Das Lustspiel Minna von Barnhelm hat deutsche Theatergeschichte geschrieben. Bereits zu Lessings Lebzeiten wurde es zum Zeitzeugnis der neuen deutschen Dramenentwicklung. Die aufgeklärte Vorstellung Lessings der vernunftorientierten, sittlichen Erziehung des Menschen, die das Denk- und Empfindungsvermögen gleichermaßen anspricht, machte die Minna von Barnhelm zu einer konkreten Anregung zur aktiven Humanität. Gerade das Verhalten der Hauptfiguren gegenüber anderen Figuren offenbart Hinweise auf eine zielgerichtete „Erkenntnisanweisung“ für den Zuschauer. Welche Rolle spielt die Ökonomie im humanitären Verhältnis zwischen Herr(in)- Diener(in) und welchen Status haben dabei Glück, Ehre und Liebe?
In der Entstehungsphase des Stücks war Lessing geprägt durch Eindrücke aus der europäischen Komödientradition und seinem eigenen Konzept des bürgerlichen Tugendethos. Zum ersten Mal gelingt es dem Dichter ein zeitloses Drama zu schaffen, das Elemente aus der Komödie und Tragödie nutzt, und zu einer „wahren Komödie“1 vereint. Die Abhängigkeit von Ehre, gesellschaftlicher Stellung, finanziellem Wohlstand und streben nach persönlichem Glück bringen die dramatische Entwicklung des Stücks dabei entscheidend voran. Dass Geld hierbei eine wesentliche Rolle einnimmt, ist äußerst interessant. Durch Tellheim wird die Ökonomie mit der gesellschaftlichen Ehre verknüpft und als Basis für eine glückliche Liebe gesetzt. Das „Geld-Glück-Motiv“ zeigt sich nicht nur in der Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren, sondern erstreckt sich auch auf deren Verhältnis zu ihren Bediensteten. Der Mangel an Geld und der daraus entstandene Mangel an Ehre machen für Tellheim sein persönliches Unglück aus. Doch sieht jede Figur im Stück Tellheims Schicksal aus einer individuellen Perspektive. Es ist daher gerade in Konfliktsituationen wichtig, den Umgang der Schlüsselfiguren mit Geld, Ehre, Liebe und Glück zu betrachten. Ein wichtiger Faktor wird dabei der humanitäre Aspekt der Herr(in)-Diener(in) -Konstellation sein. Die traditionelle Figur eines Bediensteten war Lessing bestens bekannt. Gerade deshalb fallen wohl seine Charaktere aus ihrer typischen Rolle heraus.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- 1. TELLHEIM UND JUST – ÖKONOMIE UND MENSCHLICHKEIT.
- 2. JUST UND FRANZISKA
- 2.1. JUST DER EHRLICHE DIENER
- 2.2. FRANZISKA - DIE LIEBEVOLLE DIENERIN...
- 3. FRANZISKA UND MINNA
- FREUNDINNEN IN DER HIERARCHIE
- 4. MINNA UND TELLHEIM - GELD ODER LIEBE.
- 5. DIE ÖKONOMIE DER MENSCHLICHKEIT
- 6. FAZIT: DAS HERRSCHER-DIENER GELD-STÜCK VOM GLÜCK.
- II. LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle der Ökonomie in der Herr-Diener-Konstellation in Lessings „Minna von Barnhelm“ im Hinblick auf die Themen Glück, Ehre, Liebe und Humanität. Sie beleuchtet, wie die Figuren mit finanziellen Ressourcen und gesellschaftlicher Stellung umgehen und welche Auswirkungen dies auf ihre Beziehungen zueinander hat.
- Das Verhältnis von Ökonomie und Menschlichkeit in der Herr-Diener-Beziehung
- Die Bedeutung von Ehre und gesellschaftlicher Stellung im Kontext des Stücks
- Der Einfluss von Geld auf das Glück und die Liebe der Figuren
- Die Herausforderungen der traditionellen Herr-Diener-Beziehung in der aufgeklärten Gesellschaft
- Lessings Vorstellung von Humanität und sittlicher Erziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Lessings „Minna von Barnhelm“ als ein zeitloses Drama, das Elemente aus der Komödie und Tragödie vereint. Sie stellt die zentrale Frage nach der Rolle der Ökonomie in der humanitären Beziehung zwischen Herr(in) und Diener(in) und betrachtet den Status von Glück, Ehre und Liebe in diesem Zusammenhang. Das erste Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Tellheim und Just, wobei der Fokus auf Tellheims Umgang mit Geld, Glück, Ehre und Liebe liegt. Es zeigt, wie Tellheims humanistisches Denken durch die Realitäten des Krieges und den Verlust seiner finanziellen Ressourcen in Frage gestellt wird.
Das zweite Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Just und Franziska, wobei Just als der treue Diener dargestellt wird, der Tellheim trotz dessen finanzieller Notlage treu bleibt. Franziska wird als die liebevolle Dienerin vorgestellt, die Tellheims humanistisches Denken unterstützt.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Beziehung zwischen Franziska und Minna, wobei die beiden Figuren als Freundinnen innerhalb der hierarchischen Strukturen dargestellt werden. Das vierte Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Minna und Tellheim, wobei die zentrale Frage gestellt wird, ob Geld oder Liebe die Grundlage ihrer Beziehung bildet.
Das fünfte Kapitel untersucht die Ökonomie der Menschlichkeit im Kontext der Herr-Diener-Beziehung. Es beleuchtet, wie Geld und gesellschaftliche Stellung die Beziehungen der Figuren zueinander beeinflussen. Das sechste Kapitel fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen, wobei der Fokus auf dem Verhältnis zwischen Herrscher, Diener und Geld liegt. Die Arbeit zeigt, wie die Ökonomie in Lessings "Minna von Barnhelm" eine entscheidende Rolle spielt und die Beziehungen zwischen den Figuren prägt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselthemen Ökonomie, Humanität, Herr-Diener-Konstellation, Glück, Ehre und Liebe. Die Analyse untersucht die Beziehungen zwischen den Figuren in Lessings „Minna von Barnhelm“ und beleuchtet, wie die Ökonomie die gesellschaftlichen Strukturen und die Menschlichkeit der Figuren beeinflusst.
- Arbeit zitieren
- Master of Arts Alexander Monagas (Autor:in), 2004, Die Rolle der Ökonomie in der Herr-Diener-Konstellation in Bezug auf Glück, Ehre, Liebe und Humanität in Lessings "Minna von Barnhelm", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35279