"Operation Walküre" und das Stauffenberg-Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 in ausgewählten Fernsehdokumentationen

Eine geschichtsdidaktische Analyse


Masterarbeit, 2016

110 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Fundierung und methodische Vorgehensweise
2.1 Theoretische Fundierung und Präzisierung des Forschungsgegenstands
2.2 Methodische Vorgehensweise

3. Historischer Hintergrund
3.1 Der „national-konservative“ Widerstand bis zum 20. Juli 1944
3.1.1 Beck, Oster, Goerdeler und der Widerstand vor dem Zweiten Weltkrieg
3.1.2 Henning von Tresckow und das Widerstandszentrum in der Heeresgruppe Mitte
3.1.3 Der Beginn der Aktivitäten und erste Attentatsversuche
3.1.4 Die Heranziehung der „Walküre“-Alarmbefehle für die Umsturzplanungen
3.1.5 Innenpolitische Staatsstreichvorbereitungen und Zukunftsvorstellungen des Widerstandes
3.1.6 Außenpolitische Handlungsspielräume und Motive des Widerstands
3.1.7 Stauffenberg und der Weg bis zum 20. Juli 1944
3.2. Der 20. Juli 1944 - Attentat und Staatsstreich
3.2.1 Das Attentat in der Wolfsschanze
3.2.2 Das Auslösen von „Walküre“ in der Bendlerstraße
3.2.3 Die Umsetzung der Walküre-Befehle in Berlin und den Wehrkreisen
3.2.4 Der Zusammenbruch des Staatsstreichs in Berlin und der Bendlerstraße

4. Analyse der Geschichtsbilder in Die Stunde der Offiziere und Operation Walküre
4.1 Die Stunde der Offiziere - Analyse des Geschichtsbildes
4.1.1 Einführende Informationen zu Die Stunde der Offiziere
4.1.2 Narrativer Aufbau
4.1.3 Die Motivlage der Verschwörer
4.1.3.1 Das patriotische Motiv - „Deutschland und das Volk sind das Primäre“
4.1.3.2 Die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung als Motiv
4.1.3.3 Wandel in der Motivlage? - Das Attentat als symbolischer Akt
4.1.4 Die Thematisierung der Verstrickung der Verschwörer in den Vernichtungskrieg
4.1.5 Stauffenberg als identifikatorischer Protagonist
4.1.6 Die Verschwörer und der 20. Juli 1944
4.1.6.1 Das Attentat - Nervenkitzel mit dem Protagonisten
4.1.6.2 Die Stunde der Offiziere? Die Stunde der Opportunisten!
4.1.7 Die Hinrichtung: Emotionaler Höhepunkt und Konstruktion eines Opferbildes
4.1.8 Interpretation und Bewertung des Geschichtsbildes - Zeitgebundenheit und Darstellungsabsicht
4.1.8.1 Die Stunde der Offiziere als identitätsstiftendes Moment
4.1.8.2 Unterhaltung und Spannung - Die Stunde der Offiziere als Produkt des Neo-Fernsehens
4.1.8.3 Die Stunde der Offiziere vor dem Hintergrund des Opferdiskurses Anfang dieses Jahrtausends
4.2 Operation Walküre - Analyse des Geschichtsbildes
4.2.1 Einführende Informationen zu Operation Walküre
4.2.2 Narrativer Aufbau und Offenlegung des Konstruktionscharakters als Mittel der Distanzerzeugung
4.2.3 Die Motivlage der Verschwörer
4.2.4 Die Ziele der Verschwörer - Westanlehnung, Rechtsstaatlichkeit und Antibolschewismus
4.2.5 Die Darstellung der Verschwörer durch Fremdzuschreibungen prekärer Zeitzeugen
4.2.6 Stauffenberg als politischer Visionär
4.2.7 Die Verschwörer als Opfer in Operation Walküre
4.2.8 Interpretation und Bewertung des Geschichtsbildes - Zeitgebundenheit und Darstellungsabsicht
4.2.8.1 Operation Walküre als Produkt des Paläo-Fernsehens
4.2.8.2 Operation Walküre als Demokratieerziehung im Zeichen des Kalten Krieges
4.2.8.3 Operation Walküre - Das Beschweigen der Vergangenheit und der Generationenkonflikt

5. Fazit

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Als „Lichtgestalten der Geschichte“ von deren „moralischem Erbe unser Land bis heute zehrt.“1 Mit diesen Worten beschrieb der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck die Verschwörer um Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg und ihr Vermächtnis anlässlich seiner Rede zum 70. Jahrestag des 20. Juli 1944. Gaucks pathetische Wendung lässt erken- nen, welch große Bedeutung der 20. Juli 1944 als „Erinnerungsort par excellence“2 für die deutsche Erinnerungskultur hat. Als „Gewissensentscheidung mit einer ausgeprägt politi- schen Dimension“3 wird dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler und dem anschließen- den Staatsstreichversuch alljährlich auf vielfältigste Weise gedacht. Schließlich manifestier- te sich in dem Handeln der Verschwörer das vermeintlich „andere Deutschland“.

Dies war jedoch nicht immer so. Noch bis weit in die 1950er Jahre wirkte Hitlers Diktum ei- ner „kleinen Clique, verbrecherisch dummer Offiziere“4 in der Nachkriegsgesellschaft. Lan- ge sah man sie als Vaterlandsverräter, die den kämpfenden Soldaten in den Rücken gefallen waren. Auch die Alliierten hatten kein Interesse daran, den Widerstand positiv zu besetzen, schließlich widersprach er ihrer Kollektivschuldthese des deutschen Volkes. Erst ab Mitte der 1950er Jahre setzte, begünstigt durch Reden führender Repräsentanten, eine Neubewer- tung des Widerstandes ein. Diese führte in den 1960er Jahren dazu, dass das Attentat zur Heldentat und die Verschwörer zu Lichtgestalten ohne Fehl und Tadel erhoben wurden.5 Im Angesicht des Ost-West Konflikts waren sie nun die Väter des Grundgesetzes und der west- deutschen Demokratie. Immer wieder wurden die Männer des 20. Juli in den folgenden Jahrzehnten gar als Vordenker der europäischen Integration gedeutet. Und auch die Bundes- wehr instrumentalisierte den 20. Juli, um auf die vermeintlich saubere Rolle der Wehrmacht während des Krieges hinzuweisen. Davon entfernt zeichnete die Geschichtswissenschaft im Laufe der 1980er ein kritischeres Bild des Widerstandes. Sie wies auf illiberale, autoritäre und antisemitische Vorstellungen unter den Verschwörern hin. Diese Tendenz gipfelte An- fang dieses Jahrtausends in dem Offenlegen der aktiven Verstrickungen in den Vernichtungskrieg einiger Widerständler.6 So bleibt bis heute die Diskussion bestehen - oder setzt spätestens ein, sobald der Gedenktag näher rückt - „ob die Hitlergegner „Helden“ oder an Kriegsverbrechen beteiligte Zeitgenossen des NS-Staates waren.“7

Dieser kurze schematische Überblick lässt bereits erahnen, welch breites und teilweise höchst widersprüchliches Bild, zu unterschiedlichen Zeiten von den Männern des 20. Juli gezeichnet wurde. Zudem wurde dargelegt, dass die Deutungen des Widerstandes zu unterschiedlichen Zeiten, von unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren für ihre Zwecke in Anspruch genommen wurden.

Aus geschichtsdidaktischer Perspektive scheint es deshalb interessant, sich mit der Erinne- rungskultur zum 20. Juli 1944 in der Bundesrepublik Deutschland auseinander zu setzen. Da eine solche Betrachtung in ihrer Gänze jedoch den quantitativen Rahmen der Arbeit spren- gen würde, sollen hier lediglich zwei Dokumentationen8 über den 20. Juli 1944 herausge- griffen werden: Zum einen Operation Walküre (D, 1971) von Helmut Pigge und Franz Peter Wirth und auf der anderen Seite das Doku-Drama Die Stunde der Offiziere (D, 2004) unter der redaktionellen Leitung Guido Knopps. Dabei soll untersucht werden, welche filmischen Geschichtsbilder in Bezug auf die Verschwörer in den jeweiligen Produktionen konstruiert werden. Geht man von dem Konzept des Geschichtsbildes als theoretischer Grundlage vor- liegender Arbeit aus, fragt man nach „gefestigten Vorstellungen und Deutungen der Vergan- genheit“9, die sich im jeweiligen Narrativ finden lassen. Dementsprechend soll nach Nor- men, Werthaltungen und Charaktereigenschaften gefragt werden, welche den Verschwörern zugeschrieben werden. Kommt es zu einer Heroisierung oder einer kritischen Auseinander- setzung mit dem historischen Gegenstand? Welche Aus- oder Weglassungen werden vorge- nommen, um die Darstellung zu glätten?

Die sich daraus ergebenden Geschichtsbilder lassen sich darauf aufbauend als Produkte ih- rer Zeit interpretieren. Inwiefern kommt diese Zeitgebundenheit konkret zum Ausdruck? Eng mit der Frage nach der Zeitgebundenheit ist die nach der konkreten Funktion und Dar- stellungsabsicht verbunden. Auch diese Frage soll, ausgehend von den jeweiligen Ge- schichtsbildern, beantwortet werden. Unter der Bezugnahme auf das Konzept des Ge- schichtsbildes lässt sich die Fragestellung also folgendermaßen zusammenfassen: Wie und mit welcher Absicht wurden die Verschwörer in den unterschiedlichen Zeitabschnitten dar- gestellt?

Entsprechend dieser Fragestellung wurden die vorliegenden Dokumentationen ausgewählt. Dabei war zum einen der zeitliche Abstand von 33 Jahren ein Kriterium, da anhand dessen die Zeitgebundenheit der jeweiligen Geschichtsbilder gut analysiert werden kann. Denn in- nerhalb dieser Zeitspanne veränderten sich sowohl die medialen Inszenierungen von Ge- schichte, als auch die erinnerungskulturellen und politisch-sozialen Faktoren erheblich. Des- halb kann gut nachvollzogen werden, dass zu unterschiedlichen Zeiten, unterschiedliche Ge- schichtsbilder, zu unterschiedlichen Zwecken konstruiert wurden. Beide Dokumentationen behandeln außerdem in etwa denselben historischen Zeitraum, sodass sich die Geschichts- bilder auf den gleichen Gegenstand beziehen. Zudem scheinen die Dokumentationen für sich betrachtet von Interesse. Operation Walküre stellte 1971 den ersten Versuch überhaupt dar, die Geschehnisse um den 20. Juli 1944 im dokumentarischen Genre zu verarbeiten. Auch kam ihm eine hohe Zuschauerbeteiligung zu.10 Helmut Pigge erhielt 1972 sogar die Goldene Kamera in der Kategorie „Bester Autor“11 und im selben Jahr den „Adolf-Grimme- Preis mit Bronze“12. Die Stunde der Offiziere erreichte ebenso ein hohes Zuschauerinteres- se.13 Mit Guido Knopp zeichnete eine der bekanntesten aber auch umstrittensten Figuren der medialen Inszenierung historischer Stoffe der letzten zwanzig Jahre für den Inhalt verant- wortlich. Demgegenüber steht Joachim Fest als einer der maßgeblich Verantwortlichen hin- ter Operation Walküre. Der Zeithistoriker und Publizist wurde unter anderem durch seine einflussreiche Hitler-Biographie bekannt. Später wurde er jedoch ebenso für seine Heraus- geberschaft der autobiographischen Werke Albert Speers kritisiert, die ihm mehrmals den Vorwurf einer allzu großen Nähe zur Funktionselite des Dritten Reiches einbrachte. Nicht zuletzt diese personelle Konstellation lässt eine Analyse der hier ausgewählten Quellen reiz- voll erscheinen. Entsprechend der aufgeworfenen Fragestellung und der Auswahl des Film- materials soll die Arbeit folgendem Aufbau folgen.

Zu Beginn der Arbeit steht ein methodisch-theoretischer Teil. Hier soll vor allem das der Ar- beit zu Grunde liegende Konzept des „Geschichtsbildes“ in Abgrenzung zum „Geschichts- bewusstsein“ genauer erläutert werden. Dahinter steht die Idee, Fragestellung und Erkennt- nisinteresse noch einmal genauer zu fokussieren und der Arbeit den theoretischen Überbau zu verleihen. Auch die methodische Vorgehensweise wird im Anschluss dargelegt.

Dem Teil der konkreten Analyse der Geschichtsbilder beider Dokumentationen ist zunächst der „historische Hintergrund“ vorangestellt. Hier soll zum einen die geschichtliche Entwick- lung der Militäropposition bis zum 20. Juli 1944 nachverfolgt werden. Zum anderen besteht dieser Teil der Arbeit aus systematischen Kapiteln. Hier stehen die Motive der Verschwörer ebenso im Blick, wie die außen- und innenpolitischen Zukunftsvorstellungen, Normen und Werthaltungen der Widerständler. Außerdem werden wichtige Forschungsdiskussionen re- flektiert.14

Das Herzstück der Arbeit bildet Kapitel 4. Hier sollen beide Dokumentationen nacheinander im Hinblick auf das zu Grunde liegende Geschichtsbild analysiert werden. Dabei macht Die Stunde der Offiziere den Anfang. Als gemeinsame Untersuchungskategorien beider Filme werden der narrative Aufbau, die Ziele und Motive der Verschwörer, die Person Stauffen- bergs, sowie die Hinrichtung und Opferdarstellung untersucht. In einer Untersuchungskate- gorie unterscheiden sich die beiden Analysen jedoch. Damit soll der Eigenart beider Doku- mentationen Rechnung getragen werden. In Die Stunde der Offiziere erscheint die Personen- konstellation für die Deutung der Verschwörer wichtig. Im Gegensatz dazu kommen in Operation Walküre aus dem Jahre 1970 noch sehr viele regimetreue Zeitzeugen zu Wort, die teilweise fragwürdige Deutungen transportieren und so das Geschichtsbild mitprägen.

Die sich aus der Analyse ergebenden unterschiedlichen Geschichtsbilder sollen im An- schluss interpretiert werden. Dabei soll vor allem deren Zeitgebundenheit herausgearbeitet werden: Es wird gezeigt, dass die Geschichtsbilder Ausdruck fernsehgeschichtlicher Verän- derungen, erinnerungskultureller Konjunkturen, sowie politisch-gesellschaftlicher Gegeben- heiten zum jeweiligen Produktionszeitpunkt darstellen. Aber auch die Interessen der Produ- zenten, als zeitgebundene Akteure, stellen einen Faktor dar. Eng mit der Zeitgebundenheit der Darstellung verknüpft, sind die Absichten und Funktionen, die sich hinter den jeweiligen Geschichtsbildern verbergen. Auch diese sollen aufgezeigt werden.

Im Fazit werden die Ergebnisse schließlich zusammenfassend dargestellt, wobei herausgehoben werden soll, wie die Verschwörer zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichen Absichten dargestellt wurden.

2. Theoretische Fundierung und methodische Vorgehensweise

2.1. Theoretische Fundierung und Präzisierung des Forschungsgegenstands

Analysiert man Filme aus geschichtsdidaktischer Perspektive, so ist es notwendig sie innerhalb des seit den 1990er Jahren einsetzenden Erinnerungsdiskurses zu verorten. Dabei soll davon ausgegangen werden, dass es sich bei Filmen grundsätzlich um Erinnerungen, um Vergegenwärtigungen von Vergangenem handelt.15 Versteht man Filme als Erinnerungen, so muss in Bezug auf Astrid Erll festgehalten werden, dass diese immer einen konstruktiven Charakter aufweisen und durch einen Gegenwartsbezug geprägt sind. Erinnerungen sind dementsprechend nie objektive Abbilder vergangener Wahrnehmung, geschweige denn Abbilder einer vergangenen Realität. Es sind vielmehr subjektive, hochgradig selektive und von Abrufzeitpunkt und Situation abhängige Rekonstruktionen.16

Als Erinnerungen lassen sich Filme weiterhin als Teil der „Erinnerungskultur“17 einer be- stimmten Gemeinschaft begreifen. In Anlehnung an Cornelißen ist damit ein „formaler Oberbegriff für alle denkbaren Formen der bewussten Erinnerung an historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Prozesse zu verstehen.“18 Dabei spiele es keine Rolle, ob diese Erin- nerungen kognitiver, ästhetischer oder politischer Natur seien. Auch Formen des ahistori- schen oder gar antihistorischen, kollektiven Gedächtnisses schließt Cornelißen in seine De- finition ein. Dies gelte explizit auch für die geschichtswissenschaftlichen, sowie privaten Diskurse. Folglich können Textsorten aller Art, Bilder, Fotos, Denkmäler, Feste, Rituale, Unterhaltungen und Bauten aber eben auch Filme, Gegenstand erinnerungskultureller For- schung sein. Auch die Trägerschicht von Erinnerungskultur ist breit gestaffelt. Es kann sich um Individuen, Gruppen, Institutionen oder ganze Nationen handeln, die teils in Übereinstimmung, teils in Konflikt, Geschichte erinnern.19

Versteht man den Begriff in diesem weiten Sinne, so ist er synonym zum Konzept der „Geschichtskultur“.20 Jedoch hebt „Erinnerungskultur“ stärker auf den Aspekt des funktionalen Gebrauchs der Vergangenheit für gegenwärtige Zwecke, z.B. in Form einer historisch begründeten Identität, ab.21 Aus diesem Grund soll in Bezug auf die Analyse der Dokumentationen der Begriff der „Erinnerungskultur“ verwendet werden.

Damit ist bereits angedeutet, dass Filme als Teil der Erinnerungskultur nicht nur zeitgebundene Rekonstruktionen von Vergangenheit sind, sondern immer auch eine Intention, eine konkrete, gesellschaftliche Funktion erfüllen. In diesem Sinne geht die vorliegende Arbeit vom „Geschichtsbild“ als analyseleitenden, theoretischen Konzept aus. Dabei soll von der These ausgegangen werden, dass filmische Erzeugnisse, in Bezug auf historische Themen grundsätzlich Geschichtsbilder transportieren.

Unter dem Begriff des „Geschichtsbildes“22 versteht Jeismann eine geschichtsdidaktische „Metapher für gefestigte Vorstellungen und Deutungen der Vergangenheit […], denen eine Gruppe von Menschen Gültigkeit zuschreibt.“23 Geschichtsbilder sind demzufolge „nicht Abbildungen des Vergangenen, sondern Ein-Bildungen der Vorstellungs- und Urteilskraft.“24 Sie schlagen sich nach Schneider in der „Einschätzung und Bewertungen historischer Sach- verhalte“25 nieder, beziehen sich somit auf konkrete Inhalte und zeigen sich durch Narrati- ve.26 Dabei stimmt die sich im Geschichtsbild niederschlagende Vorstellung von der Vergan- genheit nicht notwendigerweise mit den historischen Tatsachen überein. Vielmehr ist es meist geprägt durch „Aus- und Weglassungen, durch Umdeutung und Glättungen des Ge- schichtsablaufs.“27 Ein weiteres Merkmal von Geschichtsbildern ist ihre Zeitgebundenheit. Sie verändern sich in Auseinandersetzung mit der „gesellschaftlichen Wirklichkeit […] durch Alltagserfahrungen, Umwelteinflüsse, politische, religiöse, soziale und wirtschaftliche Momente“28 ständig. Dabei existiert, gerade in pluralistischen Gesellschaften nicht nur ein Geschichtsbild, sondern es konkurrieren mehrere von ihnen um Deutungshoheit.

Damit ist bereits angesprochen, welchem Zweck Geschichtsbilder dienen. Auch hier liefern die Ausführungen Schneiders Aufklärung. Die Funktion von Geschichtsbildern sieht er ge- nerell in dem zu allen Zeiten nachweisbaren Versuch verschiedener Gruppen und Institutio- nen wie Kirche, Staat, Parteien oder Fernsehen, die „Bevölkerung auf eine bestimmte Sicht der Geschichte zu verpflichten.“29 Dadurch sollen eigene Herrschaft bzw. Ansprüche auf Herrschaft mit Blick auf diese Geschichte legitimiert und gegebenenfalls stabilisiert werden. Dies geschieht dadurch, dass der Bürger, in vorliegendem Fall der Zuschauer, durch das Vermitteln von Normen, Werthaltungen, Handlungen und Bereitschaften in eine gewünschte Richtung beeinflusst wird.30

Neben dieser sehr auf die Legitimation politischer Macht und gesellschaftlicher Vorreiterstellung abzielenden Definition, betont Jeismann noch andere funktionale Aspekte von Geschichtsbildern. Demnach geben sie dem Menschen Orientierung in der Gegenwart und helfen ihm, Handlungen für die Zukunft abzuwägen. Vor allem aber betont Jeismann die sinnstiftende Funktion von Geschichtsbildern. Politische und kulturelle Gemeinschaften können sich demnach offenbar nur selbst verstehen, wenn sie in der Zeit, d. h. zwischen vergangener und kommender Geschichte, zwischen Erfahrung und Erwartung ihren Ort bestimmen. Als „selbstbezogene Deutungen stiften sie im Chaos der unendlichen Vergangenheit Sinn.“31 So werden Gefühl und Bewusstsein der Zusammengehörigkeit, „wird kollektive Identität beglaubigt, der Daseinssinn der Gemeinschaft gestiftet.“32

Um begriffliche Klarheit zu erzielen, muss das „Geschichtsbild“ vom „Geschichtsbewusstsein“ als zentraler Kategorie der Geschichtsdidaktik abgegrenzt werden. Der Begriff Geschichtsbewusstsein ist komplex und auf unterschiedliche Weise definiert worden. Es kann deshalb hier nicht die Absicht sein, jede Definition, Betrachtungsebene33 und Dimension von Geschichtsbewusstsein zu explizieren. Vielmehr soll auf zentrale Merkmale des Geschichtsbewusstseins, vor allem unter Bezugnahme auf Jeismann verwiesen werden, um es in Abgrenzung zum Geschichtsbild zu definieren.

Nach ihm ist Geschichtsbewusstsein mehr als bloßes Wissen oder reines Interesse an Ge- schichte. Sie tritt vielmehr als „auswählende und deutende Rekonstruktion“34 ins Bewusst- sein und bezeichnet „die Art, in der Vergangenheit in Vorstellung und Erkenntnis gegenwär- tig“35 ist. Es handelt sich somit um ein individuelles Bewusstseinskonstrukt. Dieses kann un- terschiedlich ausgeprägt sein und eine Bandbreite von „einfachen Slogans bis zu elaborier- ten, mit wissenschaftlichen Methoden gestützten Rekonstruktionen reichen.“36 Laut Jeis- mann ist eine wichtige Bestimmung dafür, dass von Geschichtsbewusstsein gesprochen wer- den kann, die Einsicht in den Zusammenhang von „Vergangenheitsdeutung, Gegenwartsver- ständnis und Zukunftsperspektive37: Vergangenheit wird immer vom Standpunkt der Gegen- wart aus gedeutet und ist an bestimmte Deutungswünsche gebunden, die Perspektiven für eine zu werdende Zukunft offen legen. In diesem Punkt unterscheidet sich das Geschichts- bewusstsein vom Geschichtsbild, in dem stattdessen „Vergangenheitsdeutung zum gültigen Abbild von Geschichte gerinnt.“38 Geschichtsbilder gehören also zur historischen Dimensi- on der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit. Geschichtsbewusstsein lässt Ge- schichtsbilder somit als Ausdruck einer von Erfahrungen und Bedürfnissen geprägten histo- rischen Gemeinschaft erkennen und kann diese in ihrer Historizität und Partialität begrei- fen.39 Damit ist bereits auf ein weiteres Unterscheidungsmerkmal hingewiesen. Während nämlich das Geschichtsbild in sich selbst verhaftet bleibt, wohnt dem Geschichtsbewusst- sein eine „Reflexibilität“40 inne. Es erkennt die Grenzen und Standortgebundenheit der eige- nen Deutungen und lässt andere zu.

Nimmt man die vorliegende Abgrenzung beider Begriffe wird deutlich, wieso in der vorliegenden Arbeit von filmischen Geschichtsbildern, statt von filmischem Geschichtsbewusstsein die Rede ist.

Im Unterschied zu Geschichtsbildern ist dem Bewusstsein beispielsweise eine reflexive Komponente eigen. Geschichtsbewusstsein wäre somit in der Lage, filmische Geschichtsbil- der zu dekonstruieren. Als Bewusstseinskonstrukt äußert es sich jedoch nicht in Filmen. Dies würde beispielsweise voraussetzen, dass Filmen eine reflexive Komponente inne woh- nen würde. Aus diesem Grund soll in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen wer- den, welche Geschichtsbilder in den beiden hier zu untersuchenden Dokumentationen, in Bezug auf die Verschwörer des 20. Juli 1944, zum Ausdruck kommen und welche Funktio- nen mit einer solchen Darstellung zu unterschiedlichen Zeiten verbunden sind.

Aus der Frage nach den jeweiligen Geschichtsbildern ergeben sich daraus weitere Implikationen für das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit: Zu fragen ist also, welche gefestigten Vorstellungen und Deutungen der Verschwörer vorgenommen werden? Welche Aus- und Weglassungen, welche Umdeutungen und Glättung werden in Bezug auf die Verschwörer vorgenommen. Welche Werte und Charaktereigenschaften werden ihnen zugeschrieben? Ferner soll die Zeitgebundenheit der jeweiligen Geschichtsbilder sowie deren konkrete, gesellschaftliche Funktion herausgearbeitet werden.

2.2. Methodische Vorgehensweise

Die Analyse von filmischen Quellen stellt im Kontext geschichtswissenschaftlicher Frage- stellungen eine besondere Anforderung an das methodische Vorgehen. Durch das Hinzutre- ten der visuellen Ebene entzieht sich der Film nämlich der philologischen Vorgehensweise, der auf die Analyse von Texten ausgerichteten klassischen Quellenkritik.41 Es bedarf somit, in Ergänzung zur Quellenkritik einer Methode, welche die Eigenlogik und Aussagekraft der Bilder erfasst und ein sicheres „Lesen“ der bildlichen Ebene garantiert. Dass bei einer ge- schichtswissenschaftlich orientierten Filmanalyse die visuelle Eben mit einbezogen werden muss, hat bereits Walter Benjamin zu Beginn des letzten Jahrhunderts in seinem bekannten „Passagen-Werk“ festgehalten. Nach ihm zerfalle Geschichte in Bilder, nicht in Geschich- ten.42 Diese frühe Erkenntnis Benjamins wurde in der Geschichtswissenschaft jedoch lange Zeit nicht geteilt.43 Die Geschichtswissenschaft sperrte sich auf Grund ihrer jahrzehntelan- gen „Ikonophobie“44 lange davor, filmische Produkte als Quellen ernst zu nehmen. Es ver- wundert daher nicht, dass es kein tragfähiges, methodisches Instrument für die Analyse his- torischer Dokumentationen und Spielfilme gibt.45 Dementsprechend lohnt ein Blick in die Film- und Fernsehwissenschaften. Aber auch hier gilt: „Den Königsweg der Analyse gibt es nicht.“46 Dennoch müsse nach Mikos die Analyse von Filmen immer an das Erkenntnisinter- esse der Arbeit gebunden sein. Dies beuge einer ins endlose abgleitenden und zum Selbst- zweck verkommenden Analyse vor.47 Es erscheint daher wenig ratsam, jede erdenkliche Se- quenz zu analysieren. Vielmehr gilt es in der vorliegenden Arbeit diejenigen Sequenzen herauszugreifen, in denen Deutungsangebote in Bezug auf die Verschwörer unternommen und diese charakterisiert werden. Dies gilt zum Beispiel, wenn die Motive der Verschwörer zum Tragen kommen oder der familiäre Aspekt in Stauffenbergs Charakter mittels einer anrührenden Sequenz zum Ausdruck kommt. Situativ und wenn es dem Erkenntnisinteresse dient, sollen deshalb folgende von Mikos aufgeworfene Kategorien in die Analyse mit einbezogen werden: Figuren und Akteure, Ästhetik, Gestaltung und Narration.48

Ästhetik und Gestaltung kann so vielschichtige Aspekte umfassen, wie Kameraeinstellung, Ton, Licht, Montage, Musik, Gegenstände und Personen. In der Filmwissenschaft spricht man auch von der Bildkomposition, der „Mise-en-Scéne“49. Sie meint das Zusammenspiel aller im Bild vereinter Elemente. Das in Szene gesetzte Bild kann Stimmungen und Atmo- sphären in Bezug auf die Figuren beschwören und so zur Deutung beitragen. Daneben sol- len die Figuren näher beleuchtet werden. Hier sind Mimik, Gestik, Körperhaltung und Spra- che ebenso von Relevanz, wie die Konstellation der Personen.50 Auch hierüber können im wahrsten Wortsinn Geschichtsbilder konstruiert werden. Das gilt besonders für Die Stunde der Offiziere, welche durch expressives Schauspielen und Mise-en-Scéne auffällt. Die Ana- lyse der Figuren umfasst auch die Zeitzeugen. Sie sprechen in ganz bestimmten Settings mit einer eigenen Mimik und Tonalität. Die letzte Ebene, die in den Blick genommen wird ist die narrative Ebene. Auch die Form, in der die Erzählung aufgebaut ist und zu welchem Zeitpunkt dem Zuschauer Informationen offenbart werden51, kann Rückschlüsse auf das Ge- schichtsbild geben. Werden die Ereignisse beispielsweise personenzentriert und spannend erzählt, kommt es beim Zuschauer eher zu einer empathischen und identifikatorischen An- teilnahme mit dem Schicksal der Verschwörer. Dies würde einer eher unkritischen Betrach- tungsweise Vorschub leisten. Die Herausforderung wird darin bestehen, neben der textuellen Ebene, die bildliche und narrative Ebene zu versprachlichen, um sie für die Analyse nutzbar zu machen.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass die Rezeption von Filmen ein höchst sub- jektives Erleben darstellt.52 Ein trauriger Film kann die eine Person zum Weinen bringen, eine andere jedoch emotional wenig affizieren. Aufgrund dieser Tatsache soll im Folgenden nicht davon die Rede sein, dass ein Film eine ganz bestimmte Wirkung auf den Zuschauer entfaltet. Vielmehr soll von „Wirkungstendenzen“ oder „Wirkungspotentialen“ die Rede sein. Filme machen dem Zuschauer somit lediglich gewisse Rezeptionsangebote. Auf die tatsächliche Wirkung beim Zuschauer kann deshalb jedoch noch nicht geschlossen werden.53

3. Historischer Hintergrund

3.1 Der „national-konservative“ Widerstand bis zum 20. Juli 1944

3.1.1 Beck, Oster, Goerdeler und der Widerstand vor dem Zweiten Weltkrieg

Widerstand wurde im Dritten Reich von unterschiedlichen sozialen und politischen Gruppierungen zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Formen praktiziert. Die folgende Darstellung nimmt vor allem den so genannten „national-konservativen Widerstand“ in den Blick. Mit „national-konservativ“ sind die Eliten in Militär und Verwaltung gemeint, die von ihren Positionen im Regime selbst aus Widerstand leisteten. Der Begriff „Widerstand“ wird hier in einem engen Sinne definiert und meint die „aktive Beteiligung an organisierten Bemühungen […], die […] auf die Unterminierung des Regimes oder auf Vorkehrungen für den Zeitpunkt seines Zusammenbruchs zielen.“54

National-konservativer Widerstand im oben definierten Sinne existierte bereits seit 1938 in Form einer Verschwörergruppe um den ehemaligen Generaloberst Ludwig Beck55, den ehe- maligen Bürgermeister von Leipzig, Carl Friedrich Goerdeler, sowie Oberst Hans Oster im Amt Abwehr/ Ausland in Berlin. Als verbindendes Motiv dieser Gruppe galt die Verhinde- rung eines neuen (Welt-) Krieges, angesichts der außenpolitischen Vabanquepolitik Adolf Hitlers während der Sudetenkrise. Zwei geplante Staatsstreichversuche kamen jedoch weder während der Konferenz von München, noch vor dem Angriff auf Frankreich zur Ausfüh- rung.56

Danach lockerten sich die konspirativen Verbindungen im Laufe des Jahres 1940 und viele kritisch eingestellte Generäle folgten während des Westfeldzuges ihrer soldatisch-patrioti- schen Auffassung, erst den Krieg zu einem erfolgreichen Ende bringen zu müssen. Mit dem Sieg über Frankreich erreichte Hitler zudem den „Höhepunkt der politischen Macht“.57 Un- ter diesen psychologisch-politischen Voraussetzungen bestanden im allgemeinen Hochge- fühl des Sieges für die überzeugten Widerständler um Oster und Beck kaum Ansatzpunkte für einen Staatsstreich. Auch die Vorbereitungen auf den Krieg gegen die Sowjetunion zu Beginn des Jahres 1941 führten, trotz einiger militärisch-fachlicher Bedenken, zu keinem Protest unter hohen Generälen.58

3.1.2 Henning von Tresckow und das Widerstandszentrum in der Heeresgruppe Mitte

An der Ostfront bildete sich seit Frühjahr 1941 ein neues Widerstandszentrum aus jüngeren Offizieren heraus. Diese waren im Vergleich zu der bestehenden Gruppe in Berlin bereit, notfalls auch ohne den Rückhalt hoher Generäle zu handeln. In ihrer „Entschlossenheit zum entschiedenen Handeln“59 unterschieden sie sich von den übrigen Widerständlern. Momm- sen hat deshalb von der „Diskontinuität der Militäropposition zwischen 1938 und 1942“60 gesprochen. „Die Rolle des unumstrittenen Kopfes der Verschwörung im Osten“61 kam da- bei Henning von Tresckow zu, der später auch maßgeblich an der Ausarbeitung der „Walkü- re“-Befehle beteiligt war. Als Generalstabsoffizier in der Heeresgruppe Mitte sammelte Tre- sckow seit Dezember 1940 systematisch gleichgesinnte Offiziere um sich. Zu den engsten Vertrauten und späteren Mitverschwörern gehörten, Oberst Christoph Freiherr von Gers- dorff, sowie der als Verbindungsmann zur Gruppe der Verschwörer in Berlin fungierende Fabian von Schlabrendorff.

Tresckow stand den nationalen Forderungen der NSDAP nach Aufrüstung und Revision des Versailler Vertrages anfänglich aufgeschlossen gegenüber. Doch bereits der „Röhm-Putsch“ 1934 führte zu einer ersten innerlichen Distanzierung mit einzelnen Entscheidungen des NS- Systems und wandelte sich bereits vor dem Krieg in eine Gegnerschaft. Jedoch ließ sich Tresckow, wie viele weitere Verschwörer von dem schnellen Sieg gegen Frankreich mitrei- ßen.62

Dem geplanten Krieg gegen die Sowjetunion sah er differenziert entgegen. Auf Grund sei- ner antibolschewistischen Haltung, die bei vielen der späteren Verschwörer verbreitet war, erschien er jedoch als gerechtfertigt. Allerdings sah Tresckow, in dem Wissen um die Kräf- teverhältnisse, die schnelle Einnahme Moskaus bis zum Winter 1941 als einzige Er- folgschance.63 Jedoch setzte sich im August 1941 Hitlers Option einer Schwerpunktverlage- rung nach Süden, mit Stoßrichtung auf die Industrie- und Erdölgebiete der Ukraine durch. Diese Entscheidung führte bei den Offizieren des Heeresgruppenkommandos zu großer Ver- bitterung, weil die für entscheidend gehaltene Einnahme Moskaus so kaum mehr möglich erschien. Gersdorff nannte sie die „am schwersten wiegende Fehlentscheidung Hitlers […], die letztlich den Verlust des ganzen Krieges einleiten und begründen sollte.“64 Hürter sieht dieses Ereignis als das entscheidende Motiv für die seit Spätsommer konkret werdenden Umsturzbemühungen.

Mit Fortdauer des Krieges trat ein weiteres Widerstandsmotiv in den Vordergrund: Die sys- tematische Ermordung aller Juden in den rückwärtigen Gebieten der Front, die den ver- schwörerischen Bestrebungen eine moralisch-ethische Komponente hinzufügte.65 Die Mord- aktionen an jüdischen Intellektuellen, Partisanen und Kommissaren durch SS-Truppen im rückwärtigen Gebiet der Heeresgruppe waren dem Stabe Tresckows seit Beginn des Unter- nehmens Barbarossa im Juni bekannt. Sie scheinen jedoch zunächst noch als militärische Notwendigkeit im Kampf gegen den „bolschewistischen Erzfeind“66 hingenommen worden zu sein. Erst die ab Herbst 1941 eskalierenden Massenmorde, bei denen nun auch wahllos Frauen und Kinder hingerichtet wurden, haben laut Hürter einen Lernprozess in Gang ge- setzt. Das Massaker von Borissow „scheint hier wie ein Fanal gewirkt zu haben.“67 Neben der ethisch-moralischen Entrüstung über die „Ausrottungspolitik“68, widerstrebten diese Maßnahmen den Verschwörern auch aus militärischen Gesichtspunkten, weil sie den Widerstand gegen die Besatzungsmacht und somit die Partisanentätigkeit eher anfachten.

3.1.3 Der Beginn der Aktivitäten und erste Attentatsversuche

Zu den ersten Aktivitäten der Gruppe um Tresckow gehörte im September 1941 die Reise Schlabrendorffs nach Berlin „um herauszufinden ob es in der Heimat brauchbare Kristallati- onspunkte“69 gebe. Die Gruppe um Beck, Goerdeler und Oster fand sich erst im Frühjahr 1942 wieder zusammen und bestimmte Beck als Zentrale, bei der künftig alle Fäden zusam- men laufen sollten. Erst ab Juli bestanden regelmäßige Kontakte zu Schlabrendorff. Auf ei- ner weiteren Ebene versuchte vor allem Tresckow immer wieder seinen direkten Vorgesetz- ten und neuen Befehlshaber der Heeresgruppe Mitte, Generalfeldmarschall Günther von Kluge70 für eine Verschwörung zu gewinnen. Kluge zeigte sich zunächst durchaus aufge- schlossen, blieb aber bis zum 20. Juli 1944 immer schwankend. Ungleich wichtiger war je- doch ein Treffen zwischen Tresckow, Goerdeler und General Friedrich Olbricht Ende 1942. Olbricht war von Oster für die Verschwörung gewonnen worden. Er leitete das Allgemeine Heeresamt in der Bendlerstraße in Berlin und hatte als Stellvertretender Befehlshaber des Ersatzheeres71 Zugriff auf dieses. Er sagte zu, das Ersatzheer nach einem erfolgreichen At- tentat gegen Hitler für einen Staatsstreich zu mobilisieren.72

Die erste Möglichkeit für ein Attentat ergab sich bereits am 13. März 1943 als Hitler die Heeresgruppe Mitte in Smolensk besuchte. Tresckow gelang es, ein als Geschenk getarntes Paket mit Sprengstoff in die „Führer“-Maschine zu schmuggeln. Das Paket sollte beim Überfliegen von Kiew explodieren. Jedoch versagte der Zünder wegen zu großer Kälte.73 Die nächste Gelegenheit ergab sich bereits wenige Tage später, am 21. März, anlässlich der und Ereignisse führen müsse. So werde die notwendige Betrachtung der Gesamtperson und deren Werde - gang außer Acht gelassen. Er hält an der ethischen Motivation der Verschwörer von Beginn an fest. Siehe dazu: Graml, Hermann: Massenmord und Militäropposition. Zur jüngsten Diskussion über den Widerstand Heldengedenktag-Feier im Berliner Zeughaus. Hier sollte Hitler erbeutetes Kriegsmaterial vorgestellt werden. Da die Ausstellung von Gersdorff vorbereitet wurde, bot sich diesem ein guter Vorwand zur Erklärung der Ausstellungsstücke. Er wollte sich während dem Gang durch die Ausstellung mit Hitler in die Luft sprengen.74 Dieser zeigte jedoch wenig Interesse an den Stücken und verließ die Ausstellung nach wenigen Minuten, bevor der Zeitzünder explodierte. Beide Versuche scheiterten letztlich entweder an technischem Versagen oder an den hohen Sicherheitsvorkehrungen, in Kombination mit Zufällen.75

3.1.4 Die Heranziehung der „Walküre“-Alarmbefehle für die Umsturzplanungen

Nach den für die Opposition ernüchternd verlaufenden Frühjahrsmonaten, versuchten Tresc- kow und Goerdeler immer wieder vergeblich, Feldmarschälle für den Widerstand zu gewin- nen. Während sich Erich von Manstein, der Befehlshaber der Heeresgruppe Süd, von Be- ginn an versagte, hoffte man, dass sich Günther von Kluge an die Spitze eines Staatsstrei- ches stellen würde. Dieser wurde jedoch nach Zusagen schnell wieder schwankend und ver- suchte sich dem Drängen der Verschwörer zu entziehen.76 Aus diesem Grund bemühte man sich um Generaloberst Friedrich Fromm. Er war der direkte Vorgesetzte General Olbrichts im Allgemeinen Heeresamt in Berlin und Oberbefehlshaber des Ersatzheeres. Obwohl Fromm ein entschiedener Gegner Hitlers war, wollte auch er sich nicht initiativ an einem Staatsstreich beteiligen, zumindest solange Hitler lebte. Dennoch entschieden sich Tresckow und Olbricht nun, auch ohne die Zusage Fromms, einen neuen Staatsstreich unter Hinzuzie- hung des Ersatzheeres zu planen. Notfalls wollten sie ohne bzw. gegen dessen Befehle han- deln.77

Dafür nutzte Tresckow einen Urlaub in Berlin, um die bereits bestehenden, so genannten „Walküre“-Befehle so umzuschreiben, dass die vollziehende Gewalt im Reich mittels des Ersatzheeres übernommen werden konnte. Ursprünglich waren sie dafür gedacht, schnell auf innere Unruhen reagieren zu können. Dafür sollten die Schul-, Ausbildungs,- und im Ur- laub befindlichen Truppen in den Wehrkreisen, im Falle der Auslösung in Gefechtsbereit- schaft versetzt werden. Dies konnte in zwei Stufen vonstattengehen: „Walküre-Stufe I“ be- deutete die Herstellung der Gefechtsbereitschaft innerhalb von 6 Stunden, „Walküre-Stufe II“ die schnellstmögliche Zusammenziehung der Einheiten zu Kampfgruppen.78

Die Verschwörer mussten nun jedoch einen Anlass finden, um nach einem Attentat die ah- nungslosen Befehlshaber der jeweiligen Truppen dazu zu veranlassen, alle wichtigen SS, SD und Parteifunktionäre in den jeweiligen Wehrkreisen festzunehmen und alle Kommunikati- onsknotenpunkte, sowie staatlichen Einrichtungen im Sinne der Verschwörer zu besetzen. Um dies zu erreichen, sollten nach dem erfolgten Attentat, Zusatzbefehle an alle Wehrkreise herausgegeben werden. In diesen wurde, mit dem Hinweis auf den Tod Hitlers und eines an- geblichen Putsches frontfremder Parteikreise ein Grund vorgegeben, der die Übernahme der vollziehenden Gewalt durch das Ersatzheer rechtfertigen sollte. Den uneingeweihten Be- fehlshabern der Wehrkreise sollte so die Notwendigkeit der Maßnahmen plausibel erschei- nen, ohne dass sie die wahre Absicht kannten.79

Bei den Planungen zeigte sich, dass vor allem der Tod Hitlers entscheidend war, um etwaige Skrupel unter den Offizieren zu zerstreuen. Hitler war seit 1934 Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Alle Soldaten mussten ihren Eid auf seine Person ablegen. Gerade die in ihrem preußischen Wertehorizont von Befehl und Gehorsam gefangenen Feldmarschälle, wie Günther von Kluge oder Friedrich Fromm weigerten sich, gegen einen lebenden Eidträger vorzugehen. Sie waren nur bei einem Tod Hitlers bereit mitzuwirken.80

Tresckow wurde bei seinen Planungen seit Ende August von Oberstleutnant Claus Schenk Graf von Stauffenberg unterstützt. Er war von General Olbricht für die Verschwörung ge- wonnen worden und danach bis zum 20. Juli 1944 die „maßgebliche Antriebskraft“81. Dies galt umso mehr, nachdem Tresckow im Oktober wieder an die Front versetzt wurde. Stauf- fenberg koordinierte die Planungen ab dem 1. Oktober von seiner neuen Stelle als Chef des Stabes unter General Olbricht in Berlin. Seine Bemühungen richteten sich besonders darauf, in möglichst allen Wehrkreisen zuverlässige Verbindungsoffiziere zu gewinnen.82

Das vordringliche Bemühen Stauffenbergs galt jedoch der Suche nach einem Attentäter. Schließlich sollte erst der Tod Hitlers als Voraussetzung für den Staatsstreich fungieren. Die- ser musste sowohl Zugang zu Hitler haben, als auch bereit sein, sich im Zweifel selbst mit in die Luft zu sprengen. Dafür konnte Stauffenberg den Hauptmann Axel von dem Bussche gewinnen. Bussche war an der Ostfront Zeuge von Massenerschießungen ukrainischer Ju- den geworden und daraufhin zu einem entschlossenen Gegner des Regimes geworden. Das geplante Attentat anlässlich einer Uniformenvorführung konnte jedoch nicht durchgeführt werden, weil die Ausstellungsstücke auf der Fahrt nach Berlin verbrannten.83 Auch Ewald Heinrich von Kleist stellte sich für eine Tat während eines Vorführtermins zur Verfügung. Der Termin kam jedoch nicht zu Stande. So war die Situation im Februar 1944 verfahren. Tatbereite jüngere Offiziere standen nicht mehr zur Verfügung. Generäle, die die Möglichkeit hatten, brachten nicht den notwendigen Mut auf. Die Frage nach dem Attentäter konnte erst geklärt werden, als Stauffenberg selbst, durch seine Beförderung zum Stabschef Fromms, am 1. Juli die Gelegenheit erhielt, regelmäßig an Lagebesprechungen teilzunehmen und sich bereit erklärte die Tat auszuführen.84

3.1.5 Innenpolitische Staatsstreichvorbereitungen und Zukunftsvorstellungen des Widerstandes

Nachdem in den vorangegangen Abschnitten die militärische Seite der Umsturzvorbereitun- gen erläutert wurde, sollen im Folgenden die zivilen Kreise im Zusammenhang mit dem 20. Juli und ihre politischen Zukunftsvorstellungen näher in den Blick genommen werden. Be- reits die Aufstellung „politischer Beauftragter“ weist auf den zivilen Charakter des Umstur- zes hin.85 Der Staatsstreich sollte nämlich nicht in eine länger andauernde Militärdiktatur münden, sondern möglichst rasch eine neue politische Ordnung etablieren. Deshalb finden sich auch in den vorab erstellten Ministerlisten, einer nach dem Umsturz neu zu bildenden Regierung, ausschließlich Zivilisten.86 Ziel war es, der zukünftigen politischen Ordnung, durch Einbeziehung der noch vorhandenen Widerständler aus unterschiedlichen politischen und sozialen Spektren, eine legitimatorische Basis zu verschaffen. In diesem Zusammen- hang ist vor allem die seit Jahresbeginn 1944 immer enger werdende Zusammenarbeit mit dem später so genannten „Kreisauer Kreis“87, sowie mit den Sozialdemokraten Julius Leber und Wilhelm Leuschner zu sehen. Der Kreisauer Kreis war ein informeller Gesprächskreis um Stauffenbergs Vetter, Peter Graf York von Wartenburg, Helmuth James Graf von Moltke und Adam von Trott zu Solz.88

Trotz teils unterschiedlicher Auffassungen über die Ämterbesetzung einigte man sich auf ein zukünftiges Kabinett. In diesem war Beck als Staatsoberhaupt, als „Generalstatthalter“, vor- gesehenen und Goerdeler als Reichskanzler. Aus dem sozialdemokratischen Lager wurden Leuschner als Vizekanzler und Leber als Innenminister bestimmt. Josef Wirmer, ehemaliger Zentrumspolitiker, sollte neuer Justizminister werden. Doch worin bestanden die programmatischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede?89

Das übergreifende Ziel aller Widerständler war die Herstellung der „Majestät des Rechts“.90 Recht und Gerechtigkeit, vor allem dem Staat gegenüber seinen Bürgern, sollten wieder Einzug erhalten, nachdem dieses Prinzip während der NS-Herrschaft durch Entrechtung und Willkürherrschaft abhandengekommen war. Der Staat sollte den Bürger nicht zu blindem Gehorsam zwingen, sondern schützend dessen freie Entfaltung unterstützen. Die Gerichte sollten wieder unabhängig Recht sprechen.

Bei den verfassungspolitischen Plänen war man sich einig, dass eine Restauration der Wei- marer Republik nicht in Frage kam, weil man in ihr die Ursache des Nationalsozialismus sah. Vielmehr kamen beispielsweise in den Verfassungsentwürfen Hassels autoritär-konser- vative Züge zum Tragen, die eine starke, fast absolutistische Regierung vorsahen. Die Betei- ligung des Volkes sollte auf ein Minimum beschränkt werden. Es sollte lediglich in Form von berufsständischen Versammlungen ein Recht auf Einfluss haben.91 Von diesen Überle- gungen hoben sich wiederum die Entwürfe der Kreisauer und Goerdelers ab. Hier favori- sierte man ein auf Subsidiarität beruhendes System. „Kleine politische Gemeinschaften“92 sollten aus ihrer Mitte Honoratioren, sozial integre, unabhängige Persönlichkeiten auswäh- len, die die Gemeinden bis auf die Ebene des Reichstages vertreten sollten. Der Reichstag hatte lediglich beratende Funktion und durch eine mehrstufige indirekte Wahl der Vertreter, sollten öffentliche Wahlkämpfe des Weimarer Systems vermieden werden.93

Die angedeuteten Verfassungsüberlegungen sollten die Rolle des Individuums aufwerten. Sie standen somit in klarem Gegensatz zu den totalitären Ordnungsvorstellungen der nivel- lierenden NS-Massengesellschaft. Die gesellschaftlichen Vorstellungen zielten jedoch auch gegen jene der kapitalistischen Demokratien. Auch in den westlichen Demokratien sah man durch Industrialisierung und Verstädterung eine „Vermassung“94 der Gesellschaft. Die Über- legungen waren insgesamt von der Idee eines dritten Weges zwischen angelsächsischem Ka- pitalismus und russischem Bolschewismus getragen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es auf Grund der skizzierten Vorstellungen heu- te kaum noch möglich ist, den Widerstand als direkten Vorläufer der freiheitlich-demokrati- schen und liberalen Gesellschaftsform der Bundesrepublik zu betrachten.95 Derartige Versu- che sind nach Mommsen eine „unangemessene Inanspruchnahme des Vermächtnisses der deutschen Opposition.“96

3.1.6 Außenpolitische Handlungsspielräume und Motive des Widerstands

Inwiefern eine Nach-Hitler-Regierung in der Lage gewesen wäre, innenpolitische Verände- rungen durchzuführen und einen akzeptablen Frieden zu schließen, hing seit der sich ab- zeichnenden militärischen Niederlage des Reichs im Winter 1941/1942 durch den Kriegs- eintritt der Vereinigten Staaten, sowie der deutschen Niederlage vor Moskau, in erheblicher Weise von den Alliierten ab. Von Seiten der Verschwörer bestanden bereits seit 1938 Kon- takte zum Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Persönlichkeiten im Aus- wärtigen Amt, wie Adam von Trott zu Solz oder Hans-Bernd Gisevius sondierten über ver- schiedene Mittelsmänner. Dabei erhoffte man sich stets Zusagen der westlichen Regierun- gen, einer Umsturzregierung milde Friedensbedingungen zuzugestehen.97

Der Erfolg dieser Kontaktversuche blieb jedoch bis zum 20. Juli 1944 auf ganzer Linie aus. Vielmehr formulierten die Alliierten auf der Konferenz von Casablanca die „bedingungslose Kapitulation“98 Deutschlands als Ziel des Krieges. Auf Grund der immer prekärer werden- den Kriegslage des Reichs sah man keine Veranlassung zu Zugeständnissen. Vielmehr beur- teilte man die Bemühungen des Widerstandes gar als letzten Versuch eines Teils der Eliten, sich selbst zu retten.99

Auch auf Seiten der Verschwörer war man davon überzeugt, dass der Krieg verloren war. Allerdings hoffte man noch bis Anfang Juni (Landung der Alliierten in der Normandie), an- dere noch bis zum 20. Juli 1944, einen Verhandlungsfrieden mit den Westmächten erreichen zu können. In jedem Fall sollte die Besetzung des Reichs vermieden werden. Man gab sich der Illusion hin, die ideologischen Differenzen der Allianz zu seinen Gunsten ausspielen zu können. Man glaubte an das Interesse der Westmächte, das Deutsche Reich als eigenständi- gen Machtfaktor gegenüber der Sowjetunion etablieren zu können.100

Einig war man sich auf Seiten der Verschwörer darin, dass nach einem Staatsstreich die Front im Osten gehalten werden solle. Auf diese Weise wollte man eine Besetzung durch die Rote Armee verhindern. Im Westen hoffte man auf einen Waffenstillstand und einen unge- hinderten Rückzug der Wehrmacht bis an die Reichsgrenze. Eine andere Option stellte nach der Landung der Alliierten in der Normandie die so genannte „Westlösung“101 dar. Hierzu sollte im Zweifelsfall die Westfront geöffnet werden, um einer sowjetischen Besatzung zu- vor zu kommen. In Abstimmung mit den Westmächten hoffte man eine Frontlinie von Tilsit bis Lemberg halten zu dürfen.102

Die außenpolitischen Vorstellungen und Bemühungen des national-konservativen Widerstandes spiegeln bereits das Hauptmotiv wieder: Die Rettung des Vaterlandes und des deutschen Volkes.103 Aus vielen Äußerungen und Niederschriften geht hervor, dass der Großteil der Verschwörer mit Fortdauer des Krieges zu der Einsicht gelangte, dass eine Weiterführung desselben eine militärische Katastrophe zur Folge haben müsse, ein dringend notwendiger Friedensschluss mit Hitler allerdings nicht möglich sei. Zur Rettung des Vaterlandes zog man deshalb die Konsequenz des Tyrannenmordes.104

Das Motiv des Patriotismus erklärt auch, dass kritisch eingestellte Offiziere, wie Stauffenberg oder Tresckow, sich nicht früher dem Widerstand anschlossen. Die Erfolge in den ersten beiden Kriegsjahren waren aus patriotischer Sicht zu begrüßen. In den Kategorien nationalstaatlichen Großmachtdenkens verhaftet, sahen sie die Annexionen der Tschechei und den Überfall auf Polen als grundsätzlich positiv und gerecht, auch wenn sie die Methoden der Kriegführung unter humanitären und militärfachlichen Aspekten teilweise in Frage stellten. Dennoch waren sie als Militärs, auch durch die Bindung an ihren Eid, bereit den Krieg mitzutragen, solange er Aussicht auf Erfolg hatte. Vor diesem Hintergrund kann man die von Wentker angeführte „Dialektik von Mitmachen und Widerstehen, von Zusammenarbeit und Verweigerung, von Loyalität und Opposition“105 verstehen.

Wie bereits am Beispiel von Henning von Tresckows und den Verschwörern der Heeres- gruppe Mitte beispielhaft erläutert, mischte sich zu dem patriotischen Motiv, die Abscheu vor der Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten und die systematische Vernichtung der Juden in den Konzentrationslagern. Damit verbunden war die Einsicht, eine unwiederbring- liche Schuld über die eigene Nation und sich selbst gebracht zu haben. Zwar war unter den Verschwörern ein „dissimilativer Antisemitismus“106 weit verbreitet: Man war der Auffas- sung, dass die jüdische Bevölkerung zu viel Einfluss im öffentlichen Leben innehatte. Die- ser sollte in Form von Ausgrenzung oder Abschottung eingedämmt werden. Das auf dem Rassegedanken basierende Faktum des Völkermordes lehnten sie jedoch, bis auf wenige Ausnahmen, streng ab. Für einige, wie Hellmuth Stieff oder von dem Bussche stellten diese humanitär-moralischen Überlegungen sogar die Hauptmotivation dar, sich dem Widerstand anzuschließen.107

Die Auffassung, dass es sich beim Widerstand gegen Hitler jedoch einzig um einen „Aufstand des Gewissens“108 handelte, ist mittlerweile zu Gunsten des patriotischen Aspekts in seiner Wirkung auf das Handeln deutlich abgeschwächt worden. Dazu hat auch die Erkenntnis beigetragen, dass die Besatzungspolitik oft nicht primär aus humanitären oder moralischen Überlegungen abgelehnt wurde, sondern, weil sie „die Ehre der Deutschen Armee“109 verletzte, die Bandentätigkeit im rückwärtigen Gebiet der Front eher anfachte und die Deportationen wichtige Ressourcen beanspruchten.110

3.1.7 Stauffenberg und der Weg bis zum 20. Juli 1944

Nachdem die letzten Kapitel die politischen Ideen, Visionen aber auch Illusionen der Verschwörer beleuchtet haben, soll im Folgenden der Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und schließlich die Entwicklung in den letzten Monaten und Wochen vor dem Attentat nachvollzogen werden.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg, geboren 1907, entstammte einer katholischen Familie des schwäbischen Uradels. Seine Brüder, der später eng an der Verschwörung beteiligte Berthold und dessen Zwillingsbruder Alexander waren zwei Jahre älter. Geprägt wurde der junge Claus durch ein aristokratisches Selbstverständnis, zu etwas Besonderem auserkoren zu sein. Bestärkt wurde er darin durch den Dichter Stefan George, zu dessen Anhän- ger-Kreis des „Geheimen Deutschlands“ er seit 1922 zählte.111 George entwickelte darin un- ter anderem den Mythos eines zukünftig zu errichtenden Deutschlands, das an eine ständi- sche Ordnung nach dem Vorbild des Heiligen Römischen Reichs zur Zeit der Staufer an- knüpfen sollte.112

Die auch von Stauffenberg übernommenen Gesellschaftsvorstellungen basierten auf einer nicht näher artikulierten Gemeinschaft, die auf zueinander naturgegebenen Rängen basieren sollte. Führend sollten die geistigen Eliten sein, die sich durch besondere Leistungen auszeichneten. Ablehnung erfuhr vor allem die Demokratie in Form der Weimarer Republik. Auch die weiter oben schon aufgeführte „Vermassung“ der Gesellschaft wurde abgelehnt. In den politischen Vorstellungen Stauffenbergs lassen sich aus heutiger Perspektive stark rückwärtsgewandte, sozial-romantische Tendenzen erkennen.113

Aus seiner Überzeugung dem Vaterland dienen zu müssen, nahm er nach dem Abitur die Of- fizierslaufbahn auf. Als Oberleutnant war er ebenso an der Besetzung des Sudetenlandes be- teiligt, wie ein Jahr darauf am Polen- und Frankreichfeldzug.114 Wie die meisten der späteren Verschwörer begrüßte auch Stauffenberg den Aufstieg Hitlers. Als junger Offizier und aus- gesprochener Patriot, stimmte er mit der auf Revision des Versailler Vertrags zielenden Politik überein, da sie die Stellung Deutschlands rehabilitieren musste. Gleiches galt für die Aufwertung der Wehrmacht, die durch die gleichzeitige Aufrüstung Karrierechancen offen hielt. Dennoch war Stauffenberg kein Parteigänger und ließ sich nicht von der Ideologie des Nationalsozialismus vereinnahmen.115 Auch einige Maßnahmen des Regimes, wie die kriegstreiberische Politik Hitlers kritisierte er mit den Worten: „Der Narr macht Krieg.“116 Dennoch empfand er den Beginn des Polenfeldzuges als Erlösung, schließlich sei der Krieg sein Handwerk. Auch die militärischen Erfolge beeindruckten Stauffenberg und er erkannte, wenn auch widerwillig, Hitlers Anteil daran, an.117

Nach dem Feldzug in Frankreich wurde Stauffenberg von der Front in die Organisationsab- teilung des OKH befördert. Dort glaubte er auch nach ersten Rückschlägen im Ostfeldzug noch an einen Sieg mit Hitler als Oberbefehlshaber. Erste Versuche aus dem Kreisauer Kreis, ihn Ende 1941 für eine Konspiration gegen Hitler zu gewinnen, stießen dementspre- chend zunächst auf Ablehnung: „Während des Krieges darf man so etwas nicht machen, vor allem nicht während eines Krieges gegen die Bolschewisten.118 Danach werde man mit der „braunen Pest aufräumen“119. Mit der „braunen Pest“ waren vor allem die Verbrechen der SS in Polen und Frankreich gemeint, über die er systematisch belastende Akten sammeln ließ. Statt einer Verschwörung war Stauffenberg damals der Meinung, der Krieg gegen die Sow- jetunion könne nur unter Einbeziehung der dort lebenden, bereits besiegten Bevölkerung ge- lingen. Deshalb bemühte er sich um die Aufstellung von Freiwilligenverbänden aus sowjeti- schen Kriegsgefangenen. Jedoch widersprach diese Vorstellung der rassen-ideologischen Kriegsführung und Stauffenberg musste seine Bemühungen fallen lassen. Stattdessen führte die auf Entvölkerung zielende Besatzungspolitik zu immer stärkerem Widerstand in Form von Partisanengruppen.120

Militärische Fehlentscheidungen wie diese, führten ihn zu der Einsicht, dass Hitler selbst die Ursache darstelle und die bestehenden Verhältnisse nur durch seinen Tod grundlegend geän- dert werden könnten. Laut einer Denkschrift Stauffenbergs war „[…] bei Fortsetzung des gegenwärtigen Kurses […] eine Niederlage und Vernichtung der materiellen und blutsmäßi- gen Substanz [Deutschlands] unausbleiblich.“121 Die Sinnlosigkeit und Unprofessionalität der Kriegsführung, die in der Katastrophe für das Reich enden musste, aber auch die mora- lisch verwerfliche Vernichtung der Juden festigten im Laufe der zweiten Hälfte des Jahres 1942 den Entschluss zum aktiven Widerstand. Immer häufiger sprach er in Gegenwart sei- ner Kameraden von der Notwendigkeit des Tyrannenmordes.122 Gleichzeitig machte sich ein Gefühl der Ohnmacht breit, da die von ihm kontaktierten Feldmarschälle, wie von Manstein, nicht bereit waren einen Umsturz mit zu tragen oder die Fähigkeit besaßen, mit ihren Ein- schätzungen Hitler wirksam entgegen zu treten. Resignierend ließ er sich im Februar 1943 aus dem OKH wieder zurück an die Front nach Tunesien zur 10. Panzer-Division versetzen, wo er am 7. April schwer verwundet wurde und zur Genesung nach Deutschland kam.123 Wie bereits erwähnt kam Stauffenberg erst im September 1943 und somit verhältnismäßig spät mit den Verschwörern um Tresckow und Beck in Kontakt. Dafür nahmen die Staatss- treichplanungen seitdem eine bisher nie da gewesene Zielstrebigkeit an.

Jedoch spitzte sich Anfang Juni die Lage an den Fronten zu. In Nordfrankreich waren die Westalliierten erfolgreich gelandet und eröffneten eine neue Front. An der Ostfront brach Ende Juni die Heeresgruppe Mitte nach einer sowjetischen Offensive auseinander. Ange- sichts dieser Lage gaben viele Verschwörer die Hoffnung nahezu auf, die bedingungslose Kapitulation nach einem erfolgreichen Staatsstreich noch abwenden zu können.124 Stauffen- berg zweifelte, ob es nun überhaupt noch Sinn habe das Attentat auszuführen, jetzt, wo es offenbar keinen praktischen Zweck mehr gebe. Daraufhin antwortete ihm Tresckow angeb- lich mit den Worten:

„Es kommt nun nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat.“125

In den Worten Tresckows, die sich auch die Stauffenberg-Brüder zu Eigen machten, zeigt sich eine neue Facette in der Motivation. Sie sahen ihr Handeln losgelöst vom praktischen Zweck auch als „symbolische Botschaft und moralische Verpflichtung“126 die zeigen sollte, dass es Deutsche gab, die sich unter Einsatz ihres Lebens gegen das Regime gestellt hatten. Der nationale Aspekt und die ethisch-moralische Verpflichtung, das Leid des Volkes und der Soldaten zu beenden, sowie die Nation zu erhalten, waren jetzt Hauptantriebspunkte. An einen ehrenhaften Frieden glaubten sie kaum noch.127 Letztlich stellte die Tat auch eine Be- freiung aus einer persönlichen Gewissensnot dar, jahrelang Teil eines verbrecherischen Sys- tems gewesen zu sein und aktiv mitgewirkt zu haben.128 Diese veränderte Motivlage macht verständlich, wieso der Umsturz im Juli trotz der militärischen Lage noch gewagt wurde.

Für Stauffenberg ergaben sich am 6., 11. und 15. Juli erste Möglichkeiten das Attentat im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ durchzuführen.129 Jedoch verweigerten die Generäle Stieff, Erich Fellgiebel, Eduard Wagner und auch Beck das Attentat jeweils, weil Heinrich Himmler und Hermann Göring nicht anwesend waren. Am 15. Juli hätte diese Unentschlos- senheit der Mitverschworenen beinahe zur Aufdeckung geführt, da bereits vor Stauffenbergs Abflug Oberst Ritter Albrecht Mertz von Quirnheim130, „Walküre“ ausgelöst hatte.

[...]


1 Gauck, Joachim: Rede bei der Feierstunde der Bundesregierung und der Stiftung 20. Juli 1944 zum 70. Jahrestag des 20. Juli 1944 am 20. Juli 2014, S. 4. http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Downloads/DE/Reden/2014/07/140720-Rede-Gedenken- 20.Juli.pdf;jsessionid=E66A0EB904FEC376E5013B96D8143FE2.2_cid388?__blob=publicationFile (Aufruf am 2.8.2014).

2 Danyel, Jürgen: Der 20. Juli. In: Deutsche Erinnerungsorte. Hrsg. v. Francois Etienne und Hagen Schulze. München 2002, S. 220.

3 Gauck: Rede zum 70. Jahrestag des 20. Juli 1944, S. 3.

4 So Adolf Hitler am Abend des 20. Juli 1944 in einer Rundfunkansprache. Zit. nach: Domaraus, Max: Hit- ler. Reden und Proklamationen 1932-1945. Kommentiert von einem Zeitgenossen. Bd. 2: Untergang 1939- 1945. Würzburg 1963, S. 2128.

5 Heinemann, Ulrich: „In den Herzen der Deutschen nie wirklich Wurzeln geschlagen?“ Rezeptionsge- schichte des 20. Juli 1944. In: Der 20. Juli 1944 und das Erbe des deutschen Widerstands. Hrsg. v. Günther Brakelmann und Manfred Keller. Münster 2005, S. 194-198 (Schriftenreihe der Evangelischen Akademikerschaft Westfalen und der Evangelischen Stadtakademie Bochum, Bd. 1).

6 Heinemann: In den Herzen der Deutschen, S. 198-200. Siehe zur Forschungsgeschichte rund um den 20. Juli 1944: Ueberschär, Gerd: Stauffenberg. Der 20. Juli 1944. Frankfurt am Main 2004, S. 182-213. Zudem wird diese Thematik im Teil „Historischer Hintergrund“ noch einmal aufgearbeitet.

7 Ueberschär, Gerd: Für ein anderes Deutschland. Der deutsche Widerstand gegen den NS-Staat 1933-1945. Frankfurt am Main 22006, S. 240.

8 Nach Thomas Fischer handelt es sich bei einer „zeitgeschichtlichen Dokumentation“ zunächst ganz allge- mein um einen Film von mindestens 45 Minuten Länge der „Archivteile, Neudrehs [am Originalschau - platz], szenische Rekonstruktionen, Computeranimationen und Zeitzeugen miteinander verknüpft.“ Fi- scher, Thomas: Erinnern und Erzählen. Zeitzeugen im Geschichts-TV. In: Alles authentisch? Popularisie- rung der Geschichte im Fernsehen. Hrsg. v. Thomas Fischer und Rainer Wirtz. Konstanz 2008, S. 35. Ver - bunden werden diese Elemente meist durch einen Kommentar, der Überleitungen schafft und die Narrati- on strukturiert, wobei auch betont wird, dass nicht immer alle der genannten Elemente vorkommen müs- sen.

9 Jeismann, Karl-Ernst: Geschichtsbilder: Zeitdeutungen und Zukunftsperspektive. In: APuZ 51-52 (2002), S. 14.

10 Auch wenn genaue Einschaltquoten fehlen, betont die ARD doch das „große Zuschauerinteresse“ an der Doppelausstrahlung. http://web.ard.de/ard-chronik/index/4746?year=1971. (Aufruf am 1.7.2016).

11 http://www.goldenekamera.de/preisverleihung/chronik-fakten/article207104055/GOLDENE-KAMERA- 1972-7-Verleihung.html?ref=sec. (Aufruf am 3.7.2016).

12 http://www.grimmepreisarchiv.de/#id_741. (Aufruf am 3.7.2016).

13 Die Information wurde aus einem Telefonat mit dem ZDF-Zuschauerservice entnommen.

14 Dabei sei vorweggenommen, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem 20. Juli sehr früh einsetzte und zentrale Werke bereits in den 1980er und 1990er Jahren erschienen sind. Die letzte große Debatte um die Deutung der Verschwörer fand im Rahmen der Verstrickungen in den Vernichtungskrieg, Anfang des neuen Jahrtausends statt. Siehe dazu: Ueberschär: Stauffenberg, S. 182-213.

15 Erll, Astrid: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskultur. Eine Einführung. Stuttgart 22011, S. 7. Erll spricht auch davon, dass Erinnerungen sich in der Gegenwart vollziehende Operationen des Zusammen - stellens verfügbarer Daten sind.

16 Ebd.: S. 7.

17 Siehe zum Begriff der Erinnerungskultur: Cornelißen, Christoph: Was heißt Erinnerungskultur? Be- griff-Methoden-Perspektiven. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 54 (2003), S. 548-563; Reulecke, Jürgen: In memoriam memoriae. Zur Tagung „Erinnerungskultur als Aufgabe der Universitäten“. In: Geschichtskultur. Die Anwesenheit von Vergangenheit in der Gegenwart. Hrsg. v. Vadim Oswald [u.a.]. Schwalbach 2009, S. 14-18.

18 Cornelißen: Was heißt Erinnerungskultur, S. 555.

19 Ebd.: S. 555.

20 Siehe dazu grundlegend: Rüsen, Jörn: Was ist Geschichtskultur? Überlegungen zu einer neuen Art, über Geschichte nachzudenken. In: Historische Faszination. Geschichtskultur heute. Hrsg. v. Klaus Füßmann [u.a.]. Köln 1994, S. 3-26.

21 Cornelißen: Was heißt Erinnerungskultur, S. 555.

22 Siehe zum Begriff des Geschichtsbildes: Jeismann: Geschichtsbilder, S. 13-22; Schneider, Gerhard: Ge- schichtsbild. In: Handbuch der Geschichtsdidaktik. Hrag. v. Klaus Bergmann [u.a.]. Hannover 51997, S. 290-293; Demantowsky, Marko: Geschichtsbild. In: Wörterbuch Geschichtsdidaktik. Hrsg. v. Ulrich Mayer. Schwalbach/ Ts. 2006, S. 70-71.

23 Jeismann: Geschichtsbilder, S. 13.

24 Ebd.: S. 13.

25 Schneider: Geschichtsbild, S. 290.

26 Demantowsky: Geschichtsbild, S. 71.

27 Schneider: Geschichtsbild, S. 290.

28 Ebd.: S. 290.

29 Schneider: Geschichtsbild, S. 290-291.

30 Ebd.: S. 290-291.

31 Jeismann: Geschichtsbilder, S. 13.

32 Ebd.: S. 13.

33 Nach Borries kann Geschichtsbewusstsein theoretisch, praktisch, normativ, empirisch, ontogenetisch und kulturvergleichend betrachtet werden. Von Borries, Bodo: Geschichtsbewußtsein - Empirie. In: Handbuch der Geschichtsdidaktik. Hrsg. v. Klaus Bergmann [u.a.]. Hannover 51997, S. 45-51.

34 Jeismann, Karl-Ernst: Geschichtsbewußtsein - Theorie. In: Handbuch der Geschichtsdidaktik. Hrsg. v. Klaus Bergmann [u.a.]. Hannover 51997, S. 42-45.

35 Ebd.: S. 42.

36 Jeismann, Karl-Ernst: „Geschichtsbewußtsein“ als zentrale Kategorie des Geschichtsunterrichts. In: Aktu- elle Probleme der Geschichtsdidaktik. Hrsg. v. Gerold Niemetz. Stuttgart 1990, S. 49.

37 Jeismann: Geschichtsbewußtsein, S. 42.

38 Ebd.: S. 42.

39 Ebd.: S. 42.

40 Ebd.: S. 43.

41 Riederer, Günter: Film und Geschichtswissenschaft. Zum aktuellen Verhältnis einer schwierigen Bezie- hung. In: Visual History. Ein Studienbuch. Hrsg. v. Gerhard Paul. Göttingen 2006, S. 105.

42 Benjamin, Walter: Das Passagen-Werk. Hrsg. v. Rolf Tiedemann. Bd. 1. Frankfurt a. M. 1983, S. 596.

43 Paul, Gerhard: Von der Historischen Bildkunde zur Visual History. Eine Einführung. In: Visual History. Ein Studienbuch. Hrsg. v. Gerhard Paul. Göttingen 2006, S. 7-37.

44 Ebd.: S. 8.

45 Riederer: Film und Geschichtswissenschaft, S. 105.

46 Mikos, Lothar: Film- und Fernsehanalyse. Konstanz 22008, S. 41.

47 Ebd.: S. 42.

48 Mikos: Film- und Fernsehanalyse, S. 47-57.

49 Ebd.: S. 56.

50 Hickethier, Knut: Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart 42007, S. 37-85.

51 Mikos: Film- und Fernsehanalyse, S. 47-51.

52 Eder, Jens: Dramaturgie des populären Films. Drehbuchpraxis und Filmtheorie. Berlin [u.a.] 2007, S. 20.

53 Eder: Dramaturgie des populären Films, S. 21.

54 Kershaw, Ian: Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick. Hamburg 42006, S. 313.

55 Beck trat 1938 aus Protest an der auf Krieg zielenden Außenpolitik Hitlers, als Generalstabschef zurück. Siehe dazu: Vogel, Thomas: Die Militäropposition gegen das NS- Regime am Vorabend des Zweiten Welt - krieges und während der ersten Kriegsjahre (1939-1941). In: Aufstand des Gewissens. Militärischer Wi- derstand gegen Hitler und das NS-Regime 1939-195. Hrsg. v. Thomas Vogel. Hamburg [u.a.] 52000, S. 187-223.

56 Ueberschär, Gerd: Für ein anderes Deutschland. Der deutsche Widerstand gegen den NS-Staat 1933-1945. Frankfurt am Main 22006, S. 20-33.

57 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 66.

58 Wentker, Hermann: Umsturzversuche 1938-1943. In: Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur 1933-1945. Hrsg. v. Peter Steinbach und Johannes Tuchel. Bonn 2004, S. 480-481.

59 Wentker: Umsturzversuche, S. 481.

60 Mommsen, Hans: Die Stellung der Militäropposition im Rahmen der deutschen Widerstandsbewegung ge - gen Hitler. In: NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler. Hrsg. v. Gerd Ueberschär. Darmstadt 2000, S. 120.

61 Heinemann, Winfried: Der Widerstand gegen das NS-Regime und der Krieg an der Ostfront. In: Aufstand des Gewissens. Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime 1933-1945. Hrsg. v. Thomas Vogel. Hamburg [u.a.] 52000, S. 195.

62 Scheurig, Bodo: Henning von Tresckow. Ein Preuße gegen Hitler. Berlin 2004, S. 89.

63 Hürter, Johannes: Auf dem Weg zur Militäropposition. Tresckow, Gersdorff, der Vernichtungskrieg und der Judenmord. Neue Dokumente über das Verhältnis der Heeresgruppe Mitte zur Einsatzgruppe B im Jahr 1941. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 52 (2004), H. 3, S. 543.

64 Hürter: Auf dem Weg zur Militäropposition, S. 544.

65 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 72.

66 Hürter: Auf dem Weg zur Militäropposition, S. 555.

67 Hürter: Auf dem Weg zur Militäropposition, S. 549. Siehe zur Frage der Motive zum Widerstand und dem Verhalten der Gruppe um Tresckow in den ersten Kriegsmonaten, die Debatte zwischen Johannes Hürter und Felix Römer auf der einen und Hermann Graml auf der anderen Seite in den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte, zwischen 2004-2006. Hürter und Römer stützen sich bei ihrer Version vor allem auf neue Aktenfunde, die die älteren Erfahrungsberichte von Gersdorff und Schlabrendorff als geschönt in Zweifel ziehen. Hürter: Auf dem Weg zur Militäropposition, S. 527-562; Gerlach, Christian: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburg 1999; Römer, Felix: Das Heeresgruppenkommando Mitte und der Vernichtungskrieg im Sommer 1941. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 53 (2005), H. 3, S. 451-460. Dagegen hält Graml, dass das punktuelle Bewerten von Akten zu Trugschlüssen bezüglich der Motivation im Stab der Heeresgruppe Mitte. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 54 (2006), H. 1, S. 1-24.

68 Heinemann: Widerstand, S. 397.

69 Hoffmann, Peter: Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler. München 41985, S. 337.

70 Tresckows Onkel, Fedor von Bock war im Zuge der Niederlage vor Moskau im Dezember abgesetzt wor - den. Siehe dazu: Hoffmann: Attentat, S. 338.

71 Beim Ersatzheer handelte es sich um die Ausbildungsstellen des Heeres, in denen neue Rekruten ausgebil- det wurden. Jede Division an der Front hatte ihre entsprechende Ausbildungseinheit im Reich. Siehe dazu: Hoffmann: Attentat, S. 451.

72 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 74-75.

73 Ebd.: S. 170.

74 Wentker: Umsturzversuche, S. 483.

75 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 170.

76 Ebd.: S. 168-169.

77 Ueberschär, Gerd: Der militärische Umsturzplan „Walküre“. In: Widerstand gegen die nationalsozialisti- sche Diktatur 1933-1945. Hrsg. v. Peter Steinbach und Johannes Tuchel. Bonn 2004, S. 492-493.

78 Hoffmann: Attentat, S. 376.

79 Hoffmann: Attentat, S. 380-385.

80 Ueberschär: „Walküre“, S. 495.

81 Ebd.: S. 494.

82 Hoffmann, Peter: Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder. Stuttgart 1992, S. 318-335.

83 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 177.

84 Hoffmann: Stauffenberg und seine Brüder, S. 383.

85 Steinbach, Peter: Der 20. Juli 1944. Gesichter des Widerstands. München 2004, S. 35-55.

86 Zu den Ministerlisten siehe: Hoffmann: Attentat, S. 453-455.

87 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 157.

88 Ebd.: S. 157-164.

89 Siehe dazu den bereits 1966 verfassten und bis heute grundlegenden Artikel von: Mommsen, Hans: Ge- sellschaftsbild und Verfassungspläne des deutschen Widerstandes. In: Der Widerstand gegen Hitler: Vier historisch-kritische Studien. Hrsg. v. Walter Schmitthenner und Hans Buchheimer. Köln 1966, S.73-167.

90 Steinbach, Peter: Wiederherstellung des Rechtsstaates als zentrale Zielsetzung des Widerstandes. In: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. Hrsg. v Jürgen Schmädeke und Peter Steinbach. München, Zürich 21986, S. 627.

91 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 189.

92 Ebd.: S. 191.

93 Van Roon, Ger: Widerstand im Dritten Reich. Ein Überblick. Utrecht 71998, S. 130-151; Mommsen: Ge- sellschaftsbild, S. 132-145.

94 Mommsen: Gesellschaftsbild, S. 83.

95 Ueberschär: Stauffenberg, S. 192.

96 Mommsen, Hans: Die Geschichte des deutschen Widerstandes im Lichte der neueren Forschung. In: ApuZ 50 (1986), S. 17.

97 Hoffmann, Peter: Widerstand gegen Hitler und das Attentat vom 20. Juli 1944. Konstanz 1994, S. 41; 91- 99.

98 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 110.

99 Hoffmann: Widerstand gegen Hitler, S. 100-101.

100 Messerschmidt, Manfred: Motivationen der nationalkonservativen Opposition und des militärischen Wi- derstandes seit dem Frankreichfeldzug. In: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. Hrsg. v. Jürgen Schmädeke und Peter Steinbach. München 1985, S. 73.

101 Hoffmann: Widerstand gegen Hitler, S. 100.

102 Ebd.: S. 108.

103 Hamerow, Theodore: Die Attentäter. Der 20. Juli - von der Kollaboration zum Widerstand. München 1999, S. 336.

104 Ebd.: S. 343.

105 Wentker, Hermann: Der Widerstand gegen Hitler und der Krieg. Oder: Was bleibt vom „Aufstand des Ge- wissens“?. In: Der 20. Juli 1944 - Profile, Motive, Desiderate. Hrsg. v. Stepgen Schröder und Christoph Studt. Berlin 2008 (=Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli, Bd. 10), S. 10.

106 Mommsen, Hans: Alternative zu Hitler. Studien zur Geschichte des deutschen Widerstandes. München 2000, S. 263.

107 Hamerow: Attentäter, S. 339-341.

108 Wentker: Aufstand des Gewissens, S. 10.

109 Heinemann: Widerstand, S. 397.

110 Wentker: Aufstand des Gewissens, S. 24.

111 Krolak, Steven: Der Weg zum Neuen Reich: Die politischen Vorstellungen von Claus Stauffenberg. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte des deutschen Widerstands. In: Der Widerstand gegen den Nationalsozialis- mus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. Hrsg. v. Jürgen Schmädeke und Peter Steinbach. München 1985, S. 547.

112 Hoffmann: Stauffenberg und seine Brüder, S. 61-78.

113 Mommsen: Militäropposition im Rahmen der deutschen Widerstandsbewegung, S. 123.

114 Hoffmann, Peter: Stauffenberg und die Veränderungen der außen- und innenpolitischen Handlungsbedin- gungen für die Durchführung des „Walküre“-Plans. In: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. Hrsg. v. Jürgen Schmädeke und Peter Stein - bach. München 1985, S. 1003.

115 Ebd.: S. 1004.

116 Hoffmann: Widerstand gegen Hitler, S. 38.

117 Messerschmidt: Motivationen der nationalkonservativen Opposition, S. 71

118 Ebd.: S. 72.

119 Messerschmidt: Motivationen der nationalkonservativen Opposition, S. 72.

120 Messerschmidt: Motivationen der nationalkonservativen Opposition, S. 73; Hoffmann: Veränderung der außen- und innenpolitischen Handlungsbedingungen, S. 1004.

121 Hamerow: Attentäter, S. 373.

122 Hoffmann: Veränderung der außen- und innenpolitischen Handlungsbedingungen, S. 1004.

123 Hoffmann: Stauffenberg und seine Brüder, S. 296. Stauffenberg verlor sein linkes Auge, die rechte Hand und zwei Finger der linken Hand.

124 Hamerow: Attentäter, S. 376-377.

125 Hamerow: Attentäter, S. 370; Hoffmann: Widerstand gegen Hitler, S. 103-105.

126 Hoffmann: Attentat, S. 389-390.

127 Hamerow: Attentäter, S. 375.

128 Ebd.: S. 376.

129 Ueberschär: Anderes Deutschland, S. 200.

130 Von Quirnheim war der Nachfolger von Stauffenberg als Chef des Stabes im Allgemeinen Heeresamt bei

Ende der Leseprobe aus 110 Seiten

Details

Titel
"Operation Walküre" und das Stauffenberg-Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 in ausgewählten Fernsehdokumentationen
Untertitel
Eine geschichtsdidaktische Analyse
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
110
Katalognummer
V351393
ISBN (eBook)
9783668389601
ISBN (Buch)
9783668389618
Dateigröße
1263 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stauffenberg, Hitler, 20. Juli, Geschichtsbild, Film, Dokumentation, Guido Knopp, Attentat
Arbeit zitieren
Christian Hüsch (Autor:in), 2016, "Operation Walküre" und das Stauffenberg-Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 in ausgewählten Fernsehdokumentationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351393

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