Der vatikanische Obelisk steht seit Ende des 16. Jahrhunderts vor der Kirche
St. Peter in Rom. Sixtus V. ließ ihn von der Südseite des Domes dorthin versetzen.
Doch wieso stand der Obelisk an dieser schlecht einsehbaren Stelle? Woher stammt
er und wie kam er von seinem ursprünglichen Aufstellungsort nach Rom? Dies sind
Fragen, mit denen sich die hier vorliegende Arbeit beschäftigen möchte.
In diesem Zusammenhang lenkt sie ihr Licht zuerst auf die Geschichte der
Obelisken im Allgemeinen. Es wird erörtert, wo der Obelisk seinen Ursprung hat und
was er symbolisiert, wie er als Siegestrophäe aus seinem Heimatland Ägypten
„entführt“ wurde und im Mittelalter in Vergessenheit geriet. In der Renaissance und
im Barock entfacht eine regelrechte Ägyptomanie das Interesse der Menschen und
die Obelisken konnten ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bis heute finden die
Steinmale in der Architektur, oft an Gedächtnisstätten oder in Parkanlagen,
Verwendung.
Auf diesen Teil folgend wird auf Sixtus V. Stadtplanung eingegangen und
erörtert, wie er dabei die Obelisken, durch seinen Architekten Domenico Fontana, in
Szene setzten ließ. Ein Teil dieses städtebaulichen Programms war die Versetzung
des vatikanischen Obelisken. Die Methode, die Fontana dabei anwandte, hielt er in
seinem Werk „Die Art wie der vatikanische Obelisk transportiert wurde“1 fest.
Abschließend wird auf der Grundlage der ehemaligen Inschriften versucht die
Geschichte des vatikanischen Obelisken vor der Versetzung durch Domenico
Fontana zu rekonstruieren und so die oben gestellten Fragen zu beantworten. Zwei
Inschriften werden dies ermöglichen; die des Gallus und die des Augustus bzw. des
Tiberius. Die Entschlüsselung der Gallus-Inschrift durch Filippo Magi2 und die darauf
folgende Diskussion ist bei Géza Alföldy3 treffend zusammengefasst und
kommentiert. Die Augustus/Tiberius-Inschrift lässt Schlüsse über die Geschichte des
Obelisken nach seit 14 n. Chr. zu.
1 Fontana 1590.
2 Magi 1963.
3 Alföldy 1990.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Die Geschichte der Obelisken
2 Sixtus V. und sein Architekt Domenico Fontana
3 Die Stadtplanung Roms unter Sixtus V
4 Domenico Fontana und die Versetzung des vatikanischen Obelisken
4.1 Die Geschichte des vatikanischen Obelisken
4.1.1 Die Gallus-Inschrift
4.1.2 Die Augustus/Tiberius-Inschrift
5 Resümee
6 Literaturverzeichnis
7 Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Der vatikanische Obelisk steht seit Ende des 16. Jahrhunderts vor der Kirche St. Peter in Rom. Sixtus V. ließ ihn von der Südseite des Domes dorthin versetzen. Doch wieso stand der Obelisk an dieser schlecht einsehbaren Stelle? Woher stammt er und wie kam er von seinem ursprünglichen Aufstellungsort nach Rom? Dies sind Fragen, mit denen sich die hier vorliegende Arbeit beschäftigen möchte.
In diesem Zusammenhang lenkt sie ihr Licht zuerst auf die Geschichte der Obelisken im Allgemeinen. Es wird erörtert, wo der Obelisk seinen Ursprung hat und was er symbolisiert, wie er als Siegestrophäe aus seinem Heimatland Ägypten „entführt“ wurde und im Mittelalter in Vergessenheit geriet. In der Renaissance und im Barock entfacht eine regelrechte Ägyptomanie das Interesse der Menschen und die Obelisken konnten ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bis heute finden die Steinmale in der Architektur, oft an Gedächtnisstätten oder in Parkanlagen, Verwendung.
Auf diesen Teil folgend wird auf Sixtus V. Stadtplanung eingegangen und erörtert, wie er dabei die Obelisken, durch seinen Architekten Domenico Fontana, in Szene setzten ließ. Ein Teil dieses städtebaulichen Programms war die Versetzung des vatikanischen Obelisken. Die Methode, die Fontana dabei anwandte, hielt er in seinem Werk „Die Art wie der vatikanische Obelisk transportiert wurde“[1] fest.
Abschließend wird auf der Grundlage der ehemaligen Inschriften versucht die Geschichte des vatikanischen Obelisken vor der Versetzung durch Domenico Fontana zu rekonstruieren und so die oben gestellten Fragen zu beantworten. Zwei Inschriften werden dies ermöglichen; die des Gallus und die des Augustus bzw. des Tiberius. Die Entschlüsselung der Gallus-Inschrift durch Filippo Magi[2] und die darauf folgende Diskussion ist bei Géza Alföldy[3] treffend zusammengefasst und kommentiert. Die Augustus/Tiberius-Inschrift lässt Schlüsse über die Geschichte des Obelisken nach seit 14 n. Chr. zu.
1 Die Geschichte der Obelisken
Der Ursprung der Obelisken liegt in Ägypten. Neben den Pyramiden und Sphinxen sind sie eines der Wahrzeichen des Landes und blicken bis zum heutigen Tag auf eine mehr als 5000 Jahre alte Geschichte zurück. Sie können als Steinpfeiler beschrieben werden, die sich über einem quadratischen Grundriss erheben und verjüngend bis zu ihrer Spitze, dem Pyramidion, zulaufen.[4] Über das altägyptische Wort für Obelisk „Techen“ ist wenig bekannt. Seine heutige Bezeichnung erhielt der Obelisk von den Griechen, die das ihnen fremde Steinmal, der Form halber, mit einem „obeliskos“ ,einem „(Brat-)Spießchen“[5] verglichen. Die arabische Bezeichnung „messala“ dessen Bedeutung, „Nadel des Pharao“[6] oder „große (Näh-)Nadel“[7], sich ebenfalls von der Form ableiten lässt, hat sich nicht in der heutigen Sprache verankert.
Das Pyramidion bezeichneten die alten Ägypter als „Benbenet“. Der Urbegriff dieses Wortes, das „emporsteigen“, „aufgehen“, „erscheinen“ oder „leuchten“ bedeutet, stammt aus dem Schöpfungsgeschichte der Ägypter.[8] In dieser wird beschrieben, wie der Gott Atum aus dem Urwasser „Nun“ den Urhügel „Benben“ empor hebt und sich auf ihm nieder lässt. Durch Onanie zeugt er den Gott der Lüfte „Schu“ und die Göttin der Feuchtigkeit „Tefnut“, die wiederum „Nut“ und „Geb“, die Götter des Himmelsgewölbes und der Erde, zeugen. Aus ihnen gehen Osiris, Seth, Isis und Nephthys hervor. Zusammen bilden sie die göttliche Neunheit oder Enneade (Abb.1). Auf diesem Urhügel soll in späterer Zeit die Stadt Heliopolis gebaut worden sein, weswegen die Enneade auch als Neunheit von Heliopolis bezeichnet wird.[9] Aus diesem Urhügel „Benben“ entwickelte sich der Obelisk. Auch die Hieroglyphe für den Urhügel bildete sich zum Schriftzeichen aus, das als Obelisk erkennbar wird.[10]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 : Die Enneade von Heliopolis
Durch Obelisken wurde der Sonnengott verehrt. Sie waren Symbole des ewigen Lebens und symbolisierten so auch den Pharao, der sich als unsterblicher Gott verstand. Durch die Verkleidung des Pyramidions mit Gold, Bronze oder Elektron wurde der Zusammenhang zur Verehrung der Sonne, die sich darin spiegelte, sichtbar. Bei jedem Sonnenaufgang ließ sich der Gott auf dem Obelisken nieder und brachte dem Volk seine lebensspendende Kraft.[11] Plinius versteht den Obelisken sogar als einzelnen, stilisierten Sonnenstrahl.[12]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die ersten Obelisken traten in der 5. Dynastie (3550-2400 v.Chr.) als Bestandteile von Sonnenheiligtümer in Erscheinung. Sie bildeten den Kern in diesen Tempeln, in denen der Pharao mit seinen „Eltern“ Re und Hathor in Verbindung trat, um das Land zu segnen zu lassen und um sein Wohlergehen zu erbitten.[13] Der Obelisk kann daher als Vermittler zwischen dem König und den Gottheiten angesehen werden. Ein Beispiel für ein solches Heiligtum ist der Tempel des Neuserre (Niuserre), der von Friedrich Wilhelm Bissing rekonstruiert wurde (Abb.2).[14] Von einem Tempel der im Tal lag führte eine überdachte Rampe hinauf zum, von einer Mauer umschlossenen, Sonnenheiligtum. Im hinteren Teil des Innenhofes stand, den Tempel dominierend, ein monumentaler Obelisk auf einem, ihn erhöhenden, Unterbau. Vor dem Steinmal befand sich ein Altar für rituelle Opferfeiern. Durch die Breite des Obelisken (er war noch nicht so schlank wie seine Nachfolger) und den Unterbau kann die Verwandtschaft zur Pyramide nicht von der Hand gewiesen werden.[15]
Ab dem Mittleren Reich (2000 v. Chr.) wurden Obelisken paarweise aufgestellt. Sie flankierten und betonten durch ihre symmetrische Anordnung Altäre oder die großen Tore der Kultstätten, die Pylonen. Es entstanden im Laufe der Zeit verschiedene Auffassungen über den Symbolgehalt dieser zu zweit auftretenden Steinmale. Man brachte sie mit den Göttern Re und Amun in Zusammenhang, sah in ihnen die Sonne und den Mond oder das geeinte Reich Ober- und Unterägyptens.[16]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es war üblich, dass der Pharao den Göttern zum Sethfest ein Paar Obelisken stiftete. Dadurch entwickelte sich der Obelisk vom Geschenk an die Gottheiten auch zum Selbstdarstellungsmittel des Herrschers und zum Machtsymbol, das durch die angebrachten Hieroglyphen unterstrichen wurde.[17] Diese Aufstellung kann noch heute vor dem Tempel in Luxor bestaunt werden (Abb.3). Die Kultstätte entstand unter Amenophis III. (~1400 v. Chr.) und war den Göttern Amun, Mut und Chons geweiht. Über Generationen wurde sie immer wieder erweitert und jeder Nachkomme versuchte den Vorgänger durch seine Bauvorhaben zu übertreffen.[18] Unter Ramses II. (19. Dynastie, regierte von 1290-1224) entstand ein riesiger Pylon mit einer Breite von 65 Metern, dessen Eingang er mit zwei Obelisken und sechs großen Pharaonenstatuen schmückte, von denen heute noch zwei erhalten sind. Die Sockelinschriften der Obelisken verweisen auf die Weihung an Amun (der aufgehenden Sonne) und Atum (der untergehenden Sonne).[19] Eine der Steinnadeln steht auch heute noch an seiner ursprünglichen Stelle, sein Gegenüber wurde 1836 als Geschenk nach Frankreich gebracht und wurde auf dem Place de la Concorde in Paris wieder aufgerrichtet.[20]
Heutzutage befinden sich nur noch wenige Obelisken an ihrem ursprünglichen Standort. Gerade einmal fünf können aufrecht stehend in Ägypten betrachtet werden, in Rom sind es, im Gegensatz dazu, dreizehn.[21] Als Siegestrophäen wurden sie erst von den Assyrern und Persern, denn, nach der Eroberung Ägyptens 31 v. Chr., durch Octavian, den späteren Augustus und die folgenden Herrscher Roms, außer Landes gebracht.[22] Zu diesen „entführten“ Obelisken gehört auch der vatikanische Obelisk. Welcher sein ursprünglicher Standort war wird im Laufe dieser Arbeit zu klären sein.
[...]
[1] Fontana 1590.
[2] Magi 1963.
[3] Alföldy 1990.
[4] Koepf/Binding 1999, Obelisk, S.335
[5] Habachi 1982, S. 15.
[6] Mühlner 1987, S. 40.
[7] Habachi 1982, S. 15.
[8] Mühlner 1987, S. 40.
[9] Batta 1986, S. 15-16.
[10] Iversen 1968, S. 13-14.
[11] Mühlner 1987, S. 40.
[12] Plinius, Hist. Nat. XXXVI, XIV, 64.
[13] Martin 1977, S. 23-24.
[14] Bissing 1905.
[15] Hubala 1951, S. 2.
[16] Mühlner 1987, S. 40.
[17] Mühlner 1987, S. 41.
[18] Martin 1977, S. 198.
[19] Habachi 1982, S. 31.
[20] Habachi 1982, S. 203-217.
[21] Batta 1986, S. 18-19.
[22] Mühlner 1987, S. 42.
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