Die kurdische Quasi-Staatlichkeit im Nordirak ist eine prominente Fragestellung im gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskurs. Auch die vorliegende Arbeit widmet sich dieser Thematik, jedoch losgelöst von ordnungspolitischen Ansätzen, welche die Möglichkeit einer Konstituierung eines kurdischen Nationalstaates anhand von institutionstechnischen Gegebenheiten untersuchen. Vielmehr wird die Konstruktion eines kurdischen Nationalismus innerhalb dieses quasi-staatlichen Gebildes, als entscheidende normative Voraussetzung für die Etablierung eines Nationalstaates, analysiert.
Hierzu werden im ersten Kapitel die theoretischen Grundlagen bezüglich der Wechselwirkungen zwischen den Konzepten des Nationalstaates, der Nation sowie des Nationalismus erarbeitet. Darauf aufbauend werden im zweiten Kapitel die Kurden als ethnische Gemeinschaft, sowie die daraus resultierenden Folgen für den kurdischen Nationalismus, beleuchtet. Das dritte Kapitel setzt sich mit elementaren Strukturen innerhalb der kurdischen Gesellschaft im Nordirak auseinander, welche nicht nur die Rahmenbedingungen für ein nationalistisches Solidaritätsempfinden vorgeben, sondern dieses auch nachhaltig beeinflussen. Abschließend werden im vierten Kapitel die zentralen zeitgeschichtlichen Ereignisse im Irak des 20. Jahrhunderts beleuchtet, welche für die Konstruktion des gegenwärtigen kurdischen Nationalismus im Nordirak unerlässlich sind.
Aufgrund arbeitstechnischer Restriktionen verzichtet diese Arbeit auf die ausführliche Darstellung des historischen Kontexts sowie aktueller machtpolitischer Fragestellungen im föderalen Irak. An erforderlicher Stelle werden jedoch entsprechende Hinweise zu vertiefender Fachliteratur gegeben. Ferner können viele der in dieser Arbeit aufgeworfenen Fragen aufgrund ihrer Komplexität nicht abschließend behandelt werden. Eine abschließende Klärung dieser Fragestellungen muss die Zielsetzung vertiefender wissenschaftlicher Arbeiten sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der Nationalstaat, die Nation und der Nationalismus
- 2. Die Kurden als ethnische Gemeinschaft
- 2.1 Sprache
- 2.2 Religion
- 3. Die Kurden als fragmentierte Zivilgesellschaft
- 3.1 Tribalismus
- 3.2 Verwandtschaftliche Beziehungen
- 3.3 Machtpolitisches Duopol der Kurdischen Parteien
- 4. Die Kurden als politische Schicksalsgemeinschaft
- 4.1 Verhältnis zu der irakischen Zentralregierung
- 4.2 Politische Entwicklung nach den Golfkriegen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Konstruktion eines kurdischen Nationalismus im Nordirak als entscheidende normative Voraussetzung für die Etablierung eines kurdischen Nationalstaates. Die Arbeit widmet sich dieser Thematik losgelöst von ordnungspolitischen Ansätzen und untersucht die Wechselwirkungen zwischen den Konzepten des Nationalstaates, der Nation sowie des Nationalismus im Kontext des Nordirak.
- Die Kurden als ethnische Gemeinschaft und die daraus resultierenden Folgen für den kurdischen Nationalismus.
- Die elementaren Strukturen innerhalb der kurdischen Gesellschaft im Nordirak und deren Einfluss auf das nationale Solidaritätsempfinden.
- Zentrale zeitgeschichtliche Ereignisse im Irak des 20. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für die Konstruktion des gegenwärtigen kurdischen Nationalismus.
- Die Herausforderungen der Fragmentierung der kurdischen Zivilgesellschaft durch Tribalismus, verwandtschaftliche Beziehungen und das machtpolitische Duopol der kurdischen Parteien.
- Die Rolle der gemeinsamen politischen Kämpfe der Kurden als Grundlage für die Konstruktion einer geeinten kurdischen Nation.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der kurdischen Quasi-Staatlichkeit im Nordirak ein und definiert den Fokus der Arbeit auf die Konstruktion eines kurdischen Nationalismus als entscheidende normative Voraussetzung für die Etablierung eines Nationalstaates.
Das erste Kapitel erarbeitet die theoretischen Grundlagen bezüglich der Wechselwirkungen zwischen den Konzepten des Nationalstaates, der Nation und des Nationalismus. Es wird die kritische Nationalismustheorie vorgestellt, die die Nation als eine soziale Konstruktion betrachtet, die durch den Nationalismus geprägt wird.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Kurden als ethnische Gemeinschaft und untersucht die Bedeutung von Sprache und Religion als mögliche ethnische Merkmale. Es wird die große Heterogenität der kurdischen Gesellschaft und die damit verbundenen Herausforderungen für die Konstruktion einer einheitlichen kurdischen Identität beleuchtet.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den sozialen Strukturen und deren Einfluss auf den kurdischen Nationalismus innerhalb der irakisch-kurdischen Gesellschaft. Es werden der Tribalismus, verwandtschaftliche Beziehungen und das machtpolitische Duopol der kurdischen Parteien als relevante Faktoren für die Fragmentierung der kurdischen Gesellschaft analysiert.
Das vierte Kapitel betrachtet die kurdische Gesellschaft im Nordirak unter dem Gesichtspunkt einer politischen Schicksalsgemeinschaft. Es werden zwei zentrale Ereignisse im 20. Jahrhundert hervorgehoben, die die Entwicklung des kurdischen Nationalismus maßgeblich beeinflusst haben: das Verhältnis der Kurden zur irakischen Zentralregierung in Bagdad und die politische Entwicklung im Nachgang der Golfkriege.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Konstruktion eines kurdischen Nationalismus im Nordirak, die Herausforderungen der Fragmentierung der kurdischen Zivilgesellschaft durch Tribalismus, Verwandtschaftliche Beziehungen und das machtpolitische Duopol der Kurdischen Parteien, sowie die Rolle der gemeinsamen politischen Kämpfe der Kurden als Grundlage für die Konstruktion einer geeinten kurdischen Nation.
- Arbeit zitieren
- Philipp Söchting (Autor:in), 2015, Nation und Nationalismus in Irakisch-Kurdistan, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350467