Die herausragende Bedeutung der Entwicklung der britischen Kolonien in Nordamerika von 1620 bis 1776 für das heutige Verständnis der Grundrechte in der westlichen Welt ist unbestritten. So repräsentierten die einzelstaatlichen Verfassungen der nordamerikanischen Kolonien nicht nur die ersten niedergeschriebenen Verfassungen überhaupt, sondern werden in diesen vielmehr erstmalig in der Menschheitsgeschichte individuelle Grundrechte kodifiziert.
Diese Hausarbeit behandelt jedoch nicht die Proklamation der Grundrechte selbst oder dessen Auswirkung auf die westliche Demokratiebewegung der Folgezeit, sondern analysiert die Grundrechtsentwicklung innerhalb der nordamerikanischen Kolonien von deren Anfängen bis zu der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776. Schwerpunkt dieser Analyse ist die Fragestellung, ob die Grundrechte in den britischen Kolonien Nordamerikas ein machtpolitisches Instrument der kolonialen Eliten waren, welche deren Entwicklung primär nach ihren individuellen wirtschaftlichen Interessen gestalteten.
Die Bearbeitung der Fragestellung erfolgt in drei Schritten. In einem ersten Schritt werden die einzigartigen Voraussetzungen des kolonialen Nordamerikas herausgearbeitet, welche eine spätere Grundrechtsentwicklung überhaupt erst ermöglichten. Darauf aufbauend werden in einem zweiten Schritt die Bedeutung der kolonialen Eliten für die Kodifizierung der Grundrechte und das Gewicht ihrer wirtschaftlichen Interessen für die einzelstaatliche Ausgestaltung der Grundrechte herausgearbeitet. Abschließend wird in einem dritten Schritt die der Arbeit zugrundeliegende These anhand eines Praxisbeispiels geprüft. In diesem Zusammenhang wird ein direkter Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung der Kolonialstaaten Virginia und Pennsylvania sowie deren individuelle Ausgestaltung der Grundrechte in den jeweiligen einzelstaatlichen Grundrechtskatalogen (Bill of Rights) von 1776 gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die koloniale Ausnahmesituation in Nordamerika
- 1.1 Die koloniale Selbstverwaltung
- 1.2 Die direkte Demokratie
- 1.3 Die Notwendigkeit der Kooperation
- 2. Die Provinzialregierungen und die koloniale Elite
- 2.1 Die Gesetzgebungskompetenz der Provinzialregierungen
- 2.2 Die kolonialen Eliten
- 3. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Nordamerikas
- 3.1 Grundbesitz als Voraussetzung kolonialen Wohlstandes
- 3.2 Arbeit als knapper Produktionsfaktor der Kolonialwirtschaft
- 3.3 Die wirtschaftlichen Interessen als bestimmender Faktor
- 4. Die Entwicklung der Staaten Virginia und Pennsylvania
- 4.1 Die Entwicklung Pennsylvanias
- 4.2 Die Entwicklung Virginias
- 4.3 Die Grundrechtskataloge Virginias und Pennsylvanias
- 4.3.1 Unterschiedliche Ausgestaltung gemeinsamer Grundrechte
- 4.3.2 Ausschließliche Grundrechte der Staaten
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Grundrechte in den britischen Kolonien Nordamerikas zwischen 1620 und 1776 und analysiert, ob diese ein machtpolitisches Instrument der kolonialen Eliten waren, die ihre Entwicklung primär nach ihren individuellen wirtschaftlichen Interessen gestalteten. Die Arbeit befasst sich mit den einzigartigen Voraussetzungen des kolonialen Nordamerikas, die eine spätere Grundrechtsentwicklung ermöglichten, sowie der Bedeutung der kolonialen Eliten für die Kodifizierung der Grundrechte und dem Gewicht ihrer wirtschaftlichen Interessen für die einzelstaatliche Ausgestaltung der Grundrechte.
- Die koloniale Ausnahmesituation in Nordamerika
- Die Rolle der kolonialen Eliten bei der Grundrechtsentwicklung
- Der Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf die Ausgestaltung der Grundrechte
- Die vergleichende Entwicklung der Staaten Virginia und Pennsylvania
- Die Bedeutung der Grundrechte als machtpolitische Instrumente
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Grundrechte in den britischen Kolonien Nordamerikas ein und stellt die Relevanz dieser Entwicklung für das heutige Verständnis von Grundrechten in der westlichen Welt heraus. Das erste Kapitel beleuchtet die koloniale Ausnahmesituation in Nordamerika, die die Entwicklung der Grundrechte ermöglichte. Es werden die Faktoren koloniale Selbstverwaltung, direkte Demokratie und die Notwendigkeit der Kooperation im Detail erläutert.
Das zweite Kapitel behandelt die Provinzialregierungen und die koloniale Elite. Es werden die Gesetzgebungskompetenz der Provinzialregierungen und die Rolle der kolonialen Eliten bei der Ausgestaltung der Grundrechte untersucht.
Das dritte Kapitel analysiert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Nordamerikas und deren Einfluss auf die Entwicklung der Grundrechte. Es werden Themen wie Grundbesitz, Arbeit und die wirtschaftlichen Interessen der Kolonialeliten behandelt.
Das vierte Kapitel widmet sich der Entwicklung der Staaten Virginia und Pennsylvania. Es werden die unterschiedlichen Entwicklungspfade der beiden Staaten und die Ausgestaltung der Grundrechte in den jeweiligen Grundrechtskatalogen verglichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Grundrechte, koloniale Selbstverwaltung, direkte Demokratie, wirtschaftliche Interessen, koloniale Eliten, Provinzialregierungen, Grundrechtskataloge, Virginia, Pennsylvania, Bill of Rights, Nordamerika, Merkantilismus, Machtpolitik.
- Arbeit zitieren
- Philipp Söchting (Autor:in), 2014, Grundrechte im kolonialen Nordamerika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350468