Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts erreichen die nordamerikanischen Staaten² und Lateinamerika¹ ihre Unabhängigkeit von der Kolonialmacht. Eigenständige Staaten mit eigenen Verfassungen werden gegründet. Die ehemaligen Kolonien werden politisch unabhängig. Es stellt sich nun die Frage ob diese politische Unabhängigkeit auch eine sprachliche Unabhängigkeit mit sich bringen kann, obwohl die Sprache des Mutterlandes zum Großteil auch die eigene ist. Gibt es andere Möglichkeiten der sprachlichen Abgrenzung als die Einsetzung einer fremden Sprache, die in der Durchführung völlig unmöglich wäre? Gerade für die Literatur spielt diese Frage eine große Rolle, denn sie besteht aus Sprache und ist ein Träger von Kultur. Und diese Kultur gilt es neu zu definieren, oder auch zu erschaffen im Hinblick auf eine eigene Identität des neuen Staates. Daher scheint es einleuchtend, dass neben Politik und Wirtschaft auch die Sprachenfrage die damaligen Denker, Gelehrten und Staatsmänner bewegt. Die Sprache also als wichtige Ingredienz im jungen Land das sich vom ehemaligen Besatzer abgrenzen möchte.
Dieses Thema fand einen Platz auf beiden Seiten des amerikanischen Kontinents, auch wenn es auf unterschiedliche Art zur Sprache kommt. In Lateinamerika kamen, zumindest Teile dieser Debatte, für die Öffentlichkeit zugänglich zur Sprache. Diese berühmte P olemik wurde über die chilenische Presse von den zwei oft gegenübergestellten Persönlichkeiten in diesem Thema ausgetragen: Andés Bello und Domingo Faustino Sarmiento. Aber nicht nur diese beiden machten sich ausführlich Gedanken zur spanischen Sprache in Lateinamerika. Auch einige Zeit später gab es einen Universalgelehrten, der sich in einer für diese Zeit äußerst innovativen Weise der Sache widmete: Rufino José Cuervo.
Auf der anderen Seite, in Nordamerika, geht es zwar etwas leiser zu, jedoch nicht minder durchdacht. Heraus ragt hier der berühmte Noah Webster, den die meisten heute nur noch als Namen für ein Wörterbuch kennen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurzbiografien
- Andrés Bello (1781 - 1865)
- Domingo Faustino Sarmiento (1811 - 1888)
- Rufino José Cuervo (1844 – 1911)
- Noah Webster (1758 - 1843)
- Lateinamerikanische Polemik in der Sprachenfrage: Bello vs. Sarmiento
- Die lateinamerikanischen Positionen
- Bello
- Sarmiento
- Cuervo
- Nordamerika soll amerikanisch werden: Noah Webster
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Sprachenfrage in den neu entstandenen Staaten Nord- und Südamerikas nach der Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialmächten. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, ob die politische Unabhängigkeit auch eine sprachliche Unabhängigkeit mit sich brachte und welche Rolle die Sprache bei der Definition der eigenen Identität spielte.
- Die Rolle der Sprache in der Gestaltung der nationalen Identität nach der Unabhängigkeit
- Die Debatte um die Sprache in Lateinamerika und Nordamerika
- Die Positionen von wichtigen Persönlichkeiten wie Andrés Bello, Domingo Faustino Sarmiento, Rufino José Cuervo und Noah Webster
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Ansätzen von Nord- und Südamerika
- Die Bedeutung der Sprache für Literatur und Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der Sprachenfrage in den neu entstandenen Staaten Nord- und Südamerikas nach der Unabhängigkeit dar. Sie führt die zentralen Persönlichkeiten der Debatte – Andrés Bello, Domingo Faustino Sarmiento, Rufino José Cuervo und Noah Webster – ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das Kapitel "Kurzbiografien" gibt einen Überblick über das Leben und Wirken der vier zentralen Persönlichkeiten. Es wird auf die verschiedenen Stationen ihrer Lebensläufe und ihre wichtigsten Werke eingegangen.
Das Kapitel "Lateinamerikanische Polemik in der Sprachenfrage: Bello vs. Sarmiento" beleuchtet die öffentliche Debatte zwischen Andrés Bello und Domingo Faustino Sarmiento in der chilenischen Presse. Es werden die wichtigsten Argumente und Positionen der beiden Kontrahenten dargestellt.
Das Kapitel "Die lateinamerikanischen Positionen" vertieft die Analysen der einzelnen Personen. Es werden die Positionen von Bello, Sarmiento und Cuervo zu den sprachlichen Herausforderungen in Lateinamerika und ihre Visionen für die Zukunft der spanischen Sprache im Detail dargestellt.
Das Kapitel "Nordamerika soll amerikanisch werden: Noah Webster" widmet sich der Situation in Nordamerika. Es stellt Noah Webster und seine Arbeit zur Reform der englischen Sprache in den Vereinigten Staaten vor.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Sprache, nationale Identität, Unabhängigkeit, Kultur, Literatur und die Positionen der wichtigsten Persönlichkeiten, die sich mit diesen Themen auseinandersetzten, wie Andrés Bello, Domingo Faustino Sarmiento, Rufino José Cuervo und Noah Webster.
- Quote paper
- Daniela Wienhold (Author), 2003, Die Sprachenfrage nach der Unabhängigkeit. USA und Lateinamerika im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35339