In der Schlussfolgerung seines vielbeachteten Beitrages in der Fachzeitschrift “International Security” bemühte sich John J. Mearsheimer Mitte der 1990er Jahre, den absoluten Geltungsanspruch des Neorealismus für die Erklärung der internationalen Politik aufzuzeigen und somit zu beweisen, dass internationale Organisationen eine untergeordnete Rolle in der Sicherheitspolitik spielen. Auch die Europäische Union (EU) sieht er als eine derartige Institution, deren Staaten weiterhin selbst als die Hauptakteure im System der internationalen Politik auftreten. Seit den 90ern hat sich allerdings viel getan – besonders die Union hat sich nicht nur ihrer Mitgliederanzahl weiterentwickelt. Durch den Vertrag von Lissabon wurde auch die Sicherheits- und Verteidigungspolitik gestärkt und verleiht der Union neue Qualität.
In dieser Arbeit wird anhand der Theorien des Neorealismus und des Neoliberalismus beleuchtet, ob sich die Europäische Union mittlerweile als eigenständiger Akteur auf dem Feld der internationalen Sicherheitspolitik hervorgetan hat oder ob sie weiterhin nur ein Instrument ihrer Mitgliedsstaaten ist. Nach einer kurzen Beschreibung der beiden Theorien der internationalen Politik, wird darauf eingehen, wie diese unter dem Terminus internationale Organisation zu verstehen sind. Auch die Union selbst wird kurz beleuchtet, mit dem Schwerpunkt der Erklärung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP). Des Weiteren wird auf die Diskussion eingegangen, ob die Union nun ein Staat oder eine Organisation darstellt.
Als praktische relevante Beispiele werden die Einsätze der EU in Bosnien und Herzegowina und im Tschad herangezogen. Diese werden den Einsätzen einzelner Staaten im Irak-Krieg gegenübergestellt. Durch den Hintergrund dieser Beispiele soll gezeigt werden, wie die Entscheidungen zu diesen militärischen Einsätzen zustande gekommen sind. Tritt die EU auf dem Parkett der internationalen Sicherheitspolitik bereits als eigenständiger Akteur auf? Verkennt der Neorealismus in seiner sturen Annahme, dass nur Staaten jene Akteure sind, das Potential der Union?
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Der Neorealismus
- Der Neoliberalismus
- Institutionen
- Neorealistische Institution
- Neoliberale Institutionen
- Die Europäische Union (EU)
- Ein kurzer historischer Rückblick
- Institution oder Superstaat?
- Die GSVP-Einsätze
- Bosnien und Herzegowina
- Tschad
- Irak
- Resümee und Zukunftsaussicht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit analysiert die Europäische Union (EU) im Kontext der internationalen Sicherheitspolitik und bewertet ihre Positionierung im Spannungsfeld des Neorealismus und des Neoliberalismus. Sie untersucht, ob die EU bereits als eigenständiger Akteur auftritt oder weiterhin nur ein Instrument ihrer Mitgliedsstaaten ist.
- Analyse der EU im Kontext der internationalen Sicherheitspolitik
- Bewertung der EU im Lichte des Neorealismus und des Neoliberalismus
- Untersuchung der Rolle der EU als eigenständiger Akteur
- Bedeutung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) für die EU
- Beurteilung der EU als Staat oder Organisation
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach der Rolle der EU in der internationalen Sicherheitspolitik. Sie beleuchtet die Relevanz des Themas und stellt die These auf, dass die EU in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat.
- Der Neorealismus: Dieses Kapitel stellt die Theorie des Neorealismus dar, die in den internationalen Beziehungen eine dominante Rolle spielt. Der Neorealismus betrachtet Staaten als rationale Akteure, die in einem anarchischen System agieren und sich um ihr Überleben kümmern müssen. Die Struktur des Systems prägt das Verhalten der Staaten. Die Kapitel erläutert die zentralen Elemente des Neorealismus, wie die „black boxes“ und die Machtverteilung im internationalen System.
- Der Neoliberalismus: Dieses Kapitel stellt die Theorie des Neoliberalismus dar, der als Gegenentwurf zum Neorealismus verstanden werden kann. Der Neoliberalismus betont die Bedeutung von Institutionen und Kooperation im internationalen System. Er argumentiert, dass Staaten aus eigenem Interesse an internationalen Kooperationen teilnehmen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
- Institutionen: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Bedeutung von Institutionen im internationalen System. Es werden unterschiedliche Perspektiven auf Institutionen beleuchtet, sowohl aus neorealistischer als auch aus neoliberaler Sicht.
- Die Europäische Union (EU): Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Europäische Union und beleuchtet ihre Entwicklung und ihre Bedeutung in der internationalen Politik. Es erläutert die Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und stellt die Frage nach der Positionierung der EU als Staat oder Organisation.
- Die GSVP-Einsätze: Dieses Kapitel analysiert die Einsätze der EU in Bosnien und Herzegowina und im Tschad. Es wird die Entscheidungsprozesse und die Rolle der EU bei diesen Einsätzen untersucht. Darüber hinaus werden die Einsätze einzelner Staaten im Irak-Krieg gegenübergestellt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Diese Arbeit befasst sich mit den Kernthemen Internationale Beziehungen, Sicherheitspolitik, Neorealismus, Neoliberalismus, Institutionen, Europäische Union, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), militärische Einsätze, Bosnien und Herzegowina, Tschad, Irak.
- Arbeit zitieren
- Armin Kofler (Autor:in), 2011, Institutionen als Akteure im internationalen System, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353724