Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.übergang Schule – Beruf
2.1übergang als sensible Phase
2.2übergang Schule – Beruf an der ersten Schwelle
3.übergangskompetenz an der ersten Schwelle
3.1 Berufswahlreife und berufliches Selbstkonzept
3.2 Arbeits- und Berufsfindungskompetenz
4. Freiwilliges Soziales Jahr
4.1 Ziele der Träger und Motivation der Freiwilligen
4.2 Auswirkungen des Freiwilligen Sozialen Jahres
5. Einfluss des Freiwilligen Sozialen Jahres auf die Arbeits- und Berufs- findungskompetenz
6. Fazit
7. Ausblick
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Laufe des Lebens durchlaufen wir Menschen diverseübergangssituationen, von denen sich manche eher beiläufig vollziehen, ohne existenzielle Konsequenzen nach sich zu ziehen, wie beispielsweise derübergang vom Kindergarten in die Schule. Andereübergänge stellen maßgebliche biographische Einschnitte dar, so zum Beispiel derübergang ins Erwerbssystem (vgl. Sardei – Biermann, S. 1). Die jungen Erwachsenen stehen vor einer Umbruchssituation im Wechsel zwischen der bekannten und behüteten Schulsituation, in die Eigenverantwortlichkeit fordernde Arbeitswelt. Dieser Umbruch findet in einer besonders sensiblen Phase statt, in der sich die jungen Erwachsenen in der Auseinandersetzung mit sich selbst befinden, nämlich Identitätsfindung und Persönlichkeitsbildung einerseits und Zukunftsplanung in der Berufsfindung andererseits (vgl. Golisch, 2002, S. 7). Sie stehen damit vor der Herausforderung, zwischen ihren individuellen Wünschen und Neigungen und den objektiven strukturellen Bedingungen und Möglichkeiten hinsichtlich ihrer Berufswahl einen Konsens zu finden (vgl. ebd). Nicht nur der Ausgleich zwischen individuellen Interessen und realistischen Bedingungen, auch die zunehmende Anzahl an Ausbildungsoptionen, bringt neben den Chancen auch Verunsicherung und hierdurch einen vergrößerten Entscheidungsdruck mit sich (vgl. Driesel-Lange, Hany, Kracke & Schindler, 2010, S. 157).
Auf dem Weg ihrer Identitäts- und Persönlichkeitsbildung und der Auseinandersetzung mit den Vorstellungenüber ihre berufliche Zukunft erfahren die jungen Erwachsenen heutzutage andererseits vielfältige Unterstützung von verschiedenen Seiten, wie beispielsweise von Familie und Schule.
Seit der Einführung des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in den 1960er Jahren, nutzen immer mehr junge Erwachsene die Möglichkeit, sich nach der Schule ein Jahr lang der Arbeit im sozialen Bereich zu widmen. Ursula von der Leyen beschreibt das FSJ als Lernort für bürgerliches Engagement und Ort informeller Bildung, welches stark zur Persönlichkeitsentwicklung beiträgt (vgl. Engels, Leucht & Machalowski, 2008, S. 5 ff.).
Inwiefern das FSJ ebenfalls unterstützend auf denübergang von der Schule in den Beruf wirkt, soll deshalb in der vorliegenden Hausarbeit mit dem Titel Die Bedeutung des Freiwilligen Sozialen Jahres für die Bewältigung desübergangs zwischen Schule und Beruf an der ersten Schwelle erörtert werden.
Zunächst wird die Bedeutung desübergangs von der Schule in die berufliche Bildung thematisiert. Es wird erst allgemein auf denübergang als sensible Phase, dann konkret auf denübergang von der Schule in den Beruf an der ersten Schwelle eingegangen. Darauffolgend geht es um dieübergangskompetenz an der ersten Schwelle. Das Konzept der Berufswahlreife und des beruflichen Selbstkonzepts nach Super (1953) wird vorgestellt, bevor dessen Weiterentwicklung durch Jung, das vierstufige Modell der Arbeits- und Berufsfindungskompetenz zum Thema wird. Das sich daran anschließende Kapitel bezieht sich auf das FSJ, die Ziele der Träger, die Motivation der Freiwilligen, sowie die Auswirkungen des FSJ nach dessen Beendigung. Zuletzt werden die Effekte des FSJ auf die Arbeits- und Berufsfindungskompetenz bezogen, bevor im Fazit eine Zusammenfassung und abschließende Stellungnahme erfolgt und im Ausblick die Diskussionüber ein soziales Pflichtjahr angeschnitten wird.
2.übergang Schule – Beruf
Übergänge bezeichnen einen deutlichen Einschnitt im Lebensverlauf durch das Verlassen eines alten und den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt.übergänge stellen keine plötzlichen Wechsel dar, sondern folgen einer zeitlichen Struktur und sollten deshalb alsübergangsphasen verstanden werden (vgl. Tillmann, 2013, S. 17). Eine solcheübergangsphase beginnt nach Rath (2011, S. 12) mit einer Ablösungsphase aus einem vorangegangenen Zustand, worauf eine sogenannte Schwellen- und eine Eingliederungsphase durch die Integration in einen neuen Zustand folgt. In den sich verändernden Lebensumständen wird das Individuum mit unterschiedlichen neuen Anforderungen konfrontiert, denen es sich in Anpassungs- und neuen Verhaltensstrategien zu stellen gilt (vgl. Tillmann, 2013, S. 17).
2.1übergang als sensible Phase
Übergängen stellen Schnittstellen von individuellen Lebensverläufen und sozialen Strukturen dar. Sie sind Verteilungspunkte, an denen sozial selektive Prozesse stattfinden. Sie sind die Verzweigungsstellen von gesellschaftlich vorgeformten Entwicklungs- und Bildungslaufbahnen und stellen damit bedeutende Einschnitte im Lebensverlauf dar, welche es zuüberwinden gilt. Die sich ergebenden Bildungs- und Lebenschancen sind maßgeblich abhängig von der Bewältigung derübergänge. Der erfolgreicheübergang kann die Basis sein für gesellschaftlichen Erfolg, jedoch ebenso die Ursache für Scheitern und Misserfolg. Es sind somit positive und negative Aspekte mit demübergang verbunden (vgl. Kutscha, 1991, S. 113; Wolter, 2013, S. 45).
Nach Blossfeld (1988) erzeugt die institutionelle Gliederung des Bildungssystems sensible und weniger sensible Phasen im Lebensverlauf. Darunter ist zu verstehen, dass anübergangsstellen Entscheidungen getroffen werden müssen, mit denen biographische Weichen gestellt werden, welche die Lebensverläufe bis ins hohe Alter prägen können. Diese Entscheidungen können nicht beliebig getroffen oder einfach auf einen anderen Zeitpunkt verschoben werden und sind später auch nur unter großer Anstrengung und viel Aufwand wieder rückgängig zu machen.
Zu den sensiblen Phasen im Lebensverlauf gehören unter anderem dieübergänge vom Kindergarten in die Schule, der Grundschule in die Sekundarstufe, der allgemeinbildenden Schule in die berufliche Ausbildung und schließlich der Eintritt in das Erwerbsleben (vgl. Blossfeld, 1985, S. 177).
2.2übergang Schule – Beruf an der ersten Schwelle
Beimübergang von der Schule in den Beruf wird zwischen der ersten und der zweiten Schwelle unterschieden. Die sogenannte erste Schwelle beschreibt denübergang zwischen der schulischen in die berufliche Bildung, die zweite Schwelle denübergang zwischen der beruflichen Bildung in das Erwerbssystem (vgl. Wolter, 2013, S. 47).
Derübergang an der ersten Schwelle stellt für die jungen Erwachsenen eine besondere Herausforderung dar, weil sie sich mit Unbekanntem und diversen Unsicherheiten konfrontiert sehen. Die Berufswelt ist ihnen, aus der Schule kommend, weitestgehend fremd. Sie stehen vor einer Hürde, die sich durch eine inzwischen unüberschaubare Vielzahl an Berufsmöglichkeiten und deren institutionellen Erfordernissen, wie beispielsweise das Bewerbungsverfahren, vor ihnen aufrichtet (vgl. Jung, 2011, S. 2 ff.). Die jungen Erwachsenen haben sich in dieserübergangsphase mit ihren persönlichen Neigungen, Fähigkeiten und Interessen auseinanderzusetzten und diese in Einklang mit den objektiven Bedingungen und Anforderungen der Arbeitswelt zu bringen. All diese Herausforderungen in der Neuorientierung werden zusätzlich begleitet von weiteren Problemen des Jugend- und jungen Erwachsenenalters, wie beispielsweise der Abnabelung vom Elternhaus (vgl. ebd.).
Übergänge können Stationen des Erfolgs wie aber auch des Scheiterns sein. Die Art des Umgangs mit den Herausforderungen solcherübergänge wird deshalb als positive oder negative Bewältigung beschrieben. Von einer positiven Bewältigung desübergangs wird dann gesprochen, wenn sich die jungen Erwachsenen ihrer Identitätsaufgaben erfolgreich annehmen und eine berufliche Zielidentität anstreben. Ausweichverhalten und Verdrängung hingegen sind Kennzeichen einer negativen Bewältigung. Diese führt dazu, dass sich die Herausforderungen derübergänge zu handfesten Problemen entwickeln, welche zu einem späteren Zeitpunkt verstärkt auftreten, woraus sich ein andauernder Identitätskonflikt ergibt (vgl. ebd.). Junge Erwachsene, die erfolgreich denübergang vollziehen, realisieren ihre Fähigkeiten und Interessen in einem ausbalancierten Identitätsfindungsprozess. Sie vermitteln zwischen ihren erwünschten und den realistischer Weise erreichbaren Zielen und bringen diese, im Einklang von individuellen Interessen und objektiven Anforderungen, letztlich zur Umsetzung (vgl. ebd.).
Gelingt die Bewältigung desübergangs, so hat dies eine stabilisierende Wirkung auf die Persönlichkeit. Denn ein angestrebtes Ziel erreicht zu haben wirkt verstärkend und selbstbewusstseinsfördernd. Umgekehrt erzeugen misslungeneübergänge negative Empfindungen, wieüberforderungs- und Minderwertigkeitsgefühle, welche wiederum Enttäuschungen, Existenz- und Versagensängste zur Folge haben (vgl. ebd.).
3.übergangskompetenz an der ersten Schwelle
Die persönliche Zufriedenheit mit der getroffenen Berufsentscheidung hängt maßgeblich davon ab, inwieweit persönliche Interessen, Fähigkeiten, Werte, Einstellungen und Ziele, mit den Gegebenheiten des gewählten Berufes (Tätigkeit, Position, Arbeitsklima) in Einklang gebracht werden können (vgl. Hartkopf, 2013, S. 45). Um in der Lage zu sein, diese Entscheidung kompetent zu treffen, bedarf es eines möglichst hohen Maßes der Berufswahlreife (vgl. Super, 1953; 1994).
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