Die Frage nach der Bedeutung des Anderen scheint in unserer Zeit von brennender Aktualität zu sein. Wie kann ich dem Anderen begegnen? Wo schränkt der Andere meine Rechte ein? Wie sind meine und seine Freiheit verbunden? Oder kann immer nur eine_r von uns beiden frei sein? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen die öffentlichen Gemüter, die Zeitungskolumnen und die politischen Debatten nicht erst seit Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise.
Die Auseinandersetzungen im Rahmen dieses Semmelbandes beruhen auf philosophischen Essays zur aktuellen Flüchtlingsthematik.
Im Fokus steht die Frage, wie die Sichtbarmachung des migrierenden Anderen als Subjekt politischen und medialen Angstdiskursen gegenüberstehen kann.
Zentral für die Arbeiten sind die Schriften von Judith Butler und Emmanuel Lévinas, die für eine ethische Verantwortung dem Anderen gegenüber appellieren und ein Verantwortungskonzept vorlegen, das die Verletzbarkeit des Anderen und des Selbst zu einer stabilen Grundlage ethischer Verständigung und gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme machen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Karin Gorich: Vom „Ich“ zum „Wir“ - Freundschaft mit dem Anderen
- Katharina Pooth: Gewalt vor der Gewalt.
- Julian Böttcher: Die Kategorisierung als „Flüchtling“ als ethische Gewalt am Anderen ..
- Falk Lützelberger: Kann es gewaltlose Sprache geben?..\n
- Alina Rathert: Betrauerbarkeit - Die aufgeteilte Menschheit
- Finn Ammerich: Betrauerbarkeit im Bezug auf den Terroranschlag in Orlando 2016.
- Linda Vinke: Die Rolle der Medien im Krieg.
- Laura Frey: Fotografie und Krieg..\n
- Elena Weisenfeld: Zur Betrauerbarkeit, Anerkennbarkeit und Verantwortung für Menschen aus Afghanistan in Deutschland.
- Nadja Anke Dienst: Das Wort „Wir“.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Sammelband widmet sich der Frage der Betrauerbarkeit des Anderen im Kontext der Migrationsdebatte. Er untersucht, wie die Grenzziehung zwischen „uns“ und „denen“ die Wahrnehmung und Wertschätzung von Menschen mit Migrationshintergrund beeinflusst.
- Die ethische Gewalt der Kategorisierung von Menschen als „Flüchtlinge“
- Die Rolle von Sprache und Medien in der Konstruktion des „Anderen“
- Die Bedeutung von Anerkennung und Verantwortung für die Betrauerbarkeit des Anderen
- Die Frage nach der „Wir“-Identität und den Herausforderungen der Koexistenz in einer pluralen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Das Vorwort stellt die zentrale Frage nach der Bedeutung des Anderen in unserer Zeit und beleuchtet die Herausforderungen der Koexistenz in einer zunehmend globalisierten Welt. Es thematisiert die Entstehung von Ängsten und Vorbehalten gegenüber dem Anderen und die daraus resultierenden Folgen für die gesellschaftliche Integration.
- Karin Gorich: Vom „Ich“ zum „Wir“ - Freundschaft mit dem Anderen: Dieser Essay untersucht die alltägliche Begegnung mit dem Anderen und die Frage, wie wir unsere Beziehung zu Menschen definieren, die uns zwar im Alltag begegnen, aber nicht zu unserem direkten Umfeld gehören. Er hinterfragt die Kriterien, nach denen wir Menschen als „Freunde“ bezeichnen, und stellt die Frage, ob wir den Menschen, die unser Leben und Überleben sichern, nicht als „Lebensretter“ oder „Helfer“ ansehen sollten.
- Katharina Pooth: Gewalt vor der Gewalt: Dieser Beitrag befasst sich mit der Frage der Gewalt im Kontext der Migrationsdebatte und analysiert die Entstehung von Vorurteilen und Diskriminierung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund. Er beleuchtet die Mechanismen, die zur Ausgrenzung und Marginalisierung von Migrant*innen führen, und stellt die Frage nach den Ursachen für die zunehmende Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft.
- Julian Böttcher: Die Kategorisierung als „Flüchtling“ als ethische Gewalt am Anderen: Dieser Essay analysiert die ethischen Implikationen der Kategorisierung von Menschen als „Flüchtlinge“. Er argumentiert, dass die Kategorisierung eine Form von Gewalt am Anderen darstellt, da sie ihn als „anders“ und „minderwertig“ definiert. Er beleuchtet die Folgen der Kategorisierung für die Lebensbedingungen und die Wahrnehmung von Migrant*innen.
- Falk Lützelberger: Kann es gewaltlose Sprache geben?: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, ob es eine gewaltlose Sprache geben kann und welche Rolle Sprache in der Konstruktion von Vorurteilen und Feindbildern spielt. Er analysiert die Verwendung von Sprache in der Migrationsdebatte und untersucht, wie sprachliche Gewalttätigkeiten zu Ausgrenzung und Diskriminierung führen können.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Sammelbandes sind die Betrauerbarkeit des Anderen, die Migrationsdebatte, die Konstruktion des „Anderen“, ethische Gewalt, Sprache und Medien, Anerkennung, Verantwortung, „Wir“-Identität, Koexistenz und gesellschaftliche Integration.
- Arbeit zitieren
- Carla Schriever (Hrsg.) (Autor:in), Janina Wilcke (Hrsg.) (Autor:in), 2016, Zur Unbetrauerbarkeit des Anderen. Philosophische Gedankenfragmente zur Migrationsdebatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351807