Krieges in ein klareres Licht gerückt und die Bewertung einzelner Handlungsweisen fällt durch die Charakterisierung der beteiligten Akteure wesentlich leichter.

2.1.2.1 Der Westen – Die USA und ihre Verbündeten

Im Westblock sind es vor allem die Präsidenten der USA, die federführend den Verlauf des Kalten Krieges beeinflusst haben. Neben den Staatschefs sind zwar auch stellenweise deren Mitarbeiter wichtige Akteure, an dieser Stelle sollen jedoch nur die in der Gesamtsicht wichtigsten Personen Erwähnung finden. So gilt es zu beachten, dass während des Kalten Krieges zwar alleine zehn US-Präsidenten im Amt waren, für Meilensteine und Wendepunkte jedoch in der Regel nur die im Folgenden aufgeführten Personen gesorgt haben.

2.1.2.1.1 US-Präsidenten

Harry S. Truman, der von 1945 bis 1953 Präsident der USA war, legte den Grundstein der amerikanischen Vorgehensweise im Kalten Krieg. Als Urheber der Truman-Doktrin trieb er damit die Blockbildung voran und war bis zum Ende der ersten Eskalationsphase des Kalten Krieges Staatsoberhaupt der USA(vgl. Herbst 1989, S.35 f.). Für Truman war bei aller Konfrontation die Erkenntnis handlungsleitend, dass es in Anbetracht der Zerstörungskraft der Atombombe keine rationale Möglichkeit gab, diese auch einzusetzen(vgl. Gaddis 2008, S.82). Der Nachfolger Trumans, Dwight D. Eisenhower, stand zu Beginn seiner Amtszeit dafür ein, das Tabu über dem Einsatz der Atombombe zu lockern. Die Konfrontation mit der Regierungsverantwortung und Atomwaffentests ließen Eisenhower aber letztendlich doch vor der Zerstörungskraft zurückschrecken(vgl. ebd., S.83). Seine Lösung, die totale Zerstörung durch Atomkriege zu verhindern, lag schließlich darin, zu verhindern, dass überhaupt ein Krieg stattfand(vgl. ebd., S.89). Infolgedessen war seine Amtszeit zum Großteil durch Entspannung geprägt. In der Phase mit der größten realen Bedrohung eines Atomkriegs regierte mit John F. Kennedy ein junger Präsident, dem die Öffentlichkeit das genaue Gegenteil zugetraut hatte. Entgegen seines jugendlichen Bildes in der Öffentlichkeit verbarg Kennedy hinter seiner Fassade einen kränklichen Körper, der nur mit Hilfe unzähliger Medikamente den Anforderungen an das Amt des Präsidenten gerecht werden konnte. Trotz seiner Gebrechen präsentierte sich Kennedy als starke Führungspersönlichkeit. Seiner Kalten Kriegs-Rhetorik in der Öffentlichkeit stand jedoch sein Bemühen um diplomatische Lösungen entgegen. Bis zur Lösung der Kubakriese hatte Kennedy diverse Rückschläge erlitten und nur wenig Erfolge vorzuweisen. Seine große vorausgesehene Karriere in der Politik wurde durch seine Ermordung im Jahr 1963 verhindert(vgl. Steininger 2011, S.14). Hatte sich in Folge der Kubakrise der Eindruck verfestigt, die Sowjetunion müsste im Rahmen des Kräftegleichgewichts als Gegenpol im stabilen Nicht-Frieden akzeptiert werden, beendete erst Ronald Reagan in seiner Präsidentschaft von 1981 bis 1989 diesen Glauben. Um den Kalten Krieg zu beenden müsse die Entspannung beendet werden, so Reagan. Der Kommunismus dürfe keinen Bestand haben und müsse besiegt werden(vgl. Gaddis 2008, S.270). Mit der Erhöhung der Militärausgaben nutzte Reagan die wirtschaftliche Überlegenheit des Westens schließlich aus, um die Sowjetunion zu Fall zu bringen(vgl. ebd. S.279).

2.1.2.1.2 Deutsche Bundeskanzler

Mit Konrad Adenauer war nach Kriegsende in der Rückschau der richtige Mann an der richtigen Stelle. Er dachte westeuropäisch und sah im Nationalismus die Wurzel des Übels, das über Deutschland gekommen war, beziehungsweise das Übel, das Deutschland über die Welt gebracht hatte. Die Westbindung war daher seine oberste Priorität als Bundeskanzler und vereinfachte es damit den Vereinigten Staaten, die Bundesrepublik zum Musterland des Kalten Krieges zu machen(vgl. Herbst 1989, S.24). In seiner Regierungszeit von 1949 bis 1963 lag sein politisches Engagement also vorranging in der Westbindung, die er über die Wiedervereinigung Deutschlands stellte(vgl. ebd., S.109). Willy Brandt als Vater der neuen Ostpolitik diente als Vorbild der Annäherung im Kalten Krieg(vgl. Gaddis 2008, S.193).

Mit Helmut Kohl trat in den 80er Jahren der Vater der Wiedervereinigung an die Spitze Deutschlands(vgl. ebd., S.311 f.).

2.1.2.2 Der Osten – Die Sowjetunion

Für die personale Betrachtung der Sowjetunion ist die Konzentration auf die jeweiligen Kreml-Chefs ausreichend. Die Oberhäupter der Satellitenstaaten spielten für den Verlauf des Kalten Krieges in der Regel nur durch ihr Verschwinden in Folge von Putschversuchen eine Rolle.

2.1.2.2.1 Staatsoberhäupter der UdSSR

Mit Stalin war die Politik gegenüber dem besiegten Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkriegs geprägt von Revanchismus. Die Ausbreitung der Sowjetunion und die Kompensation der Kriegsverluste musste er in Einklang mit der benötigten Kooperation mit den USA bringen(vgl. ebd., S.24.). Seine ideologische Verblendung führte dabei nicht selten zu Fehleinschätzungen der Strahlkraft des eigenen Systems(vgl. ebd., S.35). Wenngleich Stalin ebenso wie sein Gegenüber auf die psychologische Wirkung der Atombombe setzte, war auch er daran interessiert, sie niemals einsetzen zu müssen(vgl. ebd., S.75). Sein Nachfolger, Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, galt als grob, ungebildet und impulsiv. Wie sein Gegenüber, Eisenhower, befand er Atomwaffen als zu zerstörerisch um sie einzusetzen, was ihn nicht daran hinderte, öffentlich wirksam mit ihnen zu drohen. Chruschtschow hatte innerparteilich einen schweren Stand(vgl. ebd., S.90f.). Neben seinen Drohgebärden zeigte sich der Kremlchef aber zuweilen freundschaftlich im Umgang mit dem Feind. Seinem Ziel der „friedlichen Koexistenz“ stand dieses widersprüchliche Verhalten gegenüber, was ihm den Ruf eines unberechenbaren Zeitgenossen einbrachte(vgl. ebd., S.92). Hoffnungen auf Entspannung während des Kalten Krieges weckte Chruschtschow vor allem durch seine Abkehr vom Stalinismus und seiner harschen Kritik an seinem Vorgänger(vgl. Kempe 2011, S.31). Mit Breschnew kehrte der Stalinismus in die Sowjetunion zurück. Im Rahmen der Breschnew-Doktrin sollte die Abkehr vom Sozialismus eines Satellitenstaates notfalls mit Waffengewalt bekämpft werden(vgl. ebd., S.192). Die Stagnation, die mit Breschnew eingeleitet und von seinen greisen und kaum handlungsfähigen Nachfolgern fortgesetzt wurde, fand erst mit Michael Gorbatschow ein Ende. Mit „Glasnost“ und „Perestroika“ versuchte der Parteichef die Sowjetunion zu retten, führte sie mit der Abkehr von der Breschnew-Doktrin letztlich aber zu ihrem relativ friedlichen Ende(vgl. ebd., S.286 ff.).

2.2 Chronologie des Kalten Krieges

Um von dem komplexen Thema „Kalter Krieg“ eine genauere Vorstellung zu bekommen und zu verstehen, wie die eingangs vorgestellten Akteure in Beziehung zueinander standen, sich beeinflussten oder ergänzten, liegt eine chronologische Aufarbeitung des Ablaufs des Kalten Krieges nahe. Selbstverständlich sollen jedoch nicht nur die wichtigsten Stationen des Kalten Krieges aufgezählt werden, sondern auch die Zusammenhänge stringent dargestellt werden. Aus diesem Grund ist die Einteilung des Kalten Krieges in Phasen sinnvoll. Wilfried Loth unterscheidet dabei bis 1969 fünf Phasen, an die die von US-Außenminister Kissinger deklarierte „eigentliche Entspannung“ der Siebziger anschließt(vgl. Pfetsch 2012, S. 35 f.). Die letzte Phase des Kalten Krieges endet im Zerfall der Sowjetunion und damit im Ende der Konfrontation.

2.2.1 Inkubationsphase 1943 bis 1947

Wie bereits erwähnt, fielen mit dem Bruch der alliierten Koalition die Supermächte USA und UdSSR nach der erfolgreichen Besatzung Deutschlands in ihre alten Verhaltensmuster zurück. Der prägende Konflikt der Nachkriegszeit war dabei die Frage, was mit dem besiegten Deutschland geschehen sollte(vgl. Stöver 2012, 17 f.). Diese unterschiedlichen, sich widersprechenden politischen Ziele versuchten die Siegermächte zwar in Einklang zu bringen, doch scheiterten sie in der Regel daran. Aus diesem Scheitern heraus verfestigte sich nach und nach der Kalte Krieg(vgl. Gaddis 2007, S.13). So stellt sich nun die Frage, welche Ziele die beiden Supermächte mit dem kapitulierten Deutschland verfolgten. In einem weiteren Schritt werden die hierfür getroffenen Maßnahmen und die darauf folgenden Entwicklungen ausgeführt.

2.2.1.1 Die Ziele der westlichen Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg

Mit höchster Priorität verfolgten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Sicherheitsinteressen. Konkrete Ansätze zum Erreichen dieses Zieles bestanden jedoch nicht(vgl. ebd., S.27). Allerdings hatte sich der US-amerikanische Präsident Roosevelt bereits während des Krieges Gedanken über die Gestaltung der Nachkriegsordnung gemacht und kam dabei unter anderem zur Erkenntnis, dass die Mitarbeit der Verbündeten zu dieser Nachkriegsordnung zur Sicherung eines dauerhaften Friedens essentiell sei. Weiterhin müssten die Verbündeten also einer Regelung zustimmen, die die Ursachen künftiger Kriege ausschaltete. Den USA schwebte eine Organisation vor, die zur Wahrung der kollektiven Sicherheit geschaffen werden sollte. Dies sollte durch Abschreckung und Bestrafung potentieller Aggressoren geschehen(vgl. ebd., S.30). Konkrete Ansätze waren infolgedessen also das Vorhaben, die Fehler, die nach dem Ersten Weltkrieg begangen wurden, zu vermeiden und einen zweiten deutschen Revanchismus zu verhindern. Zur Verhinderung künftiger Kriege sollte ein System geschaffen werden, dass die ehemaligen Kriegsgegner in eine Abhängigkeit zueinander brachte. Was unter anderem mit der Gründung der NATO und der Montanunion seinen Lauf nahm, begann mit der Truman-Doktrin, dem Leitfaden für das weitere Vorgehen in Europa, um die genannten Ziele zu erreichen. Für die Briten galt es zunächst, das eigene Überleben zu sichern und somit überließen sie die Führung den USA. Churchills Anstrengungen bezogen sich größtenteils darauf, soviel Einfluss auf die Amerikaner auszuüben wie möglich, um die eigenen Interessen zu sichern(vgl. ebd.).

Obwohl Frankreich nicht zu den Siegermächten zu zählen ist, waren sie an der Besatzung Deutschlands beteiligt und verwalteten ihren eigenen Sektor. Die Interessenpolitik der Franzosen ist leicht zu umreißen. Es ging hauptsächlich darum, zu verhindern, dass die Deutschen jemals wieder eine Kriegsgefahr darstellen würden. Mit Zielen wie der Internationalisierung des Ruhrgebiets und die Verhinderung der Rückgewinnung der deutschen Souveränität sollte dies sichergestellt werden(vgl. Herbst 1989, 13 f.). Die Nachkriegsgeschichte um die Entstehung der Bundesrepublik ist demnach auch als Scheitern der französischen Interessenpolitik zu betrachten.

2.2.1.2 Die Ziele der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg

Anders als Roosevelt hatte Stalin auf Seiten der Sowjetunion bereits eine klare Vorstellung wie sein primäres Ziel, ebenfalls die Wahrung der Sicherheit, erreicht werden sollte. Dazu sollten einerseits die Gebiete, die in Folge des Zweiten Weltkriegs an Deutschland verloren gegangen waren, zurück in die Einflusssphäre der Sowjetunion gelangen und andererseits die Teile Finnlands, Polens und anderer Staaten behalten werden, die sich die Sowjetunion in Folge des Hitler-Stalin-Paktes einverleibt hatte. Die Deutschen indes sollten bestraft werden. Militärische Besatzung, Enteignungen, Reparationszahlungen und die ideologische Umgestaltung des besiegten und zerbombten Deutschlands zählten zu den geplanten Maßnahmen(vgl. ebd., S.24). Einem Problem stand Stalin dabei allerdings gegenüber. Die Sowjetunion hatte während des Zweiten Weltkriegs erhebliche Verluste hinnehmen müssen und war schlichtweg nicht in der Lage, sich die durch die genannten Maßnahmen geplanten Gewinne zu sichern. Neben Frieden benötigte Stalins Sowjetunion wirtschaftliche Unterstützung und Rückendeckung von den Alliierten, um ihre Ziele zu erreichen.

Eine Kooperation mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten war also unumgänglich(vgl. ebd.)

2.2.1.3 Die Blockbildung

Als Folge der unterschiedlichen Interessen der Siegermächte vollzog sich nach und nach die Bildung zweier Blöcke, die sich offensichtlich unvereinbar gegenüber standen. Bereits bei den ersten Gipfeltreffen der Alliierten während des Krieges und nach Kriegsende hatten sich die Differenzen der Systeme zunehmend herauskristallisiert. Zwar ging die Einteilung Deutschlands in Besatzungszonen noch einvernehmlich vonstatten, auch die Gründung der Vereinten Nationen konnte mit der Zustimmung der Sowjetunion vollzogen werden. Jedoch zeigte sich Truman bereits auf der Potsdamer Konferenz 1945 bezüglich des Expansionsdrangs der Sowjetunion verärgert(vgl. Stöver 2012, S.19 f.). So wurde die Blockbildung durch die Errichtung kommunistischer Regime in Osteuropa geprägt. Auf Grund der vielen Konflikte zeigte sich der Kontrollrat der Alliierten unfähig, ein einheitlich verwaltetes Deutschland sicherzustellen. Aus diesem Grund entwickelten sich auch die Besatzungszonen immer weiter auseinander(vgl. Herbst 1989, S.36). Ein Streitpunkt war dabei auch die Festlegung von Reparationszahlungen, die Truman der Sowjetunion nicht im gewünschten Ausmaß zugestehen wollte. Während der Potsdamer Konferenz wurde außerdem der Grundstein für den militärischen Aspekt des Kalten Krieges gelegt. Die USA konnten mit dem ersten erfolgreichen Atombombentest den Weg in ein neues Zeitalter der allgegenwärtigen Bedrohung gehen(vgl. Stöver 2012, S.19 f.). Ungelöste Streitfragen auf den Konferenzen der Alliierten begünstigten die Blockbildung. Der Expansionsdrang der UdSSR inspirierte George F. Kennan, einen Mitarbeiter des US-Außenministeriums in Moskau, zu seinem „langen Telegramm“. Sein Versuch, das Verhalten der Sowjetunion zu erklären, war letztendlich grundlegend für die Strategie der USA gegenüber der UdSSR im Kalten Krieg(vgl. Gaddis 2007, S.43 f.). Seiner Einschätzung nach war die sowjetrussische Außenpolitik weiterhin und grundsätzlich als aggressiv anzusehen, das gleichbleibende Ziel der UdSSR sei die Schwächung der westlichen Demokratie in jeder erdenklichen Weise. Ein friedliches Miteinander sei daher unmöglich, die Konfrontation der einzige Weg mit dem neu erklärten Feind umzugehen. Das Resultat der Vorschläge Kennans war die Erklärung der US-amerikanischen Containment-Politik, in der festgelegt wurde, dass die Eindämmung des sowjetischen Expansionsdrangs auch offensiv betrieben werden müsse, um erfolgreich zu sein(vgl. Stöver 2012, S.21 ff.). Konkret bedeutete dies, die europäischen Staaten durch umfassende Wirtschaftshilfe, geknüpft an institutionelle Strukturen, an die Vereinigten Staaten zu binden und damit den westlichen Block gegenüber der UdSSR zu stärken.

In Form der Truman-Doktrin und des Marshallplans nahm diese Entwicklung ihren Lauf.

2.2.2 Eskalation der Spannung 1947-1952

Die unterschiedlichen Haltungen und Pläne zur Erreichung eines stabilen Friedens zeigen, dass man in Washington, im Gegensatz zur Sowjetunion, recht früh erkannt hatte, dass die Deutschen mit ihrem ökonomischen Potential gebraucht wurden, um den Kalten Krieg für sich entscheiden zu können(vgl. Herbst 1989, S.16). In der zweiten von Loth definierten Phase wurden die Folgen des Bruchs in der Alliierten Koalition und der Blockbildung sichtbar. Die Truman-Doktrin und dem Marshallplan sind hierfür beispielhaft. Die Gründung zweier deutscher Staaten verdeutlichte die Teilung der Welt. Mit dem Waffenstillstand im Koreakrieg, in dem sich erstmals inoffiziell sowjetische und amerikanische Truppen gegenüber standen, wurde eine Phase der Entspannung eingeleitet.

2.2.2.1 Die Truman Doktrin

In seiner Rede vor beiden Häusern des Kongresses legte US-Präsident Truman also den ideologischen Grundstein für den europäischen Wiederaufbau und die amerikanische Politik im Kalten Krieg. So müsse jede Nation zwischen den zwei alternativen Lebensformen der freien Welt oder der unterdrückten Welt wählen, die versuche, mit Terror ihren Willen durchzusetzen. Die Aufgabe der USA sei es folglich, den freien Völkern beizustehen und das unfreie System einzudämmen. Dieser Beistand bestehe vor allem aus wirtschaftlicher und finanzieller Hilfe, da sie die Grundlage für wirtschaftliche Stabilität und geordnete politische Verhältnisse bilde(vgl. Görtemaker 1990, S.58). Die Gefahr, die von der Sowjetunion und ihrem Expansionsdrang ausging, überhöhte Truman dabei wohl ganz bewusst, um den Kongress von der Idee des geplanten European Recovery Program zu überzeugen(vgl. Herbst 1989, S.35). Von der Truman-Doktrin leiteten sich in der Folge Maßnahmen wie der Marshallplan ab, die die Konfrontation der Blöcke weiter vorantrieben. Aus diesem Grund markiert die Truman-Doktrin als Startpunkt der Containment-Politik der USA gleichermaßen den Beginn des Kalten Krieges(vgl. Stöver 2012, S.23).

2.2.2.2 Der Marshallplan

Es wäre eine verkürzte Darstellung, würde man die Ursache für die Verkündung der Truman-Doktrin und den Entschluss, den europäischen Staaten Wirtschaftshilfe anzubieten, nur auf den Expansionsdrang der Sowjetunion zurückführen. Denn auf Seiten der westlichen Staaten häuften sich parallel genügend eigene Probleme an, um einen Schritt mit derartig tiefgreifenden Strukturreformen zu gehen. Denn durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges lahmte die Wirtschaft der westeuropäischen Staaten. Deutschland, mit seinem großen wirtschaftlichen Potential, konnte die zum Wiederaufbau notwendigen Güter nicht liefern, sodass der Import amerikanischer Waren an Bedeutung gewann. Das Dilemma lag in der sogenannten Dollarlücke. Demnach hatten die Europäer nämlich nicht die im vollen Umfang notwendigen Dollars, um Rohstoffe und Nahrungsmittel aus den USA zu beziehen(vgl. Herbst 1989, S.38 f.). Der Marshallplan erfüllte also gleich mehrere Zwecke. Einerseits hatte man einen Weg gefunden, die eigene und die Weltwirtschaft anzukurbeln, indem man die Dollarlücke schloss. Andererseits trug man durch die institutionelle Einbindung der europäischen Staaten zur Friedenssicherung bei. Zu guter Letzt sicherten sich die USA, durch die Miteinbeziehung der osteuropäischen Staaten und der Sowjetunion zu den möglichen Empfängerländern der Marshallplanhilfe, das moralische Übergewicht im Kalten Krieg. Denn es lag nun an Stalin, den Sowjetstaaten die Annahme US-amerikanischer Hilfsleistungen zu verweigern, um seinen Block zusammenzuhalten. Der Plan der USA ging auf, Stalin tappte in die „Marshallplan-Falle“(vgl. Gaddis 2007, S.47). Zur Umsetzung des Marshallplans wurde die „Organisation for European Economic Cooperation gegründet, aus der die heutige OECD hervorging. Zu ihren Aufgaben zählte der Abbau von Handelshemmnissen und die Liberalisierung der europäischen Wirtschaft(vgl. Herbst 1989, S.43 f.). Die Europäischen Staaten wurden auf diese Weise an das amerikanische System gebunden, indem sie ihre Systeme für den Erhalt der Marshallplangelder amerikanisierten. Um den Aspekt der Friedenssicherung nicht zu vernachlässigen, setzte sich die Erkenntnis durch, dass einerseits das deutsche Wirtschaftspotential für den Wiederaufbau benötigt würde und andererseits, dass die Deutschen ihre Souveränität nur im Rahmen der europäischen Integration zurückerhalten dürften(vgl. ebd., S.44). Durch die institutionelle Einbindung war an den Erhalt von Marshallplanhilfen somit neben Reformen auch die Abgabe von Souveränitätsrechten geknüpft. Für Deutschland bedeutete der Marshallplan zunächst eine Währungsreform. Geschah dies in den Besatzungszonen der Westmächte reibungslos, verursachte es im unter den Siegermächten noch einmal separat aufgeteilten Berlin, welches sich in der sowjetischen Besatzungszone befand, erhebliche Probleme und brachte dem Kalten Krieg seine erste kritische Phase. Die Berlinblockade bedeutete dabei zwar einen erheblichen finanziellen Aufwand, aber gleichzeitig auch einen bedeutenden psychologischen Gewinn für die USA und den Westblock. Ihr Ende markierte die Gründung zweier deutscher Staaten, die die Teilung der Welt im Kleinen symbolisierten.

2.2.2.3 Die Berlinblockade

Auf die Einführung der neuen Währung in Westberlin reagierte die Sowjetunion mit drastischen Mitteln. Zunächst wurden lediglich wirtschaftliche Maßnahmen wie die Kennzeichnung von Geldscheinen angekündigt, um zu verhindern, dass die sowjetische Besatzungszone mit wertlos gewordenem Geld überflutet würde. Der Umfang der letztlich durchgeführten Maßnahmen ging jedoch weit darüber hinaus(vgl. Nolte 1974, S.245). Tatsächlich kam der gesamte Verkehr von Ost- nach Westberlin zum Erliegen. Ohne rechtliche Grundlage sollte außerdem das gesamte Berlin in die parallel stattfinden Währungsreform des Ostsektors einbezogen werden. Das Ziel der Sowjetunion war also, Berlin als Ganzes in den Wirtschaftsraum der Sowjetzone einzugliedern, um damit die eigene Wirtschaft zu stabilisieren und die Gründung eines westdeutschen Staates hinauszuzögern(vgl. ebd.). Durch die Blockade der Zufahrtswege nach Westberlin wurden die Bewohner von der Nahrungsmittelversorgung abgeschnitten. Die Westmächte, angeführt von den USA, standen vor der Entscheidung, ihren Platz in Berlin zu räumen oder dort zu bleiben. Mit der Errichtung einer Luftbrücke sollte die Versorgung Westberlins gewährleistet werden und Stalins „Hungertaktik“ ins Leere laufen(vgl. ebd., S.246). Die Westberliner Bevölkerung trotzte dabei den anfänglichen Schwierigkeiten, die sich im Fehlen von Kohle, Strom und Nahrungsmitteln niederschlugen und widerstrebten in der überwiegenden Mehrheit, die Angebote im Ostsektor wahrzunehmen und sich gegen Ummeldung nach Ostberlin mit Nahrung und Heizmaterial einzudecken(vgl. ebd.). In Erinnerung an die Rote Armee, deren Befreiung von den Nazis gleichzeitig Mord und Vergewaltigung für viele Deutsche bedeutet hatte, blieben die Westberliner letztendlich standhaft gegenüber der als fremd empfundenen Lebensform des sozialistischen Ostsektors(vgl. ebd., S.247). Neben der Luftbrücke reagierte man auf die Abriegelung der Zufahrtswege im Gegenzug mit einem Embargo gegenüber der Sowjetunion(vgl. Eschenhagen/Judt 2014, S.21). Für die UdSSR zeichnete sich die Berlinblockade somit zunehmend als nicht zu gewinnendes Unterfangen aus. Mit einem Abkommen der vier Besatzungsmächte in New York wurde die Berlinblockade am 04. Mai 1949 offiziell beendet(vgl. ebd.). Für die Westalliierten indes war die fast ein Jahr währende Luftbrücke 1948/49 zwar ein finanzieller Verlust, dafür aber eine weltweite und großartige Werbung für das eigene System. Zudem wurde ihnen die Dankbarkeit der Berliner und die Achtung der Deutschen zuteil. Stalin hingegen konnte keines seiner Ziele mit der Berlinblockade erreichen. Im Gegenteil kamen die restlichen Empfänger des Marshallplans angesichts der Berlinblockade zu der Erkenntnis, dass sie auf militärischen Schutz vor der UdSSR angewiesen waren(vgl. Gaddis 2007, S. 49 f.). Auch die Gründung eines westlichen deutschen Staates mit enormem wirtschaftlichem Potential konnte Stalin nicht verhindern. Als er die Berlinblockade im Mai 1949 widerstrebend aufhob, waren die NATO und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland bereits beschlossen worden(vgl. ebd.). Außerdem war durch die Bereitschaft, für die Freiheit Berlins einen Krieg zu riskieren, die politisch-psychologische Wirkung enorm, die von der Beendigung der Blockade ausging. Die Fronten des Kalten Krieges waren damit geklärt und Berlin zu einem Symbol des Kalten Krieges geworden.

2.2.2.4 Staatsgründungen 1949

Offiziell wurde die Teilung Deutschlands 1949 mit der Gründung zweier deutscher Staaten. Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland bedeutete die Wiedereingliederung eines Teils der Deutschen zurück in die Gemeinschaft der freien Staaten. Für die Bürgerinnen und Bürger der Deutschen Demokratischen Republik bedeutete die Teilung vor allem die Auslieferung an ein System, dass ein Großteil ablehnte. An dieser Stelle erfolgt eine Bewertung der Bedeutung der Staatsgründungen für den Kalten Krieg, die Bedeutung des Kalten Krieges für die Staatsgründungen wird an anderer Stelle aufgegriffen.

2.2.2.4.1 Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Entgegen der Vorkriegspläne, Deutschland in mehrere Teile zu zerschlagen, gelangte man in Großbritannien und den USA bereits kurz nach Kriegsende zu der Erkenntnis, dass die europäische Wirtschaft nur mit Hilfe eines vereinten Deutschlands wieder erstarken könnte. Die Zerschlagung hätte dagegen die Abhängigkeit der Staatengebilde von anderen Ländern bedeutet(vgl. Benz 2005, S.5). Die Ziele des Marshallplans hätten mit einem aufgeteilten Deutschland also nicht verwirklicht werden können, daher war es bereits ein frühes Ziel der USA und Großbritanniens, Deutschland zu einen. In Frankreich bildete die Furcht vor einem wiedererstarkenden Deutschland den Hauptgrund für die Ablehnung der Staatsgründung. Der Wunsch der Internationalisierung des Ruhrgebietes zog sich dabei konsequent durch die Verhandlungen. Erst gegen Zugeständnisse wie die internationale Kontrolle des Ruhrgebietes und in Folge der Bedingungen des Marshallplans konnten auch die Franzosen überzeugt werden(vgl. ebd., S.55). Gegen die Gründung eines Westdeutschen Staates stellte sich neben Frankreich auch die UdSSR, deren Ziel es war, ein geeintes Deutschland unter sowjetischer Kontrolle zu errichten. Die restlichen Alliierten wünschten dies zu verhindern(vgl. Gaddis 2007, S.38). Die Ministerpräsidenten der Bundesländer wurden in die Planung für die Neuordnung eines Nachkriegsstaates einbezogen. Wichtig erschien ihnen die Betonung des provisorischen Charakters des neuen Staates. Als Vertreter der Magnettheorie rechneten sie mit der baldigen Wiedervereinigung des gesamten Deutschlands. Um den Vorwürfen der Preisgabe der nationalen Einheit zu entgehen, sollte das Besatzungsstatut als Verantwortung der Alliierten für deutsche Angelegenheiten im Vordergrund stehen. Zudem sollte keine Verfassung, sondern ein ebenfalls provisorisches Grundgesetz ausgearbeitet werden(vgl. ebd., S.56 f.). Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes im Mai 1945 begann die Entstehung der Bundesrepublik, indem ab diesem Zeitpunkt zahlreiche Änderungen und Umformungen in Westdeutschland in Kraft traten. Bis 1955 sollten die Souveränitätsrechte der Bundesrepublik noch von der Kommission auf dem Petersberg verwaltet werden, bevor die Bundesrepublik vollständig souverän wurde(vgl. ebd., S.59).

2.2.2.4.2 Die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik

Nachdem mit der Gründung der Bundesrepublik das Ziel der UdSSR vereitelt wurde, Deutschland unter sozialistischen Vorzeichen zu einen, ging am 07. Oktober 1949, nur wenige Monate nach Gründung der BRD, die sowjetische Besatzungszone in die Deutsche Demokratische Republik über. Deutschland war durch die Gründung der beiden separaten Staaten nun nicht mehr nur wirtschaftlich, sondern auch politisch gespalten(vgl. Eschenhagen/Judt 2014, S.24). Die Schuld an der Spaltung Deutschlands sollte an die Westmächte übertragen werden(vgl. Benz 2005, S.60). Der Staatsgründung der DDR fehlte entgegen der Bundesrepublik jegliche demokratische Legitimation. In der aufgezwungenen Verfassung zeigte sich eine wesentlich stärkere Tendenz der Antihaltung gegenüber dem feindlichen System(vgl. Nolte 1974, S.256 f.). Die Gegensätzlichkeit der beiden Staaten tritt besonders durch die Betrachtung des Verhältnisses der Bevölkerung zum jeweiligen System zu Tage. Obwohl sich Protest und Widerstand in der BRD frei entfalten konnte, war im Angesicht der Staatsgründung kaum Gegenwind spürbar. In der sowjetischen Besatzungszone war durch die Besatzungsmacht und die Omnipräsenz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands(SED) kaum Widerstand möglich. Als offenbar wurde, dass die „Einheit Deutschlands“ nicht wie vom Großteil der Bevölkerung verstanden den Wiederanschluss an Westdeutschland bedeutete, sondern die unrealistische Einbeziehung des abgespaltenen westlichen Gebietes in die SBZ, schlug sich die Haltung der Bevölkerung in den Wahlergebnissen nieder(vgl. ebd.). Trotz Manipulationen und suggestiver Fragestellung - „Ich bin für die Einheit Deutschlands und einen gerechte Friedensvertrag“ - sprach sich über ein Drittel der Wähler gegen die Einheitsliste bei der Wahl zur Volkskammer aus(vgl. Eschenhagen/Judt 2014, S.24). Der Alleinvertretungsanspruch der DDR schlug sich somit nicht im Willen des Volkes nieder, was sich im Verlauf der DDR auch in den steigenden Flüchtlingszahlen, die letztendlich zum Mauerbau führten, widerspiegelte.

2.2.2.5 Der Koreakrieg

Im Jahr nach der Errichtung zweier deutscher Systeme, die ohne militärische Konfrontation von statten gegangen war, erfolgte die erste inoffizielle militärische Konfrontation der zwei Supermächte. Der erste Stellvertreterkrieg markierte den bisherigen Höhepunkt der Konfrontation. Nach dem Ende des Koreakriegs ging der Kalte Krieg in eine Phase der Entspannung über.

Korea war ähnlich wie Deutschland am Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen den USA und der UdSSR aufgeteilt. Die Truppen der Supermächte befanden sich dabei mehr zufällig als geplant, bedingt durch den Angriff auf Japan, auf der Halbinsel. Die Festlegung der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea auf den 38. Breitengrad war daher nicht von besonderen Interessen geleitet und verlief problemlos. Die Teilung sollte bis zur Bildung einer Regierung für das gesamte Korea Bestand haben, jedoch zog man die Truppen bereits vor der Regierungsbildung ab. Es blieben, ähnlich wie in Deutschland, zwei eigenständige Regierungen zurück. Die von der Sowjetunion unterstützte Regierung der Demokratischen Volksrepublik Korea im Norden war dabei alles andere als demokratisch gewählt, während die im Süden von den USA unterstützte Republik Korea ihre Regierung in von den Vereinten Nationen anerkannten Wahlen bildete(vgl. Gaddis 2007, S.57).

Nach Abzug der Truppen hinterließen die Supermächte einen Bürgerkrieg, wobei beide neugebildeten Staaten auf den Alleinvertretungsanspruch beharrten. Keine Seite konnte jedoch ohne Unterstützung der jeweiligen Supermacht die Initiative ergreifen und die USA versagten Südkorea jegliche militärische Unterstützung. Einerseits wollten die USA ihr Engagement in Asien reduzieren, andererseits befürchteten sie durch einen vorschnellen Angriff durch Südkorea in einen ungewollten Krieg hineingezogen zu werden(vgl. ebd., S.57 f.). Auch Nordkorea blieb die Unterstützung verwehrt, bis Stalin die Auffassung vertrat, eine zweite Front im Kalten Krieg könne nicht schaden und die USA würden ohnehin nicht angreifen. Außerdem war man in der Sowjetunion der Auffassung, Siege in Asien würden die Verluste und Rückschläge in Europa kompensieren(vgl. ebd., S.58). Nordkorea bekam somit die Unterstützung für eine militärische Aktion zugesprochen und marschierte am 25. Juni 1950 im Süden ein. Die Wirkung auf die USA hatte Stalin dabei jedoch unterschätzt. Die Amerikaner zeigten sich schockiert angesichts der Verletzung der von der UNO anerkannten Grenze am 38. Breitengrad. Obwohl Südkorea für das globale Machtgleichgewicht keine Rolle spielte, zeigte sich Truman entschlossen zu handeln(vgl. ebd., S.59). Auch China beteiligte sich zum Ausgleich des Kräftegleichgewichts am Koreakrieg(vgl. ebd., S.60 ff.). Als am 30. November 1950 die Chinesische Armee die US-Truppen mit einem verheerenden Militärschlag zurückdrängte, drohte Präsident Truman mit der Atombombe. Doch schnell ruderten die USA zurück und versicherten, der Einsatz von Atomwaffen in Südkorea werde nicht beabsichtigt(vgl. ebd., S.67 f.). Stattdessen zog sich der Koreakrieg noch zwei Jahre als Stellungskrieg mit erheblichen Verlusten hin. Obwohl im Grunde für den Verlauf des Kalten Krieges nicht wirklich bedeutungsvoll, schaffte der Koreakrieg einen Präzedenzfall: Längere und blutige Auseinandersetzungen zwischen Atommächten waren ohne den Einsatz von Atomwaffen möglich(vgl. ebd., S.69). Diese Erkenntnis zog sich letztlich durch den gesamten Kalten Krieg und war damit richtungsweisend für den weiteren Verlauf. Denn obwohl die Drohung, Atomwaffen einzusetzen, noch viele weitere Male von verschiedenen Akteuren ausgesprochen wurde, war man letztendlich auf beiden Seiten des Kalten Krieges gewillt, diese Drohung niemals in die Tat umzusetzen.

2.2.3 Phase leichter Entspannung 1953 – 1957

Mit Stalins Tod betrat der Reformer Nikita Sergejewitsch Chruschtschow die Bühne des Kalten Krieges. Bestand Stalin 1952 trotz schwindenden Engagements der chinesischen und nordkoreanischen Truppen auf die Fortsetzung des Koreakrieges, konnte mit Chruschtschow ein Waffenstillstand ausgehandelt werden, der 1953, im Jahr seines Amtsantritts, in Kraft trat(vgl. Gaddis 2007, S.80). Die Aussicht auf den Einsatz von Atomwaffen widerstrebte Chruschtschow, doch er setzte ebenso wie sein Gegenüber auf die psychologische Wirkung der potentiellen Zerstörungskraft(vgl. ebd., S.90). Der neue Kremlchef übernahm die Führung der Sowjetunion in einer Phase, in der die UdSSR den USA rüstungstechnisch weit unterlegen war. Nach außen propagierte er zwar die „friedliche Koexistenz“, doch sein tatsächliches Vorgehen bestand überwiegend in der Übertreibung der eigenen atomaren Stärke und Drohungen mit Waffen, die nicht zur Verfügung standen. Dieses Vorgehen wurde während der Suezkrise erstmals offenbar(vgl. ebd., S.90 f.). Präsident Truman hatte den Einsatz von Atom- und Wasserstoffbomben intern stets tabuisiert und den Besitz lediglich unter psychologischen Gesichtspunkten betrachtet(vgl. ebd., S.81). Mit Eisenhower, dessen Amtszeit ebenfalls 1953 begann, änderte sich diese Sichtweise. Für ihn war die Enttabuisierung des Einsatzes von Atomwaffen notwendig, um zu verhindern, weiterhin in Kriege wie den Koreakonflikt verwickelt zu werden. Mit der Zeit setzte sich jedoch auch bei Eisenhower die Erkenntnis durch, dass ein Erstschlag gegen die UdSSR den eigenen Selbstmord bedeuten würde(vgl. ebd., S.86). Um zu verhindern, dass sich aus einem begrenzten Krieg ein totaler Krieg mit dem Einsatz von Atomwaffen entwickelte, setzte Eisenhower daher auf die Strategie, sicherzustellen, dass überhaupt kein Krieg ausbrach(vgl. ebd., S.89). Exemplarisch für die neue Strategie ist hierfür ebenfalls das Vorgehen in der Suezkrise.

2.2.3.1 Die Suezkrise

Für die Suezkrise spielt die Haltung der blockfreien ägyptischen Regierung im Kalten Krieg eine große Rolle. Staatsoberhaupt Nasser verstand sich darauf, die Supermächte gegeneinander auszuspielen, um seine angestrebten Ziele zu erreichen und wechselte die Seiten, wie es am zielführendsten schien(vgl. ebd., S.161). Für den Bau des Assuan-Staudamms sicherte sich Ägypten somit finanzielle Hilfe der Westmächte, die eingestellt wurden, als sich Nasser 1955 weigerte dem sowjetfeindlichen Bagdad-Pakt beizutreten. Im Gegenzug bezog Ägypten daraufhin Waffenlieferungen aus dem Ostblock. Als Nasser 1956 den Suezkanal verstaatlichte und eine Internationalisierung ablehnte, rief dies Großbritannien und Frankreich auf den Plan. Nachdem Konferenzen zur Lösung des Konflikts gescheitert waren, begann eine britisch-französische Intervention(vgl. Stöver 2012, S.50). Der Zeitpunkt schien günstig, da die Sowjetunion zeitgleich mit der Niederschlagung des Volksaufstandes in Ungarn beschäftigt war(vgl. Gaddis 2007, S.162). Eisenhower indes zeigte sich entsetzt über die Eigeninitiative Großbritanniens und Frankreichs und witterte die Gefahr, den Einfluss in der arabischen Welt zu verlieren. Chruschtschow indes hatte mit einem atomaren Angriff gedroht. Mit der Drohung, wirtschaftliche Sanktionen gegen Großbritannien und Frankreich zu verhängen, drängte Eisenhower seine alliierten Verbündeten somit zum Rückzug(vgl. ebd.). Neben der Etablierung der neuen Strategien der Supermächte wurde mit der Suezkrise der arabische Raum zu einem Nebenschauplatz des Kalten Krieges. Der Fokus lag während dieser Phase des Kalten Krieges somit nicht mehr in dem hohen Maße auf Europa wie zuvor. Ab sofort lag es somit auch im Rahmen der Bemühungen Eisenhowers und Chruschtschows, es im arabischen Raum zu keiner Eskalation und damit zum Ausgangspunkt eines großen Konflikts kommen zu lassen(vgl. Stöver 2012, S.50). Hierdurch definiert sich der Charakter dieser Phase der leichten Entspannung. Erläuterungen zur Bedeutung der Suezkrise für die Bundesrepublik Deutschland erfolgen an anderer Stelle.

2.2.4 Weitere Spannungsphase 1958 – 1962

Die Ereignisse Mauerbau und Kubakrise sind für den Verlauf des Kalten Krieges vor allem so bemerkenswert, da sie einen bisherigen Höhepunkt der Konfrontation darstellten. Dies geschah trotz der Führung zweier Staatschefs, von denen man sich eher einen Wandel der bisherigen Strategie versprochen hatte. Entgegen dieser Erwartungen führten Kennedy und Chruschtschow die Welt an den Rand eines Atomkrieges. Die Gefahr eines Erstschlags wurde bis dato auf keiner Seite so deutlich empfunden. Den Ereignissen in Berlin und auf Kuba ging das sogenannte Desaster in der Schweinebucht voraus.

2.2.4.1 Das Desaster in der Schweinebucht

Die Vorgeschichte um das Desaster in der Schweinebucht beginnt mit der Aufnahme diplomatischer Beziehung zwischen Kuba und der Sowjetunion im Mai 1960. Die USA reagierten auf diese Beziehungen mit einem Handelsembargo gegenüber Kuba, worauf die Insel wiederum mit der Verstaatlichung der ansässigen amerikanischen Ölraffinerien reagierte. Statt eines Verbündeten kurz vor der Küste war aus Kuba somit ein Vorposten des Kremls geworden. Dies war für die USA eine nicht hinnehmbare Verschlechterung des Status Quo(vgl. Steininger 2011, S.22). Bereits unter Eisenhower hatte die CIA die sogenannte Operation „Zapata“ geplant, die eine Invasion Kubas vorsah. Hierfür wurden von der CIA Exilkubaner ausgebildet, die im Rahmen der Operation nach ihrer Landung auf Kuba einen Aufstand gegen Fidel Castro anzetteln sollten. Zwischen der Planung und der Durchführung erfolgte jedoch der Machtwechsel in den USA. Kennedy ersetzte Eisenhower und billigte unter Zeitdruck eine schlecht geplante Aktion mit offensichtlichen Schwachstellen. Die von Eisenhower in Auftrag gegebene Operation endete unter Kennedys Führung folglich im Desaster in der Schweinebucht(vgl. ebd., S.22 ff.). Statt eine Invasion Kubas mit anschließendem Putsch vorzunehmen, wurden die Exilkubaner am 17.April 1961 nach einem verpatzten Luftschlag unmittelbar nach ihrer Landung auf verhaftet. Im Abschlussbericht der CIA wurden die Gründe für das Scheitern aufgeführt. Neben schlechter Planung, reinem Wunschdenken und mangelhafter Versorgung der Exilkubaner hatte die CIA außerdem versäumt, Präsident Kennedy von den geringen Erfolgsaussichten zu unterrichten und zum Abbruch der Operation zu raten(vgl. ebd., S.27 f.). Bedeutsam ist diese Aktion vor allem durch den Eindruck, den Chruschtschow von Kennedy erhielt. Durch die Annahme, einem schwachen Gegner gegenüberzustehen, wurde sein Vorgehen in der Berlinkrise determiniert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 77 Seiten

Details

Titel
Die Bundesrepublik Deutschland als Kind des Kalten Krieges
Untertitel
Eine Betrachtung unter fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Gesichtspunkten
Hochschule
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
77
Katalognummer
V349809
ISBN (eBook)
9783668381742
ISBN (Buch)
9783960950356
Dateigröße
608 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kalter Krieg, Mauerfall, Nachkriegszeit, Kuba, Krise, Castro, Reagan, Kohl, Adenauer, Marshall, Plan, Wiedervereinigung, DDR, BRD, UdSSR, USA, Ost-West, Konflikt
Arbeit zitieren
Christopher Brogle (Autor:in), 2015, Die Bundesrepublik Deutschland als Kind des Kalten Krieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/349809

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