Der Krieg um die Falkland-Inseln 1982 und die Rolle der Seestreitkräfte


Seminararbeit, 2004

36 Seiten, Note: - entfällt -


Leseprobe


inhaltsverzeichnis

I. Historische Betrachtung
A. Entdeckung und Entwicklung der Falklandinseln bis 1978
B. Entwicklung ab 1978: politisch – militärische Eskalation

II. Die militärischen Ereignisse des Falklandkrieges
A. Der argentinische Handstreich
B. „The Empire strikes back“
C. Der „Union Jack“ auf Süd-Georgien
D. Gegenoffensive Argentinischer Seestreitkräfte?
E. Der Verlust der „Sheffield“
F. „Boots on the ground“ auf Ost-Falkland
G. Die Einnahme von Goose Green
H. Kollaps der argentinischen Kampfmoral
I. Entscheidung bei Port Stanley

III. Anmerkungen zur Rolle der Seestreitkräfte

IV. Epilog

V. Anhang
A. Karten

VI. Literaturverzeichnis
A. Verwendete Literatur
B. Weiterführende Artikel

VII. Internetverzeichnis

I. Historische Betrachtung

A. Entdeckung und Entwicklung der Falklandinseln bis 1978

Im Jahre 1592, also knapp 100 Jahre nach der Entdeckung Amerikas, segelte der Brite John Davis durch den Südatlantik mit Kurs auf die Magellanstraße[1]. Am 14. August entdeckte er zufällig eine Inselgruppe, der er den Namen Davisinseln gab und sie kartographisierte. Er setzte weder einen Fuß auf die Insel noch nahm er sie anderweitig offiziell in Besitz. 1594 wurden die Inseln erneut von einem Briten, Sir Richard Hawkins, gesichtet, der sie ebenfalls nicht betrat. 1690 landete dann der Brite John Strong auf den Falklandinseln, erklärte sie aber nicht zum Besitz der britischen Krone und verließ die Inselgruppe kurze Zeit später wieder. 1764 gründeten die Franzosen eine erste Kolonie auf Ost-Falkland ("Les Nouvelles Malouines") und bauten den Hafen Port Saint Louis. Unabhängig davon und wahrscheinlich auch ohne Wissen vom französischen Außenposten errichteten die Briten 1766 auf West-Falkland die Kolonie Port Egmont.[2]

Als die Spanier von der französischen Siedlung erfuhren, protestierten sie unter Bezug auf einen päpstlichen Erlass von 1493 ("Inter Caetera") und den Vertrag von Tordesilla von 1494, der den Atlantik und Südamerika zwischen Spanien und Portugal aufteilte[3]. Infolge dieses Protests verkauften die Franzosen ihre Kolonie an Spanien. Diese benannten die Inseln um in „Les Malvinas“.

Die Spanier zeigten sich stärker an der Inselgruppe interessiert und erfuhren von der englischen Anwesenheit. Vergeblich versuchten sie diplomatischen Druck auf die britische Krone auszuüben und sie zum Verlassen der Insel zu bewegen. 1770 landeten fünf spanische Schiffe mit über 1.400 Mann in Port Egmont. Die auf der Insel stationierten 20 englischen Soldaten kapitulierten kampflos. Nach dieser Provokation drohte die britische der spanischen Krone mit Krieg. Letztere gab nach und unterzeichnete einen Rückgabevertrag über den Hafen. Die Besitzverhältnisse der übrigen Inselteile blieben unverhandelt. 1774 verließen die Briten West-Falkland aus wirtschaftlichen Gründen, gaben jedoch den Besitzanspruch offiziell nicht auf. Sie hinterließen die britische Flagge in Port Egmont und eine Bleiplatte mit einer Inschrift, die die gesamte Inselgruppe der Falklands zum britischen Staatsbesitz erklärte.

Im Jahre 1810 erklärte sich Argentinien zu einer von Spanien unabhängigen Republik[4]. Der neue Staat erhob Anspruch auf die Rechtsnachfolge für die spanischen Gebietsansprüche über die Falklandinseln. 1820 entsandten die Argentinier einen in ihren Diensten stehenden Amerikaner, um die Falklandinseln in Besitz zu nehmen. Dabei vertrieb der beauftragte Amerikaner 30 britische Walfänger von Ost-Falkland. Mit Zustimmung der Argentinier errichtete 1826 ein Franzose auf den Falklandinseln eine Siedlung. Er erhielt die Verwaltungshoheit und setzte diese in der Folge gegen Ausländer durch. Insbesondere kam es auf seine Weisung hin zur Vertreibung von US-amerikanischen Schiffen. 1831 entsandten die USA daraufhin ein Kriegsschiff zu der Inselgruppe. Es zerstörte den Hafen Port Egmont und nahm argentinische Staatsbürger gefangen. Die USA erklärten die Falklandinseln zum Niemandsland[5]. Ungeachtet dessen besetzten die Briten 1833 die Falklandinseln abermals. Das britische Parlament verabschiedete ein Gesetz, nach dem die Falklandinseln offiziell unter britische Verwaltung gestellt wurden und die Hauptstadt nunmehr Port Stanley auf Ost-Falkland war.

Nachdem die Argentinier seit 1833 jährlich formal gegen die englische Besetzung der Falklands protestierten, steuerten sie nach dem Ende des 2. Weltkrieges politisch konfrontativ gegen Großbritannien. 1965 erwirkten sie im Sicherheitsrat der UNO eine UN-Resolution[6], die Großbritannien und Argentinien aufforderte, eine diplomatische Lösung im Interesse der Einwohner der Falklandinseln zu finden. Die Einwohner waren zu dieser Zeit fast alle Briten, so dass deren Interesse auf der Hand lag - die Zugehörigkeit zum Britischen Königreich. In der Folge kam es zu vereinzelten Aktionen von extremistischen Argentiniern, z. B. einer Flugzeugentführung, die jedoch allesamt scheiterten und von den Falkland-Einwohnern zudem sehr distanziert aufgenommen wurden.

Im Jahre 1971 kam es zu Verhandlungen über die Inseln zwischen Großbritannien und Argentinien in Buenos Aires. Diese mündeten in Regelungen über Post, Luft- und Seeverbindungen sowie die Nutzung argentinischer Schulen und Krankenhäuser. Argentinien errichtete einen Flughafen bei Port Stanley, der von Großbritannien finanziert wurde. 1978 jedoch fühlte sich die amtierende Militär-Junta in Argentinien durch eine britische Studie über Falkland provoziert und sandte als Antwort ein Kriegsschiff in die Gewässer um die Inseln. Die kompromisslose Haltung der neuen Militärdiktatur machten aus der Sicht Großbritanniens weitere Verhandlungen über die Inselgruppe unmöglich.

B. Entwicklung ab 1978: politisch – militärische Eskalation

Als Ende des 20. Jahrhunderts das britische Kolonialministerium ins Außenministerium integriert wurde, gingen aufeinander folgende britische Regierungen dazu über, die Debatte mit Argentinien als ein unwichtiges Problem anzusehen, dessen sie sich gern entledigt hätten. Trotzdem lehnten es die ca. 1.800 Einwohner der Falklandinseln[7] kategorisch ab, Teil Argentiniens zu werden. Sie beriefen sich auf Artikel 73 der UN-Charta, um ihre Position zu stärken[8].

Argentinien wurde 1976 eine Militärdiktatur, litt unter erheblichen wirtschaftlichen Problemen und war geschüttelt von Bevölkerungsunruhen, geführt von linken Guerillas[9]. 1981 erzielten Regierungstruppen zwar einen Sieg über die Guerilleros, doch die Wirtschaft glitt in einen desolaten Zustand ab, die Inflation betrug 140% und die Bevölkerung ließ sich durch militärische Erfolge zunehmend weniger beruhigen. Sie hatte den despotischen Charakter der Militärregierung erkannt. Im Dezember 1981 erhielt General Leopoldo Fortunato Galtieri die Macht.

Galtieri beabsichtigte, öffentliche Bedenken über die wirtschaftliche Lage und Menschenrechtsfragen mit einem schnellen, nationalistischen "Sieg" in der Falkland-Frage auszugleichen. In der UNO wurde mit einer subtilen Andeutung einer Invasion Druck ausgeübt, die Briten aber übersahen diese Drohung. Die Argentinier werteten die lethargische britische Haltung als Rückzug und glaubten, die Briten wären bereit Argentinien die Inseln bei einer Invasion kampflos zu überlassen. Dieser Eindruck wurde gestärkt durch den Rückzug der letzten Einheiten der Royal Navy 1981 aus dem Süd-Atlantik (im Zuge einer allgemeinen Verkleinerung der Flotte) als auch durch den British Nationality Act von 1981, der den Kelpern ihre volle Staatsbürgerschaft entzog[10].

Der Invasionsplan Argentiniens wurde von Admiral Jorge Anaya entwickelt, dem leidenschaftlich anti-britischen Oberkommandierenden der argentinischen Marine. Nach dem Scheitern weiterer Gespräche mit Großbritannien im Januar 1982 wurde der Plan fertig gestellt, die Invasion war für April geplant. Dem Angriff ging die „Invasion“ der Insel Südgeorgien[11] (1300 km südöstlich der Falklandinseln) am 18. März 1982 durch eine Gruppe patriotischer argentinischer und zum Teil bewaffneter Zivilisten voraus unter dem Vorwand, einen Alteisenhändler beschützen zu wollen, der dort nach einem Vertrag mit Großbritannien den Auftrag zum Recycling einer alten Walfischfabrik hatte. Nach dessen Ankunft erkannten die britischen Behörden seine Papiere nicht an und verweigerten ihm den Beginn der Recyclingarbeiten. Diese britische „Schikane und behördliche Willkür“ verwandten die Argentinier als den dringend benötigten „casus belli“. Nach britischen Protesten verließen die Argentinier die Insel am 22. März unter Zurücklassung einiger Zivilisten - nachdem sie die argentinische Flagge gehisst hatten. Dem Antarktis-Patrouillenschiff HMS „ Endurance “ der Royal Navy wurde durch die britische Regierung angeordnet, die Zivilisten am 25. März von der Insel zu bringen, die „Endurance“ wurde jedoch durch drei argentinische Kriegsschiffe aufgehalten und zog sich zurück, nachdem sie 22 Royal Marines dort angelandet hatte. Argentinien fühlte sich bereit für den Krieg.

Ungeachtet dessen und weiterer Beweise, dass die argentinische Marine Truppen in Puerto Belgrano verlud, konstatierte die Lateinamerikagruppe des UK Joint Intelligence Committee, dass eine allgemeine Invasion der Falklandinseln nicht bevorstehe[12]. Zu Kriegsbeginn befanden sich auf den Falklandinseln in Port Stanley 81 Briten, darunter 69 Royal Marines, von denen 41 Mann gerade ohne Waffen eingetroffen waren, und ein Kreuzer.

II. Die militärischen Ereignisse des Falklandkrieges

A. Der argentinische Handstreich

Die argentinische Landung auf den Falklandinseln begann bereits am Abend des 01. April unter der Bezeichnung „Rosario“. Rund 80 argentinische Füsiliere und Kampfschwimmer landeten gegen 21.00 Uhr vom U-Boot „Santa Fe“ in Gummibooten bei Port Harriett[13] und starteten ab 00.30 Uhr militärische Aktionen gegen Regierungsgebäude und militärische Einrichtungen. Am Morgen des 02. April wurden sie von etwa 150 argentinischen Kommandotruppen in vom Träger 25 „De Mayo“ gestarteten Hubschraubern unterstützt. Gegen 06.00 Uhr durchlief das erste von insgesamt 19 Landungsbooten die Engen vor Port Stanley, nachdem das Landungsschiff „Cabo San Antonio“ in der Yorkbucht vor Anker gegangen war. Innerhalb weniger Stunden waren bis auf sechs geflohene Royal Marines alle Briten in Gefangenschaft geraten, die Regierungsgebäude eingenommen und der britische Gouverneur Rex Hunt akzeptierte die von den Argentiniern angebotenen Verhandlungen. Gegen 09.25 Uhr übergab er die Gewalt über die Falklandinseln an den zuvor in britische Schutzhaft genommenen Vertreter der argentinischen Luftfahrtgesellschaft, Vize-Kommodore Hector Gilobert. Die Machtübernahme erfolgte praktisch kampflos, da die Royal Marines keinen eindeutigen Befehl zur Verteidigung durch den Gouverneur erhalten hatten, der die Lage als aussichtslos einschätzte. Hunt wurde noch am gleichen Tag zusammen mit seinen Mitarbeitern von den Argentiniern nach Montevideo ausgeflogen und erreichte von dort aus London[14]. Bereits am Abend des 02. April befanden sich etwa 2000 argentinische Soldaten auf den Falklands, sowie erste Kampfflugzeuge vom Typ „Pucara“. Im Verlauf der weiteren Tage wurden täglich bis zu 100 Versorgungsflüge mit C-130 Transportflugzeugen vom Festland durchgeführt, um das militärische Potenzial aufzustocken. Am 03. April dehnten die Argentinier die Operation „Rosario“ auf Süd-Georgien aus. Den 22 Royal Marines auf Süd-Georgien befahl das britische Verteidigungsministerium jedoch in Erinnerung des peinlichen Vortages in Port Stanley, das Detachement dürfe sich nicht ohne Kampf übergeben. Der Übermacht der Argentinier konnten die Briten jedoch kaum standhalten und so waren noch vor Mittag alle Marines in Gefangenschaft und wurden ebenfalls über Montevideo nach England zurückgesandt.

Die Argentinier hofften, mit der beinahe unblutigen Besetzung Port Stanleys auf Ost-Falkland und Grytviken auf Süd-Georgien sei die militärische Phase der „Befreiung der Malvinas“[15] abgeschlossen, und es gelte nun, das eroberte Gebiet militärisch zu sichern, politisch zu stabilisieren und internationale Anerkennung der Annexion zu erreichen.

B. „The Empire strikes back“

Die argentinische Operation löste in Buenos Aires Begeisterung, in London hingegen zunächst Konsternation und kurz darauf Zorn aus. Die entschiedene Reaktion der britischen Regierung und des britischen Volkes wurde von Argentinien unterschätzt, nicht zuletzt aufgrund des scheinbaren Desinteresses Großbritanniens an der Inselgruppe in den vorangegangenen Jahren. Die in der britischen Presse veröffentlichten Fotos von in der Pose besiegter Terroristen auf dem Boden liegenden Royal Marines, denen argentinische Soldaten Gewehre an die Köpfe halten, führte zu massivem Unmut in der britischen Bevölkerung und einer Notfallsitzung im britischen Unterhaus[16]. Ein Ergebnis dieser Sitzung war der Rücktritt des Außenministers Lord Carrington und zwei weiterer hoher Beamter wegen schwerer Versäumnisse bei der Einschätzung der politischen Lage auf den Falklandinseln sowie des Fehlschlags diplomatischer Bemühungen[17].

Das andere, für Argentinien schwerwiegendere Ergebnis war die Entsendung eines schlagkräftigen Flugzeugträgerverbands, von dem ein Großteil bereits am 05. April in Marsch gehen sollte. Verteidigungsminister John Nott bot ebenfalls seinen Rücktritt wegen der von ihm verfolgten massiven Kürzungen und Außerdienststellungen bei der Royal Navy an, verblieb jedoch auf Anweisung der Premierministerin Margret Thatcher im Amt, um die Falklandinseln und übrigen Dependenzen wieder unter britische Verwaltung zurück zu führen. Großbritannien ließ unter der Führung Thatchers keinen Zweifel an der Entschlossenheit, die Wiedererlangung der Kontrolle über die Falklandinseln notfalls auch mit Waffengewalt durchzusetzen. Der Sicherheitsrat der UNO verabschiedete eine Resolution, die die Invasion durch Argentinien verurteilte. Argentinien wurde darüber hinaus aufgefordert, seine Streitkräfte zurück zu ziehen und eine Regelung auf dem Verhandlungsweg mit Großbritannien zu suchen[18]. Diese Resolution blieb jedoch ohne Wirkung auf die argentinische Militär-Junta und auch weitere diplomatische Bemühungen insbesondere der USA waren vergebens.

Großbritannien stellte den seit dem Zweiten Weltkrieg größten Schiffsverband zusammen. Man griff auf praktisch jedes für diese Operation geeignete Schiff unter englischer Flagge zurück und machte konsequenten Gebrauch von der einschlägigen Gesetzgebung, im Krisenfall auch Handelsschiffe zu requirieren, die in kürzester Zeit von Staats- und Privatwerften für militärische Transportaufgaben umgebaut wurden. Sogar Schiffe wie die „Queen Elisabeth II“ wurden zum Transport von Versorgungsgütern und Personal eingesetzt, fünf Fischdampfer fanden später Verwendung als Minensucher in den Engen der Falklandinseln. Die zivilen Besatzungen blieben weitgehend an Bord. Von den etwa 800 Mann und Frau Besatzung des Passagierschiffes „Canberra“ verlangte nur ein Einziger, abgemustert zu werden. Die Gehälter Seeleute der Handelsmarine wurden um 150% erhöht, um ausreichendes Betriebspersonal sicher zu stellen. Insgesamt erreichte der Verband eine Stärke von 113 Kriegs-, und Handelsschiffen, von denen der erste Teil unter der Führung des Flaggschiffs HMS „Hermes“ mit insgesamt zwei Flugzeugträgern, zwei leichten Kreuzern, sechs Fregatten, zwei U-Booten, sieben Landungsschiffen und vier Versorgungsschiffen bereits am 05. und 06. April Plymouth und Portsmouth verließen. An Bord befanden sich 22 Sea Harrier sowie rund 55 Hubschrauber. Noch während der Kanalpassage wurden mittels Hubschrauber Versorgungsgüter an Bord geflogen und ein Großteil der Werftarbeiter verblieb bis zur Ankunft in Ascension an Bord, um Umbaumaßnahmen und Instandsetzungen der zum Teil veralteten Schiffe durchzuführen[19].

Den Oberbefehl der Task Force führte Admiral Fieldhouse in Northwood, das Kommando über die „Carrier Battle Group“ erhielt Rear Admiral J.F. „Sandy“ Woodward, der sich zum Beginn der argentinischen Invasion noch mit einem Verband im Mittelmeer befand und bereits Kurs auf die britische Kolonialinsel Ascension genommen hatte. Die Insel Ascension liegt im Südatlantik[20] und sollte sich für den erfolgreichen Verlauf der britischen Operation von unschätzbarem Wert erweisen, da sie die logistisch kaum zu lösende Distanz von 14.000km zwischen London und Port Stanley halbierte und mit der von den USA errichteten hervorragenden Infrastruktur als vorgeschobene Logistikbasis genutzt werden konnte[21].

Während eine Vielzahl requirierter und zum Abwracken vorbereitete Schiffe in den heimischen Werften umgebaut bzw. wieder dienstfähig gemacht wurden, marschierte die britische Task Force weiter Richtung Südatlantik und betrieb intensiv Verbandsausbildung mit scharfer Munition. Die Spannung innerhalb des Verbands stieg mit abnehmender Distanz zu den Falklandinseln. Auf dem Transit wurden nahezu 300 scharfe Torpedos versehentlich auf Wale oder seismische Anomalien geschossen aus Angst vor einem argentinischen Torpedoangriff. Ab dem 20. April stand ein „Sea Harrier“ in Alarmbereitschaft, nachdem ein sowjetisches Aufklärungsflugzeug den Verband in nur 300m Höhe überflogen hatte – das zuvor eher zufällig von einem „Sea Harrier“ entdeckt worden war. Eine „zivile“ argentinische „Boeing 707“, die am 21. und 22. April versucht hatte sich dem Verband zu nähern, wurde mittels der „Sea Harrier“ abgedrängt, ebenso das argentinische Handelsschiff „Rio de la Plata“.[22]

Nach dem Inkrafttreten der britischen Blockadeerklärung über die Gewässer 200nm rund um die Falklandinseln am 12. April um 04.00 Uhr GMT ordnete die argentinische Marine am 13. April die volle Kampfbereitschaft für ihre Schiffe an. Bolivien „mobilisierte“ seine Luftwaffe und stellte sie Argentinien zur Verfügung, und Brasilien entsandte einen Verband von neun Überwasser-Einheiten und einem U-Boot zu „Manövern“ in südlicher Richtung. Beide „Subsidien“ blieben jedoch ohne praktische, militärische Relevanz.

C. Der „Union Jack“ auf Süd-Georgien

Die Briten wollten aus politischen, vor allem aber aus strategischen und psychologischen Gründen zunächst Süd-Georgien zurückerobern, das von den Argentiniern langfristig nicht verteidigt werden konnte. Von Ascension aus flogen vom 20. bis 25. April zu Fernaufklärern umgerüstete Transportflugzeuge „VC-10“ mit einem Radar und einer Kamera eines „Vulcan“-Bombers nach Süd-Georgien und ermittelten, dass sich dort keine argentinischen Überwasserkriegsschiffe befanden. Eine unter Captain B.G. Youngs Kommando gebildete „Task Group“ bestehend aus fünf Überwasserkriegsschiffen, einem U-Boot und einem Tanker erhielt den Auftrag, Süd-Georgien wieder einzunehmen. Diese Operation stand zunächst unter ungünstigen Vorzeichen. Um die eigentliche Landung der 110 Mann starken Kompanie des 42. Royal Marine – Kommandos vorzubereiten, sollten zunächst britische SAS und SBS – Trupps[23] abgesetzt werden, was aufgrund der extrem widrigen Wetter- und Windverhältnisse unmöglich erschien. Bei den Absetzversuchen am 21. und 22. April verloren die Briten zwei Hubschrauber und die abgesetzten Teams mussten aufgrund starken Schneetreibens wieder geborgen werden. Auch zwei SBS – Trupps, die am 23. April mit Gummibooten versucht hatten, die Cumberland East Bay zehn Meilen südöstlich zu überqueren, wurden durch Sturm und Treibeis abgetrieben und mussten per Hubschrauber der „Endurance“ gerettet werden[24]. Ein am gleichen Tag erneuter Versuch von fünf SAS – Trupps, mit Gummibooten in der Stromness Bay zwischen Grytviken und Leith zu landen scheiterte, da die Außenbordmotoren der Boote vereisten und die Boote auf das Meer trieben, wo sie erst 7 Stunden später von HMS „Antrim“ gerettet werden konnten. Die britische Führung war nun bereits kurz vor dem Entschluss, die Operation aufzugeben, als am 25. April gegen 06.30 Uhr ein Hubschrauber der „Antrim“ das argentinische U-Boot „Santa Fe“ sichtete und mit Wasserbomben angriff. Hubschrauber der „Endurance“ und „Brilliant“ setzten den Angriff mit „Sea Skua“ – Flugkörpern fort und zwangen das U-Boot stark beschädigt und mit schwerer Schlagseite im King Edward - Hafen nahe Grytviken zu ankern. Das Boot hatte 40 Mann Verstärkung nach Grytviken gebracht und war beim Auslaufen wegen der ungenügenden Wassertiefe für einige Meilen zum Überwassermarsch gezwungen.

Motiviert durch diesen Schlag entschloss sich daher der Kommandeur der bereits vor Ort befindlichen Royal Marines, SBS- und SAS-Trupps, die noch 200nm entfernte Landungskompanie nicht abzuwarten und befahl den 75 ihm zur Verfügung stehenden Mann die Landung sofort vorzunehmen. Sie landeten von der „Antrim“ am 25. April gegen 12.40 Uhr bei Hestesletten und starteten den Vormarsch auf Grytviken, während „Antrim“ und „Plymouth“ Grytviken mit Geschützfeuer belegten. Mit Hilfe eines Artilleriebeobachters[25], der per Hubschrauber nahe Grytviken verbracht worden war, schlugen die Granaten in sicherem Abstand vor den argentinischen Stellungen ein, was den Argentiniern in Grytviken jedoch als Demonstration britischer Überlegenheit genügte, um sich gegen 14.00 Uhr kampflos zu ergeben. Am folgenden Tag ergab sich auch die argentinische Garnison in Leith. Der ranghöchste argentinische Marineoffizier auf Süd-Georgien, Kapitän Alfredo Astiz, unterzeichnete an Bord von HMS „Plymouth“ in Gegenwart des Kommandanten der „Endurance“ die formelle Kapitulation unter Beifügung eines Kodizils[26]. Admiral Woodward sandte ein, dem Geist der Royal Navy entsprechenden, Fernschreiben nach London:

[...]


[1] Vgl. Meyers Großes Lexikon, BI-Verlag, Mannheim, Wien, Zürich, 1987, 2. Aufl., Band 6

[2] Siehe hierzu auch Karte 1 im Anhang

[3] Anm.: ungeachtet der damals nicht vorhandenen Kenntnis der Struktur Südamerikas

[4] Die Anerkennung durch Spanien erfolgte jedoch erst 1859

[5] Die Gründe für das Eingreifen der USA lagen vor allem in der Monroe-Doktrin, nach der die USA sich als eine gesamtamerikanische Nation sahen und den Doppelkontinent als ihr Einflussgebiet definierten. Eine Inbesitznahme durch nichtamerikanische Staaten wurde nicht toleriert. Die USA setzten diese Doktrin jedoch nicht durch, als 1833 die Brite die Insel besetzten und wieder in Besitz nahmen.

[6] UNSCR Nr. 2065 von 1965.

[7] sie wurden „Kelper“ genannt.

[8] Vgl. UN-Charta, Kap. XI, Art. 73. Nach diesem Artikel wäre GB verpflichtet, das Wohl und insbesondere die politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Interessen der Einwohner der Falklandinseln zu berücksichtigen und zu fördern. Hierzu zählte nach Ansicht der Einwohner auch ihr Wunsch nach Zugehörigkeit und Schutz durch GB.

[9] Genannt „Montoneros".

[10] Vgl. http://www.britishhighcommission.gov.uk/servlet/Front?pagename=OpenMarket/Xcelerate/ ShowPage&c=Page&cid=1062156220588

[11] Eine Insel im britischen Besitz, die zum Hoheitsgebiet der Falklandinseln gehörte. Vgl. Anhang Karte 5

[12] Vgl. Dodd, Norman L.: Erfahrungen aus dem Falklandkrieg, S. 474

[13] Vgl. Anhang, Karte 6, Port Harriett liegt in der Bucht südlich Port Stanley, Details s. auch http://www.falklandislands.com/map/stanley.asp

[14] Vgl. Hunt, Sir Rex, My Falkland days, Politico´s Publishing, London, 2002, S. 19ff

[15] Malvinas: argentinische Bezeichnung der Falkland -Inselgruppe

[16] House of Commons

[17] Vgl. Meister, Jürg, Der Krieg um die Falklandinseln 1982, Biblio-Verlag, Osnabrück, 1984, S. 87ff

[18] UNSCR Nr. 502 vom 03.04.1982. Bemerkenswert hieran war, dass ausschließlich Panama gegen die Resolution stimmte. Vier Staaten enthielten sich: die UdSSR und China, Polen, 1982 noch stark beeinflusst durch Moskau, und Spanien, dass vermutlich in Abwägung seiner Forderung nach Rückgabe der Insel Gibraltar unparteiisch bleiben wollte.

[19] Vgl. Dodd, Norman L.: Erfahrungen aus dem Falklandkrieg, in: Österreichische Militärzeitschrift, o.O., 1982, Heft 6, S. 473ff

[20] Vgl. Anhang Karte 2-4

[21] Die USA hatten 1942 in nur 91 Tagen eine 2000m lange Startbahn gebaut, die nach dem II.WK auf 3000m ausgebaut wurde. Die Briten maßen der Insel lange Zeit keine Bedeutung bei. So wurde Ascension bis April 1982 durchschnittlich von 55 meist amerikanischen Flugzeugen im Monat angeflogen. Gegen Ende des Aprils 1982 lag der Wert bei rund 800 Flügen pro Tag, nun aber überwiegend britischer Herkunft.

[22] Vgl. Woodward, Sir John & Robinson, Patrick: One Hundred Days, The memories of the Falkland Battle Group Commander, Bluejacket Books, London, 1997

[23] SAS: Special Air Service, SBS: Special Boat Squadron

[24] Vgl. Anhang Karte 5

[25] Engl.: Spotter

[26] In dem Kodizil erklärte Astiz, die Kapitulation erfolge ausschließlich aufgrund der „ungeheuren Überlegenheit“ der britischen Streitmacht, was belegt, dass das Artilleriefeuer der beiden Schiffe ihre demonstrative Aufgabe nicht verfehlt hatte.

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Der Krieg um die Falkland-Inseln 1982 und die Rolle der Seestreitkräfte
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Veranstaltung
Seminar Wehrgeschichte im Fachbereich Sicherheitspolitik und Strategie
Note
- entfällt -
Autor
Jahr
2004
Seiten
36
Katalognummer
V35143
ISBN (eBook)
9783638351546
Dateigröße
585 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand
Schlagworte
Krieg, Falkland-Inseln, Rolle, Seestreitkräfte, Seminar, Wehrgeschichte, Fachbereich, Sicherheitspolitik, Strategie
Arbeit zitieren
Ralf Kuchler (Autor:in), 2004, Der Krieg um die Falkland-Inseln 1982 und die Rolle der Seestreitkräfte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35143

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