Präsident Trump. Ein Produkt der Medien?

Eine Analyse der Berichterstattung von der Bekanntgabe der Kandidatur bis zum Wahltermin


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

30 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Rolle der Medien von der Bekanntgabe der Kandidatur bis zum Ende des
Hauptwahlkampfes
2.1 Die Berichterstattung in den Vorwahlen
2.2 Die Berichterstattung in den Hauptwahlen

3. Berichterstattung in den verschiedene Medien und ihre Bedeutung
3.1 Die Printmedien
3.2 Das Kabelfernsehen
3.3 Das Internet und die sozialen Medien

4. Trumps Kampf gegen die Medien

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Analysiert man die Rolle der Medien beim Ablauf von Wahlkämpfen, dann fällt vor allen Dingen auf, wie viele Aufgaben den jeweiligen Informationsportalen zukommen. Zum einen wird eine transparente Berichterstattung erwartet, die Verfehlungen einzelner Kandidaten oder Amtsinhaber aufzeigt. Zum anderen fungieren die Medien gleichzeitig als eine Plattform, die Kandidaten für ein politisches Amt nutzen können, um ihre potenziellen Wähler zu erreichen. Darüber hinaus verstehen sich die Medien als ein offenes Podium, das allen Menschen erlaubt ihre politische Meinung einzubringen und sich auszutauschen. Schließlich haben Medien auch die Aufgabe ihre Leser oder Zuhörer politisch zu bilden. So kommt man zum Ergebnis, dass die Medien eine unverzichtbare Rolle bei Wahlkämpfen spielen.

Medien stehen jedoch auch in der Kritik für ihre Berichterstattung. Unmittelbar nach der diesjährigen US-amerikanischen Präsidentschaftswahl haben ranghohe Mitglieder des Wahlkampfteams der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton nach Gründen für die Wahlniederlage gesucht. Dabei wurde auch die Berichterstattung der Medien angesprochen, die nach Meinung des Wahlkampfleiters John Podesta zugunsten des republikanischen Kandidaten Donald Trump berichteten.[1] Allerdings könnte man diesem Vorwurf entgegnen, dass von den 100 größten amerikanischen Zeitungen 57 eine Wahlempfehlung für Clinton aussprachen, während lediglich zwei Trump unterstützten.[2] Ohnehin war es Trump, der wiederholt seinen Unmut über die, seiner Ansicht nach, parteiische Berichterstattung zugunsten Clintons äußerte. Am 6. August 2016 twitterte er:“I am not just running against Crooked Hillary Clinton, I am running against the very dishonest and totally biased media – but I will win!”[3]

Trump behielt mit seiner letzteren Äußerung Recht, doch sein Wahltriumph markierte gleichzeitig den Beginn einer selbstkritischen Reflexion der Berichterstattung während des Wahlkampfes in den amerikanischen Medien. Dabei gehen die Meinungen der Journalisten weit auseinander. John Sides von der Washington Post macht beispielsweise allein die Medien für Trumps Aufstieg vom Außenseiter zum Präsidentschaftskandidaten in den Vorwahlen verantwortlich, weil diese fast ausschließlich über ihn berichteten.[4] Molly Ball von The Atlantic dagegen sieht die Medien nicht als Ursache seines Aufstiegs, sondern die Berichterstattung lediglich als Folge seiner Popularität.[5]

Aufgrund des breiten Diskurses über die Rolle der Medien bei Trumps politischem Aufstieg lohnt es sich dieser Fragestellung nachzugehen. Dabei soll zunächst der Zeitraum von der Bekanntgabe seiner Kandidatur bis zur Präsidentschaftswahl untersucht werden. Die Bedeutung der Medien während den Vorwahlen der Republikaner, sowie die Rolle während des Hauptwahlkampfes sollen explizit im Fokus stehen. Hierbei sind die Unterschiede in der Berichterstattung sowie Gründe für ebenjene von besonderem Interesse. Ferner erfolgt die Berichterstattung auf diversen Kanälen und Ebenen. Deswegen muss zwischen verschiedenen Medienkanälen unterschieden werden: Die Printmedien umfassen die größten Tageszeitungen und wichtigsten politischen Magazine. Bei der TV-Analyse soll es neben den wichtigsten Nachrichtensendern FOX News und CNN auch um sonstige Formate, wie beispielsweise politische Satire gehen. Schließlich sollen auch die sozialen Medien untersucht werden, die im diesjährigen Wahlkampf eine tragende Rolle spielten. Des Weiteren wird auf allen Ebenen zwischen konservativen und liberalen Medien unterschieden und untersucht, ob Gegensätze in der Berichterstattung zu beobachten sind.

Abschließend soll das Verhältnis zwischen Trump und den Medien genauer betrachtet und erklärt werden, wie der Republikaner die Medienlandschaft zu seinem Vorteil nutzte. Dabei spielen vor allem Trumps Anschuldigungen der ungerechten Berichterstattung gegen die Medien eine bedeutsame Rolle.

2. Die Rolle der Medien von der Bekanntgabe der Kandidatur bis zum Ende des Hauptwahlkampfes

2.1 Die Berichterstattung in den Vorwahlen

Im Folgenden soll die Berichterstattung während der Vorwahlen der Republikaner diskutiert werden. Diese begannen am 1. Februar 2016 in Iowa und endeten faktisch mit dem Rückzug der letzten Gegenkandidaten Ted Cruz und John Kasich am 3. beziehungsweise 4. Mai 2016. Donald Trump verkündete seine Kandidatur jedoch bereits am 15. Juni 2015. Deswegen soll diese Zeitperiode ebenfalls berücksichtigt und zudem festgestellt werden, welche Unterschiede zwischen den pre-primaries[6] und primaries in den Berichterstattungen vorzufinden sind. Die Daten in diesem Kapitel wurden der Studie der Harvard Kennedy School entnommen, die auf Artikel und Berichte der größten amerikanischen Tageszeitungen und Fernsehsender in den jeweiligen Zeiträumen zurückgriff.[7]

Trump stand bei der Verkündung der Präsidentschaftskandidatur erstmals im öffentlichen Fokus der politischen Medien. Mit seinen Aussagen über Einwanderer, speziell Mexikaner, machte er Schlagzeilen und zog so das Interesse der Presse auf sich.[8] Trump war zwar eine Person der Öffentlichkeit, aber politisch unerfahren und vor allem unbekannt im Gegensatz zu Politikern wie Jeb Bush, der vor Beginn der ersten Debatten der klare Favorit in den Meinungsumfragen war.[9] Schon vor Beginn der eigentlichen Vorwahlen erzielten die primaries der Republikaner einen neuen Rekord. 17 Kandidaten stellten sich zur Wahl des Präsidentschaftskandidaten auf und somit mehr als jemals zuvor. Die zehn Kandidaten mit den besten Umfragewerten wurden am 6. August 2015 von FOX zu einer Fernsehdebatte eingeladen. Hier gelang es Trump mehrmals aus der Masse herauszustechen und erneut die Aufmerksamkeit der Presse auf sich zu ziehen.[10] So dominierte er schnell die Berichterstattung in den Medien. Zwischen dem 16. Juni und dem 31. Dezember 2015 war er mit 34 Prozent der am meist erwähnte republikanische Präsidentschaftskandidat.[11] Darauf folgte Bush mit einem Anteil von 18 Prozent. Selbstverständlich war es kein Novum, dass ein Präsidentschaftskandidat mehr mediale Aufmerksamkeit als seine Mitstreiter bekam. Schließlich genossen Mitt Romney 2012 oder Barack Obama vor den primaries 2008 ebenfalls das besondere Interesse der Medien. Allerdings hatte dies auch Gründe: Romney war von Beginn an oder nahe der Spitze der Umfragewerte und Obama gelang es eine beeindruckende Summe an Spenden zu sammeln, was Journalisten veranlasste zu deuten, dass er sich lange im Wahlkampf halten könne.[12] Trump dagegen war zu diesem Zeitpunkt weder an der Spitze der Umfragewerte, noch gelang es ihm eine beträchtliche Summe an Spenden zu sammeln. Deswegen stellt sich die Frage, wie sich Trumps Mediendominanz rechtfertigen lässt.

Aufkommende Kritik wehrten die Medien mit dem Argument der Rolle der Überwachung ab: Trump dominiere die Berichterstattung aufgrund seiner zahlreichen Verfehlungen und die Presse hätte die Pflicht darüber zu berichten. Sollte dies stimmen, dann müsste der Großteil der Reportage negativ ausfallen. Allerdings belegen Statistiken das Gegenteil: Die Nachrichten über Trump waren bei allen großen Sendern und Zeitungen überwiegend positiv oder neutral und erreichten zwischen 63 Prozent bei der New York Times bis hin zu 74 Prozent positiver oder neutraler Berichterstattung bei USA Today.[13] Zur Erläuterung der Gründe ist eine genaue Analyse der Berichterstattung zu Beginn des Wahlkampfes erforderlich. Aufgrund der großen Anzahl an Kandidaten und den vielen Meinungsumfragen, geht es in den Medien zu diesem Zeitpunkt des Wahlkampfes vor allem darum, welcher Kandidat in den Meinungsumfragen aufsteigt und welcher fällt. Die Amerikaner nennen diese Art der Berichterstattung horse race. Ein Kandidat wie Trump, dem es gelang mit Hilfe medialer Aufmerksamkeit in den Meinungsumfragen bessere Werte zu erzielen, war ein gaining ground Kandidat. Nach dem horse race Prinzip ist dies der ideale Kandidat für positive Berichterstattung. Gleichzeitig ließ sich beobachten, wie die Berichterstattung über Bush negativer wurde, sobald sich seine Umfragewerte verschlechterten. Somit lässt sich folgern, dass ein gaining ground Kandidat positive Berichterstattungen bekommt, während über einen losing ground Kandidaten negativ berichtet wird.[14]

Die horse race Berichterstattung erklärt auch, warum die negative Presse, die Trump zuteilwurde, verhältnismäßig gering ausfiel. Seine Verfehlungen gingen in der Masse an Artikeln und Berichten über Umfragewerte unter. Dies änderte sich auch nicht zu Beginn des Jahres 2016, als der Beginn der Vorwahlen einen Monat entfernt war. Berichte über Standpunkte in politischen Fragen oder charakterliche Eigenschaften waren bei allen republikanischen Kandidaten negativ, bei Trump überwogen sie jedoch zu ca. 80 Prozent.[15] Allerdings schenkten die Medien diesen Aspekten während der Vorwahlen nur wenig Aufmerksamkeit. Lediglich elf Prozent der Berichte beschäftigten sich damit, während 56 Prozent von competitive game und 33 Prozent vom campaign process handelten.[16]

Zudem dominierte Trump durchgehend die Berichterstattung aller Präsidentschaftskandidaten, sowohl von republikanischer als auch demokratischer Seite.[17] Dabei ließ sich beobachten, dass die Berichterstattung nach den ersten vier Vorwahlen, von denen Trump drei für sich entscheiden konnte, am positivsten war.[18] Somit lässt sich die These bestätigen, dass positive Wahlergebnisse positive Berichterstattung zur Folge hat. Noch deutlicher wird dies im Fall von Marco Rubio und Ted Cruz. Die beiden Republikaner lagen nach den Ergebnissen der ersten vier Vorwahlen etwa gleich auf und trotzdem genoss Cruz weit positivere Berichterstattung als Rubio. Der Grund hierfür ist in Cruz Auftaktsieg beim caucus in Iowa zu suchen, der ihm positive Schlagzeilen einbrachte. Rubio gelang es dagegen nicht, eine der ersten vier Vorwahlen für sich zu entscheiden, weshalb entsprechend eine positive Berichterstattung ausblieb.[19]

Die Wochen um den Super Tuesday gehören zu den wichtigsten der gesamten primaries. Aus diesem Grund soll die Berichterstattung auch hier analysiert werden. Donald Trump erhielt zu dieser Phase nicht nur 44 Prozent der Berichterstattung aller republikanischen Kandidaten, sondern war auch der einzige Kandidat, bei dem die positive Berichterstattung mit 53 Prozent knapp überwog. Zum Vergleich erhielten Rubio und Kasich in diesen Wochen 66 beziehungsweise 60 Prozent negative Berichterstattung. Diese Ergebnisse zeigen, dass sich die Medien zu keinem anderen Zeitpunkt in den Vorwahlen so sehr auf Wahlprognosen fokussierten als während der Wochen um den Super Tuesday.[20] Die Mitte des März markierte den Beginn einer negativeren Berichterstattung über Trump. Zwischen dem 15. März und dem 3. Mai überwog zum ersten Mal die negative Presse mit 54 Prozent. Allerdings sollte dies keine Konsequenzen nach sich ziehen, da Kasich und Cruz in der selben Zeit 65 beziehungsweise 61 Prozent schlechte Presse erhielten.[21] Grund dafür war der große Vorsprung Trumps bei den Wahlmännern und das dadurch aufkommende Desinteresse am horse race. So verlagerte sich der Fokus etwas und es wurde vermehrt über seine Person berichtet. Auffällig ist jedoch, dass Journalisten ihn nicht direkt angriffen, sondern beispielsweise über Dritte im Artikel, die sich negativ über ihn äußerten.[22] Während die Vorwahlen der Republikaner in diesen Wochen bereits entschieden schienen, waren sie es endgültig nach dem Ausstieg von Cruz und Kasich. Dieser Zeitpunkt ist von enormer Bedeutung, weil er viel über die Art der Berichterstattung der Medien aussagt. Trump hatte bei den letzten neun Vorwahlen keine aktiven Gegner mehr und so gab es keine Möglichkeit im Stile des horse race zu berichten. Negative Berichte zu seiner Person und seiner politischen Linie verdoppelten sich und resultierten in 61 Prozent negativer Berichterstattung.[23] Trump wurde nicht mehr als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner gesehen, sondern als nächstmöglicher Präsident der Vereinigten Staaten.

Obwohl die negativen Schlagzeilen zunahmen, ist es auffällig, dass Trump zu einer Phase in der die Vorwahlen der Republikaner bereits entschieden waren, mehr mediale Aufmerksamkeit erhielt als die beiden demokratischen Kandidaten Clinton und Sanders, die sich in der entscheidenden Phase der Vorwahlen ihrer Partei befanden.[24] Allgemein erhielten die Vorwahlen der Republikaner mehr mediale Aufmerksamkeit als die der Demokraten, obwohl diese fünf Wochen länger dauerten. Mit 63 Prozent dominierten die Republican primaries die Medienlandschaft. Bei der Diskussion der Parteilichkeit muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Medien keine politische Institution sind. Ihnen steht es frei über Ereignisse zu berichten, die sie als erwähnenswert ansehen und speziell Trump lieferte ihnen mit seinen provokanten Aussagen reichlich Schlagzeilen. Dass diese negativen Schlagzeilen erst gegen Ende der Vorwahlen überwogen, ist nicht nur den Journalisten zuzuschreiben, sondern auch dem Interesse der Leser und Zuhörer geschuldet. Diese sind besonders an Prognosen und Umfragen interessiert und so dominierte diese Thematik durchgehend die Vorwahlen.[25]

Trump kam diese Berichterstattung zugute, da seine Verfehlungen in der Fülle an Berichterstattung über ihn untergingen und die negative Berichterstattung erst überwog, als die Vorwahlen bereits entschieden waren. So lässt sich abschließend sagen, dass Trump vor allem die große mediale Aufmerksamkeit in den pre-primaries half, seine Umfragewerte zu steigern. Gleichzeitig müssen sich die Medien den Vorwurf gefallen lassen, dass die Berichterstattung zu Trump bis zum Ende des Jahres 2015 in keinem Verhältnis zu seinen Umfragewerten stand. Die Berichterstattung war erst vor Beginn der primaries den Umfragewerten angemessen, wodurch man stark annehmen muss, dass die Medien Trump in eine Position brachten, in der er eine wirkliche Chance auf die Nominierung der Partei hatte.[26] Darüber hinaus festigten die frühen und vielen Berichte den Namen Trump als politische Marke.[27]

Trump hätte die Vorwahlen womöglich auch ohne die unfreiwillige Hilfe der Presse gewonnen, doch die Mediendominanz erwies sich als großer Vorteil.

2.2 Die Berichterstattung in den Hauptwahlen

Im Gegensatz zu den republikanischen Vorwahlen dauerte das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten fünf Wochen länger, ehe Sanders am 12. Juli seine Kampagne einstellte. Somit markierten die National Conventions den Beginn des Hauptwahlkampfes. Anders als in den Vorwahlen waren mit Trump und Clinton nur zwei Kandidaten verblieben, die im Interesse der Öffentlichkeit standen. Es soll herausgefunden werden, welche Konsequenzen dies für die Berichterstattung der Medien hatte und welche Unterschiede es im Hauptwahlkampf gegenüber den Vorwahlen gibt. Der Nominierungsparteitag der Republikaner fand zwischen dem 18. und 21. Juli statt, während der der Demokraten eine Woche später abgehalten wurde. Um die Berichterstattung rund um die Parteitage zu analysieren, soll der vierwöchige Untersuchungszeitraum eine Woche vor der RNC beginnen und die Woche nach der DNC einschließen.

Der Trend der Vorwahlen setzte sich auch zu Beginn des Hauptwahlkampfes fort: Trump dominierte weiterhin die Berichterstattungen rund um den Wahlkampf. 27 Prozent der Berichte behandelten seine Person, während Clintons Name in 20 Prozent von ihnen fiel. Lediglich in der Woche um die DNC lag sie mit zwei Prozentpunkten vor Trump, in allen anderen Wochen mindestens sieben Prozentpunkte zurück.[28] Bei aller Kritik der Clinton-Anhänger muss angemerkt werden, dass diese Zahlen aufgrund der verschiedenen Charaktere der Kandidaten nicht verwundern. Clinton erwies sich während des Wahlkampfes als konventionelle Kandidatin, während Trump mit seiner extrovertierten Art bewusst provozierte. Somit wäre eine Kritik an den Medien aufgrund dessen nicht angebracht. Journalisten tendieren dazu, über Unberechenbares statt Beständiges zu berichten und attackieren die Kandidaten eher, anstatt sie zu unterstützen.[29] An dieser Stelle macht es Sinn, die Art der Berichterstattungen zu untersuchen und zu hinterfragen, wie viel Macht Journalisten besitzen.

In der Einleitung wurde die Rolle der Medien bei der politischen Bildung angesprochen und soll nun detailliert ausgeführt werden. Nachrichtenträger sind in der heutigen Zeit zweifellos Meinungsmacher. Während Journalisten vor Beginn der 1960er über Ereignisse berichteten, ereignete sich in dieser Zeitperiode eine Verlagerung zur Interpretation.[30] Das Gesagte wurde nicht mehr nur hingenommen und berichtet, sondern jeder Journalist versuchte zudem zu erklären, welche Gründe dafür existieren. Im Falle des Hauptwahlkampfes waren Clinton und Trump weiterhin die Quellen der Aussagen, hatten aber keine Kontrolle darüber, wie Journalisten ihre Aussagen interpretierten. Wie groß die Macht der Journalisten in diesem Falle ist, belegt die Statistik. Bei beiden Kandidaten lag die Prozentzahl der Berichterstattung, die direkt von Journalisten entstammte, zwischen 69 und 72 Prozent. Aussagen, die von Trump selbst stammten, machten nur sieben Prozent der Berichterstattung über ihn aus, bei Clinton waren es sogar nur vier Prozent. Fünf Prozent der Berichterstattung über Clinton entstammten Zitaten von Trump über sie. Somit hatten selbst Äußerungen des Republikaners über Clinton eine höhere Gewichtung in der Berichterstattung als Aussagen, die von ihr selbst stammten.[31]

Die Macht der Journalisten und die Tendenz Kandidaten anzugreifen, anstatt sie zu unterstützten, erklärt auch die negative Berichterstattung in der vierwöchigen Periode um die National Conventions. Das Ausscheiden von Cruz und Kasich in den Vorwahlen markierte den Beginn einer negativen Berichterstattung über Trump, die sich im Hauptwahlkampf fortsetzen sollte. Die Gründe dafür sind zahlreich: Mit dem Beginn des Hauptwahlkampfes existieren zwei potenzielle Präsidenten und die Prüfung der Eignung für dieses Amt wird in den Medien wichtiger. In der Zeit um die Nominierungsparteitage betrug Trumps Privatleben acht Prozent, während seine politischen Standpunkte 13 Prozent der gesamten Berichterstattung über ihn ausmachten.[32] Diese Werte waren höher als bei ehemaligen Präsidentschaftskandidaten.[33] Die Art der Berichterstattungen verdeutlicht auch, dass Trump diese Themen nicht entgegen kamen. Über den relevanten Zeitraum waren lediglich 25 Prozent der Berichterstattung über den Republikaner positiv, während 75 Prozent negativ waren.[34] Dabei erreichte die Berichterstattung ein historisches Tief, als Trump sich kontrovers zum Auftritt der Eltern eines gefallenen amerikanischen Soldaten beim DNC äußerte.[35] Trump dominierte zwar die Medienlandschaft deutlich, aber 91 Prozent der Reportagen über ihn in dieser Woche waren negativ.[36] Ein weiterer Grund für die negative Berichterstattung war, dass Trump durch die Kontroversen Prozentpunkte in den Meinungsumfragen verlor und so auch negative Presse im Stile der horse race Berichterstattung bekam. Diese Art der Berichterstattung war aber mit 30 Prozent positiver Presse die tragbarste für den Republikaner.[37]

[...]


[1] Parnes, Amie: Clinton aides blame FBI director, media for devastating loss.

[2] Campbell, Kenneth: Did election results trump frames of newspaper endorsements?

[3] Trump, Donald J. (@realDonaldTrump). 6. August 2016, 18:53 Uhr, Tweet.

[4] Sides, John: Why is Trump surging? Blame the media.

[5] Ball, Molly: Stop Blaming the Media for Trump.

[6] Zeitperiode von Mitte Juni – Ende Dezember 2015.

[7] Die Harvard Kennedy School gab eine Studie zur Berichterstattung während des Wahlkampfes auf, die von Media Tenor ausgewertet wurde. Dort haben Spezialisten sämtliche Artikel und Fernsehberichte analysiert und sind so auf die repräsentativen Ergebnisse gekommen. Unter anderem vertreten in der Analyse: New York Times, Washington Post, FOX und CBS. Trotz der überlegenen Auswertungsmethode durch Spezialisten, kamen Studien die von Computern durchgeführt wurden auf ähnliche Ergebnisse. Dies macht die Resultate noch repräsentativer.

[8] Gamboa, Suzanne: Donald Trump Announces Presidential Bid By Trashing Mexico, Mexicans.

[9] Patterson, Thomas E.: Pre-Primary News Coverage of the 2016 Presidential Race: Trump’s Rise, Sanders’ Emergence, Clinton’s Struggle.

[10] Reston, Maeve: No one eclipses Donald Trump at GOP debate.

[11] Media Tenor, June 16-December 31, 2015, in: Patterson, Thomas E.: Pre-Primary News Coverage of the 2016 Presidential Race: Trump’s Rise, Sanders’ Emergence, Clinton’s Struggle, Figure 4: Coverage of Top GOP Candidates.

[12] Patterson, Thomas E.: Pre-Primary News Coverage of the 2016 Presidential Race: Trump’s Rise, Sanders’ Emergence, Clinton’s Struggle.

[13] Media Tenor, January 1-December 31, 2015, in: Patterson, Thomas E.: Pre-Primary News Coverage of the 2016 Presidential Race: Trump’s Rise, Sanders’ Emergence, Clinton’s Struggle, Figure 2: Trump's Favorable Coverage.

[14] Patterson, Thomas E.: Pre-Primary News Coverage of the 2016 Presidential Race: Trump’s Rise, Sanders’ Emergence, Clinton’s Struggle.

[15] Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences.

[16] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences, Figure 3: Coverage Topics.

[17] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences, Figure 1: Candidate’s News Coverage, Week by Week.

[18] Media Tenor, weeks 5-9 of 2016, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences, Figure 4: Republican Candidate Coverage — Initial Contests.

[19] Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences.

[20] Media Tenor, weeks 10-11 of 2016, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences, Figure 6: Republican Candidate Coverage—Super Tuesday Period.

[21] Media Tenor, weeks 12-19 of 2016, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences, Figure 8: Republican Candidate Coverage—Middle Stage.

[22] Ballhaus, Rebecca & Davis, Bob: The Place That Wants Donald Trump Most.

[23] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences, Figure 10: Trend in Tone of Trump’s News Coverage.

[24] Media Tenor, weeks 20-24 of 2016, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences, Figure 11: Candidate Coverage—Final Month.

[25] Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences.

[26] Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 Presidential Primaries: Horse Race Reporting Has Consequences.

[27] Oates, Sarah: Trump, Media, and the ‘oxygen of publicity’.

[28] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 National Conventions: Negative News, Lacking Context, Figure 4: Amount of News Coverage Received by Presidential Nominees.

[29] Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 National Conventions: Negative News, Lacking Context.

[30] Weaver, Paul H.: Is Television News Biased? The Public Interest 17, 1972, S. 69.

[31] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 National Conventions: Negative News, Lacking Context, Figure 1: Source of News Reports.

[32] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 National Conventions: Negative News, Lacking Context, Figure 5: Trump's News Coverage, by Topic.

[33] Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 National Conventions: Negative News, Lacking Context.

[34] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 National Conventions: Negative News, Lacking Context, Figure 6: Tone of Trump’s News Coverage.

[35] Haberman, Maggie & Oppel, Richard A.: Donald Trump Criticizes Muslim Family of Slain U.S. Soldier, Drawing Ire.

[36] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 National Conventions: Negative News, Lacking Context, Figure 6: Tone of Trump’s News Coverage.

[37] Media Tenor, in: Patterson, Thomas E.: News Coverage of the 2016 National Conventions: Negative News, Lacking Context, Figure 8: Tone of Trump’s News Coverage, Selected Topics.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Präsident Trump. Ein Produkt der Medien?
Untertitel
Eine Analyse der Berichterstattung von der Bekanntgabe der Kandidatur bis zum Wahltermin
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Institut für Zeitgeschichte)
Veranstaltung
Wahlen und Wahlkämpfe in den USA im 20. Jahrhundert
Autor
Jahr
2016
Seiten
30
Katalognummer
V351407
ISBN (eBook)
9783668378520
ISBN (Buch)
9783668378537
Dateigröße
578 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
präsident, trump, produkt, medien, eine, analyse, berichterstattung, bekanntgabe, kandidatur, wahltermin
Arbeit zitieren
Petar Krmek (Autor:in), 2016, Präsident Trump. Ein Produkt der Medien?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351407

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