Thomas Müntzer


Seminararbeit, 1997

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

I. Einführung

II. Leben

III. „Die Fürstenpredigt“
a) 2. Kapitel Daniels 19 (S.55):
b) Widerstandsrecht:

IV. Beurteilung Müntzers

Literatur

I. Einführung

Die Reformation des 16. Jahrhunderts wird stets mit Martin Luther, Johannes Calvin, Ulrich Zwingli und Philipp Melanchton verbunden. Denn diese haben einen sehr hohen Einfluß auf Europa und Nordamerika ausgeübt. Auf der anderen Seite hat es Namen gegeben, die in ihrem reformatorischen Element keine ausschlaggebenden Erfolge erzielen konnten oder aber schon von Anfang an zum Untergehen verurteilt waren. Nach eigenen - meist radikalen - Vorstellungen wollten jene die Christenheit reformieren und erneuern. Gewiß gewannen sie auch Sympathisanten und Anhänger, jedoch nicht die breite Masse der Christen. Ihre Anhängerschaft konnte ihnen zum größten Teil nicht treu bleiben - kurzfristig war man von deren Ideen und Zielen begeistert. Schließlich aber hatte jeder von ihnen die Mehrheit gegen sich. Nicht nur in ihrer gegenwärtigen Zeit wurden sie ausgestoßen, sondern auch von der Nachwelt nicht akzeptiert. Ihre Existenz, Ideen und Taten wurden verurteilt und sogar aus dem Buch der Geschichte eliminiert.

Thomas Müntzer gehört zu jener Kategorie von Reformatoren, die am Ende hingerichtet, verbrannt, ertränkt, verfolgt und gefoltert wurden. Überzeugt von seiner eigenen Idee ging er seinen eigenen Weg der Reformation und sah in seiner eigenen Person den Heilverkünder, der kompromißlos seine eigene Wahrheit auf Erden zur Wahrheit der Gesamtheit werden lassen wollte. Doch wie genau ist Müntzer zu verstehen, seine Idee zu deuten, sein Wollen zu rechtfertigen? Oder müssen wir wie auch andere vor uns ihn den „Wahnsinnigen“, den Teufel nennen und sein Wirken zu seinen Lebzeiten als bloße von ihm beabsichtigte Verwirrung der Menschheit sehen? War er ein radikaler Prediger, der sich mit biblischen Größen identifizierte und dabei keine Grenzen kannte oder aber ein Revolutionär, der sich auf die Seite des „einfachen Mannes“ stellte, um an dessen Erlösung zu gelangen, ihn von falschen Zwängen zu befreien?

Man kann die Meinungen über Müntzer nicht vereinheitlichen, da sie auf einer Beurteilungsskala von einem Extrem zum anderen reichen. Zum einen wurde er zum Beispiel von sozialistischen Gruppierungen und großen Namen als einen Revolutionären , den Helden der Reformationsgeschichte gepriesen und geehrt. Ein Kämpfer, der sich nicht nur auf theoretischer Ebene bewegt, sondern auch den Kampf gegen die „Ungerechten“ und „Verlogenen“ in die eigene Hand genommen hatte. Zum anderen wurde er in theologischen Kreisen als den Aufrührerischen, der sich von der Bibel mehr und mehr entfernt und seine eigenen Gesetze als einzig wahre verkündet hatte, verachtet.

Es wäre nicht vernünftig durchdacht, wenn man sich dem einen oder dem anderen Extrem zuschreiben würde. Wenn man Thomas Müntzer wirklich verstehen und deuten möchte, muß man ihn von beiden Polen aus betrachten. Die Tatsache, daß er Leib und Leben riskiert hat, um seine Idee durchzusetzen, darf uns dabei nicht verlorengehen, aber auch nicht, daß er in erster Linie ein Theologe war.

II. Leben

Aus[1] seiner Schrift „Prager Manifest“1521 läßt sich erfahren, daß Müntzer in Stolberg am Harz geboren ist. Das Geburtsjahr jedoch kann nirgends definitiv nachgewiesen werden. Man geht aber von seinem Studiumbeginn aus. 1506 ist er an der Universität Leipzig immatrikuliert, woraus man schließen kann, daß er zu der Zeit 16 oder 17 Jahre alt sein muß, also 1488 oder 1489 auf die Welt gekommen ist. Vermutet wird das Datum 20. Dezember, wenn Müntzers Eltern ihn gleich nach der Geburt zur Taufe gebracht und ihm den Namen des Tagesheiligen gegeben haben.

Über seine Familie ist fast nichts bekannt, nur daß sie in Quedlingburg, wo auch Müntzer aufgewachsen ist, lebten. Darüber ob sie vermögend oder arm waren kann auch nichts genaueres gesagt werden.

Im Herbst 1506 beginnt Müntzer das Studium septem artes liberales, (ein Studium, welches zu einem Weiterstudium in Theologie, Jura oder Medizin berechtigte), in Leipzig. Das ist auch die letzte Aussage, die man über sein Aufenthalt und Studium in Leipzig machen kann. Da die Examenslisten seinen Namen nicht aufzeigen, wird vermutet, daß er das Studium abgebrochen hat - die Gründe bleiben unbekannt - vielleicht aufgrund der Studiengebühren, die er nicht mehr zahlen kann. Erst sechs Jahre später, 1512, ist seine Immatrikulation an der Universität zu Frankfurt wieder nachzuweisen, doch auch hier sind keine Examenseintragungen zu finden. Da Müntzer in den Briefen als Magister angesprochen wird, muß man davon ausgehen, daß er sein Studium abgeschlossen haben muß.

Im Mai 1514 wird er in Braunschweig zum Priester geweiht.

Die Zeit, welche er nach Ende 1517 oder Anfang 1518 in Wittenberg verbringt, sind bedeutend für ihn, da er hier die reformerische Atmosphäre auffindet. Der Ablaßstreit hat das Land in Aufruhr gebracht. Luther wird aufgefordert seine Thesen zu widerufen, dieser aber ist dazu nicht bereit. Müntzer strebt nach einer Erneuerung der Christenheit, wobei er die Kirchenväter kritisiert. Seine Begegnungen mit Luther und anderen Reformatoren prägen ihn mit Sicherheit, aber er wartet auch auf den Moment seines Wirkens. Anfangs ist er noch sehr „lutherbezogen“, wie er auch als Luther-Gesandter z.B. in Jüterbog in der Kirche tätig ist. Ihn beschäftigen der Niedergang der Christenheit und damit die Ursachen hierfür und schließlich die Frage nach der Überwindung sehr. Er ist existentiell von dem Verfall des Glaubens betroffen und möchte all seine Kraft daran setzen , der Reformation beizutragen.

1520 ist er Pfarrer in Zwickau. Er ist zwar noch ein Luther-Gesandter, doch er beginnt hier schon den Weg seiner eigenen Theologie zu beschreiten. Er kritisiert das Ordensleben und die veräußerlichten Formen der klösterlichen Religionsausübung sowie das Bettelmönchwesen. Er greift nicht nur die Mönche, sondern all die jenigen, die den Glauben so heruntergebracht haben, an. Dies führt zu großen Streitigkeiten mit den örtlichen Vertretern der römischen Kirche. Später gerät er mit dem Pfarrer Egranus in extreme Auseinandersetzungen bis er 1521 entlassen wird und vor seinen Gegnern fliehen muß. 1521 geht er nach Prag. Auch in Prag versteht er sich noch als ein Lutheraner, aber man erkennt die unterschiedlichen Positionen. Während für Luther die Offenbarung in der Interpretation der Schrift liegt, setzt Müntzer auf die direkte mystische Erfahrung Gottes im Innern eines Jeden.

[...]


[1] Goertz, Hans-Jürgen: Thomas Müntzer; 1. Auflage; München: Beck, 1989

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Thomas Müntzer
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Seminar: Einführung in die Geschichte der Reformation
Note
2
Autor
Jahr
1997
Seiten
14
Katalognummer
V3516
ISBN (eBook)
9783638121651
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Thomas, Müntzer, Seminar, Einführung, Geschichte, Reformation
Arbeit zitieren
Zehra Sentürk (Autor:in), 1997, Thomas Müntzer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3516

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