"Ein Platz für Tiere". "Fenster zur Welt" oder "Heimstubenprogramm"?


Seminararbeit, 2014

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Die Sendung Ein Platz für Tiere
1.1 Ästhetik und Inszenierung des TV-Studios
1.2 Die charakteristischen Elemente der Sendung
1.3 Der Live-Charakter

2 Die Moderation von Bernhard Grzimek
2.1 Parasoziale Beziehung
2.2 Spenden
2.3 Tierschutz

3 „Fenster zur Welt“ oder „Heimstuben-Programm“?
3.1 Fazit

Quellenverzeichnis

Einleitung

Nach der Eröffnung des offiziellen NWDR-Fernsehprogramms am 25.12.1952[1] etablierten sich Tierdokumentationen und Tiersendungen rasch als eigenständiges Genre innerhalb der Fernsehprogramme. Intention und Ziel dieser Sendungen war es, die Zuschauer über die einheimische und exotische Tierwelt zu belehren und zu informieren. Die feste Verankerung dieses Genres im deutschen Fernsehen lässt sich zum Einen darauf zurückzuführen, dass Wissenschaftssendungen, denen auch Tiersendungen angehörten, „von Anfang an über einen höheren Status innerhalb der Hierarchie der Programmsparten [verfügten]“.[2] Zum Anderen erfuhr die Thematisierung der Tierwelt im Rahmen von Tierdokumentationen eine landesweite Popularität, da sie eine breite Bevölkerungsmasse ansprach und begeisterte. Großen Erfolg hatte vor allem die Dokumentarserie Ein Platz für Tiere von und mit Prof. Dr. Bernhard Grzimek, dem Direktor des Frankfurter Zoos. Auf die Erstausstrahlung im Oktober 1956 folgten 174 weitere Folgen, die vom Hessischen Rundfunk für das Abendprogramm der ARD produziert wurden.[3] Einmal im Monat, immer zur Sendezeit von 20.15 bis 21.00 Uhr, erschien Bernhard Grzimek auf dem Fernsehbildschirm.[4] Über dreißig Jahre lang faszinierte der Zoodirektor und Tierdokumentarist die ganze Familie mit vierbeinigen Studiogästen aus dem Frankfurter Zoo und gewährte umfassende Einblicke in seine Forschungsreisen. Das Konzept der Sendung stammte allerdings nicht vom Hessischen Rundfunk selbst, sondern vom US-amerikanischen Fernsehsender NBC. In der Sendung Zoo Parade, die von 1949-1957 ausgestrahlt wurde, berichtete der Chicagoer Zoodirektor Marlin Perkins über seine Erfahrungen in der Wildnis und zeigte Zootiere live in der Show.[5] Jedoch war es die deutsche Ausgabe mit Bernhard Grzimek, die häufig Einschaltquoten von bis zu siebzig Prozent erzielte und zur weltweit erfolgreichsten Dokumentarserie wurde.[6] Mit bis zu 35 Millionen Zuschauern pro Folge entwickelte sich die Sendung zum Zuschauer-Magneten des deutschen Fernsehprogramms und wurde bereits mit mehreren Fernsehpreisen ausgezeichnet.[7]

Konkurrenz bekam Grzimek erst 1960, als Heinz Sielmann mit Expeditionen ins Tierreich startete. Im Jahr 1964 folgte Eugen Schumacher mit seiner Sendereihe Auf den Spuren seltener Tiere, und schließlich kam 1970 Horst Stern mit Sterns Stunde hinzu.[8] Allerdings war es Bernhard Grzimek, der mit 175 Folgen in einunddreißig Jahren am Ende länger präsent war als seine Konkurrenten.[9]

Im Folgenden werden nun die Gründe, Umstände und Tatsachen dargelegt, die zum jahrelangen Erfolg von Ein Platz für Tiere führten. Im ersten Teil wird die Sendung an sich vorgestellt. Dabei werden das TV-Studio, die charakteristischen Elemente der Sendung und ihr Live-Charakter näher beleuchtet. Der zweite Teil setzt sich mit Bernhard Grzimeks Art und Weise der Moderation auseinander. Hinführen soll die vorliegende Arbeit auf den dritten Teil, in dem herausgearbeitet wird, ob es sich bei der Sendung um ein „Fenster zur Welt“ handelt oder inwiefern sie sich als „Heimstuben-Programm“ bezeichnen lässt.

1 Die Sendung Ein Platz für Tiere

1.1 Ästhetik und Inszenierung des TV-Studios

Bei der Analyse von Ein Platz für Tiere spielt die szenische Inszenierung des TV-Studios eine zentrale Rolle. Dabei liegt der Fokus primär auf der Funktion des Studioinventars und dessen Beitrag zum Sendungsablauf.

Die Größe des Studios war nicht direkt einsehbar und ließ sich nur schwer erahnen.

Das Sendegeschehen spielte sich lediglich in einem kleinen Ausschnitt ab, in dessen Zentrum sich stets Bernhard Grzimek und das von ihm mitgebrachte Tier befanden. „Die Platzierung des Moderators im Studio verknüpft mit einer spezifischen Auswahl und Anordnung der Requisiten“[10] gewährleisteten der Serie ihren Wiedererkennungswert. Die Studiorequisiten waren bescheiden, jedoch hatte jedes Element einen bestimmten Zweck (s. Foto):

Ein Globus diente dazu zu zeigen, wo auf der Welt sich die in der Sendung integrierten Filmaufnahmen abspielten. Ein Bücherregal enthielt neben den von Grzimek selbst publizierten Werken wie einer zoologischen Enzyklopädie auch Veröffentlichungen von befreundeten Tierdokumentaristen und -forschern, deren Empfehlung er oftmals aussprach. Der Schreibtisch, hinter dem Grzimek saß, fungierte nicht nur als ‚Rednerpult‘, sondern gleichzeitig auch als ‚Bühne‘ für die sich live im Studio befindenden Tiere aus dem Frankfurter Zoo.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Bernhard Grzimek mit Gepardin Cheetah. Aus: Concorde Home Entertainment (2009) Grzimek: Ein Platz für Tiere – Die Edition. Die wilde Tierwelt Afrikas.)

Diese charakteristische Inszenierung eines TV-Studios war in der Zeit der 1950er und -60er Jahre nicht unüblich; sie war vor allem bei Nachrichten- und Wissenschaftssendungen festzustellen. Grund für diese Art der Studioinszenierung war laut Joan K Bleicher Folgender:

„Erst mit der Sichtbarmachung des Sprechers vor der Studiowand hinter einem Tisch sitzend, war der charakteristische Sendungsstil gefunden. Dabei erwies sich vor allem die Figur des Sprechers kombiniert mit dem Studiodesign als zentrales Stilelement, das zum Wiedererkennungswert der Sendung führte.“[11]

Gelegentliche Abweichungen des Studiodesgins von Ein Platz für Tiere waren auf bestimmte Maßnahmen zurückzuführen, die für die Tierbesuche getroffen wurden. Um den Tieren einen möglichst angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen, war der Aufbau spezieller Requisiten unabdingbar.[12] So wurden zum Beispiel Schlupfwinkel geschaffen, in denen sich scheue Tiere zurückziehen konnten oder ein Ast aufgebaut, auf dem sich eine Boa schlängeln konnte.

Wenn sich die Tiere nicht gerade frei im Studio bewegten, blieb die Kamera stets statisch auf den oben beschriebenen Studioausschnitt gerichtet. Variationen in der Kameraführung ergaben sich nur, wenn ein Tier das Studio und die Technik erforschte und man die Zuschauer daran teilhaben lassen wollte. Der Zoom ermöglichte detaillierte Nahaufnahmen von den Tieren auf Grzimeks Schreibtisch, sodass den Zuschauern auch auf diese Weise die Besonderheiten und Merkmale der Studiogäste nicht verborgen blieb.

1.2 Die charakteristischen Elemente der Sendung

„Zwei Drittel Unterhaltung, ein Drittel Aufklärung.“ – Das war Bernhard Grzimeks Motto[13] und vermutlich auch das Erfolgsrezept seiner Dokumentarserie Ein Platz für Tiere. Doch was genau verschaffte der Fernsehsendung ihre Popularität?

„Vielleicht ist es die besondere Mischung, die den großen Erfolg der Serie ausmacht: wie er wissenschaftliche und unterhaltsame Fakten zugleich präsentiert, dabei auch unbequeme Themen wie das Robbenschlachten bewusst aufgreift und dazu hervorragendes, oft exklusives Filmmaterial vorführt.“[14]

Allein schon mit seiner zu dieser Zeit eher unkonventionellen Begrüßung gewann Grzimek die Herzen der Zuschauer für sich. Mit „Guten Abend, meine lieben Freunde!“ eröffnete er jede einzelne Folge[15]

[...]


[1] Hickethier (1998, S. 76).

[2] Ebd., S. 229.

[3] Keilbach (2012, S. 161).

[4] Sewig (2009, S. 211).

[5] Miersch (1997 in Die Zeit); Keilbach (2012, S. 171).

[6] Miersch /1997 in Die Zeit).

[7] http://www.video.de/videofilm/grzimek-ein-platz-fuer-tiere-die-edition-4-dvds-kauf/125769 (Zugriff zuletzt am 12.03.2014).

[8] Sewig (2009, S. 211).

[9] Ebd., S. 212.

[10] Bleicher (2010, S. 57).

[11] Bleicher (2010, S.56f.).

[12] Keilbach (2012, S. 171f.).

[13] Miersch (1997 in Die Zeit).

[14] Sewig (2009, S. 212).

[15] DVD: Concorde Home Entertainment (2009) Grzimek: Ein Platz für Tiere – Die Edition.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
"Ein Platz für Tiere". "Fenster zur Welt" oder "Heimstubenprogramm"?
Hochschule
Universität Regensburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
17
Katalognummer
V353571
ISBN (eBook)
9783668397002
ISBN (Buch)
9783668397019
Dateigröße
721 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
platz, tiere, fenster, welt, heimstubenprogramm
Arbeit zitieren
Sarah Glöckler (Autor:in), 2014, "Ein Platz für Tiere". "Fenster zur Welt" oder "Heimstubenprogramm"?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353571

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