Portfolio Umweltpsychologie. Nachhaltigkeit und Umweltschutz


Studienarbeit, 2016

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung in die Umweltpsychologie
a) Abfall, Gefahrensollte und Altlasten
b) Freizeit, Tourismus und Regeneration

2. Raumkognition
a) Das Gedächtnis: Visuell-räumliches Arbeitsgedächtnis
b) Orientierung in virtuellen Realitäten

3. Reflexion und Verbindung zwischen den Themen

4. Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1

Littering (2016). Privatfoto.

Abbildung 2

Littering (2016). Privatfoto.

Abbildung 3

Kunststoffteile im Magen eines Seevogels. Claire Fackler / WWF. URL: <http://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/> Zugriff am 09.03.2016

Abbildung 4

Strand auf Sansibar (2015). Privatfoto.

Abbildung 5

Hotel mit Poolanlage auf Prison Island, Sansibar (2015). Privatfoto.

Abbildung 6

Blick vom Mikadoplatz auf das Bibliotheksgebäude der Universität Koblenz, Campus Koblenz (2015). Privatfoto.

Abbildung 7

VR-Brille im Einsatz (2016). Privatfoto.

Abbildung 8

Veranschaulichung des virtuellen Labyrinths. Titel: „Fig. 2. An overview of the maze (‘‘+’’ denotes a landmark adjacent to a correct turn, ‘‘–’’ denotes a landmark adjacent to a wrong turn, ‘‘o’ denotes a landmark adjacent to no turn). The walk of a participant was tracedback through the maze.“. Jansen-Ismann, P. & Wiedenbauer, S. (2004). The representation of landmarks and routes in children and adults: A study in a virtual environment. Journal of Environmental Psychology, 24, 350.

Abbildung 9

Vermüllte Straße in unmittelbarer Nähe von Restaurants am Hafen von Zanzibar-City (2015). Privatfoto.

1. Einführung in die Umweltpsychologie

Die Veranstaltung „Einführung in die Umweltpsychologie“ bildet die Basis des ersten Moduls des Wahlfaches Umweltpsychologie. Zentrale Begriffe, wie bspw. Dichte, Crowding, Orientierung, Tourismus oder Altlasten, werden vorgestellt und diskutiert. Der Aspekt der Nachhaltigkeit wird dabei immer wieder betrachtet. Selbstverständlich werden neben den umweltpsychologischen Themen auch grundlegende psychologische Theorien besprochen, die zu einem Verständnis von umweltrelevantem Verhalten sowie zu Möglichkeiten für Interventionsprogramme führen. Im Folgenden soll der Themenkomplex rund um Abfall, Gefahrenstoffe und Altlasten vorgestellt werden. Nachfolgend stehen Tourismus und Regeneration.

Nachhaltigkeit und Verantwortung für die Umwelt und Zukunft ist besonders in der Abfallproblematik ein wichtiger Aspekt. Denn seit der industriellen Revolution, die eine enorme Produktionssteigerung mit sich brachte, wurden inhärent auch immer mehr Verpackungen hergestellt, die mehr Abfall bedeuten. Auch die Einführung synthetischer Stoffe trägt zum drastischen Wandel der Menge und Art des Abfalls; denn für Verpackungen wird häufig Kunststoff verwendet. Dieser kann allerdings in natürlichen biologischen Kreisläufen nicht abgebaut werden. Allein der Meeresmüll besteht zwischen 60-80% aus Plastik (Derraik, 2002). Als Konsequenz entstehen Plastic Beaches, zum Beispiel in Hawaii. Doch die Problematik ist alles andere als fern. Auch in Deutschland findet sich nicht nur schnell Plastikmüll, sondern auch gefährlicher Abfall in der Umwelt. Abfall, Gefahrenstoffe und Altlasten haben sich zu einer globalen Problematik entwickelt.

Abbildung 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Littering. Flyer, der achtlos in Koblenz auf die Straße geworden wurde (2016). Privatfoto.

Zunächst ist es nötig, die Begriffe für den nachfolgenden Text zu definieren. Besonders umgangssprachlich werden „Abfall“ und „Müll“ oft für den gleichen Sachverhalt verwendet, was eine genaue Unterscheidung schwierig macht. Hier soll sich an der Definition von Schahn (2010) orientiert werden. Den Begriffen Müll und Abfall ist demnach gemein, dass es sich um Produkte handelt, die nicht mehr gebraucht und deshalb vom Verbraucher entsorgt werden. Besonders Letzteres bezieht sich dabei jedoch auf ein isoliertes System, in dem das Produkt nicht mehr verwendet wird. Dieser Abfall des Systems kann jedoch in anderen System durchaus als Rohstoff verwendet werden. Damit sind Wertstoffe Abfälle, deren Besonderheit darin liegt, dass sie recycelt werden können (Schahn, 2010).

Als Gefahrenstoffe werden Stoffe bezeichnet, die Gefährdungen der Umwelt sowie der Gesundheit hervorrufen können, da sie chemisch entweder sehr giftig oder ätzend sind (Schahn, 2010). Viele Gefahrenstoffe werden als bspw. krebserregend eingestuft, sodass eine Vermeidung dieser Stoffe unbedingt nötig ist. Richtlinien zur maximalen Konzentration eines Stoffes in der Luft bilden die MAK-Werte (maximale Arbeitsplatz-Konzentration), nach denen ein Stoff „nach dem gegenwärtigen Stand der Kenntnis auch bei wiederholter und langfristiger, in der Regel täglich 8stündiger Exposition, […] im Allgemeinen die Gesundheit der Beschäftigten nicht beeinträchtigt und diese nicht unangemessen belästigt“ (Deutesche Forschungsgemeinschaft, 2015, S. 9). Es wird dabei davon ausgegangen, dass die wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden nicht überschritten wird. Weitere Richtlinien stellen die BAT-Werte (Biologische Arbeitsstoff-Toleranz-Werte) dar, die zur Bewertung der individuellen gesundheitlichen Belastung durch einen Stoff verwendet werden können. Beide Werte werden jährlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft aktualisiert herausgegeben.

Auch hochgiftige Gefahrenstoffe können selbstverständlich Abfallprodukt sein. Dass diese in der Vergangenheit häufig nicht fachgerecht, sondern schnell und günstig, entsorgt worden sind, zeigt sich heute in Altlasten. Dies sind Bodenflächen, auf denen sich Ablagerungen durch früheres menschliches Einwirken befinden, die nun umweltschädlich oder für die menschliche Gesundheit schädlich wirken (Schahn, 2010). Besonders in der Mitte des letzten Jahrhunderts setzte eine Moral der Wegwerfgesellschaft ein, in der aus Bequemlichkeit und Wirtschaft nicht nur viel hergestellt, sondern auch viel weggeworfen wurde (Schahn, 2010). Auf Deponien oder in Müllverbrennungsanlagen wurde sich des Abfalls entledigt – Erstere stellen heute u.A. Altlasten dar. Erst 1972 wurde in der BRD das Abfallbeseitigungsgesetz erlassen, das wegen Giftstoffen, Geruchsbelästigung sowie Ermangelung an Raum für neue Deponien beschlossen wurde. Mit diesem Gesetz sollten weniger, dafür größere und besser gesicherte Deponien sowie Großverbrennungsanlagen mit verbesserten Luftfiltern in Kraft treten. Für einen nachhaltigen und umweltfreundlichen Umgang mit Abfall ist dies jedoch nicht ausreichend, denn bis dahin wurde Abfall nicht getrennt, sondern insgesamt vernichtet oder gelagert, wobei bspw. Durch Verbrennen hochgiftige Filterstäube entstanden sind. Ein großes Potential haben besonders Abfälle, die als Wertstoffe einzustufen sind, denn diese können wiederverwertet werden und entlasten damit nicht nur Abfallentsorgungsanlagen, sondern wirken auch der Werkwerf- und Neuproduktionsgesellschaft entgegen. Außerdem wird so eine Ursache der gesamten Abfallproblematik, nämlich die extreme Masse der Abfallmenge, angegangen. Um diese Wiederverwertung von Stoffen zu ermöglichen, muss Abfall zunächst getrennt werden. Die 1991 beschlossene Verpackungsordnung besagt zusätzlich, dass Verpackungsabfall wiederverwertet werden muss und nicht deponiert oder verbrannt werden darf. Dabei entspricht die Verwertung erster Art bspw. der Wiederbefüllung von Glasflaschen, nachdem sie gereinigt worden sind. Wenn altes Papier stofflich zu einem neuen Papierprodukt recycelt wird, entspricht dies der Verwertung der zweiten Ordnung. Das wertstoffliche Recycling des Plastiks, dass erst in seine Ausgangsprodukte zerlegt und dann neu zusammengesetzt wird, entspricht der Verwertung dritter Ordnung (Verpackungsverordnung, 1991; Schahn, 2010). Diese Wiederverwertungsbestrebungen benötigten ein zweites Entsorgungssystem, das 1991 durch die DSD gegründet wurde. Damit wurden eine Reihe von Maßnahmen, wie Mehrweg- oder Verpackungsquoten mit Zwangspfand, oder der grüne Punkt als Recyclingsymbol, eingeführt. Mit einheitlichem Prinzip, aber unterschiedlichen praktischen Herangehensweisen auf kommunaler Basis, ist die Bilanz 2013 jedoch sehr zufriedenstellend: so erhöhte sich die Menge der wiederverwerteten Verpackungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2

Littering. Pizzakarton, der in Koblenz in ein Baustellennetz geworfen wurde, 2016. Privatfoto.

von 39,2% im Jahre 1991 auf 97,6% (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, 2015). Mit den neuen positiven Ergebnissen kamen aber auch neue Probleme; so ist der Reinheitsgrad der Abfälle so schlecht, dass eine anschließende Neusortierung nötig ist. Daneben haben Maßnahmen wie der 2004 eingeführte Dosenpfand zwar zu weniger Littering und mehr Wiederverwertung geführt (Schahn, 2010), trotzdessen wird Müll heute immer noch vom Endverbraucher in die Umgebung geworfen, obwohl in Deutschland ein mittlerweile gut etabliertes Abfallentsorgungs- und wiederverwertungssystem vorhanden ist. Wieso werfen Menschen ihren Müll in öffentliche Räume, anstatt den nächsten Mülleimer zu benutzen? Auch trotz des Geltens von Nichteinhaltung der Abfalltrennung als Ordnungswidrigkeit wird Müll oft nicht oder nicht richtig sortiert. Wieso? Für genau diese praktischen Fragen kann eine psychologische Herangehensweise weiterführend sein.

Vor allem Theorien aus der Sozialpsychologie finden Anwendungsbereiche in der Umweltpsychologie. Die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1985) könnte einen Erklärungsansatz für oben Genanntes darstellen und soll hier beleuchtet werden. Erwähnt werden soll hierbei auch die Theorie der Sozialen Repräsentation (Moscovici, 1981), die Einstellungen und Verhaltensweisen danach begründet, in wie weit der Sachverhalt auch in der Lebenswelt und Gesellschaft desjenigen präsent ist. Als Theorie, die mit moralischen Werten arbeitet, ist das Normaktivierungssmodell zu nennen; diese zieht persönliche Normen, moralische Verpflichtungen sowie die Umsetzung dessen in tatsächliches Verhalten mit ein (Schwartz, 1977). Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen geht davon aus, dass das Verhalten einer Person durch die Betrachtung der Einstellung der Person dem Verhalten gegenüber, der Erwartung der Person, was relevante andere Personen über dieses Verhalten denken würden, sowie der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle beeinflusst wird (Ajzen, 1985). So würde beispielsweise Müll richtig getrennt werden, wenn die betreffende Person eine positive Einstellung dazu hat und es damit positiv bewertet. Dabei gilt: je salienter und konsistenter die Einstellung vorhanden ist, desto eher führt sie zum entsprechenden Verhalten. Außerdem ist es wichtig, was für die betreffende Person wichtige andere Personen über das zur Debatte stehende Verhalten denken. Wenn die betreffende Person die anderen nicht für relevant hält, würde hierbei die Einstellungsfacette mehr wiegen. Würde es aber beispielsweise einen wahrgenommenen Zwang; wie Gruppenzwang, geben, so würde die eigene Einstellung zum Verhalten eventuell weniger ins Gewicht fallen, als die subjektive Norm, die durch die Anderen greift (Ajzen, 1985). Hier könnten beispielsweise die im Haushalt ebenfalls lebenden Menschen das Trennverhalten der betreffenden Person beeinflussen; je nach dem, ob sie selbst trennen und was sie für Einstellungen dazu haben, oder nicht. Auch politische Debatten, die das Aufsehen der Gesellschaft erregen, könnten das Trennverhalten beeinflussen. Genauso kann aber auch die Nachbarschaft einflussreich sein. An dieser Stelle könnte man in die Überlegungen auch deskriptive (tatsächlich üblicherweise zutreffende) sowie injunktive Normen mit einbeziehen: Letztere stellt das Verhalten dar, dass in der Gesellschaft als richtig gilt, aber von kaum jemanden ausgeführt wird und bei Missachtung der Norm auch nicht geahndet wird (Cialdini, Reno & Kallgren, 2000). Wenn ein neuer Mitbewohner in einer WG, in der Müll nicht getrennt wird, darauf hinweist, dass dieser getrennt werden muss (injunktive Norm), so wird dies wenig Wirkung zeigen, da die anderen Mitbewohner ja schon lange Zeit bewiesen haben, dass sie es offensichtlich nicht müssen (deskriptive Norm). Innerhalb des Modells geplanten Verhaltens ist jedoch zusätzlich zu beachten, als wie relevant die betreffende Person diesen neuen Mitbewohner bewerten würde. Als dritte Komponente spielt es nun eine Rolle, für wie schwierig die betreffende Person das Verhalten zu realisieren hält. Dabei gilt: je mehr Optionen die betreffende Person glaubt zu haben, desto größer ist die wahrgenommene Verhaltenskontrolle; ungeachtet der tatsächlichen Kontrolle (Ajzen, 1985). So könnte es also unterschiedliche Intentionen geben; je nach dem, ob die betreffende Person zum Trennen von Müll subjektiv gezwungen oder ihr Strafe bei Fehlverhalten angedroht würde, und natürlich je nach dem, welche persönliche Einstellungen die Person zu Mülltrennung hat. Und, ob sie eine eigene große Entscheidungsfreiheit darüber wahrnimmt. Selbstverständlich betrifft diese Komponente auch Fragen über das Wissen und Fertigkeiten des intendierten Verhaltens sowie äußerer Umstände. Darunter kann auch das Vorhandensein von gelben Säcken fallen. Die drei beschriebenen Komponenten stehen nun in gegenseitiger Wechselwirkung und ergeben schlussendlich eine Intention, die dann zum Verhalten führen kann. Bezogen auf die schlechte Mülltrennung sowie das Vermüllen von öffentlichen Räumen kann es also facettenreiche Ursachen für dieses Verhalten geben, die mitunter sehr individuell und nur schwierig zu beeinflussen sind (wie beispielsweise die Relevanz Anderer, die keinen Müll trennen oder Littering betreiben). Doch vor allem hinsichtlich des Wissens über die Durchführung des Verhaltens sowie die Konsequenzen von Be- und Missachtung können Aufklärungsstrategien angewandt werden. Als eine antenzendente Bedingung könnte die sog. Foot-in-the-door-Technik angewendet werden, bei der mit einer kleinen Verhaltensänderung durch Aufforderung begonnen wird, die sukzessiv immer weiter erhöht wird, sodass es bei der betreffenden Person schlussendlich zu einer Art Selbstpersuasion kommt (Burger, 1999). Als weitere kognitive Technik könnten Verhaltensaufforde rungen in Form von Außen“werbung“ angedacht werden – da negativ formulierte Aufforderungen negative Emotionen erzeugen, könnten positiv oder „weich“ formulierte Verhaltensaufforderungen angebrachter sein. Als Konsequente Bedingungen könnten verhaltenstheoretische Techniken wie ein Belohnungssystem angewendet werden. Jedoch sind diese nicht nur kostenaufwendig, sondern wirken auch

Abbildung 3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kunststoffteile im Magen eines Seevogels. Claire Fackler / WWF

eher der intrinsischen Motivation entgegen, die aber erreicht werden soll. Da Littering sowie falsches Mülltrennen jedoch weitreichende Konsequenzen hat, kann hier insbesondere mit dem Normaktivierungsmodell (Schwartz, 1977) gearbeitet werden. Bilder von Vögeln, die an Plastikteilen verendet sind, könnten eine moralische Verpflichtung erzeugen. Neben diesen psychologischen Faktoren sind selbstverständlich praktische Faktoren ebenfalls zu überprüfen: hat das Wohnhaus genügend Abfalltonnen? Befindet es sich in einem Gebiet, in dem auch eine Biotonne entleert würde? Befinden sich genügend Abfalleimer mit Trennmöglichkeit im öffentlichen Raum? Ist die Umgebung insgesamt sauber oder ist sie bereits vermüllt? Haben die Menschen Grundwissen zur Thematik, um sich entsprechend verhalten zu können?

b) Freizeit, Tourismus und Regeneration

Einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren ist die Tourismusbranche; allein in Deutschland ist mehr als jeder zehnte Arbeitsplatz in der Tourismusbranche angesiedelt (Freyer, 1995). Mit Reisen in ferne Länder werden Kontraste zum Alltag geschaffen, die es ermöglichen, sich von Stress und Zwängen zu distanzieren (Opaschowski, 1989; Ulrich et al. 1991). Diese Reisen führen oft an Traumstrände und Gegenden unberührter Natur – so ist der Schein zumindest. Gerade Entwicklungsländer profitieren durch die Tourismusbranche. Doch leider gerät der Umweltschutz und die lokale Gesellschaft dabei mitunter in Vergessenheit: Ein Beispiel ist die Wasserknappheit durch Luxushotels auf Sansibar (Gössling, 2001) oder die Vermüllung der Landschaft durch Massentourismus. Die Psychologie kann einen Beitrag dazu leisten, das Freizeit- und Tourismusverhalten zu beschreiben, zu verstehen und dann dahingehend zu optimieren, dass ein nachhaltiger Tourismus entstehen kann.

Zunächst müssen die Begriffe Freizeit und Tourismus definiert und voneinander abgegrenzt werden. Dieser Themenkomplex beschäftigt neben der Psychologie aber auch beispielsweise die Tourismus- oder Freizeitforschung, sodass eine allgemeine Definition schwierig ist.

Wenn Aspekte wie Motivation oder Wohlbefinden untersucht werden sollen, ist eine psychologische Sichtweise der Definition angebracht: Grazia beschreibt Freizeit bereits 1962 als einen psychologischen Zustand. Dieser ist nach Smith und Godbey (1991) genussreich und wirkt belohnend; man erlebt ein Gefühl der Freiheit. Andere Definitionen gehen von der Grundlage der Beschäftigung in diesem Zeitraum vielmehr als dem empfundenen Zustand währenddessen aus. Roberts (1999) bspw. bietet eine Sichtweise von Freizeit, als ein Gegenpol zu (Haus-)Arbeit und anderen Verpflichtungen. Relative Einigkeit herrscht allerdings über die Dimensionen von Freizeit, die in wechselseitigen Beziehungen stehen (Gehring & Maes, 2010; Iso-Aloha & Mannell, 2004): intrinsische Motivation, freie Selbstbestimmtheit, Involvement sowie das Flowerleben. Erstere wird von vier Komponenten beeinflusst: Damit intrinsische Motivation zum Freizeitverhalten entsteht, müssen zunächst die eigenen Bedürfnisse innerhalb der Self-Determination erkannt werden. Damit einher geht das Verlangen, Entscheidungen über das eigene Freizeitverhalten zu treffen. Dass Aktivitäten bevorzugt werden, die ein Feedback über die eigenen Fertigkeiten ermöglichen, wird im Faktor der Competence gespiegelt. Commitment beschreibt die individuelle Bedeutung von Freizeitaktivitäten einer Person; je größer die Bedeutung, desto eher steigt auch die intrinsische Motivation. Letztlich ist der Faktor der Challenge dafür ausschlaggebend, dass meist Aktivitäten gewählt werden, die unbedrohlich sind, die eigenen Grenzen berühren oder überschreiten. Damit werden neue Erfahrungen gesammelt, die das Gefühl von Autonomie und Selbstwirksamkeit vermitteln; also auch das Gefühl von Freiheit und erfolgreicher Selbstbestimmtheit (Iso-Aloha & Mannell, 2004). Involvement beschreibt nun den Zustand von interessierter Erregung und Motivation bezüglich des Freizeitverhaltens. Dies muss sich nicht nur auf das tatsächliche Ausüben des Freizeitverhaltens beziehen, sondern kann auch schon bei Vorbereitungen darauf, wie Reisebuchungen, Einkäufen o.Ä. stattfinden (Havitz & Dimanche, 1990). Als vierte Dimension von Freizeit ist das Flow-Erlebnis grundlegend. Ciskszentimihalyi (1990) beschreibt den Flow als optimalen Zustand zwischen den Anforderungen der Aktivität sowie den Fähigkeiten der Person: die Person ist hochfokussiert und in einem Zustand freudiger Erregung, der nicht nur Raum und Zeit, sondern auch Ängste und Sorgen temporär vergessen lässt. Damit es zu einem Flowerlebnis kommen kann, ist die Freiwilligkeit der Person grundlegend, die mit der intrinsischen Motivation sowie intrinsischer Belohnung einhergeht (Ciskszentimihalyi, 1990). Als ein wichtiges Freizeitbedürfnis wird Erholung bzw. Regeneration beschrieben (Goossens, 2000), was als Tourismusmotor betrachtet werden könnte.

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Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Portfolio Umweltpsychologie. Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Psychologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
29
Katalognummer
V353325
ISBN (eBook)
9783668394391
ISBN (Buch)
9783668394407
Dateigröße
1245 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
umweltpsychologie, psychologie, portfolio, visuell, räumliches, arbeitsgedächtnis, orientierung, in, virtuellen, räumen, VR, raumkognition, tourismus, regeneration
Arbeit zitieren
Melissa Quantz (Autor:in), 2016, Portfolio Umweltpsychologie. Nachhaltigkeit und Umweltschutz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353325

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