Die Prüfung der Schuldfähigkeit unterliegt einer Vorgehensweise, die sich das
Wissen und die Sachkenntnis der Bereiche der Juristerei und der Psychiatrie zu
Nutze machen muss. Diese Interdisziplinarität kann dann gewinnbringend sein,
wenn man z.B. einen Einblick in die Arbeitsweisen des jeweils anderen Gebietes hat,
wenn man sein Bewußtsein für die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit schärft und
aus den Erfahrungen - positiv wie negativ - seinen Nutzen zieht.
Das Anliegen dieser Arbeit soll es sein, die Verfahrensweise eines Sachverständigen
im Rahmen der Begutachtung Jugendlicher unter dem besonderen Augenmerk der
Prüfung der Einsichts- und Steuerungsfähigkeit darzustellen, so z.B. die Aufgaben
der Gutachter und die Grenzen ihrer Tätigkeit. Verbunden damit sind Probleme, die
sich aus der bereits angesprochenen Interdisziplinarität ergeben. Auf dieses
Problemfeld soll hier u.a. näher eingegangen werden, um - wie zuvor erwähnt -, alle
Beteiligten an diesem Prozess der Prüfung der Schuldfähigkeit Jugendlicher zu
sensibilisieren. In diesen Kontext werden relevante Gesichtspunkte aus der
Reformdiskussion zur Novellierung des JGG aufgegriffen und eingearbeitet.
Im Hinblick auf die Bearbeitung des Themas werden jegliche andere Aspekte der
Sachverständigentätigkeit, z.B. Beauftragung zur Gutachtenerstellung durch
Privatpersonen, Prognosebegutachtung, Gutachten zur Beurteilung der
Glaubwürdigkeit von Zeugen etc., außer Acht gelassen.
Der geschichtlichen Einbettung der Forensischen Psychiatrie wird zu Beginn der
Ausarbeitung Platz eingeräumt, da man nie nur das Heute, sondern immer auch die
Ursprünge einer Wissenschaft betrachten sollte. Dadurch kann u.U. ein Verständnis
dafür entstehen, warum Dinge heute so sind wie sie sind bzw. die Einsicht der
Notwendigkeit erwachsen, Regeln, Vorschriften, Abläufe etc. den veränderten
Bedingungen anzupassen oder Neuerungen auf den Weg zu bringen.
Im Zuge der Literaturrecherche ergaben sich vielseitige Ansatzpunkte, die im
Zusammenhang mit diesem Thema hätten besprochen werden können. So nimmt
z.B. in der heutigen Zeit die Begutachtung Jugendlicher nichtdeutscher Herkunft mit
eigenständigen Abläufen, Problemen und Fehlerquellen einen immer bedeutenderen
Anteil ein. Auf diesen, für sich schon umfangreichen Aspekt, soll in dieser
Ausarbeitung nicht näher eingegangen werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forensischen Psychiatrie früher und heute
- Die Entwicklung der forensischen Psychiatrie im historischen Kontext
- Die Praxis psychiatrisch-psychologischer Begutachtung - Rechte und Pflichten der Sachverständigen
- Das Gutachten
- Der Aufbau
- Prüfung strafrechtlicher Verantwortlichkeit Jugendlicher gemäß § 3 JGG - Die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit
- Probleme und Fehler bei der Gutachtenerstellung allgemeiner Art und spezieller Art im Hinblick auf die psychiatrisch-psychologische Begutachtung Jugendlicher
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, die Verfahrensweise eines Sachverständigen im Rahmen der Begutachtung Jugendlicher unter dem besonderen Augenmerk der Prüfung der Einsichts- und Steuerungsfähigkeit darzustellen. Dabei werden die Aufgaben der Gutachter und die Grenzen ihrer Tätigkeit beleuchtet, sowie Probleme aufgezeigt, die sich aus der Interdisziplinarität von Rechtswissenschaften und Psychiatrie ergeben. Die Arbeit sensibilisiert alle Beteiligten an diesem Prozess der Prüfung der Schuldfähigkeit Jugendlicher und bezieht relevante Gesichtspunkte aus der Reformdiskussion zur Novellierung des JGG ein.
- Die Entwicklung der forensischen Psychiatrie im historischen Kontext
- Die Aufgaben und Grenzen der Sachverständigentätigkeit bei der Begutachtung Jugendlicher
- Die Prüfung der Einsichts- und Steuerungsfähigkeit im Kontext der strafrechtlichen Verantwortlichkeit
- Probleme und Fehlerquellen bei der psychiatrisch-psychologischen Begutachtung Jugendlicher
- Relevante Aspekte der Reformdiskussion zur Novellierung des JGG
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Schuldfähigkeitsprüfung bei Jugendlichen ein und erläutert die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Juristen und Psychiatern. Die Arbeit konzentriert sich auf die Tätigkeit des Sachverständigen bei der Begutachtung von Jugendlichen, insbesondere im Hinblick auf die Prüfung der Einsichts- und Steuerungsfähigkeit. Die Kapitel II und III befassen sich mit der Geschichte der Forensischen Psychiatrie sowie mit den Aufgaben und Pflichten von Sachverständigen. Kapitel IV widmet sich Problemen und Fehlerquellen bei der Gutachtenerstellung im Hinblick auf die psychiatrisch-psychologische Begutachtung Jugendlicher. Die Arbeit nimmt Bezug auf die Reformdiskussion zur Novellierung des JGG und integriert relevante Gesichtspunkte.
Schlüsselwörter
Forensische Psychiatrie, Schuldfähigkeit, Jugendlicher, Sachverständiger, Gutachten, Einsichts- und Steuerungsfähigkeit, Interdisziplinarität, Reformdiskussion, JGG, Begutachtung, psychiatrisch-psychologische Begutachtung.
- Arbeit zitieren
- Anja Funk (Autor:in), 2004, Ein psychologisches Modell für Juristen zur Prüfung der Schuldfähigkeit Jugendlicher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35248