Ehre scheint etwas Gestriges, nicht etwas Gegenwärtiges zu sein. Doch spätestens, wenn Ehre in Form von Prestige, Ansehen, gutem Ruf, sozialer Anerkennung, Wertschätzung oder Menschenwürde, gedacht wird, scheint sie sehr wohl auch im 21. Jahrhundert in den Köpfen und Herzen der Menschen präsent zu sein.
Ziel dieser Arbeit ist es, Bourdieus Ehrkonzepte vorzustellen und zu diskutieren. Da diese Darstellung allerdings nicht einem Monolog Bourdieus gleichkommen soll, wird es Interventionen geben. Diese Zwischenrufe und Seitensprünge stützen oder ergänzen Bourdieus Ausführungen. Sie bringen neue Aspekte ein und weiten Bourdieus Blick, der sich prinzipiell auf den Aspekt der äußeren Ehre beschränkt. Die zentrale Frage, die dabei im Mittelpunkt steht, ist, inwiefern Bourdieus Ehrkonzept und zugleich ältestes Werk auf die heutige Gesellschaft angewandt bzw. für eine Analyse derselben nutzbar gemacht werden kann?
Nachdem Bourdieu selbst festhält, dass die vom Menschen verfolgten Handlungen immer in Wechselwirkung mit dem jeweiligen sozialen Feld, in welchem er/sie sich befindet, und den darin geltenden Regeln, stehen, wird Bourdieus Schaffen eingangs zunächst kontextualisiert und verortet werden; also danach gefragt werden, wer Bourdieu ist, und in welchem politischen, sozialen und wissenschaftlichen Umfeld Bourdieu sein Ehrkonzept entwickelte. In Anschluss daran wird auf die Spielregeln der Ehre der kabylischen Gesellschaft eingegangen. Darauf aufbauend erfolgt die Auseinandersetzung mit Bourdieus Konzepten des Habitus und des symbolischen Kapitals. Im abschließenden Unterkapitel des Hauptteils wird veranschaulicht, dass die anfangs gestellte Frage der Ehre bei Bourdieu sein Ende in seiner Kapitalismuskritik findet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ehrkonzepte bei Pierre Bourdieu
- Bourdieu - ein Aufsteiger
- Die Spielregeln der Ehre bei den Kabylen
- Das Ehrgefühl als Habitus
- Die Ehre als symbolisches Kapital
- Die kapitalistische Wirtschaftsweise und die Folgen für das Spiel der Ehre
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich einer Untersuchung von Pierre Bourdieus Ehrkonzepten und analysiert deren Relevanz für die heutige Gesellschaft. Der Fokus liegt dabei auf der Erforschung der Entstehung und Entwicklung von Bourdieus Theorie, ausgehend von seinen Feldforschungen in der kabylischen Gesellschaft der 1960er Jahre.
- Bourdieus Lebensweg und seine Erfahrungen mit sozialer Ungleichheit
- Die Rolle der Ehre in der kabylischen Gesellschaft und die Bedeutung der Spielregeln
- Bourdieus Konzepte des Habitus und des symbolischen Kapitals im Kontext der Ehre
- Der Einfluss des Kapitalismus auf die Ehre und deren Transformation
- Die Aktualität von Bourdieus Ehrkonzept für die heutige Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Ehrkonzepte bei Pierre Bourdieu ein und beleuchtet die Relevanz seiner Theorie für die heutige Gesellschaft. Es wird auf die besondere Bedeutung von Bourdieus Feldforschung in der kabylischen Gesellschaft hingewiesen, die die Grundlage für seine Konzepte des Habitus und des symbolischen Kapitals bildet.
Das Kapitel "Ehrkonzepte bei Pierre Bourdieu" beginnt mit einer Vorstellung des Lebenslaufs des französischen Soziologen und geht anschließend auf seine prägenden Feldforschungserfahrungen bei den Kabylen in Algerien ein. Es wird erläutert, wie Bourdieu durch diese Erfahrungen das Thema der Ehre in den Mittelpunkt seiner Forschung stellte.
Im Unterkapitel "Bourdieu - ein Aufsteiger" wird Bourdieus sozialer Aufstieg und die damit verbundenen Erfahrungen mit sozialer Ungleichheit und Scham beleuchtet. Es wird gezeigt, wie diese Erfahrungen Bourdieus Interesse an der Frage der sozialen Positionierung und des sozialen Ansehens prägten.
Das Unterkapitel "Die Spielregeln der Ehre bei den Kabylen" untersucht die Funktionsweise der Ehre in der kabylischen Gesellschaft und die damit verbundenen Spielregeln. Es wird gezeigt, wie Ehre in diesem Kontext als ein wichtiges Kapital fungiert, das durch bestimmte Verhaltensweisen und soziale Praktiken erworben und erhalten wird.
Das Unterkapitel "Das Ehrgefühl als Habitus" erläutert Bourdieus Konzept des Habitus und dessen Bedeutung für das Verständnis der Ehre. Es wird gezeigt, wie der Habitus als ein System von Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsweisen die Wahrnehmung und das Verhalten von Menschen im Kontext der Ehre prägt.
Das Unterkapitel "Die Ehre als symbolisches Kapital" beleuchtet Bourdieus Konzept des symbolischen Kapitals und dessen Beziehung zur Ehre. Es wird gezeigt, wie Ehre als eine Form des symbolischen Kapitals fungiert, das durch soziale Anerkennung und Prestige erworben wird.
Das Unterkapitel "Die kapitalistische Wirtschaftsweise und die Folgen für das Spiel der Ehre" analysiert den Einfluss des Kapitalismus auf die Funktionsweise der Ehre in Algerien und weltweit. Es wird gezeigt, wie der Kapitalismus die Bedeutung der Ehre verändert und neue Formen des sozialen Ansehens hervorbringt.
Schlüsselwörter
Pierre Bourdieu, Ehre, Habitus, symbolisches Kapital, soziale Ungleichheit, kabylische Gesellschaft, Kapitalismus, Feldforschung, soziale Anerkennung, Prestige.
- Arbeit zitieren
- Eva Schöttl (Autor:in), 2016, Ehrkonzepte bei Pierre Bourdieu, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351836