Laut Christoph Kleßmann ist das Ruhrgebiet auf Grund seiner Entstehung und demographischen Struktur besonders zum Abbau von ethnischen Gegensätzen geeignet. Diese Eigenschaft wurde ab 1870 durch die zuerst geringe, später aber massenhafte Migration von polnisch sprachigen Arbeitern und Bergleuten aus den östlichen Provinzen des Kaiserreiches, den so genannten „Ruhrpolen“, auf die Probe gestellt.
Trotz der Staatsagehörigkeit zum Deutschen Kaiserreich pflegten die Einwanderer die eigene, mitgebrachte polnische Sprache und Kultur; häufig sprachen sie sogar kaum ein Wort Deutsch. Die Integration dieser Menschen dauerte nicht nur bis in die Weimarer Republik hinein, sie forderte auch besondere Maßnahmen der Regierung, die die „Ruhrpolen“ zwar integrierten, aber auch „germanisieren“, also von ihrer polnischen Sprache und Kultur abbringen wollte. Aus diesem Spannungsverhältnis der Interessen entstand eine Mischung aus Integrations- und Diskriminierungsmaßnahmen, die letztendlich in der subkulturellen Abkapselung der „Ruhrpolen“ mündete.
Im Rahmen dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit den Aspekten der Integration und Diskriminierung sowohl von Seiten des Staates, als auch von Seiten der Bevölkerung und der katholischen Kirche. Ich möchte den Versuch unternehmen, den Zusammenhang dieser Aspekte mit der Entstehung einer national-polnischen Subkultur im Ruhrgebiet darzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, gehe ich zuerst auf die historischen Hintergründe sowohl im Ruhrgebiet als auch in den preußischen Ostprovinzen, aus denen die „Ruhrpolen“ immigrierten, ein. Hierdurch soll auf der einen Seite die Erwartungshaltung und Mentalität der „Ruhrpolen“ deutlich gemacht werden und auf der anderen Seite ihre kulturelle Entwicklung in der Zielregion beleuchtet werden, um Integrations- und Diskriminierungstendenzen besser verstehen zu können.
Nachdem diese Basis geschaffen worden ist, werde ich erst auf die Aspekte der Integration eingehen. Da es sich thematisch anbietet, werde ich bereits hier auf den Faktor der sozialen Diskriminierung eingehen. Anschließend befasse ich mich mit dem Gesichtspunkt der Diskriminierung auf politischer und religiöser Ebene und der dadurch entstandenen subkulturellen Abkapselung. Die Quelle einer Jubiläumsschrift des St. Barbara Vereins soll hierbei Fallbeispiele liefern.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Historischer Hintergrund
- 2.1 Die Entwicklung im Ruhrgebiet
- 2.2 Die Situation in den Ostprovinzen
- 3.0 Aspekte der Integration
- 4.0 Aspekte der Diskriminierung und die Ausbildung einer nationalen Subkultur
- 5.0 Fazit und weiterer Ausblick auf die Situation der „,Ruhrpolen“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Integration und Diskriminierung der „Ruhrpolen“ im Deutschen Kaiserreich. Sie untersucht die Hintergründe ihrer Migration aus den östlichen Provinzen, beleuchtet die Integrationsprozesse und die Entstehung einer polnisch-nationalen Subkultur im Ruhrgebiet. Dabei werden sowohl staatliche Maßnahmen als auch die Perspektiven der Bevölkerung und der katholischen Kirche berücksichtigt.
- Die historischen Hintergründe der Migration der „Ruhrpolen“ im Ruhrgebiet und in den preußischen Ostprovinzen
- Aspekte der Integration der „Ruhrpolen“ im Ruhrgebiet
- Die Auswirkungen von Diskriminierung auf die „Ruhrpolen“ und die Entstehung einer nationalen Subkultur
- Der Einfluss der katholischen Kirche auf die Integration und Diskriminierung der „Ruhrpolen“
- Die Rolle des Staates in der Integration und Diskriminierung der „Ruhrpolen“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der „Ruhrpolen“ im Deutschen Kaiserreich ein und skizziert die Forschungsfrage der Hausarbeit. Das zweite Kapitel beleuchtet den historischen Hintergrund der Migration der „Ruhrpolen“ im Ruhrgebiet und in den preußischen Ostprovinzen. Es geht auf die wirtschaftliche Entwicklung des Ruhrgebiets, die Gründe für die Migration aus den Ostprovinzen und die Erwartungen der „Ruhrpolen“ ein. Das dritte Kapitel widmet sich den Aspekten der Integration der „Ruhrpolen“. Hier werden die Maßnahmen des Staates, die Rolle der Bevölkerung und der Einfluss der katholischen Kirche auf die Integration der „Ruhrpolen“ untersucht. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Diskriminierung der „Ruhrpolen“ und der Entstehung einer nationalen Subkultur. Der Fokus liegt auf der politischen und religiösen Diskriminierung und den Folgen für die polnische Gemeinschaft im Ruhrgebiet. Das Kapitel stützt sich auf Beispiele aus einer Jubiläumsschrift des St. Barbara Vereins.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: „Ruhrpolen“, Migration, Integration, Diskriminierung, nationale Subkultur, polnische Sprache und Kultur, Ruhrgebiet, Deutsches Kaiserreich, preußische Ostprovinzen, katholische Kirche, St. Barbara Verein.
- Arbeit zitieren
- Gereon Arntz (Autor:in), 2016, Die Ruhrpolen im Kaiserreich. Welche Aspekte der Integration und Diskriminierung gab es?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350949