Außenhandelspolitik ist nach innen ein Verteilungskonflikt zwischen verschiedensten Interessengruppen, und nach außen ein Kampf um wirtschaftliche Macht, Marktzugänge und Entwicklungschancen. Die Konfliktlinien verlaufen quer durch alle Ländergruppen und Sachgebiete. Das Ziel der Arbeit ist es, einen theoretischen Ansatz vorzustellen, der versucht, die politökonomischen Auswirkungen sowie Verflechtungen von Handelsliberalisierung darzustellen und mit dem Two-Level Game – Modell der Internationalen Politik zu verbinden, um die Welthandelsrunden des GATT und der World Trade Organization als institutionalisierte, sich wiederholende Mehrspieler- Two-Level Games mit dem Zweck der Überwindung von Nichtkooperation in der Außenhandelspolitik zu beschreiben.
Außenhandelspolitik führt aufgrund ihrer Verteilungswirkungen zu Gewinnen und Verlusten unter Arbeitnehmern und -gebern, import- und exportorientierter Industrie sowie Produzenten und Konsumenten, und ist politisch brisant ist. Lobbygruppen verursachen domestic constraints, die den Freiraum der Regierung in internationalen Verhandlungen einschränken. Die Verhaltenslogik des Gefangenendilemmas sagt theoretisch voraus, dass die Regierungen in multilateralen Handelsgesprächen in einem spieltheoretischen Nash-Gleichgewicht des gegenseitigen Protektionismus verbleiben, um ihren eigenen Nutzen zu maximieren. Mit dem Modell des Two-Level Games, das die Interdependenz von nationaler und internationaler Politik beschreibt, lässt sich jedoch erklären, wie und wann die Spieler aus dieser Situation der Nichtkooperation ausbrechen können. Welthandelsrunden sind institutionalisierte, sich wiederholende Mehrspieler- Two-Level Games, die Anreize zur Nichtkooperation abschwächen, durch das Bereitstellen von Information Unsicherheiten über domestic constraints beseitigen, issue linkages ermöglichen und damit strategische Verhandlungsoptionen öffnen sowie durch wiederholtes „Spielen“ tit-for-tat – Lösungen anbieten und Kooperationsnormen schaffen. Die zunehmende Verrechtlichung des globalen Handelsregimes kann Erwartungen über zukünftige Gewinne und Verluste stabilisieren und damit die Kooperation fördern, gleichzeitig aber auch zu mehr Widerstand gegen Freihandelsabkommen führen und die weitere Liberalisierung des Welthandels verzögern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Liberalisierung
- Die Theorie der Liberalisierung
- Die Verteilungswirkung von Liberalisierung
- Determinanten der außenhandelspolitischen Orientierung
- Two-Level Games in der Internationalen Handelspolitik
- Welthandelsrunden als institutionalisierte Mehrspieler - Two-Level Games
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die politökonomischen Auswirkungen der Handelsliberalisierung und verbindet diese mit dem Two-Level-Game-Modell der internationalen Politik. Ziel ist es, die Welthandelsrunden als institutionalisierte, sich wiederholende Mehrspieler-Two-Level-Games zu beschreiben, die darauf abzielen, Nichtkooperation in der Außenhandelspolitik zu überwinden. Der Fokus liegt auf der theoretischen Modellierung, wobei historische und empirische Aspekte nur beispielhaft erwähnt werden.
- Theorie der Liberalisierung und ihre Kritik
- Verteilungswirkung von Handelspolitik
- Two-Level-Games als Modell für internationale Handelsverhandlungen
- Die Rolle von "domestic constraints" in der Außenhandelspolitik
- Grenzen des Two-Level-Game-Modells im Kontext der WTO
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Schwierigkeiten der Doha-Entwicklungsrunde und die Gefahr einer Zunahme bilateraler Abkommen. Sie hebt den Konflikt um Liberalisierung und Freihandel hervor und benennt das Ziel der Arbeit: die Darstellung der politökonomischen Auswirkungen der Handelsliberalisierung anhand des Two-Level-Game-Modells im Kontext der Welthandelsrunden. Der Fokus liegt auf der theoretischen Modellierung, wobei empirische Aspekte nur im Einzelfall betrachtet werden.
2. Liberalisierung: Dieses Kapitel beleuchtet die Theorie der Liberalisierung, beginnend mit der klassischen Freihandelsdoktrin von Smith und Ricardo. Es diskutiert die komparativen Kostenvorteile und die Kritik an dieser Doktrin, welche auf die Bedeutung nationaler Interessen (Versorgungsautonomie, soziale Gleichheit, Arbeits- und Umweltstandards) und die kurz- und langfristigen Folgen von Liberalisierung eingeht. Kritisiert wird die Annahme, dass eine weltweite Marktöffnung allen Staaten gleichermaßen zugutekommt, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Industrien in Entwicklungsländern. Der Kapitel behandelt die Bedeutung nationaler Interessen wie Versorgungsautonomie, soziale Gleichheit, oder Umweltstandards und die kurz- und langfristigen Folgen von Liberalisierung. Empirische Beispiele aus Asien verdeutlichen die Problematik.
2.2. Die Verteilungswirkung von Liberalisierung: Dieses Kapitel analysiert die distributive Wirkung von Außenhandelspolitik. Es präsentiert drei Modelle: Harbergers Wohlfahrtsanalyse, das Ricardo-Viner-Modell und ein Modell, welches die Bedeutung von "domestic constraints" aufzeigt. Alle Modelle verdeutlichen, dass Handelspolitik Gewinner und Verlierer in der Gesellschaft hervorbringt, was zu politischen Einflussnahmen führt. Die Kapitel hebt hervor, dass Handelspolitik Gewinner und Verlierer innerhalb einer Gesellschaft erzeugt und damit politische Einflussnahmen auslöst.
Schlüsselwörter
Liberalisierung, Freihandel, Welthandelsrunden, Two-Level Games, Internationale Politische Ökonomie, Doha-Entwicklungsrunde, Verteilungswirkung, komparative Kostenvorteile, domestic constraints, WTO, Nichtkooperation.
Häufig gestellte Fragen zu: Politökonomische Auswirkungen der Handelsliberalisierung und Two-Level-Games
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die politökonomischen Auswirkungen der Handelsliberalisierung und verbindet diese mit dem Two-Level-Game-Modell der internationalen Politik. Der Fokus liegt auf der theoretischen Modellierung der Welthandelsrunden als institutionalisierte, sich wiederholende Mehrspieler-Two-Level-Games, die Nichtkooperation in der Außenhandelspolitik überwinden sollen. Historische und empirische Aspekte werden nur beispielhaft erwähnt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Theorie der Liberalisierung und deren Kritik, die Verteilungswirkung von Handelspolitik, Two-Level-Games als Modell für internationale Handelsverhandlungen, die Rolle von "domestic constraints" in der Außenhandelspolitik und die Grenzen des Two-Level-Game-Modells im Kontext der WTO.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel über Liberalisierung (inkl. Verteilungswirkung), ein Kapitel über Two-Level Games in der internationalen Handelspolitik, ein Kapitel über Welthandelsrunden als institutionalisierte Mehrspieler-Two-Level-Games und eine Zusammenfassung. Die Einleitung beschreibt die Schwierigkeiten der Doha-Entwicklungsrunde und den Konflikt um Liberalisierung und Freihandel. Das Kapitel zur Liberalisierung beleuchtet die klassische Freihandelsdoktrin und deren Kritik, einschließlich der Bedeutung nationaler Interessen und der kurz- und langfristigen Folgen von Liberalisierung. Das Kapitel zur Verteilungswirkung analysiert diese anhand verschiedener Modelle (Harberger, Ricardo-Viner, Modell mit "domestic constraints").
Welche Modelle werden zur Analyse verwendet?
Die Arbeit nutzt das Two-Level-Game-Modell zur Analyse internationaler Handelsverhandlungen. Zur Analyse der Verteilungswirkung von Handelspolitik werden die Modelle von Harberger, Ricardo-Viner und ein Modell, welches die Bedeutung von "domestic constraints" betont, herangezogen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Liberalisierung, Freihandel, Welthandelsrunden, Two-Level Games, Internationale Politische Ökonomie, Doha-Entwicklungsrunde, Verteilungswirkung, komparative Kostenvorteile, domestic constraints, WTO und Nichtkooperation.
Was ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Darstellung der politökonomischen Auswirkungen der Handelsliberalisierung anhand des Two-Level-Game-Modells im Kontext der Welthandelsrunden.
Welche Kritikpunkte an der Liberalisierung werden angesprochen?
Die Arbeit kritisiert die Annahme, dass weltweite Marktöffnung allen Staaten gleichermaßen zugutekommt, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Industrien in Entwicklungsländern. Sie betont die Bedeutung nationaler Interessen wie Versorgungsautonomie, soziale Gleichheit und Umweltstandards und die kurz- und langfristigen Folgen von Liberalisierung.
- Arbeit zitieren
- Robert Rädel (Autor:in), 2004, Gretchenfrage Liberalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35359