Motorik. Voraussetzungen und Fördermöglichkeiten für den Schriftspracherwerb


Seminararbeit, 2015

30 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Gang der Untersuchung

2 Die Motorik
2.1 Von grobmotorischen Fähigkeiten zu der Feinmotorik eines Kindes
2.2 Die Bedeutung der Sensomotorik für den Schriftspracherwerb
2.3 Die Graphomotorik als wesentlicher Faktor des Schriftspracherwerbs

3 Der Schriftspracherwerb
3.1 Schreibmotorische Voraussetzungen
3.2 Der motorische Lernprozess des Schreibens

4 Förderung der Motorik
4.1 Ursachen einer defiziten Motorikentwicklung und deren Auswirkungen auf das Erlernen der Schrift
4.2 Fördermöglichkeiten der Motorikentwicklung im Schulalltag

5 Unterrichtsversuch
5.1 Erläuterung des Unterrichtversuchs

6 Zusammenfassung und Fazit

Literaturverzeichnis

Internetverzeichnis

1 Einleitung

„Schreibenlernen ist für das Kind nicht das bloße Aneignen einer primären Kulturtechnik, sondern ein sinnvolles Tun, das für seine Sprache ein neues Handlungsfeld eröffnet. Es ist aber auch ein komplexes psychomotorisches Geschehen, das in seinen vielfältigen Bezügen einen bestimmten Entwicklungsstand der Motorik, Kognition und Motivation voraussetzt.“1

1.1 Problemstellung

Es bedarf gut ausgeprägten motorischen Fähigkeiten der Schüler, um in der Schu- le ohne Probleme das Schreiben erlernen zu können. Besonders die Feinmotorik ist bei einigen Kindern wenig ausgeprägt. Um diese Auffälligkeiten vorzubeugen wird schon im Kindergarten eine gute Förderung der Motorik gefordert. Die häu- figsten Ursachen für Schreibauffälligkeiten, welche sich auf die mangelnde motori- sche Fähigkeiten zurückführen lassen, sind schon im Vorschulalter vorhanden. Hierzu gehören wenig automatisierte Bewegungsprozesse der Hand-, Finger-, und Unterarmmotorik wie auch eine verkrampfte Schreib-/Malhand als Folge fehlender Muskelspannung.

In der Schule werden die Schreibschwierigkeiten durch das Erlernen einer ge- normten Schrift deutlicher. Kinder mit motorischen Auffälligkeiten fällt es dadurch immer schwerer, sich dem Tempo der anderen Kinder beim Schreiben anzuglei- chen. Um dem Druck des Übertrittes vom Kindergarten zur Schule gut standzuhal- ten, ist es für Kinder mit wenig ausgeprägten motorischen Fähigkeiten daher sehr wichtig, frühzeitig gefördert zu werden, damit dieses Defizit kompensiert werden kann.2

Die vorliegende Arbeit wird diese Thematik aufgreifen und erörtern, dass die Entwicklung der Motorik und das Schreibenlernen nicht voneinander getrennt werden darf. Ebenso soll aufgeführt werden, wie die Motorik, hinsichtlich des Schriftspracherwerbs, gefördert werden kann.

1.2 Gang der Untersuchung

Das Erlernen der Schrift ist neben der Sprache das wohl wichtigste Kulturgut un- serer Zeit, um Gedanken zu speichern und weiterzugeben. Der Verfasser möchte in der folgenden Arbeit den Schriftspracherwerb, mithilfe der Motorikentwicklung bei Grundschulkindern, erläutern. Hierbei soll hauptsächlich Stellung zu der engen Beziehung zwischen Motorikentwicklung und dem Schreibenlernen genommen werden. Wobei die Sprechmotorik nur kurz aufgegriffen wird. Maßgebend für den Erwerb der Schrift ist die Feinmotorik, der Hand und die sensomotorische Fähig- keit, Wahrgenommenes, motorisch umzusetzen. Es soll aufgezeigt werden, wie Motorik in Hinblick auf den Schriftspracherwerb innerhalb des Schulischen Unter- richts gefördert werden kann.

Die vorliegende Arbeit ist so aufgebaut, dass vorerst Begrifflichkeiten, welche für die Förderung im Schriftspracherwerb von Bedeutung sind, erläutert werden. Hier findet die Erläuterung der Begrifflichkeiten analog zur Reihenfolge der Motorikent- wicklung statt. Anschließend wird die Arbeit spezieller hinsichtlich der motorischen Fertigkeiten, welche für den Schriftspracherwerb relevant sind. Dabei wird auf schreibmotorische Voraussetzungen und anschließend auf den motorischen Lern- prozess beim Schreiben eingegangen. Folgend werden Möglichkeiten für die För- derung von motorischen Fähigkeiten im Schulalltag aufgezeigt. Hier geht der Ver- fasser auf praktische Umsetzungen ein. Die Förderung der Motorik im Schriftspracherwerb wird anschließend anhand eines Unterrichtsversuchs aufge- führt und erläutert.

2 Die Motorik

Die Begrifflichkeit der Motorik definiert das Zusammenwirken aller Steuerungs- und Funktionsprozesse des Körpers. Die Motorik ist also die Gesamtheit der aktiv vom Gehirn ausgehenden koordinierten Bewegungen des menschlichen Körpers.

Die Motorik des menschlichen Körpers wird in die Stützmotorik und die Zielmotorik aufgegliedert.3 Die Stützmotorik, welche unteranderem für den aufrechten Gang des Menschen verantwortlich ist, wird als Fundament der Zielmotorik betrachtet.4 Unter dieser werden Bewegungen verstanden, welche auf das Erreichen eines bestimmten Punktes abzielen. Die Zielmotorik setzt neben einer intakten Stützmo- torik auch eine gute zeitliche Koordination der Bewegungsphasen voraus. Diese erfolgen in einem Regelkreis vom Großhirn zu dem Kleinhirn.5 Für die Pädagogik erhält der Begriff Motorik besondere Bedeutung in Hinblick auf die Motopädagogik. Diese betrachtet den Menschen im Gesamtzusammenhang seiner motorisch-, sensorischen-, kognitiven- und affektiven Fähigkeiten. Die Motopädagogik geht von einer psychomotorischen Übungswirkung aus.6 In Hinblick auf das Erlernen von Schreiben als psychomotorische Fähigkeit impliziert diese Übungswirkung das Zusammenspiel von Psyche und Motorik. Kognitive und motorische Teilprozesse wirken hier auf sehr anspruchsvollem Niveau zusammen, um ein sinnhaftes Er- gebnis hervor zu bringen.7 Die Ausführung der Schrift wird daher als motorische Leistung und der Inhalt des Geschriebenen als kognitive Leistung angesehen.8

Die kognitiven Prozesse des Schriftspracherwerbes werden im Folgenden nicht detailliert erläutert, vielmehr wird der Fokus auf die Ausführung und das Erlernen der zu schreibenden Schrift gelegt. Hierfür benötigt der Schüler eine ausgeprägte Feinmotorik welche auf grobmotorischen Fähigkeiten aufbaut. Im folgenden Kapitel soll die Begrifflichkeit der Grob- und Feinmotorik erläutert werden. Zudem wird eine Veranschaulichung der Bedeutung von Feinmotorik für das Erlernen und Umsetzen der Schrift vorgenommen.

2.1 Von grobmotorischen Fähigkeiten zu der Feinmotorik eines Kindes

Motorik differenziert sich wie in dem vorangegangenen Kapitel aufgegriffen in grob- und feinmotorische Fähigkeiten. Unter Grobmotorik wird das Ausführen ei- ner Bewegung verstanden, welche großräumig ist und ganze Gliedmaßen schwin- gen, kreisen oder rotieren lässt. Grobmotorische Bewegungen sind beispielsweise ein Slalomlauf um vier Keulen, stehen auf einem Beim, durch einen Reifen winden oder auch die Drehung um die eigene Achse. Die Feinmotorik beschreibt dagegen Bewegungen welche exakt und meist auch in kleiner Form ausgeführt werden. Dies setzt eine ausgeprägte Grobmotorik voraus, da diese die Basis für das fein- motorische Handeln bildet. Feinmotorische Fähigkeiten definieren sich beispiels- weise im Liniennachfahren, Türme bauen, Streichhölzer sortieren oder im Schrei- ben von Buchstaben.9 Die Literatur weist unterschiedlicher Testverfahren auf, welche für die Bestimmung von grob- und feinmotorischen Fähigkeiten bedeutend sind. Eine Gruppe von Testverfahren erfasst hierbei feinmotorische Fähigkeiten, welche sich beispielsweise auf die Handgeschicklichkeit beziehen. Die andere Gruppe von Testverfahren zielt auf Ergebnisse der Bestimmung von grobmotori- sche Fähigkeiten, wie zum Beispiel der Reaktion, Koordination und Geschicklich- keit, von Kindern, in sportmotorischem Zusammenhang, ab.10 Daraus lässt sich schließen, dass feinmotorische Bewegungen durch ein langsames verkleinern von grobmotorischer Bewegungen entstehen können. So kann beispielsweise im Hin- blick auf den Schriftspracherwerb ein Buchstabe zuerst durch das Schwingen des Armes in die Luft gemalt werden. Dieser Vorgang wird nun so lange verkleinert und präzisiert bis der Buchstabe mit einem Stift auf einem Papier nachgefahren werden kann. Aus der grobmotorischen Bewegung resultiert so eine feinmotori- sche Bewegung.

Daraus lässt sich schließen, dass für die vorliegende Arbeit feinmotorische Fähig- keiten der Schüler primär bedeutend sind. Welche Herausforderung beim Erlernen der Schrift an die Schüler gestellt wird, soll der folgende Abschnitt verdeutlichen.

Das Schreibenlernen ist für alle Schülerinnen und Schüler eine anstrengende Pro- zedur, welche viel Übung abverlangt. Anfangs liegt die Konzentration auf einer korrekten Stifthaltung und Schriftführung. Dem folgen Beobachtungen von Schwie- rigkeiten in der Feinmotorik, bei welcher eine richtige Schreibrichtung, richtiges Dosieren von Muskelkraft auf die Stifthaltung wie auch der richtigen Dosierung von der Kraft des Stiftes auf das Papier eine wichtige Rolle spielen. Das Einhalten von Platz und Formen stellen ebenfalls Schwierigkeiten dar. Zudem lassen auch Be- obachtungen beim Ausmalen, Zuschneiden und Einfädeln Schlüsse auf die Ent- wicklung der feinmotorischen Fähigkeiten der Kinder zu. Hierbei gilt, je besser die- se feinmotorischen Fähigkeiten schon im Vorschulalter gefördert werden, umso leichter fällt es Schülern, das Schreiben der Schrift zu Erlernen.11 Wie eine solche Förderung im Schulalltag umgesetzt werden kann, wird in Kapitel 4.2 und Kapitel 5 geschildert.

2.2 Die Bedeutung der Sensomotorik für den Schriftspracherwerb

Unter dem Begriff der Sensomotorik wir das Zusammenspiel von aufgenommenen Reizen und der darauf folgenden Reaktion verstanden. Sensomotorik ist also ein Wechselspiel zwischen Wahrnehmen und Handeln. In der Literatur wird Sensomo- torik konzentriert als Funktionseinheit von Input und Output beschildert. Beim Er- lernen der Schrift ist die Sensomotorik demnach fester Bestandteil des Lernpro- zesses. Schüler sollen die Form und den richtigen Bewegungsablauf beim Schreiben eines Buchstabens wahrnehmen und diese Wahrnehmung umsetzen, indem die Schüler, mithilfe ihrer motorischen Fähigkeiten das Wahrgenommene auf das Papier projizieren. Wird demnach die Wahrnehmung eines Kindes ge- schult und trainiert, wirkt sich dieses Training positiv auf die Qualität der Bewe- gungs- und Handlungsfähigkeit aus. Somit erfolgt auch eine Verbesserung der motorischen Fähigkeiten des Kindes.12

Für die frühkindliche Gesamtentwicklung einschließlich aller Lernprozesse gibt es fünf grundsätzliche Funktionsbereiche, welche von ausschlaggebender Bedeutung sind. Greifen, Gehen und Sprechen zählen hier zu den wichtigsten motorischen Handlungs- und Kommunikationsmitteln (Output). Sehen und Hören werden dagegen als wesentliche Orientierungs- und Wahrnehmungsfunktionen angesehen (Input). Zudem übernehmen das Sehen und das Hören die Rückkopplung des Geschehenen. Sie kontrollieren also die, auf die Umwelt gerichteten, Handlungen des bewegten Körpers. Zu diesen fünf Hauptfaktoren können die Tast-, Lage- und Bewegungsempfindungen hinzugefügt werden.13

Motorik und Sensomotorik stehen folgerecht in einer ständigen Wechselbeziehung. Je vielfältiger sich ein Kind an Bewegungsfunktionen erprobt desto mehr wird auch seine Sinneswahrnehmung geschult und verbessert. Gleichzeitig verbessert ein gutes Sinnesreizangebot die Qualität der motorischen Lernleistungen und Bewegungsabläufe.14

2.3 Die Graphomotorik als wesentlicher Faktor des Schriftspracherwerbs

Bezüglich der Begrifflichkeit der Graphomotorik entwickelten sich, besonders in den letzten 20 Jahren, verschiedene Definitionsansätze mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Für die vorliegende Arbeit wird ein entscheidender Ansatz der Graphomotorik genauer betrachtet. Hier wird der Begriff der Graphomotorik, der Schrift, welche als Ergebnis eines motorischen Ablaufes entsteht, zugeordnet. Dementsprechend, wird die Graphomotorik als Schreibfähigkeitsentwicklung an- hand motorischer Variablen definiert. Die Konzentration liegt auf dem Schreibakt selbst, auf den Elementen, Teilfunktionen, der Ausführung der Schrift. Graphomo- torik wird folgend als Fähigkeit verstanden, Grundmuster der Schrift flüssig, richtig und mit richtiger Stifthaltung auszuführen. Somit ist die Graphomotorik ein Teilbe- reich von motorischen Fähigkeiten, welche in der Schule erlernt werden sollen. Um die Schrift graphomotorisch richtig auszuführen, bedarf es einer guten Bewe- gungskoordination, einer hohe Zielgenauigkeit und einer bewussten Steuerung und Kontrolle der Finger. Dies wird anhand sensorischen und kognitiven Differenzierungen betrachtet.15

Eine qualitativ hohe Ausführung, der oben genannten Faktoren, kann auf gute grob- und feinmotorischen Fähigkeiten der Schüler zurückgeführt werden. Demnach kann angenommen werden, dass die Entwicklung der Graphomotorik durch eine positive Fein- und Grobmotorik, wie auch einer ausgeprägten Sensomotorik, schneller und präziser stattfinden kann.

3 Der Schriftspracherwerb

Schreiben und Lesen sind analog dem Sprechen und Hören, Formen menschli- cher Kommunikation. Hauptaufgabe der Grundschule ist es, diese Fähigkeiten bei den Schülern, in den ersten Jahrgangsstufen, zu entwickeln und zu verbessern. Im Schriftspracherwerb wird das Schreiben, Lesen und korrekte Sprechen ausge- baut. Dies erfordert neben einer guten phonologischen Bewusstheit der Kinder, auch motorische Fertigkeiten, welche beim Erlernen der Schriftsprache ebenfalls berücksichtigt und entwickelt werden müssen. Die folgenden Kapitel richten ihren Blick auf die schreibmotorischen Voraussetzungen des Schriftspracherwerbes. Ebenso wird der motorische Lernprozess, welcher beim Erlernen der Schrift durchlaufen wird, dargestellt.

3.1 Schreibmotorische Voraussetzungen

Voraussetzung für erfolgreiches Schreiben ist das Zusammenwirken mehrerer Gelenke und Muskeln des ganzen Armes. Das Kapitel Schreibmotorische Voraussetzung soll einen Überblick über deren Zusammenwirken erteilen.

[...]


1 Wieczerkowski, W. (1980), S.11.

2 Vgl. Langbehn, A. (06.03.2015).

3 Vgl. Märker, B. (1990), S,8.

4 Vgl. Stützmotorik (09.03.2015).

5 Vgl. Zielmotorik (09.03.2015).

6 Vgl. Märker, B. (1990), S,9.

7 Vgl. Marhofer, C. (2004), S, 105.

8 Vgl. Märker, B. (1990), S.9.

9 Vgl. Märker, B. (1990), S.110.

10 Vgl. Märker, B. (1990), S.96f.

11 Vgl. Wildemann, A. (2010), S.20f.

12 Vgl. Kiphard, E. J. (1980), S.23f.

13 Vgl. Kiphard, E, J. (1980), S.23f.

14 Vgl. Kiphard, E, J. (1980), S.42ff.

15 Vgl. Wendler, M. (2001), S.110f.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Motorik. Voraussetzungen und Fördermöglichkeiten für den Schriftspracherwerb
Hochschule
Universität Passau
Note
2.0
Autor
Jahr
2015
Seiten
30
Katalognummer
V353063
ISBN (eBook)
9783668396517
ISBN (Buch)
9783668396524
Dateigröße
581 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schriftspracherwerb, Förderung, Motorik im Schriftspracherwerb, Graphomotirik, Sensomotorik, Der motorische Lernprozess
Arbeit zitieren
Bianca Kalbacher (Autor:in), 2015, Motorik. Voraussetzungen und Fördermöglichkeiten für den Schriftspracherwerb, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353063

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