Der Ideologiebegriff in der Kritischen Theorie. Definition und Befreiungsansätze


Hausarbeit, 2017

29 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Ideologie?
2.1 Anfänge bei Marx
2.2 Ideologie nach Adorno
2.3 Fazit

3 Kulturindustrie als Makroideologie
3.1 Fernsehen in der Kulturindustrie
3.2 Fazit

4 Ideologiefreiheit
4.1 Befreiungsansätze
4.2 Fazit

5 Literatur

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Ideologie, ein Begriff, der vielen ein Fremdwort sei, aber der dennoch ihre Sicht des Lebens, ihre Werte und Lebensumstände maßgeblich bestimmt. Ob im Arbeitsumfeld, im Kino, beim Einkaufen oder im Privatleben, Ideologie ist überall. Sich ihr zu stellen liefert die Herausforderung des Erkennens der ideologisch geprägten Haltungen. Eigentlich liege die Wahrheit nämlich auf der Hand, ist aber dennoch schwer zu greifen. Wenn man von Ideologie spricht, spricht man von Herrschaft, von Totalität, von Instrumentalisierung, von Manipulation. Es werde im totalitären Stil die Wahrheit für Herrschaftszwecke aufgegeben.

ÄEs gibt kein richtiges Leben im falschen.“ (Adorno, 1951, 17)

Der Unterstellung wir leben im falschen Leben soll im Folgenden nachgegangen werden mit dem Bestreben, die Frage zu beantworten, ob Freiheit von diesem ‚falschen Leben‘ oder ‚falschen Bewusstsein‘, sprich Ideologie theoretisch und praktisch machbar sei. Dabei basieren sämtliche Annahmen auf dem theoretischen Konstrukt von Theodor W. Adorno, einem der Hauptvertreter der Frankfurter Schule.

Die Arbeit teilt sich in drei übergeordnete Kapitel. Zunächst wird der Fragestellung nachgegangen, was nach Theodor W. Adorno unter Ideologie zu verstehen ist. Im nächsten Schritt veranschaulicht ein Praxisbezug bzw. -beispiel die gesellschaftliche Funktionsweise von Ideologien. Nach den detaillierten Erörterungen zum Ideologiebegriff im Verständnis der Kritischen Theorie, soll schließlich der Versuch angestellt werden, Möglichkeiten zur teilweisen Befreiung von Ideologie zu sammeln.

2 Was ist Ideologie?

Im zentralen Kapitel dieser Arbeit soll dem Verständnis von Ideologie im Sinne der Kritischen Theorie, genauer nach Theodor W. Adorno, nachgegangen werden. Auf Basis von Annahmen zur Ideologie von Karl Marx, werden Adornos Ausarbeitungen im Detail betrachtet. Dabei kommt der Definition, dem Ursprung und der Funktionsweise von Ideologien besondere Aufmerksamkeit zu. Ziel des Kapitels ist es, zu verstehen und nachzuvollziehen, was Ideologie nach Adorno bedeutet und zusätzlich Ansätze zur Beantwortung der Frage nach Freiheit von Ideologie zu sammeln.

2.1 Anfänge bei Marx

Da Adorno, als Mitbegründer der Frankfurter Schule, seine Ausarbeitungen zum Begriff der Ideologie an das marxsche Konzept der Ideologiekritik anknüpfte und jenes erweiterte, soll zunächst kurz Karl Marx Vorstellung von Ideologie vorgestellt werden.

Im Grunde kann zwischen drei verschiedenen Konzepten von Ideologie bei Marx unterschieden werden.

Marx bezeichnet Ideologie als Herrschaftsinstrument der Gedanken. So seien Ä[d]ie Gedanken der herrschenden Klasse […] in jeder Epoche die herrschenden Gedanken“ (Marx, 1962, 46) der Gesamtgesellschaft. Die herrschende Klasse, um Marx Wortlaut zu übernehmen, könne demnach ihre Macht in Form von Bestimmung des Gedankenguts ausüben. Zu ihren Aufgaben gehören einerseits die Stabilisierung der Herrschaft nach innen und gleichermaßen die Herrschaftslegitimierung nach außen. Letzteres zielt darauf ab, der Gesellschaft den Zwang aufzuerlegen, Äihre[…] Gedanken die Form der Allgemeinheit zu geben, sie als einzig vernünftigen, allgemein gültigen darzustellen“ (ebd. 47).

Getreu Marx Leitsatz, das Sein bestimmt das Bewusstsein, geht er davon aus, dass verkehrte gesellschaftliche Verhältnisse von sich selbst aus einen ‚falschen Schein‘ produzieren (Brunner/Jahn-Sudmann, 2009, 1). Genauer gesagt sei unter den gesellschaftlichen Verhältnissen die kapitalistische Produktionsweise gemeint, welche ihre eigene falsche Wahrnehmung erzeuge (ebd.). ÄDie Ursache des ‚verkehrten Bewusstseins liegt im Sein selbst“ (ebd. 2), also in der Beeinflussung der kapitalistischen Produktionsweise auf den Alltag und der damit einhergehenden Warenförmigkeit.

ÄDas Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, dass sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften diese Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen.“ (Marx, 1967, 86)

Den hier beschriebenen Warenfetisch nennt Marx als einen essentiellen Grund für die Verblendung der Gesellschaft, für die Erzeugung eines ‚falschen Scheins‘, für die Vorherrschaft der Ideologie (Brunner/Jahn-Sudmann, 2009, 2).

Mit der Verblendung stelle sich für die Gesellschaft damit die Aufgabe jene zu erkennen, weshalb Ideologie bei Marx eben auch bewusstes Sein, Ädie Form, in der sich die Klassen ihre objektive Lage vergegenwärtigen“ (ebd. 2), fordert. Marx unterscheidet an dieser Stelle Äzwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konfliktes bewusst werden und ihn ausfechten“ (Marx, 1959, 9).

2.2 Ideologie nach Adorno

Adornos Ausarbeitungen zur Ideologie basieren auf dem Zweifel daran, Äob mit der Herstellung formaler staatsbürgerlicher Gleichheit in der Tat auch die Freiheit erreicht sei“ (Institut für Sozialforschung, 1956, 168). Dabei baut Adorno auf Karl Marx‘ Grundannahmen zur Ideologie auf und passt sie den gesellschaftlichen Veränderungen seiner Zeit entsprechend an.

Adorno beschreibt das Wesen der Ideologie grundsätzlich als Äobjektiv notwendiges und zugleich falsches Bewusstsein“ (ebd.). Dabei kommen die Fragen auf, was er unter falschem Bewusstsein versteht und wieso es dennoch notwendig sei. Mit Bezug zu Marx Annahmen werde der ‚objektive Schein‘ der Verhältnisse in dem Moment zur Ideologie, wenn er der Rechtfertigung dient (Vgl. Brunner/Jahn-Sudmann, 2009, 3). So formuliert der Vertreter der Frankfurter Schule ÄIdeologie ist Rechtfertigung“ (Institut für Sozialforschung, 1956, 168) und erklärt ferner, dass Ideologie einen problematischen gesellschaftlichen Zustand voraussetze, welchen sie zu verteidigen versuche (ebd.). Quelle jeder Ideologie sei demnach ein gesellschaftliches Problem, eine fragwürdige gesellschaftliche Lage, die es trotz dessen zu bewahren gilt. Man erkennt schnell, dass hier zwei Parteien erkennbar sind. Eine, die unter dem aktuellen Zustand leidet und eine zweite, die bestrebt ist, den Status Quo unter Einbezug unterschiedlicher Mittel beizubehalten. Hierin spiegelt sich Marx Ansatz von Ideologie als Herrschaftsinstrument wieder, indem die zweit genannte Gruppe der herrschenden Klasse gleiche und die Aufgaben verfolge, ihre Herrschaft zu legitimieren und wichtiger noch ihre Gedanken soweit zu rechtfertigen, dass das gesellschaftliche Bewusstsein jene ohne Widerstand übernehme. Auch Adorno sieht das Wesen der Ideologie im Bürgerlichen (ebd.).

Das Bewusstsein des Bürgertums wird solange bearbeitet, bis es innerhalb des Seins Probleme nicht mehr als solche wahrnimmt. So erkennt man, dass ÄIdeologien […] zunächst inhaltlich falsch [sind], in dem Sinne, dass bestimmte Zustände oder Vorgänge der (gesellschaftlichen) Wirklichkeit unangemessen interpretiert werden“ (Knoll, 2009, 179).

Nach Adorno umschreibe Ideologie Ädie Gesellschaft als Erscheinung“ (Adorno, 1955, 24), welche durch ihr permanentes und lückenloses Auftreten totalitäre Züge annehme (ebd.). Hinter der Totalität stehe die ÄHerrschaft des Partialen“ (ebd.), welche nicht auf ein einziges Interesse zu reduzieren sei, sondern vielmehr eine Summe an eigengesinnten Interessen repräsentiere (ebd.). Zusätzlich der Totalität der Ideologie als Schleier kennzeichne sie sich auch durch ihr Merkmal der Verselbstständigung (Institut für Sozialforschung, 1956, 162)

ÄDie Selbständigkeit geistiger Produkte, ja die Bedingung ihrer Verselbstständigung selbst wird im Namen ‚Ideologie‘ zusammengedacht mit der realen geschichtlichen Bewegung der Gesellschaft. In ihr entspringen Produkte und in ihr üben sie ihre Funktion aus. Sie sollen willentlich oder unwillentlich im Dienst partikularer Interessen stehen.“ (ebd.)

Hier wird deutlich, dass Ideologie immer im Zusammenhang zur gesellschaftlichen Lage existiere und sich mit ihr verändere. Des Weiteren werden im obigen Zitat Produkte angesprochen, die sich aus Ideologien herausbilden und bestimmte Funktionen auf die Konsumenten bzw. auf die Gesellschaft ausüben. Dahinter versteckt sich Adornos Bezug zur kapitalistischen Produktionsweise, welche er für die Verbreitung von Ideologien und wesentliche Kennzeichen jener verantwortlich macht. So stellt er die These auf, Ideologie gehöre Äeiner entfalteten städtischen Marktwirtschaft an“ (Institut für Sozialforschung, 1956, 175). Genaueres zur Warenförmigkeit und ihrer Einordung in Bezug zu Ideologien wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit näher ausgeführt.. Was schon vorweg an dieser Stelle genannt sei, ist, dass jene Produkte Partikularinteressen vertreten und durch ihren Konsum auch verbreiten. Dieser Vorgang behilft der Produktion von Ideologien, da auf diese Weise jeder Konsument einer Ware ihr inhärentes Interesse, ihre Ideologie eben genau dadurch akzeptiert.

Seine Vorliebe zur Dialektik zeigt Adorno in seiner Beschreibung von Ideologie als falsches, aber dennoch notwendiges Bewusstsein. Doch warum sind die Verschleierungen der Wahrheit notwendig und falsch? Dieses, wie der Kulturkritiker es bezeichnet, Ädialektische Problem der Ideologien“ (Institut für Sozialforschung, 1956, 175) spiegelt sich im Wesen der Ideologie Äals Verschränkung des Wahren und Unwahren, die sich von der vollen Wahrheit ebenso scheidet wie von der bloßen Lüge“ (ebd.) wieder. Was darunter zu verstehen sei, wird im nachfolgenden Zitat deutlich.

ÄDer Schleier, der notwendig zwischen der Gesellschaft und deren Einsicht in ihr eigenes Wesen liegt, drückt zugleich kraft solcher Notwendigkeit auch das Wesen selbst aus. Unwahr werden eigentliche Ideologien erst durch ihr Verhältnis zu der bestehenden Wirklichkeit.“ (Institut für Sozialforschung, 1956, 175)

Ohne einen Bezug zur Wirklichkeit, könne demnach kein unwirkliches oder falsches Bewusstsein als solches festgestellt werden. Die Lüge macht also auch eine Aussage über die Wahrheit, indem sie ich von ihr distanziert. Ideologien machen den Anschein der Wahrheit zu entsprechen, beeinflussen damit die Wesen einer Gesellschaft in ihrer Selbstwahrnehmung und machen trotz ihrer Unwahrhaftigkeit eine Aussage über jene Wesen. Adorno verneint nicht, dass Ideologien Ä‘an sich‘ wahr sein, so wie die Ideen Freiheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit es sind“ (ebd.), aber macht deutlich, dass diese grundsätzlich wahren Ideen dank Ideologien den Anschein machen, sie wären realisiert. Die Ideologie beziehe sich also auf die Realität, indem sie über sie urteile, leugne aber gleichzeitigt, Ädass diese gesellschaftliche Realität schon in der Ideologie steckt“ (Knoll, 2009, 180). Da die Ideologie demnach Äeine Autonomie vorgibt, die sie nicht einlösen kann, wird sie unwahr“ (ebd.).

ÄMit anderen Worten: Der Geist muss von der falschen Annahme ausgehen, er sei autonom, weil er in der Realität tatsächlich durch die historisch sich entwickelnde Trennung zwischen körperlicher und geistiger Arbeit von seiner materiellen Grundlage entkoppelt wird. So kann sich ein eigenständiger gesellschaftlicher Bereich ausbilden, in dem die Beziehungen der Subjekte zueinander scheinbar kaum mehr etwas mit ihrem Verhältnis zur Natur zu tun haben. Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden vergeistigt und ihre Verbindungen zur Naturbearbeitung, zur Produktion, unsichtbar.“ (Knoll, 2009, 181)

Im Kern des dialektischen Problems, so wie Knoll Adornos Ansatz hier beschreibt, liegt die Trennung von materiellen und geistigen Arbeiten. Es bilden sich zwei Sphären aus, die jeweils bestehende Autonomie gegenüber der jeweils anderen vortäusche. Dass Autonomie und Freiheit nach Adorno Ideologien für sich seien, sei nur am Rande angemerkt. Durch die Trennung der beiden Sphären wird der Bezug von geistigem Gut zu materiellem für den Konsumenten unsichtbar, worein sich exakt die Ideologie einschleichen kann, nämlich als geistiges Beiwerk zu einem materiellen Produkt. Der Konsument geht davon aus, gesellschaftliche Verhältnisse hätten nichts mit der Naturbearbeitung, Produktion bzw. Materialität zu tun.

Während Marx in Zusammenhang mit Ideologie von ‚falschem Sein‘ Spricht, beschreibt Adorno jene als ‚notwendiges und falsches Bewusstsein‘. Bezieht man sich nun auf die Leitthese beider Autoren, nämlich, dass das Sein das Bewusstsein bestimme, so kann bei Adornos Formulierung davon ausgegangen werden, dass die Unwahrheit der Realität schon so weit in das Bewusstsein übergegangen ist, sodass selbst das Sein den Anschein von autonomer Wahrheit macht.

ÄDie Ideologie, der gesellschaftlich notwendige Schein, ist heute die reale Gesellschaft selber, insofern deren integrale Macht und Unausweichlichkeit, ihr überwältigendes Dasein an sich, den Sinn suggeriert, welchen jenes Dasein ausgerottet har.“ (Adorno, 1955, 26)

Ideologien nehmen also die Position der Wahrheiten ein, die sie dank ihrer totalitären Macht und Verbreitung halten können. Totalität spielt bei Adorno eine wichtige Rolle im Verständnis von Ideologien und ihrer Funktion. Sie sei Äallen einzelnen Subjekten vorgeordnet, weil diese auch in sich selbst ihrer contrainte gehorchen und noch in ihrer monadologischen Konstitution, und durch diese erst recht, die Totalität vorstellen“ (Adorno, 1978, 292). Das bedeutet, dass Totalität vom Gehorsam und der Anpassung der Gesellschaft an eigene und konstitutionelle Zwänge lebt. Daher bezeichnet Reichelt (2001, 2) Adornos Definition von Totalität treffend als wirkliche Verselbstständigung, in der die Personen einer Gesellschaft gewissen Zwängen unterliegen beim Zusammenleben in einer Gesellschaft. ÄInsofern ist sie[Totalität] das Allerwirklichste“ (Adorno, 1978, 292), indem Personen Äals Exekutoren einer von ihnen selbst erzeugten und reproduzierten Gesetzmäßigkeit agieren, die sich durch ihre bewußten Handlungen hindurch vollzieht, ohne ihnen doch bewußt zugänglich zu sein“ (Reichelt, 2001, 2). Eben letzteres, der Fakt, dass den Personen ihre Handlungen als reine Erfüllung von Zwängen nicht bewusst seien, die Lüge der Autonomie des Geistes, stabilisiere das System der Totalität zusätzlich.

Ihren Ursprung findet die Totalität im Warentausch der kapitalistischen Produktionsweise. Adornos Ausarbeitungen zum Zusammenhang von Warentausch und Ideologie basieren auf Marx‘ Werk Kritik der politischen Ökonomie, worin die Widersprüchlichkeit von Tausch und Warenform gekennzeichnet werde (Vgl. Adorno, 1978, 307). Adorno stellt in Anlehnung an die Verdinglichung in der kapitalistischen Ordnung, sprich den Vorrang des Objekts, den Warentausch als Nährboden und Quelle der Ideologien dar. Mit seiner Ausweitung und der damit einhergehenden wachsenden Vorrangigkeit der Objekte kristallisierte sich Warenfetischismus heraus.

ÄWie sehr es [Subjekt] dem Objekt hörig ist, indem es dieses verzehrt, kommt in ihm zutage. Was es tut, ist der Bann dessen, was das Subjekt in seinen Bann einzufangen wähnt. Seine verzweifelte Selbsterhöhung ist Reaktion auf die Erfahrung seiner Ohnmacht, die Selbstbesinnung verhindert; das absolute Bewußtsein bewußtlos.“ (Adorno, 1966, 179)

Adorno sieht hier den Fetischcharakter von Objekten als Kernursache der gesellschaftlichen Ohnmacht, des Verfalls des subjektiven Geistes, sprich der Ideologie. Dennoch sei der Warenfetisch Änicht subjektiv-irrendem Bewußtsein angekreidet, sondern aus dem gesellschaftlichen Apriori objektiv deduziert, dem Tauschvorgang“ (Adorno, 1966, 188). Das bedeutet, dass der Fetischcharakter von Waren eben nicht den Subjekten, den Einzelpersonen entspringt, sondern eine logische Konsequenz der Implementierung des Tauschvorgangs in die Gesellschaft verkörpere. Ihren Weg in die Gesellschaft, fand das Tauschprinzip über die Ökonomie, die nach Adorno gesamtheitlich auf jenem Vorgang basiere (ebd.). Gerade durch diesen ÄVorrang des Objektes ist die Dinghaftigkeit der Welt auch Schein“ (ebd.).

ÄIm Dinghaften ist beides ineinander, das Unidentische des Objekts und die Unterwerfung der Menschen unter herrschende Produktionsverhältnisse, ihren eigenen, unkenntlichen Funktionszusammenhang.“ (Adorno, 1966, 190)

Hierin werden zwei zentrale Merkmale des Warentausches deutlich, welche Ideologie systematisch reproduzieren. Erstens die Tauschabstraktion und zweitens die Identität bzw. Nicht-Identität der Produkte.

Zum Tausch gehöre nach Adorno eine Abstraktion der Merkmale der zu tauschenden Waren. Jene bezeichnet er als Tauschabstraktion, bei der von bestimmten Kennzeichen der Produkte im Tauschvorgang abgesehen werde bzw. spielen diese keine primäre Rolle für den Erfolg des Tausches. Genauer formuliert Adorno (1965, 13) diesen Prozess wie folgt:

ÄIn dessem (= des Tauschs - J.R.) universalem Vollzug, nicht erst in der wissenschaftlichen Reflexion wird abstrahiert; wird abgesehen von der qualitativen Beschaffenheit der Produzierenden und Konsumierenden, vom Modus der Produktion, sogar vom Bedürfnis, das der gesellschaftliche Mechanismus beiher, als Sekundäres befriedigt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Der Ideologiebegriff in der Kritischen Theorie. Definition und Befreiungsansätze
Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel  (Institut für Medienmanagement)
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
29
Katalognummer
V353145
ISBN (eBook)
9783668403949
ISBN (Buch)
9783668403956
Dateigröße
810 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kritische Theorie, Adorno, Soziologie, Frankfurter Schule, Ideologie, Kulturindustrie
Arbeit zitieren
Sandy Gisa (Autor:in), 2017, Der Ideologiebegriff in der Kritischen Theorie. Definition und Befreiungsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353145

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