Cannae! Welches Entsetzen musste dieses Wort bei der römischen Bevölkerung ausgelöst haben, nachdem bekannt geworden war, dass das römische Aufgebot fast vollständig aufgerieben worden war? Acht Legionen von einem zahlenmäßig unterlegenen Gegner vernichtet. Ein Konsul gefallen. Süditalien in der Hand der Karthager. Wie konnte das geschehen?
Diese Frage stellte sich u. a. auch Alfred Graf von Schlieffen 2.000 Jahre später. Als Chef des preußischen Generalstabes von 1891 bis 1905 verstand er Cannae als erste „vollkommene Vernichtungsschlacht“. Nach Schlieffen war eine Vernichtungsschlacht die einzige Möglichkeit, schnell und konsequent eine militärische Entscheidung herbeizuführen. Dieses Problem war in seiner Zeit für das Deutsche Reich umso dringlicher, als dass es sich in einer geopolitischen Umkreisung befand und somit im Kriegsfall, ohne eine schnelle und endgültige militärische Entscheidung herbeigerufen zu haben, zwangsläufig einem Mehrfrontenkrieg ausgesetzt sehen musste. Hinzu kamen Überlegungen von Helmuth Graf von Moltke, in dessen Denktradition Schlieffen stand, der erkannt hatte,
„dass im Zeitalter der Massenheere und der beginnenden Industrialisierung wie niemals zuvor nicht allein strategische, sondern auch ökonomische und volkswirtschaftliche Gründe auf schnelle Beendigung von Kriegen drängten.“
Unter diesen Gesichtspunkten versuchte Schlieffen, Cannae zu analysieren und das Prinzip der Vernichtungsschlacht für zukünftige Kriege nutzbar zu machen. Letzt - endlich scheiterte dieser Versuch im Stellungskrieg des 1. Weltkrieges. Dennoch tauchten seine Überlegungen in der Reichswehr und später im Offizierskorps der Wehrmacht wieder auf. Die vorliegende Hausarbeit will darstellen, wie sich das Phänomen Cannae – das Prinzip des Vernichtungssieges - von Schlieffen bis in die Schlachten des 2. Weltkrieges nachvollziehen lässt. Zentraler Gegenstand ist die Schlacht von Cannae 216 v. Chr, die Schlieffen als den Prototypen einer Vernichtungsschlacht angesehen hatte. Dabei wird es weniger um die erschöpfende militärische Analyse der Schlacht gehen, sondern vielmehr darum, die Schlacht von Cannae als Schablone zu betrachten, mit deren Hilfe auch in der Moderne Schlachten unter der Prämisse der schnellen und entschiedenen Vernichtung des Gegners verstanden werden können – wie es Schlieffen gefordert hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Schlacht von Cannae
- Schlachtaufstellung
- Durchführung
- Resümee
- Das Primat der Vernichtung bei Schlieffen
- Vernichtungssieg - Moltke d. Ältere
- Vernichtung in Clausewitz' „Vom Kriege“
- Schlieffenplan
- Fazit
- Anhang
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen der Schlacht von Cannae und seiner Bedeutung für das militärische Denken, insbesondere im Hinblick auf das Dogma der Vernichtung. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Schlieffens Interpretation der Schlacht und seiner Überlegungen zur Anwendung des Prinzips des Vernichtungssieges in der Moderne.
- Die Schlacht von Cannae als Prototyp einer Vernichtungsschlacht
- Schlieffens Interpretation von Cannae und seine Überlegungen zur Vernichtungsschlacht
- Die Bedeutung des Prinzips der Vernichtung in der Militärgeschichte
- Die Relevanz des Themas für die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs
- Die Bedeutung der Schlacht von Cannae für die moderne Kriegsführung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Bedeutung der Schlacht von Cannae heraus und führt in Schlieffens Analyse des Ereignisses ein. Sie beleuchtet den historischen Kontext und die Relevanz des Themas für die heutige Zeit.
Das erste Kapitel widmet sich einer detaillierten Beschreibung der Schlacht von Cannae. Die Aufstellung der römischen und karthagischen Truppen wird dargestellt und analysiert. Der Fokus liegt dabei auf der von Hannibal entwickelten Schlachtordnung, die zum Sieg der Karthager führte.
Das zweite Kapitel untersucht Schlieffens Interpretation der Schlacht von Cannae und seine Überlegungen zum Prinzip der Vernichtung. Schlieffens Konzept des Vernichtungssieges wird im Kontext der Militärgeschichte, insbesondere im Vergleich mit der Denktradition von Moltke und Clausewitz, analysiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Schlacht von Cannae, Vernichtungsschlacht, Schlieffenplan, Militärgeschichte, Strategie, Taktik, Moltke, Clausewitz, Hannibal, Römer, Karthager, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Militärdoktrin, Kriegsführung, Vernichtungsstrategie.
- Arbeit zitieren
- Matthias Juergensen (Autor:in), 2005, Cannae und das Dogma der Vernichtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35058