Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Macht von Lorenzo de´ Medici in Florenz
3. Die Verschwörung
3.1. Auf dem Weg zur Verschwörung
3.2. Zwischenfazit
4. Die Folgen des Attentats
4.1. Verfolgung, Tod und Krieg
4.2. Die späten Folgen
4.3. Zwischenfazit
5. Schlussfolgerung
6. Zusammenfassung der wichtigsten familiären Verbindungen
7. Schema zur Verschwörung
8. Bibliographie
1. Einleitung
Die Stadt Florenz war eine der wichtigsten Zentren des Humanismus während der italienischen Renaissance, sowohl auf kulturellem, als auch auf künstlerischem Plan. Der Dom mit der bis dahin höchsten Kuppel und die Entdeckung der Perspektive durch den Künstler Boticelli sind einige treffliche Beweise hierfür.
Ebenso war Florenz allerdings auch ein politisches Pulverfass und nicht immun gegen Machtspielchen und Gewalt. Trotz der großen Banken war Florenz militärisch eines der schwächsten Länder Italiens.[1] Ein Beispiel für die Gewalt und Skrupellosigkeit, mit der die eigene Bereicherung vorangetrieben wurde, ist sicherlich die Verschwörung, die am Ende des 15. Jahrhunderts gegen die mächtige Familie der Medici gesponnen wurde, bekannt unter dem Namen die „Pazzi Verschwörung“.
In der Forschung wird vorrangig Papst Sixtus IV. als Hauptverschwörer dargestellt. Allerdings gibt es hier auch eine deutliche Kontroverse, ob er wirklich der Verursacher der Verschwörung ist, oder ob er viel mehr ein Opfer seiner eigenen Familie und deren Machtgier wurde.[2]
Diese Arbeit befasst sich mit dieser Verschwörung und soll dabei folgende Fragen beantworten.
Wie gestaltete sich die Machtausübung Lorenzo de´ Medicis in Florenz und kann man ihn als Tyrannen bezeichnen? Wer waren die Verschwörer und was waren ihre Beweggründe? War die Verschwörung eine logische Konsequenz der Politik der Medici oder ging die Gefahr aus päpstlicher Machtgier hervor? Welche Folgen hatte das Attentat und kann man es vielleicht als Sieg für die Medici ansehen?
Basierend auf den Arbeiten und Ansichten von Historikern verschiedener Nationen soll diese Arbeit Antworten auf diese Fragen liefern.
2. Die Macht von Lorenzo de´ Medici in Florenz
Um zu verstehen, wie Lorenzo de´ Medici seine Macht ausübte, muss man verstehen, wie die Republik Florenz aufgebaut war. Florenz war eine Oligarchie, das bedeutet Männer mit Geld hatten die Macht in der Stadt. Das politische System basierte auf verschiedenen, gewählten Versammlungen und Beamten. Die wichtigste Institution zur Gesetzgebung in Florenz war die „Signoria“, die aus neun Beamten zusammengesetzt war: dem „Gonfaloniere di Giustizia“, praktisch das Oberhaupt der „Signoria“, dem „Capitano del Popolo“, welcher der Repräsentant der größten Gilden war und sieben „Priori“. Ihnen standen die „Pratiche“ zur Seite. Diese hatten eine beratende Funktion, aber keinen direkten Zugriff oder Recht auf die Gesetzgebung.[3]
Lorenzo war kein Mitglied der Signoria und besetzte damit kein öffentliches, legitimes Amt und hatte damit rechtlich gesehen keinen Anspruch auf die Gesetzgebung oder Außenpolitik der Stadt. Jedoch wurde er regelmäßig zu Beratungen der „Pratiche“ eingeladen. Hier konnte er durch seine Stellung im öffentlichen Leben einen großen Einfluss auf die Politik ausüben. Des Weiteren führte er auch seine eigene Diplomatie. Durch seine weit vernetzten Bankgeschäfte und Kunden erhielt er bereits oft vor der Regierung Einsicht in offizielle Schreiben.[4] Dieses dichte Netz aus Kunden resultierte daraus, dass Lorenzo auch Männer von niedrigerem Stand in seine Geschäfte mit einbezog. Aus der Mischung aus „men of quality“ und „middling men“ in seiner Kundenliste resultierte der große Einfluss Lorenzos in der Politik Florenz‘.[5] Einige seiner Gegner bezeichneten Lorenzo sogar als Tyrannen, jedoch behauptete dieser stets, lediglich eine beratende Funktion in der Politik von Florenz zu bekleiden.
Hinsichtlich der Frage, ob Lorenzo tatsächlich ein Tyrann war, unterstütze ich die These von John R. Hale. Obwohl er einer der mächtigsten Männer von Florenz war, und den größten Einfluss besaß, hatte er nie die alleinige Herrschaft und somit kann man ihn auch nicht als Tyrannen bezeichnen.[6]
3. Die Verschwörung
3.1. Auf dem Weg zur Verschwörung
Die verdeckte Machtposition Lorenzos war jedoch auch Anlass zur Verschwörung, die im Jahre 1478 in einem Attentat gipfelte, dem sein Bruder Giuliano zum Opfer fiel. Vor allem Papst Sixtus IV. kristallisiert sich in den Verstrickungen der Verschwörer als wichtigster und gefährlichster Feind Lorenzos heraus.
Folgend werden die Beweggründe der Verschwörer genauer beleuchtet, um die Frage zu beantworten, ob Lorenzo vielleicht sogar durch seine Politik das Attentat gegen seine Familie selbst heraufbeschwor, oder ob es ein Resultat päpstlicher Begierden war.
Papst Sixtus IV. geriet zum ersten Mal in Konkurrenz mit Lorenzo, als er versuchte, wichtige Ämter mit seinen Neffen zu bekleiden. Dies war im 15. Jahrhundert durch das Gesetz der „pietas“, der Dankabstattung an Angehörige, fast eine moralische Pflicht des Papstes. Sixtus trieb dies jedoch auf die Spitze und kostete seine Möglichkeiten voll aus.[7] Anfangs waren die Beziehungen zwischen beiden Parteien noch recht freundschaftlich, war die Bank der Medici doch der Hauptgeldgeber des Papstes. Jedoch sollte sich dies mit der Benennung Pietro Riarios, eines Neffen des Papstes, als Erzbischof von Florenz und Kardinal von Imola stetig ändern. Pietro war tatsächlich wegen seines ausschweifenden Lebensstils bekannt. In nur zwei Jahren Amtszeit gab er rund 300.000 Fiorini aus - finanziert von den Medici - und hinterließ zusätzlich noch 6.000 Fiorini Schulden. Dies führte zwangsläufig zu Spannungen zwischen Lorenzo und dem Papst.[8]
Hier werden die Pazzi aktiv und bekleiden seitdem das Amt des päpstlichen Bankiers. Somit wird auch das Verhältnis zwischen Medici und Pazzi auf die Probe gestellt.[9]
Dieser Konflikt wurde weiter geschürt, als Girolamo Riario, Pietros Bruder, dessen Nachfolge als Kardinal von Imola antrat. Girolamo wollte sein Herrschaftsgebiet weiter ausbauen. Allerdings widersetzte Florenz sich seinen Plänen und Girolamo machte Lorenzo für sein eigenes Scheitern verantwortlich.[10]
Dies waren jedoch nicht die einzigen territorialen Machtkämpfe, welche von einem Verwandten des Papstes ausgingen. Kardinal Giuliano della Rovere, auch ein Neffe des Papstes, hat ein Auge auf die kleine Stadt Città di Castello geworfen. Die Stadt stand jedoch unter dem Schutz von Florenz und der dortige Herrscher, Niccolò Vitelli, war ein Verbündeter Lorenzos. Der Plan von Giuliano sah vor, Vitelli durch seinen Bruder Giovanni della Rovere zu ersetzen. Um dies zu erreichen, versuchte Giuliano zusammen mit Lorenzo eine Hochzeit zwischen Giovanni und einer der Töchter Lorenzos zu arrangieren. Lorenzo weigerte sich und unterstütze weiterhin seinen Verbündeten Vitelli.
Giuliano della Rovere ließ jedoch nicht von seinen Plänen ab und versuchte nun, da es nicht durch Verbrüderung möglich war, die Stadt militärisch einzunehmen. Mit päpstlichen Truppen marschierte er gegen die Stadt. Das Bündnis bestehend aus Florenz, Mailand und Neapel versuchte einen Krieg zu verhindern und brachte Vitelli schließlich doch zum Kapitulieren. Die Stadt ging nun an Giovanni della Rovere. Dies bedeutete eine schmerzhafte Niederlage für Lorenzo und brachte das Bündnis, die Liga genannt, ins Wanken.[11]
Ein weiterer Streitpunkt zwischen Lorenzo und dem Papst stellte auch die Kandidatur Francesco Salviatis als Erzbischof von Florenz dar. Als Pietro Riario starb, hinterließ er nämlich auch den Stuhl des Erzbischofes. Lorenzo gelang es, dass nicht Salviati, sondern Lorenzos Schwager Rinaldo Orsini zum Erzbischof von Florenz ernannt wurde.[12]
Hier machen nun auch die Pazzi auf sich aufmerksam. Salviati war mit den Pazzi verwandt und diese finanzierten seine kirchliche Laufbahn. Außerdem war es den Pazzi wichtig, ihre eigene Stellung in Florenz zu sichern, da sie erst wieder seit den 1430er Jahren öffentliche Ämter bekleiden durften,[13] und ein Erzbischof in ihren Reihen würde ihnen sicherlich bei diesem Unterfangen helfen.
Da die Pazzi seit Riario die offiziellen Geldgeber des Papstes waren, machten diese dem Papst Druck, Salviati solle ein kirchliches Amt innehaben. Daraufhin ernannte der Papst Salviati zum Erzbischof von Pisa, ohne die Zustimmung von Florenz und Lorenzo. Die Stadt stand erst seit kurzem unter florentinischer Herrschaft und Florenz musste ihre Macht dort erst festigen, was sich mit Salviati als Erzbischof schwierig gestalten konnte. Florenz verweigerte deshalb Salviati den Zugang zu seiner Diözese. Die Pazzi betrieben daraufhin eine offene Opposition gegen die Medici in Florenz und diese verbündeten sich mit della Rovere[14], der auch in seinen Plänen von Florenz gestoppt wurde, wie oben bereits erläutert.
Die Liste der Medici-Gegner wurde immer länger und diese wurden immer mehr in ihrer Annahme bestätigt, die Medici müssten beseitigt werden.
[...]
[1] Martines, Lauro, Die Verschwörung, Aufstieg und Fall der Medici im Florenz der Renaissance. Übersetzt von Dempewolf, Eva, Theiss, Deutschland, 2004, Seite 14.
[2] WALTER, Ingeborg, Der Prächtige, Lorenzo de´ Medici und seine Zeit, Verlag C.H. Beck, Deutschland 2003, Seite 145.
[3] Brion, Marcel, The Medici, a Great florentine familiy. Übersetzt von Cremonesi, Gilles und Heather, Ferndale Editions, London, 1980, Seite 29.
[4] Walter, Ingeborg, Der Prächtige, Lorenzo de´ Medici und seine Zeit, Verlag C.H. Beck, Deutschland 2003, Seiten 143-144.
[5] Brown, Alison, Medicean and savonarolan Florence, Brespols Publisher n.v., Turnhout, Belgien, 2011, Seite 1-2.
[6] Hale, John R., Die Medici und Florenz, die Kunst der Macht, übersetzt von Felten, Grete und Karl-Eberhardt, 1977, London, Seiten 94-95.
[7] Reinhardt, Volker, Die Medici, Florenz im Zeitalter der Renaissance, Verlag C.H. Beck, München, 2013, Seite 84.
[8] Walter, Ingeborg, Der Prächtige, Lorenzo de´ Medici und seine Zeit, Seite 145
[9] Reinhardt, Volker, Die Medici, Florenz im Zeitalter der Renaissance, Seite 86
[10] WALTER, Ingeborg, Der Prächtige, Lorenzo de´ Medici und seine Zeit, Seite 145
[11] Walter, Ingeborg, Seiten 147-148.
[12] Walter, Ingeborg, Der Prächtige, Seite 150
[13] Dreßler, Jan, Die Pazzi-Verschwörung und die Grundlagen der Medici-Herrschaft, Grin, Deutschland, 2007, Seite 10.
[14] Walter, Ingeborg, Der Prächtige, Seite 150.