Ein Stigmatisierter hat in seiner Gemeinschaft gewiss einige Erschwernisse und Benachteiligungen zu ertragen. Neben einer geminderten oder gar fehlenden sozialen Akzeptanz kann es zu Denunziation, psychischem Stress und Identitätsproblemen kommen. Auch ganz praktische Probleme, wie das Finden einer Arbeitsstelle gehören natürlich dazu.
Doch tatsächlich gab es bereits Zeiten in der Historie der Menschen, in denen bestimmte Personenkategorien so benachteiligt wurden, dass ihnen noch nicht einmal leben möglich war. Und das sei ganz und gar wörtlich zu nehmen: aufgrund antizipierter Andersartigkeit und angenommener Bedrohung wurden Menschen angeklagt, verhört und dann zum Tode verurteilt. Gemeint ist hier speziell die Personengruppe „Hexen“, denen ein Teufelspakt unterstellt wurde. Allein in Deutschland wurden zwischen 1570 und 1680 25000 Menschen als Hexen diskreditiert und verurteilt. Doch viel erschreckender ist wohl die Tatsache, dass der Verfolgungswillen vielmehr vom Volk als von den Machthabern ausging. Was waren die Ursachen für dieses Begehren? Wer galt als böswillige Hexe? Was für eine Art der Stigmatisierung passierte? Und wie greift das Hexenbild als Stigma, das soziologisch betrachtet werden kann?
In dieser Arbeit soll Deutschland, insbesondere Dieburg, in der frühen Neuzeit hinsichtlich der Hexenprozesse beleuchtet werden. Nach einem Umreißen des historischen Kontextes und der Ursachen der Verfolgungen wird auf das volkstümliche Hexenbild eingegangen. Im zweiten Teil wird Goffmans Stigma-Theorie erläutert und dahingehend geprüft, wie die Hexenprozesse in damaligen Gemeinschaften darauf anwendbar sind. Speziell soll es dabei um die Sicht der Anklagenden und Verurteilenden; also der Gemeinschaft, auf den Stigmatisierten gehen. Im letzten Teil wird ein zusammenfassendes Fazit gezogen, in dem die Anwendbarkeit kritisch betrachtet werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Hexenverfolgung in Deutschland der frühen Neuzeit
- Ursachen und Auslöser
- Das Urteil Hexe: Wer wurde angeklagt?
- Goffmans Stigmatheorie
- Stigma und Identität
- Sozialisation und Konsequenzen
- Exkurs: Der Nutzen von Stigmata. Über Vorurteil und Diskriminierung.
- Reaktionsmöglichkeiten: zwischen Akzeptanz und Leugnung
- Strategien zum offenen Umgang
- Strategien zum verdeckten Umgang
- Das Umfeld: Seinesgleichen und Weise
- Zusammenfassendes Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der deutschen Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert und analysiert sie im Kontext von Goffmans Stigmatheorie. Die Arbeit untersucht, wie soziale Spannungen und Konflikte zur Stigmatisierung von Personen als „Hexen“ führten und welche Konsequenzen dies für die Betroffenen hatte.
- Soziale Ursachen und Auslöser der Hexenverfolgung
- Die Stigmatisierung von Personen als „Hexen“ und ihre Auswirkungen auf deren Identität und soziales Leben
- Die Anwendung von Goffmans Stigmatheorie auf den Kontext der Hexenprozesse
- Die Rolle von Angst und Unsicherheit in der Gesellschaft der frühen Neuzeit
- Die Verbindung von sozialem Konflikt und Stigmatisierung im Kontext der Hexenprozesse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Hexenverfolgung in Deutschland der frühen Neuzeit dar und skizziert die Zielsetzung der Arbeit.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Ursachen und Auslösern der Hexenverfolgung. Es werden sowohl theologische als auch soziale Faktoren beleuchtet, die zur Entstehung der Hexenverfolgung beigetragen haben.
Das dritte Kapitel erläutert Goffmans Stigmatheorie und untersucht, wie die Hexenprozesse als Beispiel für die Anwendung dieser Theorie betrachtet werden können. Es geht dabei um die Sicht der Anklagenden und Verurteilenden auf die Stigmatisierten und um die Reaktionsmöglichkeiten der Betroffenen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der deutschen Hexenverfolgung der frühen Neuzeit, Goffmans Stigmatheorie, sozialer Spannung, Angst und Unsicherheit, Stigmatisierung, Identität, soziale Konflikt und Diskriminierung.
- Quote paper
- Melissa Quantz (Author), 2015, Goffmans Stigmatheorie. Eine Analyse der deutschen Hexenverfolgungen des 16. und 17. Jahrhunderts als Ergebnis sozialer Spannungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353323